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Limited
Lyon, Limited und ich
von Nico Bohny
22.05.2010

Wie ein kleines Kind habe ich mich auf Draften mit Rise of the Eldrazi gefreut. Zendikar/Worldwake hing mir als großer Fan von Limited-Kontrolldecks langsam, aber sicher zum Hals heraus. Doch von einem Format, in dem man den aggressiven Kreaturen nicht nur Länder, sondern auch deren Mana zum Fraß werfen muss, versprach ich mir viel. Und siehe da, wir haben wieder ein Format, in dem Counterspells absolut spielbar sind, in dem die beste Uncommon Karten zieht und in dem Grün – und davon nicht der aggressive Teil – absolut relevant fürs Draften ist. Der eine oder andere wird also nachvollziehen können, wie ich mich vor dem ersten Draft gefühlt habe.

Zu meinen ersten Erfahrungen in der neuen Limitedumgebung gehört vielleicht auch eine kleine Vorgeschichte. Zugfahrt nach Lyon mit den Schweizer Pros Künzler, Huber und Vogt; Besprechen des Spoilers (ein langes, aber ertragreiches Unterfangen), Bier trinken (auch wichtig als mentale Unterstützung), vor allem aber sich beim GP für den zweiten Tag qualifizieren. Und das ging so...

Mein Deck sah auf den ersten Blick sehr angenehm aus, kein Überflieger, aber nichts zu meckern.

Sealed Deck

1 Ulamog's Crusher
1 Artisan of Kozilek
1 Gigantomancer
1 Nest Invader
1 Sporecap Spider
2 Ondu Giant
1 Wildheart Invoker
1 Kor Line-Slinger
1 Knight of Cliffhaven
1 Dawnglare Invoker
1 Rapacious One
1 Emrakul's Hatcher


9 Forest
6 Plains
3 Mountain

1 Bear Umbra
1 Hellion Eruption
1 Growth Spasm
1 Awakening Zone
2 Smite
2 Staggershock
1 Guard Duty



Nach einem Spaziergang durchs Land der Spoiler (zweimal Drana, Kalastria Bloodchief, zweimal Gideon Jura, und ein paar andere Halunken) stand ich schließlich 7-0 und hatte das wichtige Etappenziel bereits erreicht. Mein bester Draw war im Übrigen Nest Invader into Ondu Giant into Emrakul's Hatcher into Hellion Eruption. Sechs große Würmer im fünften Zug, das ist schon nicht ganz ohne.

Danach durfte ich gegen den Flo ran, der den Grand Prix später dann sogar gewinnen sollte. (Glückwunsch auch meinerseits an dieser Stelle!) Das dritte Spiel hätte ich zwar klar gewinnen können, im Nachhinein bin ich aber immer noch überzeugt, richtig gespielt zu haben. Erstmals etwas unglücklich, Flo ist auf zehn Leben, ich gebe mit Staggershock auf der Hand und vollem Mana den Zug ab, kontrolliere außerdem einen weißen und einen grünen Invoker, sechs Länder und zwei Spawns. Somit könnte ich in seinem End-Step den Staggershock spielen, Flo auf sechs hauen und dann umbringen im Angriff. Flo zieht jedoch von oben Lone Missionary! Jetzt muss ich meine Pläne etwas ändern. Da ich einen schnellen Kill aufsetzen will und Flo nicht die Zeit für einen tödlichen Topdeck (Regress oder Domestication reichen) geben will, hau ich mit meinen Tokens einen Artisan of Kozilek raus und reanimier mir den vorher abgetauschten grünen Invoker (statt dem Nest Invader, der gereicht hätte). Flo hat natürlich das Repel the Darkness, tappt meine zwei Typen und tötet mich damit genau aufs Loch. Hätte ich entweder versucht, das Spiel während vier Zügen mit Dawnglare Invoker zu gewinnen, hätte das wohl gereicht, und hätte ich den Nest Invader geschnappt, wäre das ebenfalls genug gewesen. Da ich aber Repel the Darkness in den zwei anderen Spielen nicht gesehen hatte, und ich eine möglichst schnelle Clock gegen die oben genannten blauen Karten wollte, entschied ich mich letztlich für den Zonk-Move.

Na ja, eine Runde verlieren, da ist nicht viel dran... Auf jeden Fall verlor ich die darauf folgende Runde gegen Gideon Jura und Deathless Angel, gefolgt von Mulligan und Manascrew auf zwei. Als zusätzlichen Bonus dann noch der absolute Flood gegen das weiß-rote Deck, dessen Pilot mir samt seinem Deck nicht nach allzu viel Mühe ausschaute – also 7-3 als Endergebnis für Tag 1.


Das ist natürlich ziemlich mühsam – zuerst 7-0 stehen, und dann plötzlich im zweiten Tag nicht einmal mehr um die Top 8 draften können. Nichtdestotrotz habe ich mich gegen das Raredraften entschieden, um vielleicht meine Chance auf Pro-Punkte und Geld etwas zu maximieren.

Die Raregötter schienen mir dennoch gnädig – Guul Draz Assassin mit seinem unwiderstehlichen Hundeblick eröffnet meinen Draft, gefolgt von Enclave Cryptologist, Null Champion, Halimar Wavewatch, Skywatcher Adept und zwei Bala Ged Scorpion. Im zweiten Booster öffne ich eine sehr spärliche Auswahl mit Venerated Teacher. Passt doch wie angegossen – einiges an Levelern habe ich ja bereits, das verspricht ein gutes Ende zu nehmen. Denkste! Neben Echo Mage habe ich keinen weiteren Leveler zu Gesicht gekriegt, und auch ansonsten verlief der Draft ziemlich frustrierend. Das Deck, das am Ende dabei herauskam, war nicht übel, aber weit weg von dem, was ich mir nach Booster 1 erhofft hatte.

Draftdeck #1

2 Mnemonic Wall
Sea Gate Oracle
Cadaver Imp
Echo Mage
Halimar Wavewatch
Null Champion
Skywatcher Adept
2 Bala Ged Scorpion
Thought Gorger
Guul Draz Assassin
Merfolk Skyscout
Enclave Cryptologist
Venerated Teacher
Sphinx of Magosi


9 Island
8 Swamp

2 Inquisition of Kozilek
Deprive
Perish the Thought
Virulent Swipe
Lay Bare
See Beyond



Runde 1 gewinne ich gegen Oli Ruel mit einem blau-weißen Leveler-Deck, welches zwar eine Linvala, Keeper of Silence beinhaltet, die mich im Alleingang absolut killt, dafür ist es ansonsten weder den Skorpionen noch dem Enclave Cryptologist, weder der Sphinx of Magosi noch dem Assassin gewachsen.

Mein Schweizer Kollege Barbou haut mich mit üblen Topdeck-Skills weg – hält zweimal mit Blau-Grün Hände, die er nie keepen darf (was ich dank Inquisition of Kozilek einerseits weiß, andererseits sogar noch verschlimmern kann). Aber wenn man zweimal je zwei Länder von oben ziehen kann, dazu noch in den richtigen Farben, dann ist man eben ein wahrer König. Ach ja, ich habe inzwischen noch Doppel-Mulligan genommen und in beiden Spielen keinen meiner drei Spoiler gesehen, welche das Spiel gegen ihn, ohne Removal außer Narcolepsy, alle im Alleingang machen. So, genug geweint, das macht's nicht besser.


Dafür vernehme ich in der dritten Runde den Draw eines Token-Decks so verdammt grausig mit meinen Inquisition of Kozilek, dass ich schon wieder Genugtuung für den Loss letzte Runde erfahre.

Was habe ich gelernt in diesem Draft?

Merfolk Skyscout enttappt nur Permanents, sie tappt sie nicht.
Brood Birthing macht auch ohne Tokens auf dem Tisch einen Token.
Last Kiss schießt NICHT auf Spieler.
Irgendwas Weiteres, was auf RTFC basiert.
Inquisition of Kozilek ist echt super gut im Draft – vernimmt Starthände vom Gröberen und schützt im Lategame die relevanten Threats vor Removal oder Countern.
Virulent Swipe sowie Thought Gorger waren nahezu unspielbar in dem Deck, Gott sei Dank hatte ich noch See Beyond, um sie zurückzumischen.
Lay Bare klingt ähnlich wie Lybaert.

Also weiter im Text, wieder hinsetzen und gleich zum zweiten Mal Guul Draz Assassin öffnen. Better lucky than good. Ende Booster 1 Evolving Wilds über das Aura-suchende Dromedar gepickt, dann im zweiten Booster eine späte Angelheart Vial abbekommen und prima das Deck darum gebaut:

Draftdeck #2

8 Plains
6 Swamp
3 Evolving Wilds
Mountain

4 Makindi Griffin
Escaped Null
2 Dawnglare Invoker
2 Skeletal Wurm
Guul Draz Assassin
Bala Ged Scorpion
Lone Missionary
Emrakul's Hatcher


3 Luminous Wake
Guard Duty
Induce Despair
Puncturing Light
Heat Ray
Dreamstone Hedron
Angelheart Vial



Angelheart Vial halte ich für eine absolute Bombe in den richtigen Decks. Wichtig dabei – Removal und Lifegain. Wenn ihr beides habt und die Vial im fünften Zug auf den Tisch knallt, habt ihr gewonnen. Luminous Wake ist eine Karte, die damit natürlich von „ziemlich Grütze“ zu absolut gut aufsteigt, da sie sowohl als Pseudo-Removal wie auch als Pseudo-Lifegain angewendet werden kann.


Die erste Runde erhalte ich aber eine gehörige Dämpfung. Mein Gegner spielt Zug 2 Kor Spiritdancer, Zug 3 dann zweimal die Spinnenaura und einmal die Hyena Umbra. Ich habe zwar glücklicherweise die Guard Duty, aber er macht mir per Contaminated Ground meinen einzigen Mountain zum Swamp, zerstört damit quasi meinen gesplashten Heat Ray auf der Hand, flutet anschließend allerdings vollkommen weg. Angelheart Vial und Luminous Wake kümmern sich um seinen Deathless Angel. Ich habe einen Dawnglare Invoker, doch nur sieben Mana auf dem Tisch. Zwei Züge lang warte ich auf mein Land, dann ziehe ich – logischerweise – Evolving Wilds. Er topdeckt Ogre's Cleaver und haut mich, einmal mehr, genau auf null Leben im Angriff. Spiel 2 gewinne ich ohne allzu viel Gegenwehr und Spiel 3 verliere ich erneut, weil er mich mit dem Swamp-Enchantment vollkommen vom weißen Mana wegscrewt und ich natürlich bis zum Ende des Spiels keinen Ersatz finde. Einen Zug, bevor ich sterbe, ziehe ich Evolving Wilds. Grrrrrrr....

Runde 2 gewinne ich dank meinen Disenchants im Sideboard, die mir gleich mehrere Domestication vom Leibe halten, und Runde 3 darf ich dann noch einmal gegen den guten Lino Burgold ran, der mit Grün-Blau weder gegen den Assassin noch gegen den Rest des Decks eine Chance hat.

Mein Experience-Level-up:

Wie gut ist Angelheart Vial? Als Artefakt wird sie quasi nicht gehandelt, und mit den richtigen Tools im Deck ist das Ding unendlich unfair.
Kor Spiritdancer ist, ebenfalls im richtigen Deck, eine fast unstoppbare Wucht. Hätte ich nicht gedacht, ist aber irgendwie logisch…
Escaped Null ist eine prima Sache – vor allem auch mal wieder mit der Vial. Meist ein Blocker für irgendein Tier am Boden, gegen das er dann mit sechsmal Lebenszuwachs tauscht, oder aber er draint für eins pro Runde. Passt!
Auch wenn man am Ende des ersten Tages ein 82%-Buchholz zu verbuchen hat, heißt das nicht, dass man mit 4-2 am zweiten Tag den Cut fürs Geld schafft. Wie ich mich zurück zu den alten 300-Mann-GP-Tagen sehne.

Na ja, war trotzdem eine prima Sache und hat viel Spaß gemacht.


Zu Hause angekommen natürlich richtig darüber gefreut, dass man nun Eldrazi auch auf Magic Online draften kann, und grad mal mit dem Überdeck an den Start gegangen.

Bonus-Draftdeck

2 Mountain
1 Evolving Wilds
5 Plains
9 Forest

1 Artisan of Kozilek
1 Hedron-Field Purists
2 Ondu Giant
1 Kor Spiritdancer
1 Totem-Guide Hartebeest
1 Jaddi Lifestrider
2 Wildheart Invoker
2 Pelakka Wurm
1 Lord of Shatterskull Pass
1 Dawnglare Invoker
3 Overgrown Battlement


1 Angelheart Vial
1 Luminous Wake
3 Guard Duty
1 Snake Umbra
1 Lust for War
1 Wrap in Flames



Ja, es war ein Deck mit 41 Karten.
Ja, Kor Spiritdancer war hier ein echter Dreckssack.
Ja, Angelheart Vial ebenfalls.
Ja, Wrap in Flames musste einfach sein. Wer will schon gegen den weißen Invoker verlieren?
Ja, Lust for War ist eine der unfairsten Karten im Format.
Ja, ich habe selbst gegen den aufgelevelten Brimstone Mage mit Snake Umbra nicht verloren.
Ja, ich habe offentlichlicherweise die erste Runde verloren.
Ja, ich bin wütend geworden.
Shir Kahn has logged out.

So, das wär's für heute. In den nächsten zwei Wochen gibt's von mir leider nix zu lesen – da wartet knallhart Arbeit auf mich in San Juan; denn ihr wisst ja:

Listen wachsen nicht auf Bäumen, und Techs kommen nicht mit der Post, darum weilen wir, feilen wir, weilen wir, bauen Decks, wovon and're nur träumen, nur beste Kost (frei nach den Absoluten Pros).






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