Diese Zeit des Jahres ist für Schreiber wie mich eigentl
ich richtig schön undankbar. Die Nationals sind gespielt und vor dem Erscheinen der ersten Edition des neuen Blocks macht es auch nicht so richtig viel Sinn, sich weiter mit irgendwelchen Constructedformaten zu beschäftigen. Große Turniere gibt es keine und wer spielt schon noch FNM oder so …
Nennen wir es Sommerloch, Ferienzeit oder wie auch immer, jedenf
alls muss man sich ganz schön anstrengen, um noch ein spannendes Thema zu finden, über das man schreiben kann.
Nicht so in diesem Jahr! Unsere geschätzten Herren von Wizards of the Coast haben mal völlig ohne Vorwarnung größte Änderungen in den Bereichen Turnierstruktur und Rating vollzogen, über die die gesamte
Magic-Welt noch stärker diskutiert als über den Wegfall von „Damage auf den Stack“. Kein Wunder, geht es diesmal ans Eingemachte, näml
ich unsere sauer verdienten DCI-Punkte. Für alle, die in den letzten Tagen unter einem Stein gelebt oder einfach nur Urlaub gemacht haben, hier noch einmal die wichtigste Neuerung:
Tobi hat sich des Themas ebenf
alls angenommen. Da er die Basics besser erklärt als ich, schlage ich vor, ihr lest erst mal
seinen Artikel – f
alls ihr das tatsächl
ich noch nicht getan habt.
Fertig?
Okay, dann zunächst die Feststellung, dass Planeswalker nicht gleich Planeswalker ist. So reichen die Unterklassen vom etwas melancholischen Prodigy über verschiedene Glatzkopfzauberer hin zum Steroid-Archmage. Ich selbst etwa bin ein Battlemage der Stufe 45. Ich hoffe, ihr seid gebührend beeindruckt, denn mehr bringt mir das nicht.
Stattdessen spielen wir jetzt in kürzeren Zeiträumen um die wirkl
ich wichtigen Sachen wie eine Pro-Tour-Teilnahme oder Grand-Prix-Byes. Die dafür relevanten Wettbewerbspunkte starten dabei in jeder Saison bei null und am Ende zählt kein bestimmter Zahlenwert, sondern ein Vergleich mit dem Rest der Welt beziehungsweise einer Region. Das „Rating“ selbst berechnet sich hauptsächl
ich aus den gespielten Partien, ein Sieg gibt drei Punkte, ein Unentschieden einen. Da eine Niederlage keine negativen Folgen (für diese Punktzahl) hat, kann man also immer nur Punkte gewinnen, nicht verlieren. Je nach Art des Turnieres kann noch ein Multiplikator hinzukommen, durch den ein Sieg bei der Pro Tour mehr Punkte bringt als der beim Prerelease.
Bevor wir uns jetzt anschauen, was das im Detail bedeutet und ob das jetzt gut oder schlecht ist, müssen wir uns noch einmal das System der vergangenen ~15 Jahre veranschaul
ichen. Zum Glück muss ich das nicht selbst machen, da der Flo Koch das vor einigen Monaten schon
wunderbar vorweggenommen hat. Zwei Probleme, die er in dem Artikel angesprochen hat, möchte ich noch einmal kurz herausstellen, damit wir gegebenenf
alls die neue Zählweise daraufhin austesten können:
|
Ratings halten Spieler vom Spielen ab. Gerade durch die Schwächen von Elo im Zusammenhang mit dem Glücksfaktor von Magic und den riesigen Unterschieden, durch die wiederum extreme Zahlenwerte gewonnen, aber auch verloren werden konnten, motiviert man Spieler mit richtig gutem Rating zu allem, nur nicht, dieses (zum Beispiel bei einem FNM) auf die Probe zu stellen.
|
|
Kurz zurückliegende Ergebnisse werden extrem überbewertet. Dies betrifft besonders große Turniere mit hohem K-Wert und vielen Runden. Schaut euch nur einmal die besten Spieler Deutschlands ein paar Tage nach der DM an. Erkennt jemand einen Zusammenhang?!
|
Gerade der erste Punkt geht natürl
ich gar nicht. Wenn Spieler eines Spiels dafür belohnt werden, nicht zu spielen, läuft offensichtl
ich etwas furchtbar schief. Aber auch der zweite Punkt ist relevant, zeigt er doch, dass man auch vorsichtig damit sein sollte, dem Rating eine größere Aussagekraft bei der Spielstärkebeurteilung zuzugestehen. Oder wie es der Kai im Forum trocken formulierte: „aber war ja jetzt auch nicht so, dass jon, gabriel oder ich in dem ELO rating keine volltroeten vor uns hatten/haben.“
Ein weiterer Punkt, den ich an dieser Stelle gern ansprechen möchte, ist der aktuelle Zustand von Constructed-
Magic in Deutschland, insbesondere auf der (semi-)professionellen Ebene, sprich bei FNM und Pro Tour Qualifiern. Aus verschiedenen Gründen verzeichnen beide einen kontinuierl
ichen Rückgang von Teilnehmerzahlen, wobei FNM in vielen Teilen komplett ausgestorben ist oder nur noch als Limitedevent angeboten wird. Dies ist natürl
ich nicht zufriedenstellend und zieht verschiedene unschöne Fragen nach sich:
|
Warum soll ich mir überhaupt Constructed-Karten zulegen?
|
|
Weshalb soll ich unendlich testen oder mir ein eigenes Deck überlegen?
|
Das ist nicht nur schade, sondern auch besorgniserregend. Denn der Teufelskreis ist recht schnell deutl
ich: Keine Turniere, keine Spieler, keine Verkäufe, keine Turniere … Ohne Turniere gibt es aber für den Großteil von uns (die wir immerhin so kompetitiv sind, dass wir diese Seite kennen) keinen Grund, überhaupt Karten in die Hand zu nehmen. Draften kann man auf
Magic Online deutl
ich effektiver. Während das Rating wohl nur geringen Einfluss auf die Teilnehmerzahlen von PTQ hat, ist er beim FNM schon deutl
ich spürbarer. Gerade ältere Spieler mit Real Life und solider Punktzahl müssen sich schon fragen, warum genau sie jetzt in den lokalen Shop ihres Vertrauens sollten, um im besten Fall keine Punkte zu verlieren und eine fesche Glitzerkarte (Wert: ~0,5 Döner) zu gewinnen. Letzteres kann natürl
ich optimiert werden und ich weiß auch, dass ein hohes Rating mit Sicherheit nicht der einzige Grunde ist, am Freitagabend etwas anderes zu tun, als sich mit Pappkarten zu bekämpfen, aber es spielt schon eine Rolle.
Doch zurück zu den Pro Tour Qualifiern. Vor Kurzem haben wir hier im Osten überlegt, was genau man eigentl
ich machen könnte, um diese Turniere wieder attraktiver zu gestalten. Antw
ort: Es sollte weniger davon geben, diese müssten aber attraktiver gestaltet werden, sodass sich auch eine längere Anfahrt lohnt. Dank der niedrigen Teilnehmerzahlen war es schließl
ich in den letzten Monaten so, dass jeder, der den PTQ nicht gewann, mit ein paar Boostern nach Hause geschickt wurde (gilt natürl
ich nicht, f
alls der TO draufzahlte). Dadurch wurde das Ganze aber für alle, die nicht wirkl
ich mit einem Sieg rechneten, deutl
ich unattraktiver. Insofern überraschte mich diese Ankündigung vor ein paar Tagen nicht wirkl
ich:
Zwar werden hier andere Spielerzahlen (Spieler pro Region) zur Begründung herangezogen, das Ergebnis bleibt das Gleiche: Statt zwölf Qualifikationsturnieren gibt es in Deutschland nur noch sechs.
Das ist zunächst mal ärgerl
ich aus persönl
icher Sicht und zwar für (fast) alle. Weniger Slots bedeuten weniger Mögl
ichkeiten, sich zu qualifizieren und damit den Pro-Lifestyle und
die Mädels abzugreifen. Objektiv macht es allerdings Sinn, da es auf die Art und Weise der letzten Jahre offensichtl
ich nicht weitergehen konnte. Über zusätzl
iche Anreize, bei einem der jetzt (mythisch) raren PTQ mitzuspielen, reden wir gleich beim Rating weiter, inwiefern es jetzt noch weitere Unterstützung gibt, weiß ich nicht, aber jedem sollte klar sein, dass mehr Teilnehmer auch immer mehr Preise bedeutet.
Weniger positiv stimmen mich hingegen die Verteilungskriterien für die sechs Turniere selbst. Diese werden näml
ich ausschließl
ich nach lokalen Spielern beziehungsweise „neuen“ Spielern berechnet. Das kennen wir ja schon von den National Qualifiern, wo das zumindest noch halbwegs funktioniert hat (auch dank der zumindest ansatzweise einfließenden regionalen Aspekte) und nachvollziehbar begründet werden konnte („neue“ Spieler sollen mögl
ichst an Turniere herangeführt werden). Bei den PTQ jetzt liegt für mich weder das eine noch das andere vor: Geografische Verhältnisse (zum Beispiel der gesamte Norden) werden ignoriert und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein „neuer“ Spieler direkt mit seinem Event-Deck zu einem PTQ gehen sollte, um erste Turniererfahrungen zu schnuppern. Mag sein, dass sich die Auswahl der Läden im Laufe des Jahres noch ändert, aber für den Moment macht man meines Erachtens den Fehler, boomende Regionen mit funktionierender Struktur über die Maßen zu fördern, während schwierigere Gegenden komplett vernachlässigt werden. Versteht mich nicht falsch, natürl
ich ist es auch für prosperierende Gegenden wichtig, einen PTQ abhalten zu können, aber braucht es wirkl
ich mehrere im Ruhrpott und keinen nördl
ich von Berlin?
Es ist ja nicht so, dass die anderen Turnierserien das kompensieren könnten. Ich meine, wer spielt schon FNM …
… nun, vielleicht demnächst viel mehr als bisher, womit wir wieder beim neuen „Rating“ wären. Wie schon beschrieben, kann man keine Punkte mehr verlieren, was schon mal ein großes Problem des alten Systems eliminiert. Als Nächstes gewinnt man eine Menge Punkte beim FNM, zumindest, wenn man nicht total versagt. Das liegt an zwei Aspekten:
1) |
ein vergleichsweise hoher Multiplikator von drei
|
2) |
keine Unterscheidung mehr nach Spielstärke des Gegners; völlig egal ob ihr gegen Hanswurst aus Hanswursthausen oder den Budde, Kai gewinnt – es gibt immer 3 (×3=9) Punkte dafür.
|
Gerade im Verhältnis zu normalen Turnieren (Multiplikator 1) oder PTQ (Multiplikator 5) wird deutl
ich, welche Bedeutung so eine freitägl
iche Zusammenkunft auf das Rating hat.
Ist das jetzt gut?
Zunächst mal ja, insofern als dass die Spieler endl
ich wieder motiviert werden, FNM zu spielen. Das zu erreichen ist für eine regionale Szene unheiml
ich wichtig, da nur so eine gewisse Regelmäßigkeit erzielt werden kann, die man auch für andere Aspekte des (semi-)professionellen Spiels benötigt. Davon abgesehen macht es ja Spaß – sollte es zumindest – und fördert das Gesamtniveau. Wenn das kleine Kind
TM jetzt jeden Freitag gegen Andre Müller spielen darf, lernt es a) schnell besser
Magic-Spielen, b) eine Menge interessanter Wörter. Zudem werden nach diesem System die Leute belohnt, die regelmäßig spielen. Auch dies finde ich erst mal richtig. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt, womit wir bei den unbestreitbar vorhandenen Problemen des neuen Sysems wären:
1) |
Während es gut ist, dass Vielspielen belohnt wird, ist hier das Verhältnis dermaßen extrem, dass seltenes Spielen keine ernsthafte Alternative mehr darstellt. Wer in der Rangliste weit oben sein will, ist gezwungen, richtig Gas zu geben. Damit werden vor allem jene getroffen, die sehr gute Ergebnisse einfahren können, aber – aus was für Gründen (keine Zeit, keine Lust, kein Geld, kein FNM in der Nähe) auch immer – nicht permanent im Einsatz sein wollen beziehungsweise können.
|
2) |
Rein mathematisch ist das System aber sowieso nicht haltbar. Ja, die Leute, die ganz oben sein wollen, müssen spielen, aber nicht nur FNM, sondern eben auch GP, PT et cetera. Die Annahme, dass man sich jetzt tatsächlich über ein ständiges 4:1 beim lokalen FNM in die PT spielen kann, ist totaler Unfug. Dieser Punkt ist wichtig, da er doch einige vorher getroffene Annahmen entwertet. Wem wird denn in Wirklichkeit ein größerer Anreiz geboten, beim freitäglichen Turnier mitzumachen? Eigentlich nur den wenigen, die gut genug sind, um zumindest ernsthaft über die genannten großen Turniere nachzudenken.
|
3) |
Der Faktor „Gegner“ wird völlig ausgeklammert. Das ist insofern schlecht, als dass es natürlich gewaltige Unterschiede zwischen verschiedenen zu besiegenen Spielern gibt. Allerdings sehe ich ein, dass ein objektives Messverfahren der Spielstärke bei einem Spiel wie Magic wirklich schwierig ist, wie unter anderem das bisherige System gezeigt hat. Trotzdem wäre eine Abstufung ebenso wünschenswert wie ein Wert, der die tatsächliche Leistung ausdrückt (beispielsweise in einem Siegquotienten).
|
4) |
Nach dem momentanen Stand sind die relevanten Qualifikationen eigentlich nicht über dieses Rating zu schaffen, zumindest nicht für normale Menschen in Deutschland. Dadurch werden Pro Tour Quzalifier massiv aufgewertet, was an sich (siehe oben) eine gute Sache ist, gleichzeitig aber alle Möglichkeiten auf ein Turnier zuspitzt. Das ist deshalb gefährlich, weil sämtliche Aspekte des Spiels, die unbeeinflussbaren Schwankungen unterliegen, plötzlich viel bedeutsamer werden. Es zählt halt nur noch der erste Platz an genau diesem Tag.
|
Lasst uns also mal schauen, was das für die Zukunft der wichtigsten Turniere bedeutet:
Die Pro Tour wird deutl
ich kleiner, was aber durchaus okay zu sein scheint. Des Weiteren wird es aus verschiedenen Gründen zu einer Umverteilung der Slots kommen, die hauptsächl
ich so aussieht, dass es im Verhältnis mehr Slots für Amerikaner und weniger für den Rest der Welt gibt. Das kann uns als Europäern nicht gef
allen, ist aber wahrscheinl
ich gerecht, wenn man auf Spieler beziehungsweise Teilnehmerzahlen schaut. Natürl
ich kann man hier argumentieren, dass die Amis bevorzugt werden, ist ja auch für den Konzern billiger et cetera. Das ist auch sicher nicht völlig aus der Luft gegriffen, erscheint mir aber zu einfach, besonders wenn diese Entwicklung eigentl
ich überfällig war.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Bereitstellung für Flügen für alle Qualifizierten. Dies ist meines Erachtens ein sehr wichtiger Punkt, da er eine deutl
iche Verbesserung zum bisherigen System darstellt, wo Rating- oder GP-Qualifizierte die Anreise selbst finanzieren mussten. Ich selbst war vor hundert Jahren mal in der Situation, über Rating für eine PT in New York qualifiziert zu sein, (und bin spontan nicht geflogen) und kenne genügend weitere Fälle, wo die paar hundert Dollar für GP-Platz 9–16 nicht direkt in ein Ticket nach *random große Stadt in Japan oder den Staaten* reinvestiert wurden. Insofern kann man also davon ausgehen, dass diejenigen, die qualifiziert sind, auch tatsächl
ich spielen, was den Charakter als Premiumveranstaltung weiter festigt.
Ansonsten verhilft der ungemein hohe Multiplikator (verbunden mit dem sicheren Spielen aller an Tag 2) zu einem soliden Auftakt in eine Kompetitivsaison, wodurch es einfacher sein sollte, auf der Tour zu bleiben, als zu ihr zu kommen. Gleichzeitig werden die Pros motiviert, mögl
ichst viele Turniere mitzunehmen, was denen entgegenkommt, die tatsächl
ich viel Zeit in das Spiel investieren. In der Praxis bedeutet das eine Handvoll echter Pros, die mit, für und von
Magic leben, dazu die PTQ-Gewinner und ein paar mehr gute Spieler, die eher über die Masse kommen und dadurch schlechter einzustufen sind als die talentierten Wenigspieler.
Diese Art der Turniere verliert ihre Qualiplätze und damit für einige einen besonderen Anreiz. Auch wenn es in den Foren anders aussah, bin ich mir doch zieml
ich sicher, dass „einige“ hier eher „wenige“ heißen müsste. Ja, es war ein schöner Bonus für diejenigen, die es betroffen hat, aber das waren a) wenige und b) musste man trotzdem den Flug finanzieren, was teilweise zieml
ich teuer werden konnte.
Insofern sind Grand Prix jetzt offiziell das, was sie eigentl
ich schon immer waren: Riesige Veranstaltungen, zu denen man besser nicht mit zu großen Erwartungen an Ergebnisse und Preise reist. Klar ist es schade für die Leute, die nicht jede Woche
Magic spielen können und die so zumindest die Chance auf eine Pro Tour hatten, aber die sind halt auch nicht wirkl
ich die Masse und schon gar nicht die Zielgruppe.
Der andere wichtige Punkt sind die erzielbaren Punkte bei Grand Prix, die aufgrund der gespielten Runden und des hohen Multiplikators beachtl
ich sind. Zunächst wird es einmal dazu führen, dass all jene, die daran glauben, dass Vielpielen zur PT qualifiziert, vor Ort sein werden. Dabei ist es egal, ob das stimmt (in den meisten Fällen tut es das nicht), die Spieler glauben daran. Natürl
ich sind diejenigen benachteiligt, die weniger Grand Prix in ihrer Umgebung haben, aber da die gesamte Qualifiziererei mathematisch sowieso nur bedingt funktioniert, ist das auch egal.
Womöglich der größte Profiteur und für mich auch der positivste Aspekt der Änderungen. Da es sich hierbei um die einzig realistische Mögl
ichkeit handelt, zur PT zu kommen, werden diese Veranstaltungen deutl
ich besser besucht werden. Wurde auch Zeit!
Ach, und Grand Prix Trials hatte ich zunächst sogar komplett vergessen, so unbedeutend waren sie bislang in meiner persönlichen Wahrnehmung. Bei ihnen fällt die Aufwertung vielleicht noch höher aus und würde umso mehr höchste Eisenbahn!
Hier gilt Ähnl
iches wie für die Grand Prix. Alle Spieler werden erst mal hinstürmen, um das Rating aufzubessern … bis sie merken, dass sie davon nichts haben als vielleicht ein einsames Bye. Insofern liegt es bei den Veranstaltern, diesen aktuellen Boom so zu nutzen, dass diese Spieler auch noch freitags auftauchen, wenn der Hype vorbei ist und alle wieder normal denken.
Wie gesagt, die Mittel mögen fragwürdig sein, sollten die Spielerzahlen aber tatsächl
ich ansteigen, kann das nicht so falsch sein.
Bei dieser Veranstaltung wird es wohl die spürbarsten Veränderungen des Teilnehmerfeldes geben, da hier doch eine Menge Spieler die Mögl
ichkeit hatten, sich per Rating zu qualifizieren. Betraf das deutschlandweit für die PT immer nur eine Handvoll Spieler, waren hier die 75/100 Besten automatisch im Mainevent dabei. Durch das Elo-System bedeutete das für eine beachtl
iche Menge alter Säcke (mich eingeschlossen), dass sie ohne größeren Aufwand an einem der prestigeträchtigsten Turniere teilnehmen konnten. Das hatte einige positive Aspekte zur Folge (gute Atmosphäre, Tradition), aber auch einige negative (sehr viele Leute, die mit dem Spiel nicht mehr viel zu tun haben). Jetzt wird es so sein, dass eher die eingeladen werden, die kräftig zocken, während diejenigen, die eher gut als aktuell dabei sind, ihr Glück auf den National Qualifiern probieren müssen.
So, zum Abschluss möchte ich noch kurz ausführen, wer von den Änderungen profitiert und wer nicht sowie ein paar kurze Überlegungen anstellen, wie man noch punktuell verbessern könnte:
Gewinner des neuen Systems:
|
alle wirklich guten, regelmäßigen Spieler mit viel Zeit und Geld – das sind nicht allzu viele – und dazu den Möglichkeiten, regelmäßig Karten zu drehen
|
|
Wizards of the Coast
|
|
die Event-Stores
|
Verlierer des neuen Systems:
|
sehr gute Spieler ohne viel Zeit, Lust, Geld oder Turnierort – das sind ebenfalls nicht allzu viele, aber mehr als die oben. Unter anderem gehören in diese Gruppe ein Großteil der besten deutschen Spieler.
|
|
all die Altstars mit (ehemals) hohem Rating
|
Keine spürbaren Änderungen:
|
die große Masse
|
Bei den Änderungen würde ich zunächst die Lifetime-Punkte mit irgendeiner Bedeutung füllen. Klar ist das elfjährige Kind beeindruckt, wenn ich ihm erkläre, dass ich der Level-45-Battlemage bin, aber ansonsten bringt mir das momentan nichts. Einfache Beispiele wären so etwas wie eine DM-Quali für alle landesweiten Archmages oder ein paar Byes auf den Grand Prix (zwei für die Archmages, eins für die Battlemages). Des Weiteren wäre für mich ein Bonussystem für bestimmte Sachen sinnvoll, um deren Erreichen mehr zu würdigen. Dazu gehören Top 8 (16, 32) eines PTQs/GP, Sieg beim FNM oder eine Siegesserie von zehn Spielen oder so.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich in ein paar Monaten wohl kaum noch jemand an die Aufschreie erinnern wird, die es in diesen Tagen überall zu lesen gibt. Das mag nicht gut sein, allerdings habe ich zu viele Änderungen erlebt, bei denen es genauso abgelaufen ist.
|
Wizards machen irgendeinen radikalen Schritt …
|
|
OMG! Magic ist tot!
|
|
Alltag
|
Versteht mich nicht falsch. Ich bin nicht wirkl
ich zufrieden mit diesem neuen System, besonders nicht mit einigen Details, aber ich bin mir zieml
ich sicher, dass es zunächst hauptsächl
ich positive Auswirkungen haben wird (mehr Spieler bei FNM und PTQ). Ja, der kompetitive Aspekt leidet, aber für meinen Geschmack nicht so sehr wie beim 40-Mann-PTQ oder nicht stattfindenden FNM. Ansonsten wird ein Großteil der Spieler kaum etwas davon merken. Eine PT-Einladung gab es für sie eh nicht und ob man jetzt ein oder null Byes hat, ist wohl auch nicht entscheidend.
Die Spieler, die wirkl
ich benachteiligt werden, sind überwiegend jene, die nur wenig gespielt haben. Diejenigen, die nicht mehr spielen wollen, müssen damit klarkommen, dass sie es aus Konzernsicht nicht anders verdient haben (investieren ja nichts ins Spiel) und alle anderen, die zum Beispiel am Freitagabend arbeiten müssen oder eine Familie haben und deshalb nur einen GP pro Jahr spielen oder in einem Dorf ohne großes FNM wohnen … die müssten erst mal irgendetwas reißen, damit das Rating für sie überhaupt relevant wäre. Das wiederum trifft auf so wenige zu, dass sie (leider) zu vernachlässigen sind. Dadurch wird dieses System nicht gut, aber eben doch besser als das in meinen Augen völlig kontraproduktive der vergangenen ~15 Jahre.
Ob man den eingeschlagenen Weg von Wizards jetzt gut findet ist wieder eine andere Sache. Immerhin wird den Spielern etwas vorgegaukelt, dass sie in Wirkl
ichkeit nicht erreichen können. Klingt für mich wie Werbung. Moralisch einwandfrei? Eher nicht. Effektiv? Wird sich zeigen …
Bei uns hat es jedenf
alls geklappt, beim letzten FNM waren zum ersten Mal seit Ewigkeiten (wir sprechen hier von Jahren!) wieder zweistellige Spielerzahlen am Start.
Damit soll es erst mal genug zu diesen Thema sein. Nächste Woche beschäftigen wir uns an dieser Stelle dann endl
ich wieder mit Karten und zwar den brandneuen!