Nachdem ich in den letzten Wochen nichts von mir gegeben habe – ich habe quasi kein
Magic gespielt und selbst wenn hätte ich nicht so genau gewusst, worüber ich hätte schreiben sollen – ist es mal wieder diese Zeit des Jahres, zu der nicht nur die Hall-of-Fame-Ballots verschickt werden, sondern auch diverse Leute ihre Votes öffentl
ich rechtfertigen, Kampagnen zur Inthronisierung gewisser Kollegen starten oder einfach nur so drüber schwadronieren, wer es denn verdient hätte. Da Wizards sich beharrl
ich weigern, mich ins Selection-Committee aufzunehmen, gehöre ich weiter zu letzterer Kategorie.
Ich möchte euch heute die ernstzunehmenden Kandidaten vorstellen und jeweils ihr Für und Wider diskutieren. Dazu beginne ich mal mit ein wenig Statistiken, was diese Leute in ihren Karrieren so erreicht haben.
Lifetime Pro Points
1. Shuhei Nakamura, 416
2. Tsuyoshi Ikeda, 313
3. Katsuhiro Mori, 275
4. Justin Gary, 251
5. Antonino De Rosa, 247
6. Steven O'Mahoney-Schwartz, 237
7. Shouta Yasooka, 234
8. Alex Shvartsman, 232
9. Carlos Romao, 230
10. Gerard Fabiano, 219
Shuhei war bisher nicht wählbar, aber Nummer 2 und 3 offenbaren eine interessante Reserviertheit gegenüber den Japanern. Unter den Top 25 der Lifetime-Pro-Points-Rangliste befinden sich sechs Spieler, die bisher nicht in der Hall of Fame sind. Das sind PV, LSV, Shuhei Nakamura und Masashi Oiso, die alle bisher nicht wählbar waren, sowie Tsuyoshi Ikeda und Katsuhiro Mori. Die einzigen anderen Spieler mit mehr als 250 Lifetime-Pro-Points, die schon in der Hall of Fame sein könnte, es aber nicht sind, sind Justin Gary und noch ein Japaner: Itaru Ishida, den man mittlerweile nicht einmal mehr wählen kann, weil er so wenig Stimmen bekam.
Pro Tour Top 8 (Tiebreaker: weniger Pro Touren gespielt)
1. Scott Johns, 5 (27)
2. Anton Jonsson, 5 (31)
3. Shuhei Nakamura, 5 (37)
4. Mark Justice, 4 (18)
5. Michael Long, 4 (33)
5. Eugene Harvey, 4 (33)
6. Patrick Chapin, 4 (34)
6. William Jensen, 4 (34)
7. Mark Herberholz, 4 (35)
8. Tsuyoshi Ikeda, 4 (59)
9. Willy Edel, 3 (17)
10. Paul Rietzl, 3 (27)
Das ergibt gleich ein ganz anderes Bild. Nur Shuhei Nakamura und Tsuyoshi Ikeda tauchen in diesen beiden ersten Tabellen auf. Viele Pro Touren zu spielen führt anscheinend nicht unbedingt dazu, dass man auch häufiger mal oben dabei ist oder ist es anders herum? Unter den ersten fünf dieser Tabelle sind allerdings drei Spieler der absoluten Frühzeit der Pro Tour: Mark Justice, Mike Long und Scott Johns. Da zu dieser Zeit insgesamt weniger Pro-Punkte vergeben wurden als heutzutage überrascht es nicht unbedingt, dass diese Spieler gemessen an ihrem Erfolg verhältnismäßig wenig Pro-Punkte haben. Das sollte man im Hinterkopf behalten und sozusagen nicht gegen sie verwenden.
Average Pro Points per Attendance
1. Shuhei Nakamura, 11,24
2. Albertus Law, 10,40
3. Katsuhiro Mori, 8,33
4. Shouta Yasooka, 8,07
5. Masahiko Morita, 7,78
6. Tzu Ching Kuo, 7,71
7. Rickard Österberg, 7,56
8. Mark Justice, 7,39
9. Willy Edel, 7,12
10. Koutarou Ootsuka, 6,81
Zunächst mal vorneweg: Diese Tabelle lügt. Wizards haben für diese Statistik einfach die Anzahl der Pro-Punkte durch die gepspielten Pro Touren geteilt. Dabei kommen Spieler, die viele Grand Prix spielen, natürl
ich gut weg. Abseits davon habe ich schon erwähnt, dass ich Japaner oder Asiaten allgemein für in der Hall of Fame unterräpresentiert halte? Die sechs Spieler, die durchschnittl
ich die meisten Pro-Punkte pro Teilnahme haben und bisher nicht in der Hall of Fame sind, sind allesamt Asiaten, vier davon Japaner. Justices Punkteschnitt ist umso höher einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass in der Frühzeit die Pro-Punkte Verteilungen viel steiler abfielen. In der ersten Saison, 1996, gab es zum Beispiel für den vierten Platz 20 Punkte, für den fünften bis achten noch zehn und die Top 16 erhielten gerade einmal vier. Wer nicht unter die ersten 64 kam, erhielt gar keine Pro-Punkte. Pro Touren mit derartigen Punkteverteilungen musste nur Justice spielen. Überraschenderweise ist unter diesen Top 10 mit Rickard Österberg nur ein einziger Spieler, der seine aktivste Zeit um 2000 herum hatte, also zu der Zeit, in der die Pro Tour durchschnittl
ich am meisten Punkte abwarf.
Median Finish
1. Mark Justice, 28,5
2. Michael Long, 39
3. Scott Johns, 52
3. Jens Thorén, 52
5. Masahiko Morita, 54
5. Shuhei Nakamura, 54
7. Jeff Cunningham, 54,5
8. Osyp Lebedowicz, 57
9. Justin Gary, 58,5
10. Eric Froehl
ich, 60
10. Richard Hoaen, 60
Leider kann man nicht richtig sagen, ob dieses Ranking oder das nach durchschnittl
ich erreichten Pro-Punkten fairer wäre. Während die durchschnittl
ich erreichten Pro-Punkte ganz klar die Pros der ersten Generation benachteiligen und die Aktiven um 2000 herum leicht bevorzugen, kann man ganz klar sagen, dass ein Ranking basierend auf Median Finish einen Spieler je mehr bevorzugt, desto länger seine aktive Zeit her ist. Nichtsdestotrotz ist Justices Medianplatzierung von 28,5 der Wahnsinn. Ansonsten ist wieder einmal Shuheis Top-5-Platzierung hier besonders hoch einzuschätzen.
PTs Played
1. Tsuyoshi Ikeda, 59
2. Antonino De Rosa, 47
3. Justin Gary, 44
4. Gerard Fabiano, 43
5. Carlos Romao, 42
6. Alex Shvartsman, 38
7. Shuhei Nakamura, 37
7. David Williams, 37
9. Akira Asahara, 36
9. Gerardo Godinez Estrada, 36
9. Steven O'Mahoney-Schwartz, 36
9. Johan Sadeghpour, 36
Zählt das nun für oder gegen einen Spieler, wenn er viele Pro-Tour-Teilnahmen hat? Viele Teilnahmen bei wenigen Top-8-Ergebnissen bedeuten, dass der Spieler vergleichsweise wenig erfolgreich war. Viele Teilnahmen bedeuten aber auch, dass der Spieler im Extremfall dabei geholfen hat, der Pro Tour ein Gesicht zu geben und dass er eine außergewöhnl
iche Hingabe an das Spiel hat. Mehr als bei anderen Rankings muss hier wohl jeder selbst entscheiden, wie er eine hohe Zahl von Teilnahmen einschätzt. Bemerkenswert ist allerdings, wenn der Spieler eine hohe Anzahl mit einem guten Average Finish beziehungsweise Average Pro-Points per Attendance verbinden kann, denn das spricht für Konstanz auf hohem Niveau über einen langen Zeitraum, also etwas, das man auf jeden Fall honorieren sollte. Wenig überraschend ist der Prototyp für diesen Spieler Shuhei Nakamura.
Grand Prix Top 8
1. Alex Shvartsman, 21 (3)
2. Shuhei Nakamura, 17 (3)
3. Masahiko Morita, 16 (4)
4. Katsuhiro Mori, 13 (4)
5. Shouta Yasooka, 13 (1)
6. Steven O'Mahoney-Schwartz, 10 (4)
7. Antonino De Rosa, 10 (3)
8. Akira Asahara, 9 (2)
9. Anton Jonsson, 9 (1)
10. William Jensen, 8 (2)
10. David Williams, 8 (2)
Einzig Alex Shvartsman kann in die Phalanx von Japanern eindringen, die dieses Ranking dominieren. Shvartsman ist in diesem Ranking zwar klar vorn, man sollte sich meiner Meinung nach allerdings vor Augen halten, dass er vermutl
ich mehr Grand Prix in seinem Leben gespielt hat als jeder andere Mensch außer den Ruels. Vielleicht verschätze ich mich da ein wenig, aus der Top 10 in diesem Ranking dürfte jedenf
alls nur Shuhei Nakamura an ihn herankommen können. Für mich überraschend hat Shvartsman jedoch gar nicht so fleißig Top-8-Platzierungen in Brasilien, Australien und auf den Philippinen gesammelt. Die weitaus meisten seiner Top-8-Ergebnisse stammen von sozusagen vollwertigen Grand Prix, also solchen in USA, Europa und Japan.
Class 2011 – The Legends
Shuhei Nakamura
Als ich Shuhei in Paris interviewt habe, sagte er sinngemäß, dass die Hall of Fame aus zwei Klassen von Spielern besteht. Aus den Spielern, die in die Hall of Fame gewählt wurden, und den Legenden „wie Kai“. Nun ja, Finkel und Budde werden vermutl
ich auf sehr lange Zeit eine eigene Liga bilden, aber es gibt in meinen Augen noch zwei weitere Spieler, die den Titel „Legende“ verdient haben, das sind Nassif und Nakamura. Dementsprechend kann die einzige Rechtfertigung, Shuhei nicht zu wählen, nur in der Behauptung bestehen: „Der wird eh reingewählt, wer anders braucht meine Stimme mehr.“ In meinen Augen ist das aber genau der falsche Ansatz. Es sollte nicht darum gehen, mögl
ichst viele Spieler in die Hall of Fame zu wählen, sondern sie auf solche Spieler zu beschränken, die über jeden Zweifel erhaben sind.
Mark Justice
Letztes Ergebnis: 19./5,58
%
Ein in meinen Augen überzeugender Grund, jemanden in die Hall of Fame zu wählen, ist, dass man diesen Spieler über einen längeren Zeitraum relativ einvernehml
ich als besten Spieler der Welt bezeichnet hat. Bei Shuhei war das um 2007–08 herum, im Falle von Mark Justice war das im Prinzip von den zweiten Worlds 1995 bis zu den dritten Worlds 1996. Zu diesem Zeitpunkt ging die Krone an Olle Råde. Allein dieser Zeitraum sollte in meinen Augen ausreichen, um Justice in die Hall of Fame zu wählen. Ein Jahr lang unbestritten Nummer 1 zu sein, haben so viele andere Spieler nicht geschafft. Justice hat aber auch darüber hinaus für die damalige Zeit phantastisches
Magic gespielt. Wenn man sich das Video vom Finale der ersten Pro Tour anschaut, denkt man zwar, dass die Jungs damals unglaubl
ich schlecht waren, aber dieses Argument ist in meinen Augen auf dem geistigen Niveau der Behauptung, dass die Autorennfahrer von 1930 alle mies waren, weil sie viel langsamer waren als heutige Fahrer. Jedenf
alls hat Justice über einen Zeitraum von gut drei Jahren auf der Pro Tour durchschnittl
ich Ergebnisse erreicht, die kein anderer
Magic-Spieler inklusive Kai und Jon auch nur zu erträumen wagen würde.
Inklusionisten, also Menschen, die der Meinung sind, dass mögl
ichst viele Spieler in die Hall of Fame kommen sollten, müssen dieses Jahr übrigens sowieso für Justice stimmen. Denn da Richard Garfield dieses Jahr einen Aufruf gestartet hat, Justice endl
ich seine wohlverdienten Lorbeeren zu gönnen, wird er diesmal tatsächl
ich gute Chancen haben. Das ist, soweit ich weiß, übrigens das erste Mal, dass Garfield sich überhaupt zu solchen Dingen äußert. Wenn man bedenkt, dass Richard 1995/96 aufgrund zweijährigen Vorsprungs durch ausgiebiges Playtesten selbst noch zu den besten Spielern der Welt gehört haben dürfte, sollte einem klar sein, dass der Mann es durchaus beurteilen kann.
Class 2011 – Ordinary Members
Diese beiden ersten Picks sind in meinen Augen nicht optional. Man kann einfach nach diesen beiden Votes aufhören, was in meinen Augen durchaus gerechtfertigt ist. Über die weiteren Stimmen kann man sich streiten und durchaus legitim zu unterschiedl
ichen Ergebnissen kommen. Die Kandidaten sind hier in meinen Augen:
Tsuyoshi Ikeda
Letztes Ergebnis: 8./15,11
%
Ungefähr jedes Argument, das man angeführt hat, um Bram Snepvangers in die Hall of Fame zu wählen, hätte man auch auf Tsuyoshi Ikeda anwenden können. Da Ikeda aber Japaner und kein Europäer/Amerikaner ist, bekam er jedoch nur gut ein Drittel der Stimmen, die Bram bekommen hat. Als zusätzl
iches Argument kann er eindeutig für sich geltend machen, dass er Style hat. Seine Hüte sind schon schick, Bram hingegen. Nun ja … Es gibt allerdings kein richtiges Argument, warum man Tsuyoshi dieses Jahr wählen sollte, wenn man es letztes Jahr nicht getan hat. Daran wird sich vielleicht auch nächstes Jahr nichts ändern und irgendwann wird er mal wieder eine Top 8 erreichen und wenn er irgendwann 80 Pro Touren gespielt haben wird, 500 Pro-Punkte hat und in der Zwischenzeit noch zweimal Top 8 macht, werden die Leute vermutl
ich nicht mehr umhinkommen, ihn zu wählen.
Scott Johns
Letztes Ergebnis: 14./9,08
%
Scott Johns war bei der allerersten Pro Tour in New York nicht dabei. Bei den anderen drei Pro Touren der 96er Saison wurde er Fünfter, Achter und Sechster. Das reichte im Pro-Player-of-the-Year-Race nicht einmal für eine Top-5-Platzierung. Nachdem er in der Saison 2000–01 noch eine Team-Pro-Tour gewonnen hatte, wurde er dann bei Wizards angestellt und war als Producer für die Webseite zuständig, soweit ich das verstehe, hat er also ungefähr den Job von Tobi für
magicthegathering.com gehabt. Er hat so mehr oder weniger alles gemacht. Warum hat Wizards ihn dafür ausgewählt? Weil er vorher schon mehrere
Magic-Webseiten erfolgreich betreut hat. Wenn man darauf zu sprechen kommt, wer für die Entwicklung von
Magic im Internet wesentl
ich war, dann fällt neben Frank Kusomoto (
TheDojo) wohl am häufigsten der Name Scott Johns. Neben seinen hervorragenden Ergebnissen in der Frühzeit, aus der eh zu wenige Spieler in der Hall of Fame sind, kann Johns also ganz dicke Pluspunkte beim Thema Communityarbeit verbuchen, zumal er mit Mogg Squad auch noch Teil eines der großen alten Pro-Teams war.
Anton Jonsson
Letztes Ergebnis: 6./32,49
%
Der klassische Kommentar zu Anton Jonsson ist: „Wenn man einen Pro fragt, gegen wen er am wenigsten um eine Top 8 spielen möchte, dann wird die Antw
ort am häufigsten Anton Jonsson sein.“ Ich habe ein paarmal auf
Magic Online gegen ihn gespielt und da kommt natürl
ich nicht so ganz rüber, warum er so gefürchtet sein soll. Mein Eindruck, auch von ein paar anderen Gelegenheiten, ihn zu beobachten, ist, dass er einfach keinen Zentimeter verschenkt, sondern kühl, bedacht und fehlerfrei spielt. Von den meisten Pros gibt es Geschichten, was sie alles für einen Unsinn gemacht haben, von Anton habe ich noch nie gehört oder gesehen, dass er einen Fehler gemacht hätte, was natürl
ich auch daran liegen könnte, dass man ihn nicht ständig beobachten kann. Auf der anderen Seite sprechen fünf PT-Top-8-Platzierungen in 31 Anläufen für sich. Demgegenüber steht wiederum, dass Anton trotz seines augenscheinl
ich makellosen Spiels ein zieml
icher Hit-or-Miss-Spieler ist. Im Verhältnis zu seinen Top-8-Teilnahmen und der Quote, mit der er Top 8 erreicht, sind seine Punkt- und Platzierungsschnitte näml
ich verhältnismäßig schwach; im Großen und Ganzen natürl
ich aber immer noch sehr gut.
Michael Long
Letztes Ergebnis: 13./9,20
%
Das klassische Argument, Long zu wählen, kommt von Mark Rosewater und lautet sinngemäß, wenn es eine Batman-Hall-of-Fame gäbe, müsste der Joker auch enthalten sein. Die Idee ist, dass der große Bad Guy genauso wichtig ist wie der Good Guy. Wenn es darum geht, eine Story auf einem Konflikt Gut gegen Böse aufzubauen, so kann ich diesem Argument zustimmen. Dass ein Sport einen solchen Gut-gegen-Böse-Kontrast benötigt, sehe ich allerdings nicht. Wenn alle
Magic-Spieler sich sportl
ich verhielten, würde das dem Spiel meines Erachtens eher nicht schaden. Insofern gehört Mike Long meiner Meinung nach nicht in die Hall of Fame, zumal eins der expliziten Kriterien, nach denen man sich entscheiden soll, sportl
iches Verhalten ist.
Katsuhiro Mori
Letztes Ergebnis: 9./13,67
%
Mori ist einer der erfolgreichsten Spieler auf Weltmeisterschaften und Grand Prix. Obwohl er sonst keine Top-8-Ergebnisse vorzuweisen hat, ist er einer der konstantesten Spieler auf hohem Niveau. Seine durchschnittl
ichen 8,33 Punkte pro Pro Tour sind Weltklasse und seine 275 Lifetime-Pro-Punkte würden vermutl
ich bei jedem Europäer oder Amerikaner zur sofortigen Wahl in die Hall of Fame reichen. Letztes Jahr hat Mori allerdings nur knapp 14
% der Stimmen bekommen und ist damit Neunter geworden. Es gibt allerdings auch einen triftigen Grund, Mori nicht zu wählen, näml
ich seine sechsmonatige Sperre im Jahr 2007. Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn jemand sagt, „der hat sich einmal als unsportl
ich gezeigt und weil mir sportl
iches Verhalten wichtig ist, wähle ich ihn nicht“, nur ist Mori niemals disqualifiziert worden. Seine Sperre hat er wegen Accumulated Warnings bekommen und nicht, weil die DCI vermutete, dass da etwas im Busch ist, sondern ganz explizit, weil sie der Meinung war, dass die pure Anzahl an Kommunikationsproblemen, die Mori verursacht hat, ausreicht, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Ich habe in Paris versucht, Mori zu interviewen, und es ist in der Tat fast unmögl
ich ein englisches W
ort mit ihm zu wechseln. Mori aufgrund der Faktenlage unsportl
iches Verhalten vorzuhalten und ihn deshalb nicht zu wählen, ist in meinen Augen einfach unangebracht. Es werden dennoch wieder viele tun, weil diese Sperre im Hinterkopf – wenn auch in diesem Zusammenang zu Unrecht – schwer wiegt. Verdient hätte er es. Wird er es schaffen? Kaum.
Masahiko Morita
Letztes Ergebnis: 27./2,14
%
Morita ist der einzige Pro mit über 200 Lifetime-Pro-Punkten, der noch nie eine Pro-Tour-Top 8 erreicht hat, ein Masters hat er allerdings gewonnen. Ein Großteil seiner Punkte kommt daher aus Grand-Prix-Top-8-Platzierungen und insbesondere auch -Siegen. Morita spielt auf der Pro Tour allerdings durchaus oben mit. Sein 54. Platz als Median Finish ist Weltklasse, aber ohne eine einzige Pro-Tour-Top 8 sehe ich nicht, wie man einen Spieler in die Hall of Fame der
Pro Tour wählen könnte.
Steven O'Mahoney-Schwartz
Letztes Ergebnis: 5./36,33
%
Steve OMS wurde für einen kurzen Augenblick, bevor Finkel seine erste Pro Tour gewann, als stärkster Spieler der Welt eingeschätzt. Das muss ungefähr Ende 1997 gewesen sein, nach Steves zweitem Platz bei der PT Mainz. Er hatte zwar auch danach noch gute Ergebnisse und insbesondere kam sein Pro-Tour-Sieg erst ein gutes Jahr später, aber zu dem Zeitpunkt war Finkel längst die alles überstrahlende Nummer 1. Um 2000 bildeten Finkel, Steve und Dan OMS dann das Team Antarctica, das von den Namen her als nahezu unschlagbar schien. Was wirkl
ich unschlagbar heißt, sollte sich allerdings erst ein paar Jahre später zeigen. Tatsächl
ich waren Finkel und die OMSes allerdings schon immer ein Team gewesen, denn bereits kurz nachdem Finkel das erste Mal Karten in der Hand hatte, traf er auf die OMS-Brüder und die drei entwickelten sich als Team weiter. In der Erfolgsverteilung ist das Team Antarctica der Phoenix Foundation dabei durchaus ähnl
ich. Kai und Jon als
Magic-Legenden in der ersten Reihe, Steve und Dirk als zu ihren besten Zeiten extrem gute, durchaus Hall-of-Fame-würdige Spieler und schließl
ich je ein Pro-Tour-Regular ohne großartig herausstechende Einzelerfolge als dritter Mann. Scheint ein Erfolgsrezept zu sein. Nun ja, schöne Geschichten, aber warum genau soll man Steve jetzt wählen? Neben seiner kurzen Phase als zumindest scheinbar bester Spieler der Welt stehen für Steve 237 Pro-Punkte zu Buche, was zumindest in der Region ist, wo man über jeden Spieler mal ernsthaft nachdenken sollte. Schließl
ich ist er als Teil von Antarctica ein Stück
Magic-Geschichte, aber vielleicht überschätze ich das alles auch ein bisschen, weil Steve gerade groß war zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe, mich für Pro-Play zu interessieren.
Alex Shvartsman
Letztes Ergebnis: 17./6,62
%
Shvartsman hat den Grand-Prix-Lifestyle im Sinne von Martin Juza und Shuhei Nakamura erfunden. Zu seiner Zeit hat er jeden Grand Prix gespielt und es gab damals ein paar mehr davon als heute. Das alleine reicht für viele, um ihn für die Hall of Fame in Erwägung zu ziehen. Daran schließt das Gegenargument an, dass es sich um die Hall of Fame der
Pro Tour handelt und nicht die Grand-Prix-Hall-of-Fame, was Shvartsmans Befürw
orter wiederum damit kontern können, dass es keine GP-Hall-of-Fame gibt, der Grand-Prix-Circuit in diesem Sinne also zum Pro-Tour-Circuit gerechnet werden muss und diese Unterscheidung somit hinfällig ist. Das hat alles seine Berechtigung, nur hat Shvartsman in meinen Augen einfach nicht genug geleistet. 21-mal Grand-Prix-Top 8 ist unzweifelhaft eine ganze Menge, aber Shvartsman hat in 38 Versuchen nur ein einziges Mal eine Pro-Tour-Top 8 erreicht. Das ist in meinen Augen einfach zu schwach. Wenn man die Grand-Prix-Top-8-Platzierungen einrechnen wollte, würde ich sie wohl irgendwie unterhalb von einer Fünftel-Pro-Tour-Top 8 gewichten. Wenn man das so sieht, ist Shvartsman auf einmal wieder ein ganz heißer Kandidat. 232 Pro-Punkte sind auch kein Hindernis und wenn man das Fame in Hall of Fame wörtl
ich nimmt, landet Shvartsman für die Etablierung des GP-Jetsets sicher ein ganzes Stück vor vielen anderen hier.
Shouta Yasooka
Letztes Ergebnis: 20./5,19
%
Shouta ist ein von vielen als sehr stark eingeschätzter Pro, der konstant auf extrem hohen Niveau spielt und auf die Weise schon den Pro-Player-of-the-Year-Titel gewinnen konnte; nach Paul McCabe wahrscheinl
ich der am wenigsten bekannte Pro-Player of the Year. Wenn es eine
Magic Online-Hall of Fame gäbe, wäre Shouta mit Sicherheit drin, aber für die Pro-Tour-Hall-of-Fame fehlen einfach noch Pro-Tour-Top-8-Ergebnisse. Da Shouta nach ein paar Jahren auf Sparflamme im Moment wieder zieml
ich heiß zu sein scheint, ist es aber wohl keine Schande, einfach mal ein bis zwei Jahre abzuwarten und ihn zu wählen, wenn er jenseits der 300 Pro-Punkte ist.