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Remember who we are
von Daniel "DanielH" Hendricks
01.02.2002

Jeder hat mal klein angefangen, selbst heutige, angesehe Pro Player haben früher, in ihren Anfangstagen noch mit großen, grünen Kreaturen angegriffen und gedacht Duallands seien schlecht. So auch ich mit ein paar Freunden, die wir eines schönen Tages den verheerenden Fehler machten ein neues Spiel ausprobieren zu wollen, das auf den illustren Namen Magic hörte. Aus den ersten Startern und Boostern wurden Deckmonstrositäten aus fünf Farben, sozusagen 5C-Green, und 120 Karten gebaut. Schnell entdeckten wir auch schon unsere kleinen Kombos: den ultra-broken Dark Ritual (natürlich war diese Karte damals noch ein Permament, sonst hätte sie nach unserem Verständnis kaum Sinn gemacht) dazu nutzen die Versorgungskosten jede Upkeep für die Demonic Hordes zu zahlen. Craw Wurms griffen an, Royal Assassins meuchelten still und heimlich aus dem Hintergrund und tapfere weiße Ritter sattelten ihre Pferde für die Kreuzzüge. JA, und wir waren große Zauberer, deren Macht (a.k.a. der Skill) und Verständnis allerdings noch in den Lehrlingsschuhen steckte. Wo damals noch Casual Play und hiesige Mehrspielerrunden den Reiz ausmachten ist in Laufe der Jahre für viele Spieler etwas anderes getreten.

Pro Tour und Qualifier, Grand Prix, Nationals, Friday Night Magic, Shop Turniere.........

Das heißt natürlich nicht, dass Two-Headed Giant, Grand Melee oder andere Funformate keinen Spaß machen, aber sehr viele Spieler besinnen sich eben auf das, was das Turnierspiel ausmacht. Magic hat sich vom gesellschaftlichen Unterhaltungsspiel für die meisten zu mehr entwickelt seit sie das erste Mal zu den Pappkarten griffen, nämlich zum sportlichen Wettstreit. Aus Richard Garfield's Idee eines erfüllenden Spielspaßes ist ein professioneller Sport geworden, bei dem es für die großen Namen dieses ‚Sports' um mehrere zehntausend Dollar auf der Tour geht. Selbstredend muss man natürlich kein Pro Player sein, um in den Genuss des Turnierspiels zu kommen. Friday Night Magic Turniere bieten auch für den Amateurspieler die Möglichkeit im Wettkampf die Karten auszupacken und zudem auf Grand Prixes (Plural für Grand Prix??) Profis über die Schulter zu schauen bzw. ggf. selbst gegen diese zu spielen. Magic Celebrities werden geboren, denn wer in der Magicszene kennt nicht Namen wie Jon Finkel oder Kai Budde?!?

In Anbetracht der Tatsache in welchen exotischen Sportarten alle vier Jahre auf einem der größten Sportereignisse die Sieger ermittelt werden bleibt nur noch die Frage offen: wann wird Magic olympisch? Oder um nicht ganz so weit zu greifen: bekommt Magic, nach den USA, nun endlich auch seinen Sendeplatz im Deutschen (Sport) Fernsehen?!?

Doch erst einmal zurück.. Zu den Wurzeln im Jahre 1993 als Magic zum ersten Mal das Licht der Spieleläden und Kaufhäuser entdeckte. Entsinne man sich des Grundgedanken des Spiels, auf dem basierend Richard Garfield uns dieses schöne Spiel bescherte. Vergessen wir nicht wer wir sind! Wir sind verdammt noch mal keine Sportler, wir sind Zauberer! Magische Blitze zucken aus unseren Fingerspitzen, garstige Kreaturen des Schattens und leuchtende Wesen des Lichts werden erschaffen während wir das Mana aus Natur und Aura zehren. Man stelle sich dieses Szenario auf einer Pro Tour oder wie jetzt aktuell auf den Worlds vor: nicht länger verstehen sich die Spieler als Spieler, sondern als mächtige Zauberer. Jon Finkel wirft die lange, aalglatte Robe um seine Schultern während er zum Featurematchtisch schreitet. Beschwörend murmelt er Worte in seinen wallenden Bart, den er währenddessen mit den Fingern kräuselt. Sein Gegenüber zeigt sich unbeeindruckt. Nur vage scheint unter der Kapuze, die seinen Kopf umhüllt, die Silhouette seines Gesichtes hervor. Das Gesicht eines der mächtigsten Zauberer unserer Zeiten, bekannt als ‚The Juggernaut': Kai Budde.

Es gibt folglich viele Arten von Zauberern. Alte und Weise, die sich schon seit Anbeginn der Magie mit ihren Phänomenen auseinandersetzt. Erkennend an der Weise wie sie sich kleiden gibt es wiederum viele Magier, die anscheinend den dunklen Künsten verfallen sind, Skelette beschwören und Zombies aus ihren Gräbern erwecken. Einige wenige unter all diesen Gestalten sind die besonders geschwätzigen Magier, kreativ in ihrer Anlage, versuchen sie es ein ums andere Mal, ihre Gegner durch Scherze jovial in der Konzentration zu stören, um Fehler beim Sprechen der Formel zu beeinflussen, um diese zu nutzen den Sieg des Zauberduells von dannen zu tragen. Im Kreise der Magier sind diese Gestalten als Trash Talker verschrieen, was sich wohl aus einer fremden Sprache ableiten lässt. Natürlich nicht zu vergessen, dass es unter all den Zauberern auch vor lauter wahnwitziger Lehrlinge wimmelt. Meist nur knapp über einen Meter groß belagern sie die ‚Alten' mit Fragen nach der Beschwörung des Manas, der Erschaffung eines Torfbolds oder wie man einfach Blitz & Donner hervorruft. Trotz ihrer unterlegenen magischen Fertigkeiten scheuen sie es nicht sich wagemutig in Duelle mit den ‚Großen des Geschäfts' zu stürzen. Im Laufe der Zeit konnte man ebenso immer öfter den Zusammenschluss einzelner Zauberer beobachten, die sich – ich denke man nennt es so – in sogenannten Gilden zusammenschließen, um Wissen und Weisheiten einander weiterzureichen, wohlwollend die heimische Region zu fördern.

Und trotzdem leben sie unauffällig unter allen Menschen des Globus und führen sogar ein gewöhnliches Leben.

Betrachtet es als Spiel oder Sport, aber seid eurer Rolle bewusst!

Viel Glück und Erfolg auf den folgenden PTQs bzw. selbiges für die deutschen Teilnehmer der Worlds!

Peaceout, Daniel

DanielH on IRC

D.Hendricks@gmx.net
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