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Community #3: Die feine Trennlinie zwischen Trash-Talk und unsportlichem Verhalten von Timo Barwisch |
26.11.2002 |
Die Trennlinie zwischen unsportlichem Verhalten und Trash-Talk ist doch eigentlich recht schnell gefunden. Unsportlich ist es doch nur dann, wenn ich meinem Gegner falsche Tatsachen unterstelle oder persönlich werde und mein Gegenüber beleidige. Darunter fasse ich auch auf, während der Partie aufzustehen, auf den Gegner mit nacktem Finger zu zeigen und haha (in typischer Simpsons-Manier) zu brüllen und den „Frittenfehler per Excellenze“ vor versammelter Gesellschaft noch mal zu erörtern. Dabei sieht man wie der Betroffene wie eine schnell welkende Blume zusammenklappt und sich am liebsten aus dem Raum verkriechen würde. Aber selbst in solchen Situationen gibt es noch wagemutige und auch genervte Spieler, die sich auf die Seite des vermeintlichen Frisörs schlagen und dann zurückrufen: „Halt die Fresse Alter (Alter zu sagen ist fast Pflicht geworden!), kümmer Dich lieber um Dein Spiel, damit Du nicht wie letzte Woche……!“ Und schon sind wir in einer schön nervigen und unsportlichen Diskussion gefangen, die somit auch fast nie was mit Trash-Talk zu tun hat, sondern eher mit einer hirnlosen Jahrmarktpöbelei.
Weiterhin ist es unsportlich meinem Gegner während des Spiels darauf aufmerksam zu machen, dass draußen auf dem Parkplatz meine gewalttätigen Freunde warten, die zwar nichts von Magic verstehen, mir aber ein außergewöhnliches Geschenk gemacht haben und zwar jedem, der gegen mich gewonnen hat, nach dem Turnier seine restlichen Lebenspunkte abzunehmen!!! Vielleicht verändern ja solche Äußerungen den Spielverlauf immens und man kann so nicht mehr von Chancengleichheit sprechen.
Bei gut strukturiertem und durchdachten Trash-Talk kann man jedoch kaum von unsportlichem Verhalten sprechen, da hier ja jeder die gleichen Grundvoraussetzungen hat und somit vollkommene Chancengleichheit herrscht. Soll meinen: Jeder hat einen Mund und kann sich somit verbalen „Kitzeleien“ seines Gegenübers erwehren. Jeder spielt ja neben Turnieren auch noch so und hat somit genügend Trainingszeit um sein Trash-Talk Repertoire um viele Grundvokabeln zu ergänzen. Jeder der nicht trashtalken will der kann sich ja auch Mickey-Mäuse (Ohrenschützer wie auf dem Bau zu finden) aufsetzen und darauf bestehen jegliche Kommunikation schriftlich (zum Beispiel per SMS) durchzuführen (hier kann nicht widersprochen werden, da wenn dieses nicht der Fall ist, so wären benachteiligte Personengruppen, wie Hörgeschädigte, ja gleich vom Spiel auszuschließen). Außerdem besteht beim Trashtalken somit auch die Möglichkeit einen weiteren Sieg einzufahren – nicht nur das Spiel sonder auch das Wortduell. Dieses für sich zu entscheiden hinterlässt beim Gegner oft mehr Eindruck, als die popeligen 20 Lebenspunkte wegzuknipsen und man erinnert sich aneinander.
Aber wie trashtalked man denn nun richtig??? Erste Grundvoraussetzung ist, dass wirklich jede Aktion kommentiert werden muss. So eignet sich zum Beispiel das kurze Wort „resolved“ als Standardwaffe bei Aktionen wie dem Ziehen einer Karte oder dem Enttappen zu Beginn des Zuges (natürlich jeder einzelnen Karte. Besondere Achtung sollte der Kampfphase beigelegt werden, da hier der Wortschatz einiges hergeben kann. So ist es die höchste Pflicht eines jeden Magicspielers sich ein Wort für das Ankündigen des Angriffs zu überlegen. Beispiele hierfür sind: Ich komm mal hauen! Losgebangt! Lass uns schnetzeln! Losgeprügelt! …und ähnliches. Ich glaube Euch fallen da noch bessere und innovativere Beispiele ein. Weiterhin sollte es nicht unterlassen werden ab und an den Gegner nach seinem Wohlbefinden zu fragen. Beliebt sind fragen wie: Na schwitzt Du schon? Hast Du Nierensteine oder warum guckst Du so versteinert? Sei doch mal nen bisschen entspannter oder hast Du nicht geschlafen, weil Dich Deine Mama letzte Nacht beim onanieren erwischt hat? Sprüche wie diese lockern einfach das Spiel ein bisschen auf und brechen das Eis.
Auch sollte man nicht darauf verzichten seine eigenen Aktionen mit Wörtern wie zwirbeln, smooooooth, die gute Karrrrrrte, der man (engl. ausgesprochen), etc. ausgestattet zu lassen.
Man sieht schon allein an diesem kleinen Auszug an Beispielen, wie groß das Betätigungsfeld des Trash-Talks ist und man muss sich vor Augen halten, dass eine Partie ja tatsächlich 50 Minuten dauert und wollt ihr Euch denn wirklich die ganze Zeit anschweigen? Falls jemand überhaupt nicht mit Trash-Talk zu Recht kommt und auch davon überzeugt ist nicht trashtalken zu können, so kann ich nur empfehlen bei möglichst lauter Volksmusik Magic zu spielen. Das ist ein wirklich gutes Training, um auf den nächsten Trashtalker extrem gelassen zu reagieren und das Trashtalken einfach an einem abtropfen zu lassen (die Jungs aus dem Franziskaner wissen wovon ich Rede!)
Somit ist mein Fazit das gesundes trashtalken dazugehört und die Trennlinie einfach ziemlich offensichtlich ist. Trashtalken sollte man nicht verteufeln, sondern lernen damit umzugehen!
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#1 |
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von Viashino am 26.11.2002 • 23:29 |
IMO der beste Artikel zum Thema, bisher Gut so - Auch wenn die anderen neuen Einsendungen ebenfalls sehr lesenswert sind!
Jens
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#2 |
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von Malz77 am 05.12.2002 • 22:10 |
test
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