Kia Ora! (Hallo!)
Seit langem will ich schon einen Artikel für PlanetMTG schreiben, nur ist mir bis jetzt nix sinnvolles eingefallen. Für einen Strategie-Artikel fehlen mir die Strategie-Fertigkeiten, ich habe auch keinen Bock mir ein Deck auszudenken und dafür dann in den Kommentaren zerrissen zu werden, eine Meinung habe ich auch nicht, weswegen ein Meinungsartikel auch schon flachfällt, deswegen schreibe ich einen Artikel, der irgendwie zur beliebtesten Gattung auf dieser Seite gehört: Einen Turnierbericht, der eigentlich ein Reisebericht ist, wie AP immer zu sagen pflegt.
Hierzu werde ich wie auch schon Markus in Japan mal meine geographische Lage ausnutzen und von einem FNM-Draft und den 2004 North Island Championships in Auckland erzählen.
Ein paar Worte zu mir (nicht das es irgendwen interessieren wird): Ich bin Fried, 23, aus Göttingen, wohne zur Zeit in Methven, NZ, spiele seit "Ice Age" Magic und meine Fähigkeiten in diesem Spiel kann man getrost mit den Worten "Random" oder auch "Scrub" zusammenfassen.
Damit keiner, der hier irgendwelche Tech-Hinweise oder Killer-Skills erwartet, enttäuscht wird: Ich habe über dieses Wochenende zusammengefasst 5-5 gespielt, wie schon gesagt, Scrub.
Nachdem ich am Donnerstag nach dem 30 Stunden Flug in Auckland ausgestiegen bin, erfolglos versucht habe im "Party Central"-Backpacker sowas ähnliches zu tun wie schlafen bin ich dann am Freitag mit dem 11 Stunden Jetlag-Skullclamp im Schädel losgezogen und habe das gemacht, was jeder von euch getan hätte: den nächsten FNM suchen.
Fündig wurde ich bei "Urban Warfare", wo diesen Freitag gedraftet wurde.
Der Laden war soweit OK, die Staffleute und die Spieler alle sehr OK, nur legt in diesem Laden, der wirklich nicht größer ist als der durchschnittliche deutsche Expert-Store, Freitag abends ein DJ sehr laut Drum&Base auf... Skullclamp doppel-equip... aaaaber so habe ich wenigstens schonmal die Deutscher-im-Ausland-Standardfrage Nr. 2 gehört: "Have you ever been to the Loveparade?" ----NOOOOOOOOOOO!!!!!!!!!*
Ach ja, das Turnier: Ich habe ein eigentlich sehr nettes U/W gedraftet, das alle Commons hate, die man in diesem Archetyp haben will, aber nur eine einzige spielbare Uncommon (Ghostly Prison) und keine Rare. Folglich habe ich auch fein gegen alle möglichen Bomben verloren: Runde eins verliere ich gegen B/G einmal durch einen Kokusho (diesen Namen werde ich dieses Wochenende noch hassen lernen), der unter Mystic Restraints lag, von seinem Besitzer aber durch seinen eigenen Pull Under als Drain Life missbraucht wurde, das zweite mal durch Strength of Cedars-Alphastrike.
Runde zwei gewinne ich irgendwie gegen ein weiteres B/G durch zweifaches Lege einer schönen Zubera/Rainshaper/Mirrorguard/Teller of Tales-Kurve (und dieses Mal bleibt der Kokusho unter dem Cage of Hands).
In der dritten Runde setzt der Jetlag dann völlig ein und ich kann mich jetzt an nix mehr erinnern, außer an "Savage Lavaspike-splice Desperate Ritual-play Desperate Ritual-Kumano, Master Yamabushi-Tech". Ich hoffe, das war nur ein Traum. Nein war es doch nicht. D'Oh.
Damit war das Turnier dann auch vorbei, derbe dice-throwing-skillzzz haben mir dann noch 'nen FNM-Reanimate beschert, und ich bin noch mit den Judges vietnamesisch essen gegangen, wo ich mir dann den dritten Schädelstrammer eingefangen habe und irgendwer woanders dann wahrscheinlich 6 Karten ziehen durfte, während ich auf den Graveyard gelegt wurde. Ihr seht, ich wollte diesen Teil kurzhalten, da erstens eh uninteressant (als ob der nächste Teil interessanter werden würde...) und zweitens die Erinnerungen daran größtenteils removed from the game sind.
Nachdem mich die Judges doch davon überzeugt haben, wenigstens bei den States vorbeizuschauen, habe ich noch ein paar Stunden wach im Bett gelegen und gezuckt (Wie machen das eigentlich die Pros, wenn mal wieder 'ne PT in Japan oder so ansteht?) und bin dann mit meinem T2-Deck zum Auckland Bridge Club nach janz weit draußen vor der Stadt gefahren, um gar freundlich zu fragen, ob ich mitspielen darf (normalerweise dürfen nur "NZ North Island Residents" mitspielen, und das muss sogar mit ID-Card oder Driving License belegt werden), und ich durfte. Ich mußte nur versprechen, auf keinen anderen "Champs"-Turnieren mitzuspielen...
Ein Wort zu den Bridge Clubs: Die gibt es in jeder größeren Stadt hier und werden meistens für Premier-Event Magic-Turniere gemietet. Wir sollten solche Clubs auch dringend in Deutschland einführen, da Bridge zum einen ein sehr spannendes Spiel ist, zum anderen die Tische perfekt zum Magicspielen geeignet sind, jeder hat seinen eigenen Feature Match Table, inklusive Samttischdecke.
Zum wichtigen Teil: Artikel mit Deckliste verkaufen sich immer besser als solche ohne.
So, das war mein Deck. Würde es gegen das Heer von Affinity-Decks bestehen? Ich würde es niemals erfahren...
Ich werde mich jetzt mal kurz fassen, da der Bericht-Teil an so einem Bericht doch immer wieder das langweiligste ist...
Gespielt haben 70 Leute, also sieben Runden mit anschließenden T8, und da nur sowenige über 64 da waren würde sicher ein 5-2er Top acht machen.
Runde 1: Ein Kind mit Artefakt-Affinity-KCI-Whatever-Highlander
Und es geht gleich mal mit 'nem lustigen Start los: Während ich am Tisch sitze und mische kommt er (ich glaube sein Name war Antonio) leicht verspätet an und setzt sich. Während ich also weitermisch holt er einen Würfel raus, wir würfeln, er gewinnt, will zuerst spielen, packt sein Deck vom Rucksack auf den Tisch, nimmt die obersten sieben Karten und sagt: "Keep!"
Tjaaaa, was hättet Ihr gemacht? Ohne zu zögern den Judge gerufen, natürlich, was auch sonst. Ich hatte nur gerade mit den Judges halt folgende Begegnung: Ich habe den Lvl 1 Judge beim SignUp, den ich von gestern kenne, gefragt, ob ich mitspielen darf. der wußte es nicht und hat den Lvl 2 Headjudge gefragt. Der war sich auch unsicher, und so haben sie einen zufällig anwesenden Lvl 3 Judge gefragt. Zusammen haben sie etwas länger nachgedacht, und ich durfte spielen. Und so wollte ich nicht vor Beginn der ersten Runde schon den first Judgecall machen... So habe ich mein freundlichstes Regelklugscheisslächeln aufgesetzt und dem Kid erklärt, was Sache ist, worauf er sein Deck 3x lustlos gemischt (Riffleshuffle) hat, um es mir dann zu präsentieren. Hm, spätestens jetzt wäre wohl ein Judge angemessen gewesen (wir sind hier immerhin auf REL 3), aber ich habe sein Deck dann doch nur SEHR gründlich gemischt.
Die ganze Aufregung war dann total umsonst, da er, wie gesagt, eh nur irgendein stranges Highlander Deck gespielt hat.
1-0
Runde 2: T&N, Urzatron-Variante
Ein kurzes Vergnügen. Ich kann ihn konstant auf einem höchstens zwei verschiedenen Urza-Ländern halten, und schlage ihn flott tot. Wäre die Cloudpost-Version besser davon gekommen? Man weiß es nicht.
Ich habe jedenfalls die Pause ausgenutzt, um mir einen schönen starken "Flat White" zu organisieren, der der erste Skullclamp des Tages equipped wurde. Hm, vielleicht würde der zusätzliche Punkt Power ja beim Turnier helfen.
2-0
Runde 3: Pavan Sherma mit B/G Control
Pavan hat dann noch T8 gemacht, deswegen hier sein Deck, frisch von mtg.com:
Zum Spiel läßt sich eigentlich nicht viel sagen, es ging eigentlich nur "Extraction auf Slogger, Kokusho auffe Fresse, go!" Wahlweise auch sicke "Sword equipping birds, attack, return and play chittering rats / oh, I gain 3 life"-moves, die haben auch Laune gemacht.
2-1
Runde 4 Sophar mit R/G-Control
Sophar hatte die lässigste Methode der Lebenspunkte-Buchhaltung, die ich je gesehen habe: Seine Freundin hat für ihn mitgeschrieben. Nett. Weniger nett war allerdings, dass sie so ziemlich alles, was passiert ist, in einer mir fremden, asiatischen Sprache notiert hat. Hmm. Als mein Gegner ihr dann nach einer Cranial Extraction der Inhalt meiner Bibliothek diktiert hat, mußte ich dann doch mal den Judge bitten, einen Zuschauer von diesem Match auszuschließen.
Nicht das es irgendeine Rolle gespielt hätte, die Extraction-Kokusho/Routine hat eh alles geregelt...
2-2
Runde 5, ein Kid mit B/G control
Allmählich nervts. Dieser hier hat mich sogar vermöbelt nachdem er eine Cranial Extraction zielgenau auf Kumano, Master Yamabushi in den Sand gesetzt hat. Achja. Purge ist übrigens keine hilfreiche Waffe gegen Kokusho.
2-3
Runde 6, Kid mit Big Red/Ponza
Im ersten zerlegt er mich bildschön mit einer Stone Rain/Molten Rain/Demolish/Arcslogger-Kurve, im zweiten kriege ich die schicke LD-Kurve inklusive meines "Random Ruin" auf seinen Mox, und im dritten gewinnt der kombinierte Slith/Whelp Beatdown...
Ich weiß, die Rundenbeschreibungen werden immer kürzer, allerdings wurden die Spiele auch immer öder.
3-3
Runde 7, Das "Ein oder zwei Booster"-Finale gegen U/G-Control
Mein Lieblingsmatch. Es ging Ghostly Prison gegen Rude Awakening (Awakening gewinnt mit Hilfe von Echoing Truth), Meloku gegen Furnace Whelp (Whelp gewinnt mit Hilfe von zwei Electrostatic Bolt) und schließlich a lot of scrying beim Endgame mit Magma Jet gegen Condescend (Magma Jet verliert zwar, macht aber den Weg frei für Slith&Whelp-Beatdown).
Der lustigste Teil hierbei war übrigens dass das Spiel ewig lange gedauert hat, und die umstehenden versucht haben, die Namen meiner Karten zu lesen ("Likkht-boggn-Slogger & Felpieee drrr Schmieltzie" waren meine persönlichen Favoriten, schade das die Leute immer erst so spät kamen, ich hätte gerne jemanden gehört, der versucht "Brosche des Wandersmann" zu sagen...)(Ja, die Freuden des kleinen Mannes, der sein erstes echtes internationales Turnier hat)
4-3, was durchaus normal & zufriedenstellend für mich ist, siehe oben unter dem Stichwort "Scrub" (sehr lustig war übrigens auch mein Versuch den Kiwis zu erklären, dass "Scrub" auf deutsch "Friseur", also "Hairstylist" heißt - I'm the biggest Hairstylist of all!)
Das war das Turnier, um den Artikel noch besser zu verkaufen, hier nochmal die Liste vom Sieger:
Kirk Allen
1st Place - New Zealand - North Island
Eher langweilig, was? Dann nehmen wir dochmal die Deckliste vom Sieger der Südinsel, die ist wesentlicher interessanter:
Martin Stevenson
1st Place - New Zealand - South Island
Da zu diesem Zeitpunkt allmählich der zweite Jetlag-Skullclamp kam habe ich mir die Top Acht dann doch gespart.
Tag drauf war übrigens die "Annual Andy Fletcher Type One Trophy", ein Typ1-Turnier um einen in seinen Ausmaßen in etwa dem DFB-Pokal entsprechenden Zinneimer, die namensgebende Trophäe halt. Typ Eins in Neuseeland würde den meisten deutschen T1-Spielern wahrscheinlich Spaß machen, da es einige Spieler mit Power gibt, nur die Decks sind irgendwie alle ein bißchen 2001, so 5color-Keeper mit Regrowth und ähnliches...
Der Preis für die Champs ('ne langweilige Plakette) wurde übrigens von den örtlichen TOs von SaltyDogTournaments (www.saltydog.co.nz) noch um freien Eintritt zu allen NZ North Island Premier Events, also PTQs, Prereleases, GPTs, etc. ergänzt, und die Jungs haben ihr eigenes Player of the year race, erster Preis war ein Flugticket zum GP Brisbane, eine feine Sache wenn man bedenkt, das die nächsten GPs mindestens 4 Flugstunden weit weg sind.
Wieso gibt es die Champs-Turniere eigentlich nicht in Europa, außer bei den rothaarigen Fußballfans? So ein großes Constructed-Prerelease ist eine feine Sache(TM).
So das war's mit Magic, hier noch etwas Reisebericht:
Fear and Loathing in Auckland, NZ
Unterkunft: base Backpackers, http://www.basebackpackers.com
-Wie gesagt, Party Central, und mit 20$ pro Nacht schön billig.
Was trinken gehen wir dann in der
Globe Bar,
Der beliebtesten Backpackerkneipe in Auckland, gegen 2 Uhr ist der Laden voll mit hackenstrammen 19-20jährigen Ami-Schnitten, die in Unterwäsche auf den Tischen tanzen, good clean Family fun.
Unsere Höhenangst bekämpfen wir dann für 140$ (70 Euro) beim 4vertigo climb, von der 192m hohen Aussichtsplattform des Auckland Skytowers (dem höchsten Gebäude der Südhalbkugel) klettern wir noch mal 80 Meter höher auf die Fernsehantenne, bevor wir dann die ersten 192m dann mit einem Stahlkabel an den Füßen wieder runterspringen.
Wer dafür zu feige ist kann wahlweise auch nur 40m Bungeejumping in das Hafenbecken machen.
Ich bin übrigens gerade in Rotorua, einer süßen kleinen Touristenstadt im Landesinneren, wo das Internet (und damit auch das Artikelschreiben) pro 15 Minuten 1$ kostet, und werde gleich Eiswasserzorben, das heißt in einer ausgepusteten Plastikkugel mit ein paar Eimern Eiswasser einen Bergabhang runterrollen.
Vielleicht aber auch nicht.
Wenn das hier irgendwen interessiert hat kann ich auch noch mal 'nen Artikel über ein paar FNMs in Wellington und Christchurch und eventuell 'nen PTQ in Auckland schreiben, wenn ich es schaffe hinzukommen und nicht arbeiten muss.
*Standardfrage Nummer 1 ist übrigens "Have you been to the Oktoberfest?"
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