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Eternal
Zehn Dinge...
von Sascha Thomsen
11.06.2010

...die man beachten sollte, wenn man „Lands“ spielen möchte.


Hallo erst mal.

Ich möchte heute ein bisschen über Legacy schreiben. Insbesondere über ein bestimmtes Deck. Wer jetzt sofort denkt, es kommt wieder ein typischer „Primer“ mit Erklärungen der einzelnden Cardchoices, Matchups und genauen Sideboardplänen, den muss ich hier direkt enttäuschen, denn dieses Mal möchte ich nicht erklären, warum man das folgende Deck spielen sollte, sondern wie. Es geht um „Lands“ a.k.a. „43Lands.dec“ oder inzwischen auch „Blue Lands“ genannt. Zum ersten Eindruck, falls das Deck nicht bekannt sein sollte, eine Referenzliste:


4 Exploration
4 Intuition
4 Life from the Loam
3 Mox Diamond
1 Engineered Explosives
1 Mindslaver
4 Manabond
1 Zuran Orb

3 Tranquil Thicket
4 Wasteland
4 Rishadan Port
4 Maze of Ith
4 Tropical Island
3 Tolaria West
1 Taiga
1 Forest
1 The Tabernacle at Pendrell Vale
1 Academy Ruins
4 Mishra's Factory
1 Barbarian Ring
1 Glacial Chasm
1 Bojuka Bog
4 Wooded Foothills
1 Bayou


Sideboard:

4 Chalice of the Void
3 Extirpate
1 Karakas
3 Tormod's Crypt
1 Flame Jab
3 Krosan Grip



Nun aber zur eigentlichen Motivation des Artikels: In Amerika veranstalten StarCityGames regelmäßig gut besuchte Legacyturniere, bei denen das Landsdeck in letzer Zeit recht gut abgeschnitten hat und somit deutlich populärer wurde. Die Turniere können auch per Livecoverage verfolgt werden und so sah ich vor ein paar Tagen ein Featurematch zwischen Lands und Zoo. Der Landsspieler hat es geschafft, einfach alles falsch zu machen, was möglich war, und rettete sich gerade noch in einen Draw. Es war schlichtweg grausam, sich dieses Spiel anzuschauen, und ich hätte am liebsten in jedem einzelnen Zug eingegriffen. Deshalb möchte ich im Folgenden einfach mal zehn Punkte aufzählen, die man berücksichtigen oder wissen sollte, wenn man Lands spielen möchte:

1) Die Clock


Lands ist ein unheimlich langsames Deck, welches im fortlaufenden Spiel immer mehr Optionen erhält: Wann dredge ich das Life from the Loam per Tranquil Thicket? Wie benutze ich am effektivsten mein Mana, ohne meinen gegenwärtigen Gewinnplan (Punkt 2) zu vernachlässigen? Oder, welches Land des Gegners muss ich wann mit Rishadan Port tappen, um ihn daran zu hindern, Spells in seiner (oder meiner) Runde zu spielen? All dies zusammengenommen führt häufig dazu, dass Spieler mit dem Deck ins Timeout geraten oder nach einem verlorenen ersten Spiel nicht mehr die Zeit finden, überhaupt sauber zu spielen. Gegen all dies hilft an sich nur eins: Seeehr schnell spielen! Jedem eher ruhig und gelassenen Spieler rate ich ab, das Deck auf größeren Events in die Hand zu nehmen, denn man hat oft einfach nicht die Zeit dafür. Mit dem Deck ein Spiel schnell zu beenden, gelingt nämlich nur durch Aufgabe des Gegners.

2) Der Gewinnplan

Wenn man das Deck einmal genauer betrachtet, sieht man, dass es nicht besonders viele Winconditions enthält. Gerade einmal fünf, um genau zu sein (vier Mishra's Factory, einmal Academy Ruins bzw. Mindslaver). Dies ist jedoch in vielen Matchups irrelevant, weil der Gewinnplan des Decks ein ganz anderer ist. Den Gegner völlig aus dem Spiel zu nehmen, indem man seine Manabase angreift und seine Kreaturen unter Kontrolle hält. Gegen viele Decks reicht es völlig aus, sich mit Wasteland, Rishadan Port und Maze of Ith einzumauern, jede Runde glücklich zu dredgen und zu warten, bis der Gegner entnervt aufgibt. Gegen andere Decks funktioniert dieser Plan aber nicht. Zu erkennen, wann man aus der Kontrollposition in die Agressorrolle wechseln muss, ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Spielen dieses Decks.

3) Mulligans

Man muss sich jederzeit darüber im Klaren sein, dass man an sich ein Kombodeck in der Hand hält. Und Kombodecks benötigen eben ihre Komboteile. Ein guter Weg, diese zu finden, ist der Weg nach Paris. Das Deck ist relativ widerstandsfähig gegenüber Mulligans und spielt auch mit sechs Starthandkarten meistens gut mit. Interessant sind eben genau die Hände, die nicht beide Komboteile oder Intuition und eins der Komboteile enthalten. Diese führen bis auf wenige Ausnahmen einfach dazu, dass man sein Glück lieber mit sechs Handkarten versucht.

4) Kenne dein Deck


Es klingt vielleicht trivial, aber es ist enorm wichtig zu wissen, was die Karten in diesem Deck eigentich machen. Und dafür reicht es eben nicht, sie zu lesen. Insgesamt vier Karten funktionieren nicht so, wie es auf ihnen gedruckt steht bzw. sind schwer zu verstehen (Maze of Ith, Mox Diamond, The Tabernacle at Pendrell Vale, Manabond).


Mox Diamond hat inzwischen das Abwerfen des Landes als zusätzliche Kosten.


Manabond triggert zu Beginn des Endsegments. Dies ist deshalb wichtig, da man somit ein Wasteland, welches man mit Manabond ins Spiel gebracht hat, auch noch in seinem Endstep benutzen kann. Des Weiteren kann man die Fähigkeit des Manabonds mit Stifle neutralisieren.


The Tabernacle At Pendrell Vale hat ein Errata, das an dieser einmal komplett zitiere: All creatures have „At the beginning of your upkeep, destroy this creature unless you pay .“ Dies ist in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen ist der aktive Spieler derjenige, der die Fähigkeiten kontrolliert, und entscheidet somit, in welcher Reihenfolge er die Effekte auf den Stapel legt. Zum anderen wird eine Kreatur nur zerstört und nicht geopfert, falls man die Kosten nicht bezahlt.

Die vierte Karte im Bunde verdient sich ihren eigenen Abschnitt...

5) Maze of Ith


Maze of Ith ist nicht nur eine Schlüsselkarte des Decks, sie verbirgt auch die meisten Tricks, die das Deck zu bieten hat. Hier der genaue Oracletext:

: Untap target attacking creature. Prevent all combat damage that would be dealt to and dealt by that creature this turn.

Dabei sollte zunächst folgendes Detail auffallen: Die angreifende Kreatur wird nicht aus dem Kampf entfernt. Dies scheint vielleicht egal, zu sein, ist es aber nicht. Man stelle sich folgende Situation vor: Wir kontrollieren etliche Länder, unter anderem zwei Maze of Ith und zwei Mishra's Factory. Jetzt aktivieren wir beide Factories und greifen in einen gegnerischen Rhox War Monk an. Er blockt eine der Fabriken.

Eine Möglichkeit wäre nun, die geblockte Fabrik zu enttappen und mit ihr die andere Fabrik zu pumpen, um wenigstens drei Schadenspunkte zu verursachen. Die vielleicht interessantere Option aber ist, den Monk zu töten, indem man die ungeblockte Fabrik enttappt, damit die geblockte Fabrik pumpt, mithilfe des zweiten Maze of Ith erneut die ungeblockte Fabrik enttappt und durch erneutes Pumpen so eine 4/4-Mishra's Factory konstruiert.

Solche Situationen mögen zwar etwas konstruiert wirken, kommen aber öfter vor als gedacht. Des Weiteren sollte man nicht außer Acht lassen, dass eine Kreatur auch im End of Combat noch als attacking gilt. Das heißt im Klartext: Wir können unserer angreifenden Mishra's Factory sozusagen Vigilance geben und sie später wieder für Mana tappen. Dies ist im Gegenteil zu obigem Beispiel in sehr vielen Spielen relevant, weil man somit das Dilemma umgeht, dass Maze of Ith selbst kein Mana produziert.

6) Tolaria West


Tolaria West ist der Allstar des Decks. Einerseits ist sie Tutor für wichtige Maindeck- oder Sideboardkarten, andererseits erlaubt auch diese Karte einige Tricks, die nicht so offensichtlich erscheinen: Sie dient nicht selten als Exploration 9-11. Das mag jetzt vielleicht komisch klingen, deshalb erkläre ich es eben. Es kommt immer wieder zu Situationen, in denen man sein Mana sehr schnell expandieren muss, um das Spiel gewinnen zu können. Hier transmutet man gerne drei Runden lang hintereinander Tolaria West, sucht sich jeweils einen Mox Diamond,spielt diesen aus und holt sich dann mit Life from the Loam die gerade transmutete Tolaria West zurück. Dies erzeugt einen imaginären zweiten Landdrop pro Runde, welcher gerade in Spielen ohne grüne Verzauberung äußerst relevant ist. Ein anderes Szenario, in dem Tolaria West eine Rolle spielt, findet sich am Ende des Artikels.

7) Der Forest


Der Forest ist eine unglaublich wichtige Karte! Denn auch wenn man es nicht glauben mag; das Deck kann duch geschickten Einsatz von Wasteland oder anderer Landzerstörung aus dem Spiel genommen werden, falls die Gegner durch konsequentes Zerstören der grünen Quellen den Spieler davon abhalten, Life from the Loam zu wirken. Insbesondere dafür gibt's den Wald. Des Weiteren sollte er immer gefetcht werden, wenn man nach dem Boarden mit Back to Basics, Blood Moon oder Ähnlichem rechnet, um mit dem grünen Mana nach Antworten suchen zu können und diese dann auch zu spielen.

Aus diesem Grund verdient er seinen eingenen Punkt. Cuttet den Forest niemals aus der Liste.

8) Verstehe das Sideboard/Keine Angst vor Combo


Mit Lands befindet man sich in der schönen Lage, dass man gegen viele Decks so gut wie gar nicht zu sideboarden braucht, bzw. lediglich eine oder zwei Karten austauscht. Dies gilt allerdings nicht im Kampf mit Combodecks jeglicher Art. Denn gegen fast alle dieser Decks (mit Ausnahme von Dredge) liegt man im ersten Spiel hoffnungslos zurück. Deshalb muss man sich darüber im Klaren sein, dass man die vielen Anti-Combo-Karten im Sideboard wirklich braucht. Je nach Metagame kann man einige von ihnen variieren, aber weniger als zehn Sideboardplätze auf diese Matchups zu verwenden, halte ich schlichtweg für falsch. Weiterhin sollte man versuchen, trotz der Sideboardkarten nicht seinen Deckplan zu vergessen. Denn auch wenn man nach dem Boarden mehr Spells hat als vorher, sollte man keine Manabonds aus dem Deck nehmen. Zwar findet man mit aktivem Manabond keine Sideboardkarten mehr, falls man Life from the Loam schon gefunden hat, aber man muss eben auch daran denken, dass man die Spiele gegen Combo noch irgendwie beenden muss, nachdem man sie daran gehindert hat, schnell (oder überhaupt) zu gewinnen. Wenn man dies alles berücksichtigt, sollte auch das Spielen gegen Combodecks jeder Art spätestens nach dem ersten Spiel wieder Spaß machen.

9) Wie umspiele ich...

a)...Graveyardremoval?

Um Leyline of the Void und Extirpate kann man nicht herumspielen, das ist leider Fakt. Extirpate ist zusammen mit Price of Progress das Gemeinste, was man euch entgegen setzen kann. Die Leyline ist ebenfalls sehr störend, kann aber durch geschicktes Sideboarden besiegt werden. Interessanter ist die Frage, wie man um Tormod's Crypt und Relic of Progenitus herumspielt. Die Antwort heißt Tranquil Thicket!


Sowohl Crypt als auch Relic sind besonders dann schlimm, wenn sie den Graveyard inklusive Life from the Loam erwischen. Dies kann man durch geschicktes Zurückhalten eines Tranquil Thicket verhindern, indem man es als Reaktion auf die Aktivierung des Artefakts cycelt und das Loam dredgt.

b) …Vendilion Clique?

Gegen Vendilion Clique hingehen funktioniert das Ganze etwas anders: Man dredgt einfach nicht mehr im Drawstep, sondern in der Mainphase per Cycle-Land. Somit bekommt der Gegner nie eine Gelegenheit, Life from the Loam per Clique zu entsorgen, falls ihr es sofort nach dem Dredgen wieder spielt.

10) Besiege den Goldfisch

Üben, Üben, Üben. Das Deck ist unglaublich schwierig zu spielen und erfordert eine Menge Übung. Man muss lernen, es schnell zu spielen, seine Karten und deren Interaktionen zu verstehen, und wissen, was man tut. Wenn man dies nun alles gemeistert hat, kann man sich in der wunderschönen Situation wiederfinden, eines der zurzeit stärksten Legacydecks erfolgreich zu spielen.

Zum Abschluss noch ein kleines Rätsel, vor dem ich in Madrid stand. (OK, habe es ein bisschen aufgepumpt.) Ihr spielt vor dem Boarden gegen Aggroloam und wisst, dass er euch nächste Runde mit seinen vier Tarmogoyf totschlagen wird, wenn ihr diese Runde nicht etwas unternehmt. Glacial Chasm reicht nicht, da er ein Wasteland auf der Hand hat. Er selbst ist auf drei Leben.


Euer Board besteht aus: Wasteland, Tolaria West, Taiga, Bayou, Tropical Island, zwei Mishra's Factory, drei Rishadan Port, drei Maze of Ith sowie einer Exploration. Auf der Hand habt ihr nur ein Life from the Loam, welches ihr euch gerade gedredgt habt, der Friedhof enthält einen Forest, zwei Mox Diamond, zwei grüne Enchantments und einen Mindslaver. Euer Gegner ist bis auf die vier Tarmogoyf ausgetappt. Besiegt ihn in diesem Zug. Wer es zuerst schafft, bekommt Ruhm und Ehre und darf von sich behaupten, den Artikel verstanden zu haben.

Danke für die Aufmerksamkeit und viel Spaß beim Zocken!
Sascha Thomsen




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