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Limited Magic Magyarországon oder Magic im Land der Magyaren von Fabio Reinhardt |
09.11.2004 |
Wie vielleicht manch einer schon mitbekommen hat, bin ich diesen Herbst für ein halbes Jahr nach Ungarn gegangen. Die Wahl fiel dabei nicht besonders schwer, da unser Seminar praktisch jedes Jahr Leute nach Pécs schickt und es auch dementsprechend gut organisiert und gefördert wird.
Grand Prix Wien war dadurch auch gleich mal viel näher, die meisten anderen Turniere dagegen unerreichbar fern. Nach meinen letzten Erlebnissen dachte ich mir, da schreibe ich doch mal wieder einen Bericht. Und diesmal eben über die Eigenheiten von „Magic in Ungarn“ (eben das bedeutet auch der Titel). Von den Turnieren werde ich nicht auf jedes Spiel im Einzelnen eingehen, sondern nur da wo ich etwas für besonders berichtenswert befinde.
Nachdem ich also in Wien noch die letzten 2 Runden verloren hatte und nur auf einem enttäuschenden und finanzschwachen 49ten Platz landete, stellte ich weitere Nachforschungen an, um herauszufinden, ob es in Ungarn nicht auch irgendwo PTQs gibt. Denn die Qualifier-Saison hatte schließlich gerade erst angefangen und PTQs gibt es schließlich fast überall. Vor 2 Wochen fand ich dann auch eine ungarische Magic-Newsgroup, durch die ich dann auch an die Adresse des hiesigen Spielladens kam. Der Besitzer des Ladens war dann zwar leider der einzige Spieler, aber immerhin wurde mir gesagt, dass demnächst in Budapest ein PTQ sein soll. Da bin ich dann natürlich auch hingefahren. Der Plan war eigentlich am Samstag Abend nach Budapest zu fahren und dort bei Freunden zu übernachten, um am Sonntag den Nagoya- Qualifier zu spielen. Aus dem Ausschlafen und entspannten Hinfahren wurde jedoch nichts, da ich Freitag Abend noch kurzfristig überredet wurde, am Samstag auf eine Glasausstellung zu fahren. Und da die um 10 Uhr morgens in Kecskemét losging (siehe Karte) musste ich stattdessen um 6 Uhr aufstehen.
Nach der Ausstellung (und ja, es war in etwa so interessant, wie es sich anhört) und noch etwas Sightseeing in K. ging es weiter zur Besichtigung des Judenviertels von Budapest. Am Sonntag dann erst mal los und die Site gesucht. Das hat auch irgendwie geklappt, leider wusste ich nur, dass das Turnier um 10 Uhr anfangen sollte, aber nicht ob das sich jetzt auf Anmeldung oder Verteilen der Karten bezog. Also schlug ich dort erstmal um 8 Uhr.30 auf (die Zeitumstellung kam halt noch dazu) und hatte noch 1,5 Stunden, um mich nach einem Supermarkt umzusehen im Auto erst einmal gemütlich zu frühstücken. Gestärkt betrat ich dann irgendwann die Site und fand dort auch schon einige Spieler vor. Interessanterweise merkte ich nach einer Weile, dass dort gleichzeitig noch ein Yugioh- und ein Lo5R Turnier stattfanden und zur Anmeldung für den PTQ wollten nur insgesamt 22 Spieler. Das Startgeld betrug 26 Euro und gespielt wurde im Prerelease-Stil mit einem Starter und 3 Boostern. Das Deck, was ich dann aufmachte war auch nicht schlecht. Aufgelistet sind unten alle Karten, die ich theoretisch spielbar fand.
1 Honor-Worn Shaku
1 Orochi Hatchery
1 Sensei's Divining Top
2 Candles' Glow
2 Harsh Deceiver
1 Hundred-Talon Kami
1 Kami of the Palace Fields
1 Kitsune Blademaster
2 Kitsune Diviner
1 Kabuto Moth
1 Mothrider Samurai
1 Nagao, Bound by Honor
1 Reciprocate
1 Silent-Chant Zubera
1 Terashi's Cry
1 Consuming Vortex
1 Eye of Nowhere
1 Hinder
1 Hisoka's Defiance
1 Jushi Apprentice
1 Mystic Restraints
1 Sire of the Storm
1 Soratami Rainshaper
1 Sift Through Sands
1 Befoul
1 Cruel Deceiver
1 Cursed Ronin
1 Distress
1 Kokusho, the Evening Star
1 Kuro, Pitlord
1 Pull Under
1 Rend Flesh
1 Soulless Revival
1 Swallowing Plague
2 Villainous Ogre
1 Battle-Mad Ronin
1 Ben-Ben, Akki Hermit
1 Brothers Yamazaki
1 Ember-Fist Zubera
1 Hearth Kami
1 Kumano's Pupils
1 Ronin Houndmaster
1 Sokenzan Bruiser
2 Uncontrollable Anger
2 Yamabushi's Flame
2 Burr Grafter
1 Feral Deceiver
1 Honden of Life's Web
1 Kodama's Reach
1 Matsu-Tribe Decoy
2 Moss Kami
1 Rootrunner
2 Sakura-Tribe Elder
1 Serpent Skin
1 Vine Kami
Schwarz war automatisch klar, dazu Rot als Splash-Farbe, aber was als zweite Hauptfarbe? Zuerst legte ich Grün dazu. Mit 2 Eldern und 1 Kodama's Reach als Manafixer und dazu 2 Moss Kami machte schon einen ganz guten Eindruck. Ich legte vergleichsweise noch mal Weiß statt Grün daneben und das sah auch irgendwie besser aus, obwohl das Mana natürlich etwas instabiler war. Auf einmal wurde dann plötzlich ohne vorherige Ankündigung das Ende der Deckbauzeit ausgerufen und ich schrieb gezwungenermaßen folgendes BW-rotes Deck auf:
1 Harsh Deceiver
1 Hundred-talon Kami
1 Kami of the Palace Fields
1 Kitsune Blademaster
1 Kabuto Moth
1 Mothrider Samurai
1 Nagao, Bound by Honor
1 Silent-Chant Zubera
1 Cruel Deceiver
1 Cursed Ronin
1 Kokusho, the Evening Star
1 Ember-Fist Zubera
1 Ronin Houndmaster
1 Reciprocate
1 Befoul
1 Pull Under
1 Rend Flesh
1 Soulless Revival
1 Swallowing Plague
2 Yamabushi's Flame
Im Turnier switchte ich dann zu BG-r, wenn mein Gegner viel Burn, aber kein schwarzes Removal hatte. Das funktionierte dann auch ganz gut und hatte auch bald die ersten Runden ohne größere Gegenwehr gewonnen. Gespielt wurde in sehr familiärer Atmosphäre. Wenn nämlich alle Ergebnisse mündlich vorne mitgeteilt worden waren, wurden die neuen Paarungen auch prompt mündlich wieder mitgeteilt. Mein Mangel an Kenntnissen der Landessprache wurde nicht zum Problem, aufgrund der Rücksichtnahme des Organisators und da Magic bei den Ungarn ja sowieso gewisse Englisch-Grundkenntnisse voraussetzte. Merke: Es gibt keine ungarischen Magickarten.
2:0 4:0
Der Organisator war auch gleichzeitig der Besitzer des Shops in Pécs und so kamen wir recht bald ins Gespräch. Er fragte mich unter anderem, ob ich denn im Falle einer Qualifikation wirklich fliegen wolle. Ich bejahte dies im guten Glauben, dieses auch wirklich zu wollen und wurde dann erst einmal mit der harten Realität konfrontiert: „Hier in Ungarn gibt es leider keinen Flug oder Preisgeld für den Sieger.“ Puh, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet. Ich meine, wofür spielten wir denn dann? Ich meine, das ist es doch, worum es beim PTQ geht: Den Flug gewinnen.
Nach ein paar Nachfragen bekam ich dann auch noch die Gründe für diese Regelung heraus: Der Ausrichter der PTQs, der gleichzeitig auch der Hauptlieferant von Karten in Ungarn ist (also vergleichbar mit Amigo in Deutschland) hatte sich überlegt, dass er bestimmt Verlust macht, wenn es einen Flug zu gewinnen gibt, also gibt es keinen. Zack. So einfach ist die Kosten-Nutzen-Rechnung. Von Werbung und so etwas hatte er wohl noch nie gehört. Deswegen flogen auch kaum jemals Ungarn auf irgendwelche Pro Tours.
Etwas frustriert überlegte ich schon zu droppen, aber dafür hatte ich ja nicht die 3 Stunden Fahrt auf mich genommen. Also spielte ich weiter und gewann die nächste Runde auch noch relativ einfach. In Runde vier spielte ich dann zum dritten Mal gegen einen gewissen Casba und wurde in Spiel 1 von den gegnerischen Kreaturen fast umgerannt. Doch schaffte ich es noch irgendwie alle seine Kreaturen abzutraden oder zu entsorgen und er zog dann bei Life Totals von 2 zu 20 und gerade mal einem Ember Fist Zubera auf meiner Seite einfach nichts mehr nach für die nächsten 5 Runden.
4:0 8:0
In Runde 5 spielte ich dann gegen einen Amerikaner, der seit 2 ½ Jahren in Budapest studierte; auf die Frage, ob er denn jetzt gut ungarisch spreche, antwortete er mit einem für mich enttäuschenden „So lala“. Er bescherte mir dann auch meinen ersten Game Loss, gegen den ich auch relativ machtlos war, aber mit einem Switch auf Grün sah das auch schon viel besser aus
5:0 10:1
In den Top 8 musste ich mir dann auch erstmal mein Recht erkämpfen nicht random geseatet zu werden. „Ich bin erster nach dem Swiss, also sitz ich an der vier. Das ist doch klar.“ Der Draft verlief auch relativ reibungslos, nur dass irgendwie überhaupt nicht getimet war. Mein rechter Nachbar ging und blieb auf Weiß-Blau, mein linker Nachbar ging auf Blau-Rot. Ich ging direkt auf Schwarz-Rot. Als mein linker Nachbar sich den roten Drachen aufmachte und links von ihm noch viel mehr rote Karten gepickt wurden und nur mäßig viel grün, entschied ich, dass es besser sei auch mal ein paar grüne Karten zu nehmen. Das gefiel ihm irgendwie gar nicht und ich hatte schon Angst, er hört jetzt einfach auf zu draften. Aber als er sich dann noch einen Uyo und einen blauen Drachen aufmachte, schien er doch wieder recht zufrieden mit seinem Deck. Insgesamt scherten sich die Leute kaum darum, nur zwei Farben zu nehmen und die meisten Decks am Tisch wurden dreifarbig. Ich blieb dann doch bei Schwarz-Rot, da einfach kaum Grün aufgemacht wurde und ging straight auf Speed. Mit drei Nezumi Cutthroats und übertriebenen 4 anderen 2 Mana Drops könnte mir dies eventuell auch gelingen. Mein Draftdeck war dann zwar nicht spektakulär aber immerhin folgendes:
Im Viertelfinale bekam ich erst mal 10 ½ Schwänze und Soratami Rainshaper Runde 2 und 3 vor die Nase gelegt. Kaum erwähnenswert, dass ich dieses Spiel (ohne das nötige Removal in Runde drei) verlor. Mein Gegner spielte allerdings ein Deck mit sehr ausgeglichener 3farbiger Manabasis WBU. Dieses sollte ihm dann im zweiten Spiel auch zum Verhängnis werden. Im dritten kamen
wir gegen Ende des Spiels, das schon die ganze Zeit zu meinen Gunsten schlug in eine komische Situation: Ich war auf 2 und mein Gegner hatte einen getappten Soratami Rainshaper und Callous Deceiver. Ich griff meinen Gegner, der auf 5 war mit Kreaturen von Power 7 an. Er blockt nicht und spielt ein Candle's Glow. Ich zeige eine Yamabushi's Flame von meiner Hand und behaupte, dass er dann ja einfach tot ist, wenn ich das in Response auf ihn spiele. Ich verwies darauf, dass man zum Beispiel auch nicht am Leben bleibt wenn man auf 5 ist mit dem Exalted Angel blockt und trotzdem 5 Schaden von Kreaturen bekommt. Der Judge schaute nach und erklärte mir, dass die Karte anders funktionierte. Dann meinte ich: Dann spiele ich das einfach auf deinen Deceiver, da ich dann sicher gewonnen hätte, weil ich auch noch meinen Scuttling Death auf seinen Rainshaper opfern konnte, er nicht genug Mana um ihn zu schützen und noch genug Power hatte, um ihn.nächste Runde umzubringen. Jetzt war natürlich die Frage, ob ich den Spruch nicht schon auf ihn annouced hatte. Bevor der Judge das entscheiden musste (was wirklich schwierig war durch die Komplexität der Situation) schlug ich ganz unprofessionell ein Entscheidungsspiel vor. Das nahm er dann auch an und ich gewann wieder eindeutig.
6:0 8:2
Im Halbfinale spielte ich dann gegen einen sehr zögerlichen Gegner, der mit seinen 5 Kreaturen nicht so recht angreifen wollte, obwohl ich nach Runde 2 Ember-Fist-Zubera, Runde 3 No-Dachi keinen Spruch mehr gemacht hatte und auf 3 Mountains festhing. irgendwie traute er sich auch weiterhin nicht, bis ich ihn irgendwann distresste und einen Earthshaker nachlegte. Nach einem Spirit in der nächsten Runde war das Spiel eigentlich schon im Sack. Der Rest war marginal. Im nächsten Spiel zog ich dann vernünftig Mana und gewann sehr eindeutig.
7:0 10:2
Mein Finalgegner war mein linker Nachbar im Draft mit dem Drachengeschwader, der zu diesem Zeitpunkt auch schon nicht mehr sauer auf mich war.. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns denn auch mitgeteilt, dass der GesamtBoostercount dieses Turniers 4 betrage. Seinen Vorschlag, ich bekäme die Booster und er die flugfreie Quali per Drop meinerseits nahm ich denn auch gleich an. Schließlich war ich über Rating für Japan qualifiziert war auch nicht hingeflogen. Das ist dann doch zu teuer. Also machte ich mich reich beschenkt mit den gesamten Preisen, die auf dem Turnier zu gewinnen waren auf den Heimweg.
Fazit: Was soll man dazu sagen. Ich habe nicht ganz verstanden, warum mein Finalgegner mir das Angebot gemacht hat. Nach eigener Aussage wollte er nicht hinfliegen, aber vielleicht ging es ihm um die Ehre, einmal für die PT qualifiziert zu sein und 4 Booster sind nun wirklich kein Verlust. Das Spiel gegen wäre wohl schon schwierig geworden. Ich hatte wohl noch eines der besten Decks am Tisch gegen ihn, aber wenn immer Runde 6 ein Drache kommt, hat wohl jedes Deck Probleme.
Die Preise fand ich (das kommt jetzt wohl nicht überraschend) wirklich sehr knauserig. Man überlege sich einmal, dass es auf deutschen PTQs üblicherweise die 9fache Menge an Boostern allein für die Amateure gibt. Ganz abgesehen von den Flügen für die Sieger. Dass nur 22 Leute kamen ist wohl kaum verwunderlich bei der Preisausschüttung.
Insgesamt war das Level auf dem Turnier halt nicht so hoch, aber es gab auch einige gute Spieler. Magic muss wohl in Ungarn wohl noch einen langen Weg zurücklegen, um international konkurrenzfähig zu sein. Aber machbar ist das allemal. Nur brauchen die Spieler dazu definitiv auch die Unterstützung der Turnierveranstalter.
Sziveas üdvözlettekel aus Ungarn, Fabio
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