Community Bloghütte: Grand Prix Oakland letztes Update: 17.02. von Florian Koch
13.02.2010
Es geht wieder los. Nicht nur der Karneval, sondern auch die Pro-Tour-Saison beginnt an diesem Wochenende. Beim Grand Prix in Oakland werden die ersten Pro-Punkte des Jahres vergeben, und ich bin mit dabei und werde eifrig bloggen: über die Reise, das Turnier und nächste Woche dann über die Pro Tour in San Diego. Viel Spaß!
6−6, ergibt 0 und ungefähr so viel Bock hatte ich, um 6:00 Uhr aufzustehen und mich dann bei −6°C draußen auf den Weg Richtung Düsseldorf zu machen. Aber was sein muss, muss sein und die Belohnung ist ja auch nicht so schlecht: Eine Woche lang mit einigen der besten deutschen Spielern Magic spielen, und angeblich soll an der Westküste nach den letzten Regenstürmen das Wetter sogar erträglich geworden sein. Auf dem Weg zum Aachener Bahnhof wurde noch der Alex eingesammelt und so ging es also am Mittwoch los. Am Bahnhof gab es dann direkt die erste große Glückserfahrung des Tages: Trotz leichten Schneefalls keine Verspätung der Bahn. So könnte es weitergehen.
Noch leicht verschlafen diskutieren wir unterwegs schon mal die großen Themen der Reise. Was wird gespielt? Warum wird das gespielt? Was sind die Stärken und Schwächen des Decks? Wie funktioniert das Mirror? Und so weiter, Magic-Spieler unter sich eben. Dass wir die Antworten auf all die Fragen schon mehr oder weniger gut kennen, stört auch nicht wirklich, es ist eben noch früh am Tag. Als wir zum Umsteigen in Düsseldorf eintreffen, haben wir eine leichte Verspätung, aber nichts Unverzeihliches und so geht es reibungslos weiter zum Flughafen. Für mich überraschend funktioniert da sogar der SkyTrain. Alex meint, er hätte noch nie erlebt, dass er nicht laufen würde. Na ja, Kleinigkeit, aber wenn sein „Einfluss“ auf Derartiges besser ist als meiner, lasse ich ihm da gern den Vortritt. Planmäßig treffen wir also am Flughafen ein und müssen prompt eineinhalb Stunden auf den Check-In warten. Warum? Im Internet konnte ich zum Thema „Wann muss man am Flughafen sein?“ nur die Info finden, dass sich bei USA-Reisen derzeit drei Stunden Vorlauf empfehlen, was natürlich besonders sinnvoll ist, wenn der Schalter erst zwei Stunden vorher aufmacht. Was soll's, als echte Magic-Spieler haben wir die Decks im Handgepäck und entsprechend wird erst mal gefrühstückt und Thopter-Depths-Mirror gespielt.
Gegen halb zehn kommt es dann tatsächlich zum Check-In und dann heißt es weiterwarten, ähem, Thopter-Depths-Mirror spielen, meine ich natürlich, diesmal post-Sideboard. Während ich nach den ersten Gehversuchen mit dem Deck noch verkündet hatte, „das Deck mag mich“, merkt man mit der Zeit doch, dass Alex besser spielt als ich. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass mein Informationsstand auf dem Niveau ist, dass ich beim Zusammenstecken des Decks am Vorabend festfestellt habe: „Das Deck spielt gar keine Gifts Ungiven mehr?!“ Vorbereitung ist alles, glücklicherweise haben wir noch einen elfstündigen Flug zum Üben vor uns.
Im Flugzeug wenig später ist dann mal wieder Warten angesagt. Warum auch nicht? Unser Anschlussflug ist eh knapp kalkuliert und bei Reisen in die USA werden wir in London sicher erneut von oben bis unten durchleuchtet. Da kann eine Stunde Verspätung sicher nur hilfreich sein. Dadurch dass die Flugzeit mit 90 Minuten angegeben ist, London aber nur 500 Kilometer entfernt liegt, kommen wir mit 30-minütiger Verspätung an. Fluggesellschaften... Alex ist trotzdem ein wenig beunruhigt, aber wir steigen innerhalb des Terminals um, was in Heathrow nicht viel heißt, und beim Sicherheitscheck ist auch kaum eine Schlange. Wir sind also einigermaßen rechtzeitig am Gate. Tollerweise heißt das bei USA-Reisen heutzutage auch nichts mehr. Vorm Gate werden wir nämlich noch einmal richtig gründlich gefilzt, also nicht mal so eben durch den Metalldetektor schlendern, sondern ordentlich, mit Rucksack durchsuchen und Leibesvisitation; Amerika, das Land der unbegrenzten Gastfreundschaft.
Und im Jumbo, also dem Gefährt, das uns über den Ozean trägt, heißt es dann wieder warten. Warten, warten, warten, warum muss man auf Reisen eigentlich ständig warten, obwohl alles generalstabsmäßig geplant ist? Ist ja eigentlich egal, wir müssen keinen weiteren Flieger bekommen, aber mittlerweile ist es nach Zeitrechnung meines Magens halb drei und ich habe bisher ein Croissant gefrühstückt. Alex geht es ähnlich und so würde uns ein baldiger Start mit der Hoffnung auf das darauffolgende Festmahl doch sehr beglücken. Es dauert... aber irgendwann ist auch das überstanden, wir in der Luft und ich bekomme vor allen anderen in der Holzfällerklasse mein Mittagessen. Gut, oder? Wie hab ich das gemacht? Vorher auf der British Airways Seite angegeben, dass ich ein leckeres indisch-vegetarisches Essen haben möchte und prompt wird mir meins exklusiv auf dem Silbertablett serviert. Als ich mich eine Viertelstunde später satt und zufrieden zurücklehne, bekommt auch Alex sein Essen...
Alex hat noch nicht wieder so recht Lust zum Zocken und so genießen wir beide vorerst die Vorzüge des First-Class-Entertainment-Systems. Wir sitzen natürlich immer noch in der dritten Klasse, aber dieses moderne Flugzeugfernsehen ist spitze. Da kann man sich seinen eigenen Film auswählen, anfangen, wann man will, und unterwegs sogar Pause machen, um zur Toilette zu gehen. In der Mitte von „The Bridge on the River Kwai“ schlafe ich ein, obwohl mir der Film gut gefällt, aber glücklicherweise werde ich kurze Zeit später wieder geweckt. Darauf bin ich hellwach, spule 'ne halbe Stunde zurück und schaue den Film zu Ende. Sagte ich, dass ich Personal Entertainment-Systeme großartig finde? Und diesen Cranberry-Saft, den sie servieren, übrigens auch, aber egal, Magic! Danach wurde endlich wieder Magic gespielt. Alex zockt weiter Dark Depths/Thopter-Combo und ich nehme den Zoo in die Hand. Dass der neue Kird Ape ein Tier ist, finde ich übrigens ebenfalls super, Zoo bleibt Zoo, nur der Knight of the Reliquary muss bei Gelegenheit noch rausgemobbt werden.
Pre-Board sieht das alles ganz passabel aus, Alex' Einschätzung ist 50/50, meine eher 55% für Zoo, aber wer kann das schon so genau sagen. Mit dampfender Matrix macht Alex das Ganze allerdings keinen Spaß mehr, die Spiele, die er gewinnt, sind meist ein K(r)ampf, aber das ist eh schon nur die deutliche Minderheit. Zehn bis fünfzehn Matches später ist das Matchup durchgekaut und wir widmen uns wieder unseren Personal Entertainment-Systems. Diesmal ist „Some Like it Hot“ dran. Ich bin ein Fan von Klassikern und „Manche mögen's heiß“ mag als klassische Komödie nicht so recht meinen Geschmack treffen, aber es ist definitiv ein sehenswerter Film.
Schließlich kommen wir irgendwann in San Francisco an, trotz all der Verzögerungen und Verspätungen zehn Minuten zu früh. Die Grenzkontroll- und Einwanderungsverhinderungsbehörde hat auch nur leidliches Interesse daran, uns das Leben schwer zu machen und selbst unsere Koffer fallen als eine der ersten vom Band, sodass Thomas, Alex' Bruder, erst kurz nach uns in der Ankunftshalle ankommt. Alex' Bruder? Genau, der wohnt nämlich – glückliche Fügung des Schicksals – in San José, das fünfzig Meilen südlich von San Francisco liegt. Bei dem werden wir die nächsten beiden Tage wohnen. Zunächst ist jedoch Einkaufen angesagt. Neben den obligatorischen Triple-Choclate-Muffins besorgen wir Pasta mit Lachs und Spinat. Nachdem wir das zubereitet und verzehrt haben, schaffen wir es sogar noch irgendwie, mit Thomas eine Runde Royal Turf zu spielen, ein nettes Gesellschaftsspiel der eher leichteren Art, bei dem es um Pferdewetten geht. Dann fallen wir beide ziemlich tot in die Betten.
Ich kann nicht sagen es wäre mir nicht prophezeit worden, ich wache natürlich in der Nacht auf, für den Biorhythmus ist es ja längst schon wieder Tag, aber glücklicherweise schlafe ich auch fast direkt wieder ein. Alex geht es wohl genauso.
Der Plan für den nächsten Tag ist, nach Monterrey zu fahren und dort Wale zu schauen. Nachdem wir uns ein Auto gemietet haben und die 70 Meilen gefahren sind, erreichen wir das hübsche Fischerdorf, das allerdings quasi ausgestorben ist. Nicht einmal für uns überraschend an so einem Wochentag im Winter, was wirklich stört, ist jedoch, dass das nächste Wal-Guck-Boot erst in drei Stunden fährt. Das einzige andere Boot, das an diesem Tag rausgefahren wäre, haben wir knapp verpasst. Pech, aber 30 Meilen weiter nördlich an der Küste liegt Surf City USA und da fahren wir dann eben stattdessen hin. Ich war zwar schon mal da, aber dennoch, Santa Cruz ist unglaublich. Die Stadt ist an sich ganz hübsch, aber das ist nicht das eigentlich interessante. Die Menschen in der Stadt sind das Unglaubliche. In Santa Cruz ist echt niemand auch nur ansatzweise normal. Einige sehen aus wie Althippies, andere sind die klassischen cannabisrauchenden Surfer-Dudes, viele fahren die allerschrägsten „Autos“ der Marke Eigenbau. Man kann es gar nicht richtig beschreiben, das Wort, das es am besten trifft, ist wohl „schräg“ und die Leute da sind wirklich noch eine ganze Ecke schräger als die in San Francisco zum Beispiel.
Nach Mittagessen, Shopping und Strandspaziergang fahren wir zurück in die Wohnung von Alex' Bruder, arbeiten sozusagen. Diesmal muss das Zoomirror getestet werden. Nachdem ich Alex am Vortag mit dem Deck gequält habe und er eine Nacht drüber geschlafen hat, merkt man, wie bei ihm die Stimmung langsam umgeschlagen ist, von Thopter-Depths ist er immer weniger überzeugt, Zoo rückt in den Fokus. Bei mir hat diese Entwicklung ungefähr fünf Spiele mit Zoo gegen Depths gebraucht, was nicht etwa meiner überlegenen Weisheit geschuldet wäre, sondern mehr der Tatsache, dass ich vor Jahren mit Zoo eine (fast) sehr erfolgreiche PTQ-Saison gespielt habe und das Deck daher immer noch mag und mich auch recht wohl damit fühle. Die Mirrors sind recht anspruchsvoll und machen Spaß zu spielen und am Ende gibt es sogar noch ein Erfolgserlebnis für das Deck selbst als wir entscheiden, den ungeliebten Ritter aus dem Deck zu verbannen. Nashörner sind einfach besser. Der Abend klingt schließlich mit einem Kumpel von Thomas im Outback (australisches Steakhaus) an und mit Carcassone und Royal Turf in Thomas Wohnung aus.
Der nächste Tag bringt, wie könnte es anders sein, mehr Magic. Diesmal ist das Zoomirror post-Board gefragt. Ich bin, weiß der Himmel warum, unkonzentriert und spiele entsprechend mäßig, das macht Alex nicht glücklich und mich noch weniger, das Matchup läuft aber trotzdem immer gleich ab: Wer anfängt, gewinnt. Das erscheint zunächst nicht überraschend, wenn man es spielt, hat man dann aber doch das Gefühl, dass es eigentlich egal sein müsste, wer anfängt. Das Ergebnis ist jedoch eindeutig, von zwölf Spielen wurden elf von demjenigen gewonnen, der das Spiel auch begonnen hat. Lustigerweise gelingt mir das einzige Break, obwohl ich konstant schlechter spiele als Alex und auch noch mit dem weniger ausgetechten Sideboard spiele. (Das war so geplant, um zu sehen, wie gut die unterschiedlichen Boards sind.)
Zum Mittagessen suchen wir den Food-Court der nahegelegenen Mall auf. Da probiere ich auf mehrfache ausdrückliche Empfehlung von Simon mal den Panda Express aus. Der verteilt in meinen Augen eher ordentliches als begeisterndes chinesisches Essen, aber lecker und sättigend ist es allemal. Das nächste Mal müssen die anderen aber auf jeden Fall davon überzeugt werden, zur California Pizza Kitchen zu gehen. Da gibt es nämlich die allergeilste Pasta und die Pizza ist auch verdammt lecker. Schlussendlich fahren wir dann nach Oakland und checken in unser Hotel ein. Während Alex die anderen vom Flughafen abholt, bin ich schon mal zur Site gegangen.
„Ich möchte sieben Leute anmelden, habe aber nur für sechs Geld und nur von mir die DCI-Nummer. Und leider haben die auch alle komische Umlaute in den Namen. Geht das irgendwie?“ Erstaunlicherweise, oder vielleicht auch nicht so erstaunlich wenn man schon einmal mit Judges interagiert hat – es geht. Also, den Siebten konnte ich leider nicht anmelden, Geld braucht man dann doch, aber zumindest von den anderen Fünfen hat mir ein hilfreicher Judge die DCI-Nummern rausgesucht, sodass ich sie anmelden konnte. Und damit bin ich da wo ich gerade bin, mit anderen Worten ich könnte jetzt schreiben, wie ich den Artikel schreibe, aber Euch interessiert ja sicherlich nur das Endprodukt. Jedenfalls kommt Alex gleich mit den anderen vom Flughafen und dann geht's essen. Hunger...
Tag 1
Das Turnier ist gestartet und die Coverage findet ihr hier. Von meiner Seite leider keine Updates innerhalb des Tages. Internet wäre teuer gewesen, und während ich fleißig gezockt habe, war eh keine Zeit dafür.
Wo habe ich euch gestern noch gleich verlassen? Kurz bevor Alex zurückkam, richtig. Das dauerte erst mal wieder, aber als wir dann vollzählig waren, ging's lecker zum Thai essen. Der Einzige, der zu diesem Zeitpunkt außer Nico noch fehlte war Matthias [Künzler], der sollte später ankommen. Nach dem Essen wurden dann die Decks zusammengesteckt und um ein paar letzte Feinheiten getunet, oder in Jörgs Fall um das halbe Deck. Mit den folgenden Waffen würden die Kombatanten am nächsten Tag in die Schlacht ziehen:
Als wir dann gegen elf unsere Karten zusammengeliehen, die Decks fertiggebaut hatten und Matthias immer noch nicht da war, begannen wir uns aber doch so langsam Sorgen zu machen. Da Matthias kein Handy hat, konnten wir aber nichts tun. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass Matthias im Schneesturm stecken geblieben ist, in Atlanta. Für die in Geographie nicht so Bewanderten, das liegt ungefähr so auf der Breite von Istanbul. Er kommt daher erst am Sonntagabend nach, ist also für satte zwei Tage in Coca-Cola-Town gefangen. Mein Beileid.
Für uns ging es dann nach einem vorzüglichen Frühstück zur Site, Decklisten abgeben und chillen. Jörg musste als Erstes ins Rennen und war nach einem ersten Sieg richtig angetan von seinem Deck: „Das macht richtig Spaß zu spielen.“ Und das vom Jörg, der eigentlich nur zum Draften mitgekommen ist. In Runde 3 ging es dann für Alex und mich ebenfalls los. Während Alex sich von Sphinx of Jwar Isle aus dem Thopter-Depths-Deck verkloppen lies, bekam ich das Mirror ab. Ich habe zwar nicht viel getestet, aber das kann ich mittlerweile einigermaßen, also Würfelwurf verloren, im dritten Spiel das Break geschafft und den Sieg eingefahren. So kann's weitergehen.
Ging es auch, was für die deutsche Teamwertung nicht so vorteilhaft war, wie es erscheinen mag, weil mir auf der anderen Seite des Tisches Danny Ecker gegenübersaß. Da ich gegen Feen kein Stück getestet habe, sind das meine ersten Games gegen dieses Deck und gegen Feen fühle ich mich immer etwas unwohl. Sehr ordentliche Starthände in Spiel 1 und 3 meinerseits lassen sich aber recht bequem nach Hause schaukeln. 4-0. Endlich mal wieder ein gelungener Start, übrigens auch für die meisten anderen Deutschen.
Nach dem Deutschen in Runde 4 wartet in Runde 5 der Deutsche Nummer 2. Und diesmal ist es nicht der Deutsche vom anderen Ende des Landes, sondern der von der anderen Seite des Küchentischs. Muss ich echt nach Oakland fliegen, um gegen Simon zu zocken?! Nun denn, es muss wohl sein. Im ersten Spiel wird Simon mit einem guten Aggrodraw unter Druck gesetzt. Simon baut sich währenddessen seine Thopter-Kombo zusammen, aber das Glück ist mir hold, im entscheidenden Zug ziehe ich Bant Charm und das Spiel ist in der Tasche. Im zweiten Spiel ist bei mir ebenfalls alles bestens, dummerweise zieht Simon – für mich aus dem Nichts – die Extended-Version der Kombo durch: Runde 4 Vampire Hexmage, Dark Depths, Rite of Consumption. Oops. Das dritte Spiel gewinne ich dann skillful, indem ich in der dritten Runde mein eines Ghost Quarter ziehe, auslege und Simons kompletter Gameplan daran zugrunde geht.
Runde 6 ist es dann ausnahmsweise kein Deutscher, gegen den ich zocken muss. Recht unspektakulär fahre ich mein erstes Loss gegen Thopter-Depths ein. So richtig gut habe ich das Match nicht gespielt, das einzige an diesem Tag, mit dem ich wirklich unzufrieden bin. Lustiger ist, welche Geschichten von Alex Kreuz die Runde machen. Pact nicht bezahlt zum 3-3-Drop nach drei Byes. Aber das ist nicht der Failblog hier, also auf zur nächsten Runde.
Affinity ist der Feind der Wahl. Im ersten Spiel screwt mein Gegner weg und nachdem das zu offensichtlich wird, helfe ich auch noch ein wenig nach mit Bant Charm auf Land. Mein Gegner ist konsterniert, dass er zum ersten Mal ein Spiel pre-Board gegen Zoo verloren hat. Im zweiten Spiel hat er wieder wenig Threats und diesmal nimmt ihn Ancient Grudge her. Kurz und schmerzvoll das Ganze. Währenddessen haben Alex, Sebastian und Jörg allesamt Drop-würdige Scores erreicht. Für Alex und Sebastian wird ein 4-3 notiert und für Jörg ein schmerzliches 2-4. Die Jungs gehen essen, für Simon, Lino und mich geht's weiter.
In der achten Runde spiele ich gegen einen Australier. Obwohl mein Englisch ganz passabel ist, verstehe ich nur ungefähr jedes dritte Wort, aber die Verständigung klappt trotzdem prima. Ich bekomme mal wieder ein Zoomirror. Mein Gegner beginnt mit Steppe Lynx, ich mit Kird Ape. Ein zweites Land materialisiert auf meiner Seite leider nie, daher wird es kein großes Spiel. Das zweite beginne ich und erwartungsgemäß geht das Spiel auch an mich. Im dritten muss dann das Break her und nachdem ich mich einigermaßen stabilisiert habe, sieht es zwischenzeitlich sogar ziemlich gut für mich aus, doch der Australier findet Bant Charm für meine Umezawa's Jitte. Ich ziehe ein wenig besser nach als er und kann mich schließlich ins Ziel retten. Day 2, juhuu!! Simon verliert derweil und ist leider raus. Dafür kämpft Lino mit dem Rücken zur Wand fleißig weiter.
Die letzte Runde des Tages geht für mich noch einmal gegen Dark Depths. Das erste Spiel wird von einer frühen Marit Lage entschieden, im zweiten habe ich guten Druck mit ein wenig Disruption. Das dritte entwickelt sich dank meiner Damping Matrix zu einem Stall. Nach langem Hin und Her, bei dem ich immer so gerade eben nicht durchkomme, weil er einen Tarmogoyf mit Threads of Disloyalty geklaut hat und zwei Hexmages kontrolliert. Letzten Endes läuft es darauf hinaus, dass mein Gegner nach ewigen Zeiten Marit Lage ins Spiel bekommt, auf die harte Tour, mit bezahlten 30 Mana. Dann eben nur mit 7-2 in den zweiten Tag. Da spiele ich hoffentlich mal nicht Runde 1 gegen Lino. Insgesamt war das eine eher mäßig Performance der Deutschen: Vier im zweiten Tag, der beste davon 7-1-1.
Nach dem obligatorischen leckeren Abendessen sitzen wir jetzt auf dem Hotelzimmer, trinken je nach Person mehr oder weniger Bier, schlafen, diskutieren die menschlichen Unzulänglichkeiten unserer magischen Mitspieler (im Volksmund wird das Lästern genannt, aber in unserer Intellektuellenrunde fällt das natürlich keinem auf) und so weiter. Dabei kam auch folgende Frage auf:
So. Spät ist's und leider gibt es auch nicht viel mehr zu berichten als diesen Überblick über unsere Magic-Performance. Morgen gibt's mehr...
Tag 2
Sonntag in der Frühe ging's weiter. Dankenswerterweise sind die Amerikaner was „Frühe“ anbetrifft aber etwas entspannter als die Europäer. Lino und ich mussten also nicht um 8:15 antreten sondern erst zur großen Pause um 10:00. Die anderen hätten ebenfalls um 10:00 PTQ spielen können, entschieden sich entgegen der Ankündigung vom Vortag dagegen.
Mein erster Gegner war Brian Kowal, nicht unbedingt der Superpro, aber meine Bilanz gegen Pros ist 0-X auf relevanten Turnieren, zumindest wenn man den Sieg gegen Simon am Vortag nicht mitzählt. Auf der anderen Seite könnte es an diesem Wochenende ja mal klappen, meine Streak von mehr als zehn GPs in Folge nicht Day 2 hatte ich schließlich auch schon gebrochen. Brian spielte Zoo, allerdings eine ziemlich andere Version als ich. Er spielte wohl nicht das klassische Rubin-Zoo, legte aber fleißig Grove of the Burnwillows aus. Die relevanten Rubin Karten mit Punishing Fire und Baneslayer Angel habe ich glücklicherweise nicht sehen müssen, aber irgendwie klappte es nicht so recht. Im ersten Spiel halte ich eine wackelige Hand, die auch prompt eingeht, unter anderem auch weil ich im Nachhinein betrachtet nicht perfekt gefetcht habe. Im Zweiten bin ich on the play und damit relativ zuversichtlich, aber Brian zieht einfach mehr Spells und auch noch höhere Qualität dabei. Dass seine Thoctar meine War Monks dominieren hilft natürlich auch nicht. Während Brian das Match recht unbedrängt nach Hause schaukelt kriegen wir es Beide nicht auf die Reihe, unsere Lebenspunkte aufzuschreiben. Er schafft es sogar noch nicht einmal, die Größe seiner Nacatl richtig zu bestimmen. Auch ein Grund, warum Byes toll sind: Man muss nicht in aller Herrgottsfrühe anfangen zu zocken, nur hat man da am zweiten Tag natürlich wenig Auswahl. Lino gewinnt derweil sein Auftaktmatch gegen Feen-Thopter Combo. Der Gegner scheint dieses Deck zwar selbst gebaut zu haben, aber um mit Bitterblossom Tokens, das Schwert zu reanimieren reicht es bei ihm nicht...
In der zweiten Runde geht es gegen Michal Hebky, wieder ein eher mäßig spektakulärer Pro. Er spielt Thopter Depths und das erste gewinne ich mit Wunschkonzert. Im zweiten habe ich nicht das Wunschkonzert und er kann mich ganz entspannt mit Thopter Foundry-Combo dominieren. Das dritte gewinnt dann wieder das Wunschkonzert und dass meine Konzentration zurückkehrt schadet sicher auch nicht. Hebky konstatiert nach dem Match, dass er zurecht verloren hätte, weil er die ganze Zeit nur schlecht spielen würde. Wenn das so ist kann ich jedenfalls nicht sagen, dass ich es bemerkt hätte. Lino verkloppt einen Zoomagier.
Im dritten Match muss ich dann erneut gegen Thopter-Depths antreten, Lino wird unterdessen zum Feature Match gegen Brian Kowal ausgerufen. Mein Gegner mag zwar ein Unbekannter sein, aber sein Build scheint mir – soweit man das nach einem Match beurteilen kann – besser als der von Hebky in der Runde zuvor. Letztlich gewinnt er weil ich im dritten Spiel seine Thopter Combo nicht unter Kontrolle kriege. Wenn man nicht ohne Ende Druck macht reicht es unter Umständen eben nicht, die Combo einmal zu zerstören. Academy Ruins machen's möglich. Seinen eigenen Worten nach schmeist Lino derweil ein Spiel seines Feature Matchs weg. Simon kommentiert nachher „Wie kann man das denn so spielen? Man muss es doch einfach nur runterzocken.“ Ich hab's nicht gesehen, aber es war wohl eindeutig. Das Dritte verliert er gegen den Blood Moon im Not gegen Elendskampf. Brian hat sich zwar auch selbst gut gescrewt, aber Linos Deck verweigert die dritte Insel und so schafft er es nicht den Blood Moon mit Cryptic Command zu bouncen un Brian einfach komplett auskontrollieren zu können.
Nach diesem wenig erfreulichen Start darf ich in der vierten Runde dann gegen Sam Black antreten. Der Gute spielt Feen, was in den Zeiten der sprengstofflosen Feen sicher kein Vergnügen bedeutet. Mein Nuts-Draw vernichtet ihn auch standesgemäß. Das zweite Spiel ist dann ein langer Kampf, hauptsächlich deshalb, weilich Kird Apes und Cunnning Sparkmages nachziehe und so die Death Mark in Sams Hand versauern. Letzten Endes kriegt er aber eine Jitte auf den Tisch und dann geht es ziemlich schnell. Das Dritte ist wieder höchstens erwähnenswert als Musterbeispiel für die totale Vernichtung von Feen. So, Kerbe für den Level 6 Pro in die Axt gemacht, das zählt dann wohl als nicht mehr 0-X gegen Pros. Lino bekommt währenddessen Martin Juza ab. Der gute Level 8 Pro tut, was ein Level 8er so tun sollte, er nimmt Lino mit seinem Thopter Depth-Deck quasi nach Belieben her.
Die Vorschlussrunde beschert mir Jan Rüß mit seinem Burndeck. Das ist nicht unbedingt wünschenswert für das Zoodeck aber da wir Rhox War Monk im Deck haben wird es wohl einigermaßen gehen. Glücklicherweise habe ich das Nashorn auch direkt auf der Starthand. Ich beginne mit Nacatl, der direkt den Lightning Bolt findet. Jan legt dann einen Mogg Fanatic, so dass ich mich gezwungen sehe den erst einmal zu bolten, bevor ich mein Nashorn lege, damit er nicht mit einem einzelnen Burnspell mein Nashorn abrüsten kann. Als der Monk angreift spielt Jan Flames of the Blood Hand, um den Lifegain zu verhindern aber ich countere mit Bant Charm und gehe auf 14 oder etwas in der Größenordnung. In der nächsten Runde hat Jan dann nochmal Flames of the Blood Hand, so dass das Spiel trotz allem noch knapp wird, aber ich kann es dann so gerade nach Hause schaukeln. Im zweiten habe ich eine Plains auf der Starthand und beginne mit Loam Lion. Jan rüstet diesen direkt mit Searing Blaze ab. Im zweiten Zug ziehe ich Pridemage nach und muss dann länger überlegen, ob ich untapped fetchen will und entscheide mich dann schließlich, dass es mir das wert ist, einen Tarmogoyf früher im Spiel zu haben. Jan legt dritte Runde Blood Moon. Argh. Mein Deck läuft aber gerade in Bestform: Forest from the Top ist das 1:50 out und der Traumtopdeck in dieser Situation. Der Tarmogoyf gibt Jan ins Gesicht, dann wird der Mond entsorgt und in der nächsten Runde mal wieder ein Nashorn beschworen. Jan ist gut bedient, hat allerdings auch fast nur Länder nachgezogen. Dank guter Tiebreaker bin ich damit fast sicher im Geld. Das erste Moneyfinish, der erste Propunkt... Lino muss in der Zeit gegen David Reitbauers All-in-Red antreten. Die beiden sitzen direkt neben Jan und mir, so dass wir einen komplett deutschsprachigen Tisch für uns hatten. Da sich Lino diesmal seine Islands besser zusammenzieht ist der Österreicher ziemlich chancenlos.
In der letzten Runde spiele ich dann nochmal gegen einen Unbekannten. Wir diskutieren kurz, was die verschiedenen Ergebnisse so bedeuten. Meines Erachtens ist der Verlierer mit ungefähr 90% Top 64 und der Sieger hat eine geringe Chance, wenn es hochkommt 20%, Top 32 zu machen. Wir entscheiden uns nicht zu drawen. Der Gegner entpuppt sich als Zoomagier. Ich habe on the draw eine richtig gute Einlandhand gehalten und ziehe auch direkt das zweite Land nach. Von da an habe ich einfach so viel mehr Business als er, dass er auf Attrition nicht gewinnen kann, den ersten Ansturm bekomme ich auch recht gut gestoppt und folgerichtig gewinne ich das erste Spiel. Im zweiten ist sein Draw aggressiver, er legt Tarmogoyf, Knight of the Reliquary und mehr Tarmogoyf. Ich muss mich im vierten Zug entscheiden, ob ich meine Elspeth benutze, um Token zu machen oder gegenzuracen. Zwei Swings wären lethal, aber ein Removal würde das Spiel wahrscheinlich zu seinen Gunsten entscheiden. Also Token gemacht. In den nächsten Zügen spielt er glaube ich nicht optimal, versucht nicht, den Druck aufrecht zu erhalten und schließlich kann ich es mir leisten in die Gegenoffensive zu gehen. Dass ich drei Tarmogoyf in vier Zügen gezogen habe schadet dabei sicher nicht. Lino hat sich inzwischen von Todd Anderson mit seinem Zoo verhauen lassen. Jetzt heißt es für uns eigentlich hoffen, aber wir haben Beide Hunger und wollen erstmal essen gehen. Die anderen sind aber vor zehn Minuten schon mal abgehauen, essen gehen. Unsoziales Dreckspack... Immerhin sind sie nicht weit gekommen. Wir folgen zum Burger King ein paar Straßen weiter und da gibt es zur Feier des Tages einen leckeren Salat. Anschließend kehren wir zur Site zurück und mittlerweile sind auch die Final Standings ausgehängt. Lino hat's ins Geld geschafft, ich bin 34. Hier wären 3 Byes mal wieder 200$ wert gewesen. Meinen Gegner aus der letzten Runde habe ich immerhin auch nicht aus der Top 64 geboxt.
Danach wird endlich der erste Draft des Wochenendes gestartet. Thaler, Simon, Alex, Holzi, Danny, Lino, Jörg und ich sind die Glücklichen. Ich sitze links von Alex und der schiebt mir fleißig weiße Karten. Am Ende habe ich ein monoweißes Deck mit zwei Kazandu Blademaster, Talus Paladin, Kabira Evangel und zwei Kor Hookmaster. Das Deck hat zwar kein einziges Removal, sieht aber sonst ganz nett aus. In der erste Runde muss ich gegen Danny ran. Im Ersten und Dritten habe ich die unverschämten Starts und im Zweiten nicht, dementsprechend gewinne ich 2-1. Im Zweiten geht's gegen Wasti, der grün-schwarze Allies gedraftet hat. Wieder gewinne ich 2-1. Diesmal hilft die Flut beim Gegner mit. Während des Spiels kommen auch erst Nico (!) und schließlich Matthias an, für den eine ziemlich lange und deutlich unerfreuliche Odyssee zu Ende geht.
Im Finale kämpfe ich gegen Jörg mit seinem blau-weißen Fliegeraggrodeck. Screw bei mir, Flood bei Jörg, der kommentiert „Dann weißt du ja schon wie's ausgeht“. Eigentlich sieht es ziemlich hoffnungslos aus, aber ein Ruin Ghost mit Nimbus Wings verrichtet tapfer Verteidigunsaufgaben. Irgendwann ziehe ich ein drittes Land und kann meine beiden Hookmaster auslegen und dann ziehe ich Adventuring Gear. Im Spiel habe ich außerdem Sejiri Steppe. An der Stelle braucht es nicht mehr als drei Länder um das Board völlig zu dominieren. Jörg hat allerdings ein starkes es Deck und zwingt mich irgendwann als ich angreife, meinen Ruin Ghost zu aktivieren. Anschließend schlägt er mit Battle Hurda, Kor Skyfisher und Cliff Threader zurück. Ich habe untapped einen Kor Hookmaster und einen Fledgling Griffin, der das Adventuring Gear trägt. Außerdem gibt es noch den getappten Geist. Einen Spell und zwei Mana später hat Jörg kein Board mehr. Veteran's Call untappt den Geist, der dann den Skyfisher blockt. Hookmaster kämpft gegen Threader und Griffin gegen Hurda. Der Geist flickert meine Sejiri Steppe und die schützt den Hookmaster. Oops. Im zweiten Spiel machen wir beide gute Sachen, von denen meine ein wenig besser sind. Jörg wehrt sich zwar lange, aber irgendwann kann ich ihn niederringen. Abyssal Persecutor zu mir! Vor'm Schlafengehen testen wir noch ein wenig Standard und nehmen ein kleines Nachtmahl ein. Dann geht's in die Heia.