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New Phyrexia Rogue Decks
von Denis Sinner
11.05.2011

Da dies mein erster Artikel für PlanetMTG ist, will ich mich zunächst vorstellen. Mein Name ist Denis Sinner und in der Turnierszene kennt mich schon der ein oder andere. Im Internet (zum Beispiel im PlanetMTG-Forum) bin ich meist unter dem Pseudonym „Serge“ unterwegs. Seit knapp mehr als zwei Jahren wohne ich in der Frankfurter Gegend und bin auf dortigen Turnieren sowie in der Umgebung anzutreffen. Ich habe mir schon öfter überlegt, einmal etwas über Magic zu schreiben, jedoch schätze ich meine Fähigkeiten als Autor nicht unbedingt als hervorragend ein und die oftmals harte Kritik hier beim Planeten hat mich bisher davon abgeschreckt. Nun möchte ich es doch zumindest mal versuchen.

In diesem Artikel beschäftige ich mich mit Deckideen. Hauptsächlich geht es um ehemalige Tier-2+-Decks, die mit New Phyrexia nun das Potenzial besitzen, weiter oben mitzuspielen.



Anfangen möchte ich mit einer Abwandlung der Big-Red-Decks, die in letzter Zeit hier und da bereits gesichtet wurden (zum Beispiel zuletzt im Halbfinale des Nürnberger PTQs).


4 Kuldotha Phoenix
2 Phyrexian Metamorph
2 Inferno Titan
4 Koth of the Hammer
2 Karn Liberated
1 Chandra Nalaar
4 Lightning Bolt
2 Volt Charge
4 Tezzeret's Gambit
4 Tumble Magnet
4 Everflowing Chalice
3 Sphere of the Suns


4 Tectonic Edge
1 Mystifying Maze
4 Scalding Tarn
3 Terramorphic Expanse
1 Island
11 Mountain


Was macht das Deck besser, als es vorher war? Die größte Stärkung erhält es wohl durch die Proliferate-Spells. Tezzeret's Gambit ist nicht nur ein Card-Draw-Spell, nach dem die nicht-blauen Midrange- und Controldecks oft schreien, Proliferate synergiert zusätzlich super mit Tumble Magnet, den Beschleunigungsartefakten sowie den Planeswalkern. Mit Everflowing Chalice vorweggespielt zieht der Spell für drei Mana und zwei Leben nicht nur zwei Karten, sondern rampt gleichzeitig und das Artefakt kann im selben Zug noch verwendet werden, um zum Beispiel mehr Chalice oder eine Sphere of the Suns auszuspielen. Das reicht dann schon für Karn Liberated in Turn 4. Besonders gut sind die beiden Proliferate-Spells aber natürlich mit Koth of the Hammer, dessen Ultimate man so bereits einen Zug, nachdem man ihn ausgespielt hat, aktivieren kann, ohne einen ganzen Zug zu opfern, in dem man nichts Relevantes macht, wie es bei Contagion Clasp oft der Fall ist.

Phyrexian Metamorph ist eine weitere Ergänzung. Von dieser Karte halte ich generell sehr viel, da sie nicht nur ein Mana billiger ausgespielt werden kann als Clone, sondern mit der Option, Artefakte zu kopieren (Tumble Magnet, sämtliches Equipment), auch weit vielseitiger ist. Primär ist sie in diesem Deck dazu da, den Artefakt-Count für Kuldotha Phoenix zu erhöhen.

Die blauen Sprüche können zwar alle ohne blaues Mana gecastet werden, mit Sphere of the Suns, Scalding Tarn und der einen Insel im Maindeck kann man sie aber auch ohne Lebenspunkteverlust ausspielen. Die Anzahl der Gebirge, die man für Koth beziehungsweise Kuldotha Phoenix benötigt, muss man so auch nicht signifikant reduzieren. Fraglich ist, wie gut Karn ist. Er stellt eine Möglichkeit dar, Karten zu beantworten, für die Rot sonst vergeblich nach Lösungen sucht (zum Beispiel Verzauberungen), sowie einen Weg, das Spiel schnell zu beenden. (Beziehungsweise zeitlich gesehen eher langsam, da man das zusätzliche Game, welches man zwar wahrscheinlich mit zwei Bonus Permanents beginnt, immer noch ausspielen muss.)

Was mich bei dem Deck positiv stimmt, ist der Fakt, dass man mit den Burnspells und Tumble Magnet sowohl gute Antworten auf ausgerüstete Falken und Stoneforge Mystic hat als auch mit Koth und Phoenix gute Antworten auf Jace. Eher negativ ist wohl das Valakut-Matchup anzusehen, wo man preboard weder eine sehr schnelle Clock noch gute Disruption besitzt. Ein exaktes Sideboard möchte ich zu dieser (wie auch den nachfolgenden) Liste(n) noch nicht liefern, da das bei einem unbekannten Meta wenig Sinn hat. Klar, das Argument könnte man prinzipiell auf das ganze Deck erweitern, jedoch ist das Sideboard eher reaktiv, während das Maindeck ja versucht, seinen eigenen Gameplan durchzuziehen. Vom Sideboard ist allerdings abhängig, ob man Terramorphic Expanse im Maindeck braucht (wenn man blaue Sideboardkarten spielt). Ich denke schon, weil man alleine mit Flashfreeze eine gute Antwort für das wohl schwierigste Matchup hat (Valakut). Weitere potenzielle Sideboard-Karten wären: Pyroclasm, Slagstorm, Crush, Manic Vandal, Ricochet Trap, Ratchet Bomb, Wurmcoil Engine, Goblin Ruinblaster, Invader Parasite.



Weiter geht's mit dem Grand Architect-Deck:


4 Kraken Hatchling
1 Hex Parasite
4 Grand Architect
3 Trinket Mage
3 Treasure Mage
3 Phyrexian Metamorph
1 Wurmcoil Engine
4 Mana Leak
2 Brittle Effigy
3 Tumble Magnet
2 Mindslaver
1 Batterskull
4 Preordain


4 Tectonic Edge
1 Mystifying Maze
20 Island


Das Deck hat zwar nur vier Karten aus New Phyrexia im Maindeck, die haben es jedoch in sich. Hex Parasite könnte dem Trinket Mage endlich zum Durchbruch in diesem Deck verhelfen. Nach einem Grand Architect ausgespielt kann man noch im selben Zug entweder mit Hex Parasite einen Planeswalker abstellen oder mit Brittle Effigy eine Kreatur. Phyrexian Metamorph passt in dieses Deck wohl so gut wie in kein zweites, da er nicht nur eine weitere blaue Kreatur sein kann, die man für Grand Architect benötigt, sondern auch ein Artefakt, das man mit Grand Architect und Co. ausspielen kann.

Von Mindslaver war ich positiv überrascht (oder soll ich in diesem Fall sagen, negativ?), als ich mit Caw-Blade letztens dagegen spielen musste. Selbst bei einer einzelnen Aktivierung kann man damit sehr viel beim Gegner vermasseln. In erster Linie sind die Mindslaver aber vor allem gegen Combodecks drin (Valakut). Der einzelne Batterskull kann mit dem Architect-Mana sehr schnell nach dem Ableben wiederverwendet und sogar mit Phyrexian Metamorph gesucht werden, wenn man einen gegnerischen Stoneforge Mystic kopiert.

Das Hauptproblem des Decks, gute und billige blaue Kreaturen für Grand Architect zu haben, ist jedoch leider weiterhin nicht gelöst und so muss man zum Beispiel auf Kraken Hatchling zurückgreifen. Immerhin kann der neben seinen primären Aufgaben (Kreaturen blocken und Mana produzieren), beim Kopieren eines gegnerischen Schwertes als Ausrüstungsziel verwendet werden. Es ist natürlich auch möglich, dass Deck sehr abweichend zu bauen, wobei die größte Frage ist, ob man Jace, the Mind Sculptor spielt oder nicht. Klar ist er wohl die stärkste blaue Karte, jedoch möchte das Deck ab Zug 4 eigentlich andere Sachen anstellen.



Als Nächstes komme ich zum Pyromancer Ascension-Splinter Twin-Combodeck:


4 Pyromancer Ascension
4 Deceiver Exarch
3 Splinter Twin
4 Lightning Bolt
4 Burst Lightning
4 Preordain
4 Gitaxian Probe
4 See Beyond
4 Mana Leak
2 Tezzeret's Gambit
1 Into the Roil


8 Island
6 Mountain
2 Halimar Depths
4 Scalding Tarn
1 Misty Rainforest
1 Arid Mesa


Dieses Deck hat bereits erste Erfolge auf Magic-League verzeichnet, eine Plattform, die zwar nicht den Gipfel des Competitive Plays darstellt, aber durchaus gut als Ideenquelle zu gebrauchen ist.

Allgemein hat das Ascension-Deck nicht nur mit Gitaxian Probe einen weiteren Draw-Cycle-Spell für ein Mana dazubekommen, den man nach dem Rausrotieren von Ponder so vermisst hat, sondern mit der Deceiver Exarch-Splinter Twin-Combo einen alternativen Gameplan, welcher gegen Removal zumindest nicht ganz so anfällig ist wie das Pendant mit Pestermite. Auch kann der Exarch als Blocker insbesondere gegen Aggrodecks verwendet werden. Der dritte Neuzugang heißt Tezzeret's Gambit, zieht Karten und „triggert“ die Ascension, falls bereits die erste Marke auf ihr liegt, selbst ohne eine weitere Kopie im Friedhof.

Natürlich kann die Splinter Twin-Combo ins Sideboard verbannt werden, jedoch wird sie die meisten nicht besonders überraschen und die Hate-Karten der Wahl werden ohnehin Sachen wie Celestial Purge, Demystify und Nature's Claim sein, welche beide Combos beantworten. Wenn man umgekehrt Pyromancer Ascension weglassen möchte und sich auf Splinter Twin konzentiert, könnte man ein Kontrolldeck bauen, welches die Combo als Finisher benutzt (inspiriert durch Michael Hetrick @ChannelFireball):


4 Wall of Omens
4 Deceiver Exarch
1 Sun Titan
4 Preordain
3 Spell Pierce
4 Lightning Bolt
4 Mana Leak
2 Into the Roil
4 Jace, the Mind Sculptor
4 Splinter Twin


4 Celestial Colonnade
4 Seachrome Coast
1 Glacial Fortress
6 Mountain
3 Island
1 Plains
4 Scalding Tarn
3 Arid Mesa


Im Grunde handelt es sich hierbei um ein Kontrolldeck, das auch mal ohne die Combo gewinnen kann (mit Sun Titan, Celestial Colonnade oder Jace als Finisher), wobei Deceiver Exarch einfach als Blocker und Splinter Twin auf Wall of Omens als Card-Draw-Engine verwendet werden können.

Mit Act of Aggression haben jedoch alle Decks eine Antwort auf die Exarch-Combo, die einem dann sogar sofort das Spiel gewinnt. Man übernimmt in response auf die erste Aktivierung des mit Splinter Twin verzauberten Exarchen diesen und produziert sich dann im End-Step beliebig viele Kopien, die erst zu Beginn des eigenen End-Steps sterben würden. Da Act of Aggression auch gegen Valakut als Ersatz für Mark of Mutiny/Traitorous Instinct dienen kann, sollte man sich auf das vermehrte Auftreten dieser Sideboardkarte durchaus einstellen. Torpor Orb ist eine weitere neue Antwort auf diese Combo. Diese legt zusätzlich Stoneforge Mystic und Squadron Hawk lahm (falls diese zu dem Zeitpunkt nicht schon im Spiel sind) und kauft einem einen Zug gegen Primeval Titan.



Ein weiteres Deck was auf eine Karte aus New Phyrexia aufbaut:


4 Birds of Paradise
4 Squadron Hawk
2 Stoneforge Mystic
1 Wall of Omens
1 Pilgrim's Eye
1 Sea Gate Oracle
1 Blade Splicer
1 Kor Hookmaster
2 Phyrexian Metamorph
1 Obstinate Baloth
1 Acidic Slime
1 Baneslayer Angel
1 Precursor Golem
1 Sun Titan
1 Frost Titan
4 Birthing Pod
1 Sword of Feast and Famine
1 Mortarpod
2 Tumble Magnet
2 Venser, the Sojourner
3 Mana Leak


3 Celestial Colonnade
1 Stirring Wildwood
2 Seachrome Coast
1 Sunpetal Grove
4 Razorverge Thicket
4 Misty Rainforest
2 Island
1 Plains
6 Forest


Das Deck sieht von allen wohl am ehesten wie ein random Haufen aus – und ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch.

Nichtsdestotrotz wollte ich es hier erwähnen, denn Potenzial hat es allemal. In der Hauptsache generiert es durch Birthing Pod und Venser, the Sojourner Karten beziehungsweise Tempovorteil. Die meisten Kreaturen haben Enter-the-Battlefield-Trigger und bleiben oft nur einen Zug im Spiel, während man mit Birthing Pod weiter nach oben in der Casting-Cost-Chain voranschreitet. Birds of Paradise dienen hierbei nicht nur als Acceleration, sondern können später auch für Birthing Pod geopfert werden. Squadron Hawk lässt das Futter nicht ausgehen und wird ansonsten gerne wie bei Caw-Blade als Schwertträger verwendet. Kor Hookmaster ist unter den Kreaturen wohl noch am fraglichsten, stellt jedoch neben Frost Titan die einzige raussuchbare Antwort auf Kreaturen dar und kann mit Venser eine Kreatur sogar dauerhaft abstellen.

Insgesamt ist es jedoch fraglich, ob so ein Deck, welches nicht besonders schnell ist, sondern auf Kartenvorteil setzt, im aktuellem Standardformat etwas reißen kann. Zur Jund-Zeit hätte ich mir da mehr Hoffnungen gemacht. Generell lässt sich ein Deck um Birthing Pod herum aber auch auf andere Weise bauen (zum Beispiel mit Schwarz für Bloodghast und Skinrender oder mit Grand Architect und mehr Artefaktkreaturen).

Dies waren nur ein paar der möglichen Ideen, die mir mit New Phyrexia in den Kopf kamen. Weitere Möglichkeiten sehe ich zum Beispiel beim weißen Metalcraft-Aggro und dem grünen Aggro-Infect, um nur ein paar zu nennen. Insgesamt empfinde ich New Phyrexia als Grundstein für neue Decks (oder Verbesserung von alten) sehr gelungen. Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen, und über Kritik im Forum würde ich mich freuen!
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