Wenn ihr das hier lest, bin ich entweder noch in Rotterdam oder auf dem Rückweg. Unter anderem wegen des Grand-Prix-Wochenendes fällt der Artikel diesmal auch wirklich kurz aus. Lest ihn lieber ganz schnell, bevor er gleich schon wieder zu Ende ist!
Apropos
Zum Einstieg Musik!
Den Song habe ich nämlich vorhin passenderweise in Rotterdam gehört (während ich diese Zeilen schreibe, neigt sich der Freitag langsam dem Ende entgegen) und mich selbstverständlich gleich gefragt: Warum haben Wizards den diesjährigen britischen Grand Prix denn bloß nach Brighton gelegt und nicht nach Liverpool? Ja, ich weiß, dafür sprechen bestimmt ganz viele tolle Gründe... Aber wie viel besser passte dieses Lied, wenn sein Refrain aus den Städten zweier Grand Prix und der Weltmeisterschaft 2009 bestünde...?
Ach menno, wieder einmal eine einmalige Chance verpasst!
Wer will noch mal, wer hat noch nicht...?
Nun, ich gehöre dann wohl zu der ersten Gruppe. Schließlich habe ich bereits zweieinhalb Artikel über Elfen geschrieben und will das Thema heute erneut anschneiden.
Michael Diezel hat letzte Woche eine exzellente Analyse der Elfen in der Chord of Calling-Version von Thoralf Severin abgeliefert. Letzterer trat damit in die Fußstapfen von Luis Scott-Vargas (Berlin + Elfen = Turniergewinn) und somit scheint für den aktuellen Stand der Dinge eigentlich alles gesagt.
Oder auch nicht. Ich störe mich ehrlich gesagt weiterhin an Chord of Calling. Leider lässt sich dieses Thema nicht komplett ausdiskutieren – das Einzige, was ich versuchen kann, ist, die Argumente auf beiden Seiten aus meiner Sicht zusammenzufassen.
Die Karte macht das gesamte Deck flexibler, sowohl was die Reaktionsfähigkeit im Spiel als auch insbesondere beim Sideboarden angeht. Mit der Weird Harvest-Variante boarde ich oft nur zwei, manchmal sogar überhaupt keine Karte.
Auch läuft man mit Chord weniger Gefahr, aus einem Spiel ganz ausgeschlossen zu sein. Die Harvest-Version bringt hin und wieder Draws hervor, mit denen sich rein gar nichts anfangen lässt oder die bereits durch ein einzelnes Thoughtseizeimplodieren. Ähnlich steht's mit Engineered Explosives und vor allem Chalice of the Void – mit bis zu acht 2-Drops in der Chord-Version lässt sich da deutlich besser gegenhalten. Überhaupt kann man konstatieren: Die Variante mit Weird Harvest ist in jeglicher Hinsicht wesentlich anfälliger – für alles!
Hinzu kommt noch, dass die beiden momentanen Spitzenreiter des Extended-Metagames Feen und Elfen heißen. Gegen Feen ist man mit Chord of Calling unglaublich viel besser gewappnet, erstens wegen dessen Instant-Natur, zweitens, weil Wirewood Hivemaster & Co. Siege trotz gescheiterten Komboversuchen erlauben, und drittens: Weird Harvest an sich ist gegen ein Deck mit massenhaft Spellstutter Spritekeine gute Idee (TM).
Im Elfenmirror setzt sich ebenso meist derjenige durch, der Chord of Calling auf Orzhov Pontiff spielt. Dazu ist die Weird Harvest-Liste nun einmal nicht in der Lage und eine wirkungsvolle Verteidigung dagegen, die hat es auch nicht.
Das Deck ist schneller! Ich denke mittlerweile, der Geschwindigkeits-Unterschied macht sogar noch mehr aus, als das Elf-Meter damals angezeigt hatte.
Das ist bereits das einzige Argument, was für Weird Harvest spricht, und ist zugegebenermaßen nicht viel. Trotzdem kann ich mich davon nicht trennen. Falls ihr mit dem Gedanken spielt, demnächst Elfen zu zocken, dann testet bitte zuerst mit der Chord-Variante! Andersherum wird es euch womöglich genauso schwerfallen zu wechseln wie mir. Denn es ist ein wenig so, als wollte man von einem Sportwagen auf ein Bobbycar umsteigen. Ich habe es mehrfach probiert, aber es geht einfach nicht...
Wirklich unmöglich dieses Chord of Calling! Andauernd sehe ich auf meiner Hand einen grünen -Spruch, freue mich, rechne dann nach und stelle fest: Es reicht nicht. Wieso, weshalb, warum, frage ich mich in solchen Situationen immer, ist die Karte eigentlich kein Weird Harvest? Wieso zur Hölle habe ich jetzt nicht gewonnen?!
Denn Gegner tappen sich nun mal aus. Und haben ihre Gegenmaßnahmen manchmal nicht zur Hand. Oder wissen nicht recht, damit umzugehen. Und gerade in letzter Zeit: spielen so, als ob sie mit Chord of Calling rechneten. In all diesen Fällen ist es ein unbeschreibliches Ärgernis, keinen Weird Harvest zu haben. (Zumindest, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.)
Mein Problem ist jetzt: Selbst wenn man versuchte, den Vorteil von Weird Harvest ganz nüchtern zu betrachten, ist es schier unmöglich, diesen zu quantifizieren und mit den Vorteilen eines Chord of Calling zu vergleichen. Ich kann die Argumente für und wider nicht sinnvoll gegeneinander abwägen. Was meint ihr dazu?
Fallout Boy
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Warum also nicht ganz ein anderes Deck wählen. Mein persönlicher Wunschkandidat dafür wäre Burn, allein schon weil Burn (in anderer Form und in der Vergangenheit) immer recht gut zu mir gewesen ist.
Und wie es der Zufall so will, hat Burn mit Conflux gerade erst eine Karte dazuerhalten, die es einigermaßen stärken müsste. Müsste – ja, denn bei den bisherigen PTQs war davon noch nichts zu merken.
Trotzdem: Volcanic Fallout tut so viel Gutes. Es verbessert das Matchup gegen Elfen z.B. insofern, als dass man fast zwingend einen weiteren Zug bekommt – oftmals sogar deutlich mehr.
Gegen Feen ist es zwar immer schwierig festzustellen, warum genau man nun eigentlich verloren hat, aber an irgendeinem Punkt begeben sich die blauen Zauberer doch in eine Toughness-schwache Offensive, oder nicht? Zugegeben, wirklich viele Feen wird man mit Volcanic Fallout kaum abräumen (des Öfteren z.B. nur eine einzige Vendilion Clique), dafür jedoch ist die Karte nicht zu neutralisieren. Und das hilft gleich in zweierlei Hinsicht: Wenn der Feenzauberer sich beeilt, verliert er möglicherweise eben doch viele Kreaturen an die Karte; wohingegen, wenn er es ruhig angeht und sich darauf verlässt, dass er ja immer den letzten Burn-Spruch countern könne, dann erlebt er womöglich sein entschieden un-blaues Wunder!
Genau das ist allerdings am wichtigsten von allem: Die Karte macht Schaden auf Spieler. Das ist so bedeutend, weil es die Natur des Burn-Decks ist, ausschließlich Kartennachteil zu produzieren. (Und zwar für den Eigenbedarf!) Letztlich sind hier alle Sprüche, die man spielt, irrelevant. Alle bis auf den einen letzten natürlich, der den Gegner tötet. Das heißt, das Risiko, dass dieser letzte niemals kommt, ist um jeden Preis so gering wie möglich zu halten. Egal was, eine Karte, die dem Gegner keinen Schaden verursachen kann, ist im Maindeck von Burn unspielbar. Volcanic Fallout wiederum ist somit spielbar.
Die Frage ist: Zwei oder drei davon? Und was entfernt man aus der Liste, die sich bereits vor Conflux weitestgehend etabliert hatte?
Ich tendiere momentan zu dreien, aber das hängt von der genauen Zusammensetzung des Feldes ab, das man erwartet. Ziemlich sicher ist allerdings, dass 3-Mana-Sprüche das Deck im Gegenzug verlassen müssen. Und das können eigentlich bloß Flames of the Blood Hand sein.
Und was ist mit Hellspark Elemental? Nun, ein 3/1-Körper schafft es nicht zuverlässig genug, bis zum Gegenspieler vorzudringen. Spark Elemental im ersten Zug schafft es immerhin notwendigerweise in mindestens 50% der Fälle, Hellspark Elemental in Turn 2 bereits seltener und dessen Unearth-Fähigkeit leidet darunter noch weiter.
Eins, zwei, Pollizei
Die Umfrage der letzten Woche hat Folgendes ergeben:
Das mag auf den ersten Blick zwar nicht nach bahnbrechenden Erkenntnissen aussehen und sonderlich viel Aufmerksamkeit hat die Umfrage auch nicht gerade erhalten – aber relevant ist es trotzdem!
So lässt sich (unter der Voraussetzung, dass man das Ergebnis auf die schweigende Masse hochrechnen kann) schlussfolgern: 26% aller PlanetMTG-Leser interessieren sich wenig oder überhaupt nicht für Draft oder haben schlicht keine Möglichkeit dazu. Weitere 36% liegen irgendwo im Mittelfeld und der Rest (38%) besteht aus echten Vieldraftern.
Das ist zunächst einmal bloß interessant, ohne direkte Konsequenzen zu haben. (Abgesehen davon, dass ich den 26% an dieser Stelle noch einmal sagen will: Ihr solltet es ausprobieren, es macht riesig viel Spaß!) Aber solch eine unkomplizierte Möglichkeit zu haben, dem Planeten Feedback zu geben, bzw. für uns, Feedback zu erhalten, ist eine wunderbare Sache. Denn es hilft nicht wenig, wenn man weiß, wie sich die Leserschaft zusammensetzt – sowohl dem Schreibenden als auch letztlich dem Leser!
Machen wir diese Woche doch einmal eine Umfrage ganz anderer Art:
Wie angekündigt, war es das dann auch für diese Woche. Schaltet aber ebenso nächsten Montag wieder ein, dann gibt's lustige Coverage-Geschichten.