miraclegames.de
Standard
Vengevine Rudi Rüssel
von Nico Bohny
16.06.2010

Schon seit geraumer Weile juckt es mich in den Fingern, mal etwas Elementarwissen über das tolle Vengevine unter die Leute zu bringen – und siehe da, heute habe ich sogar einen Anlass dafür gefunden. Der Grund: ein PTQ. Anwesend: wohl etwa alle Vengevine der Schweiz, aus Deutschland, und oh, wie passend fürs Dreiländereck, auch aus Frongreisch. Besonders die Letzteren haben ja ohnehin eine Präferenz für grünes Getier mit flinken Schenkeln. Und um euch schon mal etwas Gedankenfutter auf den Weg zu geben: Finalist A beginnt das Spiel mit Seaside Citadel. Im zweiten Zug greift er mit Vengevine an. Mehr dazu später im Artikel. Wer die Lösung bis dahin kennt, hat das Format gebrochen.


Ganze 43 Spieler haben sich letztes Wochenende in Basel zusammengefunden, um einander zu zeigen, welche tollen Mythic Rares sie ihr Eigen nennen. Oder zumindest, wie viele sie vom Nachbarn ausleihen und in die Schweiz eskortieren durften. Was die Guten so alles bei sich hatten? Seht selbst!

12 Jund: Alles wie gehabt – die meisten Listen variieren nur bei Anzahl der Siege-Gang Commander, Sarkhan the Mad, Bituminous Blast und Broodmate Dragon. Keine Innovationen, und dank niedriger Mythic-Dichte ein Deck für den Geldbeutel – und wohl deshalb auch eines der am meisten gespielten.

5 Next Level Bant: Irgendwie absehbar, dass ein Deck, das die letzten Grand Prix derart geprägt hat, auf einem PTQ nicht fehlen darf. Die meisten Listen waren 1:1 von den GPs übernommen, samt den skurrilen Sideboards mit den vielen 1- und 2-ofs. Und ich wette, keiner der Spieler wusste wirklich ganz genau, für welche Matchups jetzt welche Karten aus der Liste wirklich gut waren…


3 UWr-Planeswalkers: Wie der Titel schon sagt: Um die 14 Weltenwanderer, weiße Defensive und ein paar Länder – fertig.

3 Vampire: Einmal monoschwarz, einmal mit Blau, einmal mit Rot. Abyssal Persecutor war zweimal im Viererpaket vorhanden, die rote Version bediente sich dafür lustiger Spells wie dem vollen Playset Soul's Fire, das ja gerade in Kombination mit vier Blade of the Bloodchief eine unglaublich fiese Kombo darstellt.

3 UW-Control: Die meisten Spieler verzichteten schon auf den Maindeck-Baneslayer Angel, obwohl mir der im momentanen Metagame ganz hübsch erschien. Aber halt auch wieder teuer. Die Tendenz geht hier wieder weg von Big Mana mit Everflowing Chalice, Martial Coup und Mind Spring und stattdessen eher wieder in Richtung Counter und Planeswalker. Einzig bei den vier Spreading Seas waren sich die Spieler einig.


2 Conscription-Bant: Zwei ziemlich identische Listen, beide wohl ebenfalls praktisch gänzlich aus den vergangenen Tagen übernommen. Neben den Linvala, Keeper of Silence und dem 1-of Emerge Unscathed im Sideboard des einen Spielers ohne große Überraschungen.

2 Naya: Einmal Budget ohne das Rennschwein, einmal mit. Die billigere Liste dafür mit Realms Uncharted als Instant-Trick für den Knight of the Reliquary. Interessante Tech.

2 Mono-Red Aggro: Auch hier war der Konsens nicht ganz klar – die eine Fraktion probierte sich den Weg wacker mit Goblin Bushwhacker/Devastating Summons freizukämpfen, die andere war mit Maindeck-Mark of Mutiny unterwegs.


1 RG-Tokens: Karten, die man schon seit Urzeiten oder noch gar nie im Standard bewundern durfte: Hissing Iguanar, Sarkhan Vol, Stone Idol Trap und noch einiges mehr. Und das sogar noch erfolgreich!

1 Boros: Stupid wie immer. Wenn die Manabase will, dann läuft der Karren, wenn nicht... dann eben das nächste Spiel.

1 Next Level Dredge: Mit Ranger of Eos nach Hedron Crab zu fischen, um sich danach Vengevine und Bloodghast auszubuddeln, tönt nicht nur extrem farbig, sondern schaut auch ziemlich skurril aus. Nichtsdestotrotz, das Deck hat sich gar nicht einmal so übel geschlagen. Mehr dazu später im Artikel.


1 Mono-White Eldrazi: Sieht wie Block Constructed aus, und spielt sich – mit Ausnahme der Path to Exile und Wall of Omens (die im BC einfach zu nix taugte) – auch ähnlich. Das Deck hat, wenn's mal lief, auf jeden Fall allen Zuschauern dollen Spaß bereitet.

1 Spellblade/Distortion Strike-Combo: Wer Double Negative und Hellspark Elemental im selben Deck spielen kann, der hat das Metagame auf jeden Fall gebrochen. Da ist die Surrakar Spellblade-Kombo nur noch das Sahnehäubchen.

1 Wall-Control: Wie lustig doch die Decklisten mit den deutschen Kartennamen sind. Wolke des Zorns und Schlotwächter, das klingt auf jeden Fall schon mal nach schlechtem Wetter.


1 White Weenie: Die üblichen Verdächtigen – wie schon immer. Honor of the Pure, Brave the Elements, Angriff für 20.

1 Bant-Exalted: Und das ohne den Aven Mimeomancer! Was sich der Mensch wohl dabei gedacht hat.

1 Pyromancer Ascension-Combo: Time Warp, Twincast und Pyromancer's Ascension – noch Fragen?


1 Jund-Tokens: Endlich hat's der Junior der Thrinaxe, Scarland Thrinax, auch mal ins Deck geschafft. Zusammen mit dem Zischenden Leguan – quasi das Echsen-Themendeck, samt saftigem Futter in Form kleiner Eldrazi-Ausgeburten.

1 Allies: Zusammen sind wir stark, zusammen geht's uns gut. Day of Judgment, hoppla Schorsch!


Und so erfreuten sich alle am schönen Wetter, das man zwischen den Runden schnell auf dem Balkon genießen konnte, und frönten dem fröhlichen Kartenlegen – fast schon so friedlich wie meine Mutter manchmal mit ihren Tarot-Karten. Auch für mich als Judge war das Event eher friedlicher Natur. Zwar musste ich in Runde 2 vier Decklisten überarbeiten und mit Gamelosses bestrafen, und nach der vierten Runde mal ein paar WM-Schaulustigen mit dem nix mit Fußball zu tun habenden Penalty für Tardiness die Leviten lesen, aber ansonsten wurde ich nur gerufen, wenn jemand versehentlich beim Cascaden seine Library gemischt hat, oder man betrunkenen Bant-Spielern erklären musste, dass man beim Kaskadieren die Karten direkt ins Spiel bringt und nicht auf die Hand nimmt.

Schlussendlich kämpften sich nach sechs Runden folgende acht Spieler in die Top 8:

David Progin (Next Level Bant)
Gael Bailly-Maitre (Conscription-Bant)
Jan Philip Sommerlade (UW-Control)
Florian Krauer (Next Level Bant)
Gabriel Meier (Jund)
Clement Voidey (RG-Tokens)
Guillaume Perbet (Next Level Dredge)
Michel Casanova (Mono-White Eldrazi)

Die beiden exotischen Listen will ich euch nicht vorenthalten – sehen zwar beide auf ihre eigene Art und Weise ziemlich random aus, scheinen aber auch beide ganz gut funktioniert zu haben.

Clement Voidey: RG-Tokens

2 Khalni Garden
4 Raging Ravine
4 Rootbound Crag
8 Forest
5 Mountain

3 Hissing Iguanar
4 Birds of Paradise
4 Elvish Visionary
4 Bloodbraid Elf
4 Nest Invader

4 Beastmaster Ascension
3 Chain Reaction
4 Goblin Assault
4 Awakening Zone
3 Eldrazi Monument


Sideboard:

1 Chandra Nalaar
1 Relic of Progenitus
1 Caldera Hellion
2 Stone Idol Trap
1 Sarkhan Vol
2 Pithing Needle
2 Naturalize
3 Forked Bolt
2 Tuktuk the Explorer


Guillaume Perbet: Next Level Dredge

4 Forest
2 Island
1 Plains
1 Swamp
4 Misty Rainforest
2 Verdant Catacombs
1 Marsh Flats
2 Terramorphic Expanse
1 Seaside Citadel
2 Sunpetal Grove
2 Celestial Colonnade
1 Sejiri Steppe

4 Path to Exile
3 Grim Discovery
2 Jace, the Mind Sculptor


4 Hedron Crab
4 Birds of Paradise
1 Noble Hierarch
4 Lotus Cobra
3 Bloodghast
4 Knight of the Reliquary
3 Ranger of Eos
4 Vengevine
1 Sphinx of Lost Truths

Sideboard:

2 Elspeth, Knight-Errant
1 Jace, the Mind Sculptor
1 Bloodghast
4 Deprive
4 Wall of Omens
3 Doom Blade



Im Viertelfinale durfte David (Next Level Bant) gegen Gael (Conscription-Bant) ran, welcher ihn einmal kalt mit der Eldrazi Conscription im dritten Zug und einmal im Planeswalker Kontrollmodus abservierte. Zwar konnte David sich in einem Spiel doch noch als Kontrollmeister behaupten, war aber im Endeffekt dem explosiveren Deck und den guten Draws unterlegen. Jan gelang es ebenfalls, mit seinem UW-Control ein Next Level Bant aus dem Turnier zu werfen – auch diese Partien wurden primär von Planeswalkern und nur sekundär von den restlichen 40-50 Karten im Deck beeinflusst. Gabriel mit Jund unterlag nach einer 1-0-Führung mit einem Kill auf dem Tisch durch einen Spielfehler den Tokens und dem sie anführenden, kleptomanisch veranlagten Sarkhan Vol. Der einzige, der die Runde in zwei Spielen hinter sich brachte, war Guillaume mit Next Level Dredge und einem gefühlten 100%-Matchup gegen Mono-White Eldrazi.

Im Halbfinale verschlang dann Gael abermals blaue und weiße Karten, diesmal pilotiert von Jan, und auch hier wieder im ersten Spiel mit einer Eldrazi Conscription im dritten Zug. Die viel interessantere Partie war hingegen eher knapp, Next Level Dredge gelang es aber mit Müh und Not, die Tokens in die Knie zu zwingen und den Final-Slot für sich zu beanspruchen.

Dann das Finale, die erste wirklich spannende Begegnung, die ich in voller Länge beobachten durfte. Soviel ich mich erinnern kann, wurde Spiel 1 wieder von einer schnellen Mythic Conscription entschieden. Partie 2 hatte es aber in sich. Guillaume beginnt mit Seaside Citadel, legt dann Hedron Crab, Fetchland, millt sich Vengevine ins Grab und lässt darauf Birds of Paradise folgen – zack, Angriff für vier! Gael hinkt etwas hinterher, muss ziemlich bald schon anfangen, seine Manatierchen den gierigen Hastern zu verfüttern, bleibt mit einem Board von zwei Noble Hierarch, fünf Ländern, null Handkarten und einem Leben zurück. Sein Gegner kontrolliert nebst einigen Krabben und Managetier eine Celestial Colonade und 2 Vengevine, und hält ein drittes Schwein in der Hand. Gael zieht… oh… Baneslayer Angel. Nicht so tragisch, Guillaume setzt einfach mit Ranger of Eos den Kill für nächsten Zug auf. Und schwupps, weiter im Text mit Soverreigns of Lost Alara! Baneslayer Angel auf schnucke 18/18 gepustet, und das Game vor der Nase weggeschnappt. Better lucky than good, oder wie man im Magic Online zu sagen pflegt: „Guillaume has lost the connection.”

Das glückliche Siegerdeck will ich euch trotzdem nicht vorenthalten:

Gael Bailly-Maitre: Conscription-Bant

2 Sunpetal Grove
3 Celestial Colonnade
4 Verdant Catacombs
1 Sejiri Steppe
4 Misty Rainforest
4 Forest
2 Stirring Wildwood
2 Island
2 Plains

4 Birds of Paradise
4 Noble Hierarch
1 Elspeth, Knight-Errant
4 Lotus Cobra
4 Dauntless Escort
4 Knight of the Reliquary
4 Baneslayer Angel
4 Sovereigns of Lost Alara


2 Eldrazi Conscription
2 Gideon Jura
3 Jace, the Mind Sculptor

Sideboard:

3 Kor Firewalker
2 Linvala, Keeper of Silence
2 Oblivion Ring
1 Emerge Unscathed
3 Negate
2 Qasali Pridemage
2 Path to Exile



Mein restlicher Abend war um einiges weniger glorreich als das PTQ-Finale – ich hab es irgendwie auf Magic Online hinbekommen, in knapp vier Stunden fünf Drafts zu spielen und in jedem den First-Round-Loss zu kassieren. Klar, da war wohl nicht nur der Shuffler, sondern auch ein wenig der übermäßige Alkoholgenuss dran schuld, aber irgendwie war's trotzdem ein furchterregender Rekord. Was will mir das sagen? Dass ich langsam alt werde, und mein (Pro-)Zug langsam abfährt? Na wir wollen ja mal nicht den Teufel an die Wand malen. Wenigstens eine witzige Szene habe ich erlebt an dem Abend – ich spiele Explosive Revelation und zeige: Explosive Revelation. Und mein Gegner meint: That's an explosive revelation indeed. Und das war's auch. Im wahrsten Sinne des Wortes.


So viel zum Thema Vengevine. Bis zum nächsten Mal.




Kommentiert
.in unserem Forum


Weitere Artikel/Berichte von Nico Bohny

[03.07.2016]28 Weeks Later
[25.06.2016]Vom Tellerwäscher zum Millionär #16
[19.06.2016]Vom Tellerwäscher zum Millionär #15
[12.06.2016]Vom Tellerwäscher zum Millionär #14
[06.06.2016]Vom Tellerwäscher zum Millionär #13


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite