Geänderte Standards
Magic ist ein unglaublich schnelles Spiel. Damit meine ich nicht etwa die Dauer einer durchschnittlichen Partie, sondern die Geschwindigkeit, mit der es seine Entwicklungszyklen durchlebt. Was in der einen Woche brandneu ist, wird wenig später als gegeben akzeptiert. Der Status quo bleibt nie lange erhalten, sondern wird quasi ständig umgeworfen. Manche Gründe für diese Schnelllebigkeit sind strukturell bedingt und dadurch vorhersehbar. Damit meine ich natürlich vor allem den Wandel von Formaten, die durch das vierteljährliche Erscheinen neuer Editionen und die jährliche Komplettrotation eines Blocks nie lange auf einem Punkt verharren.
Zu diesem einigermaßen planbaren Aufflackern und Verfall von Relevanz kommen noch die (von Normalsterblichen zumindest) nicht vorhersehbaren Entwicklungen. Bleibt man weiterhin gedanklich beim Turnierspiel, kommt man sehr schnell auf die Art von Veränderung, die ich meine. Fast jede Woche flattern neue Turnierergebnisse aus aller Welt ins Haus und jede Woche ändert sich das Format ein wenig. Es werden Innovationen zusammengebraut, Antworten auf etablierte Strategien formuliert, bestehende Archetypen weiter ausgearbeitet. Jede Woche werden Sieger gekürt, Verlierer festgemacht, Überraschungen gezeigt. Hier ist es so, dass man zwar vorhersagen kann, dass sich etwas verändern wird, aber in den seltensten Fällen nicht, was genau. Die einzige Konstante ist Veränderung, das wusste schon
Heraklit.
Solche Gegebenheiten verlangen geradezu danach, den Verlauf dieser Veränderungen nachzuzeichnen und festzuhalten. Nur so kann man noch nachvollziehen, wo im Prozess man sich gerade befindet, anstatt Decklisten als gegebene Fixturen anzusehen, an denen nicht gerüttelt werden darf. Ab dieser Woche werdet ihr nun also in jedem Kalenderblatt Decklisten finden. Ich werde darauf eingehen, was die wichtigsten Decks sind und was sich im Vergleich zu letzter Woche verändert hat. Zusätzlich versuche ich, euch Innovationen zu zeigen und ihren Platz im Metagame zu verorten.
Der Zeitpunkt hierfür ist denkbar günstig.
Scars of Mirrodin ist frisch und unschuldig und die erste große Turnierwoche in diesem Format liegt hinter uns. Der gesamte nordamerikanische Kontinent hat bei den States demokratisch ein Ergebnis erspielt. Ein Grundgerüst steht also. Im Gegensatz zu letzter Woche liegen jetzt auch so gut wie alle Decklisten vor und die guten Leute drüben bei
StarCityGames haben sich die Mühe gemacht, alle Decks
tabellarisch aufzulisten. Zusätzlich hat ebengenannte Seite den „Karstenize it“-Button, der ein statistisch gesehen durchschnittliches Deck eines Archetyps erstellt. Feinheiten werden hier zwar plattgebügelt, aber für einen Anfangsüberblick ist das genau, was wir brauchen. Sir, we have a metagame!
Durchschnittliches UW-Control
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4 Glacial Fortress
4 Celestial Colonnade
5 Island
4 Plains
3 Tectonic Edge
2 Seachrome Coast
1 Scalding Tarn
1 Arid Mesa
1 Misty Rainforest
4 Mana Leak
3 Jace, the Mind Sculptor
3 Day of Judgment
2 Jace Beleren
2 Gideon Jura
3 Condemn
4 Wall of Omens
4 Preordain
3 Baneslayer Angel
2 Sun Titan
3 Journey to Nowhere
2 Volition Reins
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Sideboard:
4 Flashfreeze
3 Negate
4 Leonin Arbiter
3 Celestial Purge
1 Volition Reins
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Knapp über 19
% der Top 8 bestehen aus dem guten alten Bekannten. Wie ich schon letzte Woche angedeutet hatte, sind unter dem Mantel dieses Decknamens eigentlich verschiedene Decktypen vereint. Manche versuchen, sich Vorteil mit
Venser, the Sojourner zu erarbeiten, andere machen das Spiel mit den alten Planeswalkern dicht, die auch gleichzeitig ihre Gewinnkarten sind, und wieder andere zürnen und rechnen so lange ab, bis der dicke Engel, Wurm oder Titan das Spiel betreten kann. Man sieht klar, dass der Mainstream kurz nach der Rotation noch nicht ganz mit den neuen Weltenwanderern (in meinem W
ortschatz gibt es die deutsche Übersetzung noch) warm geworden ist.
Magic-Spieler sind im Herzen stockkonservativ und so verwundert es nicht, dass das teuflische Trio aus
Gideon Jura,
Jace, the Mind Sculptor und seinem fairen Bruder immer noch Konsens ist. Die Wahl der Finisherfettfratzen (
Baneslayer Angel und
Sun Titan) lässt sich in diesem Kontext ebenf
alls gut erklären. Ob diese Konstellation sich auch mittelfristig durchsetzt, bleibt abzuwarten. Wie immer braucht es erst einige Pros, die sich etwas trauen, damit es den durchschnittlichen Bauern schmeckt. Kontrolldecks sind natürlich immer auf ein bekanntes Metagame angewiesen, weswegen sich viele zu diesem Zeitpunkt noch auf die allgemeingültigsten Antworten verlassen. Hier ist Wandel vorprogrammiert.
Durchschnittliches Valakut-Ramp
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6 Forest
12 Mountain
4 Valakut, the Molten Pinnacle
3 Terramorphic Expanse
2 Evolving Wilds
4 Primeval Titan
4 Cultivate
3 Avenger of Zendikar
3 Summoning Trap
4 Explore
4 Khalni Heart Expedition
4 Lightning Bolt
3 Harrow
2 Wurmcoil Engine
2 Oracle of Mul Daya
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Sideboard:
4 Pyroclasm
4 Obstinate Baloth
4 Naturalize
3 Acidic Slime
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Durchschnittliches Eldrazi-Ramp
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11 Forest
1 Eye of Ugin
4 Eldrazi Temple
1 Mystifying Maze
4 Khalni Garden
4 Tectonic Edge
1 Verdant Catacombs
1 Ulamog, the Infinite Gyre
4 Primeval Titan
4 Overgrown Battlement
4 Summoning Trap
1 Emrakul, the Aeons Torn
3 Explore
3 Wurmcoil Engine
4 Joraga Treespeaker
2 Cultivate
4 Growth Spasm
1 Kozilek, Butcher of Truth
2 Everflowing Chalice
1 All Is Dust
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Sideboard:
4 Obstinate Baloth
2 All Is Dust
4 Terastodon
2 Pelakka Wurm
3 Nature's Claim
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Alle Fans von Manabeschleunigung müssen dagegen zurzeit bloß eine schwierige Entscheidung treffen: Gehe ich den Weg zum heiligen Berg (knapp 17
% spielten
Valakut) oder bete ich die Eldrazi-Götter an (14,5
%)? Es ist also eine Frage des Glaubens. Und wie das so ist bei Religionen, hat man, sobald man sich für eine entschieden hat (hoffentlich aus freiem Willen) und erst mal in der Schose drinsteckt, nicht mehr allzu viel Freiheit. Große Religionen sind gut darin, Dogmen zu erheben und so hat man auf beiden Seiten der Rampmedaille nicht viel Spielraum.
Primeval Titan und diverse andere Beschleunigungssprüche braucht man unbedingt und danach entscheidet nur die Wahl der Finisher über den Decktyp. Manche
Valakut eure haben es mit
Koth of the Hammer versucht, waren aber anscheinend nicht sehr erfolgreich damit. Die einzige neue Karte, die beide Decks mit offenen Armen empfangen haben, ist
Wurmcoil Engine. Der farblose Titan ist anscheinend so ein Kraftpaket an geballter Effizienz (ich sollte weniger Autowerbung schauen), dass man oft gar nicht in höhere Managefilde
vordringen muss, wenn man ihn auf dem Tisch hat. Bei UW-Control habe ich größere Veränderungen vorausgesagt, bei den beiden Rampdecks tendiere ich momentan eher dazu, dass sie sich kaum verändern werden. Größere
Umwälzungen wird es hier wohl erst geben, wenn das Kontrolldeck herausfindet, wie man verlässlich gegen
Valakut gewinnt.
Oh, um noch mal auf den Aspekt zu kommen, dass
Magic-Spieler konservativ sind: Habt ihr mal die Prozentzahlen der drei meistgespielten Decks zusammengezählt? Richtig, über die Hälfte des Feldes entschied sich für einen der drei Favoriten!
Durchschnittliches Red Deck Wins
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13 Mountain
4 Arid Mesa
4 Scalding Tarn
3 Teetering Peaks
4 Goblin Guide
4 Lightning Bolt
4 Burst Lightning
3 Kargan Dragonlord
3 Koth of the Hammer
4 Plated Geopede
4 Searing Blaze
3 Molten-Tail Masticore
3 Staggershock
4 Kiln Fiend
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Sideboard:
3 Mark of Mutiny
4 Brittle Effigy
4 Tunnel Ignus
3 Manic Vandal
1 Arc Trail
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Wer gerne Nichtkontrolldecks optimiert, wird wohl einen Internetorden dafür bekommen, wenn er das perfekte rote Deck ertüftelt hat. Im Moment bastelt irgendwie jeder an seiner persönlichen Liste und die Varianten reichen vom hier vorgestellten Aggrodeck über Big Red bis zu einem Artefaktsubthema. Viele starke rote Karten sind gegenwärtig vorhanden und selbst ein mächtiger Planeswalker hat sich in die eigentlich in diesem Aspekt „traditionell“ vernächlässigte Farbe verirrt. Wenn das Ganze noch ein klein wenig fokussierter wird, könnte RDW in die heiligen Hallen der besten drei Decks aufsteigen. Insgesamt kann ich mir aber auch durchaus vorstellen, dass der Plan dafür ein wenig midrangiger ausgelegt werden muss, was ich aber nicht weiter begründen will, weil ich traditionell (diesmal ohne Anführungszeichen) keine Ahnung von roten Decks habe.
Durchschnittliches Elf-Aggro
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13 Forest
3 Oran-Rief, the Vastwood
4 Tectonic Edge
4 Llanowar Elves
4 Elvish Archdruid
3 Eldrazi Monument
4 Arbor Elf
3 Ezuri, Renegade Leader
3 Garruk Wildspeaker
4 Joraga Treespeaker
4 Fauna Shaman
3 Nissa's Chosen
4 Copperhorn Scout
4 Sylvan Ranger
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Sideboard:
4 Tajuru Preserver
4 Leyline of Vitality
4 Plummet
3 Naturalize
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Erstaunlich oft gespielt wurden übrigens die Spitzohren.
Ezuri, Renegade Leader allein scheint sie wieder in das Land der Spielbarkeit gebracht zu haben. Liegt es daran, dass das Deck schnell eine Unmenge an Mana produzieren und so den Gegner in kürzester Zeit
überrennen kann? Oder daran, dass der neue beste Mann im Wald die altbekannte Schwachstelle, nämlich die Anfälligkeit gegenüber
Day of Judgment, abdeckt? Ist
Copperhorn Scout der MVP? Und findet ihr es nicht auch lustig, dass es
Nissa's Chosen ins durchschnittliche Maindeck schafft, aber nicht Frau Revane selbst?
Die für mich wichtigste Frage ist aber, ob die vergleichbar hohe Prozentzahl an Elfendecks (immerhin noch fast 7
%) damit zu tun hat, dass die States zwar eine Art von Turnier sind, das jeder gern besucht, aber gleichzeitig nicht gerade vor Professionalität strotzen. Ihr kennt ja das böse Klischee, dass die Affinität zu Elfen mit den Fähigkeiten des Spielers in einem negativen Zusammenhang steht. Mein Vorschlag: Nehmt das Elfendeck einfach mal in euer Testgauntlet mit auf und vergleicht seine Performance mit den Rampdecks. So bekommt man eventuell einen ganz guten Einblick in das Schicksal der Baumumarmer. (Elfen wären auch gegen Stuttgart 21.)
Durchschnittliches UB-Control
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4 Swamp
4 Island
4 Drowned Catacomb
4 Creeping Tar Pit
3 Tectonic Edge
4 Darkslick Shores
2 Verdant Catacombs
4 Mana Leak
4 Jace, the Mind Sculptor
4 Doom Blade
4 Preordain
2 Frost Titan
2 Grave Titan
2 Stoic Rebuttal
3 Disfigure
2 Jace Beleren
2 Jace's Ingenuity
3 Ratchet Bomb
1 Volition Reins
2 Gatekeeper of Malakir
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Sideboard:
3 Flashfreeze
2 Disfigure
3 Memoricide
4 Duress
2 Consume the Meek
1 Negate
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Durchschnittliches UR-Control
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6 Mountain
11 Island
4 Scalding Tarn
2 Terramorphic Expanse
2 Tectonic Edge
4 Mana Leak
3 Jace, the Mind Sculptor
4 Preordain
3 Frost Titan
3 Everflowing Chalice
3 Lightning Bolt
3 Jace Beleren
2 Flame Slash
2 Jace's Ingenuity
3 Pyroclasm
2 Volition Reins
2 Into the Roil
1 Stoic Rebuttal
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Sideboard:
4 Flashfreeze
3 Pyroclasm
3 Negate
2 Volition Reins
2 Flame Slash
1 Dispel
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Jetzt kommen wir zu den beiden Kontrollvarianten, die zwar relativ spärlich vertreten waren (2,77
% und 2,46
%), die ich aber dennoch für sehr starke Decks halte. Beide Decks verbindet eine ähnliche Strategie. Sie versuchen, das Spiel so lange zu verlangsamen, bis sie ihren Spruch spielen können, der ihnen das Spiel gewinnt. Das klingt zunächst simpel, enthält aber eine für Kontrolldecks andere Vorhergehensweise als sonst. Spielt man eine dieser Listen, erkennt man an, dass es heutzutage kaum mehr möglich ist, die absolute Kontrolle über das Spiel zu erhalten. Es gibt einfach zu viele Faktoren, die einem das Leben zur Hölle machen können (vor allem Planeswalker) und auch eine eigentlich unverlierbare Situation noch umkehren (vor allem Planeswalker).
Der große Gewinner der States in der Kategorie Einzelkarten ist übrigens
Frost Titan. Lange verschmäht erkennen die Spieler langsam, dass der blaue Riese eine Antwort auf fast jede Frage im Format darstellt und jeden anderen Titan (auch den farblosen) im Mann-gegen-Mann-Kampf … umgeht.
Durchschnittliches Kor-Weenie
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15 Plains
4 Arid Mesa
1 Marsh Flats
4 Kor Outfitter
4 Kor Skyfisher
4 Quest for the Holy Relic
4 Stoneforge Mystic
2 Argentum Armor
4 Ornithopter
4 Memnite
4 Glint Hawk
1 Sword of Body and Mind
4 Kor Duelist
3 Adventuring Gear
2 Squadron Hawk
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Sideboard:
4 Kor Firewalker
3 Leonin Arbiter
4 Revoke Existence
4 War Priest of Thune
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„
Plains,
Quest for the Holy Relic,
Memnite,
Ornithopter, go.
Plains,
Glint Hawk, replay
Ornithopter,
Kor Duelist,
Argentum Armor suchen, an
Memnite anlegen, Angriff.“ So klappt das natürlich nicht immer, aber glaubt mir: Das Deck ist zu echt kranken Starts fähig. Natürlich ist bei solchen Decks immer ein bisschen Glücksspiel dabei, aber der Plan B (ein halbwegs solides Weenie-Deck) ist auch noch akzeptabel. Mich würde interessieren, wie oft dieses Deck auf allen States zusammen gespielt wurde (also nicht nur in den Top 8). Dann könnte ich viel besser beurteilen, ob die Statistik auf der Seite der Kor ist. Solche Strategien ziehen nämlich erfahrungsgemäß extrem viele Spieler an; und wenn es von denen dann nur sieben unter die besten acht geschafft haben, würde das wohl eher gegen die kleinen Männer in zu großen Rüstungen sprechen.
Mein Tipp für alle, die so etwas interessant finden: Goldfischt einige Male mit dem Deck und findet heraus, ob ihr euch in einer All-in-Situation wohlfühlt. Manchmal hat man halt
Deus of Calamity und manchmal macht man Beatdown mit
Magus of the Moon.
Grander Prix
Nächstes Jahr startet das Projekt
Magic Weekend, was im Prinzip nichts anderes heißt, als dass die Pro Tour in einen noch größeren Rummel eingebettet ist als bisher. Der Fokus dieser Aktion liegt ganz klar darauf, zu betonen, dass man auch ein unvergessliches Wochenende auf der Tour haben kann, wenn man nicht qualifiziert ist. Warum ich diese alte Nachricht aufwärme? Weil jetzt bekannt ist, dass alle die beim parallel (okay, leicht versetzt) stattfindenden Grand Prix in Paris teilnehmen, diese beiden Karten mitnehmen können:
Die gesamte Saison 2001 werden diese Schmuckstücke an die Teilnehmer des jeweiligen Turniers verteilt. Den Pro-Tour-Ajani können, sollte sich die Policy nicht ändern, auch Spieler erhalten, die nicht für den Elefantenzirkus qualifiziert sind. Sie müssen einfach nur ihre DCI-Nummer angeben und schon halten sie eine weitere Karte in der Hand, über die sich die bessere Hälfte beschweren kann, weil sie die Wohnung zumüllt.
Oh, und habe ich schon erwähnt, dass in circa anderthalb Wochen der
Grand Prix Bochum stattfindet? Ihr solltet da wirklich unbedingt hinfahren, denn Limited-Grand-Prix auf europäischem Boden sind immer (ohne Ausnahme) gigantisch und ein riesiges Erlebnis. Ich weiß, ich mache übermäßig viel Werbung dafür, aber ich freue mich wie ein kleines Kind darauf und wünsche mir, dass das der größte Grand Prix aller Zeiten wird. Erfüllt ihr mir meinen Herzenswunsch und kommt nach Bochum?
Eigentlich wollte ich euch diese Woche ja einen Primer zur Verfügung stellen, aber aus Platzgründen wird das Vorhaben auf nächste Woche verschoben. Keine Angst, eine weitere Woche müsst ihr nicht warten (stellt euch einfach vor, wie ich mir an dieser Stelle auf die Schenkel klopfe). Wer unbedingt wissen möchte, was er denn alles beachten sollte, hier die Cliffsnotes: Am Vortag gibt es ab 12:00 Uhr Trials und abends ein Super Friday Night
Magic, am Samstag und Sonntag nicht nur das Hauptturnier, sondern eine Menge anderer Events über alle Formate verstreut, ihr bekommt Umezawa's Jitte und eine Deckbox geschenkt, Christopher Moeller und Steven Bellendin sind die Künstler (Wow!) und euch wird keine Sekunde langweilig sein. Zufrieden?
Wizards: Play, Not Work
Der erste Abschnitt dieses Artikels hat es schon angedeutet: Heute sind Veränderungen ein Subthema. Auch das Wizards Play Network (WPN) ist davon betroffen. Das WPN wurde 2008 ins Leben gerufen und soll dabei helfen, Communities besser zu unterstützen. Dabei konnten Turnierveranstalter bisher unabhängig von einem Laden Promomaterial erhalten und sogar Prereleases veranstalten, wenn sie denn genügend Spieler akquiriert hatten.
Folgende Mail erreichte alle Turnierorganisatoren am Freitag:
„Im Rahmen unserer kontinuierlichen globalen Bemühungen, in Hobbyläden robuste Magic- und D&D-Spieler-Communities aufzubauen, stehen beginnend mit der Anmeldungsrunde für die Friday Night Magic Events für Dezember, die am 15. Oktober beginnt, WPN-Level und -Vorteile nur noch Ladengeschäften zur Verfügung. Diese Änderung betrifft auch die Anmeldungsrunde für Prereleases zu Mirrodins Belagerung, die am 18. Oktober beginnt. Diese Änderung erlaubt es Wizards, die Stärken des WPN und unserer Programme besser auszunutzen, ihre Auswirkungen für Geschäfte zu maximieren und das Wachsen dynamischer Spieler-Communities zu fördern.
Geschäfte erhalten WPN-Level basierend auf allen sanktionierten OP-Aktivitäten, die sie durchführen. Alle WPN-Programme, einschließlich Prereleases, D&D Encounters und FNM, werden exklusiv an Ladengeschäfte vergeben.
Für die meisten Geschäfte und Organisatoren bedeutet diese Verschiebung keine Veränderung. Der Großteil des Organized Play findet bereits in Ladengeschäften statt. Es gibt allerdings auch einzelne Organisatoren, die nicht mit einem Geschäft verbunden sind. Wir regen an, dass diese Organisatoren mit einem örtlichen Geschäft zusammenarbeiten, damit ihre Spieler an den großartigen Programmen des WPN-Levels des Geschäfts teilnehmen können!
Für Organisatoren, die sich nicht mit einem Geschäft verbinden können, bieten wir beginnend mit Mirrodins Belagerung ein Event Support Kit an. Dieses Kit entspricht dem Gateway Support Kit für das aktuelle Hauptset (in diesem Fall Magic 2011). Mit dem Erscheinen jedes neuen Hauptsets ist ein neues Event Support Kit erhältlich. Organisatoren, die nicht mit einem Geschäft verbunden sind, haben ebenfalls Zugriff auf sanktionierte Turniere und Casual Events.“
Diese Ankündigung hat nicht nur dazu geführt, dass EvilBernd
GerMagic und alle damit verbundenen Seiten (unter anderem
Deckcheck) vom Netz nehmen will und dass Andreas Pischner ausnahmsweise einer Entscheidung von Wizards
zustimmt. Sie hat auch Fragen darüber aufgeworfen, wie die Zukunft von
Magic-Gruppen aussieht, die bisher unabhängig von Läden agiert haben. Um herauszufinden, was dieser Schritt wirklich bedeutet, habe ich Ingo Muhs, den Organized Play Manager des deutschsprachigen Raums, um ein Interview gebeten. Dankenswerterweise nahm er meine Anfrage an und konnte etwas Licht ins Dunkel bringen.
Hallo Ingo, vielen Dank, dass du dir so kurzfristig Zeit genommen hast. Vor Kurzem erhielten alle Turnierorganisatoren eine Nachricht, die ankündigt, dass WPN-Unterstützung ab Dezember nur noch Ladengeschäften zur Verfügung steht. Welche Überlegung hat Wizards of the Coast zu diesem Schritt veranlasst?
Die Ladengeschäfte sind unsere wichtigsten Partner in Sachen Turnierorganisation. Das Ladengeschäft stellt Turnierfläche, Personal und Preissupport zur Verfügung. Im Gegenzug erhält er durch die Events extra Werbung für sein Geschäft und kann mehr Umsatz machen. Dies ist in vielen Fällen auch überlebenswichtig, denn einen Laden zu führen, ist ein richtig hartes Business. Ich habe leider in den letzten Jahren zu viele Läden schließen sehen.
Nun könnte man argumentieren, dass der Privatveranstalter ebenso Produkt umsetzt, und in der Tat ist es letztendlich so, dass der Konzern Hasbro an jedem verkauften Booster dasselbe verdient, egal ob er im Ladengeschäft oder im Internet gekauft wurde. Aber diese Überlegung funktioniert nur kurzfristig, denn zur stetigen Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Turnierstruktur sind wir auf die Läden angewiesen.
Ein sehr schönes Beispiel hatten wir erst kürzlich in einer deutschen Stadt. Dort gibt es einen sehr guten Laden, der lange Zeit Events veranstaltet hat. Dann hat sich parallel eine Spielergruppe gebildet, die auf den Events die Booster zum Internet-Einkaufspreis weitergegeben hat. Diese Gruppe hat sogar aktiv im Laden Spieler abgeworben. Der Laden hat daraufhin verständlicherweise sämtliche
Magic-Aktivitäten eingestellt.
Private Gruppen gehen aber in der Regel nach 1–2 Jahren auseinander, schneller, wenn Geld im Spiel ist wie auch in diesem Fall. Was am Ende übrigblieb, ist eine Stadt, die in Sachen
Magic-Events nun eine Wüste ist.
Was bedeutet diese Änderung konkret für Veranstalter, die keinen Store besitzen?
Veranstalter, die nicht mit einem Store verbunden sind, können weiterhin Casual Play und auch Turniere durchführen. Den Support für die speziellen Events wie FNM, Prerelease und Launch Party können sie allerdings nicht mehr nutzen. Also mehr oder weniger derselbe Status wie vor etwa zwei Jahren. Das Gateway-Kit bleibt im Unterschied dazu in abgespeckter Version erhalten.
Was rätst du den Veranstaltern, die nun nicht mehr auf sich allein gestellt beispielsweise Prereleases oder FNMs veranstalten können?
Diese Veranstalter sollten zunächst einmal überlegen, wie wichtig ihnen die Promokarten tatsächlich sind. Für eine langjährige Spielrunde, die sich regelmäßig trifft und spielt und die Promokarten als nettes Beiwerk mitgenommen hat, ändert sich doch eigentlich nichts. Man trifft sich, um gemeinsam Spaß zu haben, der Verlust der Promos ist zwar bedauerlich, aber doch letztlich irrelevant.
Ansonsten sollte sich der Veranstalter mit einem lokalen Ladengeschäft zusammentun, um so gemeinsam FNM oder Prereleases für die Spieler anbieten zu können. In vielen Fachgeschäften werden
Magic-Angelegenheiten von einem engagierten Spieler und nicht von der Geschäftsleitung betreut.
Jaja, ich höre es schon … „Bei uns gibt es aber keinen Laden“, oder,„Der Laden ist kacke und der Besitzer ein blöder Betonkopp, mit dem man nicht zusammenarbeiten kann.“
Um die erste Kategorie werden wir uns in den kommenden Monaten gesondert kümmern und versuchen, ein lokales Geschäft in Sachen
Magic zu aktivieren und mit dem Veranstalter zu verknüpfen – in allen fünf Fällen, in denen dies wirklich zutrifft, denn die allermeisten privaten Veranstalter haben ein Geschäft in ihrer Nähe. (Alle aktiven Läden und privaten Veranstalter sind bei uns auf einer Karte markiert, wir haben einen recht guten Überblick.)
In Sachen „blöder Betonkopp“ muss ich sagen, dass dieses Kompliment von Läden in Richtung privater Veranstalter gerne zurückgegeben wird. Hört man beiden Seiten unvoreingenommen zu, so stellt man fest, dass es in 70
% der Fälle der private TO ist, der überzogene Vorstellungen von der Zusammenarbeit hat und/oder am unflexibelsten ist. Zu diesen Veranstaltern kann ich nur sagen: Springt über euren Schatten, werdet vernünftiger und arbeitet mit dem Laden zusammen; oder arrangiert euch mit der Idee der privaten Runde ohne FNM-Karten.
Bleiben die Problemfälle der nicht kooperationsfähigen Läden. Hier ist viel Arbeit notwendig und jeder Fall so unterschiedlich, dass ich hier unmöglich alles befriedigend abdecken könnte. Wizards of the Coast Europe hat mit dem neuen Posten des Store Lead extra eine Position geschaffen, die in ständigem engen Kontakt zu den Läden stehen wird, unter anderem also auch deren Macken kennt und in der Vermittlung zwischen Store und Veranstalter behilflich sein kann.
Können sich offiziell eingetragene Läden auf steigende Spielerzahlen einstellen? Wie können sie am besten die Spieler in ihr Geschäft bekommen, die bisher bei privaten Veranstaltern „untergekommen“ sind?
Ob das Fachgeschäft nun steigende Spielerzahlen haben wird, liegt letzten Endes in der Hand des jeweiligen Geschäftes. Und nachdem ich eben recht hart mit den privaten Veranstaltern ins Gericht gegangen bin, sind nun die Läden dran.
Es hat einen Grund, warum in derselben Stadt neben dem Laden noch private Runden existieren. Und solange der Grund nicht lautet, „Weil's da billiger ist“, sollte der Laden dafür sorgen, diese Differenzen auszuräumen. Schlechte Spielatmosphäre? Dann trenn die verschiedenen Spielgruppen zeitlich oder räumlich. Zu wenig Platz? Weiche bei größeren Veranstaltungen in die benachbarte Gaststätte oder ins Jugendzentrum aus. Die Spieler fühlen sich im Laden unwillkommen und als Belastung für den Ladenbesitzer? Ändere dein Auftreten (oder wechsel den Beruf, du hast im Servicebereich nichts zu suchen).
Sprecht mit den Leuten und setzt das um, was den meisten Leuten größten Spielspaß verspricht.
Zum Abschluss noch eine eventuell unangenehme Frage: Hat die Änderung auch damit zu tun, dass schon Fälle von Missbrauch der Unterstützung vorgekommen sind? Ich spreche beispielsweise von massenweisen Verkäufen von euch bereitgestellter Promokarten.
Das spielt in jedem Fall auch mit in die Entscheidung hinein. Eine Promokarte bleibt nur so lange etwas Besonderes, wie sie nicht beliebig frei verfügbar ist. Ein Ladengeschäft hat ein viel größeres Interesse daran, die Promokarten sinnvoll zu verwalten als der Privatveranstalter. Und die kostenlos zur Verfügung gestellten Promokarten sind dazu gedacht, einen Anreiz für mehr Spiel zu bieten statt die Geldbeutel der Veransalter zu füllen.
Letztendlich kann man sagen: Vor etwa zwei Jahren wurden FNM etc. für private Veranstalter freigeschaltet. Dieses Experiment ist leider gescheitert. Rückblickend wäre es besser gewesen, seinerzeit das kleine Gateway-Kit den privaten Veranstaltern zur Verfügung zu stellen. Was heute wie ein Rückschritt wirkt, wäre damals bereits eine gewaltige Verbesserung gewesen.
Vielen Dank für dein Interesse, ich hoffe, ich konnte etwas Licht in die Sache bringen.
Newsflash
Diese Kategorie wird es ab jetzt wohl in jedem Kalenderblatt geben. Vielen Dingen, die einfach für sich stehen, muss man nicht unbedingt einen eigenen Abschnitt widmen. Sie sind zwar wichtig, bedürfen aber keines großen Kommentars. Auf diese Art und Weise kann ich den wirklich wichtigen Themen der Woche mehr Platz einräumen. Hier also die Kurzmeldungen im Schnellüberblick:
Faction-Booster: Beim
Mirrodin Besieged-Prerelease muss man sich entscheiden, ob man mit
Mirran- oder Phyrexianerboostern spielen möchte. Die Päckchen enthalten nur Karten der jeweiligen Fraktion. Das soll das Gefühl für den Krieg der Welten, der brodelt, noch intensiver machen. Und jetzt alle: „Spalter!“
From the Björn: Björn Meyer von den Wizards verteilt Geschenke. Unter allen Mitgliedern der
deutschen Wizards-Community wird einmal
From the Vault: Relics verlost. Es gibt keine weiteren Bedingungen, aber natürlich dürft ihr euch dort auch gern aktiv beteiligen. Der/die glückliche Gewinner/in wird nächsten Montag bekanntgegeben.
Total random: Aaron Forsythe wuselt seit Anfang Oktober durch den
Gatherer und versieht zufällige Karten mit Kommentaren. Die sind eigentlich immer gut geschrieben, erlauben Einblicke in das Leben hinter den Türen in Seattle und sind schlicht und einfach sehr unterhaltsam. Wenn ihr alle Karten auf einen Blick haben wollt, versucht es mit
diesem Link. (Warnung, ihr solltet eure Sprachpräferenzen auf der Wizards-Homepage auf Englisch gesetzt haben.)
Such! The Great Designer Search 2 ist in vollem Gange (nicht dass es für Nichtamerikaner relevant wäre). Es wurden schon
Aufsätze geschrieben, jetzt wird
designt.
So, das war es für diese Woche. Nächstes Mal geht es unter anderem nach Bochum und Toronto.