Coverage
Grand Prix Barcelona 2011
von Torben Thies
26.03.2011


Herzlich willkommen zur inoffiziellen Coverage des Grand Prix Barcelona. Privilegiert, wie ich bin, hat unser großzügiger Sponsor Jens Kessel mir die Reise in diese tolle Stadt ermöglicht. An dieser Stelle erwarten euch meine Eindrücke des Wochenendes in Blogform. Um Überschneidungen mit den links von mir sitzenden Kollegen zu vermeiden, werdet ihr hier wenig Pflicht und viel Kür finden. Schlendert also mit mir durch die Halle und gewinnt in unregelmäßigen Abständen ein paar zusätzliche Eindrücke. Viel Spaß!

Viertelfinale Halbfinale Finale Sieger
Richard BlandRichard Bland 2-1
Simon Bertiou Martin Scheinin 2-1
Martin ScheininMartin Scheinin 2-1Martin Scheinin 2-1
Karol Nosowicz
Jonas KöstlerEduardo Sajgalik 2-1
Eduardo SajgalikToni Ramis Pascual 2-0
Toni Ramis PascualeToni Ramis Pascuale 2-0
Guillaume Wafo-Tapa


    Samstag, 11:45: Quick Questions I
    Samstag, 14:00: Feature Match Runde... 3?!
    Samstag, 14:40: Quick Questions II
    Samstag, 15:19: Bilder!
    Samstag, 18:30: Lino Burgold vs. Sebastian Potyka
    Samstag, 21:30: Jürgen Stephan vs. Alexey Golovin
    Samstag, 23:00: Deutsche im zweiten Tag
    Sonntag, 09:30: Andreas Ganz vs. Lukas Mittendorfer
    Sonntag, 11:30: Decktech mit Alex Kreuz
    Sonntag, 12:15: Decktech mit Mike Hofmann
    Sonntag, 14:15: Jonas Köstler vs. Carlos Oliveros
    Sonntag, 15:45: Formatphilosophievergleiche mit Sam Black
    Sonntag, 17:45: Viertelfinale
    Sonntag, 18:30: Im Gespräch mit Jesper Ejsing

    Samstag, 11:45: Quick Questions I

    Ein guter Einstieg für ein Turnier ist immer, durch die Halle zu wandern, sich die deutschsprachigen Spieler herauszupicken und sie mit ein paar Fragen zu bewerfen. Hier sind meine ersten drei Opfer:


    Name: Lino Burgold
    Deck: Valakut Ramp mit einer techigen Sphere of the Suns
    Wie stark ist Caw-Blade im aktuellen Metagame? So stark wie Jund? Faeries? Affinity? Es ist definitiv das beste Deck, aber mit Valakut schlagbar. Wenn man unbedingt einen Vergleich möchte, dann ist Caw-Blade knapp unter Jund.
    Spielst du lieber Limited oder Constructed? Schwer zu sagen. Es hängt immer vom Format ab. Insgesamt habe ich aber keine klare Präferenz.
    Bist du nur zum Spielen da oder hast du dir auch die Stadt angeschaut? Für Barcelona kann man sich auch mal einen Extratag nehmen. Gestern sind wir durch die Innenstadt gewandert.

    Ein unscharfer, sonnengebeutelter Mike

    Name: Mike Hofmann
    Deck: Boros
    Wie stark ist Caw-Blade im aktuellen Metagame? So stark wie Jund? Faeries? Affinity? Es gibt keine absolute Liste, aber das blau-weiße Grundpaket ist schon metagamedefinierend. Je nach Lust und Laune ist das Ganze aber sehr gut anpassbar, indem man beispielsweise Schwarz addiert.
    Spielst du lieber Limited oder Constructed? Ganz klar Constructed. Mein Favorit ist jedes Jahr die Extended-PTQ-Saison.
    Bist du nur zum Spielen da oder hast du dir auch die Stadt angeschaut? Wir sind seit Donnerstag in der Stadt und genießen die Atmosphäre. Ich habe mir auch schon einen fetten Sonnenbrand am Strand geholt.


    Name: Bernd Brendemühl
    Deck: Valakut Ramp
    Wie stark ist Caw-Blade im aktuellen Metagame? So stark wie Jund? Faeries? Affinity? Man kann es besiegen. Zur Zeit ist die Schwäche des Decks definitiv, dass sich die Leute auf das Mirror und die Aggro-Matchups konzentrieren. Das bedeutet weniger Counter und eine Nische für Valakut.
    Spielst du lieber Limited oder Constructed? Scars of Mirrodin gefällt mir nicht so gut, deshalb konzentriere ich mich im Moment auf Constructed. Meist bin ich aber diesbezüglich sehr ausgewogen.
    Bist du nur zum Spielen da oder hast du dir auch die Stadt angeschaut? Siehe Mike. Mit dem bin ich Mittwoch angekommen und seit Donnerstag machen wir die Stadt unsicher.

    Samstag, 13:30: Feature Match Runde...3?!

    Nicht alle bekannten Spieler, die auf so einem Grand Prix herumlaufen, können in den ersten drei Runden die Beine hochlegen und entspannt den armen Seelen, die keine Byes haben zuschauen. Im Gegenteil: Man glaubt nicht, wen man alles in der dritten Runde auf dem harten Pflaster der Pairingsliste findet. Hier in Barcelona war die Feature Match Area diesmal besonders voll von vertrauten Gesichtern, weswegen ich mal frühen einen Blick dorthin gewagt habe.


    Auf der linken Seite finden wir Mike Hofmann, der sich gegen den Pro und Sieger des Grand Prix Wien 2008, Mateusz Kopec, behaupten muss. Mike vertraut auf die Kraft von fallenden Ländern und aggressiven Kreaturen (man könnte natürlich auch unpathetisch einfach Boros sagen), während Mateusz Caw-Blade mit einem eingesplashten Discardpaket ins Feld führt. Mike kann zwar schnell mit Steppe Lynx und Squadron Hawk das Spiel eröffnen, scheitert aber an einem Kopec, der sich zu schnell stabilisieren kann. Der Wendepunkt kommt zwar schnell, aber wie das bei Kontrolldecks so ist, dauert es noch ein wenig, bis Mateusz den Sack zumachen kann.


    Während Mike seinem unaufhaltsamen Ende entgegensieht, schaue ich weg und herüber zu Thomas Holzinger, der gegen einen Sebastian Parker, einen Briten, den Rich Hagon in die Feature Match Area geschleust hat, spielt. Auch Holzi hat sich für Boros entschieden und hofft jetzt, aus den gegnerischen Elfen Kleinholz zu machen. Long story short: Er schafft es nicht und geht im finalen Spielzug gegen drei Vengevine ein. Schade.


    Ohne deutschsprachige Beteiligung, aber sehr interessant gestaltet sich das Match von Tamas Horvath und Emanuele Giusti. Letzterer hat immerhin schon zwei Grand-Prix-Siege auf seinem Konto – und das jeweils in Constructed-Formaten. Diesmal scheint er aber bekannte Pfade zu verlassen und führt ein rotes Kontrolldeck mit einem Artefaktsubthema ins Feld. Jedenfalls proliferiert es sich mit Tumble Magnet, Everflowing Chalice und Contagion Clasp auf dem Tisch ganz gut. Ich gönne es den Außenseitern immer, weswegen ich mit einem weinenden Auge dabei zusehen muss, wie Giusti 1-2 gegen Valakut verliert.


    Wo wir gerade bei Valakut und Verlieren sind: Joel Calafell hat sein Match gegen Javier Faustinos Caw-Blade abgegeben, weil er im entscheidenden Match auf zwei Ländern stecken blieb. Es ist immer besonders ärgerlich, wenn eine 1-0-Führung zu einer 1-2-Niederlage wird.

    Samstag, 14:30: Quick Questions II


    Name: Raul Porojan
    Deck: Caw-Blade
    Wie stark ist Caw-Blade im aktuellen Metagame? So stark wie Jund? Faeries? Affinity? Es ist metagamedefinierend. Das merkt man allein daran, dass Karten wie Tumble Magnet auf einmal spielbar sind. Im Gegensatz zu Jund, Faeries oder gar Affinity hat das Deck aber viele Schwächen, die man gezielt attackieren kann. Sowieso kommt im aktuellen Metagame kaum etwas über 50-50 rüber. Der große Vorteil, den Caw-Blade hat, sind nicht die Matchups an sich, sondern die Chance auf den unbesiegbaren Nut-Draw, den in der Form keine andere Liste hat.
    Spielst du lieber Limited oder Constructed? Wenn ich könnte, würde ich ehrlich gesagt nur draften.
    Bist du nur zum Spielen da oder hast du dir auch die Stadt angeschaut? Ich bin seit Mittwoch in der Stadt und mittlerweile Experte, was rumänische Diebesbanden angeht. Oh, und ich konnte einen Grashalm aus dem Camp Nou klauen.


    Name: Jonas Köstler
    Deck: RUG
    Wie stark ist Caw-Blade im aktuellen Metagame? So stark wie Jund? Faeries? Affinity? Im Moment gibt es mehrere Tier-1-Decks, es ist also nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht.
    Spielst du lieber Limited oder Constructed? Schwer zu sagen. Es hängt immer vom Format ab. Insgesamt habe ich aber keine klare Präferenz.
    Bist du nur zum Spielen da oder hast du dir auch die Stadt angeschaut? Hauptsächlich bin ich für das Event da. Aber hinten und vorne lassen sich immer noch Abstecher in die Stadt einplanen. Und wenn es ganz mies läuft, habe ich ja auch den ganzen Sonntag.


    Name: Florian Koch
    Deck: Boros
    Wie stark ist Caw-Blade im aktuellen Metagame? So stark wie Jund? Faeries? Affinity? Mit dem Deck habe ich noch keine Erfahrung, aber in den Spielen dagegen schien es mir nicht so stark zu sein. Die Leute sind wohl einfach zu faul, sich richtig mit dem Metagame zu beschäftigen. Ein gut getimter Burnspell kann das Tempo schon gut rumreißen. Außerdem existieren von dem Deck mindestens drei Versionen. Eine fertige Liste gibts es im Prinzip ja nicht.
    Spielst du lieber Limited oder Constructed? Limited, eindeutig. Wobei ich mich mittlerweile auch mit Constructed anfreunden.
    Bist du nur zum Spielen da oder hast du dir auch die Stadt angeschaut? Öh, ich bin während meiner Byes auf den Montjuic geklettert. Zählt das?

    Samstag, 15:00: Bilder!

    Extra für Ashraf bin ich durch die Halle gelaufen, um euch einen visuellen Eindruck des Geschehens zu vermitteln. Licht aus, Slideshow an!


    Simon Leigh erklärt einem skeptischen Lino Burgold, wie der Hase läuft.



    Emanuele Giustis Proliferator. Who needs Tezzeret?



    Ladies and Gentlemen: The Green Bracket.



    Marx' Theorie von Tausch- und Gebrauchswert in Aktion.



    Eine Magic spielende Freundin kann man sich hier heranzüchten.


    Internationale und örtliche Händler buhlen um die Käufergunst. Mein netter Sponsor Jens Kessel musste leider daheim bleiben.


    Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!


    Guillaume Matignon setzt Silberblick und Judgecall ein.


    Rich Hagon hat bestimmt viele tolle Dinge über Shuhei Nakamuras Spielzug zu sagen.


    Eine demütige Szene: Jeder schaut auf den Boden.


    Eine Eselsbrücke für alle. die es immer noch nicht können: Fraction gehört in den Müll, in Magic sprechen wir von Factions!


    John Avon signiert im Akkord.


    Jesper Ejsing signiert den ganzen Tag Merfolk Sovereign. Im Akkord.



    Samstag, 18:30: Feature Match Runde 7 – Lino Burgold (Valakut) vs. Sebastian Potyka (Caw Go)
    Lino Burgold

    Sowohl Lino als auch Sebastian sind alte Bekannte aus den Top 8 vergangener Deutscher Meisterschaften. Beide haben 15 Punkte, sodass keiner von beiden mit einer Niederlage aus dem Turnier wäre. Die Augen sind natürlich trotzdem auf den Sieg gerichtet, denn mit 6-1 ist der zweite Tag greifbar nahe.

    Sebastian darf beginnen und behält seine Hand. Lino hingegen ist erst nach einem Mulligan zufrieden. Es geht schnell zur Sache: Stoneforge Mystic sucht sich Sword of Feast and Famine, während sich Lino mit einem Explore zu beschleunigen versucht. Sebastian will sein Schwert noch nicht spielen, sondern sich Mana für Tectonic Edge offen lassen. Diese Taktik lässt auch zunächst Linos Valakut auf der Hand schmoren. In Bedrängnis ist er jedoch noch nicht direkt, denn die 1/2, die Stoneforge Mystic nun mal ist, ist nicht die bedrohlichste Kreatur.

    Nachdem sich Growth Spasm aber ein Spell Pierce einfängt, muss Lino Valakut legen, um nicht allzusehr ins Hintertreffen zu geraten. Im nächsten Zug kann Sebastian auch noch gleichzeitig Cultivate mit Mana Leak belegen und spontan das Schwert herauszaubern. Der nächste Stoneforge Mystic holt Sword of Body and Mind.

    "Fühlt sich gut an, wenn alles resolvt, oder?"

    Ohne viel ausrichten zu können wird Lino von den beiden Frauen mit Schwertern zerschnitten.

    Lino Burgold 0 – 1 Sebastian Potyka
    Sebastian Potyka

    Wie erwartet startet diesmal Lino. Um Chancengleichheit herzustellen gönnt sich diesmal Sebastian eine Reise nach Paris (fährt man eigentlich von Barcelona oder dem Ruhrpott weiter dahin?).

    Lino hat wieder Explore, das ihn beschleunigt, Sebastian keinen Stoneforge Mystic. Der zweite Zug bleibt aber nicht ungenutzt, denn Mana Leak verhindert, dass der Rampprozess außer Kontrolle gerät. Im dritten Zug kommt dann aber doch noch Stoneforge Mystic, der ein Sword of Body and Mind sucht.

    Apropos suchen: Green Sun's Zenith sucht und findet Overgrown Battlement, wird aber geoustet. Lino kann sich mit Tumble Magnet wehren, sieht sich aber mit Baneslayer Angel und Stoneforge Mystic mit Schwert gleich zwei Bedrohungen ausgesetzt.

    Das Spiel könnte noch mit Primeval Titan oder der Absicherung in Form von Summoning Trap zu retten sein, aber für beide hat Sebastian Counter. Lino rechnet und rechnet und rechnet, rettet sich mit Tumble Magnet auf vier Leben und hofft auf einen Topdeck. Der wird aber wohl nicht kommen, denn ein postkombativer Jace, the Mind Sculptor entscheidet, dass die Karte oben bleiben kann.

    Primeval Titan resolvt, kann aber weder Valakut aktivieren noch als Blocker agieren, weil Lino das gesamte Spiel Manaprobleme hat. Jace sei Dank.

    Lino Burgold 0 – 2 Sebastian Potyka

    Samstag, 21:30: Feature Match Runde 9 - Jürgen Stephan (Caw-Blade) vs. Alexey Golovin (RUG)

    Jürgen ist der letzte unbesiegte Deutsche im Turnier und will mit 9-0 perfekt in den zweiten Tag starten. Sein Gegner ist Alexey Golovin aus Russland, der seiner Aussage nach jedes Mal, als er an Tisch 1 war, gegen einen Deutschen gespielt hat.

    Beide Spieler halten ihre Starthand und das Spiel beginnt gemächlich. Kein Stoneforge Mystic für Jürgen, keine Lotus Cobra Eine Runde später versucht Jürgen es aber mit einem Squadron Hawk, der gecountert wird. Zur Strafe, dass er zuerst gezuckt hat, wird er auch noch mit Lotus Cobra bestraft.

    "What is that?" – "Mortarpod." – "Oh my god, is that playable?". Alexey geht auf Nummer Sicher und countert das krude Equipment. Jürgen fehlen jetzt nicht nur Kreaturen auf dem Tisch, sondern auch Länder. Er bleibt bei drei Stück hängen und Alexeys Jace sorgt dafür, dass das mittelfristig so bleibt.

    Alexey greift jede Runde mit allem an, was er hat und bringt Jürgen schnell auf 10 Leben. Wenigstens eine Raging Ravine kann er sich mit Condemn vom Hals schaffen. Ein zweites Exemplar lässt aber nicht lange auf sich warten.

    Was bleibt für Jürgen? Mind Tricks für das zweite Spiel. Er hat zwar noch ein Sword of Body and Mind im Deck, spielt aber Stoneforge Mystic, ohne danach zu suchen. Mehr als Gegnerverunsicherung bleibt ihm aber nicht, denn Inferno Titan beendet das Spiel kurz darauf.

    Jürgen Stephan 0 – 1 Alexey Golovin
    Jürgen Stephan

    Jürgen darf beginnen, muss aber einen Mulligan nehmen (Kreative Variationen dieses Satzes nimmt der Autor dieses Satzes gern entgegen). Getappte Länder (Halimar Depths und Raging Ravine) lassen das Spiel zunächst gemächlich beginnen. Draw-Go auf beiden Seiten, niemand will sich zuerst bewegen. Wenn der eigene Threat gecountert wird und der Gegner ungehindert seinen wichtigen Spruch spielen kann, ist die Situation nicht sehr angenehm. Jürgen versucht dieses Dilemma zu umgehen, indem er mit dem im Moment unwichtigen Sword of Feast and Famine einen Counter herauszieht und noch Mana für Mana Leak offen hält. Der Plan scheint aufzugehen. Jürgen will Oracle of Mul Daya countern und sein Gegner tappt sich für Mana Leak aus. Jetzt hat er zwar ein Orakel, ist aber für einen Zug ohne Verteidigung.

    Dieses Fenster nutzt Jürgen aus, um Sun Titan zu spielen, der den zusätzlichen Bonus hat, Sword of Feast and Famine wieder ins Spiel zu bringen. Alexey wehrt sich mit Jace, the Mind Sculptor, der den weißen Riesen zurück in den Äther schickt.

    Unsicher, was er machen soll, überlegt Jürgen hin und her und entscheidet sich letztendlich dafür, Sun Titan wieder zu spielen. Glücklicherweise darf er das Spiel wieder betreten und ein Fetchland mitbringen. Das gleiche Glück soll Alexeys Inferno Titan nicht beschert sein, denn er scheitert an Flashfreeze. Bleibt nur noch die Causa Jace zu lösen. Oh, und die Causa … Precursor Golem?! Der gute Roboter und seine Freunde könnten dem armen Jürgen durchaus Kopfzerbrechen bereiten.

    Jürgen greift mit Sun Titan und Celestial Colonnade, die das Schwert trägt an. Der Riese tauscht mit zwei Spielsteinen, aber wenigstens kann Jürgen enttappen. Nach dem Kampf sucht Stoneforge Mystic ein weiteres Sword of Feast and Famine und gibt es der Kor-Frau (Korina?) in die Hand.

    Alexey will es jetzt wissen. Er schickt Stoneforge Mystic auf die Hand, aktiviert beide Raging Ravine und greift mit allem, was er hat an. Das bringt ihn auf drei Leben. Den Lightning Bolt kann er mit Deprive neutralisieren, braucht jetzt aber einen Weg, seinen Gegner schnell zu töten. In seinem Zug aktiviert er Celestial Colonnade und rüstet es mit zwei Schwertern aus, was seinen Gegner auf zwei Leben bringt. Den Rest erledigt Stoneforge Mystic mit Mortarpod. Ping. Ping.

    Jürgen Stephan 1 – 1 Alexey Golovin

    Alexey Golovin


    Es sind noch zwölf Minuten in der Runde, was in diesem Matchup genug oder viel zu wenig sein kann, je nachdem welchen Modus die jeweiligen Decks erwischen.

    Alexey startet mit einer Insel und zwei Raging Ravine und ist zuerst mutig. Er tappt sich in seinem vierten Zug für Oracle of Mul Daya aus, das zwar resolvt, aber von Journey to Nowhere erwischt wird. Problematisch könnte das Acidic Slime werden, der ungecountert das Orakel zurückholen kann. Noch eine Journey to Nowhere soll das Problem einigermaßen in den Griff bekommen, wird aber von Mana Leak erwischt.

    Der eiserne Griff von Jace erwischt Jürgen zusätzlich. Sein einziger Freund könnte jetzt die knappe Zeit sein, die er aber fairerweise nicht ausnutzt und wirklich schnell spielt. Vielleicht können Stoneforge Mystic und Mortarpod noch etwas an der Situation ändern. Mittlerweile hat Alexey das unscheinbare Equipment aber fürchten gelernt und countert es. Nebenbei zieht er die Schlinge mit Inferno Titan enger.

    Ein letzter Gideon findet sein Schicksal in Spell Pierce.

    Jürgen Stephan 1 – 2 Alexey Golovin

    Samstag, 23:00: Deutsche im zweiten Tag

    Der erste Tag des Grand Prix Barcelona ist vorüber. Von 1,201 sind noch 138 Spieler übrig. Natürlich sind auch einige deutschsprachige dabei, von denen ihr morgen mehr hört. Unten findet ihr die komplette Liste. Mehr von vielen flinken Falken dann morgen. Bis dann!

    Deutschland:
    Mike Hofmann 24
    Jürgen Stephan 24
    Alexander Kreuz 22
    Raul Porojan 22
    Jonas Köstler 21
    Jan Philip Sommerlade 21

    Österreich:

    Herbert Engleitner 24
    Lukas Mittendorfer 24
    Stefan Steiner 21
    Michael Brandtner 21
    Bernhard Lehner 21
    Thomas Holzinger 21

    Schweiz:

    Andreas Ganz 24
    Reto Sormani 21
    Mathias Ritzmann 21

    Sonntag, 09:30: Feature Match Runde 10 – Lukas Mittendorfer (Caw Blade) vs. Andreas Ganz (Caw Blade)
    Lukas Mittendorfer

    Der Österreicher Lukas und der Schweizer Andreas haben den ersten Tag fast ohne Kratzer überstanden. Nach dem Match steht einer der beiden 9-1 und befindet sich auf einem guten Weg in die Top 8.

    Andreas gewinnt den Würfelwurf. „Hey, das erste Mal, dass ich ihn dieses Wochenende gewinne.“ Beide Spieler sind zufrieden mit ihren Starthänden und es kann losgehen. Und „Losgehen“ bedeutet an diesem Tisch wie an gefühlt vier Fünfteln der anderen Tische Stoneforge Mystic. Die schwertsuchende Frau betritt für Andreas das Spiel, während Lukas kein holdes Weib an seiner Seite hat. Mehr als ein Preordain muss und will Andreas anschließend auch nicht spielen, denn er umgeht so Counter und kann am Ende des Zuges ungehindert Sword of Feast and Famine ins Spiel bringen.

    Lukas Defensive gegen die Frau mit Schwert sind Squadron Hawk, die er als Chumpblocker benutzt. Bei Nummer Eins klappt das gut, Nummer Zwei kann erst nach einem kurzen Mana Leak-Krieg das Spiel betreten. Die Rollenverteilung im Mirror wird wie so oft vom Schwert bestimmt.

    Andreas erhöht den Druck, indem er Tumble Magnet spielt, den Falken tappt und angreift. Der Angriff erledigt durch den Abwurf einen weiteren Falken und ermöglicht durch das Enttappen Gideon Jura, das Spiel im selben Zug zu betreten. Der Planeswalker wird aber gleich darauf durch seinen Zwilling erledigt. Der nächste Planeswalker folgt für Andreas in Form von Jace aber sogleich.

    Was folgt, ist der Zug der Farbtupferoffenbarungen. Jace findet nämlich Marsh Flats für Andreas. Seine Inquisition of Kozilek zeigt dann folgende Hand:

    Jace, the Mind Sculptor, Day of Judgment, Mana Leak, Squadron Hawk, Mountain.

    Ein weiterer Hawk wandert in den Friedhof. Es folgt ein weiterer Gideon Jura für Andreas, für den Lukas diesmal kein „Removal“ hat. Wenigstens Jace kann er aber durch die Legendenregel töten. Das macht aber nicht mehr viel aus, weil Andreas erstens eh einen weiteren Jace hat und zweitens seit Beginn eindeutig den Druck auf dem Tisch hat und ohne viel Gegenwehr gewinnt.

    Lukas Mittendorfer 0 – 1 Andreas Ganz

    Diesmal darf Lukas beginnen. Anzufangen beinhaltet in diesem Matchup unter anderem die Möglichkeit, ungehindert Stoneforge Mystic zu legen. Andreas' weiß das aber zu verhindern, indem er in seinem ersten Zug Inquisition of Kozilek spielt und die Schwertfrau abwerfen lässt. Lukas' Hand besteht jetzt nur noch aus Sword of Feast and Famine und Ländern.

    Von oben kommt für Lukas ein Preordain, das nach erfolglosem Scry mit Glück oben ein weiteres Preordain findet. Lukas kann sich also wieder ins Spiel graben. Andreas spielt in seinem zweiten Zug (ja, weiter sind wir noch nicht) Squadron Hawk und Lukas hat tatsächlich die nächste Stoneforge Mystic gefunden.

    Der Strom reißt nicht ab (in dem Moment, wo ich das schreibe, beginnt plötzlich ein Platzregen – weird). Andreas legt seinen zweiten Falken, Lukas seinen ersten, der sich eben noch nicht auf seiner Hand befand. Manchmal kommt alles Gute von oben. Andreas entscheidet sich in den nächsten zwei Runden, mit seiner Creeping Tar Pit anzugreifen und immer einen Squadron Hawk zum Blocken der Kreatur, die das Schwert hält, zurückzuhalten. Dieser Plan kann sich aber schnell ändern, denn Lukas hat das zweite Sword of Feast and Famine.

    Beide Spieler racen jetzt um ihr Leben. Lukas befindet sich auf 10 und Andreas nach dem Doppelschwertangriff, von dem einer gechumpt wurde, auf 16. Zusätzlich erhöht Lukas noch den Druck mit drei weiteren Squadron Hawk.

    Andreas greift Lukas wieder mit Creeping Tar Pit an und bringt ihn damit auf 7 Leben. Es folgt eine weitere Teergrube. Leider ist drei plus drei aber sechs und Andreas schafft es nicht zu gewinnen, bevor Lukas lethalen Schaden austeilt.

    Lukas Mittendorfer 1 – 1 Andreas Ganz
    Andreas Ganz

    Das Mirror spiegelt sich in diesem Spiel richtig, denn beide Spieler starten mit Seachrome Coast und Preordain. Es folgen Darkslick Shores und *trommelwirbel* Stoneforge Mystic für Andreas. „Ich wusste es“, seufzt Lukas. Der kann nämlich nurArid Mesa legen und den Zug abgeben.

    Im dritten Zug zeigt sich wieder die Stärke des Schwarz-Splashs. Andreas spielt Inquisition of Kozilek und hat noch Mana offen, um Sword of Feast and Famine mit der Mystikerin ins Spiel zu bringen. Zusätzlich hat er sich mit dem Abwurfspruch eines Mana Leaks entledigt.

    Die Rollenverteilung gestaltet sich mal wieder eindeutig. Andreas hat die Frau mit Schwert, Lukas die chumpblockenden Squadron Hawk. Andreas versucht, die fliegenden Mauern mit Tumble Magnet zu durchbrechen, scheitert aber an Spell Pierce.

    Lukas hat dadurch, dass Andreas sich für Tumble Magnet ausgetappt hat und kein weiteres Land hat, ein kleines Fenster für Jace, the Mind Sculptor. Die erste Aktion des Planeswalker ist, Stoneforge Mystic zu bouncen. Lukas hat sich vorerst aus dem Würgegriff des Schwertes befreit, hat aber nicht mehr viel Gas auf der Hand, was Andreas' Duress zeigt. Das wirft nämlich Lightning Bolt ab und lässt zwei Squadron Hawk und zwei Länder zurück.

    Die entscheidende Phase des Spiels beginnt, denn beide Spieler haben nun die Möglichkeit, Kontrolle zu erlangen. Beide haben Squadron Hawk, einer hat Jace, einer ein Schwert. Genau an diesem spannenden Punkt werden die Extrazüge angesagt. Was folgt, ist ein wenig hin und her, aber beide Spieler haben zu viele Lebenspunkte, um in drei Angriffen gewinnen zu können. Ein unwürdiges Ende für die spannendste Partie des Matches.

    Lukas Mittendorfer 1 – 1 Andreas Ganz

    Sonntag, 10:16: Decktech mit Alex Kreuz

    Gerade eben hat Alex Kreuz die elfte Runde des Grand Prix gewonnen und steht jetzt 9-1-1. Wie so viele Spieler auf diesem Turnier hat er sich für Caw Blade entschieden, das man hier in Barcelona durchaus als dominant bezeichnen kann. Vorab seine Liste.


    4 Stoneforge Mystic
    4 Squadron Hawk
    1 Sword of Feast and Famine
    1 Sword of Body and Mind
    4 Jace, the Mind Sculptor
    3 Gideon Jura
    3 Day of Judgment
    3 Divine Offering
    2 Spell Pierce
    2 Mana Leak
    1 Cancel
    1 Stoic Rebuttal
    1 Deprive
    4 Preordain

    4 Celestial Colonnade
    4 Glacial Fortress
    4 Seachrome Coast
    4 Plains
    4 Island
    1 Scalding Tarn Tarn
    1 Arid Mesa
    4 Tectonic Edge


    Sideboard:

    4 Flashfreeze
    1 Day of Judgment
    4 Oust
    3 Celestial Purge
    3 Baneslayer Angel


    Im Gegensatz zu vielen anderen Piloten hat sich Alex für das klassische blau-weiße Gerüst entschieden. Seine Überlegung: „Nachdem Gerry Thompson die großen Turniere in den USA mit dem Schwarzsplash im Sturm genommen hat, gab es für mich zwei mögliche Wege, die das Metagame einschlagen kann. Entweder übernehmen alle die Tech und der überwiegende Teil des Feldes besteht aus Caw-Blade +X, was für mich bedeutet hätte, dass die schwarze Version die beste wäre.“ Der Splash kommt aber nicht ohne Verluste: „Das Splashdeck spielt kaum Counter, um Platz für den Discard zu schaffen – ein Umstand, der Valakut sehr gelegen kommt.

    Deshalb hat Alex folgerichtig ein Wiedererstarken der roten Berge vorhergesagt und sich für die „klassische“ Version des Decks entschieden. „Klassisch“ steht hier in Anführungszeichen, weil hier schon mit kleinen Innovationen aufgewartet wird: „Das Counterpaket mag zunächst etwas komisch wirken, ist aber gut begründet. Für mich stand fest, dass ich gern mit drei Hardcountern spielen möchte, die in jeder Situation effektiv sind. Der Rest sind günstige Sprüche, die ich gut in die Kurve quetschen kann, um das Spiel herumzudrehen. Das Cancel ist ein kleiner Mind Trick, damit der Gegner denkt, dass ich noch mehr Counter spiele und somit an entscheidenden Stellen seine Sprüche zurückhält, wenn er sie eigentlich spielen könnte. Eine weitere schöne Überraschung ist Deprive, das mit seinen Kosten von zwei Mana schon einige Gegner auf dem falschen Fuß erwischt hat. In den meisten Fällen denkt mein Gegenüber nämlich nur daran, Mana Leak zu umgehen.“

    Eine weitere Überraschung ist Divine Offering im Maindeck: „Ganz im ernst: Eine tote Karte ist das nur gegen Valakut. Boros hat Equipment und der Lifegain ist ein schöner Nebeneffekt fürs Race. RUG spielt Precursor Golem. Und im Mirror löse ich so das Dilemma, das Stoneforge Mystic erzeugt. Wenn der Gegner anfängt und Stoneforge Mystic legt, haben normale Listen keine Chance, das Schwert aufzuhalten. Diese Nische füllen die Divine Offering. Im gegnerischen Zug ein Divine Offering, mit Counter in der Hinterhand zu spielen hat mir schon viele Spiele gewonnen. Der Gegner ist ausgetappt und in meinem Zug kommt dann ein Threat wie Jace, the Mind Sculptor. Und sollte ich sie mal nicht brauchen, kann ich sie auch gut mit Preordain und Jace wegmischen. Das Deck hat eh einen hervorragenden Kartenfluss.“


    Zu den Matchups: „Das Mirror ist sehr skillintensiv, wird aber auch oft davon entschieden, wer das Schwert online hat. Der größte Gegner ist die Zeit, weswegen ich immer ziemlich schnell spiele. Bisher befindet sich nur ein Draw auf meinem Konto.“

    „Valakut ist mit den vielen Countern echt machbar. Gegen RUG hängt alles von der Lotus Cobra ab. Deswegen habe ich on the play auch Flashfreeze im Deck und on the draw Oust.“

    „Gegen rote Decks und Boros sieht es im ersten Spiel nicht so gut aus. Fängt der Gegner an und hat Goblin Guide ist das gesamte Spiel sehr schwer zu gewinnnen. Man sieht aber, dass ich für dieses Matchup viele Sideboardkarten habe. Nach dem Boarden sind die Waagschalen dann auch nicht mehr ganz so unausgeglichen.“

    Ein letzter Tipp von Alex: „Wenn ihr Caw-Blade spielen wollt, lasst bloß die Finger von der roten Version. Die macht nämlich nicht mehr als die schwarze und das auch noch schlechter.“



    Samstag, 12:15: Decktech – Boros mit Mike Hofmann

    Mike Hofmann hat mit Stoneforge Mystic und Squadron Hawk locker den zweiten Tag erreicht. Im Gegensatz zu vielen anderen spielt er aber nicht Caw-Blade, sondern Boros. Gestern war das 8-1 kein Problem – fast alle Siege waren 2:0. Heute schlägt Fortuna aber in die andere Richtung aus und Mike befindet sich im Sinkflug auf 8-4. Trotzdem ist Boros immer noch eines der Decks to Beat, weswegen ich froh bin, dass er sich die Zeit genommen hat, mir seine Liste zu zeigen:


    4 Steppe Lynx
    4 Goblin Guide
    1 Spikeshot Elder
    4 Plated Geopede
    4 Squadron Hawk
    3 Stoneforge Mystic
    1 Kemba, Kha Regent
    3 Hero of Oxid Ridge

    2 Adventuring Gear
    1 Sword of Body and Mind
    1 Bonehoard
    4 Lightning Bolt
    2 Journey to Nowhere

    4 Arid Mesa
    4 Scalding Tarn
    4 Marsh Flats
    3 Evolving Wilds
    1 Teetering Peaks
    5 Mountain
    5 Plains


    Sideboard:

    1 Basilisk Collar
    3 Cunning Sparkmage
    3 Arc Trail
    2 Kor Firewalker
    2 Divine Offering
    2 Gideon Jura
    1 Mark of Mutiny
    1 Sword of Feast and Famine


    Der grundlegende Plan des Decks ist so simpel, wie es aussieht: „Ich will so schnell wie möglich so viel Schaden wie möglich durchdrücken. Deshalb spiele ich auch alle Landfallkreaturen zuerst.“ Der berühmt-berüchtigte „Nuts-Draw“ ist bei diesem Deck: Turn 1 Plains, Steppe Lynx; Turn 2 Fetchland, Plated Geopede; Turn 3 Adventuring Gear, Fetchland, Lightning für einen Blocker oder das Gesicht. Das ist nur ein Beispiel, um zu verdeutlichen, wie explosiv das Deck sein kann.

    Die genaue Liste, die ihr oben findet, ist eine Weiterentwicklung aus vorangegangenen Turnieren: „Die größte Veränderung ist eigentlich meine Spielweise gegen Caw-Blade. Besonders on the Draw will man die Goblin Guide rausboarden und eher langsam spielen. Das Deck kann auch im Lategame noch richtig gute Topdecks wie Hero of Oxid Ridge oder Spikeshot Elder ziehen.“

    Ein individueller Touch ist für Mike Kemba, Kha Regent: „Ich habe die Katze auf Twitter gesehen und fand die Idee sehr witzig. Nach ein paar Spielen hat sich herausgestellt, dass ihre soliden Kampfwerte und die Katzenproduktion echt gut für das Deck sind.“ Eine Spielerei, die sich lohnt also.

    Zum Abschluss noch ein nicht verwackeltes, nicht mehr ganz so sonnenbrandgebeuteltes Bild von Mike, der trotz der Watschn seine gute Laune nicht verloren hat. Wünscht ihm viel Glück, damit er es noch ins Geld schafft!



    Sonntag, 14:15: Runde 14 – Jonas Köstler (RUG) vs. Carlos Oliveros (Caw-Blade mit Rot)

    Jonas Köstler
    Still und leise hat sich Jonas Köstler durch dieses Turnier gekämpft. Am Ende des ersten Tages war er „nur“ einer von den sechs Deutschen, die den zweiten Tag erreicht haben. Und das mit 7-2 gerade so. Nach vier Siegen in Folge und dem Abbrechen der Serie von Alex Kreuz ist er aber plötzlich der deutsche Spieler mit den besten Chancen auf eine Top-8-Platzierung. Ein Sieg in dieser Runde erlaubt ihm, die letzten beiden Runden zu drawen.

    „Wow, da stehe ich aber ziemlich unter Druck. Und dann werde ich auch noch gecovert!“

    Nach einem Deckcheck stehen ausführliche Mischvorgänge an, bevor das eigentliche Match beginnen kann.

    Jonas behält seine Hand, Carlos muss einen Mulligan nehmen. Mit Lotus Cobra zu starten ist gut gegen Caw-Blade, also tut Jonas genau das. Ohne dass sein Gegner etwas tun kann, bringt er gleich darauf auch noch eine zweite Manaschlange ins Spiel, legt ein Fetchland, spielt mit einem blauen Mana Preordain, fetcht und rundet seinen Zug mit Jace ab, der brainstormt. Ja, das war alles Turn 3. Einen Angriff mit der einen Lotus Cobra erlaubt er sich aus Angst vor Condemn derweil nicht.

    Eigentlich hat Carlos keine so schlechte Hand, denn Stoneforge Mystic gewinnt ja auch oft allein Spiele. Und Lightning Bolt auf Jace ist ja auch nicht so schlecht. Das alles verblasst aber im Angesicht der zwei Explore, die Jonas im nächsten Zug Frost Titan ermöglichen.

    Okay, das Spiel ist gelaufen. Cunning Sparkmage für den Spanier kann zwar eine Schlange kleinraspeln, aber Jonas aktiviert Raging Ravine zwei Mal und greift mit dem gesamten Team an. Im nächsten Zug gibt Carlos auf.

    Jonas Köstler 1 – 0 Carlos Oliveros

    Carlos Oliveros

    Diesmal darf Carlos beginnen und startet mit einer unschuldigen Seachrome Coast. Nicht ganz so unschuldig ist dagegen Raging Ravine für Jonas, die immerhin am Sieg im letzten Spiel beteiligt war.

    Die beiden Spieler zeigen sich ihre Two-Drops: Squadron Hawk und Lotus Cobra. Letztere wird aber in diesem Spiel keine so wertvollen Dienste leisten, denn Cunning Sparkmage entsorgt sie. Jetzt muss Jonas also irgendwie anders zum schnellen Inferno Titan auf seiner Hand gelangen. Explore ist hier die etwas langsamere Option.

    Während Jonas also Großes vorbereitet, such sich Carlos mit Stoneforge Mystic ein großes Schwert (of Body. And Mind). Jonas spielt derweil Garruk Wildspeaker und ein Explore. Durch den Carddraw befinden sich jetzt drei Inferno Titan auf seiner Hand. Aber werden sie noch schnell genug das Spiel gegen das aktive Schwert reißen können?

    Der erste Titan rüstet jedenfalls Carlos' einzigen Blocker ab. Der Spanier scheint verzweifelt zu sein, denn die einzige Möglichkeit für ihn, den Titanen zu töten ist ein Angriff mit einem Wolf mit Schwert und Lightning Bolt. Der Verlust schmerzt Jonas gar nicht so, denn wo ein Titan herkommt, gibt es noch viel mehr. Hawk tot, Hawk tot, Pinger tot.

    Carlos spielt Jace und brainstormt, was den Planeswalker in Angriffsreichweite für Inferno Titan lässt. Auch ein weiterer Stoneforge Mystic scheint keine große Bedrohung zu sein. Der Titan und Raging Ravine greifen an, Tumble Magnet sichert Jonas vor einem Gegenangriff ab und die Top 8 ist zum Greifen nah!

    Jonas Köstler 2 – 0 Carlos Oliveros

    Sonntag, 13:30: Formatphilosophievergleiche mit Sam Black

    Das Deck des Wochenendes ist eindeutig Caw-Blade in allen möglichen Variationen. Nimmt man die „pure“, die rote und die schwarze Version zusammen, sind 48 von 138 Spielern am zweiten Tag damit unterwegs. Das sind gut 38% des Feldes. Um dem Archetyp noch mehr Rampenlicht zu geben, habe ich mich mit Level-6-Magier Sam Black, der bekanntermaßen ein großer Experte auf dem Gebiet der Feen ist, hingesetzt, um mich mit ihm über die Parallelen zu Faeries zu unterhalten.
    Rendesvous mit Sam Black

    Sowohl Caw-Blade als auch Faeries sind Vertreter einer Art von Deck, die ihm seiner Aussage nach sehr liegen Beide sind ihrer Strategie sehr flexibel und können sich gut an den Gegner anpassen. Der Grund warum beide Decks so formatdefinierend sind, ist aber, dass sie trotzdem einen eindeutigen Plan haben. Sie sind im ersten Spiel so aggressiv, wie sie es nur sein können. Das ist sowohl in Extended als auch in Standard derzeit der beste allgemeine Plan, um gegen jedes Deck bestehen zu können. Nach dem Boarden nimmt man dann aber meist die kontrollierende Rolle ein, weil man jetzt spezifische Sideboardkarten zur Verfügung hat. Man muss der Wahrheit ins Gesicht schauen: Magic hat sich so entwickelt, dass kein Kontrolldeck auf alle Situationen mehr gefasst sein kann. Entweder man kontrolliert das Tempo wie Caw-Blade und Faeries oder man versucht, mit einer fetten Bedrohung wie Grave Titan schnell das Spiel zu beenden.

    Gemein ist den Vögeln und Feen auch die Dynamik. Viele Spiele werden allein durch das Zusammenspiel von spontanen, günstigen Bedrohungen und Countern gewonnen. Bei den Feen sollte klar sein, was damit gemeint ist, aber auch Caw-Blade hat sein Äquivalent in Stoneforge Mystic, die im gegnerischen Zug ohne viel Gegenwehr ein Schwert aufs Brett zaubern kann. Nein, viel gemeiner: Sie zaubert erst gar nicht, sie tut einfach.

    Interessanterweise ist das alles aber nicht der entscheidende Faktor, der Sam Blacks Liebe zu solchen Decks erklärt. Am wichtigsten ist ihm, dass beide Archetypen „Value Decks“ sind. Damit meint er, dass jede Karte im Deck wirklich etwas macht, was nicht so selbstverständlich ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Bei einem Blick auf die Manabasis wird das am deutlichsten: Man spielt genügend Länder, hat eine stabile Manabasis, ist aber nicht so leicht flooded, weil viele Länder zusätzliche Funktionen haben. Tectonic Edge, Celestial Colonnade und Mystifying Maze können allesamt noch viel mehr als Mana machen. Stabilität gepaart mit Value, das ist die größte Stärke der Decks, meint Sam.

    Einige andere Spieler, mit denen ich gesprochen habe, haben betont, dass Caw-Blade wie Faeries den unbesiegbaren Draw haben kann. Diesen „Nuts-Faktor“ hielt Sam aber schon bei den Feen überwertet. Es stimmt, dass eine frühe Bitterblossom oder Stoneforge Mystic komplett die Spieldynamik verändert. Aber „Nuts“ sind für ihn eher die möglichen Draws von Decks wie GW Quest oder Kuldotha Red. Selbst der allerbeste Draw von Faeries und Caw-Blade ist immer noch besiegbar.

    Es gibt aber einen Aspekt, in dem Caw-Blade sogar unfairer als Faeries ist: „Wenn man das Feenmirror spielt und der Gegner Bitterblossom legt, liegt man mit der eigenen Bitterblossom einen Zug später gleichauf. Fängt der Gegner aber an und legt Stoneforge Mystic, ist die eigene Mystic bei weitem nicht so dominierend. Caw-Blade ist also viel mehr vom Würfelwurf abhängig als es Feen je waren.“

    Sonntag, 17:45: Viertelfinale – Jonas Köstler vs. Eduardo Sajgalik
    Jonas Köstler

    Jonas entwickelt sich zu einer Fixtur in den letzten Runden hochkarätiger Events. Wenn es einen deutschen Spieler gibt, der im Moment „running hot“ ist, dann ist er es. Sein Gegner ist allerdings auch kein Niemand. Eduardo kann man getrost als Kosmopoliten bezeichnen. Er hat sowohl auf britischen als auch kanadischen Nationals gespielt und war 2008 sogar in letzterem Team. Oh, und eigentlich kommt er aus Spanien!

    … und reist jetzt nach Paris, um sein Glück in sechs Karten zu finden. Für die wahre Liebe muss er wohl noch tiefer graben – fünf Karten also. Weiter kann ich die Metapher wohl nicht treiben. Sagen wir einfach, dass Jonas den Gratissieg geschenkt bekommt, weil Eduardo sich auf vier Karten runtermulligant. „Oder er hat den Nuts-Draw mit Turn 3 Titan.“, merkt Jonas an.

    Okay, lasst uns Magic spielen. Jonas startet mit Lotus Cobra, Eduardo mit Khalni Heart Expedition. Lotus Cobra macht im nächsten Zug, was Manaschlangen so machen. Ein Explore rampt ihn nebenbei in Jace, the Mind Sculptor, der sich die oberste Karte von Eduardos Deck anschaut und sich selbst aus Lightning-Bolt-Reichweite bringt.

    Eduardo legt weiter hin nicht mehr als Länder, während Jonas im vierten Zug mit Frost Titan aufwartet. Richtig fair ist es ja nicht, was hier passiert. Vielleicht kann Primeval Titan die Richtung des Spiels ein wenig ändern. Allerdings muss man auch bedenken, dass Eduardo schon bei 15 Leben ist, also nicht mehr viel Zeit hat, um seinen drei Gebirgen und zwei Valakut genug Feuerkraft zu geben. Ein Topdeck in letzter Sekunde wird durch Jace, der die Karte gnädigerweise oben lässt, auch verhindert.

    Mit dem Rücken zur Wand, zwei Handkarten, acht Leben und nur vier Gebirgen auf dem Tisch muss Eduardo jetzt das rettende Harrow haben. Er hat es und spielt es in Jonas' Versorgungssegment. Die beiden Gebirge, die ins Spiel kommen, lösen insgesamt vier Valakut-Trigger aus. „You're at 18, right?“ Es reicht nicht, um Jonas zu töten, aber um sein Board abzuräumen und ihm drei Schaden zu machen.

    Jetzt ist es auf einmal Jonas, der keine richtigen Druckmittel mehr hat und nur auf ein Wunder hoffen kann. Leider gibt es im richtigen Leben keine Misclicks – Primeval Titan greift an, such zwei Gebirge und macht zusammen mit dem Kampfschaden 18 Schaden.

    Die heutige Lektion war: Gebt nicht auf, wenn ihr auf 4 mulligant!

    Jonas Köstler 0 – 1 Eduardo Sajgalik
    Eduardo Sajgalik

    Diesmal starten beide Spieler mit einem Mulligan, sind aber diesmal nach dem ersten Durchgang zufrieden. Eduardo bewegt sich als Erster mit Lotus Cobra, die aber von Flashfreeze neutralisiert wird. Jonas befindet sich mit einem Mana Leak auf der Hand jetzt in der Rolle des Kontrollspielers und spielt Draw-Go. Im vierten Zug kann er nebenbei Lotus Cobra ins Spiel bringen, um im nächsten Zug Inferno Titan mit Mana Leak-Backup zu haben.

    Das Backup erweist sich als nützlich, denn Primeval Titan darf einfach nicht ins Spiel kommen.

    Und schon ist es vorbei! Eduardo ist ausgetappt und kann nicht gegen Lotus Cobra, Raging Ravine und Inferno Titan machen. Bisher waren wirklich 2/3 des Matches mischen. Uns soll es nicht stören, solange Jonas gewinnt.

    Jonas Köstler 1 – 1 Eduardo Sajgalik

    Eduardo: „Oh my God! I keep“ – Jonas: „I mulligan.“ Irgendwann wird hier auch Magic gespielt, ich weiß nur nicht wann.

    Beide Spieler starten mit Lotus Cobra. Jetzt ist die Frage, wer gemeinere Sachen damit anstellen kann. Eduardo legt die Latte mit einem Angriff und Overgrown Battlement ziemlich tief. Mal sehen, was Jonas macht: Raging Ravine und Ponder mit dem blauen Mana, Angriff mit der Kobra in Overgrown Battlement. Okay, er hat wenigstens ein Mana rausgequetscht.

    Jetzt ist Eduardo wieder dran. Er legt eine zweite Kobra und triggert sich mit einem Fetchland in eine zweite Overgrown Battlement und Inferno Titan. Im nächsten Zug greift das gesamte Team an und tötet Jonas ganz simpel. Manchmal kann man einfach nichts machen.

    Jonas Köstler 1 – 2 Eduardo Sajgalik

    Sonntag, 18:30: Im Gespräch mit Jesper Ejsing
    (Mal wieder) sorry für die schlechte Bildqualität!

    Leise aber stetig ist Jesper Ejsing zu einer Fixtur in der Magicwelt geworden. Seit Lorwyn hat er uns 56 Karten beschert, was eine ganze Menge in dieser kurzen Zeit ist. Es ist aber natürlich nicht ganz so einfach, zu einem festen Magiczeichner zu werden. Deshalb habe ich mich wenig über mit Jesper über seinen Hintergrund unterhalten.

    Jesper kommt aus Dänemark und war in seiner Kindheit ein begeisterter Dungeons&Dragons-Spieler. In diesem Kontext bewegten sich auch seine ersten Zeichnungen, die er anfertigte, um seiner Rollenspielgruppe seine Charaktere zu zeigen. Dieses Hobby wurde dann schnell zu etwas Ernstem, denn schon mit 16 nahm er Aufträge von dänischen Underground-Magazinen an, um für sie Cover zu zeichnen. Mit 18 war er dann schon so weit, dass er ein gutes Einkommen mit seinen Nebenverdiensten haben konnte.

    Der schnelle Aufstieg in Dänemark half ihm aber vorerst nicht bei seinem eigentlichen Ziel: Er wollte Zeichner für Dungeons & Dragons werden. Oft schickte er seine Zeichnungen an Wizards of the Coast und bekam nie eine Antwort. Den Ausschlag für seine Karriere gab schließlich Vitamin B in Form von Todd Lockwood, der Jesper weiterempfahl. Plötzlich standen ihm alle Türen offen und er wurde Zeichner für Wizards.

    Jetzt ist er endlich genau an dem Punkt, an der immer sein wollte. "I mean, they give me money to paint dragons!" Auf die Frage hin, ob er sich als Künstler, der Auftragsarbeiten ausführt, wohlfühlt, hat er eine interessante Antwort: "Ich sehe mich ehrlich gesagt nicht als Künstler. Und das soll kein Understatement oder so etwas sein. Für mich sind Künstler die Leute, die etwas ausdrücken wollen, was tief aus ihnen herauskommt. Ich führe Auftragsarbeiten durch. Ich bin ein Illustrator, ein Handwerker." Seinen Job sieht er darin, eine bestimmte Welt zum Leben zu erwecken und sie so genau auf den Punkt zu bringen, wie es der Kunde will. "Und genau damit bin ich glücklich. Wenn ich für mich selbst zeichnen würde, brächte ich auch nichts anderes aufs Papier als große Bestien und leichtbekleidete Frauen."

    Zum letzten Thema hat er auch noch eine Anmerkung: "Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass Fantasyzeichner von den Firmen dazu gezwungen werden, leichtbekleidete Personen zu zeigen, ist es in der Realität genau umgekehrt. Wizards betont uns Zeichnern gegenüber immer wieder, dass ihre Fantasywelten asexuell sind. Wir Zeichner sind die, die sich um diese Richtlinien herummogeln, weil wir so gern hübsche Frauen zeichnen."

    Abschließend möchte Jesper euch noch auf zwei Dinge aufmerksam machen. Erstens: Schaut euch die Karten von Paul Bonner an, er ist ein toller Künstler! Zweitens: Schaut euch Muddy Colors an – ein toller Ort, um direkt von Zeichnern zu erfahren!
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