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Going Infinite
Project X in Mayen - Platz 1
von Roland Brüx
04.06.2007

Hallo erstmal. Zuerst möchte ich ein paar Worte zu meiner Person loswerden: Mein Name ist Roland Brüx, 24 Jahre alter Student der Chemie aus Aachen, und ich spiele Magic schon seit einer halben Ewigkeit (Ice Age-Release oder sowas), auf Turnieren seit dem Invasion-Block, allerdings so richtig ehrgeizig wohl erst seit dem Ravnica-Release.

So kam es, dass für dieses Jahr die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft relativ weit oben auf meiner Prioritätenliste stand. Als dann noch bekannt wurde, dass man mehrere NQs spielen dürfte, war direkt klar, dass sowohl Dortmund, als auch Mayen auf jeden Fall gespielt werden sollten. Also wurde direkt nach dem Future Sight-Release mit dem Testen begonnen.
Es war klar, dass sich mit Bridge from Below und Narcomoeba irgendein degeneriertes Dredge-Deck generieren ließ. Zudem erlang der Glittering Wish direkt mein Interesse, da dieser ein auto-include ins Project X darstellen sollte. Nachdem genau diese beiden Decks wochenlang auf und ab getestet wurden (gegen alles was das Metagame sonst so hergab), stellte sich schnell für mich heraus, dass ich es in Dortmund erstmal mit dem Dredge versuchen wollte, und dann, falls nötig, in Mayen das Project X ausgepackt würde. Mein Testmate war auch superbegeistert vom Project X und wollte dieses bis einige Tage vor dem Event „auf jeden Fall“ in Dortmund und Mayen spielen.

Dies waren seine Worte noch am Dienstag vor dem Event, und ich verließ mich darauf, dass er mich dann auch mit dorthin nehmen würde. Am Mittwoch dann, als ich ihn nochmal anrief um Abfahrtszeiten etc. zu klären hatte er dann aus heiterem Himmel keinen Bock mehr auf das Format und wollte doch nicht fahren.... Ganz groß!... Naja, irgendwie habe ich es dann mit Hilfe von Florian geschafft, den Mario zu bequatschen und so doch noch die benötigte Mitfahrgelegenheit aufzutreiben. Am Abend vor dem Event konnte ich den Florian dann auch noch überzeugen, das Dredge-Deck in Dortmund zu zocken und ihn aus dem Mono Black Control Deck rausquatschen, mit dem Michael W. in Mayen später 7-1-1 spielte. Florian konnte sich als 9ter auch direkt mal q'en, während ich mit exakt dem selben Deck es irgendwie schaffte 3-1-2-drop zu gehen. Die Liste kann man ja in den Top12 Decks einsehen.


Sidenote: In Runde 7 muss Florian gegen Project X ran. Der Pilot dieses Decks hat mit Doppel-Chord, Crypt Champion und dem passenden Mana schon alles am Start, findet dann aber doch noch die Möglichkeit, dass Spiel aus der Hand zu geben: Auf Chord für 2 auf Essence Warden (?!?) folgt der Crypt Champion, begiebt sich auf direktem Wege in den Friedhof und zieht nicht 4000 Leben ein. Dass die Flash-Hulk-Combo für einige Leute zu kompliziert ist, war ja bekannt, aber Saffi vor dem Champion zu playen, muss doch drin sein.


Nun musste also Project X in Mayen an den Start gebracht werden. Da in Dortmund ja das ein oder andere Zoo Deck, sowie ein GW-Deck mit Saffi gespielt wurden, musste schon mal ein Stonecloaker ins Deck wandern (der ja zudem auch ganz nützlich gegen Dredge und das Mirrormatch sein soll). Zudem wurde einfach komplett aufs Matchup gegen Dralnu oder ähnliche Control Decks mit unendlich Countern geschissen und keine Hypnotic Specter oder so ein Quatsch ins Sideboard aufgenommen und so entstand folgendes Deck mit folgendem Sideboard:






lands:
1 Horizon Canopy
4 Temple Garden
1 Caves of Koilos
1 Llanowar Wastes
1 Godless Shrine
2 Gemstone Mine
1 Selesnya Sanctuary
3 Overgrown Tomb
1 Swamp
4 Forest
2 Plains
1 Orzhov Basilica


creatures:
4 Wall of Roots
4 Birds of Paradise
4 Dark Confidant
3 Saffi Eriksdotter
3 Crypt Champion
3 Essence Warden
3 Loxodon Hierarch
1 Teysa, Orzhov Scion
1 Ghost Council of Orzhova
1 Orzhov Pontiff
1 Stonecloaker


spells:
4 Glittering Wish
4 Chord of Calling
2 Castigate

3 Deathmark
2 Extirpate
2 Persecute
1 Harmonic Sliver
1 Crime // Punishment
1 Teysa, Orzhov Scion
1 Saffi Eriksdotter
1 Congregation at Dawn
1 Loxodon Hierarch
2 Castigate




Es wurden extra am Tag vor dem Event noch 3 basic lands ins Maindeck geadded, um nicht gegen Blood Moon total einzugehen. Zudem wurde generell der landcount erhöht und dafür sämtliche Elves of Deep Shadow auf die Ersatzbank geschickt. Der Orzhov Pontiff sollte einfach die random Karte gegen irgendwelche Elfen, Scryb Ranger, Ledgewalker oder Solifugen sein.

Die Ghost-Council, ja schon bekannt aus den Listen von Kyoto, stellte sich beim Testen einfach als supernice gegen sämtliche Wrathes oder sonstiges Massremoval, aber auch Tendrils of Corruption, Faith's Fetters, Lightning Helix, etc. heraus.

Im Sideboard befanden sich sämtliche goldenen Karten, die sich als irgendwie nützliche Wish-Targets darstellen sollten. Auf der Liste für mögliche Sideboardkandidaten standen auch noch Karten wie Putrefy/Mortify, Glare of Subdual und Mystic Enforcer, wovon ich aber im Nachhinein auch wirklich nur mal an einer Stelle das Glare of Subdual vermisst habe. Als besonderen All-Star möchte ich nochmal den Harmonic Sliver hervorheben, den man gegen so gut wie alles einboarden kann, um lästige Tormod's Crypts oder Blood Moons per Chord of Calling loszuwerden.

Deathmarks hatten sich bei früheren Turnieren schon immer gegen alles mit grünen Crittern bewährt (Hallo, Spectral Force), Castigates sollten als Wish-Targets, sowie SB-Option gegen Control Decks dienen (selbiges sollte auch für Persecute und Extirpate gelten, wobei Extirpate noch in ein paar anderen Matchups zu gebrauchen war).

Bevor ich hier irgendwas über das Turnier selbst berichte, möchte ich auch noch mal, wie schon so viele vor mir, über die Location und den Payout fluchen. Wenn es eben keine andere Location gibt, wäre es denn dann zu viel verlangt gewesen, die Tische vor dem Event einmal abzuwischen, oder auch das Thermoelement, was zum Heizen der Halle dienen sollte, vielleicht direkt mal beim Öffnen der Halle anzuschließen, so dass man sich die ersten drei Runden nicht totfrieren muss?! Zudem ging mir der Payout auch mächtig auf den Sack. Wenn ich als erster bei etwas weniger als 140 Teilnehmern satte 24 Booster erhalte, dann muss ich mich doch fragen, wie unendlich viel Kohle der Veranstalter mit dem Event wohl gemacht haben kann. Ich lasse mir da ja gerne unterstellen, dass ich Unrecht habe, aber bei einem Payout von circa 0,7-1 Booster pro Teilnehmer bei 10€ Startgeld, darf man doch schon mal zweifeln, zumal man bei uns für dieses Startgeld 4 Booster payout pro Person bekommt.


Der Turnierverlauf


Da ich mir nicht unendlich viel Notizen gemacht habe, werde ich einfach mal ein bisschen über das schwafeln, was mir noch so im Gedächtnis geblieben ist:


In den ersten beiden Runden habe ich direkt mal Scryb&Force zugelost bekommen (Danke!). Das Matchup ist so gut, vor allem nach Einboarden der Deathmarks, dass natürlich beide Matches auch direkt 2-0 gewonnen wurden. Eigentlich haben beide die ganze Zeit nur rumgeeiert, versucht Counter zu repräsentieren, weil sie Angst vor der Combo hatten, und dann mit Scryb Rangern oder ähnlichem Getier attackiert. Also wurde ihnen einfach mit Chords die Counter rausgeforced, oder mit Castigate nachgeschaut.


Runde drei erwartete mich dann ein Idiot-Life. Irgendwie schaffte ich es Spiel 1 zu verlieren, während in den nachfolgenden Spielen Persecutes und Extirpates alles klar machten. Runde vier sollte es dann gegen den Herrn Magera mit seinem Zoo Deck gehen, mit dem ich sowieso noch eine Rechnung aus Iserlohn offen hatte. In Spiel 1 resolvte ich Congregation at Dawn, zeigte die ganzen tollen Combo Pieces vor und zog mir dann direkt mal das erste rein. Nachdem ich das zweite zog, wollte er auch direkt conceden (ja Markus, es war erst das zweite -). Er sagte mir, er würde conceden, weil er einfach keinen Spell in der Hand hätte, um mich zu disrupten, jedoch wartete der Crypt Champion oben auf meinem Deck noch darauf, was leisten zu dürfen, so dass er durchaus noch einen Draw Step gehabt hätte. In Spiel 2 hatte er zwar Turn 2 Saffi, allerdings wird diese irgendwann abgestellt, mit Stonecloaker removed, und dann 6 mal 10 hoch 48 Life gegained.

Runde fünf begegnete mir der erste Mono Black Control-Magier des Tages. Das Match war ziemlich kurz. Turn 3 und Turn 5 Combo in den jeweiligen Spielen ließen mich dann zum 5-0 aufsteigen. In der sechsten Runde erwartete mich Michael W. ebenfalls mit Mono Black Control. In Spiel 1 frisierte ich mich erstmal total grandios. Ich hatte Ghost-Council als einzige Kreatur im Spiel, er war ausgetappt und befand sich auf 6 Leben. Ich ging in meinen Attack Step, schlug ihn für 4 und entdeckte erst dann, dass der Orzhov Pontiff in meiner Hand gar keine Teysa ist, für den ich ihn hielt... Es kam wie es kommen musst: er stablisierte sich auf 1 Life, geht mit Tendrils nochmal hoch und gewinnt das Spiel. Spiel 2 resolvte ich Turn 3 Persecute und vernichte ihn mit Angriffen von Ghost-Council und sonstigem Getier. In Spiel 3 sind noch 3 Minuten auf der Uhr und niemand schafft es zu gewinnen. Oh je, den Sieg verschenkt. Ob ich das nicht noch später bereuen würde...?


Runde 7 ging's gegen den Gruul-Mann, der in Spiel 1 grundsolide gegen einen ganzen Haufen Leben conceded. Spiel 2 erwartete mich Turn 3 Blood Moon, der aber nicht verhinderte, dass er so gut wie gar nichts zieht und ich trotzdem einen Elefanten nach dem anderen rausrotze (der gute basic land count).


Nun musste also noch eines der nächsten beiden Spiele gewonnen werden, um sicher in den Top 9 zu sein. Wie so oft, meinte es der Pairing-Gott an diesem Tag gut mit mir und bescherte mir ein weiteres Scryb&Force, dessen Pilot mir vor dem Match auch noch mitteilte, dass er eigentlich keine Ahnung hat, wie meine Combo eigentlich funktioniert. NICE!
In Spiel 1 zockte er direkt mal Psionic Blast auf die Saffi, weil er zwar wusste, dass die für irgendwas in der Combo nützlich ist, aber eben nicht genau wozu. Während sich in der darauffolgenden Runde Crypt Champion 1 noch den Counter fing, resolvete der Crypt Champion im Turn darauf und ich zeige ihm wie das mit der Combo geht. Spiel 2 bleibt er auf 2 Ländern mit Elves und Bird stehen, also schnell den Pontiff gechorded und sein Board zerstört. Danach erschlage ich ihn eigentlich nur noch mit Hierarchen, ohne dass er sich wirklich wehrt.


7:0:1 nun also und sicher bei den Deutschen. So, oder so ähnlich sollte es laufen. Nach der Runde dann noch schnell auf die Standings geschaut und erstens festgestellt, dass ich unendlich Opponent Score hatte, sowie dass eigentlich alle außer mir und Michael W. (der aber sowieso nach der letzten Runde droppen würde, und dies somit für ihn total irrelevant war) noch gewinnen mussten, da es genau gar keinen mit 7-1 gab, dafür jede Menge 6-1-1er.


In der letzten Runde bekam ich dann das erste schlechte Matchup des Tages (BRW-Fleischknüppel). Er fragte mich vor der Runde, ob ich nicht conceden mag und ich teilte ihm mit, dass ich mir erstmal anschauen möchte, ob er denn das Spiel kann oder sich den ganzen Tag nur durchgeluckt hat. Er war zwar super nervös, aber nachdem er mich in Spiel 1 auch direkt mal verkloppt hat, concedete ich das Match und er ist sicher drin. Am Tisch neben mir verliert der Michael W. das Mono Black Control Mirror und ich darf mich schon freuen, weil ich es wohl trotz Niederlage in der letzten Runde und dank des unendlichen Opponent Scores zum Titel schaffen würde, was dann im Endeffekt auch genau eintritt.



Zum Abschluss des Turnierberichts möchte ich noch vom Good Play of the Day (den Titel des Bad Plays darf ich durchaus mir selbst geben...) berichten: Dennis Michels berichtete mir, wie er den Gegner umbrachte, indem er, nachdem dieser sich für einen Numot austappte, in seinem Turn Saffi + Crypt Champion legte und den Gegner forcete, sich mit dem Court Hussar, der einzigen Kreatur in dessen Graveyard totzuziehen. Sehr kreativ.

Außerdem möchte ich noch loswerden, dass mir das Maindeck eigentlich im Verlauf des Turniers komplett, so wie es ist, gefallen hat und ich in das Sideboard ein Glare of Subdual auf jeden Fall aufnehmen würde und je nach Metagame ist auch der Riftsweeper eine Option, da sich gegen Dragonstorm meistens alles um genau einen Turn dreht.

Zudem möchte ich noch Florian, Mario und der Saffi danken. Ihr wisst schon wofür.
Man sieht sich also auf den Deutschen!

So long,

Roland
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