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Ein Spaziergang durch Conflux
von Nico Bohny
01.04.2009

Als nunmehr ausgelehrter Pädagoge habe ich mir viel Unsinn anhören müssen während meiner Ausbildung. Und da mir als einleitende Worte nichts Besseres in den Sinn gekommen ist, müsst nun auch ihr ihn euch anhören.

„Exemplarisches Lernen“ ist mein Stichwort heute – hierbei geht es darum, an einem Beispiel in kleinem Rahmen aufzuzeigen, wie ein Sachverhalt in einem größeren Kontext funktioniert. Zum Beispiel einen Ball auf den Boden fallen zu lassen, um daran dann den freien Fall zu erläutern.

Und um euch beizubringen, wie man richtig gut draftet, begeben auch wir uns heute in ein kleines, abgeschirmtes Biotop, welches wir bestens analysieren und mit dem wir fröhlich experimentieren können: Conflux-Draft. Nicht etwa weil speziell dieses Draftformat so furchtbar relevant wäre – vielmehr weil sich daran beispielhaft eine Herangehensweise verdeutlichen lässt, die nicht bloß hier, sondern grundsätzlich gute Dienste leistet.

Als Erstes verschaffen wir uns einen kleinen Überblick...

Kleiner Überblick

Conflux besteht aus 145 Karten, davon 60 Commons, 40 Uncommons, 35 Rares und zehn Mythics.

Manafixing:
Conflux beinhaltet elf Manafixer im Commonslot, sechs davon benötigen farbiges Mana zur Umsetzung, und alle außer Grixis Illusionist und Mana Cylix stufe ich als spielbar bis gut ein. Das ist eine ganze Menge und verlockt zur Mehrfarbigkeit. Dagegen sprechen quasi nur die Outlander, die offensichtlicherweise vor allem in einem Zweifärber brillieren.

Removal:
Quantität geht hier absolut vor Qualität. Zwar finden sich ganze sechs Removal im Commonslot, von denen die meisten jedoch so sehr mit „wenn“ und „aber“ versehen sind, dass sie plötzlich situativ und somit eher suboptimal werden. Was in quasi jedem anderen Format noch „Removal kann man nie genug haben“ war, zerfließt hier in „Drag DownFiery Fall – auf Wiedersehen“.

Combat-Tricks:
Auf Might of Alara und Gleam of Resistance muss man Acht geben, ansonsten gewinnt immer der Größere. Constricting Tendrils kann zwar schon mal ein Wretched Banquet countern oder einen Kreaturenkampf zu eigenen Gunsten ausgehen lassen, aber ansonsten ist in diesem Bereich nicht viel los.

Kreaturen:
Viele Flieger, ansonsten alles ziemlich Vanilla. Da mal ein wenig Schutz, hier eine Prise Exalted, damit hat sich's. Kein Pinger, kein Tapper, kein Heiler (im Commonslot zumindest), somit sind auch Removal gar nicht mehr mal so wichtig. Schlussendlich kommt's nämlich doch auf die Größe an!

Archetypen


Blau/Weiß-Beatdown:
Orientiert sich sehr an den Exemplaren von Court Homunculus, die man sich krallen kann. Kombiniert mit dem Volcanic Fallout-sicheren Vedalken Outlander, ein paar Fliegern, bisschen Bounce und dem einen oder anderen Gleam of Resistance – fertig. Wahlweise und je nach Anzahl zur Verfügung stehender Gleams und Ancient Ziggurat auch mit Grün- oder Schwarz-Splash.

Blau/Schwarz-Aggro:
Erfreut sich natürlich sehr an den guten beiden Comes-into-Play-Tieren Sedraxis Alchemist und Parasitic Strix, deshalb ist hier auch der Zombie Outlander, der praktischerweise noch mit dem besten Schutz versetzt ist, so wichtig. Ansonsten etwas langsamer als die weiße Variante, dafür mit der tollen Yoke of the Damned/Brackwater Elemental-Kombo.

Esper:
Probiert, möglichst viele Flieger und Artefakte zu horten und diese mit Faerie Mechanist, Sludge Strider, Esperzoa und Ähnlichem auszubeuten. Synergetisch gesehen sicher das beste Deck, aber leider auch mit etlichem Hate bedacht: Spinnen, Nacatls, Molten Frame, multiple Scattershot Archer oder Filigree Fracture. Von allen Seiten her weggedraftet und gehatet, deshalb will man wohl Esperzoa, Sphinx Summoner oder Master Transmuter öffnen, damit es sich wirklich lohnt, sich mit den anderen um die guten Esperkarten zu streiten.

Grünbasiertes Midrange:
Der wilde Löwe ist wohl der Standpfeiler dieser Strategie, kombiniert mit üblicherweise zwei anderen Farben, die meist Removal oder Flieger liefern.


Fünffarbig:
Kann etwa so ziemlich alles beinhalten, was man sich so wünscht. Die Strategie dabei ist meistens, sich auf eine Scherbe festzulegen und danach von den anderen Farben je ein Standardland fürs Domain zu splashen. Am besten aber, wenn man sich auf eine ordentliche Strategie festlegt, so zum Beispiel...

...der Removalhaufen:
Auf diesen Typ Deck möchte ich gerne etwas genauer eingehen, nicht zuletzt, weil ich ihn für den stärksten halte. Man macht sich hier zunutze, dass sich die meisten Drafter ums Esper streiten und niemand das eher maue Removal will. Außerdem gibt's keine Shroud-Kreaturen im Format, und aufgrund der schlechten Combat-Tricks reicht's oft schon, einfach ein dickeres Tier in den Weg zu stellen, um virtuell Kartenvorteil zu erzeugen. Eigenes Getier möchte man am liebsten in möglichst wenigen, möglichst dicken Portionen – im Grunde wie im Steakhouse.


Als Grundfarbe wählt man meistens Schwarz wegen des zahlreichen Removals. Wretched Banquet findet in einem Deck mit ausschließlich dicken Tieren immer ein gutes Ziel, Yoke of the Damned wird mit etlichem anderen Removal auch deutlich aufgewertet, und Drag Down ist selbstredend im fünffarbigen Deck goldrichtig platziert. Blau wird praktisch nur für Domain gesplasht, die anderen Farben gewichtet man je nach erhaltenen Matca Rioters, Aven Trailblazer und Fiery Fall.

Manafixing braucht man trotz der Fünffarbigkeit nicht besonders viel. Armillary Shere hat man aufgrund des Kartenvorteils sehr gerne, Fiery Fall aufgrund seines Late-Game-Potenzials und Absorb Vis aufgrund seiner Farbe (obwohl die vier Lifeloss völlig irrelevant sind, und acht Leben zu gewinnen, an sich viel praktischer wäre). Auch Rupture Spire spielt man gerne, auf den Rest kann man eigentlich verzichten.

Tiere will man wie gesagt möglichst wenige. Matca Rioters, Aven Trailblazer und Pestilent Kathari sind wohl die einzigen Commons, die man in Erwägung zieht. Der Kathari beißt sich zwar sehr mit dem Banquet, macht sich mit Dark Temper und in einem Format ohne Pinger jedoch ganz gut. Der Rest ist Uncommon oder Rare.

Zu guter Letzt – die Todfeinde des Decks: Spore Burst kann man überleben, wenn man ein dickes Tier oder Volcanic Fallout zur Hand hat. Voices of the Void für viel ist meistens Genickbruch. Da beide Karten jedoch im 5-Farben-Deck sowieso super sind, pickt man sie selbst gerne weg, sobald man sie sieht.

Von der Theorie zur Praxis: 4-3-2-2-Draft CCC





Was wir hier sehen, ist ein ausgesprochen dürftiger Booster. Die Spinne ist durchaus in Ordnung, glänzt aber nur gegen jegliche Stahlkonstruktionen, sprich Esper – gute rote Permanents sind leider ziemlich rar in Conflux. Der Feenmechaniker ist offensichtlich gut im Esper, da er eine der seltenen Möglichkeiten auf Kartenvorteil mit sich bringt. Reicht aber vom Powerlevel nicht für ein Commitment an Artefakte. Der Nacatl ist auch ganz in Ordnung, aber nie und nimmer ein hoher Pick. Und eigentlich last but not least: Shard Convergence. Offensichtlich nur in einem einzigen Decktyp wirklich gut, und auch dort durchaus ersetzbar.

Aber wie schon gesagt: ein leerer Booster. Ich entscheide mich aufgrund meiner Vorüberlegungen nicht unbedingt für die stärkste Karte, aber den stärksten Archetyp.

Pick: Shard Convergence





Ein weiterer, sehr schwacher Booster. Nebst dem vor allem gegen schwarze Permanents brillierenden Celestial Purge passen die guten Vanilla-Rioters ganz gut in den Pile. Vielleicht bekommen wir ja sogar eine grüne Basis zustande…

Pick: Matca Rioters





Wieder ein Purge, wieder ein Rioter, dann die gute Esperzoa, die für uns leider tabu ist, und dann das gute Removal. Mehr und mehr Macht, das wollen wir!

Pick: Drag Down





Ein interessanter Booster. Wir haben einerseits den dicken Löwen, der in unserer bisher grünen Basis gar nicht mal so übel wäre. Im 5-Color-Deck macht er aber prinzipiell zu wenig, da der wilde Kerl erstens pro Zug ein Mana vertilgt, zweitens eher selten in der vierten Runde ausgespielt werden kann. Des Weiteren haben wir eine weitere Shard Convergence zur Auswahl – eine Karte, von denen man eigentlich nie mehr als eine ziehen will, so dass ein langsames Deck überhaupt keinen Platz für eine zweite Kopie hat. Und das Removal ist klasse, auch wenn es noch nicht in den Hauptfarben liegt – schließlich werden wir das in unserem Deck ohnehin nur höchst selten cyclen wollen.

Pick: Fiery Fall





Schon wieder der Löwe, diesmal mit weniger Konkurrenz. Der Alchemist fällt weg, da man im 5-Color nie ein blaues Permanent kontrolliert. Das Plowbeast ist ein netter Finisher, und ich hätte es wohl sogar noch über den Löwen gepickt. Aber da wir ein Removal – zwar kein gutes, aber immerhin – im Booster haben… immer nur her damit.

Pick: Dark Temper




Eine meiner absoluten Lieblingskarten in diesem Archetyp – löst frühe Probleme kostengünstig, zeitnah und überraschend zuverlässig, und ist auch im Late Game selten eine tote Karte. Absolut solide Karte, gerne mehr!

Pick: Wretched Banquet




Das Kraniocerops ist in einem aggressiven Naya gar nicht mal so übel. Auch im 5-Color mal zur Not spielbar. Aber die Foil-Uncommon nehmen wir da immer drüber…

Pick: Scarland Thrinax




Wow, dafür hier die Qual der Wahl. Da ich Schwarz als Hauptfarbe anstrebe – das Banquet.

Pick: Wretched Banquet




Eine Rare ist schließlich eine Rare. Wäre der Draft 8-4, hätte ich wohl zum Molten Frame gegriffen…

Pick: Telemin Performance




Eine spielbare Karte, die wir den anderen nicht gönnen müssen.

Pick: Vectis Agents

Im weiteren Verlauf gibt es kaum noch etwas zu sehen. Insbesondere erspare ich euch den Anblick von ach so vielen Bone Saw, Valiant Guard und dergleichen. Hier meine Picks:

Kurz als Anmerkung: Gegen Corrupted Roots hab ich in der ersten Runde noch gespielt. Mein Gegner legt's ziemlich früh auf meinen Forest – ich spiel Unstable Frontier und mach das Land zum Gebirge… huiiiii…





Wow, dieses Mal Qualität im Überfluss. Wenn ich dazumals gewusst hätte, dass ein Foil-Maelstrom Angel (denn um den handelt es sich hier) so wertvoll ist, hätte ich ihn wohl nicht verschmäht. Da aber die Mauer an sich besser ist, habe ich dann doch zur weißen Rare gegriffen, die sich zwar mit Wretched Banquet nicht so gut versteht, als Wiedergutmachung dafür praktisch jedes Spiel gewinnt, in dem sie liegenbleibt. Fairer Kompromiss.

Pick: Wall of Reverence





Dick und goldig, perfekt. Spore Burst wäre hier wohl eine gute Alternative gewesen.

Pick: Voracious Dragon





Mehr Karten, die man auch im Cruel Control spielt, bedeutet mehr Qualität. Vor allem gegen jegliches Esper ist das Fallout echt klasse.

Pick: Volcanic Fallout





Banquet oder Fall finde ich echt ein knapper Entscheid. Da ich nun aber schon über Fallout und Wall of Reverence verfüge und mit Fallout und Drache gerne rote Karten habe, nehme ich diesmal den Spruch fürs Late Game.

Pick: Fiery Fall





In einem Mirror-Match, in dem beide Spieler mehr Removal als Tiere haben, wer gewinnt da wohl? Nun, es könnte derjenige mit dem Inkwell Leviathan sein, noch wahrscheinlicher siegreich, insbesondere im direkten Aufeinandertreffen, ist jedoch...

Pick: Voices from the Void




Removal-Count: +1

Pick: Fiery Fall




Convergence hab ich schon, das Szepter ist sogar maindecktauglich mit genügend Schwarz, gewinnt das Mirror ganz alleine und gibt mir nach dem Draft zwei Tix zurück. Das gönn ich mir.

Pick: Scepter of Fugue




Knapp besser als das Land, das an sich was ziemlich Ähnliches macht...

Pick: Absorb Vis




Das Ziel seit dem Szepter: mehr Schwarz! Und Deathtouch in einem Format ohne viel Removal oder Utilitygetier = Removal. Und da wir bereits viel Instant-Removal besitzen und uns so durchaus mal Mana offenhalten können, erhält auch die First-Strike-Fähigkeit Einiges an Relevanz.

Pick: Pestilent Kathari




Mehr Schwarz, mehr Removal.

Pick: Yoke of the Damned

Weitere Picks:

Scattershot Archer – eventuell fürs Sideboard.
Gluttonous Slime – um unsere Wretched Banquet auch sicher durchzuboxen.
Cumber Stone – nette Sideboardkarte gegen das gepasste Spore Burst.
Maniacal Rage
Mountain





Auch hier wieder ein gieriger Money-Pick. Der Dragonsoul Knight wäre wohl meine Alternative gewesen.

Pick: Exotic Orchard





Ach ja, apropos. In einem ansonsten leeren Booster ein No-Brainer.

Pick: Dragonsoul Knight





Discard haben wir genug und Rot wünschen wir uns schon allein für unseren Drachen noch etwas mehr.

Pick: Fiery Fall





Regeneriert. Gewinnt das Late Game ganz alleine. Wollen wir nicht auf der Seite des Nachbarn sehen. Her damit!

Pick: Vagrant Plowbeasts





Auch in diesem Booster wartet ein absoluter Eckpfeiler unserer Strategie auf seinen Einsatz. First Strike fürs Early Game, Lifegain und ein großer Body für später, absolut brillant.

Pick: Paragon of the Amesha




Da ist nix für uns drin. Also nehmen wir einfach die beste Karte weg.

Pick: Esper Cormorants




Exploding Borders mag ich überhaupt nicht, da die Schadenspunkte so was von irrelevant sind. Das Temper hingegen kann mit Geier und Szepter gut einmal ins Schwarze treffen.

Pick: Dark Temper




Money, Money, Money...

Pick: Hellspark Elemental




Wow, was will man mehr. Zwar teuer, aber wenn die liegenbleiben, ist das Spiel auch schon quasi gelaufen…

Pick: Skyward Eye Prophets

Endspurt...

Das Deck:

1 Matca Rioters
1 Pestilent Kathari
1 Dragonsoul Knight
1 Paragon of the Amesha
1 Wall of Reverence
1 Voracious Dragon
1 Skyward Eye Prophets
1 Vagrant Plowbeasts

1 Drag Down
2 Wretched Banquet
1 Voices from the Void
1 Volcanic Fallout
1 Shard Convergence
1 Yoke of the Damned
2 Dark Temper
4 Fiery Fall
1 Absorb Vis
1 Scepter of Fugue


1 Unstable Frontier
1 Exotic Orchard
2 Plains
5 Swamp
6 Mountain
1 Forest
1 Island

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Ein wunderschönes Deck. Problemlos drei Runden gewonnen, ein weiterer Schritt zum Infinite. Sogar im fünften Zug Voices from the Void für fünf hab ich überlebt, dank aktivem Paragon. So muss ein Deck funktionieren!

Ich wünsch euch 'ne angenehme Woche, macht euch startklar für die Magic Online Championships und holt euch ein Ticket zu den Worlds! Ich verabschiede mich derweil mit meiner Top 5 an Conflux-Bildern, die ich als absoluter Kunstkenner sogar an ein Museum weiterempfehlen würde:

5. Gwafa Hazid, Profiteer: Der Ausdruck des Typen sagt schon so viel über seine arrogante Haltung aus – dem Mann gehört einfach gehörig die Fresse poliert. Wenn man als Maler so viel Charakter in ein Bild einbauen kann, hat man seinen Job gut gemacht.


4. Path to Exile: Alleine schon die Abwehrhaltung der schwindenden Raubkatze gefällt mir sehr. Die Farbkonstellation und der Übergang zwischen Körper und Zerfall runden das Bild perfekt ab.


3. Wild Leotau: Da kann man sich gleich vorstellen, wie laut der brüllen kann. Etwa so:

G G G R R R R R R R R R O O O O O O O O O O O O O O O O A A A A A A A A A A A A A A A A A R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R R

An Dynamik und Wildheit kaum zu überbieten.
Sehr schön!

2. Knight of the Reliquary: Ein absolutes Stimmungsbild. Könnte auch auf einem Cover eines Märchenbuches oder einer Postkarte aus dem Mittelalter drauf sein. Brillant!


1. Master Transmuter: Und ich sage euch, Esper liegt echt in Schweden! Auch wenn die gute Zauberin wohl etwas an Gewicht zulegen könnte, heiraten würde ich sie trotzdem!






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