Wenn man wissen will, wie man richtig draftet... dann fragt man natürlich nicht mich, sondern lieber irgendwelche Pros. Oder man fragt mich und ich frage dann halt selbst irgendwelche Pros.
Der letzte Battle ist noch nicht so lange her und deshalb spare ich mir an dieser Stelle umfangreiche Erklärungen. Nehmt einfach die Einleitung vom letzten Mal und ersetzt dabei Rise of the Eldrazi durch Magic 2011! Wieder geht es um die wichtigen ersten acht Picks eines Drafts, wieder gibt es dazu jeweils drei Expertenmeinungen und wieder habe ich dasselbe Kandidatenteam versammelt.
Andre Müller
Simon Görtzen
Florian Koch
Dafür gibt es zwei sehr gute Gründe. Zum einen war der letzte Battle richtig gut! Die Jungs hatten allesamt extrem viel schlaues Zeug zu erzählen und so etwas schafft selbst unter den Profis längst nicht jeder. Das lag zwar sicherlich mit daran, dass Rise of the Eldrazi zu dem Zeitpunkt schon beinah „ausgedraftet“ war, aber Erkenntnisse aus einem nicht völlig erforschten Format müssen ja nicht unbedingt weniger interessant sein. Der andere Grund ist das Ergebnis der finalen Abstimmung. Die fiel nämlich nicht denkbar knapp aus, sondern geradezu unmöglich knapp. Mit einem Vorsprung von 0,3% wurde TrashT nominell zum Sieger gekrönt, doch darauf kann nicht einmal er sich sonderlich viel einbilden.
Langer Rede kurzer Sinn: Open your booster labeled A. Count the cards face-down. Make sure you have 14 cards. Aaand...— pickupyourcards!
Andre „TrashT“ Müller:
Ich habe schon befürchtet, dass weder Pacifism, Lightning Bolt noch Doom Blade im Booster sein werden, ganz zu schweigen von Fireball. Derlei splashbare Karten mache ich am liebsten auf, denn ganz gleich wie Andi so etwas bezeichnet, Terramorphic Expanse, Cultivate und Sylvan Ranger sind in meinem Buch nicht gerade „sehr wenig Manafixing“. Besonders die Existenz der Expanse im Common-Slot erlaubt uns, einen Splash vorzuhaben, ohne unbedingt Grün spielen zu müssen.
Stattdessen haben wir die Qual der Wahl zwischen Sleep, Day of Judgment und Liliana Vess. In Rot oder Grün ist so ziemlich gar nichts im Booster, sodass wir diese Farben vernachlässigen können. Quag Sickness oder Stormfront Pegasus sind auch nicht gerade die farblich weniger anspruchsvollen Alternativen zu den stärkeren Karten derselben Farbe, sodass wir die genauso abhaken können. Sleep ist ein sehr guter Finisher, der sogar in der Defensive zur Not noch wenigstens irgendwas macht, uns dafür aber ziemlich genau vorgibt, was wir damit anfangen sollen: (grüne) Klobos legen und dann Sleep. Natürlich ist Sleep auch im Deck mit viel Evasion gut, aber nicht viel besser als Safe Passage und da wir in UW oder UB nicht unbedingt den bodenbasierten Beatdown machen wollen... Sleep wird es also schon mal nicht.
Jetzt also: Day of Judgment oder Liliana Vess? Wenn man so etwas diskutieren will, heißt es immer: schnurzpiepegal, kommen eh nie im selben Booster vor. Denkste! Auf Day of Judgment habe ich insbesondere auf Magic Online keine Lust, denn sobald der Gegner die Karte einmal gesehen hat, kann er sie exzellent umspielen. Das heißt, man muss mit ihr das Spiel gewinnen – nichts ist schlimmer, als dem Gegner Game 1 den Day of Judgment zu zeigen und dann noch zu verlieren. Außer natürlich ein Gegner, der ihn Game 1 schon umspielt, weil er euer Deck mit der Replay-Funktion ausgescoutet hat und darum genau Bescheid weiß. Dazu ist Mass-Removal noch so unendlich schwer zu spielen, weil man genau überlegen muss, ob man nun besser zurückhält oder versucht, den Gegner zu überrennen, und vor allem wenn man den Gegner überrennenkönnte, muss man es auch versuchen und im Midgame sind die zurückgehaltenen Weenies nicht mehr unbedingt das Gelbe vom Ei. Dazu ist White Weenie ein ernsthaft anzustrebender Archetyp, und wenn ich da was für ausspiele, sollte das in Anbetracht der durchschnittlichen Boardsituation bei einem derartigen Deck lieber Inspired Charge sein.
Liliana wird's, die kann man unmöglich umzocken, und falls wir noch eine Bombe ergattern, darf sich der Gegner damit auch noch herumschlagen, weil wir sie direkt tutorn werden. Dass unser linker Nachbar direkt die Quag Sickness nimmt, können wir auch vernachlässigen.
Direkt beim ersten Booster sieht man, wie das Draften von Magic 2011 funktioniert: Commons sind schlechter als seltenere Karten und die Standard-Coreset-Kreatur ist schlechter als die meisten Nichtkreaturen. Wie es der Zufall so will, haben wir hier mit Day of Judgment und Liliana Vess zwei selten mächtige Karten zur Auswahl. Das weiße Massremoval setzt sich problemlos gegen die durchschnittlichen Flieger durch und Liliana Vess ist als einer der schlechteren Planeswalker immer noch deutlich besser als mittelmäßiges (Quag Sickness) oder situationsabhängiges Removal (Deathmark).
Sleep halte ich persönlich übrigens für eine schreckliche Karte in Blau, da man sich meist komplett gegen die inhärente Kartenvorteils- und Kontrollstrategie der blauen Karten stellen muss, um es vorteilhaft anzubringen. Hinzu kommt, dass es meistens nicht viel mehr tut, als einen Zug zu kaufen, sollte man einmal auf dem Board hinten sein.
Ich entscheide mich gegen Liliana Vess, weil ich sie insgesamt noch ein bisschen zu situationsabhängig finde – hat mein Gegner genau so viele Handkarten, dass ihn der Abwurf stört? Kann mein Gegner sie direkt töten, wenn ich ihre Tutorfähigkeit aktiviere? Außerdem: Falls ich es wider Erwarten schaffe, ein schwarzes Deck voller Bomben zu draften, kann ich immer noch Diabolic Tutor einsammeln, der erfüllt einen ähnlichen Zweck. Ich möchte so viele Karten wie möglich haben, die einen Rückstand wenden und Problemkreaturen vom Tisch räumen können. Day of Judgment schafft beides zum günstigen Preis von .
Der Draft geht mal ganz anders los als der letzte. Anstelle von „the bad vs. the ugly“ gibt es diesmal nur spielbare Karten, von Ornithopter mal abgesehen. Mit Bloodthirsty Goblin, Hornet Sting, Nether Horror, Act of Treason, Deathmark und im weiteren Sinne Sleep sind einige nur bedingt spielbar, aber die restlichen sechs Karten landen dann auch nur unter Corner-Case-Bedingungen nicht im Deck. So viel zur Breite des Boosters.
Was den Pick angeht, stellt sich bloß die Frage: Liliana Vess oder Day of Judgment? Ich musste ein wenig über diesen Pick nachdenken, aber am Ende empfand ich es doch als klare Sache. Liliana hat bei mir die Nase vorn. Day of Judgment ist meines Erachtens zwar die Karte mit höhrem Potenzial, allerdings fügt sie sich so gar nicht in das ein, was ich bisher von weißen Decks gesehen habe. Die wollen nämlich meistens die gute Kurve auslegen und schnell möglichst viel Schaden austeilen. Ein Zorneffekt passt kein Stück in diesen Plan. Daher nehme ich die andere Bombe. Liliana ist zwar sicher einer der schlechteren Planeswalker, doch das Ultimate ist immer noch gut genug und als schwarzer Magier sollte man auch einigermaßen in der Lage sein, sie zu beschützen. Zu guter Letzt spricht für Liliana, dass sie im Gegensatz zum Day of Judgment in fast jeder Situation ein guter Topdeck ist. Nur wenn man schon so unter Druck ist, dass die Wunder direkt von oben kommen müssen, ist die Frau zu langsam.
Unser linker Nachbar wird jetzt ziemlich sicher zum Day of Judgment greifen, und wenn uns der Booster wieder erreicht, bleibt uns in Schwarz möglicherweise noch Deathmark, zumindest aber Nether Horror. Weiß hingegen wird ziemlich sicher abgegrast sein. Kurz zum Horror: Der sieht total schimmelig aus, vor allem im Vergleich zum Barony Vampire: ein Extramana für +1/+0. Ich frage mich allerdings, ob er wirklich schlechter oder am Ende gar besser als der Vampir ist. Der Hintergrund ist der, dass die beiden sich in der Offensive nicht groß unterscheiden. Sie traden mit beliebigen Bärchen und sind damit eh keine besonders erstrebenswerten Angreifer, der Horror ist bloß noch schlechter. In der Defensive hat der Horror jedoch eine sehr relevante Power 4, die ihm erlaubt, gegen fast alle Common-Kreaturen (selbst Spined Wurm und Yavimaya Wurm) abzutauschen, während man mit den drei Punkten des Vampirs kaum etwas anderes töten kann als mit handelsüblichen Bären.
Easy Money im zweiten Booster: Mitotic Slime ist eine Bombe, schön splashbar und GB ist eine gute Farbkombination, da man sich mit dem grünen Fixing mehr Sümpfe für die coolen schwarzen Karten ranholen kann, vom potenziellen Splash einer dritten Farbe ganz zu schweigen. Passt außerdem wie die Faust aufs Auge, um getutort zu werden und dann den Boden mit unendlich viel Material zu verstopfen, während Liliana so richtig wütet. Zusätzlich noch die super Antwort auf den soeben weitergegebenen Day of Judgment.
Grüne Karten haben wir in Pack 1 auch noch nicht gepasst. Unser linker Nachbar nimmt jetzt vielleicht Cultivate, aber wohl eher Cloud Elemental, da UW > GW ist (oder er sowieso den Sleep genommen hat).
Neben dem schwarzen Ritter sind die mit Abstand stärksten Karten im Booster grün: Cultivate und Mitotic Slime. Ich nehme von beiden die bessere, was zufälligerweise die Rare ist. Deren Synergie mit Day of Judgment ist hierbei nicht ausschlaggebend, aber ein netter Bonus.
An der Stelle kann man meines Erachtens Mitotic Slime oder Black Knight picken. Unser linker Nachbar wird aus dem vorangegangenen Booster wahrscheinlich keine schwarze und ganz sicher keine grüne Karte genommen haben. Wenn wir den Schleim nehmen, wird unser Nachbar vermutlich eher das Cloud Elemental als den Black Knight picken, und wenn wir den Ritter nehmen, wird er sich zwischen Schleim und Cloud Elemental entscheiden, je nachdem welche Picks bei ihm vorangegangen sind. Schön und gut, für uns heißt das, dass wir für den von links kommenden Booster gut positioniert sind, unabhängig davon, was wir hier nehmen.
Was unser rechter Nachbar aus diesem Booster nahm, bleibt leider weitgehend fraglich, aber vermutlich wird es so in der Gegend von Mind Control gelegen haben, was uns gerade gelegen wäre. Schwarze oder grüne Uncommons, die ich über den Schleim drafte, gibt es eigentlich keine und so ist es auch unwahrscheinlich, dass wir mit dem First Pick unseres rechten Nachbarn kollidieren.
Nach der Kaffeesatzleserei, was unsere Nachbarn so gedraftet haben könnten, bleibt die Frage, was wir denn jetzt nehmen. Ich habe ein wenig mit mir gerungen, aber letztlich ist es wohl doch ziemlich klar. Wir draften Coreset und da wird die Karte mit dem größeren Board-Impact genommen und das ist eindeutig Mitotic Slime. Wie eigentlich jede Farbkombination mit Schwarz ist auch Schwarz-Grün ein durchaus erträglicher Archetyp. Mit anderen Worten, wir haben kaum Ausreden, an der besseren Karte vorbeizugreifen.
Man könnte sich nun noch fragen, warum ich dem Cloud Elemental so wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe, aber an dieser Stelle im Draft (nicht im Deck später!) erfüllt es ungefähr die gleiche Rolle wie der Schleim, nur ist es in fast allen Punkten schlechter: Powerlevel, wahrscheinliche Überschneidung mit unserem rechten Nachbarn, Abschneiden der Farben nach links, Möglichkeit, Karten aus dem ersten Booster zu tabeln, Synergie mit unserem First Pick und Relevanz im entsprechenden Archetyp. Einzig vom Archetyp selbst ließe sich behaupten, er sei ein wenig stärker, aber auch das kann ich noch nicht sicher sagen.
Uff, keine tolle schwarze Karte, was ich ja jetzt am liebsten gesehen hätte. Dann wohl... was? Foresee-Splash? Immerhin eine Möglichkeit. Trotzdem würde ich hier einfach Garruk's Companion nehmen. Vor lauter Power-Creep in den vergangenen Editionen ist leicht zu übersehen, dass ein 3/2er mit Trample für zwei Mana eigentlich ziemlich „wtf“ ist. Einziges Manko? Man sollte massiv viele grüne Quellen im Deck haben, doch schwarze Karten verlangen, dass man jede Menge Sümpfe spielt. Aber wie ich die Signale bisher lese, haben wir sowieso nachher mehr Grün als Schwarz im Deck und die Liliana vielleicht sogar nur im Sideboard.
Dieser Booster bietet sehr viele Entscheidungsmöglichkeiten, weswegen sich eine etwas längere Überlegung lohnt. Beginnen wir mit einer kleinen Farbanalyse, bei der die beiden Hauptremovalfarben schnell erledigt sind.
Schwarz: Es gibt keine schwarzen Karten zu sehen, entweder weil keine im Booster waren oder weil vor uns eine schwarze Common wie zum Beispiel Doom Blade gepickt wurde.
Rot:Chandra's Outrage disqualifiziert sich für mich aufgrund der Doppelfarbigkeit in einer wenig verlockenden Farbe. Um mich in Rot locken zu lassen, braucht es bessere Argumente.
Blau: Dieser Booster beinhaltet mit Azure Drake und Foresee zwei der besten blauen Commons. Man kann durchaus dafür argumentieren, dass Azure Drake generell höher gepickt werden solte als Foresee. Nach Day of Judgment als First Pick und einem grünen Second Pick muss man aber die Option eines grünbasierten mehrfarbigen Kontrolldecks bedenken, für das man auch später noch weiße Flieger und grüne Spinnen einsammeln kann, aber nur begrenzt viele Karten sehen wird, die so effizient Kartenvorteil generieren wie Foresee. Daher ist Foresee mein Favorit sollte ich mich für eine blaue Karte entscheiden.
Grün: Ich halte Giant Growth für einen der besten Instants in M11. Aufgrund der hohen Spellqualität in Basissets läuft man aber schnell in Gefahr, mit viel zu vielen Nichtkreaturen dazustehen, was Combattricks generell abwertet. Hinzu kommt, dass wir mit Garruk's Companion eine ausgesprochen kosteneffiziente Alternative haben, die in diesem Booster aus Kurvengründen die beste grüne Common darstellt.
Weiß: Hier gibt es nur eine Karte, aber die kann dafür Spiele im Alleingang entscheiden. Armored Ascension ist unbeantwortet sehr stark und dementsprechend in der Offensive deutlich besser als in der Defensive. Man darf aber nicht verdrängen, dass es gerade auch im Commonbereich sehr viele Karten gibt, die die Ascension beantworten. Die Gefahr von Plummet und Naturalize macht die Aura selbst gegen Grün zu einem Risiko. Aber nicht nur aus diesen Gründen kommt Armored Ascension für mich nicht infrage – ich habe zwar den Draft mit einer weißen Karte begonnen, aber die Decks, in denen Day of Judgment am besten ist, und die, in denen Armored Ascension am besten ist, haben wenig gemeinsam. Wenn ich meinen dritten Pick also nur vom First Pick abhängig machte, würde ich Foresee nehmen, weil es besser zu Day of Judgment passt als Armored Ascension.
Die Entscheidung zwischen Foresee und Garruk's Companion ist keine einfache. Das reine Powerlevel von Foresee mag etwas höher liegen, aber die grüne Kreatur füllt einen wichtigen Platz in der Kurve. Ich entscheide mich trotz meiner Vorliebe für blaue Karten für den treuen Begleiter.
Weiterhin viele gute Karten auf ähnlichem Qualitätsniveau, aber letztlich doch erstaunlich wenig Auswahl für uns. Giant Growth ist anständig und in einer unserer aktuellen Farben. Schwarz bietet nichts und die beste Karte im Booster ist Chandra's Outrage gefolgt von Azure Drake. Doppelrot ist mir an dieser Stelle allerdings zu heiß, sodass die Wahl für mich auf Azure Drake oder Giant Growth fällt. Aber während Giant Growth im Coreset durchaus nett und vermutlich auch unterbewertet ist, finde ich den Azure Drake nicht nur gut, sondern richtig gut. Der blockt nämlich so ziemlich alles, was Common ist und weniger als fünf Mana kostet und kann zudem noch ganz passabel angreifen. Da eine sinnvolle Fixierung auf eine Farbe im Angesicht dieser qualitativ hochwertigen, farblich gut verteilten Karten eher schwer fällt und wenig zwingend ist, nehme ich erst einmal die Karte, die ich für stärker halte.
Aha, jetzt schnell Corrupt? Die fette Anticombo mit Garruk's Companion, von welchem wir bereits einen zweiten aufsammeln könnten. Da ist guter Rat teuer. Natürlich könnte ich es mit Corrupt versuchen, dann brauche ich aber massig Manafixing wie zum Beispiel das Cultivate, was wir in dem Fall nun erneut weitergeben würden. Da nehme ich mir das lieber und bereite mich schon einmal darauf vor, noch eine dritte Farbe (oder, wenn es ganz krass kommt, die Liliana) zu splashen.
Wir können das Corrupt getrost weitergeben und uns den hervorragenden grünen Commons widmen. Meine persönliche Rangliste der vier Karten beginnt mit Cultivate, gefolgt von Garruk's Companion, Sacred Wolf und zu guter Letzt Llanowar Elves. Die einzige Frage, die ich mir zu diesem Zeitpunkt stelle, ist, ob meine ersten drei Picks dafür sprechen, Garruk's Companion über Cultivate zu picken. Hierbei geht es um zwei Commons, von denen man auch gerne mehrere spielt, wobei man bei multiplen Cultivate aufpassen muss, entsprechend gute Karten zu splashen beziehungsweise in sie hereinzurampen. Aus Flexibilitätsgründen nehme ich Cultivate, damit kann ich Day of Judgment, Removal und/oder zukünftige Bomben splashen, aber selbst in einem aggressiveren Deck ist die Sorcery vollkommen in Ordnung, wenn auch etwas schlechter als ein weiterer Companion. Dieser würde mich zu diesem Zeitpunkt jedoch stärker festlegen, als mir das lieb ist, sowohl strategisch als auch manatechnisch. Falls sich mein Deck zu einem Kontrolldeck entwickeln sollte, ist der erste Companion übrigens keineswegs unnütz, eine 3-Power-Kreatur für nur zwei Mana ist in der Defensive ebenfalls hervorragend zu gebrauchen.
Einmal durchschnaufen! Nach den schwierigen Anfangspicks, bei denen ich mir keineswegs sicher bin, immer das Richtige genommen zu haben, fällt die Wahl hier ganz eindeutig auf Cultivate. Der Booster ist nicht besonders stark und Cultivate ist eine gute Karte, die auch unsere bisherigen Picks zusammenhalten kann.
So, spätestens jetzt heißt es zum Glück schon mal relativ eindeutig nicht: „Hätte ich doch bloß Day of Judgment/Sleep genommen.“ Stattdessen gibt es den soliden Nightwing Shade und dann GB(x).
Ein schwacher Booster. Palace Guard passt zu unserem First Pick, aber bisher haben wir keine weißen Signale bekommen und ein unspektakulärer 1/4er haut mich nicht vom Hocker. Meiner Meinung nach liegt die Entscheidung zwischen Call to Mind, Nightwing Shade und Arc Runner. Letzterer gefällt mir besser als Lava Axe, weil wir mit unseren grünen Kreaturen und ein paar Runnern Fling deutlich aufwerten können. Nightwing Shade werde ich aus Signalgründen weitergeben, denn ich glaube, nicht dass ich zu diesem Zeitpunkt noch erfolgreich in Schwarz einsteigen kann. Wenn ich mich im letzten Booster für Garruk's Companion entschieden hätte, würde ich zum Arc Runner greifen, aber zusammen mit Cultivate und Day of Judgment bin ich optimistisch, dass ich eine gute Verwendung für Call to Mind finden werden.
Und es folgt gleich noch ein verhältnismäßig einfacher Pick. Die Auswahl besteht hier zwischen Nightwing Shade und Child of Night. Beide schaffen es sicher nur ins Maindeck, wenn Schwarz eine unserer Hauptfarben wird, aber das kommt unserer Liliana Vess eh gelegen. Da liegt mir der solide Zweidrop allerdings näher als der dicke Flieger. Langsame Kreaturen gibt es in Grün einerseits genug und andererseits wertet das Child mögliche Giant Growth deutlich auf.
Wieso hat Nether Horror eigentlich absolut nix mit Graveyard-Rekursion zu tun? Stattdessen ist er die lang ersehnte Möglichkeit, das Deck mit acht Giant Cockroach im Pauper zu zocken... Wie auch immer. In diesem Limited-Format ist 4/2 so gut wie noch nie, weil das hervorragend mit den grünen Klobo-Würmern abtauschen kann. Die spiele ich aber lieber selbst aus und verwende meinen Pick stattdessen auf Prized Unicorn, welches genauso cool mit Goblin Piker abtauscht wie der Nether Horror, dazu noch Kartenvorteil erzeugen und vor allem die im Coreset-Limited sehr beliebten Stalls beenden kann.
Weder Runeclaw Bear noch Prized Unicorn passen besonders gut zu den bisherigen Karten. Preordain und Scroll Thief haben beide nicht besonders viel Einfluss aufs Board und liegen außerdem in einer Farbe, die wir nicht unbedingt vertiefen wollen. Damit bleibt für uns die weiße Karte, die vorteilhaft mit Day of Judgment interagiert und derweil eindrucksvoll den Boden zumacht.
Nachdem die letzten beiden Booster nichts in Blau hergegeben haben, ist jetzt mal wieder noch ein Scroll Thief drin. Wirklich beeindruckend ist der meines Erachtens aber auch nur in einem Deck, welches gut darauf ausgerichtet ist, will heißen: mit viel Bounce oder Removal. Danach sieht unser Deck bisher nicht aus, daher ziehe ich es vor, hier in den Farben zu bleiben, in denen ich schon jeweils zwei Karten habe. Das heißt Runeclaw Bear, Nether Horror oder Prized Unicorn. Bärchen sind in diesem Format wohl am besten, wenn die Gegner sie spielen, daher scheidet Runeclaw Bear aus. Für das Prized Unicorn wird unser Deck vermutlich nicht aggressiv genug sein, so bleibt nur der Nether Horror.
Diabolic Tutor auf Liliana Vess auf Mitotic Slime. Oder direkt Tutor auf Slime. Oder Tutor auf das fünfte Land, wenn man beide schon auf der Hand hat und screwed ist. Tutor ist superklobig, aber in grünen Decks ist das etwas weniger schlimm und vor allem der Slime kann das Tempo ordentlich wieder hereinholen, wohingegen Liliana den Gegner direkt weghaut, falls das Tempo gerade sowieso kein Problem sein sollte.
Ich kann mir nur wenige Decks vorstellen, in denen ich zwei Call to Mind spielen möchte, und die sind definitiv nicht grün-weiß. Also nehme ich hier den unspektakulären Palace Guard, der es wegen seiner hohen Toughness aber zumindest ziemlich sicher ins Deck schaffen wird.
So langsam ist nicht mehr viel drin. Duress als Sideboardkarte oder Diabolic Tutor? Ich finde Duress okay und Diabolic Tutor ist endsklobig, aber bei dem Tutor bekommt man anschließend ja auch was fürs Geld. In Schwarz-Grün stehen die Chance nicht so schlecht, dass man nachher genau die Karte suchen kann, die man braucht: beispielsweise Doom Blade, Giant Spider, Duskdale Wurm oder eben Liliana Vess.
Zu guter Letzt noch Disentomb, das ich schon fast vorhin in Erwägung gezogen hätte. Da gab es noch Alternativen und ich dachte mir, ein Disentomb bekomme ich sicher irgendwann später. So schnell hätte ich diese Prophezeiung am liebsten nicht erfüllt gesehen, aber was soll man machen? – Viscera Seer draften jedenfalls nicht.
Ganz standardmäßig sind wir jetzt GB. Wir haben bereits Acceleration/Fixing, Klobigkeit und Bomben. Unsere linken Nachbarn sind derweil vermutlich irgendwie Blau und Weiß. Als neunten Pick bekommen wir wahrscheinlich noch Nether Horror, mit etwas Glück aber auch Hornet Sting oder sogar Deathmark, das in diesem Format (wie jeder andere Color-Hoser) nur im Sideboard starten sollte, falls man es sich erlauben kann, aber (im Gegensatz zu jedem anderen Color-Hoser) absolut akzeptabel im Maindeck ist. Als zehnten Pick darf man dann noch auf Mind Rot hoffen und danach gibt es wahrscheinlich Bog Raiders fürs Sideboard beziehungsweise als Füller oder alternativ Drowned Catacomb für den etwaigen Blausplash. Selbst als zwölften Pick könnte man in Anbetracht der Kartenqualität noch Duress fürs Board ergattern und mit viel Glück sogar Llanowar Elves, denn wirklich erbärmliche Karten waren in dem Booster einfach nicht.
Alles in allem fühle ich mich, als hätte ich das Dilemma des First Picks absolut richtig gelöst, und freue mich schon auf den Feuerball zum Splashen im zweiten Booster.
Bei dieser Artikelform läuft man sehr schnell Gefahr, die Bewertung der einzelnen Picks vom Inhalt der nachfolgenden Boostern abhängig zu machen. Die ersten beiden Rarepicks würde ich jederzeit wieder so machen, und gegen Ende hin boten die eher leeren Booster wenig Optionen. Eine gleichzeitig wichtige und schwere Entscheidung bot Pick 3, wo ich mich für Garruk's Companion über Foresee, Azure Drake, Chandra's Outrage und Armored Ascension entschieden habe. Hier kann man für jede Karte Argumente finden und ich bin gespannt, was andere Drafter in der gleichen Situation nehmen würden.
Ich weiß nach acht Picks nicht, ob ich später nur zwei der drei gepickten Farben spiele oder alle drei, aber der Grundstein für ein kontrolligeres WUG-Deck ist gelegt. Alles in allem bin ich zufrieden mit der sich abzeichnenden Kartenauswahl sowie der Tatsache, dass wir es hoffentlich geschafft haben, unseren linken Nachbarn in Schwarz zu positionieren. Wie schon im letzten Draftbattle war es nicht besonders einfach zu erkennen, was die Drafter zu unserer Rechten so treiben – aber auch mit so spärlichen Farbsignalen muss man wohl oder übel auskommen.
Insgesamt sieht das wirklich nicht übel aus. Mit Mitotic Slime und Liliana Vess haben wir bereits zwei Hochkaräter im Deck. Danach wurden die Playables ein wenig knapp, aber aus dem ersten Booster wird bestimmt noch mindestens eine spielbare Karte zurückkommen. Damit wären wir gar nicht so weit im Rückstand, was die Anzahl der soliden Karten angeht, und haben akzeptable Füller. Dazu kommt, dass in M11 bis auf Rot eigentlich alle Farben einigermaßen tief sind und wir mit Cultivate zur Not sogar schon den Grundstein für einen Splash gelegt haben.
Meine bisherigen Draftergebnisse in diesem Format sind so durchwachsen, dass ich nicht behaupten will, ich hätte perfekt gedraftet oder wäre auf dem optimalen Weg zu einem starken Deck, aber wenn wir noch ein bisschen Removal sehen und im weiteren Draftverlauf hin und wieder auf die Kurve schauen, sollte zumindest ein passables Deck dabei herumkommen.
Besten Dank an die Pros! Jetzt seid ihr gefragt. Betrachtet noch einmal die Gesamtübersicht aller Picks...
...und stimmt ab! Wer hat am sinnvollsten gedraftet und am schlüssigsten argumentiert? Wessen Entscheidungen hättet ihr genauso getroffen, oder umgekehrt: Bei wem habt ihr vielleicht noch etwas dazugelernt? Kurzum, wer hat gewonnen?
Getreu demokratischer Prinzipien handelt es sich diesmal um eine geheime Wahl. Die Bekanntgabe des Ergebnisses folgt irgendwann, spätestens beim nächsten Battle of Pros.