Artikel
PTQ Antwerp
von Sebastian "Cagliostro" Riechmann
12.10.2003

Kurz vor dem letzten Wochenende teilte uns der „fast-Pro-Tour“-Spieler Dennis Schmitz mit, dass wohl am Samstag ein PTQ in Antwerpen sei. Format war Mirrodin Sealed, welches ja noch relativ frisch aus seiner Schale geschlüpft war. Diese Info stammte netter weise von den Düsseldorfer Gordonen, welche einfach mal die holländischen Foren die Tage zuvor unsicher gemacht hatten. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön.

Am Vorabend wollten sich uns dann noch Marco Rothaupt und Sven Fabelkönig inklusive dem SimonG anschliessen. Aus unbekanntem Grund wurde Ihr Vorhaben dann doch fallen gelassen, was die deutsche Teilnehmer Zahl in Antwerpen dann ein bisschen gedrückt hat .

Um 7.15h am Samstag Morgen klingelte dann auch mein Handy und ich zischte direkt nach draussen, nur um zu sehen dass mir mal wieder der lästige Job des Kartenlesers zugeteilt worden war. Na super. Kartenlesen an sich ist nicht so schlimm, nur wenn der Fahrer Tobias Ludovici ist, wird das ganze ein bisschen anstrengender ! Ausserdem waren noch Dennis Schmitz und Michael „Bond-saufen“ Baack an Bord.

Dbann ging es ab auf die Autobahn. Wie immer haben wir uns direkt bei der ersten Auffahrt verfahren. Das ist eigentlich schon Tradition. Irgendwann waren wir dann doch auf dem richtigen Weg. Es folgten während der Fahrt lustige Situationen, weil ich den Weg laut Plan vorgab und Tobias einfach mal anders gefahren ist. O-Ton: „Weil die Schilder es so sagen...“
Als wir dann endlich mal nach Plan gefahren waren sind wir erst mal in ne Polizei-Sperre in Belgien geraten, wobei die Strasse, die wir lang fahren sollten erst mal solide gesperrt war.

Eine halbe Stunde später hatten wir dann auch den ungefähren Weg drauf. Die beiden hinteren Genossen waren seelenruhig am pennen, da sie Schlaf von der vorherigen Nacht nachholen mussten. Sie sind nur kurz aufgewacht, als sich bei Tempo 120 unser linker Scheibenwischer von uns verabschiedete und auf der belgischen Autobahn liegen bleiben wollte.

Im Endeffekt haben wir dann durch viel Glück und Vorsehung meinerseits die Location exakt eine Minute vor dem Ende der Anmeldung gefunden.

Was das Sealed anging war der erste Pool grottenschlecht. Keinerlei Artefaktremoval in den spielbaren Farben und Bomben waren hier ein Fremdwort. Nur zu gut, dass ich den Pool abgeben durfte. Aber wie das Schicksal so spielt, war ich einer der 8 glücklichen, die Ihren Pool wiederbekamen ! Nur unserem Micha war das Glück hold, er durfte seinen Mega-Pool behalten.

Nun würde ich normalerweise zu den einzelnen Matches kommen, aber da die genauso spannend waren, wie ein in China umgefallener Sack Reis, erspare ich Euch das an dieser Stelle einfach Mal. Wenn man 2-2 geht ist das ja eh nicht so berauschend.

Nach dem Drop dann kurz mit dem Herrn Ludovici in die Antwerpener Altstadt gegangen und original belgische Pommes Frites gekauft. Nach dem Einkauf war der Frittenverkäufer irgendwie sauer auf uns, weil wir seines Wissens „original holländische“ Spezialitäten gefordert hätten. Woher sollte ich auch wissen, dass es in Belgien keine Erdnusssosse gibt?!

Nachdem unsere beiden letzten Mitfahrer dann auch fertig waren, haben wir dann mal schnell die Kurve gekratzt. Also ab ins Parkhaus, welches der Micha in guter „Elfenkönig-weis-uns-den-Weg“-Manier erst mal unsicher gemacht hat.
Der Sicherheitsmensch im Parkhaus hat sich wohl auch gefragt, warum der dumme Deutsche da die ganze Zeit auf allen Parkdecks in die Kamera grinst...
Irgendwann waren wir dann endlich auf dem Rückweg. Dank netter Umleitungen über den Antwerpener Ring sind wir bis in die verlassensten Hafengebiete vorgedrungen.
Da möchte man echt nicht alleine herumfahren, geschweige denn laufen. Dort mussten wir dann aber leider doch halten, weil Regen einsetzte und unser Fahrer mal gar nix sah, dank des abgerissenen Scheibenwischers auf der Hinfahrt. Nach längerer Inspektion war uns dann klar- entweder hörte der Regen für die ganze Rückfahrt auf oder wir müssen ein 9-ner Eisen finden ! Ersteres traf dann auch zuerst zu. Mitten auf der Autobahn, als der Tacho lockere 150 km/h anzeigte, konnte man dann von der einen auf die andere Sekunde gar nichts mehr sehen. Grund war der vom belgischen Wettergott verabreichte Platzregen. Ich musste dann in hektischer Aktion Tobias sagen, wie er möglichst ohne Crash auf den Standstreifen fahren konnte, da Ihm die Sicht ja leider verwehrt blieb. Dort angekommen fing die Beratung des weiteren Weges an. Schlussendlich sind wir dann bei der nächste Abfahrt abgefahren und haben in einem einsamen Waldgebiet in einem Gasthof nach dem benötigten Eisen gefragt. Da auch dort keins zu finden war, wurde uns der Rat gegeben mal die schöne (dunkle) Allee lang zu fahren, um im nächsten Ort nachzufragen.

Langsam aber sicher, wurde die Tour zum PTQ zum Road Movie á la Belgium.
Im nächsten Ort angekommen ging Tobias in die erst beste Kneipe, um dort um Hilfe zu bitten. Das Ergebnis war dann der erste schwule Belgier, der versuchte mit Hilfe eines Schraubendrehers uns aus unserer Misere zu befreien.

Er hatte nicht ganz den Mechaniker-Skill um das verdammte Wischerblatt samt Hebel von der Welle zu lösen. Also mal schnell seinen ebenfalls schwulen Kollegen angerufen, der wohl auch bei einer Tankstelle angestellt sein sollte. Dann kam ein paar Minuten ein älterer Kombi mit Mords-Geschwindigkeit die Dorfstrasse runter gebrettert und kündigte sich mit einer eleganten Vollbremsung, als unser Retter an. Der nette junge Mann mit Irokesen-Schnitt machte sich sogleich mit dem Schraubenschlüssel ans Werk. Das rechte Blatt war dann auch schnell gelöst. Nur der abgebrochene Part des linken Wischers wollte nicht so ganz.

Wir sahen schon ein böses Ende kommen und fragten unseren Fahrer, ob wir es nicht so probieren sollten. Einfach auf gut Glück ohne linken Scheibenwischer weiterfahren. Tobias L. fluchte aber nur rum und drohte uns an, hier in Belgien übernachten zu wollen, wenn der Scheibenwischer nicht ausgetauscht werden könnte. Falls es regnen würde, werde er einfach nicht fahren. Damit war der Vorschlag mal ganz klar abgeschmettert !
Der nette Belgier fing dann, wie blöd an auf das Auto von Tobias einzuschlagen. Bei der Gelegenheit fügte der Micha dann mal kurz diesen trockenen Satz ein:

„5 Euro auf den dicken Belgier, dass der uns den zweiten auch noch schrottet!“

Das Ergebnis dieses Wettangebots war dann, dass der Fahrersitz ein „bisschen“ angefeuchtet war, durch wunderbares deutsches Tafelwasser, welches zuvor noch meinen Rachen runter laufen sollte. Das war das letzte Getränk, dass wir hatten. Toll gelaufen!!!

Nach ein paar Anlaufversuchen hat der Iro-Belgier dann den Austausch vornehmen können.
Da war dann auch erst mal ein Applaus nötig. Ohne Ihn hätten wir wohl echt dort übernachtet.
Als Dank wollte dann Tobias den netten Belgiern ein paar Mirrodin Karten andrehen ! Wie man sich denken kann haben die beiden nicht viel davon gehalten. Langsam fing es auch an peinlich für uns zu werden. Also schnell den Jungs ein paar Euro für Bierchen in die Hand gedrückt und die Kurve gekratzt.
Den Rest des Weges konnten wir dann recht gemütlich zurückfahren und kamen leicht verspätet nach Hause.

Ach ja. Es hat auf dem ganzen Rückweg nicht einmal angefangen zu regnen !

Mit freundlichen Grüssen (vor allem an die beiden Belgier)

Sebastian „Cogliostro“ Riechmann
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