Block Living on MODO Metagame - Online vs. RL von Tai Scharfe |
26.07.2007 |
Heute möchte ich mich mit einem meiner Lieblingsaspekte von Magic befassen, denn es geht heute um MTGO (kurz für: Magic: The Gathering Online) oder auch MODO genannt.
Jeder, der mich kennt, wird mit Fug und Recht bestätigen können, dass ich ein totaler MODO-"Suchti" bin.
Doch nicht alles auf MODO ist gut, die Constructed-Formate zB sind häufig kaum für einen Erkenntnisgewinn zu gebrauchen, den man im wirklichen Leben dann einsetzen kann. Das Metagame auf MODO weist oftmals erhebliche Unterschiede zum Metagame im Real Life auf, manche Decks werden mehr, manche weniger gespielt, manche sind schwieriger zu spielen, andere schier unmöglich—sei es nun, weil das Zeitlimit anders funktioniert, weil 'Shortcuts' nicht mit ein bisschen zwischenmenschlicher Kommunikation abgehandelt werden können, oder gar weil ein Set auf MODO später erscheint als im realen Rest der Welt.
Wer gegenwärtig beispielsweise Standard über MODO testen will, ist da reichlich aufgeschmissen. Bei Block Constructed steht der Fall zwar ein wenig anders, zumindest alle Karten sind vorrätig. Aber dennoch gibt es auch hier Unterschiede, denen es nachzuspüren gilt und die man erst einmal analysieren muss, über deren Ursachen man spekulieren muss, um daraus Erkenntnisse für die kommenden PTQs abzuleiten.
Um Unterschiede festzustellen brauchen wir zunächst Fakten und so habe ich jeweils die Top 8-Decks der letzten neun Block Premier Events beobachtet/geschaut, welche Decks in den Top8 gespielt wurden, um eine Art Metagame Breakdown erstellen zu können.
Ganz vorne auf MODO liegt MonoU, welches mit 16 Top8-Teilnahmen immerhin 22% aller Top8-Decks ausmacht. Knapp geschlagen auf Rang 2 ist U/B/x mit 15 Top8s.
(Unter U/B/x verstehe ich alle U/B-Kontroll-Decks; mir ist klar, dass es dort erhebliche Unterschiede gibt zwischen Listen, die eher auf Kreaturen basieren (U/B-Korlash), und Listen, die Countermagie und Teferi spielen und somit eher auf Blau basieren. Auch die Anzahl der Relicte ist sicherlich relevant, solche Feinheiten lassen sich aber durch reines Replay anschauen nicht umbedingt zu 100% genau herausfinden.)
MonoU | 16 | 22% | UBx | 15 | 21% | UG-Goyf | 11 | 15 | GW(r)-Goyf | 10 | 14% | MonoR | 8 | 11% | Sliver | 3 | 4% | UG-Shifter | 2 | 3% | MonoG | 2 | 3% |
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| Sonstige | 5 | 7% | | |
[BILDung0r]
Das MTGO-Metagame verändert sich meiner Meinung nach schneller als das Metagame im wirklichen Leben. Einerseits ist der Informationsaustausch viel direkter, andererseits besteht auch eine größere Notwendigkeit, auf Veränderungen blitzschnell zu reagieren—selbst außerhalb der Turniere an sich.
Die Preise der Karten, die gespielt werden, schießen blitzartig in die Höhe, sobald sie in einem populären Deck zu finden sind, und viele Spieler sind einfach nicht bereit, auf Magic Online so viel Geld für virtuelle Karten auszugeben. (Preislich ist MTGO übrigens fast so teuer wie RL-Magic, ein Tarmogoyf kostet beispielsweise im Moment ca 12 Tix, was umgerechnet nach Dollarkurs und Steuern etwa 11 Euro sein dürften.) Diesen Spielern bleibt also nur die Möglichkeit erfindungsreich zu sein und eine Möglichkeit zu finden. das aktuell populäre Deck mit möglichst billigen Karten zu schlagen. Zudem gibt es auf MODO viel bessere Möglichkeiten ein innovatives Deck unter Turnierbedingungen gegen gute Gegner zu testen, kein Spieler möchte ein ungetestetes Deck auf einem PTQ oder gar einem GP pilotieren und Magic Online liefert ein nahezu perfektes Test-Environment hierfür.
MonoBlau scheint also auf Modo aktuell zusammen mit U/B-Kontroll-Decks das erfolgreichste Deck zu sein. Daraus resultierend erklären sich auch die anderen Decks, welche in diesem Top8-Breakdown vertreten sind, es handelt sich dabei fast ausschließlich um Decks die ein passables bis sehr gutes Matchup gegen MonoU haben.
Zum Vergleich mit dem Real Life möchte ich das Metagame des PTQs Dortmund anführen, einerseits mangels wirklicher Alternativen, andererseits aber auch weil dieser mein aktuelles RL-Metagame-Gefühl exakt wiederspiegelt und dieser das wichtigste Block-Turnier der vergangenen Woche war. Ich fasse das Metagame in die selben Kategorien zusammen wie das Online-Metagame:
UBx | 25% | MonoR | 15% | GW(r)-Goyf | 9% | Sliver | 8% | UG-Shifter | 5% | MonoU | 5% |
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| Sonstige | 28% | | |
Letztlich ist dieser Blick natürlich verzerrt, da ich auf Magic Online nur Top8-Decks betrachtet habe, ergo Decks, die aktuell konkurrenzfähig sind, somit fallen viele "random Decks" raus, da sie gar nicht die Top8 erreichen, was die deutlich erhöhte "Sonstige"-Prozentzahl der Real Life-Decks erklärt. Im Gesamt-Metagame des PTQ Dortmund waren folglich viele Decks (knapp 25%) die letztlich nicht konkurrenzfähig sind. Diese Erkenntnis führt uns zu einem ersten und wichtigen Schluss, dass die Aussage, das Block-Format sei random, nicht zu halten ist.
Ebenfalls auffällig ist, dass sich das Wild Pair-Sliver-Combo-Deck weder im reellen Meta noch auf MTGO halten konnte. Dies lässt sich sicherlich einerseits auf die Popularität des Poison-Sliver-Decks zurückführen, denn in diesem Matchup siegt letztlich derjenige mit mehr Slivern auf dem Tisch und dies wird in aller Regel der Poison-Sliver-Magier sein und auch auf die häufig vorkommenden Haunting Hymn in den Kontrolldecks, welche dem Sliverdeck stark zusetzt. Verwunderlich ist allerdings, dass sich das Wild Pair-Sliverdeck so schlecht im aktuellen MTGO-Metagame macht, da es eigentlich ein gutes Matchup gegen die verschiedenen Tarmogoyf-Listen hat.
Desweiteren werden wir Zeuge vom Revival des monoroten Decks. Während es auf MTGO sicherlich eher eine Metagameerscheinung ist, verdanken wir die Rückkehr des roten Decks in Dortmund vermutlich eher dem Herrn Henke, denn hier ist es fehl am Platze. Es soll zwar angeblich Kontrolle schlagen, tut es aber leider nicht zuverlässig, zudem hat es suboptimale Matchups gegen die anderen Aggrodecks, beispielsweise ist das Matchup gegen G/W oder U/G-Goyf nahezu unterirdisch. [Anm. d. Red.: Glatt gelogen, ich habe dagegen mit MonoR noch nie verloren! – TobiH]
Man kann also die Decks grob in drei Untergruppen unterteilen:
1.) Blau-schwarze Kontrolldecks
2.) Morph-Decks (MonoU oder Shifter)
3.) Agressive Decks, die MonoBlau schlagen können—zu diesen zählen: sämtliche Arten von Goyf-Builds, seien sie G/W oder U/G oder vierfarbig, wie sie auf Modo schon gesehen wurden, sowie MonoRot und Sliver und das von den Toten auferstandene monogrüne Deck auf MODO. Alle anderen Decks sind schlicht und ergreifend nicht konkurrenzfähig. (@Volker: Ich weiß, White Weenie ist ein Klassiker, aber wir sind hier ja nicht bei "Wünsch dir was".)
Diese drei Decktypen schlagen sich untereinander:
Die Kontrolldecks schlagen die Aggrodecks, die Aggrodecks die Morph-Decks und die Morph-Decks die Kontrolldecks.
Der Fakt, dass auf Magic Online etwa 50% der Top8-Decks agressive Decks sind, lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Dass das MODO Metagame momentan stark auf die Morph-Decks angepasst ist, welche anscheinend in letzter Zeit dort die dominierenden Decks gewesen sein müssen.
Diese Nachricht scheint im echten Leben noch nicht wirklich angekommen zu sein, hier machen die Morph-Decks nur ein knappes Zehntel des gesamten Feldes oder nur knappe 14% des relevanten Metagames, während Kontrolle hier knappe 35% des relevanten Metagames ausmacht. Manche Decks, gegen die MonoU ein furchtbares Matchup hat, sind teilweise noch fast gar nicht angekommen, wie zum Beispiel MonoG, dies erleichtert das Leben des MonoU-Magiers erheblich und führt auch zu den jüngsten Erfolgen des monoblauen Decks bei den letzten PTQs. Hier wird größtenteils noch auf U/B-Kontrolldecks zurückgegriffen, welche nach Montreal sicherlich die richtige Wahl waren, um das damals stark gehypte G/W-Deck zu schlagen, und welche wieder die richtige Wahl sein werden, wenn sich die Metagame-Spirale zwei Umdrehungen weiter gedreht hat.
Festzuhalten bleibt also vorerst nur, dass die Metagame-Entwicklung auf Magic Online schon ein wenig weiter ist, wobei sich die Entwicklung des wirklichen Metagames in Richtung des Magic Online-Metagames erst noch vollzieht, zuletzt durch die guten Ergebnisse der monoblauen Decks bei den PTQs Eindhoven und Dortmund, die sich vorerst auch noch fortsetzen dürften... Abzuwarten bleibt, ob alle MTGO-Innovationen wie die Neuauflage von MonoG oder sogar 4c-Goyf im Real Life angewendet werden.
Nachdem ich allen Spielern, die mich für den PTQ Dortmund nach der optimalen Deckwahl fragten, zur Wahl des monoblauen Decks riet, möchte ich dies nun umgekehrt für MTGO aussprechen: auch wenn aktuell das MonoU-Deck noch stark in den Top8 der MTGO Premier Events vertreten ist, spricht das Metagame mittlerweile schon stark gegen die Wahl dieses Decks. Ich würde aktuell ein Deck empfehlen, das mit der Zeit geht, beispielsweise das U/G-Goyf-Deck.
Ich wünsche viel Erfolg, sowohl bei Premier Events und 8-Man-Queues, als auch bei den anstehenden Florenz GPTs und Valencia PTQs!
Bis dahin,
TaiS
Anhang
Hier findet ihr die angesprochenen Decktypen mit zaaahlreichen Beispieldecklisten:
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