 Wieder einmal einer dieser Abende – man ist eigentlich viel zu müde, müsste am nächsten Morgen wieder früh aus dem Haus, aber da wäre ja noch das Midnightprerelease. Welches man ja ohnehin nach dem ersten Loss wieder verlässt und sich schlafen legt, weil man ja viel zu müde ist … aber was soll's. Innerer Nerd: 1 – Vernunft: 0. Also gilt es, sich zuerst einmal den Abend um die Ohren zu schlagen, am besten nicht mit allzu viel ermüdenden Getränken, um mindestens halbwegs noch bei der Sache zu sein, wenn die Turmuhr dann zwölfmal schlägt. Eigentlich wäre Mulholland Drive ein sicherer Weg gewesen, um nicht einzuschlafen, aber zeitlich hätte das schon wieder nicht gepasst, also Jumanji. Hätte eher zu Naya und zum Alara-Prerelease gepasst, aber für Terminator oder irgendeinen schnöden Roboterfilm konnten wir uns, nur um dem Thema der Nacht gerecht zu werden, dennoch nicht begeistern. Und Jumanji ist ja auch ein cooler Film – zumindest wenn man ihn in der frühen Adoleszenz mal geschaut hat und irgendwie emotional, wie bei Ex-Lieblingsfilmen (und auch sonstigen Ex-en/Echsen) üblich, daran hängt. Der langen Rede kurzer Sinn: Nachdem das dicke Nashorn wieder im Spielbrett verschwunden war, waren der große sowie der kleine Zeiger dann tatsächlich in der oberen Hälfte der Uhr angekommen und wir machten uns auf den Weg ins Ungewisse, nach vorne schauend zu einem neuen Format, gleichzeitig rückblickend auf das alte Mirrodin. Zurück in die Zukunft sozusagen. Nach dem üblichen Smalltalk – „Wie geht's? Wie geht's deiner Schwester? Hast du Tauschkarten mit? Prost!“ – lag dann Minuten später folgende Materie vor mir:
Dass man gerne aus dem Vollen schöpft, wenn es um die Zerstörung von heiligen Relikten geht, weiß ich seit Mirrodin und der Reformation, und da drei Farben – selbstverständlich hübsch gefixt durch die neuen Doppelländer – gerade diese Zerstörung anboten, nahm ich dankend an und machte mich an den Bau folgender Arche:
Rage against the Machine
Sieben Rares im Deck, da wurde myr ganz warm ums Herz. Keine Rede von Cheaten, sondern ein Land (was sonst?) war glitzerglänzern. Die Pools, nicht nur mein eigener, schienen mir überhaupt nicht einfach zu bauen. Playables hat man meist mehr als genug, der schöne Ausgleich zwischen Artefakten und farbigen Spells will wohl überlegt sein. Die Synergien sind stark, verlangen einem aber oft Kompromisse ab. Das Grundgerüst meines Decks war relativ klar – zum Schluss hatte ich jedoch ein ziemliches Gehedder mit folgenden Karten:
Fragen über Fragen … Im Endeffekt entschied ich mich dafür, Liquimetal Coating zu testen, und ich muss sagen, ich bin nicht enttäuscht. Klar, außerhalb des „Rage against the Machine“-Decks macht die Karte wohl zu wenig – man will schon einiges an Shatter und Konsorten, aber die Syergieliste des Coatings in dem Deck ist fast endlos: Sylvok Replica, Etched Champion, Darksteel Juggernaut, Abuna Acolyte, Revoke Existence, Shatter, Barrage Ogre, Tel-Jilad Defiance. Ich spielte 4-1, ohne meinen tollen Rare-Engel gespielt zu haben, und griff noch ein paar Booster ab, was die Nacht irgendwie doch lohnenswert machte. Obwohl man sich jedesmal schwört, dass man das nächste Midnightprerelease nicht mehr zocken wird – man wird eben auch nicht jünger. Meine große Erkenntniss des Tages (oder eben der Nacht) lautet: Das Sealedformat ist leider mal wieder extrem bombenlastig. Am gemeinsten sind die farbigen Bomben (wir blenden Molten-Tail Masticore geschickt aus), da es auf diese quasi keine anständigen Antworten gibt. Selbst Arrest, welcher wohl die beste Waffe gegen garstige Kreaturen darstellt, ist nicht endgültig. Im alten Mirrodin, und das fand ich auch fair so, war der Hate praktisch ausschließlich gegen Artefakte gerichtet – Shatter, Deconstruct, Oxidize, Detonate, Viridian Shaman und so weiter. Im neuen Mirrodin nehmen die Verzauberungen extremen Splash-Damage von Karten wie Slice in Twain, Revoke Existence oder Sylvok Replica. Des Weiteren möchte ich hier einige lose Gedanken anbringen, die ich mir zu der Edition gemacht habe. Ich stelle zwar nicht den Anspruch, der erste zu sein, welcher diese Theorien von sich gibt, aber sie bedürfen durchaus Wiederholung und ich nehme an, dass ein paar Gedanken euch doch neu sind. Myrs: Erster Punkt, weil wichtigster, aber anscheinend nicht offensichtlich: Leute, spielt diese Manamyrs! Auch die außerhalb eurer Farben. Im Sealed will man immer vier Myrs im Deck haben, im Draft – außer man hat das superfokussierte Infectdeck mit den tausend 2-Drops – ebenfalls. Warum selbst Off-Color-Myrs besser als das 16. und 17. Land sind? Metalcraftcount +1! Acceleration! Equipmentträger! Glaubt mir einfach blind: Meist gehören alle Manamyrs aus eurem Pool ohne Wenn und Aber in euer Deck. Und im Draft pickt ihr sie gefälligst hoch! Das tat man schon damals und mittlerweile sind die kleinen Maschinchen sogar noch wichtiger, da Metalcraft sie dringender benötigt als Affinity. Infect: Dass man, zumindest bei evasiven Tieren, die Power von Infectern quasi mit zwei multiplizieren darf, da man statt 20 Schadenspunkte nur zehn Giftmarken verteilen muss, liegt auf der Hand und wurde bereits mehrere Male erwähnt. Dass man Infect und normalen Damage nicht mischen sollte, da man sonst quasi 30 Leben abarbeiten muss, ebenfalls. Etwas erweitert sollte außerdem bereits bekannt sein, dass Combat-Tricks, die die Power von Tierchen beeinflussen, bei Infectern doppelt effizient sind. Ein Hoch auf Off-Color-Trigon of Rage, beispielsweise. Etwas, was hingegen vielleicht noch nicht allen bewusst ist, ist die Tatsache, dass Infectkreaturen eine wunderbare Sideboardtech gegen Infect darstellen. Ichorclaw Myr, der schier unbesiegbare 2-Drop? Da stell' ich halt mal meinen geboardeten Plague Stinger davor. Die ach so verhasste Blight Mamba? Da flashe ich doch mal meinen Carrion Call. Und so weiter. Klar müsst ihr aufpassen, dass euer Deck nach dem Boarden nicht völlig unfokussiert ist; die Infecter müssen einem defensiven Zweck dienen, während ihr eure Bemühungen etwas mehr ins Lategame steckt. Synergien des Formats und Draftpläne: Nebst dem offensichtlichen Infect und dem ebenso glasklar guten Metalcraft lässt sich im Format auch prima ein UW-Evasion draften, sowie ein rotbasiertes Sacrificedeck um Barrage Ogre, Ferrovore, Furnace Celebration und Perilous Myr. Der Millplan scheint mir eher nicht aufzugehen, ansonsten drehen sich die Synergien weniger um Farben, als um Artefakte und das farbige Removal. Und vielleicht ja noch um die eine oder andere Bombe. Gut vorstellen könnte ich mir im Draft bei einem so bombenlastigen Format, so wie damals bei M10, im ersten Booster möglichst einfarbig zu bleiben und zu schauen, ob man im zweiten eine Bombe aufrupft oder gar eine geschoben bekommt. Widerstandskraft: Ich sage nur Toughness 1. Quasi alles, was in Mirrodin so wuchert, fällt beim ersten Windstoß tot um. Da freut sich der Embersmith (der doch eigentlich Sparksmith heißen müsste), der in meinen Augen eine der allerbesten Uncommons des Sets ist. Weiterhin absolut underrated sind in meinen Augen Karten wie Contagion Clasp, Instill Infection und Fume Spitter, welche ich beim Prerelease immer wieder in Sideboards entdeckt habe. Zum Abschluss möchte ich euch noch eine Liste von Karteneinschätzungen geben – dieses Mal mit farbigen Karten, das nächste Mal mit Artefakten: Overrated Arrest: Versteht mich nicht falsch, der gute Arrest ist immer noch ein First Pick. Aber mit dem ganzen Enchantmentremoval im Format ist er oft eine Lösung, wogegen der Gegner selbst Lösungen hat, sodass der Ball wieder beim ihm ist, was jetzt langfristig mit seiner Bombe passieren soll. Ich glaube, im Gegensatz zum früheren Mirrodin würde ich definitives Removal wie Revoke Existence drüber picken.
Abuna Acolyte: Zwei Schaden zu verhindern, mag nach viel aussehen, und gegen Infect ist er echt auch ganz gut. Trotzdem ist Heilen seit dem Wegfall von Damage auf den Stack nicht mehr so stark wie anhin. Steady Progress: Es gibt Momente, in denen die Karte ganz schön viel macht. Der Normalfall wird wohl aber sein, dass man dem Gegner eine Giftmarke überreicht. Und dafür ist drei Mana, wenn auch für einen Cantrip, in meinen Augen einfach zu viel. Thrummingbird wäre sicher effizienter, doch da Blau ohnehin nicht so sehr am Giftkuchen orientiert ist, sind die Kärtchen eher im Tumble Magnet-Archetyp anzusiedeln, den ich auch noch nicht so recht sehe. Trinket Mage: Er ist cool, und er macht Kartenvorteil. Stimmt. Aber er hat fast nix mehr, was er finden kann. Früher, als alles noch besser war, suchte uns der Gute mal ein Land, mal Bonesplitter, Leonin Bola, Viridian Longbow, die rote oder blaue Spellbomb, Skullclamp und dergleichen. Heute sucht er … den neuen Bonesplitter und nutzlose Spellbombs. Man spielt ihn immer noch, aber man pickt ihn nie so hoch wie früher.
Intimidate: Ganz im Allgemeinen, sei es nun auf Bellowing Tanglewurm oder Geth, Lord of the Vault – die Ability ist in einem Format voller Artefakte einfach nur mäßig, auch wenn sie broken ausschaut. Underrated Myrsmith/Riddlesmith/Embersmith: Die drei besten Schmiede im Format. Klar, sie haben den extremen Nachteil ihrer Widerstandskraft, aber im Gegenzug sind sie immun gegen Artefaktremoval. Und sie machen echt noch mehr, als man glauben mag. Denkt daran, dass der korrekte Ablauf beim Embersmith folgendermaßen aussieht: Seine Fähigkeit wird ausgelöst und ihr bestimmt ein Ziel; euer Gegner reagiert, indem er das Ziel beispielsweise pumpt oder wegopfert; seine Fähigkeit resolvt und ihr bezahlt oder auch nicht. Sobald ihr bezahlt habt, kann euer Gegenüber nicht mehr reagieren.
Glint Hawk/Glint Hawk Idol: Das Format ist langsam und Flieger gibt es nicht in rauhen Mengen. Die zwei Karten können im richtigen Deck Spiele schneller beenden, als sie für den Gegner überhaupt wirklich beginnen. Necrogen Scudder: Lifeloss ist nicht mehr so tragisch wie es zum Beispiel in Zendikar wäre, und 3/3 ist ein ziemliches Monster. Und es fliegt. First-Pick-Kaliber.
Tainted Strike: Im infectbasierten Deck mit ein paar guten Nicht-Infectern einfach unfair. Niemand blockt Nicht-Infecter, wenn er noch auf 20 Leben ist … Arc Trail: Zwei für eins. Immer. Das Ding ist der absolute Hohn! Bloodshot Trainee: Auch von diesem Kerl sind wir Schlechteres gewohnt. Pumpeffekte, auch anhaltende wie Equipment, gibt es einige – nicht wie damals im Time Spiral-Block.
Turn to Slag: In einem langsamen Format mit vielen Spoilern oft ein effizienteres Removal als Arrest. Mit Potenzial zum Kartenvorteil. Das Ding muss immer ins Maindeck. Tel-Jilad Defiance: Unglaublich vielfältig, findet quasi immer ein Einsatzgebiet. Um eines zu nennen: Grafted Exoskeleton überraschend von feindlichen Kreaturen herunternehmen. Tel-Jilad Fallen: Ein wahnsinnig guter Blocker, und im Infectdeck ein Mann, der alleine Spiele entscheidet. |
und der Reformation, und da drei Farben – selbstverständlich hübsch gefixt durch die neuen Doppelländer – gerade diese Zerstörung anboten, nahm ich dankend an und machte mich an den Bau folgender Arche:
