Limited
Limited-Preview: Mirrodin Besieged, Teil 2
von Christoph Hölzl
31.01.2011

Willkommen zurück zur Mirrodin Besieged-Limited-Preview! Letzte Woche ging es um die grünen und schwarzen Commons und Uncommons, heute widmen wir uns den neuen Artefakten und im Anschluss den Draft-Archetypen Infect und Metalcraft.


First-Pick-Qualität:


Würde ich heute einen Booster mit Phyrexian Juggernaut und Viridian Claw aufmachen, würde ich vermutlich eine Münze werfen. Beide haben sehr viel für sich: Der Juggernaut vergiftet in zwei Angriffen und beim Gegner muss schon einiges liegen, damit er ihn überhaupt totblocken kann. Natürlich ist er als Artefakt anfälliger als andere Kreaturen; hat der Gegner aber kein Removal und man selbst vielleicht noch einen Combat-Trick … Der Juggernaut ist übrigens selbst als einzige Infectkarte im Deck eine Bombe. Viridian Claw dagegen gewinnt allein nicht einfach das Spiel, verleiht einem aber eine unverschämte Dominanz auf dem Schlachtfeld, ohne dass die Equipkosten unendlich Mana verschlingen. Turn 3 irgendein Infectdork, Turn 4 Claw plus Equip ist eine ziemliche Ansage, doch auch auf allen anderen Kreaturen verkompliziert die Claw den Combat für den Gegner. +1/+0 und First Strike ist einfach so viel besser als +2/+0.


Lumengrid Gargoyle ist immer noch ein guter First Pick, aber ohne dieselbe Dominanz und Bedrohung auszustrahlen.


Zweiter bis dritter Pick:

Auch einige andere Uncommon-Artefakte sind durchaus starke frühe Picks, die einen nicht gleich auf eine Farbe festlegen. Skinwing ist als 4-Mana-2/2-Flieger durchaus solide; später wird dadurch jede Kreatur direkt zum Air Elemental.


Strandwalker kommt ebenfalls als sehr anständige Kreatur ins Spiel und macht jedes andere Tier zum Monster. In beiden Fällen muss man dafür zwar unverschämt hohe Equipkosten bezahlen, aber das ist nicht so schlimm. Schließlich hat man nicht vorher schon einen Turn investiert, um das Equipment auszuspielen, sondern eine Kreatur bekommen, die zu dem Preis auch sonst okay gewesen wäre. Auch Mortarpod ist ein solides Equipment: Kann chumpblocken, schießen und mit ein bisschen mehr Opferbereitschaft sogar größere Kreaturen kaputtmachen. Außerdem gibt die Karte Infectdecks zusätzliche Reach.



Vierter bis fünfter Pick:

Pierce Strider ist nichts Besonderes, aber hat vieles für sich: Hill Giant mit verbesserter Eile und dazu ein Artefakt.


Infectdecks werden sich dagegen gierig auf Copper Carapace stürzen. In anderen Decks würde ich eher darauf verzichten, aber als Alternative zu Barbed Battlegear ist es schon okay, wenn man anderweitig eine gute Defensive hat. Gerade für Infect interessant ist außerdem Piston Sledge. Die Karte ähnelt von der Funktionalität her zunächst einmal einer Kreaturenverzauberung und ist in jedem Race eine gehörige Ansage.


Allerdings ist +3/+1 auf Nicht-Infect-Kreaturen kein unbesiegbarer Game-Breaker, schließlich stirbt die Kreaturen weiterhin fast genauso leicht wie zuvor. Mit Ichor Wellspring, Perilous Myr und Spellbombs kann man die „Aura“ dafür aber mindestens umsonst wiederverwenden, was sie schon zu einem sehr, sehr soliden Pick macht. Nebenbei ist das die Karte, deren Wert für mich am schwersten einzuschätzen ist; ich hatte sie auch mal kurz unter fast unspielbar einsortiert …


Sechster bis achter Pick:

Statt Corpse Cur und Ichorclaw Myr gibt es im Common-Slot für Infect nur den eher schwächlichen Phyrexian Digester. Spielbar ist er natürlich, genug Infecter zu haben, ist schließlich sehr wichtig, aber er ist schon nicht grad der Hammer. Auch die Uncommons sind okay, lösen jedoch keine Begeisterungsstürme aus.


Core Prowler ist für ein Mana mehr eine deutlich stärkere Version von Ichor Rats, Plague Myr ein spielbarer Beschleuniger, den man aber nicht wirklich dringend braucht, denn auch in Besieged gibt es wieder viele 3-Drops. Auf der anderen Seite hat man natürlich einen Booster weniger, um Plague Stinger und Ichorclaw Myr aufzusammeln. Für alle diese drei Infectkarten gilt: Man hat sie gern im Deck, aber man nimmt sie auf keinen Fall über Removal und ist mit den farbigen Infectkreaturen besser bedient.

Für normale Decks gibt es an soliden Karten noch Peace Strider, der jedoch gerade in diesem Format viel schlechter ist als sein weniger friedlicher phyrexianischer Bruder. Metalcraftdecks bekommen als Ersatz für die Spruchbomben Ichor Wellspring, aber auch Barrage Ogre und Kuldotha Flamefiend lassen grüßen.


Sphere of the Suns schließlich ist ein Uncommon-Myr Ersatz, der Grün zusammen mit Viridian Emissary erlauben könnte, einiges an Removal zu splashen. Ingesamt aber trotzdem nicht wirklich besser als ein Myr, schließlich kann die Sphere nicht chumpen oder Equipment tragen und ihr geht nach ein paar Zügen die Luft aus.


Besieged und Metalcraft:

Für Metalcraftdecks gibt es in diesem Set kaum gute Commons, neben Ichor Wellspring eigentlich nur noch die Kreaturen mit farbiger Aktivierung ŕ la Tangle Hulk. Wenn man den Archetyp aber trotzdem draften will, dann kommt man wohl nicht umhin, auch Karten wie Silverskin Armor und Razorfield Rhino zu spielen.


Das Equipment, um tatsächlich Metalcraft zu erreichen, das Rhino, damit einem Metalcraft überhaupt etwas bringt. Ingesamt sehe ich Metalcraft allerdings als ziemlich überholte Strategie an, denn schließlich ist es auch in Scars/Scars/Scars schon so, dass Metalcraftdecks oft auf dem Papier gut aussehen, aber am Ende doch verlieren, weil sie einfach zu wenig Karten mit signifikantem Einfluss aufs Board haben und damit zu unkonstant und sehr anfällig gegen Removal sind.

Es gibt zwar noch andere Common-Artefakte, aber die sind es einfach nicht wert. Klar, Rusted Slasher ist eine tolle Kombo mit Ichor Wellspring, aber davon wird man nicht drei haben.


Natürlich gibt es auch noch Myr Sire und damit kann man ihn sogar zweimal regenerieren. Leider will man den Sire lieber nicht im Deck sehen und für sich genommen ist der Slasher bloß eine verletzliche Wurst, die man nur in Ausnahmefällen spielen sollte.

Klar, Training Drone ist 4/4 für drei Mana, doch dann muss man auch mindestens fünf Equipments spielen. Das erhöht nur weiter das Problem, dass man zu viele Karten hat, die für sich genommen nichts machen (wie Flayer Husk) und macht die Draws nicht gerade konstanter.


Hexplate Golem ist richtig fett … aber auch fett teuer, profitiert selbst nicht von Metalcraft und gehört einfach nicht ins Deck. Dann gibt's noch die Uncommons Brass Squire und Signal Pest, aber wieder bestehen dieselben Probleme: Sie machen auf sich gestellt erst mal nichts – außer die Draws noch unkonstanter.


Über Shriekhorn reden wir einfach nicht.


Besieged und Infect:

Infect ergeht es dagegen deutlich besser als Metalcraft, überhaupt sind die phyrexianischen Karten viel besser als die der Mirran, angefangen bei der durchschnittlichen Common-Qualität bis hin zu den vier phyrexianischen Wrath-Effekten.

Aber zurück zu Infect. Schwarz, Grün und die Artefakte haben zusammen vier gute Common-Infecter auf 60 Karten, in Scars of Mirrodin hatten wir sieben auf 101, was in beiden Fällen (fast) genau auf ein Fünfzehntel hinausläuft. In Besieged gibt es dazu aber noch drei giftige Uncommon-„Bomben“ (Opponent-Eater Imp, Viridian Corrupter, Juggernaut) statt nur Tangle Angler.


Bei drei Uncommons pro Booster und 40 Uncommons im Set machen damit pro Draft knapp zwei Spieler eine dieser Infect-Bomben auf. Dazu gibt es an soliden Uncommons ja auch noch Septic Rats, Plague Myr und Core Prowler anstelle der einsamen Ichor Rats. Es besteht durch die guten Uncommons also mehr Verlockung, sich auf Infect einzulassen, ingesamt finden sich im Draft mit Besieged aber in etwa gleich viele spielbare Infecter wie bei Triple-Scars of Mirrodin – dementprechend können wie bisher eigentlich nur zwei Infectdrafter supportet werden. Wenn man also nicht selbst eine der Bomben aufmacht oder geschoben bekommt, ist es leichtsinnig und weniger profitabel als bisher, sich auf das Infect-Wagnis einzulassen.

Die beiden weißen Infect-Commons habe ich in diesen Berechnungen offensichtlich ignoriert, aber zu W/X-Infect morgen mehr.


Zwischenfazit:

Für mich persönlich haben Decks, die auf individuell gute Karten setzen statt auf parasitische Synergien (Infect, Metalcraft, Equipment), weiter an Reiz gewonnen. Infect zu draften, ist noch riskanter geworden und Metalcraft ist in Mirrodin Besieged richtig schlecht. Bei Metalcraft besteht aber natürlich jetzt die Chance, dass es kaum mehr jemand draftet und man in Pack 2 und 3 Chrome Steed richtig spät bekommt. Trotzdem würde ich eher auf farbige Karten setzen. Davon gibt's morgen eine Menge zu bestaunen, da widme ich mich nämlich den blauen, weißen und roten Commons und Uncommons.

Bis dahin
Chris
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