In einigen Vorgängerartikeln hatte ich bereits günstige und dennoch kompetitive Legacydecks vorgestellt. Natürlich ist es immer schwer, die Listen im Rahmen eines begrenzen Budgets turniertauglich zu gestalten. So wurde schon einigen der vorgestellten Listen im Forum nachgesagt, keinen Blumentopf gewinnen zu können, was sicherlich auch manch einer wieder für die im Folgenden präsentierten Decks prophezeien wird. Wie weit man sich bei Legacybudgetlisten in Richtung Casual bewegen und was dabei alles schiefgehen kann, zeigte jüngst der Artikel
Out of the Inbox, den Noel deCordova auf dem
Magic-Flaggschiff verfasste. Die schrecklich schlechten Combos sind zwar recht amüsant, aber dann wird
See Beyond
als tolle neue Karte dargestellt. ohne ein W

ort über
Lat-Nam's Legacy
zu verlieren. Alles andere als schlimm, sorgte aber im Wizardsforum für Diskussionen. Das lenkte wunderbar von der Tatsache ab, dass eines dieser Decks im Artikel zwei
Frantic Search
beeinhaltete und trotzdem als legacylegal bezeichnet wurde. So was nenne ich wirklich „keinen Blumentopf gewinnen“.

Die heutigen Decks hingegen sind alle legal und tauglich. Schwerpunkt dieses Artikels sind einfarbige Kontrolldecks, was die Farben Rot und Grün bereits im Vorfeld eliminiert. Was bieten die anderen drei Farben:
Schwarz
Mono-Black Control oder MBC hat eine lange
Magic-Geschichte, fristet aber nur noch ein Nischendasein. In Zeiten von
Life from the Loam,
Vindicate/
Maelstrom Pulse
usw. gibt es wenig Gründe, ein schwarzbasiertes Kontrolldeck einfarbig zu halten. Kosten sind ein Faktor, Neuzugänge aus den letzten Editionen sind ein weiterer, um es mit MBC noch einmal zu versuchen.
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18 Swamp
2 Cabal Coffers
2 Urborg, Tomb of Yawgmoth
1 Cabal Pit
1 Volrath's Stronghold
4 Gatekeeper of Malakir
3 Shriekmaw
4 Innocent Blood
2 Chainer's Edict
3 Tendrils of Corruption
3 Oblivion Stone
1 Sorin Markov
4 Phyrexian Arena
1 Liliana Vess
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4 Inquisition of Kozilek
4 Hymn to Tourach
2 Consume Spirit
1 Haunting Echoes
Sideboard:

2 Consuming Vapors
1 Oblivion Stone
4 Engineered Plague
3 Relic of Progenitus
1 Bojuka Bog
4 Mindbreak Trap
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Wie man sieht, ist das Deck höchst redundant. Der eigentliche Plan besteht darin, den Tisch mit einer Flut an Removal freizuhalten, bis man eine Killcondition gezogen hat. Das ist entweder ein
Cabal Coffers-betanktes
Consume Spirit
oder ein verkrüppelndes
Haunting Echoes. Bis es so weit ist, vergeht in der Regel eine Menge Zeit, in der man auf den Kartenvorteil von
Phyrexian Arena
angewiesen ist. Der Lifegain von
Tendrils of Corruption
und
Sorin Markov
sowie die zusätzlich verhinderten Schadenspunkte von blockenden
Gatekeeper of Malakir
und Shriemaw lässt die
Arena
in diesem Deck zu einem sehr starken Draweffekt werden. Da man nun auch Kreaturen und Planeswalker als Killoptionen hat, kann ein
Consume Spirit
zur Not als einfacher Removalspell zweckentfremdet werden. Die Problematik „
Duress
oder
Thoughtseize?“ wird durch
Inquisition of Kozilek
ausgeräumt. Als weiteres Removal einsetzbar verträgt sich die Karte auch mit
Phyrexian Arena. Dass die Inqui

sition bei den Manakosten wählerisch ist, stört zumindest in diesem Deck nicht. Sollte man mal einen Planeswalker nicht erwischen können, hat man dafür seine Kreaturen oder
Oblivion Stone, der in MBC als eine Art Resetbutton fungiert. Weder
Nevinyrral's Disk
noch
Powder Keg
können mit dem Klunker mithalten, der relativ schnell alles Wichtige abschafft und ggf. die eigene Are

na oder den eigenen Planeswalker unangetastet lässt.

Abgesehen von Splashes muss man hier nur wenige Kompromisse eingehen, um den Geldbeutel zu schonen. Einzig
Damnation
habe ich nicht in die Liste aufgenommen und vielleicht könnte man noch um einen
Sorin Markov
aufstocken. Da aber der absolut notwendige
Oblivion Stone
schon als Massremoval herhält, ist
Damnation
nicht unbedingt nötig.
Engineered Plague
aus dem Sideboard kümmert sich ohnehin um die Schwarmaggrodecks wie z.

B. Goblins. Auch das starke
Perish
ist bei so viel Removal gar nicht mehr nötig. Ansonsten wäre noch
Staff of Domination
zu nennen, der oft in solchen Listen gespielt wird. Persönlich finde ich
Haunting Echoes
stärker, da es gegen Combodecks besser abschneidet und generell schlechter bekämpft werden kann als das
Krosan Grip-Ziel. Neben den Plagues im Sideboard finden sich
Consuming Vapors
für Aggromatchups. Im Maindeck sind
Tendrils of Corruption
besser, da eine ausgewogene Mischung aus gezieltem und ungezieltem Removal nötig ist. Zudem sind Tendrils eine sichere Quelle für viele Lebenspunkte, selbst wenn man die eigenen Kreaturen anzielt. Gegner wie Enchantress, Swarmaggro und CounterTop machen den vierten
Oblivion Stone
nötig, der je nach Meta noch durch
Nevinyrral's Disk
oder
Powder Keg
unterstützt werden kann.
Mit lediglich ein paar Discardeffekten und keiner nennenswerten Clock war MBC seit jeher ein gutes Matchup für Combodecks. Nun kann über Gatekeeper immerhin ein bisschen früher geschlagen werden und
Mindbreak Trap
wertet das Matchup zumindest gegen Stormcombo deutlich auf. Stattdessen ist aber auch das Aufstocken von Discardspells im Sideboard möglich. Gegen D

redge und Reanimator ist die Trap leider schlecht, dafür müssen der Stein,
Relic of Progenitus
und
Bojuka Bog
herhalten. Alternativ oder ergänzend lohnt es sich, einen Gedanken an
Extirpate
zu verschwenden, eine Karte, die in allen Combomatchups weiterhilft. Als Kreatur kommt
Bloodhusk Ritualist
für das Sideboard infrage, wenn das Meta sehr kontrolllastig ist. Weitere
Haunting Echoes
dürften aber ebenso effektiv und sogar flexibler sein.
Kreaturen und
Innocent Blood
wirken am Anfang nicht gerade intuitiv, aber man muss seine Critter einfach als Removalspells handhaben. Ein liegenbleibender Gatekeeper ist ein netter Bonus und bedarf nicht einer besonders schonenden Behandlung. Außerdem zielt man mit
Volrath's Stronghold
in langen Spielen ja gerade darauf ab seine Kreaturen in den Graveyard zu bekommen, um Removal auf Abruf zu haben.
Weiß
Vor längerer Zeit gab es in Legacy schon einmal weißbasierte Kontrolldecks in Form von R/W-
Astral Slide. Damals schon nicht an der Spitze des Metas verschwand das Deck aber relativ schnell wieder. Weitere Versuche gab es mit monoweißen
Painter's Servant-
Grindstone-Listen, welche leider ebenf

alls nicht so gut funktionierten und aufgrund der Kosten von
Grindstone
für diesen Artikel ohnehin nicht infrage kommen. Dennoch kann man sich aus diesem Fundus bedienen, um ein paar Ideen für ein neues MWC zu finden. Seitenblicke auf Landstill und Stax helfen ebenf

alls:
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19 Snow-Covered Plains
4 Scrying Sheets
1 Kor Haven
4 Swords to Plowshares
3 Path to Exile
1 Runed Halo
2 Oblivion Ring
1 Oblivion Stone
2 Day of Judgment
1 Story Circle
2 Humility
4 Enlightened Tutor
1 Relic of Progenitus
1 Aura of Silence
1 Pithing Needle
1 Isochron Scepter
4 Silence
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3 Eternal Dragon
3 Decree of Justice
2 Luminarch Ascension
Sideboard:

1 Runed Halo
1 Aura of Silence
1 Pithing Needle
2 Day of Judgment
1 Circle of Protection: Red
2 Pulse of the Fields
2 Rule of Law
1 Wheel of Sun and Moon
2 Tormod's Crypt
1 Meekstone
1 Ensnaring Bridge
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Wieder werden einige wenige Karten, die den Sieg ermöglichen sollen, durch viele Removalspells spielbar gemacht. Da die Optionen, in Weiß Karten zu ziehen, sehr begrenzt sind, bedient man sich der sogenannten Snow-Engine, die über
Scrying Sheets
für Länder sorgt. Zusammen mit Plainscycling hat MWC die sicherste und am schnellsten wachsende Manabasis aller drei Decks. Der zweite wesentlich wichtigere Bestandteil des Decks ist das
Enlightened Tutor-Paket, welches nicht immer die stärkste, wohl aber die flexibelste Möglichkeit darstellt, in Legacy auf ein Problem zu reagieren. Mit einer Reihe von Lösungen, die im Gegensatz zu Schwarz länger und umfangreicher wirken (
Story Circle,
Runed Halo,
Humility) wird der Tisch unter Kontrolle gehalten, bis
Luminarch Ascension
gewinnt oder
Eternal Dragon
und Sheets die Manabasis aufgebaut haben, welche wiederum eine großes
Decree of Justice
ermöglicht.

Anstelle von Discard rückt in MWC eine Mischung diverser Karten.
Silence
hat zwei wichtige Funktionen: Zum einen ist es natürlich gegen
Ad Nauseam-Storm zu gebrauchen und im
Isochron Scepter
selten verkehrt. Zum anderen hilft es, wichtige Spells durch Counter zu navigieren. Ein vorsorgliches
Runed Halo
auf
Tendrils of Agony,
Ichorid,
Progenitus
oder
Iona, Shield of Emeria
ist ebenf

alls nützlich gegen Combodecks. Allerdings sind die weiteren Optionen arg begrenzt und genau wie die Finisher zu langsam, sodass Combo ein wesentlich schlechteres Matchup für das weiße als für die anderen beiden Decks ist. Dafür hat man über
Enlightened Tutor
Antworten auf nahezu jede erdenkliche Karte. Somit bewährt sich MWC vor allem in leicht unterentwickelten Metaumgebungen, in denen der Comboanteil nicht allzu hoch ist und viele verschiedene Strategien beantwortet werden müssen. Das Sideboard ist klar auf den Tutor ausgelegt, sollte aber lediglich als Ideensammlung verstanden werden.
Preislich ist diese MWC-Liste etwas teurer als das schwarze Deck, aber dafür investiert man in eine Menge Karten, die im Legacy oft bzw. schon länger gespielt werden. So besitzt man z.

B. bereits die ganzen weißen Brot-und-Butter-Karten für Landstill, wenn man sich dieses Deck zulegt, und wird mit MWC auch schonender an das Spielen von Kontrolldecks herangeführt. Ausbaufähig ist das Deck jedoch nicht nur mit Blau.
Elspeth, Knight-Errant
und
Gideon Jura
sind beides heiße Anwärter für ein bis zwei Slots in der Liste. Obwohl die beiden auf den ersten Blick gut mit
Luminarch Ascension
harmonieren, will man diese Karte wohl doch als eine der ersten für die loyalen Gefährten rausschmeißen, da man Wincondition gegen „Wincondition plus sehr viel mehr“ eintauscht.
Decree of Justice
hingegen ist zwar auch primär ein Finisher, kann die Walker aber auch beschützen, was die Ascension nur sehr indirekt vermag.
Blau
Blaue Kontrolle hat eine lange Tradition in Legacy, ja das Deckkonzept ist sogar über die Grenzen sämtlicher Constructedformate hinaus bekannt. Wie man an den vorigen Decks gesehen hat, benötigt ein Kontrolldeck Karten, die mit Bedrohungen auf dem Board wie auch auf der Hand umgehen können. Das Ganze muss von Draweffekten zusammengehalten werden, da man es sich als Pilot eines Kontrolldecks nicht leisten kann, einmal nicht die passende Antwort zu haben. Diese Funktionen findet man in Blau sehr gut vereint:
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22 Island
1 Academy Ruins
4 Accumulated Knowledge
3 Fact or Fiction
4 Spell Snare
4 Counterspell
2 Cryptic Command
4 Force of Will
3 Repeal
2 Back to Basics
2 Propaganda
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3 Vedalken Shackles
2 Oblivion Stone
2 Sphinx of Jwar Isle
2 Vendilion Clique
Sideboard:

1 Propaganda
1 Oblivion Stone
4 Spell Pierce
4 Tormod's Crypt
3 Hydroblast
2 Llawan, Cephalid Empress
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Was ohne einen Ausflug in eine andere Farbe fehlt, ist natürlich Removal. Hier müssen die Counter den Großteil der Arbeit verrichten, die zur Not durch Bouncespells wieder relevant gemacht werden.
Vedalken Shackles
oder der vielzitierte
Oblivion Stone
sind die ersten Schritte in Richtung Sieg, da man mit den Artefakten nicht mehr nur fair abtauschen muss.

Ohne günstiges Spotremoval erlangt MUC die Kontrolle über das Spiel bloß langsam. Dank guter Drawspells sitzt man dann aber meist fest im Sattel.
Back to Basics
und
Propaganda
sorgen ab dem Midgame nämlich auch dafür, dass die Manaentwicklung des Gegners ins Stocken gerät oder zum Erliegen kommt, während man selbst Zeit erkauft, um Drawspells zu spielen oder bestehende Probleme zu lösen. Je nach Situation werden Bouncespells so fast zu Removal umfunktioniert.
Während
Vendilion Clique
zwar das eine oder andere Spiel gewinnen
kann, ist sie in der Regel zu schwach dafür. Der ETB-Effekt und „Flashblocken“ sind aber ohnehin die wichtigeren Eigenschaften. Vor allem gegen Combo ist die Kreatur eine eierlegende Wollmilchsau. Der eigentliche Schläger war früher jedoch
Morphling, der sich angeblich bei Ankündigung der
M10-Regeländerungen im Wandschrank erhängt haben soll. Der vakante Slot wird üblicherweise von Karten besetzt, die in der Kategorie „blumigster Kreaturenname“ höhere Plätze belegen:
Sphinx of Jwar Isle,
Oona, Queen of the Fae
und
Meloku the Clouded Mirror. Die zwei Sphinx in der Liste sind also nicht unbedingt als gesetzt anzusehen. Ergänzt werden die insgesamt vier Kreaturen manchmal auch noch von Anwärtern wie
Teferi, Mage of Zhalfir
und
Venser, Shaper Savant. Verändern lässt sich das Deck auch in Bezug auf die Drawspells.
Ancestral Vision
statt
Accumulated Knowledge
ist noch mehr als Versuch anzusehen,
Fact or Fiction
durch
Jace
zu ersetzen, hat sich hingegen bewährt. Welchen
Jace
ich meine, wissen wir alle, vor allem die Geldbörse.
Weitere Kopien von Maindeckkarten stärken im Sideboard spezifische Schwachpunkte wie Schwarmaggro (
Propaganda) oder Planeswalker (
Oblivion Stone), während
Spell Pierce
oder
Negate
in Combomatchups von Interesse sind. Das große Problem und gleichzeitig auch der Hauptgrund für das Nischendasein von MUC ist das Merfolkdeck. Außer einer Splashfarbe für
Engineered Plague
oder rote Sweeper gibt es leider herzlich wenig gegen die Fische. Um mit der Liste interessanter Namen fortzufahren, möchte ich allerdings
Llawan, Cephalid Empress
ins Gespräch bringen. So eine seltsame Karte ist leider nötig und zwei Exemplare sind im Grunde sogar zu wenig, da man die Kaiserin gerne früh ausspielen möchte.
Wie unschwer zu erkennen sein dürfte, ist dieses letzte Deck das teuerste der dreien, aber zurzeit nicht unbedingt das stärkste. Tatsächlich ist ein schwarzes Kontrolldeck im aktuellen Meta besser, da die Anzahl der spielbaren Karten sehr groß ist und man so immer auf sein Metagame reagieren kann. Sei es Spotremoval, Massremoval oder Discard gegen Combomatchups, alles lässt sich nach Belieben skalieren.
Pascal Baatz
TS Crew