Einst sagte Harald Schmidt: „Hannover ist die Stadt mit dem gewissen Nichts.“ Na, wenn er sich da mal nicht geirrt hat …
Auch im beschaulichen Hannover gab es kürzlich einen PTQ mit 178
Teilnehmern im derzeit wohl beliebtesten Format. Zumindest lässt
darauf die stetig sinkende Preissensibilität der Spieler gegenüber
Modern-Staples schließen, aber auch die Vielzahl unterschiedlicher
Decktypen macht Modern bestimmt nicht unbeliebter – allein in
Hannover waren es 39. Modern ist ein Format für jeden. Selbst
mit einfachen und günstigen Decks wie Burn oder Merfolk ist
es möglich, oben mitzuspielen.
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Nachdem
MiDi schon für den PTQ in Leipzig eine Metagame-Analyse verfasst hat, lege ich nun für den PTQ in Hannover nach. Das sollte insbesondere deshalb interessant sein, weil es in der letzteren Top 8 die eine oder andere Überraschung gab.
Bracket und Standings gibt es hier.
Zuallererst eine Übersicht über die Deckverteilung:
Eine Sache ist mir auch persönlich stark aufgefallen: RG-Tron war mit drei Decks sehr, sehr schwach vertreten – wie auch schon in Leipzig. Einst beim Grand Prix in Antwerpen gegen Twin noch im Finale und auch beinahe siegreich scheint dieses Deck wohl nach und nach das Feld zu räumen.
Ansonsten blieben die beliebten Decks wie Twin, Jund, Affinity et cetera weiterhin sehr präsent und verteilten sich in der Top 8. Es stellt sich natürlich die Frage, ob diese Decks aufgrund ihrer Stärke in der Top 8 landeten oder aufgrund der Häufigkeit ihres Einsatzes, wodurch sich ihnen vielleicht eine größere Wahrscheinlichkeit bot, sich durch das passende Feld an die Spitze zu manövrieren.
Des Weiteren befanden sich auf den Plätzen 9 bis 16 noch drei Jund-Decks, einmal Twin, ein weiteres Merfolk-Deck, einmal Delver, Blue Moon und das einzige Tribal Zoo. Das einzelne
Gifts Ungiven, welches in Leipzig, die Top 8 erreicht hatte, kam hier nur auf 15 Punkte.
Interessant finde ich auch die Entwicklung bei
Birthing Pod. Vereinzelt tauchten Versionen komplett ohne Melira auf, angeführt von einer Variante, die vollständig ohne Kombo-Pieces ausgekommen ist – das sogenannte „Value-Pod-Deck“. Weitere „Exoten“ waren zwei Mill-Varianten, das Azusa-Lands-Deck sowie Dredge.
Nun zu den Decklisten der Top-8-Spieler:
1. Platz: Fabian Thiele
| 16 Island 4 Mutavault 4 Æther Vial 3 Spreading Seas 2 Vapor Snag 2 Relic of Progenitus 4 Cursecatcher 4 Lord of Atlantis 4 Master of the Pearl Trident 3 Phantasmal Image 4 Merrow Reejerey 3 Master of Waves 2 Kira, Great Glass-Spinner 4 Silvergill Adept 1 Thassa, God of the Sea
| | Sideboard:
3 Tidebinder Mage 2 Swan Song 1 Spell Pierce 2 Relic of Progenitus 1 Spreading Seas 1 Dismember 2 Phyrexian Revoker 1 Steel Sabotage 2 Hurkyl's Recall
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Mal ganz ehrlich, wer hätte damit gerechnet, dass ein Merfolk-Deck schon wieder einen PTQ gewinnt? Sicherlich gibt es gute Gründe, weshalb
Cursecatcher Ende letzten Jahres von zwei auf fünf Euro gestiegen ist, aber dass dieses Deck schon wieder solch ein Event gewinnt – Respekt!
Vom Prinzip her bildet ein typisches Merfolk-Deck mit acht Lords,
Cursecatcher,
Silvergill Adept, Vials und
Mutavault hier das Grundgerüst. Zusätzlich stehen Kreaturen wie
Merrow Reejerey, Thassa, Kira,
Phantasmal Image,
Cosi's Trickster,
Master of Waves,
Coralhelm Commander oder
Sygg, River Cutthroat zur Verfügung. Kürzlich wurde auch eine Deckliste veröffentlich, die mit
Dakra Mystic nach zusätzlichen Lords gräbt. Im Gegensatz zur Liste des Viertplatzierten (siehe unten) spielt Fabian drei
Phantasmal Images, welche ihm je nach Sitaution entweder zusätzliche Lords oder die beste Kreatur aufseiten des Gegner generieren.
Interessant ist auch, dass Fabian präventiv zweimal
Relic of Progenitus spielt. Dem Merfolk-Spieler selbst, ähnlich wie dem Tron-Spieler, ist sein Friedhof total egal. Aber in Matchups wie gegen UWR oder Twin, die gerne mal via
Snapcaster Mage plus
Lightning Bolt/
Lightning Helix reihenweise Lords abrüsten, verbessert er hier schon im ersten Game sein Matchup.
2. Platz: Frederik Heinemann
| 4 Temple Garden 4 Ghost Quarter 3 Horizon Canopy 2 Tectonic Edge 2 Forest 1 Plains 2 Stirring Wildwood 4 Noble Hierarch 1 Birds of Paradise 4 Leonin Arbiter 2 Qasali Pridemage 2 Voice of Resurgence 3 Scavenging Ooze 2 Mirran Crusader 3 Aven Mindcensor 4 Loxodon Smiter 2 Restoration Angel 2 Linvala, Keeper of Silence 4 Path to Exile 1 Brimaz, King of Oreskos 3 Thalia, Guardian of Thraben 4 Razorverge Thicket 1 Okina, Temple to the Grandfathers
| | Sideboard:
2 Engineered Explosives 2 Torpor Orb 2 Stony Silence 2 Choke 1 Thalia, Guardian of Thraben 1 Mark of Asylum 1 Ghostly Prison 1 Worship 1 Fracturing Gust 1 Spellskite 1 Thrun, the Last Troll
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Ein schönes Deck, wie ich finde. Durch Kreaturen wie
Aven Mindcensor,
Leonin Arbiter,
Linvala, Keeper of Silence und Thalia soll der Gegner am eigenen Spiel gehindert werden. Kurze Regelfrage und -antwort: Wenn zwei
Leonin Arbiter auf dem Board liegen, wie viel farbloses Mana muss für das Suchen zusätzlich gezahlt werden? Zwei oder vier? Die richtige Antwort ist vier. Der Effekt ist kumulativ.
Zusätzlich wird mit den anderen Kreaturen entsprechender Druck auf das Board gelegt. Sollte doch mal eine gegnerische Kreatur im Weg stehen, findet
Path to Exile sein Ziel. In anderen Decklisten habe ich auch schon
Gaddock Teeg gesehen, welcher gerade gegen Spells wie
Damnation oder
Splinter Twin sehr stark ist. Mal sehen, ob der eine oder andere
Hushwing Gryff via GW-Hatebears seinen Weg ins Modern finden wird.
3. Platz: Christopher Budde
| 19 Mountain 1 Keldon Megaliths 4 Goblin Guide 4 Eidolon of the Great Revel 4 Mogg Fanatic 4 Lava Spike 4 Lightning Bolt 4 Skullcrack 4 Rift Bolt 2 Searing Blood 2 Searing Blaze 2 Shard Volley 3 Flame Javelin 1 Thunderous Wrath 2 Shrine of Burning Rage
| | Sideboard:
3 Dismember 2 Smash to Smithereens 3 Relic of Progenitus 4 Molten Rain 2 Anger of the Gods 1 Grim Lavamancer
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Hier einmal eine rote Liste. Wie oben bereits erwähnt, liegen die Anschaffungskosten eines solchen Decks bei ungefähr 70 Euro, wenn überhaupt. Schön finde ich, dass
Eidolon of the Great Revel seinen Weg ins Modern gefunden hat. Als die Karte erstmals gezeigt wurde, hielt ich sie für eine gute Sideboard-Waffe gegen Ascension, aber offensichtlich ist sie für ein solches Deck ebenfalls prädestiniert. Insbesondere gegen Twin dürfte ein unbeantwortetes Eidolon dank
Serum Visions und
Remand für einigen Schaden sorgen.
Die typischen 3-Damage-Spells sind obviously alle viermal drin. Von den situationsabhängigen Spells wie
Searing Blaze oder
Searing Blood gibt's zwei, den
Thunderous Wrath sogar als 1-off. Wunderbar finde ich auch die Entscheidung pro
Shrine of Burning Rage, welcher notfalls auch einfach mal einen 5/6-
Tarmogoyf von Feld brennen könnte. Untypisch ist, dass Christopher in seinem Deck komplett auf
Vexing Devil verzichtet und sich stattdessen für vier
Mogg Fanatics entschieden hat. Gegen
Pestermite ist das bestimmt von Vorteil.
4. Platz: Jonathon Zaczek
| 16 Island 4 Mutavault 4 Cursecatcher 4 Æther Vial 2 Relic of Progenitus 2 Vapor Snag 2 Dismember 4 Spreading Seas 4 Lord of Atlantis 4 Master of the Pearl Trident 4 Silvergill Adept 2 Remand 2 Merrow Reejerey 2 Kira, Great Glass-Spinner 4 Master of Waves
| | Sideboard:
1 Kira, Great Glass-Spinner 3 Tidebinder Mage 2 Dismember 3 Spell Pierce 4 Tectonic Edge 2 Swan Song
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Wieder einmal ein Merfolk-Deck. Das Gerüst besteht auch hier aus
Cursecatcher, Lords und Masters sowie
Silvergill Adept, den Vials und
Mutavaults. Der Unterschied zur Liste von Fabian liegt darin, dass hier gänzlich auf Thassas und
Phantasmal Images verzichtet wurde. Stattdessen hat er sich für mehr Spotremoval und Counter entschieden.
Folgende Tabelle zeigt die unterschiedlichen Card-Choices der verschiedenen Merfolk-Spieler:
Wie man sieht, ist bei so gut wie jedem Spieler das identische Gerüst vorhanden. Allerdings existieren darauf aufbauend dann doch etliche verschiedene Ausrichtungen.
5. Platz: Chris Weeda
| 4 Delver of Secrets (Insectile Aberration) 4 Young Pyromancer 4 Snapcaster Mage 4 Lightning Bolt 2 Pillar of Flame 4 Mana Leak 4 Remand 3 Spell Snare 2 Vapor Snag 4 Serum Visions 1 Sword of Fire and Ice 5 Island 2 Mountain 3 Steam Vents 2 Sulfur Falls 4 Scalding Tarn 3 Misty Rainforest 2 Tectonic Edge 2 Electrolyze 1 Vendilion Clique
| | Sideboard:
3 Blood Moon 2 Shatterstorm 2 Combust 1 Batterskull 1 Sword of War and Peace 1 Magma Spray 1 Counterflux 1 Spellskite 1 Grim Lavamancer 2 Threads of Disloyalty
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Typisches UR-Delver-Deck, welches in Form von
Insectile Aberration und
Young Pyromancer die nötigen Threats aufs Board bringt, mit diversen Countern wie
Remand und
Mana Leak ebendiese am Leben erhält und schließlich mit Burn das Spiel beendet.
6. Platz: Kristian Heibing
| 4 Cryptic Command 4 Remand 4 Scapeshift 1 Telling Time 2 Repeal 3 Lightning Bolt 2 Snapcaster Mage 4 Sakura-Tribe Elder 4 Search for Tomorrow 2 Farseek 1 Prismatic Omen 1 Izzet Charm 3 Island 3 Forest 2 Mountain 4 Misty Rainforest 4 Stomping Ground 4 Steam Vents 2 Breeding Pool 1 Flooded Grove 2 Valakut, the Molten Pinnacle 3 Peer Through Depths
| | Sideboard:
2 Relic of Progenitus 2 Gigadrowse 2 Swan Song 2 Urban Evolution 2 Combust 2 Ancient Grudge 2 Fracturing Gust 1 Counterflux
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Hier hat mich das
Prismatic Omen als 1-off neugierig gemacht, wobei
Scapeshift-Decks ja tendenziell ohne dieses auskommen wollen.
Eine Karte, die ich zum ersten Mal auf diesem Turnier in Aktion gesehen habe, ist übrigens die Sideboard-Karte
Gigadrowse. Sie ermöglicht dem Spieler, sich Zeit zu kaufen – insbesondere in Kombination mit
Snapcaster Mage – oder vorsorglich feindliche Gegenzauberei lahmzulegen. Ansonsten ist das hier ein üblicher Vertreter seiner Art mit den typischen Control-, Ramp- und Burn-Elementen.
7. Platz: Klaas Grüber
| 4 Cranial Plating 4 Mox Opal 4 Springleaf Drum 4 Arcbound Ravager 2 Etched Champion 2 Master of Etherium 3 Memnite 4 Ornithopter 4 Signal Pest 4 Steel Overseer 4 Vault Skirge 2 Galvanic Blast 4 Darksteel Citadel 4 Glimmervoid 1 Island 2 Thoughtcast 4 Blinkmoth Nexus 4 Inkmoth Nexus
| | Sideboard:
2 Etched Champion 2 Spellskite 1 Blood Moon 1 Illness in the Ranks 1 Rule of Law 2 Ancient Grudge 1 Dismember 1 Gut Shot 2 Thoughtseize 1 Whipflare 1 Grafdigger's Cage
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Affinity darf natürlich nicht fehlen. Das wesentliche Gerüst aus
Cranial Plating,
Mox Opal,
Springleaf Drum,
Arcbound Ravager,
Etched Champion,
Master of Etherium,
Memnite,
Ornithopter,
Signal Pest,
Steel Overseer und
Vault Skirge sollte jedem bekannt sein. Interessant finde ich die Entscheidung sowohl für
Galvanic Blast als auch für
Thoughtcast. Für gewöhnlich entscheiden sich die meisten Spieler entweder für das eine oder das andere, aber selten für beides. Wie es aussieht, brachte es dem Spieler aber den nötigen Erfolg.
Der berühmte Patrick Dickmann (Drop nach 1
:
3) hatte in seiner Variante übrigens zweimal
Thoughtseize im Maindeck.
8. Platz: Dominic Müller
| 4 Verdant Catacombs 2 Marsh Flats 3 Overgrown Tomb 2 Swamp 1 Forest 2 Twilight Mire 1 Urborg, Tomb of Yawgmoth 4 Tectonic Edge 4 Dark Confidant 4 Tarmogoyf 3 Scavenging Ooze 3 Courser of Kruphix 1 Batterskull 3 Inquisition of Kozilek 4 Thoughtseize 2 Slaughter Pact 2 Dismember 4 Abrupt Decay 3 Liliana of the Veil 1 Darkblast 4 Treetop Village 1 Woodland Cemetery
| | Sideboard:
2 Creeping Corrosion 2 Drown in Sorrow 1 Inquisition of Kozilek 2 Golgari Charm 3 Fulminator Mage 3 Grafdigger's Cage 1 Night of Souls' Betrayal 1 Thrun, the Last Troll
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Und zum Schluss noch GB-Rock. Dominic spielte hier einen
Batterskull und
Darkblast im Maindeck. Ansonsten gehören die restlichen Karten zu den üblichen Verdächtigen, wie man sie kennt. Was ich persönlich schade finde, ist, dass im Maindeck nur ein
Forest steckt. Im Deck befinden sich drei Sprüche, die
benötigen und mit Thrun im Sideboard sogar vier.
Ein unbeantworteter gegnerischer
Blood Moon kann da schon einmal für Probleme sorgen. Verständlicherweise benötigt GB-Rock viele Quellen schwarzen Manas für Turn 1
Thoughtseize/
Inquisition of Kozilek sowie für Turn 3 Liliana/
Drown in Sorrow/
Fulminator Mage, aber dafür spielt man ja auch
Urborg, Tomb of Yawgmoth und viele Fetchlands. Ich habe in Hannover zusehen dürfen, wie ein Spieler den gegnerischen
Blood Moon nicht beantworten konnte und mit nur einem Wald auf dem Feld und
Courser of Kruphix plus Thrun auf der Hand das Spiel sang- und klanglos verlor.
Zum Ende hin noch eine interessante Deckliste, die es auf 18 Punkte geschafft hat und daher sehr knapp an der Top 8 vorbeigerauscht ist.
Sebastian Brandt
| 4 Geist of Saint Traft 4 Snapcaster Mage 4 Tarmogoyf 4 Wild Nacatl 3 Noble Hierarch 4 Lingering Souls 4 Tribal Flames 4 Lightning Bolt 4 Lightning Helix 3 Path to Exile 1 Elspeth, Knight-Errant 4 Arid Mesa 4 Scalding Tarn 4 Marsh Flats 1 Plains 1 Forest 1 Godless Shrine 1 Hallowed Fountain 1 Blood Crypt 1 Stomping Ground 1 Steam Vents 1 Temple Garden 1 Sacred Foundry
| | Sideboard:
2 Abrupt Decay 2 Magma Spray 2 Thrun, the last Troll 2 Spell Pierce 2 Kitchen Finks 1 Wear // Tear 2 Ancient Grudge 2 Aven Mindcensor
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Als im März dieses Jahres die Änderungen an der Ban-Liste für Modern veröffentlicht wurden, hat sich eine Gruppe besonders gefreut: die Aggrospieler. Durch den Unban von
Wild Nacatl ergaben sich diverse Varianten im Aggrobereich. Es wurden viele Decklisten veröffentlich, viele mit
Goblin Guide,
Kird Ape und
Loam Lion. Sebastian spielt dagegen tendenziell schon eher eine Midrange-Variante, aber der Plan bleibt der gleiche. Schön Kurve legen, beginnend mit
Wild Nacatl und endend mit
Elspeth, Knight-Errant, um hintenraus dann via Burn den Gegener auf null Lebenspunkte zu bringen. Besonders die Kombination
Geist of Saint Traft und Elspeth ist natürlich sehr stark.
Ansonsten gibt es zum Turnier nicht viel mehr zu sagen. Die Stimmung war durchweg positiv und die Turnierorganisation stellte den Teilnehmern zusätzlich noch kostenfreies gekühltes (!) Wasser zu Verfügung. Ich persönlich freue mich immer auf ein Modern-Event und bedauere es, dass die WMCQ demnächst im Standard abgehalten werden. Dem Gewinner Fabian Thiele wünsche ich bei der Pro Tour in Hawaii eine angenehme Zeit und viel Erfolg.
– Sebastian Holst
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