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Eternal Das Turbowiesel! Es kommt dich holen! LAUF! LAAAUF! HulkFlash im Vintage von Wilhelm "Willy" Drutzel |
28.05.2007 |
Da ist er wieder! Ja, ich weiß, meine knapp halbjährige Abstinenz vom Artikelschreiben war manch einem Leser hier nicht lang genug, doch letzten Endes wusstet ihr alle, dass es wieder so kommen würde. Der Willy ist zurück, frisch den Trip aus Straßburg sowie einen gewissen Blockbuster mit Überlänge überlebt, um euch wieder mit einer kurzweiligen Unterhaltung um zehn Minuten eures Lebens zu bringen.
Als Freund der Randgruppen des Magicformats widme ich mich heute der Königsklasse unseres beliebten Sammelkartenspiels: dem Vintage, oder T1 für unsere Abkürzungsfreunde. Vorgestellt wird hier die Verquickung eines im Legacy übermächtigen Decks mit den Vorzügen der Power 9 und Konsorten.
Vintage für den Nicht-Vintagespieler
In einem Format, in denen abgesehen von einer Handvoll vernachlässigbarer Karten (der Fallen Star z.B.) alles erlaubt oder bestenfalls auf ein einziges Exemplar pro Deck (die Power 9) beschränkt ist, geht es sprichwörtlich zu wie beim Saufgelage: Alles geht, nur die Mischung macht's. Elementare Fragen aus dem Constructed-Bereich stellt man sich hier nicht: Für die Manabeschleunigung gibt es den Lotus und die Moxe, die mächtigsten Karten, die jemals gedruckt wurden, erlauben haarsträubende Kombos und Synergien. Am Ende eines langen Zuges tötet man, abgesichert von einem Berg an Countern, mittels Brainfreeze oder Tendrils of Agony, oder man nudelt mittels Oath of Druids entsetzlich mächtige Kreaturen ins Spiel. Um diesen trockenen Höhepunkt der Spielkunst auch voll genießen zu können haben T1-Zocker auch Tausende von Euro in das Deck investiert - nur um dann durchschnittlich drei Züge lang angespannt da zu sitzen wie einer auf der Brücke von der Enterprise, ehe man endlich den Gegner aus der Galaxie beamen kann.
Die Frage, welche Kreatur man als nächstes mit Umezawas Jitte abstellen soll, stellt sich da nicht.
T1 kennt ansonsten alles, was man aus dem T2 oder Block Constructed auch kennt, nur in komprimierter Form. Das frühe Game ist hier das Shufflen, der Würfelwurf ist das Mid-Game, und der erste Zug das Lategame. Kurzum: man ist unter sich.
Okay, genug gelästert;-)
Flash, Saviour of the Universe
Die Aufnahme von Future Sight in den Kanon der turnierlegalen Karten erwies sich als weiterer Tritt ins Genick der Spielbalance im Legacy: die Pacts, namentlich Pact of Negation und Summoner's Pact. Kombospieler wird das freuen, nun hat man für seinen tödlichen Schlag vier zusätzliche Gratiscounter, mit denen man den finalen Spielzug sicher durchbringen kann. Notwendige Kreaturen holt der grüne Pakt auf die Hand - und schon kommen einem da sehr bizarre Ideen. Wie so oft aber sind die neuen Karten nur Erfüllungsgehilfen, eine andere Karte erwies sich nun als übermächtig: Flash.
Hach, was war das für eine nette Idee damals in Mirage-Block, rasch am Ende des Zuges solche beliebten Kreaturen wie etwa Telim Tor ins Spiel zu bringen. Und heute? Da soll Flash lieber den wegen seiner Manakosten fürs T1 ansonsten unbezahlbaren Protean Hulk ins Spiel bringen. Ihn überleben zu lassen ist nicht der Plan, man will dass er stirbt, denn damit holt man sich die Kreaturen für die tödliche Kombo ins Spiel. Im T2 dachte man da an drei Pride of Clouds und vier Ornithopter für drei dicke Flieger - im T1 dagegen kann man gleich den Tod auf den Tisch legen. Doch dazu später.
Impfen bringt nicht viel
Nun, was sich im Legacy als enervierend erweist, wenn man als flotter Goblinspieler schon längst tot ist, weil Hulk+Flash einem bereits den Garaus gemacht haben, ist im T1 gang und gäbe, und darauf ist man besser vorbereitet. Mein Vintage-geprüfter Vereinskamerad Jens Jaeger versuchte sich an der T1-Variante des derzeit meistgehassten Legacy-Decks beim jüngsten Turnier in Iserlohn: Das Turbowiesel ging an den Start.
Hier haben wir eine fruchtbare Verquickung einer mächtigen Kombo mit äußerst mächtigen Karten. Die richtige Starthand ermöglicht einen Sieg in der ersten Runde. Anders als bei Tendrils-Decks tut Hulk-Flash das jedoch ziemlich oft, und ziemlich sicher. Und im Gegensatz zum Legacy (oder wie weiland die Heartbeat-Helden im T2) sollte man nicht darauf hoffen, dass der Kombospieler sich regelmäßig selbst verhaspelt.
HulkFlash tötete bislang auf zwei verschiedene Weisen, je nachdem, was man sich mit dem Trigger des Protean Hulk ins Spiel holte.
Variante A:
4 Disciple of the Vault
4 Shifting Wall
4 Phyrexian Marauder
Alternativ auch mit einem Arcbound Ravager und weiteren 0 Mana Artefaktkreaturen. Die Walls und Marauders kommen als 0/0 Kreaturen ins Spiel, sterben sofort und die Disciples sorgen für Lebensverlust. Diese Kombination ist einfach zu bewerkstelligen, nimmt jedoch ein Fünftel des Decks in Anspruch.
Besser dagegen zeigt sich
Variante B:
Karmic Guide
Carrion Feeder
Kiki-Jiki, Mirror-Breaker
Body Snatcher
Sicherer, Platz sparender und ebenso cool. Mittels Protean Hulk holt man sich zunächst den Carrion Feeder und den Karmic Guide. Mit der Fähigkeit des Guides holt man sich den Protean Hulk zurück ins Spiel und opfert ihn gleich wieder in den Carrion Feeder, schon kann man aufs Neue suchen gehen.
Diesmal holt man sich Kiki-Jiki, Mirror Breaker ins Spiel. Der noch bestens aus Zeiten von Tooth And Nail bekannte Goblin macht einen Token des karmin Guide, doch noch während dieser Vorgang auf dem Stapel ist, opfert man Kiki-Jiki ebenfalls in den Carrion Feeder. Der Karmic Guide Token holt Kiki-Jiki zurück und schon macht man das Ganze von vorne, bis man mit einer endlosen Zahl an Karmic Guide Token mit Eile den Gegner überrennt. Für mehr Stabilität gibt es noch den Body Snatcher: versauert ein Kombostück auf der Hand, kann man mittels des Snatchers diese discarden. Der bezahlbare Carrion Feeder sorgt dafür, dass der Snatcher in den Friedhof wandert und schon ist das fehlende Puzzle-Stück an Kreatur wieder im Spiel.
Hört sich unglaublich kompliziert an, aber im Gegensatz zum Stormcount-Erhöhen von Tendrils of Agony erweist sich dieser ganze Vorgang als geradezu lächerlich einfach. Im Prinzip braucht man nur Flash und den Hulk auf der Hand, angesichts dieser Card-Draw Möglichkeiten (Ancestral Recall, Brainstorm), gezielten Suchmöglichkeiten (Summoner's Pact, alle namhaften Tutoren etc.) hat man das schnell bewerkstelligt. Kommt es dann zum Moment, in dem man Flash spielt, sollte man ausreichend Counter auf der Hand haben. Vier Force, vier Pacts und drei Misdirection bieten da ihre Dienste an.
Ursache und Wirkung
Natürlich ist die Gegenseite nicht naiv: man rechnete damit, dass (eher) früher oder später HulkFlash seinen Weg ins T1 schafft. Dementsprechend sorgte man für entsprechende Maßnahmen. Hier einige Dinge welche dem Deck nicht schmecken.
Chalice of the Void
Eine Chalice für 0 Mana im Spiel und schon wird das ganze Deck deutlich langsamer und schwächer. Ein gutes Fünftel aller Karten erweisen sich dann als nutzlos, und man darf versuchen, mit fünf Manaquellen doch noch in die Kombo zu gehen. Einfacher natürlich, wenn man mittels Chains of Vapor oder Echoing Truth die Chalice abrüstet - oder sie gar nicht ins Spiel kommen lässt.
Frühes Discard, Extirpate
Duress, Cabal Therapy, meinetwegen auch das gute alte Dark Ritual plus Hymn To Tourach: wenn der Gegenüber dergestalt die Combohand verkrüppelt, rückt der Sieg in weite Ferne. Schlimm noch, wenn er mit Extirpate zuschlägt: Flash entfernen, Hulk entfernen, irgendein Teil der Kombo für immer in den Orkus werfen. Schade …
Meddling Mage und anderer typischer UW Fischkrams
Der Spielverderber vom Dienst darf auch nicht fehlen, üblicherweise zu finden bei den Fischdeckspielern. Neben deren Arsenal an Countern muss man auch auf Swords to Plowshares achten. Pikulas Magier verhindert Flash - sofern er mal vorher im Spiel ist.
Leyline of the Void
Effektiv der Supergau, sollte das jemand im Maindeck spielen. All die ganzen Reanimationstricks oder Trigger, welche beim Abkratzen der Kreaturen entstehen, sind hinfällig. Doppelt ärgerlich, dass die Leelinie auch noch vor dem Spielbeginn ins Geschehen kommt, sodass man sie auch nicht mit Gegenzauberei bedenken kann.
Jens Jaegers Turbowiesel hat dafür eine böse Technik im Sideboard: vier Virulent Sliver und ein Heart Sliver. Ist der Friedhof wegen der Leyline bereits erledigt, bringt es das Quintett eben: fünf Sliver mit Eile und Poisonous 4 sind ebenso tödlich. Wir erinnern uns aus grauer Vorzeit an solche Kreaturen wie die Sabertooth Cobra oder den Pit Scorpion. Sammle zehn Poison Counter und du bist tot. Da bringen auch die Leelinien nichts (sehr wohl dagegen ein Echoing Truth).
Die Wahrheit liegt auf dem Platz
Und wie sah das nun in Iserlohn aus? Zwei HulkFlash-Decks waren am Start, und beide kamen unter die besten Acht. Jens Jaegers Turbowiesel schaffte es mit 4-2 auf den achten Rang. Nicht schlecht für ein Deck, von dem man nicht weiß, wie lange es noch in dieser Form gespielt werden darf.
Das Problem waren nicht die üblichen Verdächtigen: Gifts, Bombermann, UR Fish, alles brav mit 2-0 nach Hause geschickt. Knifflig wurde es immer dann, wenn der Gegner auf Leyline of the Void und Extirpate vertraute. Den Erstrundengegner (spielte Ying Yang) konnte Jens noch mit 2-1 bezwingen, gegen Sullivan Solution und Tog (beide 0-2 und Extirpate/Leyline Mainboard) dagegen ging nicht so viel. Als tauglich hat sich das Sideboard erwiesen: dreimal töteten die giftigen Remasuri den ahnungslosen Gegner. “Was? Poison Counter?” Ja, schade …
Man sieht: Den Namen der ersten Freundin mag man vergessen, wie man jemanden mittels Poison Countern besiegt dagegen vergisst man wohl nie
In b4 B&Hammer
Man sieht, Flash ist plötzlich aus dem Nichts “broken” geworden. Im T1 kann man so was noch gut handhaben, und da fallen solche raschen Tode auch nicht weiter auf. Im Legacy dagegen heult man jetzt bereits auf.
“Wääääh, mein Gobbosdeck/High Tide/Ill-Gotten Gains Combodeck/Aluren/Ying Yang/NQG/BR LD mit Rain of Tears weil ich die Karte mag/whatever Deck hat keine Chance mehr gegen so was, total brooooken, und ich hab meine Leylines zuhause vergessen *heul*”.
Da ist man aber mal gespannt, wie lange sich die Wizards das noch anschauen - einfacher als die beiden Pacts zu bannen/restricten wäre natürlich eine entsprechende Aufnahme von Flash in die Hall of Shame, neben Gush, der Tolarian Academy oder dem Worldgorger Dragon. Schauen wir mal
Dank an Jens Jaeger für die Deckliste und dem kurzem Abriss über das T1-Turnier in Iserlohn.
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