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Limited Scherben bringen Glück von Nico Bohny |
21.10.2008 |
Wer zum…?.
Die meisten von euch werden wohl noch nicht das Vergnügen gehabt haben, meiner Wenigkeit jemals begegnet zu sein. Das hat wohl unter anderem damit zu tun, dass ich weit weit weg, in der Schweiz (einem kleinen Land mit vielen Pros. .) wohne – im Auenland Europas, wo die Sonne immer lacht und scheint. Oder so ähnlich.
Da ihr hier wahrscheinlich etwas über Magic. lesen möchtet und nicht über meine weiteren Eigenschaften wie zum Beispiel meine Lieblingsfarbe oder meine exquisite Hamstersammlung, widme ich mich doch gleich unserem gemeinsamen Nenner: Blackjack und Nutten! Und dem Pappkärtchenspiel.
Leider habe ich weder einen PTQ noch ein Prerelease gewonnen in den letzten Wochen, worüber ich schreiben könnte. Trotzdem denke ich, dass ich euch einiges an Wissenswertem mit auf den Weg geben kann, was das neue Limitedformat betrifft. Und wer sich gerne noch bei einem PTQ für Japan qualifizieren möchte, oder im Magic Online. seinen Account ein wenig aufbauschen möchte (was ja bekanntlich bei Prereleases immer am einfachsten ist), kann mit folgendem Artikel doch sicherlich auch etwas anfangen…
Alara. & Ravnica. – ein ungleiches Geschwisterpärchen.
Alara. zeichnet sich vor allem durch seine Farbigkeit aus. Nebstdem, dass wir nur noch 14 Karten pro Booster kriegen (plus zwei Lesezeichen), beinhaltet das Set zehn Manafixer im Commonslot, die sich nicht nach grünem Mana richten – nämlich fünf Artefakte und fünf Länder. Kommt euch bekannt vor? Gab's auch schon mal.
Worauf will ich damit hinaus? Diejenigen, die Ravnica. ähnlich oft gespielt haben wie ich, wissen noch, was das Manafixing in diesem Block bedeutete – man spielte meistens dreifarbig, splashte sogar oft noch eine vierte Farbe. Alara. ist sogar noch ein bisschen farbiger, da jeder Fixer drei Farben kombiniert statt nur zwei – mit dem Drawback des Tempoverlusts.
Vergleichen wir einmal die Karten: Die Signets waren ein Mana billiger als die Obelisken, was sie nebst dem Fixing auch für die Beschleuigung sehr wertvoll machte. Man spielt in einem Deck gerne mehrere Vierdrops, in die man sich reinstürzen konnte, ebenfalls konnte man mit Signets einen Dreidrop spielen und dann noch das Karooland. Alara. sieht da ein wenig anders aus – das Deck im Fünferslot und weiter oben zu überladen, halte ich für keine brilliante Idee. Somit kommt den Obelisken auch eher die Funktion des Manafixings als der Beschleunigung zu. Die Karoos aus Ravnica. erzeugten für einen Tempoverlust einerseits Manafixing, andererseits Kartenvorteil. Die Länder aus Alara. haben keinen Kartenvorteil eingebaut, dafür hat man die Option, keinen Temponachteil zu erleiden, wenn man sie für farbloses Mana tappen kann.
Alles in allem muss man sagen, dass die Fixer in Ravnica. klar besser waren, dafür aber nicht so viele Optionen an Vielfarbigkeit erzeugten.
Der Scherbenhaufen.
Alara-Limited steht in einem ewigen Dilemma zwischen Power, Tempo und Konstanz. Das Set besitzt eine Reihe von starken, aggressiven Karten, vor allem Zwei- und Dreidrops, die aber auch nur wirklich gut sind, wenn man sie im zweiten bzw. dritten Zug ausspielen kann. Oftmals will man aber seinen zweiten und dritten Zug brauchen, um sein Mana mit Obelisken und Ländern zu fixen, womit man diese Züge praktisch auslässt, dafür nachher die ganze Qualität des Decks ausnutzen kann.
Außerdem zeichnet die Kartenqualität eine klare Wellenbewegung auf – es gibt viele sehr schwache Karten, dafür auch viele sehr gute, aber oftmals auch sehr farbige. Im Schnitt betrachte ich die Kartenqualität fürs Limited als unterdurchschnittlich. Was zur Folge hat, dass man – wenn einem die Mittel zur Verfügung stehen – gerne möchlichst vielfarbig spielt.
Das Sealedformat.
Noch in keinem Format habe ich von Spielern mehr den Satz „Du, ich glaub, ich hab soeben meinen Pool übel verbaut“ gehört. Und bisher in keinem Set hatte ich so oft das Gefühl, die Aussage würde voll ins Schwarze treffen. Meiner Meinung nach hat dies, wie oben schon erwähnt, sehr mit dem Dilemma von Alara. zu tun – die Balance zwischen Power, Konstanz und Tempo.
Ich habe seit dem Erscheinen des Sets schon diverse Pools geöffnet, beziehungsweise zu Augen bekommen, sei dies nun mit drei oder zwei zusätzlichen Boostern. Den Unterschied vom einen Booster, den ihr bei den Prereleases erhaltet, macht nicht mal einen großen Unterschied zur Herangehensweise beim Deckbau. Meine Hauptfragen an meinen Pool dazu sind folgende, und zwar in der zu ergründenden Reihenfolge:
. Welche Fixer besitzt mein Pool?.
Als Erstes sortiere ich aus meinem Pool jeweils die Obelisken und Länder, etwa gleichzeitig mit den Rares, denen ich in diesem Format eine ähnliche Wichtigkeit zuschreibe. Am liebsten sehe ich natürlich möglichst viele Uncommon-Länder, das Zweitbeste sind die Common-Länder, und über Obelisken freue ich mich auch, aber deutlich am wenigsten. Die Anzahl Colorfixer kann euch schon in eine bestimmte Richtung weisen, wie euer Deck aussehen wird.
. Kann ich ein aggressives, konstantes Deck bauen?.
Etwas, was es sehr, sehr selten gibt, und wahrscheinlich gleichzeitig die stärkste Option des Formats darstellt, ist ein aggressives, möchlichst zweifarbiges Deck mit eventuellem Splash. Das Deck sollte möglichst viele Wild Nacatl. und Akrasan Squire. haben und die Turns, die eure Gegner mit Fetchen und Obelisken-Spielen überspringen, mit billigen Tierchen ausnutzen können. Allgemein wichtig sind in dem Deck Exalted und Tempospells wie zum Beispiel Excommunicate, um auch gegen die dicken Jungs des 0-8-15-Sealedpools anzukommen. Wie gesagt, diese Art von Sealedpool ist äußerst rar, ich habe bisher erst einen zu Gesicht bekommen…
. Welche Farben kann ich supporten, welche splashen?.
Eigentlich würde man im Sealed meistens gerne fünffarbig spielen. Nicht aus Prinzip, sondern weil man einerseits viele hübsche Karten hat, die halt dreierlei Mana beanspruchen, und andererseits auch, weil die dazu passenden Manafixer genau dieses auch anbieten. Oft muss man nur ein einzelnes Basicland eines Typs spielen, und hat dann mit Obelisken und Ländern trotzdem um die vier Quellen. Und vier Quellen sind mehr als genug, um zwei bis drei Karten zu splashen – vor allem, wenn man bedenkt, dass man damit der Manabase nur minimalen Schaden zufügt, dafür aber die Qualität des Decks um einiges erhöhen kann.
. Was verlangen mir meine Bomben ab?.
Etwas vom Wichtigsten im Alara-Sealed sind die meist völlig überteuerten Rare- und Mythic-Rare-Bomben. Das Tempo des Formats ist tendenziell immer langsam, und mitunter dank des breiten Spektrums an Removal gibt es auch im Lategame immer wieder Stalls und das Spiel verläuft sich im Topdeckmodus. Und wenn man dann noch einen dicken Hengst auspacken kann, ist das Spiel praktisch schon wieder vorbei.
Die meisten Rares lassen sich splashen. Habe ich genug Fixer, tue ich das auch, ohne mit der Wimper zu zucken, auch wenn ich für meinen Empyrial Archangel. halt zwei Plains. splashen muss… tant pix. Habe ich die Fixer nicht, überlege ich mir, ob ich irgendwie ein halbwegs solides Deck bauen kann, das in dieser Scherbe liegt, die der Spoiler sein Zuhause nennt.
Hat man das Glück, eines der drei guten Ultimaten zu öffnen, verschärft sich die Frage sogar noch ein wenig. Wenn ich gut gefixt bin, probiere ich, nur noch möglichst je ein Basic-Land der übrigen zwei Farben zu spielen, die das Ultimatum nicht beinhaltet – bin ich nicht gefixt, spiel ich's entweder nicht, oder baue mein Deck darum.
Schlussendlich lande ich nun – je nach Manafixing – bei einem drei- bis fünffarbigen Deck – sind dies nun schlicht und ergreifend die 23 besten Karten des Pools, oder halt auf eine Scherbe fixiert oft mit Splash. Länder würde ich im Sealed immer 17-18 spielen – man dünnt die Bibliothek ja auch laufend mit den Common-Ländern aus. Ich würde selten weniger Länder spielen, auch wenn ich diverse Obelisken im Deck habe – denn diese brauche ich fast eher, um mein Mana zu fixen, als um mich in den Fünfer-Slot zu beschleunigen und meine teuren Tiere früher zu spielen.
Weitere kleine Tipps.
. Play or Draw? Ich weiß, man zieht gerne eine Extrakarte, wenn man's schon so bunt treibt mit der Manabasis. Trotzdem würde ich aus tempotechnischen Gründen immer anfangen in dem Format. Wenn man aggressiv ist, dann will man ja sowieso anfangen, wenn man eher langsam ist und seinen Dreierslot den Obelisken verschrieben hat, will man diesen nicht on the Draw einem Zweidrop und einen weiteren Tierchen vor die Nase stellen. Also immer anfangen… außer… ihr habt ein Deck mit unzähligen Removal und wisst, dass dies euer Gegner auch tut.
. Graveyard-Triggers: All die Burschen, die wachsen, wenn Tiere sterben, auch Hissing Iguanar. und ebenfalls das Necrogenesis, das auf möglichst viel Kadaver steht, sind im Sealed extrem stark. Da man extrem farbig ist, spielt man auch so viel Removal, wie man kann, und dank Devour und diversen Tokens wird auch regelmässig ins Gras gebissen. Der Beste? Schnappi!
. Finger weg von Combattricks: Wenn ihr nicht ein wirklich aggressives Deck habt, oder unbedingt eine weitere spielbare Karte sucht, lasst es bleiben.
. Farbige Zweidrops: Die Zweidrops der Nachbarfarben (der Rib-Clan Crasher, der Steward of Valeron,…) sind nicht so toll, wie sie auf den ersten Blick aussehen. Klar, Tidehollow Strix. und von mir aus auch Deft Duelist. können selbst im Lategame noch gut sein. Für die anderen gilt: Wenn sie nicht gut gefixt sind, lasst die Finger davon, denn ab Turn 3 oder 4 sind sie schon nicht mehr so spektakulär.
. Splashfarben fixen: Falls ihr mal das Luxusproblem haben solltet und zu viele Obelisken in eurem Pool vorfindet (Länder kann man fast nicht zu viele haben), dann spielt die Obelisken, die eure Splashfarben supporten. Dafür könnt ihr mehr Länder der Hauptfarben spielen und könnt eure frühen Drops auch ohne den Obelisken schon spielen.
. Der Fünffärber: Probiert, auch wenn ihr fünffarbig seid, eine oder zwei Farben ein wenig intensiver zu spielen, so dass es euch eure Manabasis erlaubt, frühe Drops zu spielen.
So weit, so gut. Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner kleinen Analyse einen kleinen Überblick und auch einige Anregungen zum neuen Format geben. Man sieht sich beim PTQ in Basel…
Nico
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