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Hallo allerseits,
Auch wenn meine letzen Artikel auf der anderen deutschen Magic-Seite veröffentlicht wurden, dürften mich einige ebenfalls noch von dieser Seite kennen.
Für die anderen stelle ich mich trotzdem noch einmal kurz vor:
Ich heiße Mathias Wigge, bin mittlerweile 26 Jahre alt, komme aus Lippstadt und beginne diesen Monat mit meiner Diplomarbeit im Fach Wirtschaftsinformatik an der Universtiät Paderborn.
Für die letzten vier individual Pro Touren konnte ich mich teils über PTQs, teils über Rating qualifizieren und auf diesem Weg „die Welt“ – mit Highlight Kobe - bereisen.
Spielerisch konnte ich leider nur in Prag im Geld landen (auch wenn es auf den Worlds knapp war) und bin daher mit 13 Punkten aus der letzten Saison auch „nur“ Level 2 Pro – Den größten Einzelerfolg hatte ich letztes Jahr beim GP Dortmund als ich Dritter wurde.
Soviel dazu.
Heute will ich euch vom ersten Tag des Two-Headed Giant Grand Prix Amsterdam berichten, für den ich keinen geringeren als den ehemaligen Team-Weltmeister Roland Bode, mit dem ich letztes Jahr bereits die Team Qualifier Saison gespielt habe, als Partner gewinnen konnte. Roland hat sich in letzter Zeit - aufgrund seiner eigenen Diplomarbeit - ein wenig rar gemacht was Magic betrifft, ist aber immer noch einer der besten deutschen Spieler, und wir ergänzen uns prima 
Als Vorbereitung für dieses Event, respektive 2HG überhaupt, haben wir vieles theoretisiert. Aber auch eine erste praktische Erfahrung meinerseits beim Sideevent PTQ in Genf an der Seite von Michel Dach, bei dem wir die Top4 nur äußerst knapp verpassten, soll hier nicht unerwähnt bleiben.
Mein zweites Turnier war dann schon der GP Trial in Bielefeld, den ich mit Roland immerhin auf Anhieb gewinnen konnte, wodurch wir uns 2 Byes für Amsterdam sicherten.
Und dort sind wir jetzt, ohne weitere Umschweife, direkt beim Deckbau...
Der Pool:
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Wir fanden den Pool, ehrlich gesagt, schlecht! Womöglich sind wir auch einfach nur zu verwöhnt, aber unsere bisherigen Pools schienen allesamt besser gewesen zu sein.
Eins ist jedoch völlig klar und jeder, der sich einmal die Mühe machen möchte, selbst zwei taugliche Decks hieraus zu basteln, wird es sofort einsehen: Dieser Pool ist äußerst knifflig und schwer zu bauen. Haben wir anfangs noch über die ganze Stunde Deckbauzeit gelacht, waren wir hinterher sehr froh, sie voll in Anspruch nehmen zu können.
Was also störte uns an dieser Zusammenstellung bunter Karten, scheint doch besonders das Rot mit seinen starken Brennern und umso tolleren Storm Spells so verheißungsvoll.
Aber sind wir mal ehrlich – hat man nicht immer irgendwelche Stormkarten im Deck? (Ja, jetzt dürfen alle Unglücklichen einmal laut aufschreien…)
Wir hatten einfach das Gefühl, dass es diesem Pool an Winoptions fehlt. Karten, die angreifen und Spiele gewinnen. Dann - so gut das rote Removal auch ist - schwarzes ist dafür gleich gar nicht vorhanden. Aber genug gejammert, wer hätte schließlich nicht gerne mehr Hellkites und Damnations im Deck 
Es galt schließlich zwei vernünftige Decks zu bauen, mit denen Tag 2 erreicht werden konnte.
Was schon beim GP Trial wunderbar geklappt hat, haben wir auch dieses Mal als erstes versucht - die Rede ist von UR(w) und GBw.
Leider stellte sich schnell heraus, dass ein UR Deck zwar möglich ist, allerdings mit viel zu vielen durchschnittlichen Karten auskommen muss. Zu diesen zähle ich zum Beispiel die Primal Plasmas oder den Coral Trickster – Nicht wirklich schlecht, aber ich will Impact!
Im Gegenzug bildeten die grünen, weißen und schwarzen Karten einen schlimmen Haufen ohne richtiges Konzept.
So würde es nicht funktionieren.
Eine entscheidende Frage habe ich aber noch gar nicht angesprochen, und jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt dafür: Will man Sliver spielen oder nicht?!
Diese Frage ist hier natürlich höchst interessant, finden sich mit den Necrotic Slivern immerhin gleich zwei Exemplare, die ganz besonders nach mehreren ihrer Art verlangen.
Grundsätzlich sind Roland und ich keine Fans der Remasuri-Bande. Sie zu spielen, bringt offensichtlich einen potenziellen Nachteil mit sich und besonders diejenigen ihrer Art, die mit guten Fähigkeiten aufwarten, sollte man auf sich allein gestellt tunlichst vermeiden. Andere Exemplare wie z.B. den Battering Sliver, dessen Fähigkeiten dem Gegner selten etwas nutzt, würde ich im 2HG immer spielen. Geselle Battering ist halt IMMER der Dickste.
Kurz gesagt: Ein gutes Deck sollte keine Sliver benötigen. Je schlechter aber der Pool ist und je mehr Gegner es genauso sehen, desto besser werden sie.
Über den Eater of Days im Mirrodin Block Draft hat TrashT damals ähnliches behauptet (“eine Karte, für den Random Win...“) – „Glücklicherweise“ fiel mein DM Deck in diesem Jahr eben in diese Kategorie. „How Lucky“, wie ich den Eater auch in jedem Match gezogen habe… und jedes Mal zwei Runden später tot war... – aber ich schweife ab 
Von welchen Slivern reden wir hier überhaupt?
Noch entscheidender als diese immerhin akzetable Anzahl Remasuris ist allerdings, wie oben schon angesprochen, die relative Schwäche der restlichen Karten – auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wir wollen Impact, und wenn der nicht durch einzelne Spoiler gebracht wird, dann eben durch Synergie!
Wir waren uns jedenfalls einig: Die Sliver mussten gespielt werden!
Nicht zuletzt auch, da wir durch unsere beiden Byes die Hoffnung hatten, besonders „beliebig“ gebauten Decks, mit ebenso beliebigen Slivern (In Dülmen wäre das Äquivalent der „Drahtholzwald“), einfach aus dem Weg zu gehen. Bessere Decks hatten nach obiger Theorie dann schließlich wenig bis keine Sliver.
Außerdem hatten wir doch den Hivestone! Was, den hab ich oben vergessen aufzuschreiben? Ne, da steht er doch - kostet nur 1BB mehr und ist eine Verzauberung 
Wem die Conspiracy tatsächlich nicht aufgefallen ist, der sei getröstet, ich hatte sie beim ersten Durchschauen auch gewohnheitsgemäß NICHT beachtet - aber wozu hat man denn zwei Köpfe!
Das Schwarz unterzubringen stellte sich allerdings als beinahe unmöglich heraus. Auf der einen Seite hatte man die beiden Necrotic Sliver in Weiß/Schwarz, die farblich eher zu den anderen Slivern ins weiße Deck passten, auf der anderen Seite will man die Verschwörung aber nicht zusammen mit den Slivern in einem Deck spielen, denn die sind ja schon Sliver 
Wir versuchten also die schwarzen Karten (Spitting, Conspiracy, Teachings etc.) zum UR Deck hinzuzufügen, jedoch ohne uns mit dem Ergebnis auch nur annähernd anfreunden zu können – fehlende Colorfixer waren nur ein Grund dafür.
Lediglich das grüne Deck würde die Conspiracy tragen können, und da kam Roland die rettende Idee, einfach mal das Grün mit dem Rot zusammenzupacken - auf sich allein gestellt die beiden tiefsten Farben!
Nach einigem Feintuning hier unsere fertigen Decks:
Seat A: Roland Bode
Seat B: Mathias Wigge
Ja, ihr seht richtig – Schwarz, die seichteste Farbe in unserem Pool als Splash in gleich beiden Decks. Und dann noch doppelt schwarzes Mana mit lediglich 2 Sümpfen.
Dafür konnte mit dieser Aufteilung jedes Deck zwei Manafixer erhalten (plus zwei Utopia Vow, die ich im Verlaufe des Turniers tatsächlich zweimal auf meine eigenen Kreaturen zauberte – mit Scryb Ranger im Spiel sogar halbwegs akzeptabel). Was aber am wichtigsten ist: Mit Ausnahme des Thrill of the Hunt wird jede wirklich gute Karte in unserem Pool, bei maximaler Synergie, gespielt! Erratic Mutation und Rathi Trapper wären dann die nächst guten Sachen, auf welche zu verzichten, uns allerdings nicht sonderlich schwer fiel.
Im Nachhinein würde ich höchstens das Rebuff the Wicked evtl. doch gegen die Erratic Mutation austauschen wollen, da es nicht so recht überzeugen konnte (könnte man doch nur die Kreaturen des Partners retten), wobei die Mutation, auch ohne den zusätzlichen Ein-Mana-Spell, in obigem Deck nicht wirklich toll wäre.
Mit der bösen Befürchtung, dass mir die Conspiracy sicherlich jedes Mal auf den Keks gehen wird, sobald ich sie ziehe, begeben wir uns dann irgendwann nachmittags in die „erste“ Runde.
Runde 3: Roman, Terre Gonzalez
Auf gegnerischer Seite werden sogleich Dustwasp und Duskrider suspended, welche uns ordentlich unter Druck setzen.
Eine entscheidende Wende tritt ein, als uns ca. in Runde 10 Dustwasp und Cloudchaser Kestrel attackieren – den in unserer Runde beschworenen Quilled Sliver haben sie wohl nur als Futter für den, einen Zug zuvor gespielten, Necrotic Sliver identifiziert, welcher im Gegensatz zum ersten Exemplar auch den gegnerischen Zug hindurch liegen bleiben durfte.
Oder aber auch einfach nicht beachtet, dass mein Scryb Ranger ebenfalls Rolands Kreaturen, hier den einen aktiven Sliver, nach dem ersten Pingen enttappen kann. Und so tauscht ein kleiner Quilled Sliver gegen zwei angreifende Flieger sehr fair ab.
So gut sogar, dass sich unsere Gegner einen Zug später dazu entschließen, Damnation zu spielen…
Das Match geht wenig später in die finale Phase und wir liegen durch den langsamen Start immer noch hinten. Unsere Gegner haben noch 9 Lebenspunkte, wohingegen wir nur noch eine 6 auf dem Papier stehen haben. Unser Board besteht zu diesem Zeitpunkt aus Spitting Sliver, Greenseeker und Whitemane Lion. Roland hat seit Ewigkeiten nur Länder gezogen und nichts mehr auf der Hand, während ich noch einen Magus of the Arena halte. Auf der gegnerischen Seite, welche nun am Zuge ist, kündigt sich für nächste Runde sehr bedrohlich eine Veiling Oddity an. Dem anderen Kopf hingegen fehlt es nach wie vor am sechsten Mana (Nachdem der ohnehin verdammte Sliver noch ein Land mitgenommen hatte und wir zwischendurch auch mal Volcanic Awakening für allerdings maximal zwei gespielt haben, wenn ich mich recht entsinne). Jedenfalls können so die Flashbackkosten des Strangling Soot nicht bezahlt werden. Stattdessen betritt aber ein Timbermare die Spielfläche und bringt uns sogleich auf 1! Ein Tolarian Sentinel wird ebenfalls dazugelegt.
An dieser Stelle sieht es zugegebenermaßen sehr, sehr düster aus.
Aber, wie es häufiger an diesem Tag passieren sollte, kann ich mich auf die Fähigkeiten meines zweiten Kopfes verlassen – dieser hat zwar offensichtlich einen Hang zum Dramatischen, aber immer wenn es knapp wird, entschließt er sich doch mal ein Nichtland nachzuziehen . Und Dawn Charm würde uns zumindest die nächste Runde überleben lassen.
Aber erstmal „All-Out Attack“ auf den einsamen Tolarian Sentinel.
Nach einigen Debatten beschließen Roman und Terre Gonzalez, womöglich aus Angst vor Disintegrate (?), den Spitting Sliver zu chumpen(!) und gehen so auf 6 Leben – Ich lege den Magus nach und wir geben die Runde ab. Beinahe hätten die beiden dann noch vergessen die Upkeepkosten für den Timbermare zu bezahlen – Netterweise erinnern wir sie aber noch mal daran . Timbermare und Oddity greifen an, wohl damit uns auch kein Removal oder Bounce mehr retten kann – Für den Nebelplan natürlich umso besser. Ein nachgezogenes sechstes Land erlaubt zwar noch einen zusätzlichen Blocker, aber einer reicht eben nicht mehr aus, denn die anderen drei Kreaturen haben gemeinsam genau 6 Power und bringen uns den Sieg!
War das knapp!
3-0
Runde 4: Lindgren, Peter
Meine Starthand sieht ungefähr so aus: 5 Länder, Greenseeker und Conspiracy – Keep.
Unter den nächsten drei Karten befindet sich netterweise direkt das Empty the Warrens und in Runde 4 on the play können wir so Morph (Shaper Parasite), Screeching Sliver(!) und 6 Goblins auf unsere Seite bringen. Der Mühlstein-Sliver ist natürlich besonders dankbar mit der Conspiracy in Runde 5, welche aus meinen Goblins nun Mitglieder des Schwarms macht.
Angesichts dieser„Mill you for Eight“-3-Runden-Clock wird der arme Screeching natürlich gleich das Opfer einer Blitzaxt – Diese wiederum fehlt nun aber für meinen Might Sliver und 7 angreifende Hill Giants (bzw. Goblin Sliver, respektive Elf Spellshaper Sliver) machen kurzen Prozess.
4-0
Runde 5: Brackmann, Maij
Dieses Spiel beginnt vergleichsweise langsam. Ein 3/3 Plasma beginnt uns anzugreifen, während zwei Mycoderms den Boden auf gegnerischer Seite dicht machen. Ein Serra Avenger greift zurück an und Jedit Ojanen wird direkt zerstört.
Vermutlich haben wir dieses Match einfach verschenkt, da wir zu gierig sind, darauf zu verzichten, mit dem Woodreader die beiden Extrakarten zu ziehen. Auf diese Weise macht der unbeeindruckende Plasma Hill Giant viel zu viel Schaden. Turn X Woodreader als beinahe ersten Spell ist halt auch im 2HG zu langsam… Zu allem Überfluss haben wir dann nicht einmal Removal für einen gegnerischen Urborg Syphon-Mage, der das Spiel fix beendet.
4-1
Runde 6: Matilde, Rodriguez
Dieses Mal erwischen wir wieder einen schnelleren Start und sind sogleich der Aggressor. Nach einigen Runden und einem Mass-Removal unserer Gegner (Sulfurous Blast, wenn ich nicht irre) wendet sich allerdings das Blatt. Zwar können wir im folgenden Zug acht Goblins nachlegen, diese sind aber gegen die nun weitaus stärkeren Kreaturen bei unseren Gegnern in die Defensive gezwungen.
Obwohl Matilde und Rodriguez noch auf 17 Leben sind, greifen sie, anscheinend wegen der Goblins, nur sehr zögerlich an und bauen stattdessen ihre Boardposition weiter aus, während wir außer Conspiracy nur noch Länder nachziehen.
Gerade als unsere Gegner sich entschließen im größeren Stil anzugreifen – und glaubt mir, da hatten sie eine gewaltige Übermacht auf dem Tisch, ist es wieder ein „just in time“ Draw der uns rettet: Psionic Sliver – Tapp 9 Goblin Elf Sliver – 18 for you – Good Game!
5-1
Runde 7: Schipper, Stevenhagen
Trotz unserer beiden Byes haben wir einen sehr bescheidenen Opponent Score, der uns, obwohl wir es mit unseren Decks gerne gemacht hätten, nicht erlaubt, sicher in den nächsten Tag zu drawen. Im Endeffekt kommen zwar alle Teams mit 5-1-1 weiter, hätten aber auch wir Unentschieden gespielt, schon wieder nicht – Außerdem braucht man die Punkte am zweiten Tag um im Geld zu landen 
Unsere Gegner hätten jedenfalls gerne gedrawed, obwohl sie ohne Byes schon fünf Runden „richtig“ gewonnen hatten.
Es wird also ein Alles-oder-Nichts Match.
Und es sah wieder gar nicht gut aus für uns. Roland musste einen echten Mulligan nehmen und von Anfang an stehen wir unter Druck. Das einzige, was uns rettet, ist die Tatsache, dass der UW Magier auf des Gegners Seite nur sehr wenige Länder gezogen hat und so immer nur maximal einen Spruch pro Runde spielen kann und sich dann die teuren Karten auf seiner Hand ansammeln. Dieser Zustand hält solange an bis ich endlich eine zweite rote Manaquelle ziehe und wir (weitaus später als Runde 6) ein ausreichend großes Volcanic Awakening spielen können, das ihm alle Länder zerstört. Davon erholt er sich nicht schnell genug und wir können das Spiel gerade noch rechtzeitig kippen.
6-1 und Platz 31 nach Tag 1
So, das soll es fürs Erste gewesen sein. Im zweiten Teil berichte ich euch dann von unseren Erlebnissen am zweiten Tag. Freut euch auf den beinahe rein deutschen Draft mit uns, unseren Zimmerkollegen aus Bielefeld und Kai Budde in den Hauptrollen, sowie auf die Geschichte wie mir armem Schlucker nachts auf Amsterdams Straßen aus Mitleid eine Banane geschenkt wird. 
Bis dann,
Mathias Wigge
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