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PT? GP? PPC? PWP? PTQ!
von Andre "TrashT" Müller
16.11.2011

Also ursprünglich war der Plan ja so: Ich spiele alle Pro Touren in 2012, um mir einen lekkeren Level im Pro Players Club für 2013 klarzumachen. Am besten Level 7 oder 8 natürlich, um auch noch alle Grand Prix mitnehmen zu können und dann in 2013 schnell noch die PT zu gewinnen und direkt in die Hall of Fame gewählt zu werden, als cooler Road-Warrior oder so. Wie realistisch das ist, macht in der Vorplanung ja noch keinen Unterschied.

Es lief auch direkt gut an. Um alle Touren in 2012 zu zocken, muss ich mich insbesondere erst mal für die erste qualifizieren. Der Plan war, mich nach Möglichkeit für Philadelphia zu qualifizieren und da dann Top 50 zu machen. Ansonsten hatte ich noch vor, mich auf einem der Grand Prix in Mailand und Amsterdam in die Top 16 zu zocken. Falls das auch nicht klappt, bliebe mir ja noch die PTQ-Season. Schnellvorlauf in die Gegenwart und man sieht, dass mir je 16 andere Typen die GP-Slots weggeschnappt haben und auf der PT ging es nach 7:2 erst mal schön runter zum 8:8.


Besonders angenehm war das letzte Match der PT, immerhin noch um Top 100 für den zusätzlichen PT-Punkt. Game 1 fängt mein Gegner an, behält seine Starthand und spielt aus: Turn 1 Steam Vents getappt, Turn 2 Spellskite, Turn 3 go und in meiner Upkeep Deceiver Exarch auf mein Land. Ich mache Scapeshift und spiele Ulamog von der Hand aus, er lenkt den Trigger auf Spellskite um, enttappt und spielt Splinter Twin auf den Exarch. Netter Draw. In Game 2 spielt er dann Ponder und Spellskite und in der Upkeep meines Turn 4 Pestermite auf mein Land. Mein Bord zu dem Zeitpunkt: Dryad Arbor, Vesuva als Dryad Arbor-Kopie, Amulet of Vigor und Glimmerpost. Also schnell Summer Bloom, dann Selesnya Sanctuary zweimal gelegt und danach noch Vesuva, noch ein Land von der Hand und Scapeshift! Nur Ulamog würde mal wieder nichts bringen. Aber da die Idee: Ich hatte ja Sundering Titan eingeboardet! Und Eye of Ugin sucht beliebige farblose Kreaturen raus. Sein Bord: Mountain, Mountain, Island. Also flugs den Titan rausgesucht und ausgespielt.


Er macht Mindbreak Trap, Untap, Land, Splinter Twin auf Pestermite und Angriff mit unendlichen Tokens.

Wie sich mittlerweile herausstellte, sollte dies das letzte Match gewesen sein, in welchem ich je um einen Pro-Punkt gespielt haben werde. Oder um 48 Rating-Punkte. Denn mittlerweile gibt es ja die tollen Planeswalker-Punkte. Davon mag jeder halten, was er will, aber mir persönlich gefallen die null. Viel Rating hätte ich vielleicht irgendwann einmal gehabt, aber genug PWP für die Qualifikation, ohne FNM? Nie. Aber ist wohl auch richtig so. Ich kaufe ja kaum irgendwas von Wizards beziehungsweise Hasbro. Von daher muss mich eine erfolgreiche Marketing-Strategie zwar nicht zwingend ausschließen, aber ebenso wenig zwangsläufig ist sie eine schlechte Strategie. Vielleicht steigern sie so wirklich ihren Umsatz unter den Leuten, die durch die PWP zum Mehrspielen animiert werden. Und damit sollte die Diskussion beendet sein. Wem es nicht passt, der kann ja aufhören. Wenn absehbar wäre, dass das viele machen, hätten Wizards diese Strategie wahrscheinlich nicht implementiert. Entsprechend bist du, geneigter Leser der wegen der PWP mit Magic aufgehört hat, leider einfach in der Minderheit und musst dich damit abfinden, dass die meisten anderen eben trotzdem noch Geld für das Spiel ausgeben. Und egal, wie viel man murrt: Solange man nicht weniger kauft und solange andere mehr kaufen, haben Wizards alles richtig gemacht. Und da man anscheinend lieber Magic als kein Magic spielt, sollte man auch damit zufrieden sein, dass die Macher von Magic dafür sorgen, dass das Spiel weiterhin existiert.

Der unromantische Schlussstrich ist also: Ich finde die PWP scheiße, und das ist egal.


Und dann sitze ich im Auto mit Bernd Brendemühl, Mike Hofmann und Ralph Ristedt und ich frage, ob wir denn aus dem PTQ droppen, sobald wir nicht mehr Top 8 zocken können. Ich hatte die Antwort schon befürchtet: „Nee, wir spielen natürlich durch – für die PWP!“ Und dann noch: „Schließlich sind wir drei alle Top 100 weltweit.“ Wow, sage ich da, ihr drei seid alle Top 100? Nee, wir sind alle Top 100 – Bernd, Mike und ich!

Hätte ich das mal vorher geahnt. Ich habe bei den beiden Grand Prix überhaupt keine Sideevents gespielt und in Amsterdam sogar nach Runde 8 gedroppt. Wie kann es sein, dass ich so viele Punkte habe? Die PT Philadelphia macht's, wie sich herausstellt. Da habe ich so viele Punkte gemacht, die holt einer mit einem FNM pro Woche in einer Season nicht ein. Plötzlich sieht alles ganz anders aus: Pro Tour Qualifier haben ebenfalls einen netten Fünfer-Multiplikator, und davon gibt es in meiner (relativen) Nähe ziemlich viele. Europa hat bestimmt sogar die höhere PTQ-Dichte als USA. Bereitet euch also schon mal darauf vor, dass die Amis alle jammern werden, wenn sie Europäer in der Top 100 sehen, dass es total unfair ist, wie wenige PTQ sie haben.

Wo waren wir? Ah ja: Ich spiele also einfach noch jede Menge PTQ. Das habe ich auf der Rückfahrt vom PTQ Amsterdam beschlossen. Was übrigens ein ganz schön merkwürdiges Gefühl war. Vor elf Jahren hatten wir in Bochum angefangen, viele PTQ pro Saison zu spielen und ungefähr alles anzufahren, was weniger als 300km entfernt war. Und wenn am Ende gar einer von uns mal einen PTQ gewonnen haben sollte, haben wir direkt alle fett auf der Rückfahrt gefeiert. Denn meistens war einfach niemand qualifiziert oder noch nicht einmal Top 8 und wir sind total traurig nach McDonalds gefahren und dann nach Hause. Oder nach Burger King und dann nach Hause. Ganz anders diesmal: Wir sitzen im Auto und überlegen uns: Na klar, wir zocken jetzt einfach noch den und den und den PTQ und dann sind wir alle qualifiziert und fliegen nach Honolulu. Einerseits natürlich nice, andererseits total unspannend und Burger wollte auch keiner.

Plötzlich jeden PTQ bis zum Ende durchzuspielen, hat allerdings seine Vor- und Nachteile, weit über die erhöhte Zeitinvestition hinaus. Früher beispielsweise, wenn ich bei 2:3 noch mal durch lustloses Gedaddel verloren habe, war ich nicht so sauer wie jetzt, wo es plötzlich um 15 PWP pro Match geht! Die Kehrseite der Medallie hingegen: Nach 3:4 kann ich im Auto sitzen und mir denken „yeah, fett 65 PWP eingespielt“. Besonders für eine PT, die so weit weg ist wie Honolulu, muss man schließlich auch mal so rechnen: Wenn man am Ende circa 1800 PWP braucht, um sich über PWP zu qualifizieren, und dann den Flug bezahlt bekommt, der normal 900 Euro gekostet hätte, ist jeder PWP 50 Cent wert und ich spiele bei 2:4 noch schön das Ante-Match um 7,50 Euro. Wäre die PT in Frankreich, sähe die Rechnung natürlich deutlich unbeeindruckender aus. Und mit der erhöhten GP-Anzahl im nächsten Jahr kann man auch von einer höheren Punktegrenze für die Qualifikation ausgehen. Aber wie neulich noch behauptet wurde, dass Kibler mit seinen Super-Ergebnissen „nur“ 2300 PWP hätte, die ja viel zu wenig für die Quali wären, ist Quatsch. Zumindest in dieser Season noch. Und auch der Wegfall der Qualifikationsplätze auf Grand Prix fällt kaum ins Gewicht: Wenn man tatsächlich Top 16 macht, spendiert das jede Menge PWP. Wenn man dann noch einige PTQ spielt, kann man die Top 100 erreichen und bekommt sogar den Flug bezahlt. Und nach wie vor bekommt man (fast) alle Punkte durch Siege. Wizards haben behauptet: Spielen ist gut, Gewinnen ist besser! Zvi und Konsorten antworteten mit: Spielen ist supergut, Gewinnen ist ein bisschen besser. Und ich persönlich finde: Mitzocken ist ein Anfang, aber ohne auch ordentlich zu gewinnen, schafft man es kaum – sogar ein ziemlich schlechter Spieler könnte es zwar mit genug Grinden schaffen, aber da überschreitet man locker die Grenzen, wo es das überhaupt noch wert ist. Den Flug nach Hawaii könnte man sich auch für weniger kaufen, auf der PT wird man als solcher Mensch sowieso gnadenlos abgefertigt werden und vielen Pros wird man auch nicht begegnen.


Entsprechend war mein Plan also, nachdem es in Dortmund, Düsseldorf und Amsterdam nicht geklappt hat, auch noch die PTQ in Frankfurt, Utrecht, Eindhoven, Antwerpen und Berlin und ich glaube, es gab auch noch Gent und jedenfalls waren es jede Menge … Die zocke ich alle, dann bin ich qualifiziert und dann sehen wir mal weiter! Und falls es nicht klappen sollte, grinde ich mich nächste Saison halt so richtig rein, komplett mit Sideevents am Day 2 vom GP und allem. Da wollen wir doch mal sehen, ob ich 2013 nicht mit einem saftigen Pro-Level starte!

Doch dann kam's so richtig dicke. Die Pro-Level werden abgeschafft. Hall-of-Fame-Eligibility wird irgendwie neu gemacht, aber wie genau weiß noch niemand. Und zu allem Überfluss kann ich mich am Ende nicht einmal über PWP qualifizieren, weil die Sideevents auf Worlds alle schön Fünfer-Multiplikator haben werden und mich da noch jede Menge Leute überholen können. Wenigstens hätte ich die drei Byes ziemlich sicher, aber wozu überhaupt nächste Saison noch GP spielen? Die Amis werden mehr haben und ohne die PT im Rücken kriege ich die nötigen Punkte nie zusammen. Aber wofür dann überhaupt noch irgendetwas spielen?! Das Lohnendste wären dann schon die Pro Tour Qualifier: Der Gewinner ist fein raus und alle anderen haben das Nachsehen. Tolle Events. Nur was mache ich stattdessen? Hobbies habe ich ja noch genug, aber ohne Magic habe ich irgendwie so keine Freunde mehr. Und mal ehrlich: Eine neue Edition wird gespoilt und ich lese mir die Karten nicht durch? Das glaubt doch nie einer. Und dann will ich natürlich auch Magic Online mit diesen Karten zocken und RL-Events gebe ich mir sowieso, allein wegen der Leute. Von daher der vorläufige Plan erst mal: Diese Saison noch PTQ spielen, hoffentlich einen gewinnen und wenn es klappt, dann nächste Saison weitergrinden. Ansonsten nächste Saison PTQ nach Belieben und sonst nichts.

Und so begab es sich dann, dass ich morgens um 8:06 Uhr am Dortmunder Hauptbahnhof ankam, um mit Bernd nach Frankfurt zu fahren. Beziehungsweise Maintal. 139 Leute fanden sich ein, was acht Runden (und fünf Antrittspunkte!) bedeutete. Der Sealed-Pool, der sich mir präsentierte, war annehmbar, ohne zu berauschen. Leider kann ich das Sideboard gerade nicht mehr auffinden, aber das Deck habe ich noch hier. Die Liste:


6 Island
2 Mountain
1 Sulfur Falls
9 Swamp

2 Deranged Assistant
Vampire Interloper
Armored Skaab
Stitched Drake
Ghoulraiser
Galvanic Juggernaut
Abattoir Ghoul
Makeshift Mauler
Instigator Gang
(Wildblood Pack)
Evil Twin
2 Morkrut Banshee
Geistcatcher's Rig
Skaab Goliath


Blazing Torch
Dead Weight
Geistflame
Victim of Night
Corpse Lunge
Rolling Temblor
Claustrophobia
Grasp of Phantoms
Curse of Death's Hold


Die Farbwahl war ziemlich klar. Ich hätte auch URb spielen können für bessere Manakurve und geringere Kartenqualität. Aber so schlecht war meine Manakurve dann auch in diesem Build nicht. Ein Weißsplash für Slayer of the Wicked und Bonds of Faith wäre anstelle des Rotsplashs möglich gewesen, aber wegen des Doppellandes und weil ich die Bedrohungen dieses Formates ihren Antworten vorziehe, entschied ich mich für Instigator Gang. Die anderen beiden roten Karten mussten dann unbedingt mitmachen, weil sie Flashback hatten. Die Manabasis war allerdings falsch und ich habe immer einen Sumpf rausgenommen und dafür noch ein Gebirge reingetan. Dass ich meine Gegner habe beginnen lassen, versteht sich von selbst.

Und nein, es ist kein Druckfehler: Ich habe 42 Karten gespielt. Sakrileg! Zumindest für gewöhnlich, ja. Aber in Innistrad ist eine weitere Ressource hinzugekommen: die Größe eurer Bibliothek. Wenn und nur wenn man Karten hat, mit denen man sich gerne selbst mühlt, kann man auch mehr als 40 Karten spielen. Wie viele genau, hängt davon ab, wie häufig man sich gern selbst mühlen würde und wie schlecht die Karten sind, die man noch hinzufügen würde. Vergesst übrigens nicht, zusätzliche Länder reinzupacken! Die Theorie dahinter ist folgende: Wenn man sich irgendwann prinzipiell gern selbst mühlen würde, aber Angst hat, in absehbarer Zeit schon den Decktod zu sterben und es deswegen unterlässt, ist die Qualität der Mühlkarte vermindert. Man kann also die Qualität der Mühlkarten und somit die durchschnittliche Kartenqualität des Decks dadurch erhöhen, dass man weitere Karten spielt, die die durchschnittliche Stärke der Karten im Deck um weniger reduziert, als die Zunahme an Kartenqualität der Mühlkarten an Zunahme der durchschnittlichen Kartenstärke teil hätte. Je mehr Mühlkarten ihr habt, desto schlechtere Karten könnt ihr noch in euer Deck stecken. Bedenkt dabei allerdings auch, dass diese Karten ebenfalls gemühlt werden können und dann, falls sie im Friedhof nichts Nettes tun, die Durchschnittsqualität jedes einzelnen Mühlvorgangs reduzieren.

Im Turnier hat das dann auch ganz gut funktioniert. Ich habe genau einmal darauf verzichtet, mich mit Deranged Assistant zu mühlen, bei einem sehr gestallten Bord, wo jede Bedrohung, die ich vor Ende meiner Bibliothek ziehen kann, ausschlaggebend war. In der Woche davor hatte ich noch öfter mal Think Twice im Friedhof, was ich aus lauter Angst vor Deckende gar nicht mehr backflashen konnte, ganz zu schweigen von Forbidden Alchemy. Da hätte ich mal so 43 Karten spielen sollen. Nach oben gibt es da sowieso keine Grenze, solange man sich genug mühlt und die Karten nicht zu schlecht sind.

Kleine Randbemerkung: Wenn ihr euch irgendwann nichts Bestimmtes mehr wegmühlen wollt, aber der Decktod noch weit entfernt ist, so könnt ihr dazu übergehen, euch immer dann zu mühlen, wenn ihr mehr als 50% Land in der Bibliothek habt. Dadurch mühlt ihr im Schnitt mehr Land als Spells! Allerdings frage ich mich gerade, ob das eine Auswirkung auf eure Topdeckqualität hat, denn es erscheint unintuitiv gegenüber der Regel, dass eine Karte zu mühlen, die Chance, nächste Runde Land oder Spell zu ziehen, nicht verändert …

Ich hatte nicht damit gerechnet, mit dem Deck die Top 8 zu erreichen. Die Manabasis war zu schlecht (insbesondere vor dem Boarden) und ich hatte etwas zu viele Zombies, die den Graveyard benötigen, in Relation zu meinen Selbstmühl-Möglichkeiten. Aber am Ende setzte sich doch die Kombination aus fetten Kreaturen, Kartenvorteil, Removal und immerhin drei mehr oder weniger gespoilten Rares durch. In Runde 4 verlor ich gegen ein schnelles UW-Deck, ansonsten besiegte ich alle und drawte dann mit Bernd bei 6:1.


Die einzig interessante Spielsituation, die mir vom Swiss noch in Erinnerung geblieben ist, stammt aus meinem Match gegen Klaus Jöns. Ich hatte den Zug abgegeben, um meine Instigator Gang zu flippen, und hielt unter anderem Victim of Night sowie Geistflame. Sein Bord bestand aus Abbey Griffin und Voiceless Spirit. Also in der Upkeep erst mal Geistflame auf den Spirit. Ich hatte aber noch Morkrut Banshee auf der Hand und hätte daher vielleicht doch eher Victim auf Griffin machen sollen und in meinem Zug dann Geistflame auf Spirit und Banshee auf seinen kommenden Drop. Für Victim plus Banshee fehlte mir nämlich der vierte Sumpf … Aber die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln und ich zog den Sumpf direkt von oben, um alles abzuräumen. Bei der Gelegenheit kann ich nur sagen, dass Banshee schlechtreden etwas in Mode geraten zu sein scheint. Jedes Mal, wenn ich von der Banshee schwärme, kommt: „Ach was, Morbid ist gar nicht so oft, wie man denkt.“ Nicht, dass das unwahr wäre. Aber der Worst Case ist 4/4 für fünf Mana und der Best Case total lächerlich. Und gerade wenn man dringendst irgendwem −4/−4 geben muss, lässt es sich schon irgendwie in die Wege leiten. Die beiden Banshees haben auch diesmal wieder ordentliche Arbeit geleistet.

In der Top 8 waren außer mir noch Bernd und Ralph Ristedt, die beide schon verlauten ließen, dass sie gegen mich gegebenenfalls aufgeben würden. Die Seatings im Draft waren zufällig, aber gespielt wurde nach Crosspairings – denen zufolge würde ich im Halbfinale gegen Bernd und im Finale gegen Ralph kommen, wenn alles gut liefe. Aber erst mal musste der Draft gut laufen. Im ersten Booster nahm ich Galvanic Juggernaut über Kruin Outlaw, um mir die Farbwahl offenzulassen. Die beste Karte im nächsten Booster war ungelogen Festerhide Boar. Den habe ich genommen und als dritter Pick erwartete mich Gavony Township?! Ich verstehe! Recht bald gesellte sich ein Spectral Rider dazu und der Draftplan stand fest. GW mit mehr W als G, um den Rider auch schön Zug 2 spielen zu können. Das zog ich ziemlich schnörkellos durch (nein, diesmal leider kein Milldeck – jemand anderes hatte es schon in Anspruch genommen!) und stand am Ende mit folgendem Deck da:


7 Forest
1 Gavony Township
9 Plains

Selfless Cathar
Silverchase Fox
2 Ambush Viper
Darkthicket Wolf
Spectral Rider
Elder Cathar
Village Bell-Ringer
Orchard Spirit
2 Chapel Geist
Galvanic Juggernaut
Abbey Griffin
2 Thraben Sentry
(Thraben Militia)
2 Festerhide Boar
Kessig Cagebreakers


Travel Preparations
Midnight Haunting
Spidery Grasp
Smite the Monstrous
Gutter Grime


Diesmal wieder brav nur 40 Karten. Leider keine Bonds of Faith, kein Tapper und vor allem kein Avacyn's Pilgrim, außerdem etwas wenige Spells, fett viele 4-Drops und Füller auch noch. Immerhin ein paar Rares. Die erste davon sollte auch gleich zum Einsatz kommen. Mein Viertelfinalgegner war im ersten Spiel auf zwei Sümpfen und Isolated Chapel screwed und konnte sein BRw-Deck mal so gar nicht zum Einsatz bringen. Im zweiten Spiel zockte er dann ein paar Dorks, ich auch, und als wir beide drei Kreaturen auf dem Tisch hatten, slammte ich Gutter Grime. Er hat direkt eingesehen, wie dieses Spiel unweigerlich enden würde, und sofort aufgegeben. An dieser Stelle lernte ich übrigens, dass Gutter Grime gar keine Dalton Brothers produziert, sondern die Tokens immer gleichgro(e)ß(er) sind.


Im Halbfinale kam dann der UR-Beatdown, aber erstaunlicherweise nicht von Bernd pilotiert. Ich hielt on the play die Hand mit drei Plains, Forest, Festerhide Boar, Spidery Grasp und Gutter Grime. Conveniently zog ich erst mal noch ein paar Länder und Travel Preparations. Mein Gegner eröffnete indes mit Ashmouth Hound, Kessig Wolf und Hanweir Watchkeep. Ich tauschte meinen Boar gegen seinen Hound, er gab den Zug ab und transformierte seine Watchkeep. Jetzt plötzlich war mein Deck auf Versöhnung aus und präsentierte anstelle eines Blumenstraußes Midnight Haunting. Direkt ausgespielt und beide Tokens mit Travel Preparations gepumpt. Das schickte die Watchkeep zurück in den Wachturm und die Tokens drohten mit dem 1:1-Tausch gegen Kessig Wolf. Da griff der Gegner lieber gar nicht mehr an und versuchte sein Glück noch mal mit der Watchkeep. Gut, von oben kam noch ein Festerhide Boar, den ich direkt mit Preparations über Wolfgröße pumpte, zudem einen der Tokens auf 3/3 für die 4-Turn-Clock. Aus ihm kam dann auch nichts mehr raus und die Flieger haben ihn kurz umgeschlagen. Im zweiten Spiel kam in Turn 3 wieder der Wolf und Turn 4 direkt Spectral Flight drauf. Nachdem ich zehn Schadenspunkte genommen hatte, gab ich den Zug mit getapptem Silverchase Fox und enttapptem Thraben Sentry ab. Ihr seht es sicher schon kommen: Er griff an, ich blockte mit dem 5/4er und sein Wolf ging harmlos in den Friedhof. Nachdem er schon einen Mulligan on the play genommen hatte, war nach diesem 2:1-Tausch die Luft bei ihm raus und der 5/4er war es diesmal, der ihn in vier Zügen niederprügelte.


Ralph hatte leider auch schon im Viertelfinale verloren, also musste ich jetzt das Finale ausspielen. Das Deck meines Gegners wurde als UBr-Burning Vengeance bezeichnet. Erstens war es allerdings UBR und zweitens eher ein Milldeck featuring Burning Vengeance, was den praktischen Vorteil hat, dass er sich selbst mühlen kann für fettestes Flashback. In Game 1 hatte ich jede Menge Kreaturen und er leider gar keine; ein bisschen Removal spielte er aus, aber dann kam die Stelle, wo er Harvest Pyre entweder für vier auf meinen 2/2er machen konnte oder für sechs – aber das würde ihn dann auch seine Desperate Ravings kosten. Er schoss für vier, ich hatte Spidery Grasp und weil er jetzt noch blocken musste und mein 2/2er mal wieder Thraben Sentry war, sah es plötzlich ganz schlecht für ihn aus. Kurz darauf stand es auch schon 1:0. Ob ich jetzt mehr Karten einboarden sollte, um mich gegen die Mühlung zu verteidigen? Aber nee, sicher muss er sich volle Pulle selbst mühlen, um überhaupt mit mir mithalten zu können. Im zweiten Spiel habe ich allerdings keinen schnellen Draw, während er mit Turn 1 Ghoulcaller's Bell, Turn 2 Dream Twist auf mich und Turn 3 Selhoff Occultist begann. Bald kam ein zweiter Occultist und meine Bibliothek wurde dünner und dünner. Mittlerweile hatte ich allerdings auch eine beachtliche Streitmacht im Spiel. Nun der entscheidende Zug: Ich hatte noch sieben Karten in der Library. Er konnte mit seinem Selhoff Occultist einen meiner 2/2er blocken, würde dann nur elf Schadenspunkte nehmen und auf einem Punkt überleben. Im Gegenzug könnte er mich dann mit seinem Dream Twist umbringen. Das Ganze würde aber nur funktionieren, wenn er noch Removal für meine Thraben Militia hätte. Ich fragte ihn also: „Hast du Removal? Dann gehst du auf eins.“ Ich dachte mir aber: Sicher übersieht er, dass, wenn er Removal macht, der eine Ooze-Token, der ungeblockt durchkommt, plötzlich noch +1/+1 bekommt und es doch genau reicht. Was macht er also? Claustrophobia auf meine Milita und go. Und wer nutzt die Gunst der Stunde, um mal wieder so richtig zu glänzen? Spidery Grasp, den ich mit null Handkarten von oben ziehe. Und Sieg!


Hätte ich nie mit gerechnet, vor allem nicht, wenn man berücksichtigt hat, dass ich meine Kessig Cagebreakers genau einmal ausgespielt habe, und da hatte ich bloß eine Kreatur im Friedhof. Noch schlimmer war Gavony Township: Das einzige Spiel, in welchem ich sie gezogen hatte, gewann ich auf vier Ländern. Aber gut, Selfless Cathar kam fairerweise auch nie. Und Gutter Grime hat gute Dienste geleistet in meinem 18-Kreaturen-Deck. Meine Gegner haben einfach nicht so gut gezogen und dazu teilweise noch schlecht gespielt. Das reicht einfach mal, damit ich den PTQ gewinne. Die Abschlusszeremonie war dann auch reichlich antiklimaktisch: JK kommt vorbei, gratuliert mir und sagt: „Hier, geh mit dem Reisegutschein zum DirkB.“ Und ab ging's nach Hause. Das war's für den Tag, allerdings noch nicht fürs Wochenende, jedenfalls für die anderen Jungs. Obwohl wir erst morgens um halb drei am Dortmunder Hauptbahnhof sind, treffen sie sich um 8:00 Uhr schon wieder, um nach Utrecht zu fahren. Gut, dass ich nicht im Finale verloren habe.

Und wie sieht es mit meiner Magic-Karriere aus? Seit sie den Pro Players Club abgeschafft haben, gibt es für mich kaum noch einen Grund, im internationalen Wettbewerb gut abschneiden zu wollen. Außer natürlich die Dollars, aber die waren noch nie ausreichend, um Pro Touren oder Grand Prix alleine zu tragen. Immer ging es auch um PT-Punkte und Slots für die nächste PT. Das gibt es nun alles nicht mehr, aber ich höre, Wizards wollen dahingehend in Honolulu noch mal was announcen. Wenn dann wieder irgendwelche Benefits zu erwarten sind, hänge ich mich wieder mehr rein. So erfreue mich nur des (fast) kostenlosen Fluges nach Honolulu, erspiele mir da hoffentlich ein paar Dollar und vor allem fett viele PWP, gebe mir dann noch die dazugehörige PTQ/GP-Saison und versuche, für die nächste PT über PWP qualifiziert zu sein. Falls das nicht klappen sollte und Wizards bis dahin immer noch nichts angekündigt haben, will ich eigentlich mit Magic aufhören, aber ich glaube, das schaffe ich sowieso nie.

In diesem Sinne: Man sieht sich!




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