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Kalenderblatt #26
von Tobias Henke
19.10.2011

Herbstzeit, Zeit der Reflexion. Oder zumindest der reflexiven Verben. Die Bäume entlauben sich, das Wetter verschlechtert sich und die Menschen schicken sich an, sich die eine oder andere Krankheit zuzuziehen. Ich persönlich habe mir vom Doppel-PTQ-Wochenende neben ganz vielen bunten Boostern und Planeswalkerpunkten die erste große Grippe der Saison mitgebracht und Torben fällt jetzt bereits die zweite Woche in Folge aus.

Trotzdem hält die Magic-Welt einfach nicht still, sondern dreht sich unbekümmert weiter. (Genau genommen könnte man sogar behaupten, Achsenrotation sei für den ganzen Schlamassel verantwortlich.) Und deshalb gibt's im Folgenden einen Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse und Bekanntmachungen der letzten zwei Wochen.


Der große Preis von Mailand


Knapp 1800 Spieler versammelten sich am vorletzten Wochenende in Mailand für den ersten Innistrad-Limited-GP der Welt. Außereuropäische Pros blieben weitestgehend fern, Weltbürger Shuhei Nakamura schaffte es allerdings auf einen 14. Platz. Innereuropäisch waren alle üblichen Verdächtigen da. Jörg Unfried führte ein starkes deutsches Kontingent an und belegte Platz 8, Nico Bohny war der letzte ungeschlagene Spieler im Turnier, scheiterte aber ganz knapp an der Top 8 (Platz 9 mit 39 Punkten, 40 wären nötig gewesen). Der frischgebackene Pro-Tour-Sieger Samuele Estratti aus Italien unterlag im Halbfinale dem französischen Hall-of-Famer Raphaël Lévy und dieser wiederum unterlag im Finale dem relativen Newcomer Marco Ricci (ebenfalls aus Italien). Italien etabliert sich zusehends als ernstzunehmende Magic-Nation.


Der kleine Preis von Brisbane


Mit 389 Teilnehmern unterbot Grand Prix Brisbane am vergangenen Wochenende sogar noch Grand Prix Sydney 2010. Damals wie diesmal hieß der Sieger am Ende Jeremy Neeman. Der australische Pro setzt damit eine beeindruckende Karriere fort, die ihn auch schon ins Finale des Teamwettbewerbs der letzten Weltmeisterschaft und die Top 8 der Pro Tour in San Juan gebracht hat.

Das Format in Brisbane war Standard und trotz aller Ergebnisse von diversen SCG-Opens förderte das Turnier doch noch neue Erkenntnisse zutage. So blieb das überaus beliebte Solar Flare überraschend hinter UB-Control zurück und es etablierte sich ein mehr oder weniger neues grün-weißes Tokendeck. Der Elefantenplatzhirsch im Raum blieb jedoch Valakut Kessig Wolf Run mit vier Plätzen in der Top 8. Wie auch schon beim Stammvater des Archetyps gibt's reichlich Variation, eine ziemlich durchschnittliche Variante landete auf Platz 4:

Luke Mulcahy: RG-Ramp

4 Copperline Gorge
7 Forest
4 Inkmoth Nexus
2 Kessig Wolf Run
5 Mountain
4 Rootbound Crag

3 Acidic Slime
1 Birds of Paradise
2 Primeval Titan
4 Solemn Simulacrum
1 Thrun, the Last Troll
4 Viridian Emissary
4 Wurmcoil Engine


1 Batterskull
1 Devil's Play
1 Garruk Relentless
4 Green Sun's Zenith
1 Mortarpod
4 Rampant Growth
3 Slagstorm

Sideboard:

1 Acidic Slime
2 Ancient Grudge
1 Ezuri's Archers
2 Garruk Relentless
2 Karn Liberated
1 Slagstorm
1 Spellskite
2 Thrun, the Last Troll
1 Urabrask the Hidden
1 Viridian Corrupter
1 Witchbane Orb


Grün-weiße Tokens brachten vier Spieler in den zweiten Tag (bei 73 insgesamt) und einen davon geradewegs bis ins Finale. Turn 1 Birds of Paradise, Turn 2 Blade Splicer, Turn 3 Hero of Bladehold, Turn 4 Overrun – das wären zum Beispiel 28 Schadenspunkte. Dabei muss man aber keineswegs superlucky das Optimum erwischen, um mit dem Deck erfolgreich zu sein. Über Garruk Relentless, Elspeth Tirel und Gavony Township zeichnet sich das Deck vielmehr durch seine hohe Konstanz aus.

Tim Fondum: GW-Tokens

8 Forest
4 Gavony Township
4 Plains
4 Razorverge Thicket
4 Sunpetal Grove

3 Avacyn's Pilgrim
4 Birds of Paradise
4 Blade Splicer
2 Geist-Honored Monk
4 Hero of Bladehold
2 Mikaeus, the Lunarch
2 Viridian Emissary
1 Wurmcoil Engine


3 Elspeth Tirel
3 Garruk Relentless
2 Mortarpod
4 Oblivion Ring
2 Overrun

Sideboard:

1 Elesh Norn, Grand Cenobite
1 Garruk, Primal Hunter
1 Inkmoth Nexus
1 Mortarpod
3 Naturalize
2 Surgical Extraction
1 Sword of Feast and Famine
2 Sword of War and Peace
3 Thrun, the Last Troll


Den Rest der Top 8 beanspruchten drei UB-Controldecks. Eins war in Wahrheit eigentlich ein Tezzeret-Deck, interessanter sind in jedem Fall aber die beiden nahezu identischen Listen von Neeman und Daniel Unwin. Die Secret Tech? Zweimal Wring Flesh, nullmal Dismember! Bedrohungen in Titanengröße beseitigt Letzteres eh nicht, während Ersteres für weniger Mana und/oder Lebenspunkte das meiste relevante Kleinzeug ebenso gut entsorgt.

Jeremy Neeman: UB-Control

4 Darkslick Shores
4 Drowned Catacomb
2 Ghost Quarter
9 Island
2 Nephalia Drownyard
6 Swamp

1 Black Sun's Zenith
4 Dissipate
4 Doom Blade
3 Forbidden Alchemy
1 Geth's Verdict
4 Mana Leak
1 Negate
4 Think Twice
2 Wring Flesh


3 Consecrated Sphinx
1 Grave Titan
4 Snapcaster Mage
1 Wurmcoil Engine

Sideboard:

1 Black Sun's Zenith
1 Negate
2 Nephalia Drownyard
1 Nihil Spellbomb
3 Phantasmal Image
3 Ratchet Bomb
3 Spellskite
1 Wring Flesh



Formatierung, Teil I


Die Formate für die Grand Prix im ersten Quartal 2012 wurden bekanntgegeben. Dem ersten Quartal kommt dabei besondere Bedeutung zu, weil es zufälligerweise der ersten Wettbewerbssaison 2012 im Planeswalker-Points-System entspricht und unter anderem verantwortlich für Qualifikationen zu Nationals ist.

Austin, USA – 7./8. Januar – Sealed/Boosterdraft
Orlando, USA – 14./15. Januar – Standard
Kobe, Japan – 18./19. Februar – Sealed/Boosterdraft
Lincoln, USA – 18.19. Februar – Modern
Madrid, Spanien – 25./26. Februar – Sealed/Boosterdraft
Baltimore, USA – 25./26. Februar – Standard
Lille, Frankreich – 3./4. März – Standard
Seattle, USA – 3./4. März – Sealed/Boosterdraft
Indianapolis, USA – 10./11. März – Legacy
Nashville, USA – 17./18. März – Sealed/Boosterdraft
Kuala Lumpur, Malaysia – 24./25. März – Standard
Mexico City, Mexico – 24./25. März – Sealed/Boosterdraft
Melbourne, Australien – 31. März/1. April – Sealed/Boosterdraft
Salt Lake City, USA – 31. März/1. April – Standard
Turin, Italien – 31. März/1. April – Modern

Interessant ist, dass die USA mehr Limited als üblich bekommen, während Europa mehr Constructed als üblich spielen darf. Insgesamt steht siebenmal Sealed/Boosterdraft, fünfmal Standard, zweimal Modern und einmal Legacy auf dem Programm. Entgegen ihrer ursprünglichen Aussage haben Wizards Extended außen vor gelassen.


Formatierung, Teil II

Eine Woche später gab es außerdem die langersehnte Ankündigung, was im Frühjahr bei den Pro Tour Qualifiern gespielt wird. Wie man sich schon denken konnte, hat Modern den Zuschlag bekommen, obwohl diese Entscheidung keineswegs unumstritten ist. Das letzte Outing des Formats erforderte weitreichende zusätzliche Bannings, und ob die neue Inkarnation von Modern wirklich spaßiger ist, wird sich erst bei der Weltmeisterschaft zeigen. Mittlerweile ist trotz der riesigen Größe ein solch hoher Prozentsatz des Kartenpools verboten wie sonst nur im Urza- und im ersten Mirrodin-Block.


Doppelt hält besser!

Spieler, die bei einem Grand Prix die Top 16 erreichten oder bei der letzten Pro Tour in der Top 50 landeten, haben eine E-Mail von Wizards erhalten, die ungefähr folgendermaßen aussah:

-E-Mail
 
Congratulations on your […] finish! As a result of your […] finish you are qualified for the 2012 Pro Tour Dark Ascension in Honolulu.
You may participate in Pro Tour Dark Ascension in Honolulu qualifiers unless:
- You have won a Pro Tour Dark Ascension Qualifier (including Magic Online Pro Tour Qualifiers)
- You are 2012 Pro Club Level 7 or 8.

You are eligible to receive a Planeswalker Points-based invitation (and flight) to Pro Tour Dark Ascension in Honolulu unless:
- You have won a Pro Tour Dark Ascension Qualifier (including Magic Online Pro Tour Qualifiers)
- You are 2012 Pro Club Level 7 or 8.


Sie dürfen, obwohl sie bereits qualifiziert sind, weiterhin an Pro Tour Qualifiern teilnehmen. Das steht im direkten Widerspruch zur Premier Event Invitation Policy, wo es heißt:

-Premier Event Invitation Policy
 
Players who already hold invitations to a Pro Tour may not compete in Pro Tour Qualifiers […] Players with 2012 Pro Tour Players Club level 6 or higher are not allowed to participate in Pro Tour Qualifiers.

Außerdem können sie zusätzliche Qualifikationsplätze in der Kompetitivpunkte-Weltrangliste belegen sowie die damit einhergehende Flugreise gewinnen. Auch dies widerspricht der PEIP. Dort steht nämlich ausdrücklich, dass die Qualifikationsplätze der Weltrangliste an bisher unqualifizierte Spieler heruntergereicht werden:

-Premier Event Invitation Policy
 
The invitation list for each Pro Tour held in 2012 consists of the following players:

The winner of each Pro Tour Qualifier (including Magic Online Pro Tour Qualifiers) that award invitations to the appropriate Pro Tour.
The Top 16 finishers of each Grand Prix that award invitations to the appropriate Pro Tour (only for the first 2012 Pro Tour).
The top 10 ranked players from each of the Europe and North America geo-regions and the top 5 ranked players from each of the Asia Pacific, Japan, and Latin America geo-regions in the Planeswalker Points Competitive Total Season designated to award invitations to the appropriate Pro Tour that are not yet invited based on the above criteria.
The top 65 ranked players in the worldwide Planeswalker Points Competitive Total Season designated to award invitations to the appropriate Pro Tour that are not yet invited based on the above criteria.



Making a Point

Rechtzeitig zum Grand Prix in Mailand wurde bekannt, dass alle Sideevents eines Grand Prix mit einem Faktor von fünf in die Planeswalker-Punkte eingehen. Ausgenommen sind lediglich die Grand Prix Trials am Vortag, die weiterhin mit dem für GPTs üblichen Faktor von drei angerechnet werden.


Fünffache Punkteausschüttung hat nun endgültig zur Folge, dass Grand-Prix-Reisen für den ambitionierten Punkte-Grinder das Maß aller Dinge sind. Ladenturniere und auch die WPN-Premium-Turniere, auf die sich ursprünglich das Interesse der Öffentlichkeit gerichtet hatte, können da einfach nicht im Entferntesten mithalten.


Must Read

Mit vielen anderen Schwachpunkten des Planeswalker-Points-Systems beschäftigt sich ein offener Brief an Wizards of the Coast, der am Sonntag auf ChannelFireball erschienen ist. Federführend war offenbar Hall-of-Famer Zvi Mowshowitz, unterzeichnet haben des Weiteren Luis Scott-Vargas sowie die Hall-of-Fame-Mitglieder Bob Maher, Jon Finkel und Kai Budde.


Diese Fünf haben großteils bereits ihr Kapitel der Magic-Geschichte geschrieben und sind selbst von der Änderung kaum negativ betroffen. Ihre Kritik ist vielmehr, dass Geschichten wie die Ihren unter dem neuen System unmöglich werden, weil der faire Wettkampf auf der Strecke bleibt.

Der spannendste Kommentar dazu kam von Aaron Forsythe. Er bat um Geduld und schrieb auf Twitter, man wisse um die Probleme und werde viele davon „behandeln“. Was das genau heißt, ist selbstverständlich offen für jegliche Interpretation.

Nächste Woche interpretiert dann hoffentlich wieder Torben Thies die News für euch!




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