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Gedanken vom Grabbeltisch #2
von Tobias "TobiH" Henke
20.08.2008

Es ist mal wieder Zeit für Gedanken vom Grabbeltisch... Buchstäblich!

Soweit mir bekannt, hat fast jeder Magic-Spieler solch ein Stück Mobiliar, auf dem alles kreuz und quer durcheinanderliegt. Bei den meisten dürften es allerdings Magic-Karten sein, die sich dort geradezu promiskuitiv zu immer neuen Stapeln verbinden – meine. seht ihr im Hintergrund fein säuberlich sortiert –, während ich stattdessen eine Sammlung wilder Zettel beherberge.

Dies sind ihre Geschichten...
Eine Aufgabe fürs Leben.
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Dieser Zettel hat am meisten Staub angesammelt: Es geht um die Frage, inwieweit sich zwei Spieler im Vorhinein darauf einigen bzw. nach welcher Methode sie bestimmen dürfen, dass einer von beiden aufgibt, falls ihr Match ins Zeitaus geht und ein wenig förderliches Unentschieden als Ergebnis stünde... Darüber wurde hier. und später hier. diskutiert.

Zunächst einmal: Am Ende der Zeit einen Würfelwurf darüber entscheiden zu lassen, wer aufgibt, ist nach DCI-Turnierregeln hochgradig illegal. Zu sagen, dass derjenige aufgibt, der weniger Lebenspunkte hat, ist hingegen voll in Ordnung. (Das muss es sein, allein weil die Last-Minute-Qualifikationsturniere am Vortag der Nationals exakt dieses System sogar höchstoffiziell nutzen.)

Dazwischen gibt es eine mehr oder minder graue Zone, die es nun weiter einzugrenzen gilt: Sich darauf zu einigen, dass der aufgibt, der weniger Kreaturen im Spiel, weniger Karten in der Bibliothek oder in der Hand hat, das fällt theoretisch ebenfalls in die Kategorie „abschätzen, wer bei mehr Zeit gewonnen hätte“ und ist demnach okay. Auf der anderen Seite ist Aufgeben, weil der andere einem dafür Geld, Booster oder sonst etwas angeboten hat, ganz klar Bestechung und verboten.

Was in der Diskussion bisher aber noch gar nicht aufgetaucht ist: Kein Schiedsrichter wird eine solche Absprache durchsetzen! Wenn ihr euch mit eurem Gegenspieler beispielsweise darauf geeinigt habt, dass im Falle des Zeitaus der mit weniger Lebenspunkten aufgibt, und am Ende sitzt ihr jemandem gegenüber, der zwar in der Tat weniger Leben hat, aber keine Anstalten macht aufzugeben – dann habt ihr Pech gehabt!

Daraus erklärt sich auch, warum Andy Heckt an dieser Stelle. gar nicht so recht zu wissen scheint, was man eigentlich von ihm will. Schließlich handelt es sich ja um eine Absprache, die man ohnehin nur mit Leuten trifft, die man gut genug kennt, um ihnen zu vertrauen. Und da ist es nun mal eher unwahrscheinlich, dass überhaupt ein Judge involviert wird.

Zum Abschluss dieses Themas noch ein kleiner Hinweis: Aufgeben kann man ein Spiel und/oder Match grundsätzlich nur, solange es nicht regulär beendet ist! Alle Überlegungen bezüglich Aufgeben müssen also erfolgen, bevor. zusammengeschoben wird, bevor. der tödliche Kampfschaden verrechnet wird oder eben bevor. ein Spieler seinen letzten Extrazug beendet. Das bedeutet auch, dass man genaugenommen zu diesem Zweck nicht unter den obersten Karten der Bibliothek nachsehen kann, wer gewonnen (wer z..B. als Erster den siegbringenden Burn-Spruch gezogen) hätte. Zwar kann es sein, dass man an einen netten Judge gerät, der in diesem Fall ein Auge zudrückt (u..a. Falko Görres), aber ein Anspruch besteht nicht.
Hirntod!.
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Gleemax ist tot. und Wizards of the Coast werden sich auch im digitalen Bereich wieder vermehrt auf ihre eigentlichen Produkte konzentrieren. Für uns Magic-Spieler bedeutet das in erster Linie Hoffnung für Magic Online.

Zu diesem Programm kurz ein paar W.orte: Es ist besser als die Allgemeinheit mitunter lautstark behauptet. Andererseits ist es aber wesentlich schlechter als es sein könnte, sollte und müsste. So sehr, dass ich zwischenzeitlich wirklich gehofft hatte, dass Wizards of the Coast schlicht zu der Überzeugung gelangt wären, dass Online-Magic. kontraproduktiv sei, indem es Spieler aus den traditionellen Spiele-, Hobby- und Fantasy-Läden abzieht, und dass es deshalb absichtlich stiefmütterlich behandelt worden wäre.

Die Erkenntnis, dass es sich tatsächlich nicht um Absicht, sondern um ehrliche Unfähigkeit handelt, ist nun zwar ernüchternd, macht den jetzigen Schritt aber nur umso begrüßenswerter.
The Timetwisters are a-changin'.
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Habt ihr das gewusst? Als Chefredakteur des Planeten entwickelt man mitunter übermenschliche Kräfte!

So habe ich z..B. vom vielen Betätigen der Strg-Taste die zweifelhafte Befähigung bekommen, den kleinen Finger meiner linken Hand im 50°-Winkel abzuspreizen. (. .)

Schon etwas sinnvoller (wenngleich im Real Life ähnlich unnütz) ist da die Fähigkeit, die allermeisten Kartennamen auf Anhieb korrekt buchstabieren zu können. Die allermeisten? Ja, eine kleine Gruppe Karten hat sich in einem Dorf (nennen wir es „Alpha-Ville„) verschanzt und leistet hartnäckig Widerstand. Gemeint sind Time Vault, Time Walk. und Timetwister. – ich kann mir partout nicht merken, welcher der drei Namen nicht aus zwei W.orten besteht.

Deshalb schaue ich öfters nach. (So wie jetzt gerade eben.) Und deshalb fiel mir neulich auf, dass der Timetwister. (das ist der Übeltäter) nicht nur einen Regeltext hat, der sich vom W.ortlaut der Karte unterscheidet (das haben ja quasi alle alten Karten), sondern allen Ernstes sogar Erinnerungs-Text. aufweist!

Errata inklusive Reminder-Text? Auf einer Karte, die ohnehin niemals wieder neu aufgelegt werden wird?!

Mein Gott(lieb), ich bin schwer beeindruckt! Und zwar, weil das bedeutet, dass es tatsächlich noch größere Freaks gibt, und mehr noch, dass diese bei WotC sitzen.
Wurzeln schlagen.
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Letzte Woche. hat Mark Rosewater angekündigt, dass es in diesem Jahr kein Invitational geben wird. Das ist Teil der neuen Wizards-Strategie, sich mehr auf die sogenannten „grass roots“ zu fokussieren, sprich: sich um den Nachwuchs zu kümmern. Dafür wurde bereits eine Pro Tour wegrationalisiert und in der Hauptsache im US-amerikanischen Raum gab es noch weitere Einsparungen. Und nun eben das Invitational.

Prompt wurde in den Kommentaren zu diesem Artikel der Einwand wiederholt, dass von der neuen Strategie noch nie jemand überhaupt auch nur etwas mitbekommen habe, dass das Geld gar nicht anderweitig genutzt würde, dass es in Wahrheit weggekürzt worden sei...

Ganz ehrlich, das glaube ich nicht. Selbst wenn man einmal außen vor lässt, dass es eventuell noch dauert, bis die Wurzeln ordentlich Fuß fassen, ist es doch selbstverständlich, dass, wenn man wenigen viel wegnimmt und es stattdessen vielen gibt, die vielen... nun, eben wenig. bekommen.

Ob das allerdings so sinnig ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich bin weiß Gott kein Experte, aber eine kurze Google-Suche förderte jedenfalls nichts über homöopathische Prinzipien im Bereich Marketing zutage. Man darf gespannt sein.

Daneben gibt es allerdings ein wesentlich unzweifelhafteres Gegenargument: Worüber kommen die meisten Neulinge zu Magic? Richtig, über Magic-Spieler. Dementsprechend könnte es gewaltig nach hinten losgehen, wenn man ausgerechnet der etabliertesten Spielerschaft (zu der man zudem schon einen Draht hat) etwas nimmt, um gezielt Neu-Einsteiger „anzuwerben“.

Wenn man einmal die absolute Oberschicht des Turnier-Magic, jenen elitären und exklusiven Zirkel der Ober-Pros betrachtet, dann gibt es da eine Sache, die so einfach nicht in Ordnung ist. Kein Invitational? – Na gut. Bloß vier Pro Touren? – Halb so wild. Wirklich schlimm ist hingegen, dass Wizards sich weigern, langfristige Zusagen zu machen. Ob die Pro-Punkte, denen die Profis in diesem Jahr an unzähligen Terminen verteilt über drei Kontinente nachjagen, 2009 überhaupt noch einen Bruchteil dessen wert sind, was man 2008 in sie investiert hat, das weiß niemand.

Sehr viel mehr können Wizards jedoch ohnehin gar nicht einsparen, ohne den Pro-Zirkus komplett zu verlieren. Und allein der Mangel an Vorankündigung beschränkt ihren Handlungsspielraum dahingehend sogar zusätzlich. (Schließlich impliziert das Ausbleiben von Ankündigungen, dass es etwas grob Vergleichbares weiterhin geben wird.) Aber im Prinzip ist dies ein unmöglicher Zustand!

Eine große Einmalzahlung am Ende des Jahres an die Bestplatzierten im Player-of-the-Year-Race – das wäre die einzig logische Konsequenz daraus, dass sie nicht in der Lage sind, bereits am Anfang eines Jahres ihre magische Budget-Planung fürs kommende vorzulegen. Dieses System gab es früher schon einmal, es wäre also theoretisch machbar.

Vor allem aber sehe ich keine Alternative...
Feen sind das beste Schlechteste, was Magic. passieren konnte.
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Die Feen sind einfach nicht so recht totzukriegen. Viele versuchen sich als Feenklatsche... und scheitern. Selbst gegen Monorot (was vorgeblich ein Feen-Zerstörer ist), haben die blau-schwarzen Flattermänner zumindest ein Spiel.

Und was für ein Spiel! Selten waren Partien dermaßen abwechslungsreich, wie mit bzw. gegen dieses Deck. Der Ausgang ungewiss, mal abhängig von Tempo-, mal von Kartenvorteil, oft mit sagenhaften Comebacks, manchmal mit einem andauernden Hin und Her... Und anspruchsvoll zu spielen, ist das Ganze auch noch. (So wenigstens meine Erfahrung im Standard; im Block mag das anders sein und ohnehin bestätigen Ausnahmen die Regel, denn den God-Draw gibt es überall.)

Auf der anderen Seite sind mir die Feen jedoch ebenso verhasst. So wie generell jedes allzu flexible Deck, das gegen alles gewinnen und gegen alles verlieren kann. Denn während so etwas die strategische Dimension des Gameplays erhöht, schränkt es zugleich den Strategie-Gehalt von Deckbau und Metagame-Überlegungen stark ein.

Nun spiele ich ein Turnier aber nur an einem Tag der Woche – wohingegen die Gedanken zu meinem Deck mich die anderen sechs Tage über beschäftigen. Unschön.
Ein Haus, ein kunterbuntes Haus....
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Ich bin offenbar ein absolut untypischer Magic-Spieler. Denn... ich hasse Multicolor!

Wenn es nach meinem Bauch ginge, würden in Shards of Alara. Wasteland, Back to Basics, Price of Progress. und. Ruination. reprintet! Und zwar als Commons! Außerdem würden – abgesehen von den genannten – in den Kosten keiner Karte farblose Manasymbole auftauchen und selbstverständlich keinerlei verschieden farbige!

Nun, mein Kopf ist da wesentlich weniger rigoros. Er verzichtete auf Price of Progress. Zudem steuert er ein paar Argumente bei, warum. mir Multicolor solch ein Graus ist. Als da wären:

  • . Deckbau sollte eine Herausforderung darstellen.

  • . Diese Herausforderung sollte sich unbedingt auch auf die Manabasis erstrecken.

  • . Die Anything-goes-Mentalität, nach der Quick' n Toast kurzerhand Cryptic Command, Firespout, Shriekmaw. und. Runed Hallo spielt (Letzteres mitunter sogar völlig ungerührt in Turn 2. Zwei!), ist von einem Flavor-Standpunkt aus extrem fragwürdig!

  • . Wer seit drei Jahren Standard spielt, der hat bisher ein halbes Jahr erlebt, in dem ausnahmsweise einmal kein weiß-schwarzes oder grün-blaues Deck locker möglich war. Wie zum Teufel erkläre ich dem, was es mit „verfeindeten Farben“ auf sich hat? Und wie wehre ich mich, wenn er mir im Gegenzug erklärt, dass das wohl ein überholtes Konzept aus längst vergangenen Tagen sein muss?! Ist es das denn?!? Besteht der Color-Pie bloß noch daraus, wie sich die verschiedenen Mechaniken auf die fünf Farben aufteilen, und nicht mehr daraus, wie die Farben zueinander stehen?!?!

  • Da aber offenbar alle außer mir total begeistert von all der Buntheit (als Modew.ort dann wohl eher Buntness, oder?) sind, wird es euch sicherlich freuen, dass die ersten beiden bekannten bzw. teils bekannten Karten aus Shards of Alara. folgendermaßen aussehen. Na, Prost!
    Nächste Woche...
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    ...wird voraussichtlich einiges durcheinander geraten, was das reguläre Artikelprogramm angeht. (Montagabend komme ich aus Kopenhagen zurück, Donnerstag geht es bereits nach Hannover.) Für nächsten Mittwoch kann ich allerdings ganz viele Steckbriefe von DM-Teilnehmern ankündigen. Dann erfährt ihr auch, wer wann wo wie was gewinnt.

    Bis dahin tappt für euch weiter im Dunkeln...

    TobiH
    #421
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