Dieser Artikel bezieht sich auf veraltete Informationen. Schaut hier (Link) für den neuesten Stand zum Thema PTQs.
“Da hat wohl jemand den Schuss nicht gehört. Der nach hinten losging. Ins Knie! Ins eigene!!” So ungefähr fiel Tobis und meine Reaktion auf die Ankündigung der “flexiblen” PTQ-Slots aus. Die Ankündigung findet ihr hier: Die Valencia-PTQs, die ja bekanntlich alle Ein-Slotter sind, bieten ab 150 Spielern einen zweiten Qualifikations-Platz zur PT Valencia.
Das offizielle Erklärungs-Statement von Wizards Deutschland liest sich wie folgt, kopiert aus der entsprechenden eMail (aber um vier Rechtschreibfehler bereinigt):
Wir haben uns entschieden noch eine Bekanntgabe zu der vieldiskutierten Verteilung der Pro Tour Qualifier für Valencia zu machen. Es gab hier einige widersprüchliche Aussagen von verschiedenen Stellen und wir sind der Meinung, dass eine abschließende Stellungnahme zu diesem Punkt noch nötig ist.
Bitte habt Verständnis dafür, dass wir euch keine Details über WotC-interne Diskussionen geben können, was oftmals dazu führt, dass einige unserer Bekanntmachungen und Entscheidungen nicht für jeden gleich nachvollziehbar sind.
Wir haben leider nur sehr wenig direktes Feedback von euch bekommen, was uns die Arbeit erschwert hat. Aus Diskussionen in Kommentaren ist es schwer die wichtigen und konstruktiven Argumente herauszufiltern, da solche Diskussionen oft ins "Off Topic" abrutschen. Wir möchten euch für die Zukunft darum bitten euch mehr direkt an uns zu wenden, wir sind unter wizards@hasbro.de erreichbar. Selbst wenn wir einmal nicht sofort antworten sollten, könnt ihr euch dennoch sicher sein, dass wir eure E-Mail sehr schnell lesen, eine Antwort braucht aber manchmal ihre Zeit.
Jetzt aber zum Thema:
In diesem Jahr haben wir schon einige Verfahren, die uns zur Verfügung stehenden Slots zu verteilen, ausprobiert. Die Anzahl der Slots, die unser Kollege aus Belgien bekanntgegeben hat, sind lediglich eine Richtlinie, von der wir sowohl nach unten als auch nach oben abweichen können. Die Anzahl der Slots ist auch nicht 12, sondern 15. Zu dieser Pro Tour haben wir zunächst nur 1-Slot PTQs angekündigt, wie in unseren vorherigen Bekanntmachungen erwähnt. Wir haben intern aber tatsächlich noch über eine Erweiterung dieser Slots diskutiert, haben aber, um ehrlich zu sein, nicht mehr damit gerechnet diese Diskussion noch für diese PTQ Saison zu Ende zu bringen. Durch einige Argumente, die wir aus euren Feedbacks ziehen konnten, haben wir diese interne Diskussion jedoch beschleunigen können, so dass wir jetzt zu folgendem Ergebnis gekommen sind:
Die PTQ Slots der Pro Tour Qualifier für Valencia werden zum ersten Mal variabel vergeben und richten sich nach den teilnehmenden Spielern. Ab einer Spielerzahl von 150 werden 2 Slots auf dem Turnier vergeben, sollten es weniger als 150 Spieler sein, bleibt es bei einem Slot. Diese Art Slots zu vergeben ist weltweit einmalig und wird hier zum ersten Mal getestet. Nur der Gewinner eines solchen 2-Slot PTQs bekommt seinen Fluggutschein sofort, der Zweitplatzierte erhält seinen Gutschein in der selben Höhe im Nachhinein von uns. Auf diese Weise liegen die in Deutschland und Österreich vergebenen Slots zwischen 10 und 20 und unser Richtwert von 15 ist ist der Mittelwert, den wir nach wie vor kalkulieren. Es liegt jetzt also in eurer Hand unsere Kalkulation durcheinander zu bringen und alle 20 möglichen Slots zu nutzen.
Ausdrücklich ausgenommen von dieser Regel ist der PTQ am Freitag der Deutschen Meisterschaft. Dieser PTQ ist als PTQ außer der Reihe gedacht und es wird hier auch nur ein Slot vergeben, unabhängig von der Zahl der Teilnehmer.
Wir wünschen euch viel Spaß auf den PTQs, einige von euch sehen wir ja dann in Valencia.
Euer Wizards of the Coast Deutschland Team.
Was ist daran denn nun so schlecht, mag sich der geneigte Leser fragen? Dazu müssen wir ein bisschen weiter ausholen. Als die PTQ-Termine bekannt gegeben wurden, ging ein Aufschrei durch Magic-Deutschland. Nur 7 Slots, dazu 3 in Österreich? Verglichen mit der Qualifikations-Saison für die Pro Tour Genf war das ein Drittel weniger – damals waren insgesamt 15 Slots verfügbar, 12 in Deutschland und 3 in Österreich. Der Frisör machte sich auf GerMagic auf die Suche nach den Ursachen. Als Antwort bekam er eine nicht zufriedenstellende Antwort von Wizards Deutschland. Von Tom De Baerdemaeker, dem Regional Manager Europe, bekam Volker eine erhellende Aussage: “Deutschland hat 12 Slots.”
Ok… da stellt sich die Frage, warum sind die dann in der Valencia-Saison nicht alle verfügbar? Die Antwort von Wizards ist ganz einfach: Zu Anfang des Jahres gab es die PMTG-Umfrage zur Slot-Zahl, die nicht eindeutig ausfiel. Darum haben sie in der Genf-Saison ein bisschen experimentiert und 1-Slot-PTQs mit 2-Slottern gemischt. Um zu sehen, wie die Teilnehmerzahlen im Vergleich dazu so sind, wollten sie die Valencia-Saison dann ausschließlich mit 1-Slot-PTQs bestücken. Es waren aber nicht genug Termine verfügbar, um 12 Turniere in Deutschland zu machen, also plante Wizards eben nur 7 PTQs ein. Und weil für Valencia eben nur 1-Slotter geplant waren, gab's halt nur 7 Slots.
Das ist die Logik, die Tobi mit seinen Anrufen bei Wizards Deutschland rausbekommen hat, und wie sie sich aus auch den Mitteilungen aus Dreieich ergibt.
An der Stelle hat sich Tobi schon beinahe mit seinen Dreadlocks erhängt vor Frustration. Warum Wizards der deutschen Turnierspielerbasis einfach mal eben ein Fünftel der Qualifikations-Möglichkeiten entzieht, konnte niemand begründen, ohne die Erwartungen der PTQ-Spieler voll in die Tonne zu treten. Tobis Vorschlag an die Wizards, die übrigen Slots einfach noch zuzuteilen, fand kein offizielles Echo. Ein Argument, das in den verschiedenen Forendebatten und Blogs aufkam, war folgendes: Wizards Deutschland hat weniger Marketing-Budget und muss darum an PTQ-Slots sparen. WotC Deutschland äußert sich dazu natürlich nicht.
Tobi und ich vermuten allerdings, dass die geringere Slotanzahl damit nichts zu tun hat, sondern in Dreieich – das muss man mal so sagen – einfach zu kurz gedacht wurde. Dass sich die Spielerschaft dadurch derart veralbert fühlen würde, hat man nicht erwartet, und die zahlreichen Kommentare haben nichts gebracht, wie man dem obigen Statement ja auch entnehmen kann. Offensichtlich sollen wir alle, die damit nicht zufrieden sind, eine Mail schicken.
Dann hat WotC Deutschland offenbar doch zumindest ansatzweise begriffen, dass sie sich irgendwie rehabilitieren müssen, und einen zusätzlichen (1-Slot-)PTQ eingerichtet– am Freitag der Nationals. Dazu Klaus Jöns, deutscher Magicprofi:
“Ein PTQ sollte doch dafür da sein, dass der beste Spieler, der noch nicht qualifiziert ist, zur PT fliegen darf. Am Ende spielen dann lieber Leute den PTQ für Valencia als den PTQ für Worlds (mehr ist ja die DM nicht, gibt ja keine Preise). Und das kann ich gut verstehen, denn wenn man gut in Valencia abschneidet, ist man evtl. auch für Worlds qualifiziert. Wenn man den PTQ am Samstag machen würde, wären sowieso auch noch mehr Spieler als am Freitag am Start.”
Richtig. Und dazu muss man auch bedenken: Die DM und PTQs richten sich grundsätzlich an die gleiche Spielerschar. Das sind auch die Spieler, die durch die wenigen Slots angepisst sind. Wenn der zusätzliche PTQ diese Spieler beschwichtigen soll – warum legt man ihn dann so, dass die Mehrheit von ihnen da nicht mitspielen kann? Es wäre so einfach gewesen, die JSS und den PTQ beide am Samstag zu machen oder die Legacy-Champs und die JSS auf den Samstag und den PTQ auf den Sonntag zu legen. JSS (die Junior Series, für alle, die es nicht wissen) kollidiert viel weniger mit dem PTQ als der erste Tag der DM.
So weit, so gut. Damit waren wir für Deutschland also bei 8 statt 7 Slots. Verglichen mit 12 in der Genf-Saison ist das immer noch ein Drittel weniger, und das eigentliche Problem ist dadurch auch nicht behoben: Wizards Deutschland schickt ganz bewusst weniger Spieler zur Pro Tour, als sie eigentlich dürften. (Ob es am Geld hängt, werden wir von ihnen wohl nicht erfahren.) Da die Pro Tour das zentrale Marketing-Instrument für Magic ist, so heißt es zumindest auf der Pro Tour immer wieder, erscheint das nicht als schlüssige Taktik, um Magic in Deutschland zu fördern.
Tobi hatte im Anschluss daran ein längeres Telefonat mit Ingo Muhs. Der sagte ihm, Wizards habe noch ein Ass im Ärmel: eine teilnehmerabhängige Slotverteilung. Hoffnungsvoll freute sich Tobi schon darüber, dass Wizards dadurch einiges wieder gut machen könnte und vielleicht sogar eine richtig sinnvolle, dauerhaft tragbare Qualifikationsvariante auf die Beine stellen könnte.
Als das Statement von heute kam, hatte ich Tobi am Telefon und konnte nur noch sein sprachloses Gejapse hören. Bei 150 Leuten gibt es einen zusätzlichen Slot? Das war wohl nix. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein PTQ in Deutschland diese Zahl erreicht, ist extrem gering, wenn man sich die Zahlen aus der Vergangenheit so anguckt. Niemand schätzt das bisher als machbar ein. Glauben die Verantwortlichen bei WotC Deutschland, dass so die eigentlich 12 deutschen Slots zusammenkommen? Das erklärt das oben zitierte Statement nicht. Den PTQ allerdings, der die besten Chancen hätte, die 150 zu knacken – der auf der DM nämlich – ausgerechnet der ist ausgenommen, denn er ist ja “zusätzlich”.
Das passt alles hinten und vorne nicht zusammen. Offensichtlich hat Wizards Deutschland nicht das Interesse, eine möglichst große deutsche Präsenz auf der Pro Tour zu erreichen, obwohl sie das aus unserer Sicht eigentlich haben sollten. Oder die Abteilung Organized Play ist nicht eng genug mit der Spielerbasis verbunden, um zu sehen, was sinnvoll wäre. Beides sind erschreckende Schlussfolgerungen.
Was also tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen?
Zweimal hatte WotC Deutschland die Chance, sich zu rehabilitieren. Zweimal haben sie nur demonstriert, dass sie trotz des Feedbacks durch die Kommentare und TobiH nicht sehen, was der Zielgruppe für die PTQs wichtig ist. Jetzt kann man nur noch Scherben zusammenkehren, und zwar folgendermaßen:
- 1. WotC Deutschland sollte den Spielern immer die maximal mögliche Anzahl an PTQ-Slots in Deutschland und Österreich zur Verfügung stellen, sei es in 1- oder 2-Slot-PTQs. Tun sie das nicht, sollte WotC erklären, warum, sonst verlieren sie völlig das Vertrauen und den Respekt der PTQ-Spieler.
- 2. Aus dem gleichen Grund sollten sie auf Feedback reagieren und offensichtliche Warum-Fragen auch beantworten. Warum erst bei 150 Spielern statt 129 ein zweiter Slot? Warum der PTQ auf der DM am Freitag? Wenn die Antworten die jeweilige Zielgruppe nicht befriedigen, muss eventuell auch mal was geändert werden.
- 3. Wenn es um PTQs geht, sollten sie die Wünsche, Erwartungen und Ansprüche der PTQ-Spieler kennen und alles tun, um sie zu erfüllen. “Experimente” müssen zweitrangig sein, wenn sie die Zahl der möglichen Qualifikationen reduzieren.
- 4. WotC braucht offensichtlich mehr und besseres Feedback aus der Community. Ein Weg, den wir nutzen sollten, sind eMails an wizards@hasbro.de. Die Männer in Dreieich lesen das, selbst wenn sie nicht immer antworten. Also, schreibt! Schreibt! Ein zweiter Weg ist, das WotC auch selbst den Rat von Leuten einholen sollte, die einen guten Draht zu den Spielern haben, wie z.B. TobiH, oder auch Pro-Tour-Spieler einfach mal fragen sollte, was sie denken.
Insgesamt hat sich WotC nicht mit Ruhm bekleckert. Sie haben nicht klar kommuniziert, was sie warum vor hatten. Außerdem zeigten sie sich außerstande, dann den Rat der Spieler zu berücksichtigen und Lösungen zu finden, die bei der Zielgruppe auf Zustimmung stießen.
–Hanno
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