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Extended Mal verliert man, mal gewinnen die anderen... von Tim "TMM" Michels |
15.01.2008 |
Hallo werte Leserschaft, nach GP-, urlaubs- und arbeitsbedingter Auszeit gibt es heute mal wieder etwas von mir zu lesen.
In einer Mail nach Jahreswechsel hat Tobi die Hoffnung geäußert, dass ich mir die Einhaltung von Deadlines zum Vorsatz machen würde. Da wird er jetzt aber direkt mal enttäuscht – mein Image als Diva mache ich mir so schnell nicht kaputt!
Jedenfalls ist jetzt nicht Donnerstag, sondern Freitag und der Artikel für nächste Woche ist noch nicht fertig, sondern ich beginne gerade, ihn zu schreiben. Ich sitze gerade im ICE von Hamburg nach Würzburg, um anschließend weiter nach Schweinfurt zu Sven „Real Silas“ Johnson und Wadim Reimche zu fahren, um mit den beiden morgen zum PTQ nach Nürnberg zu fahren. Moment mal… Hamburg… Nürnberg, war da nicht was? Ja, und zwar eine ganz schön große Entfernung dazwischen!
Dank meines Lieblingsfortbewegungsmittels (dem Zug) ist das aber in vier Stunden machbar und die BahnCard 50 und das zu Weihnachten geschenkte Tschiboticket wollen ja sinnvoll verwendet werden. Damit sich die Tour rein finanziell lohnt, sollte aber schon irgendwie der PTQ gewonnen werden, alles andere wäre wohl nicht genug…
Schwierig wird das nicht nur, weil Nürnberg eine Tradition als sehr gut besuchte PTQ-Stadt hat, nein, auch meine Vorbereitung lässt zu wünschen übrig. Momentan bin ich beruflich nämlich relativ stark belastet, was dazu führte, dass sich mein „Testing“ bisher auf einige random Matches auf MWS und sechs 8-Man-Queues auf Magic Online beschränkte.
Dort habe ich vor allem mein Affinity-Deck gespielt, mit dem ich mein Glück auch morgen in Nürnberg und übermorgen in Hamburg versuchen will:
Wer glaubt, diese Deckliste bereits zu kennen, hat höchstwahrscheinlich Recht und zumindest das Maindeck auf einer anderen Seite schon gesehen. In Wahrheit ist es aber einfach Jan Prüsers Deck von der PT: Valencia, mit dem er Tag 2 und Geld, leider aber knapp nicht die Top 50 erreicht hat. Die einzige – und offensichtliche – Änderung besteht im Austausch von Chromatic Star durch Springleaf Drum. Auch sonst muss ich wohl nicht mehr groß erklären, wozu die einzelnen Karten da sind – gerade bei Affinity ist das schon oft genug geschehen.
Beim Sideboard sieht man übrigens auch, dass ich mich nicht als top vorbereitet fühle – sonst hätte ich Cabal Therapy den Thoughtseizes vorgezogen. Aber wenn man sich nicht sicher ist, was man in jedem Matchup sagen soll, nimmt man halt lieber die Karte, die immer etwas macht. Auf Magic Online habe ich jedenfalls gemerkt, dass ich die Decks nicht gut genug kenne, nachdem das vermeintliche Dorandeck nach dem Sideboarden gar keine Targets für mein Smother lieferte, sondern lieber Gifts Ungiven und Academy Ruins für den Platinum Angel machte… Da ich ohnehin kein großer Constructed-Fan war und bin, teste ich leider immer noch zu wenig, sondern bastle meine Decks rein auf theoretischen Überlegungen. Zu der obenstehenden Deckliste bin ich übrigens ganz alleine gelangt, ohne zuvor das Original gesehen zu haben – das stimmt mich relativ zuversichtlich, dass nicht alles falsch war, was ich mir dabei dachte.
Bei Magic Online hatte ich in den Queues immerhin ausreichenden Erfolg, bei sechs Queues à vier Tix wurden sieben Booster gewonnen. Angefangen hat alles mit Niederlagen in der ersten bzw. zweiten Runde, positiv gehen konnte ich dann durch zwei Finals, von denen ich eins verlor und eins splitten konnte (direkt hintereinander gegen den gleichen Gegner!).
Während mir andere Affinity-Piloten von ihrem guten Matchup gegen Dredge erzählten, machten bei mir die meisten Gegner irgendeinen Wunsch auf Kataki oder Shattering Spree. Mein Eindruck vom Metagame wurde vor allem von einer Karte geprägt: Tarmogoyf. Nicht, dass das an sich so überraschend wäre, jedoch in dieser Heftigkeit hatte ich das nicht erwartet. In elf gespielten Matches habe ich genau zwei Mal keinen Tarmogoyf gesehen!
Eine weitere Komponente meiner Vorbereitung bestand aus Chats mit Jan Prüser, Sven Johnson und weiteren Leuten auf meiner ICQ-Liste. Ersterer war mein Haupt-Ansprechpartner für alle Fragen zu Metagame, Decks und Sideboard-Plänen, vielen Dank dafür! Er hat mich ebenfalls immer mit neuen Decklisten versorgt, die mich aber beim Spielen auf MWS auch nicht so richtig überzeugen konnten. Das U/W-Trondeck hatte zu viele klobige Draws und dem monoblauen Deck fehlten überzeugende Winoptions und Carddraw-Spells. Als ich dann damit auch nach zwei resolveten Hurkyl's Recalls gegen ein schlecht gebautes Affinitydeck verlor, wusste ich, dass ich lieber beim altbewährten Affinity bleibe, mit dem ich ja auch schon die letzte Extended-PTQ-Season ganz gut bestritten hatte.
Soviel erst einmal zur Vorbereitung, mein Laptop-Akku ist bald leer und ich gehe mir jetzt erstmal im Bord-Restaurant was zum Snacken suchen...
Vier Stunden später werde ich dann von Wadim Reimche am Schweinfurter Hauptbahnhof abgeholt und wir zocken noch ein paar Games Affinity vs. TarmoFolk und ich werde von seiner Mama mit lecker Food versorgt. (Danke!) Nach zehn Games merkt er schließlich, dass ich einfach mal gar keine Thoughtcast geproxt habe… Danach geht es weiter zu Sven Johnson, der zockt noch vier Games gegen Carlo und demonstriert eindrucksvoll, warum in seinem Sideboard drei Boils sind. Am nächsten Morgen geht es dann zum PTQ, dort angekommen werden erst mal noch ein paar Karten besorgt und dummes Zeug geredet. Eine Minute vor dem Einsammeln der Decklisten überlege ich mir noch, dass wohl niemand Dredge spielt und dementsprechend sieht mein Deck danach auf einmal so aus:
Alexander Rosenberger, der das Deck ja mit mir auf Magic Online getestet hat, spielt im Sideboard nur Mogg Fanatic statt Seal und irgendwie noch Tormod's Crypt. Leider habe ich meinen Block inklusive Notizen verloren, deswegen fehlen die Namen der Gegner und die Sideboard-Aktionen.
Erste Runde: Domain Zoo
Das erste Game kann ich relativ einfach gewinnen, dann boarde ich total schwachsinnig hin und her und habe schließlich vier Seal und drei Smother im Deck und kann ohne Shrapnel Blasts nicht mehr gewinnen, auch weil er Nexus und Plating mit einem Ancient Grudge erlegt. Im dritten Game tauschen wir Kreaturen gegen Removal, ich ziehe drei Trommeln und Länder, mein Gegner bei leerem Board Swiftblade, Mogg Fanatic und Grim Lavamancer. In den drei Spielen habe ich auch mindestens zwei Mulligans genommen.
„Boah, ich könnte auch mal was Gescheites ziehen!“ – Mein Gegner
0-1
Zweite Runde: W/B/g Aggro
Mein Gegner legt im ersten Spiel einen Dark Confidant, der zwei Silver Knights aufdeckt, dazu noch Disruption in Form von Duress. Der trifft aber bei meiner Starthand mit nur Kreaturen kein Ziel und ein Plating später gehe ich in Führung. Für das zweite Spiel kommt noch eine Needle gegen Jitte und Seal of Fire gegen Kataki rein. Das habe ich natürlich doppelt mit passender Great Furance auf der Starthand. Mein Gegner legt mit Land, Mox, Bob los, ich erlege ihn mit Seal, ebenso wie seinen Kollegen, der in der Runde danach folgt. Nun fange ich an, Kreaturen zu legen und gewinne damit auch. Hinterher zeigt er mir noch seine drei Jitten auf der Hand.
„Dass du auch zwei Seal of Fire ziehst, geht halt nie! Hätte ich Turn eins Kataki gelegt, wärst du doch super tot!“
1-1
Dritte Runde: Mono Blue Control
Im ersten Spiel lege ich nach Mulligan auf fünf erst mal nur einen Frosch in Turn 2, der abgesehen von einem Shrapnel Blast an den Kopf die einzige Schadensquelle ist, bis das irgendwann nicht mehr reicht. Mein Gegner gibt mir aber immerhin noch einige Extrazüge, in denen ich theoretisch noch Brand ziehen könnte, um zu gewinnen. Im zweiten Spiel kommt wieder der Mulligan und dann vom Gegner Hurkyl's Recall, gefolgt von Vedalken Shackles.
1-2
Vierte Runde: GBRw Affinity-Hate
Zwar bin ich out of contention, aber ich habe eigentlich immer noch Lust, ein bisschen zu zocken und etwas für das geschundene Constructed-Rating zu tun. Ich habe eine Starthand mit viel Affinity-Meseln, die ich alle in der dritten Runde spielen könnte – würde mein Gegner nicht in Runde zwei Punishment (die eine Hälfte von Crime // Punishment) für null spielen. Zum Glück bin ich dick geflooded und habe zwei Runden später wieder zwei Artefaktländer im Spiel, drei Länder auf der Hand und kann Thoughtcast für zwei weitere Länder spielen… Da kommt aber auch schon das zweite Punishment für alle meine Länder plus Ornithopter und anschließend ein Mogg Fanatic und Ravenous Baloth. Als nach meinem zweiten Land auch noch Eternal Witness auf Punishment kommt, bin ich allerdings kurz darauf tot. Jedoch habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben und halte auch im zweiten Spiel eine Hand, die ihr volles Potenzial erst Runde 3 mit Doppel-Enforcer entfalten kann. Nach Forest Bird kommt aber in seiner zweiten Runde auch schon Ancient Grudge + Flashback auf beide Manaquellen. Meinen Frosch erwidert er in seinem driten Zug gekonnt mit einem weiteren Groll. Runde vier Indrik Stomphowler, Runde fünf Putrefy plus Tarmogoyf sind dann entgültig zu viel…
„Ich hab schon ein paar Sideboard-Karten gegen dich, hihi.“
1-3
Fünfte Runde: Mono Black Control
Jetzt bin ich definitiv im Non-Netdeck-Bracket angekommen, was mich jedoch auch nicht vor zwei Mulligans im ersten Spiel schützt. Ich ziehe nur faire Kreaturen, die mein Gegner mit Tendrils of Corruption und Slaughter Pact erlegen kann, bevor zwei Kokushos mir den Rest geben. Das zweite Spiel kann ich dank zwei Shrapnel Blast trotz Mulligan gewinnen, im dritten folgen direkt mal drei Mulligans und seine zwei Phyrexian Arenas ziehen einfach zu viel Korlash und Consume Spirit…
„Oh nein, im Topf sehe ich nur Länder!“ – Mein Gegner nach sechs Zügen ohne Misch-Effekte für sein Sensei's Divining Top
1-4
Sechste Runde: R/w/u Burn
Puh, jetzt auch noch heruntergelost gegen den Mann, der nach eigener Aussage einen „halben“ Punkt geholt hat. Okay, dann geht ein Mulligan bestimmt in Ordnung. Und noch einer. Aller guten Dinge sind drei – allerdings war das in diesem Spiel leider nur die Anzahl meiner Handkarten – mit Tree of Tales, Great Furnace und Thoughtcast aber immerhin brauchbares Material. Außer der Gegner legt Turn zwei Isochron Scepter. Und imprintet Disenchant. Im Maindeck. Dass ich trotzdem noch fast ins Spiel gekommen wäre, verdanke ich nur der Tatsache, dass sein Deck nur Burnsprüche als Winoption hat.
„Wenn die Pithing Needle kaputt ist, kann ich dann wieder die Fähigkeiten spielen?“
Diese sind dann aber am Ende doch schnell genug und ich boarde drei Grudges und eine Needle, um seine einzig relevante Karte abzustellen. Erstere brauche ich auch dringend, als er eine Ensnaring Bridge legt und seine Hand aus Rift Bolts und Co. runterspielt. Nachdem die Brücke jedoch kaputt ist, ist er es auch. Er erzählt mir strahlend während dem Mischen, dass bei Unentschieden auch beide ein Spiel gewonnen hatten und dann die Zeit ausging…
„Wie lange dauert die Runde noch?“ – Gegner
„Noch 29 Minuten.“ – Judge
Im dritten Spiel beginnt er wieder mit einem Isochron Scepter, welches diesmal eine Lightning Helix eingeprägt bekommt. Dazu kommt noch ein Scepter mit Angel's Grace, bei mir aber Needle oder Grudge. Das einzig interessante ist, wie er im Lategame drei Züge lang topdeckt: Angel's Grace, Orim's Chant, Angel's Grace…
2-4
Siebte Runde: Mono Black Control/ Splash Deed & Putrefy
Im Prinzip das gleiche wie Runde fünf, nur mit weniger Mulligans…
3-4
Nach der Runde beglückwunsche ich als erstes AlexR zu seiner ersten PTQ-Top 8, die er sich auch echt verdient hat. Aber das zeigt meiner Meinung nach auch einen häufig unter- bzw. falsch eingeschätzten Faktor bei Magic: die zufälligen Draws. Alex hat in sieben Runden genau zwei Mulligans genommen, ich würde schätzen, dass es bei mir im Schnitt pro Runde mehr waren. Das Deck halte ich immer noch für ganz okay, aber auf einem PTQ werde ich es nicht mehr spielen, da einfach viel zu viele Sideboard-Karten in jedem Deck vorhanden sind und in fast jeder Farbe eine Karte für zwei Mana Affinity alleine tötet (Kataki, Recall, Grudge).
Aber am nächsten Tag gab es ja noch einen PTQ und Martin Brenner war so nett, mir das Deck zu leihen, mit dem Dejan zuvor 5-2 gespielt hat. Der coachte mich noch in Sachen Sideboard-Plänen und ich musste nur noch drei Stunden in Nürnberg verbringen, bis es dann um 1:30 Uhr mit dem Zug nach Hamburg ging – was da los war, erfahrt ihr wohl bald hier...
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