Eigentlich wollte ich diese Woche über
Masters Edition IV schreiben, aber ich habe leider noch kein einziges Spiel in diesem Format gemacht, und da genügend Leute, die ich kenne, schon Prereleases gespielt haben, verzichte ich mal darauf, halbgare Vermutungen zu äußern, die dann auch noch von Besserwissenden im Forum durch den Kakao gezogen werden würden.
Genauso eigentlich hätten im
letzten Artikel die Aussichten, mit Limited allein über die Runden zu kommen, komplett beleuchtet werden sollen, aber auch das kam unter die Räder. Holen wir also zuerst die Limitedturniere nach, die noch fehlen, schauen uns dann die Constructed-Events an und am Ende geht's noch ein wenig um Block-Constructed, als Bonus-Section sozusagen.
Kennzahlen TNMO-4-Booster-Sealed Scars of Mirrodin:
Boosterpreis: 3,5 Tix
Einzelkartenwert pro Booster: 1 Tix
Preise: 3
:
0 – 5 Booster, 2
:
1 – 3 Booster, 1
:
2 – 1 Booster
EV bei 50% Wins: -2,56 Tix
Break even: 63,5
% Wins
Varianz: niedrig
Investitionskosten: 14 Tix oder 4 Booster pro Sealed
Kennzahlen TNMO-4-Booster-Sealed Masters Edition IV:
Boosterpreis: 4 Tix
Einzelkartenwert pro Booster: 2 Tix
EV bei 50% Wins: +0,5 Tix
Preise: 3
:
0 – 5 Booster, 2
:
1 – 3 Booster, 1
:
2 – 1 Booster
Break even: 47,5
% Wins
Varianz: mittel
Investitionskosten: 16 Tix oder 4 Booster pro Sealed
Die Zahlen für die Swiss-4-Booster-Sealeds entsprechen den jeweiligen TNMO-Turnieren.
So weit, so gut. Kommen wir also zum Hauptthema dieses Artikels, den Constructed-Events. Und ich sage es gleich vorweg, hier herrschen paradiesische Zustände, Schlaraffenland sozusagen. Woran liegt's? Man muss sich nur die Payouts der Daily Events anschauen, dann weiß man was Sache ist. Auf je 16 Spieler, also ein volles Bracket, in dem die Ergebnisse von 4
:
0 bis 0
:
4 regelmäßig vertreten sind, werden 96 Tix eingenommen, aber 35 Booster ausgeschüttet. Wer sich schon mal gewundert hat, warum
Scars-Booster auf
Magic Online bloß noch 3,4 Tix wert sind, der findet hier seine Antwort. Tatsächlich kosten in Constructed-Dailies generierte Booster im Schnitt sogar nur 2,75 Tix pro Booster. Wer sich also zutraut, in Constructed-Dailies zumindest 50
:
50 zu spielen, der findet hier nicht nur einen netten Zeitvertreib, sondern verdient langfristig sogar noch dran. Awesome! Gehen wir mal ins Detail.
Kennzahlen Construced-TNMO:
Boosterpreis: 3,5 Tix
EV bei 50% Wins: +0,19 Tix
Preise: 3
:
0 – 2 Booster, 2
:
1 – 1 Booster
Teilnahmekosten: 2 Tix pro Event
Break even: 47,5
% Wins
Varianz: sehr gering
Kennzahlen Daily Constructed-Events:
Boosterpreis: 3.5 Tix
EV bei 50% Wins: +1,66 Tix
Preise: 4
:
0 – 11 Booster, 3
:
1 – 6 Booster
Teilnahmekosten: 6 Tix pro Event
Break even: 46,5
% Wins
Varianz: relativ hoch
Kennzahlen Premier Constructed-Events:
Boosterpreis: 3,5 Tix
EV bei 50% Wins: 4,32 Tix (bei 33 Spielern/Minimum)/−2,62 Tix (bei 64 Spielern)
Preise: 1. – 33 Booster, 2. – 24 Booster, 3.–4. – 15 Booster, 5.–8. – 6 Booster, 9.–16. – 3 Booster
Teilnahmekosten: 10 Tix pro Event
Break even: 50
% Wins bei 47 Spielern, bei mehr Spielern wird logischerweise eine höhere Winpercentage benötigt, bei weniger entsprechend weniger
Varianz: hoch
Neben den reinen Zahlen der Events sollte man allerdings noch berücksichtigen, was die verschiedenen Events an Investitionskosten von einem verlangen, also was die Decks kosten. Das ist das, was ich letzte Woche mit dem Punkt „Investitionskosten“ eigentlich ausdrücken wollte, aber dann bei Limited-Events nicht wirklich Sinn ergab. Wir können das natürlich unabhängig von den verschiedenen Eventtypen betrachten und nach Formaten aufschlüsseln. Ich werde dafür in jedem Format aufführen, was die Tier-1-Decks so kosten und was ein Budgetdeck kostet. Man nagele mich dabei bitte nicht auf diesen Tier 1 allzu sehr fest. Ich bin kein Experte in allen Formaten und das ist mehr exemplarisch zu sehen. Ich orientiere mich dabei auch eher daran, was gespielt wird, als daran, was gespielt werden sollte. Das mögen andere beurteilen. Die Grundlage für den Preis eines Deck bilden aktuelle Listen von Events aus letzter Zeit und die Kartenpreise bei
MTGO-Traders. Also auf!
Standard
Extended
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Mythic Bant – 700 Tix (400 für 4 Jace, the Mind Sculptor, 110 für 4 Lotus Cobra)
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Faeries – 650 Tix (davon 200 für 2 Jace, the Mind Sculptor, 70 je für 4 Thoughtseize und 4 Mutavault, 90 für 4 Bitterblossom, 35 für 3 Sunken Ruins, 35 für 2 Vendilion Clique)
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Cruel Control – 480 Tix (200 für 2 Jace, the Mind Sculptor, 70 für 4 Cryptic Command, 65 für 4 Reflecting Pool, 55 für 3 Thoughtseize, 50 für 5 Filterlands, 35 für 2 Vendilion Clique)
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GW-Trap – 400 Tix (140 für 4 Primeval Titan, 110 für 4 Lotus Cobra)
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Jund – 320 Tix (100 für 4 Twilight Mire, 70 für 4 Thoughtseize, 60 für 4 Demigod of Revenge, 40 für 4 Maelstrom Pulse)
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Naya – 320 Tix (140 für 4 Vengevine, 70 für 4 Figure of Destiny, 35 für 2 Elspeth, Knight-Errant)
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Prismatic Omen – 300 Tix (davon jeweils 70 für 4 Flooded Grove, 4 Prismatic Omen, 4 Cryptic Command und 35 für 2 Vendilion Clique)
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R-Aggro – 200 Tix (70 für 4 Figure of Destiny, 45 für 4 Kargan Dragonlord)
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White Weenie – 130 Tix (40 für 8 Fetchlands, 55 für 3 Figure of Destiny)
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Steel Affinity – 120 Tix (50 für 3 Thoughtseize, 20 für 3 Mox Opal)
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Block
Legacy
Pauper
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Twiddle-Storm – 80 Tix
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Affinity – 30 Tix
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Goblins – 10 Tix
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B-Control – 10 Tix
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Classic
Fazit
Constructed zu spielen, ist extrem lukrativ. Die Einstiegshürden für die meisten Formate halten sich auch in Grenzen, solange man, was die Deckwahl angeht, nicht allzu anspruchsvoll ist. So gibt es fast überall Decks für unter 100 Tix, die durchaus kompetitiv sind. Die Ausnahme davon ist einerseits das eh kaum existente Classic und andererseits Extended. Selbst Steel Affinity, was eigentlich nichts Spannendes enthält, kostet über 100 Tix und die guten Decks fangen bei 300 an. Das ist mit Sicherheit zum Teil der aktuellen PTQ-Saison geschuldet. Die Preise sind vor nicht allzu langer Zeit in die Höhe geschossen und werden sicher nach der Saison bei vielen Karten wieder einbrechen. Insbesondere die Teile der Manabasen, die aus dem
Lorwyn-Block stammen und ein Großteil der Faeriekarten dürfte nach der PTQ-Saison extrem an Wert verlieren. Es geht in diesem Artikel zwar nicht um Preisspekulation mithilfe der Zauberkugel, aber so viel als Warnung, f
alls sich jemand in dieses Format einkaufen möchte. Neben Pauper, das offensichtlich eine Auswahl an eher günstigen Decks zu bieten hat, findet man vor allem mit Block ein interessantes Budgetformat.
Block erhält auch deshalb meine Stimme als bestes Budgetformat, weil die Dailies immer zustande kommen und man so einfach ständig zocken kann, während man im Pauper auf die Dailies am Wochenende warten muss oder sonst die ganze Zeit Heads-up-Queues spielt. Am anderen Ende des Spektrums steht Classic, ein sehr teures Format ohne Budgetdecks, in dem man auch nur selten die Gelegenheit bekommt, überhaupt zu spielen. Außerdem darf einem missf
allen, dass es sich dabei nur um ein um die wirklich wichtigen Karten gekürztes RL-Format handelt. Andere Leute mögen zumindest dem Reiz dieses Unerkundeten etwas abgewinnen können. Das andere Anti-Budget-Format ist Extended, das seine überteuerten Decks zumindest damit rechtfertigen kann, dass es im Moment kompetitiv am relevantesten ist.
Bonus: Scars of Mirrodin-Block-Constructed
Scars of Mirrodin-Block ist das kleinste Constructed-Format aller Zeiten. Das hat natürlich Auswirkungen und die merkt man beim Deckbau auch schnell. Wenn man sich eins der etablierten Decks anschaut und versucht, ein bisschen daran herumzutüfteln, stellt man fest, dass es kaum Alternativen gibt. Klingt nach Deckbauers Albtraum, ich finde das allerdings nicht so wild. Letztlich geht es in diesem Format darum, sich das Deck aus den Dreien auszuwählen, mit dem man am besten klarkommt, es spielen zu lernen und dann die letzten zehn Slots in Deck und Sideboard zurechtzupfeilen. Bei den drei Decks handelt es sich um ein blau-weißes Kontrolldeck, ein blaues Rampdeck und ein monorotes Aggrodeck. Wobei die Bezeichnungen ein wenig irreführend sind, da einzig die Rampstrategie in diesem Format wirklich konsequent umsetzbar ist. Dazu ein paar Decklisten:
Mono-Blue
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4 Glimmerpost
22 Island
3 Silver Myr
4 Grand Architect
3 Palladium Myr
4 Argent Sphinx
4 Precursor Golem
3 Wurmcoil Engine
3 Myr Battlesphere
3 Disperse
4 Stoic Rebuttal
3 Volition Reins
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Das Sideboard lasse ich mal außen vor. Auch wenn immer mal philosophiert wird, dass man ein Deck schon mit dem Sideboardplan bauen muss, zur Erläuterung der Strategie dieses Decks trägt es nichts bei. Was möchte das Deck gern tun? Im Extremfall beschleunigt durch
Silver Myr und
Grand Architect in der vierten Runde
Myr Battlesphere ausspielen. Ob die Battlesphere nun tatsächlich klappt, ist Glücksache, aber einen dominierenden Fatty bekommt man im vierten Zug fast immer ins Spiel. Problematisch dabei ist, dass jeder dieser Fatties mit
Revoke Existence mehr oder weniger ausreichend beantwortet ist. Die Battlesphere hinterlässt zwar noch ein wenig Schmutz, aber das ist häufig gar nicht so entscheidend.
Mono-Red
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25 Mountain
4 Spikeshot Elder
4 Iron Myr
3 Palladium Myr
4 Oxidda Scrapmelter
4 Kuldotha Phoenix
1 Precursor Golem
2 Hoard-Smelter Dragon
2 Myr Battlesphere
4 Galvanic Blast
2 Strata Scythe
1 Sword of Body and Mind
4 Koth of the Hammer
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Dieses Deck hat eigentlich nur einen Wunsch: Zug 3
Koth of the Hammer! Das ist auch neben der Turn-4-Battlesphere das Mächtigste, was man im Block machen kann, und UW zum Beispiel kann dagegen on the draw fast nicht
recovern. Und selbst Mono-Blue stellt das des Öfteren vor große Probleme. Die andere gute Karte im Deck ist
Kuldotha Phoenix. Der macht eine Menge Druck, insbesondere wenn man ihn direkt nach dem Koth ausspielt. Der Rest des Decks ist zum Teil generisch wie
Galvanic Blast,
Iron Myr und
Oxidda Scrapmelter oder gerade in Mode. Ursprünglich waren die roten Decks nicht so darauf versessen, das schlechte Rampdeck zu sein, aber mittlerweile haben sich zwei Ausprägungen dieses Archetyps etabliert. Entweder man spielt
Liquimetal Coating und
Shatter oder man rampt.
UW (Angels & Superfriends)
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11 Island
12 Plains
4 Seachrome Coast
4 Glimmerpoint Stag
2 Indomitable Archangel
4 Sunblast Angel
4 Origin Spellbomb
1 Disperse
2 Contagion Clasp
4 Revoke Existence
4 Stoic Rebuttal
1 Arrest
3 Tumble Magnet
1 Elspeth Tirel
3 Venser, the Sojourner
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Tja, andichten. MacGyver meets Mauerblümchen. Na ja, das Deck ist jedenf
alls das, was gemeinhin als das Kontrolldeck des Blocks missverstanden wird. In Wirklichkeit verliert man zwar häufig, wenn man das mit dem Kontrolldeck zu ernst nimmt, aber es ist insofern richtig, als dass dieses Deck sich nicht einfach auf die Überlegenheit seiner Threats verlässt, sondern in der Lage ist, dem Gegner den Schneid abzukaufen. Außerdem ist es als einziges der drei Decks in der Lage, eine Boardposition aufzubauen, die zwar nicht sofort gewinnt, den Gegner jedoch zur Aufgabe zwingt. Meistens sind bei dieser Konstellation
Venser und
Sunblast Angel beteiligt. Der große Engel ist auch der eigentlich Superstar des Decks. MacGyver, Planeswalker ist zwar cooler, aber der Engel ist die dominierende Kreatur im Block. Seine Stats dominieren fast alle anderen Kreaturen und die Interaktion mit
Tumble Magnet muss ich wohl keinem erklären, der mal
Scars-Limited gespielt hat. Der Gegner ist jedenf
alls meist froh, wenn er den Engel vom Tisch kriegt und dabei nur 1
:
3 getauscht hat.
Das ist das Gründgerüst des Formats, dabei ist die gängige Theorie, dass es sich um ein Stein-Papier-Schere-Metagame handele. Rot schlägt Blau-Weiß, Blau-Weiß schlägt Blau und das wiederum schlägt Rot.
Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, gibt andererseits die wahren Verhältnisse nur unzureichend wieder. Das U-vs.-R-Matchup kenne ich nicht aus der eigenen Anschauung, aber wenn man sich ein bisschen die Matches online anschaut, wird schnell klar, dass U irgendwo jenseits der 60
% in diesem Matchup hat, und wenn beide Spieler eher unbedarft, sind kämpft Rot sogar auf verlorenem Posten. U gegen UW ist in meinen Augen das für beide Spieler am schwierigsten zu spielende Matchup, aber wieder trifft die Analogie: Wenn beide auf normalen Niveau spielen, hat UW die Nase vorn, allerdings nicht so krass wie U gegen R. Schließlich sollte Rot gegen UW vorne sein. Tatsächlich ist das Matchup aus Sicht von UW relativ einfach zu spielen, wenn man das Grundprinzip verstanden hat, dass man Koth-Ultimate um jeden Preis verhindern muss. Mein Eindruck ist allerdings, dass UW mehr als R davon profitiert, wenn der Pilot fähig ist, sodass sich das Matchup 50
:
50 annähert, was dann schließlich dazu führt, dass UW leicht dominant ist. Schönerweise macht es auch superviel Spaß zu spielen, wenn einen Synergien nicht stören. Es gibt so viele Interaktion zwischen den eigenen Karten und zum Teil auch mit den gegnerischen, das macht echt Laune. Insbesondere „Ven
sers Double Teleportion Move“ mit dem kongenialen
Glimmerpoint Stag ist ziemlich cool.
So. Nächste Woche gibt es dann
Masters Edition IV. Damit habe ich gerade mein erstes Sealed-Turnier gespielt. Nach dem Loss erste Runde dachte ich schon, „Oh je!“, aber bei 3
:
1 und gerippter
Savannah beschwert man sich dann ja doch nicht.