Nach dem Hagel von negativen Äußerungen in den Comments zur letzten Ausgabe bezüglich des Poker Contents dieser Kolumne, möchte ich diese Woche, wie versprochen, mit einer Story aus unserer Pokerrunde beginnen…..nicht!
Ne, ich fang natürlich einfach mit dem Thema an, was wohl die meisten Leser hier eher brennend interessieren dürfte, nämlich den Regionals in NRW.
Prolog:
Ungefähr einen Monat vor den Regionals hab ich mir einfach mal mein Rating und Ranking in.de angeguckt, und musste zu meiner Überraschung feststellen, dass ich, durch erst unlängst zurückliegende PTQ Teilnahme, wieder aus dem Rating Eis aufgetaut worden bin, und nun sogar Platz 85 belegte. Kurz noch mal in #nma über Invitation Policy informiert, und schon konnte ich mir ungefähr ausrechnen, dass meine Chance, für die DM qualifiziert zu sein in etwa dem Szenario gleichkommt, Pocket Js gedealt zu bekommen, und hoffen, dass die bis zum River halten (die kleine Pokeranalogie konnte ich mir hier nicht verkneifen). Leider bin ich nun nur noch 93., d.h. Turn war Ace und ich muss jetzt hoffen, dass sich keiner ein Ace auf die Hand gelucked hat. Aber zu dem Zeitpunkt dachte ich mir (und denke es immer noch), dass es einfach keinen Sinn machen würde, Regionals zu spielen, denn mit einem 0-X Drop hätte ich mich mit Sicherheit disqualified. Also hab ich mir deshalb lieber überlegt, meinen Homies MvG, BastiA und Aggro Bärlin ein bisschen beim Testen auszuhelfen, und mich lieber gemütlich zum Zugucken und Pokern auf die Regionals zu begeben.
Regionals Primer: U/G Critical Mass
Da die drei Jungs kurz zuvor in Dülmen mit Critical Mass recht solide gefinished hatten, war das Deck also ihr Ausgangspunkt für das folgende Regionals Testing. Drei Tage vor den Regionals fing dann auch ich endlich mal an, mir das Deck überhaupt einmal anzugucken, und irgendwie fand ich direkt auf den ersten Blick, dass die Jungens da irgendwas in der Konstruktion vermurkst hatten. Details waren Highlights wie 3 Spell Snare (mit dem Argument, dass man Spell Snare ja eh nicht immer haben will), oder das Vinelasher Kudzu, dass man so gerne im Late Game von oben zieht wenn man erstmal unter Druck steht, und das auch NUR gut ist, wenn's denn tatsächlich Turn 2 kommt. Naja, ich hab ziemlich lange kein T2 mehr gespielt, und Plan hab ich immer noch nicht so recht, aber das waren eben Dinge, die mir so intuitiv total grottig vorkamen. Deshalb baute ich mir schnell mal ne U/G Version, so wie ich mir die intuitiv vorgestellt habe, und dabei heraus kam ein Tempo U/G mit 4 Predatoren im Main, um auch wirklich absolute Jitte Hoheit in jeglicher Form in Kreaturenmatchups zu erreichen. Ich war auch nicht so der Fan von dicken 6/4 Tramplern, auch wenn die untargetbar sind. In meinen Augen ist ne solide nach Manakurve ausgelegte Basis an Kreaturen für Turn 1-3 vollkommen ausreichend. Meine recht „intuitiven“ Vorstellungen, wie das Deck zu laufen hat, bestätigte sich allerdings auch direkt im Testen, denn ich gewann so ungefähr alle Spiele gegen MvG's Version. Trotzdem blieb er bei seiner Version aus Dülmen, weil er sich damit halt einfach wohler fühlte, ab und an auch mal mit dicken Turn 2 Kudzus oder Turn 3 Kodama den Win zu lucken . Prinzipiell find ich's auch richtig, sich einfach für das Deck zu entscheiden, mit dem man sich wohl fühlt. Es bringt der Spielweise insofern Vorteil, dass man sich während des Spiels nicht innerlich damit beschäftigen muss, ob es richtig war, auf jemanden zu hören, der einem eine andere Version vorgeschlagen hat. Die eigene innere Überzeugung scheint hier psychologisch so viel Wert zu haben, dass man automatisch besser spielt, und damit sogar auch Fehler in Deckkonstruktionen (die natürlich von ihrer Natur her nicht allzu krass sein sollten) ausgleichen kann. Naja, von der Gültigkeit dieser Theorie hat mich der MvG dann auch auf den Regionals überzeugt, und sich direkt mal mit seiner UG Version gequed, während BastiA und DanielH (trotz solidem 3-0 Start!) mit meiner Version eher mittelmäßig abschnitten. Alle drei hatten jedoch noch meine Sideboard Tech übernommen, und ich glaube der MvG ist darüber doch sehr glücklich gewesen, wie Ihr bald selbst in seinem Report hier auf PMTG lesen könnt. Congrats und Mad Props an den MvG noch mal an dieser Stelle, er hat sich's wirklich verdient! Wenn meine Pocket Js bis zum Rating Cut halten, kann ich dann auch mit ihm zusammen auf die DM fahren.
Ze Regionals
Mit Chips und Pokertisch im Kofferraum also auf die Regionals gefahren, meine Homies supported, und dann draußen bei strahlendem Sonnenschein vor der Tür (na ja, Biergarten konnte man das nicht nennen, waren eher Tische, die zur benachbarten Kneipe gehörten) mit Kolja, Ferris, dem infamous Rolf O.(!!!) und ein paar Callingstations [z.dt. Leute, die immer Geld bezahlen (callen), um zu hoffen, dass sie noch irgendwas mit recht geringer Wahrscheinlichkeit lucken, oder einfach nur, um zu sehen, dass sie geschlagen sind] Poker gezockt. Zwischendrin kamen immer mal wieder der MvG und ze Frisör zu uns raus, um einen schnellen Recordupdate zu machen, der Frisör eher in Form von „Mein Deck ist so einfach, ich brauch nix machen, ich spiel jede Runde Sorcery und die Gegner geben auf!“, und der MvG in der Art: „Ich hab grad wieder mit Turn 3 Kodama abgeschmatzt!“. Nachdem ich dann schnell Double Up auf mein Buyin gemacht hatte (Rolf hat mir schön viel Chips für meine Pocket Kings rübergeschoben, und die andern Callingstations haben mich noch mal mit viel Action für mein Nutflush [z.dt. höchstmögliches Flush] ausbezahlt), bin ich wieder rein zu den Leuten, die magische Karten auslegten, und hab mir das wohl spektakulärste Ereignis der ganzen Regionals reingezogen:
Good Play of the Week: Ze Frisör playing ouvert!
Da der Volker schon ziemlich angepisst über seinen 5-0/5-2 Start war, hab ich ihm einfach gesagt, wenn er denn immer noch so überzeugt von seinem Deck ist, soll er einfach „ouvert“ spielen!
Sidenote „ouvert“
Einer der unzähligen Klassiker, den man kennen sollte. Ursprung wohl vor eurer Zeit, als noch richtiges MtG gespielt wurde. Zur Erläuerung aber noch ein kleiner Auszug aus einem #nma Log:
(Flix-) dirkwork, sach nochma kurz die story zu "ich kann ouvert
spielen!"
(Flix-) ich kenn die details nich mehr
(dirkwork) haha
(dirkwork) da gibs keine story zu
(martenAFK) lol
(dirkwork) das is nen hamburger klassiker
* martenAFK is now known as martenJ
(Flix-) ja ich mein
(Flix-) wers zuerst gebracht hart
(Flix-) hat
(Flix-) und zu welcher situation
(dirkwork) oje
(dirkwork) ich glaub original wars mighty
(dirkwork) aber da musste marco fragen
* kaib has joined #nma
(marcowork) neee
(marcowork) nicht mighty
(marcowork) tommy kuhl
(marcowork) ICH KANN OUVERT SPIELEN
(marcowork) haha
(marcowork) traumhaft
(marcowork) might ist "Reststapel spielen"
(dirkwork) ahja
(dirkwork) tommy!
(marcowork) jo
(dirkwork) stimmt den hatt ich vergessen
(marcowork) Legende
(marcowork) das ist echt ne Hamburger Legende
(dirkwork) ich bin grad so die alten durchgegangen
* Wiz_de has joined #nma
(dirkwork) und tommy hatte ich echt vergessen
(dirkwork) hahahaha
(marcowork) das ist auch einer echten Kartenlords
(dirkwork) einer der ganz grossen
(marcowork) haha
(marcowork) Tommy ist so prima gewesen
(marcowork) "ui da war ich so verdutzt das ich vergessen hab zu
countern"
(dirkwork) hahaha
(dirkwork) jaaa
(marcowork) mighty war immer cool mit Reststapel
(dirkwork) das war gegen mich oder?
(dirkwork) mit cop red
(marcowork) das hätte ich mal mehr enforcen sollen
(marcowork) einfach immer Reststapel spielen
(marcowork) jo
(dirkwork) hahaha
(marcowork) gibt echt so einige Klassiker
End Sidenote
Long Story short, Frisör spielt gegen UR Eule, was eigentlich ein ziemlich toughes Matchup für ihn ist. Da er meinen Rat auch praktisch umsetzen möchte, nimmt er seine (bereits einmal gemulligante!) Hand, breitet sie vor sich aus und sagt dazu „Weißte was? Ich kann ouvert spielen!“. Sein Gegner schaut ihn, total entsetzt und verwirrt zugleich, an, schaut sich seine Hand an, und kann sich ja jetzt eigentlich genau ausrechnen, wie er es playen muss, um den Frisör nach Hause zu schicken…eigentlich!
Was er aber tatsächlich passiert ist folgendes:
Frisör legt bis Turn 5 immer brav ein Land, hält aber nicht viel Business spells. Zwei Defense Grids, 1 Boomerang und 1 Eye neben 4 Ländern geben nicht viel her. Es kommen noch eine Masse Länder nach, aber sein Gegner weiss auch nicht so recht, was er machen soll. Irgendwie boomerangt er dem Volker unbeholfen ein Land hier und da, hält sonst eine Menge Counter, fühlt sich aber sichtlich unwohl in seiner Haut. Als Volker dann im folgenden Turn ein Defense Grid auslegt, fragt sein Gegner, Unwissenheit vortäuschend, was das denn mache (dabei rückt er sich seine geboardeten Muddle The Mixture in der Hand zurecht), bricht ab und meint, bevor Volker erklären kann, „Egal was es ist, ich counter es einfach!“ und legt zufrieden sein Muddle in den Graveyard. Volker will auch schon das Grid in seinen GY legen, aber leider stehe ich direkt hinter seinem Gegner, und muss ihm die Tour versauen. Das schein unserem Freund ziemlich zugesetzt zu haben, und nachdem auch noch das zweite Grid resolvt, wirkt er sichtlich beunruhigt. Den Turn darauf spielt Volker genüsslich sein getopdecktes Research (auf seine Hand voller Länder recht passend), und revealed:
Von diesem 3 Spell Draw wieder ein wenig mehr angenervt, wibbelt Volkers Gegner schon unruhig auf seinem Stuhl hin und her, nur Volker und alle Zuschauer (inzwischen hat sich eine ganze Schaulustigen-Traube versammelt) sind erheitert über die lockere Atmosphäre seines Ouvert Spielchens. Kurz und gut: Der Gegner ist schlicht und einfach überfordert mit der Situation, äußert seine Angst vor dem bevorstehenden Wildfire (er hat selber nur 4 Länder), boomerangt ihm immer wieder hier und da ein Land mit der Absicht, Volkers Wildfire hinauszuzögern, und zieht in seinem folgenden Turn:
Um nun vor versammelter Mannschaft das Spiel aufzugeben (wir erinnern uns: Volker hatte bis zum Research NUR Länder auf der Hand), announced er:
„Ok, bevor DU das WIldfire spielst, spiel ICH es einfach!“, räumt seine Länder ab, guckt noch einmal auf seine Hand, dann auf Volkers Hand, die inzwischen ungefähr 5 Länder und einen Magnivore enthält, und foldet dann in einem der nachfolgenden Turns gegen Magnivore Abgeschmatze.
Always remember: You're playing the players, not the cards!
Epilog
Das war's für diese Woche, ich hoffe, den weniger Poker begeisterten hat der überwiegende MtG Content nun mehr zugesagt. Auch wenn ich Bock hätte, noch von unserer gemütlichen Open Air Pokerrunde am Tag vor den Regionals ein paar Anekdoten rauszuhauen, begnüge ich mich (und euch) hier nur mit einem kurzen Videoausschnitt. It's called „Ze Full House on ze River!“.I hope you like! I like! IT'S NICE!
Na gut, wer immer noch nicht genug hat vom Pokern, kann einfach in meinem Blog vorbeischauen: