Limited Draften mit dem Durchschnittshomunkulus von Torben Thies
05.06.2009
Ich fühle mich pudelwohl im derzeitigen Format. Nachdem meine Draftverläufe durch das Erscheinen von Conflux ein wenig ins Straucheln geraten waren, habe ich seit Alara Reborn wieder das Gefühl, fest im Sattel zu sitzen.
Trotzdem scheine ich jedoch in meiner eigenen Welt zu draften. Während andere sich in so vielen Farben wie möglich wälzen, betreibe ich es spartanisch: Eine dritte Farbe wird mit zwei bis drei Karten gesplasht, das war's. Während viele Leute über das spoilerverseuchte Format meckern, bekomme ich das gar nicht so mit. Mittlerweile bin ich sehr zuversichtlich, dass der Schlüssel zu diesem Format aggressive Decks sind, die sich so wenig wie möglich um ihre Farben scheren müssen. Einfach jede Runde einen Dude legen und swingen. Durch so qualitativ hochwertige Bärchen wie die Blades kann man nämlich auch noch mit den späten Drops der Gegner gut traden. Zurzeit sehe ich einfach keinen Anlass, viel- geschweige denn fünffarbige Strategien zu draften.
Das war jetzt natürlich keine Aufforderung, es mir gleichzutun. Wenn ihr aber das nächste Mal fünf Farben draftet, fragt euch, warum ihr das tut. Wie viel Konsistenz für wie viel mehr Power gebt ihr auf? Ich (eigentlich ein überzeugter Control- und Nichtraucherdeckspieler) jedenfalls sehe die Ära des Savage Beatings gekommen. Probiert es einfach mal aus!
Der erste Booster beginnt hier ohne klare Bombe oder einen eindeutigen First Pick. Bei Quietus Spike bin ich mir immer noch nicht so ganz sicher, ob er nun eine ist oder nicht. Ich hatte ihn schon in Decks, wo mit seiner Hilfe jede Runde ein Saproling einen Fattie abgerüstet hat, aber auch in Haufen, wo er doch nur den 1-1-Trade für unendlich viel Mana ermöglicht hat. Corpse Connoisseur wäre ein exzellenter Start für ein Unearth-basiertes Deck. (D'oh!) Meine Liebe in diesem Format gilt aber im Moment den Weißen Weenie'er Würsten und ich entscheide mich für Sigiled Paladin.
Der Blümchenritter ermöglicht zwar auch in Limited nette Shenanigans in Verbindung mit den Borderposts, aber eigentlich will ich gar nicht so viel Mana auf dem Board haben. Sighted-Caste Sorcerer a.k.a. die Karte, bei der ich immer den Bindestrich falsch setze, würde uns zwar erst einmal in Weiß belassen, aber Naya Battlemage ist das gute Removal, das auch offensiv etwas auf dem Kasten hat. Selbst wenn wir Grün am Ende nur splashen sollten, wird die Frau wohl mitspielen dürfen. Schön für sie, schön für uns. Ihr werdet übrigens noch öfter merken, dass ich schwarze und rote Karten einfach ignoriere, so sehr liebe ich zur Zeit auf Weiß basierende Aggrodecks.
Da ist er! Der größte Held meines Lieblingsarchetyps heißt Akrasan Squire. Andere Schreiber haben ihn schon als Time Walk beschrieben, da der Gegner in seinem eigenen ersten Zug meist nichts tut. Ganz Unrecht haben sie damit nicht. Ab dem zweiten Zug für zwei oder drei zu hauen, zieht die Daumenschrauben doch noch einmal gehörig an. Entsprechend hoch picke ich ihn und Wild Nacatl. Noch eine Anmerkung zum Gharial: Ich habe das Gefühl, dass diese Karte deutlich schlechter geworden ist. Die Zeiten, in denen man einfach ein paar Züge wartet, bis das Krokodil mitmischen kann, sind einfach vorbei. Dasselbe gilt gewissermaßen auch für einen in der dritten Runde gelegten Obelisken. Das Tempo, das man abgibt, kann tödlich sein. Er beschleunigt nämlich nicht, er verlangsamt. Überlegt euch gut, ob ihr diesen Klotz am Bein wirklich braucht. Seid so frei, mir zu widersprechen, das sind lediglich Beobachtungen.
Kiss of the Amesha und Savage Lands sind hier wohl im Vakuum die besten Karten. Ich habe aber echt keinen Bock, mich in einem Deck mit Junkern und Paladinen aus der Defensive herauszuwurschteln. Wozu haben die denn ihre rituelle Kampfausbildung? Savage Lands fixen leider kein gewünschtes Farbpaar, also bleibt der Griff zu Kathari Screecher. UW ist schließlich ganz in Ordnung.
Ich erspare euch hier die Umfrage, weil ich schon viel zu tief in der Suppe drinstecke. Elvish Visionary ist nicht gerade die Beatdownmaschine, muss aber manchmal als 23. Karte ins Deck und kann dann in Verbindung mit Exalted auch mal überraschen. Kein Wunschkandidat hier, eher ein Mitläufer.
Das athletische Gesichtsspringerkätzchen ist genau das, was ich mir gewünscht habe. Zusammen mit dem Squire habe ich jetzt schon zwei Savannenlöwen und kann optimal frühen Druck ausüben. Auch wenn es bei mir wohl eher nicht über die Bärenmarke hinauswächst, ist es alles, was ich mag: Schnell und billig.
Den Obelisken habe ich nur aufgeführt, um zu sehen, ob ihr aufgepasst habt.
Mit noch einem Elvish Visionary müsste ich auf irgendeinen Midrangekram umsteigen. Waveskimmer Aven dagegen wird zwar wohl mein teuerster Drop werden, sorgt dafür aber auch oft für den finalen Schlag.
Mit Guardians of Akrasa bin ich nie so richtig warm geworden. Ich gehe in die Offensive und lege eine – Mauer?! Natürlich, je mehr Exalted, desto besser, aber alles was keine Aggressionstherapie braucht, wird in meinem Deck erst einmal kritisch beäugt.
Jhessian Lookout ⇐ Wenn alles schiefläuft und auf einmal Blau zur zweiten Farbe avanciert, könnte es dieser Bär noch ins Deck schaffen. Swamp
Removal ist spärlich gesät in unseren Farben, deswegen freuen wir uns umso mehr über den Path. In so einem vollen Booster ist es gut möglich, dass Vedalken Outlander oder sogar – verzeiht mir, wenn ich träume – Aven Squire wieder den Weg zu uns finden.
Für Faerie Mechanist habe ich zu wenig Artefakte, für den Outlander zu wenig Blau und Hunt-Pride ist mir eindeutig zu teuer. Gleam of Resistance also, eine Karte, die in diesem Deck eher als später Combattrick oder Alphastrikeenabler (schlimmer Anglizismus) als als Fixer gesehen werden muss.
Für einen dritten Pick besteht hier relativ wenig Umfragepotenzial. Ich entscheide mich für Esper Cormorants und nehme zur Kenntnis, dass dieser Booster auch nicht viel mehr Potenzial haben wird, wenn er wiederkommt.
Dass der dicke Wurm so spät noch rumkraucht, beunruhigt mich ein wenig. Nichtsdestotrotz bin ich glücklich über Aven Squire, da er einen essenziellen Bestandteil der Strategie darstellt.
Ich bin zu feige, um dem Deck noch Rot für Sacellum Archers zuzutrauen. Vielleicht wären sie hier aber die richtige Wahl gewesen. Ich jedenfalls entscheide mich mit leichten Bauchschmerzen für Lapse of Certainty, eine Karte, die ich nach dem Tablen gerne nehme, davor aber nur widerwillig. Abgesehen davon ist die Karte jedoch Gold wert, wenn man Druck auf dem Tisch hat und den Gegner an der Entwicklung hindern will.
Nacatl Savage ist zwar nur ein mäßiger 2-Drop, haut aber wenigstens für zwei.
Unsummon wäre als weitere Tempokarte durchaus drin gewesen. Ich entscheide mich trotzdem für Rhox Bodyguard, den ich viel lieber mag, als es für uns beide gesund wäre.
Valeron Outlander ist perfekt für mein Deck und durch die Blades (auf der eigenen und der gegnerischen Seite) sogar noch ein bisschen besser geworden.
Ja, was nimmt man denn hier? Ich war drauf und dran irgendetwas hatezudraften, habe mich dann aber auf die Hushblade besonnen. 3/2 für zwei Mana ist ja nicht unbedingt schlecht. Außerdem habe ich bei einem RL-Draft gegen einen Kumpel erfahren, dass sie MVP gegen Grixis-Strategien ist.
Ich habe ja ein paar 1/1er, also könnte Sigil Captain ganz lustig sein. Auch ohne Synergien ist er als Hill Giant nicht ganz verloren. Ich entscheide mich trotzdem für die Sureblade. Von diesem Bären kann ich nie genug bekommen.
Ein kleines Gedicht, exklusiv für diesen Artikel:
'Ne dicke fette Mauer
ist im Aggrodeck kein Hauer
Den Literaturnobelpreis hab ich schon mal sicher, jetzt muss ich nur noch diesen Draft gewinnen. Sobald ich mindestens zwei Blades habe, picke ich auch in einem nicht sehr farbabhängigen Deck die Borderposts höher. Die Schlange ignoriere ich immer noch grundlos...
Ui, der Elf wäre ja durchaus ein Argument, noch irgendwie Rot ins Deck zu quetschen. Trace of Abundance ist Quatsch in unserem Deck, weil wir auf jeden Fall in der zweiten Runde eine Kreatur legen wollen. Winged Coatl ist wohl nicht der richtige Pick, eher eine Behelfsbrücke bzw. ein offener Handlungsstrang, den ihr selber komplettieren müsst.
Leonin Armorguard ist genau die Karte, die mir noch gefehlt hat. Ab einer bestimmten Menge an Würsten macht er einfach und effektiv Hackfleisch aus dem Gegner. Das ist so ein Mann, den ich eigentlich immer ein oder zwei Mal im GW-Aggro haben möchte.
An exzellenten 2-Drops mangelt es uns hier eindeutig nicht. Qasali Pridemage bekräftigt das noch einmal.
Mit dem zweiten Armorguard kann ich wohl mein Deck endgültig als gut bezeichnen. Die Picks sind gerade ein bisschen ereignislos, deswegen mache ich es so schnell wie möglich.
Ein dritter Armorguard ist frech, aber nicht ungewöhnlich. Diese Karte ist halt wirklich nur in einem Archetyp gut – da aber richtig.
Stormcaller's Boon ⇐ Nachdem wir jemanden beim FNM-Draft eine unverlierbare Situation gegen diese Karte haben verlieren sehen, hat sie einen neuen Namen: „Kack Boon“ Swamp
Der Mob mobbt und moppt mit anderen den Boden
Diesmal werde ich etwas genauer auf den Deckbau eingehen. Dazu erst einmal meine Liste:
1 Bone Saw
1 Path to Exile
1 Lapse of Certainty
1 Gleam of Resistance
—Diese und weitere Karten gibt's bei:
Karten, die es ins Deck geschafft haben:
Nacatl Savage: Bei drei Leonin Armorguard kann ich eigentlich nie zu wenig 2-Drops haben, seien sie auch noch so mittelprächtig. Wenn ich am Anfang nichts legen kann, habe ich verloren
Elvish Visionary: Ich bin mir nicht sicher, ob es da nicht eher Tukatongue Thallid hätte sein müssen. So wäre das Deck noch einen kleinen Tick aggressiver gewesen. Die Karte vom Visionary ist zwar nett, aber hier meist nicht ausschlaggebend.
Guardians of Akrasa: Die sind größtenteils wegen der Kurve drin. Auch mal einen 3-Drop zu haben ist nicht sooo schlecht.
Bone Saw: Ich liebe diese Karte in Aggrodecks. Im Prinzip erlaubt sie ähnlich Exalted meinen Kreaturen immer, eine Preisklasse höher zu tauschen und so Qualitätsvorteil zu erschaffen.
Karten, die es nicht ins Deck geschafft haben:
Unsummon: Diese Karte ist im dritten oder vierten Zug am besten, wenn sie ein Excommunicate simuliert und bis dahin kann ich einfach nicht garantieren, blaues Mana zu haben. Da ist mir Stabilität wichtiger.
Kathari Screecher: Dasselbe Argument wie bei Umsummon, nur dass ich mehr Critter noch weniger brauche als gute Spells.
Sylvan Bounty: Im Gegensatz zu Gleam of Resistance ist dieser Effekt im Late Game meist unnütz. Und wann soll ich denn bitteschön mein Mana fixen, ohne das für mich so essenzielle Tempo abzugeben?
Ethercaste Knight: Scheitert leider daran, dass er blau zur Arbeit erscheint.
Winged Coatl: Langsam sehe ich ein, dass diese Karte nicht das grün-blaue Terminate ist...
Ihr merkt, ich liebe die brutale Seite Alaras. Versucht doch auch mal, euren Urinstinkten freien Lauf zu lassen!