Das Moderndeck, welches ich euch heute näherbringen möchte, verbindet schlechte Einzelkarten zu mäßigen Synergien. Klingt nicht berauschend? Okay, vielleicht sollte ich da einmal Nachhilfe in Sachen PR bei einigen meiner amerikanischen Kollegen nehmen. Dann klänge das Ganze vielleicht so:
In den letzten Wochen und Monaten habe ich auf der Suche nach einem würdigen Moderndeck immer mal wieder auf ein Konstrukt zurückgegriffen, welches einen ganzen Stapel an AWESOME CARDS
TM spielt. Am Anfang war es eher ein Spaß, doch ich gewann und GEWANN. Schaut euch doch einfach mal an, welche Karten HAM SANDWICH alles spielt:
Æther Vial, ich meine
AETHER VIAL, ein Artefakt, das im Legacy völlig broken ist, kann im Modern kaum schlechter sein. Im Gegenteil, da das gesamte Powerlevel geringer ist, ist
Æther Vial offensichtlich BEYOND BROKEN. Neben der erstklassigen Beschleunigung und dem Verteilen von Flash kommt man hiermit auch um sämtliche Kontermagie herum. Nimm das, blauer Magier!
Diese Katze sitzt nicht umsonst auf einem Thron. Sie gehört da einfach hin. Ich meine, was haben Storm, Brand, Jund, sämtliche Formen von
Delver und alle Arten von
Pod-Decks gemeinsam? Richtig! Sie bestimmen das Modernmetagame. Und jedes einzelne dieser Decks verwendet eine gewaltige Anzahl an Fetchlands. Ja, nahezu JEDES Moderndeck durchsucht somit mehrmals im Spiel seine eigene Bibliothek. Zumindest bisher. Jetzt greift unser Schlichter ein und verhindert genau das beziehungsweise verlangt zumindest einen hohen Preis, der ausreichen dürfte, um den Gegner massiv zu verlangsamen.
Hinzu kommen zwei weitere Kombinationen und zwar mit den folgenden beiden Karten:
Ghost Quarter wird zu
Strip Mine und
Path to Exile zu (besseren!)
Swords to Plowshares. Könnt ihr euch vorstellen, was passiert, wenn die drei- bis vierfarbigen Decks des Formats plötzlich ohne Fetchländer UND – dank
Strip Mine – auch insgesamt mit weniger Ländern dastehen? Genau, nicht viel.
Damit das auch so bleibt, spielt HAM SANDWICH direkt noch weitere Kopien dieser Schlüsselkarten – und das völlig legal:
Tectonic Edge sollte zwar dank des Hauptplans nie zum Einsatz kommen müssen, allerdings ist es doch beruhigend, für den Ernstfall noch diesen Notfallplan verfolgen zu können.
Aven Mindcensor hingegen hat noch ganz andere Vorteile, nicht zuletzt in Form von Überraschung. Auch ohne
Æther Vial hat der Vogel nämlich schon Flash, was bedeutet, dass man in Reaktion auf das Verwenden eines Fetchlands, das Opfern von
Sakura-Tribe Elder oder gar das Wirken von
Scapeshift oder
Gifts Ungiven komplette Pläne vereiteln kann. Gleichzeitig serviert der Gedankenzensor die BeatZ in der Luft, damit der am Boden liegende Gegner nicht noch durch eine Reihe glücklicher Zufälle zurück ins Spiel findet.
Zwei Mana. 3/3-Flieger. LOL. Wem das Zuschlagen mit
Aven Mindcensor zu harmlos erscheint, kann es ja mal mit MY GIRL probieren. Abgesehen davon, dass man in Zug 4 oft nur wenig Mana zur Verfügung hat, da man ja die eigenen Länder ständig benutzt, um die gegnerischen kaputtzumachen, gibt es auch noch die grandiose Möglichkeit, MY GIRL einfach mit
Æther Vial ins Spiel zu cheaten.
Können diese Augen lügen?
Wenn der Gegner kaum Mana hat, sorgen die beiden Kameraden dafür, dass er wirklich keine Sprüche mehr wirkt, indem sie diese einfach noch teurer machen. Wir selbst haben lediglich noch
Path to Exile als Nichtkreaturenzauber –
Æther Vial liegt ja normalerweise seit dem ersten Zug und eine zweite benötigen wir nicht. Beide sind zwar nicht die ganz großen Kämpfer, aber wer auch den einzelnen Schadenspunkt nicht ehrt …
Außerdem kommt dann gleich noch folgendes Mädel mit ins Spiel:
Die Kreaturen in HAM SANDWICH haben zwar sehr schöne Fähigkeiten, aber nicht alle sind auch für profane Aufgaben wie das schnöde Zuschlagen zu gebrauchen. Das ändert sich direkt, wenn sie den Schlachtfruf dieser Dame erhören. Auf einmal wird selbst der liebenswerteste Vogel zur Kampfmaschine. Wenn nicht, reichen auch die beiden Begleiter oft im Alleingang. Beachtet wiederum den Nutzen der Ätherphiole, die nicht nur dafür sorgt, dass
Hero of Bladehold nicht neutralisiert werden kann, sondern auch die Aussicht auf zumindest einen erfolgreichen Angriff erhöht.
Das BESTE Land in HAM SANDWICH. Kommt enttappt ins Spiel, macht Mana aller von uns benötigten Farben und funktioniert sogar noch unter
Blood Moon.
Okay, seid ihr also bereit für HAM SANDWICH?
| 4 Tectonic Edge 4 Ghost Quarter 10 Plains 4 Horizon Canopy 2 Windbrisk Heights
4 Leonin Arbiter 4 Aven Mindcensor 4 Kitchen Finks 4 Serra Avenger 2 Student of Warfare 4 Thalia, Guardian of Thraben 3 Hero of Bladehold 3 Judge's Familiar
| | 4 Æther Vial 4 Path to Exile
Sideboard:
2 Jötun Grunt 2 Baneslayer Angel 4 Ethersworn Canonist 2 Wrath of God 2 Brave the Elements 3 Sunlance
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Wie beschrieben verhindert das Deck eine frühzeitige Entwicklung des Gegners und dezimiert nebenbei ein wenig dessen Lebenspunkte. Bevor er sich davon erholen kann, kommen dann die richtigen Schläger wie
Student of Warfare,
Serra Avenger oder
Hero of Bladehold. HAM SANDWICH ist dabei voll mit kleineren und größeren Synergien und Kombinationen, teilweise habe ich sie schon angesprochen, teilweise stolpert man eher zufällig darüber. Probiert es also am besten mal aus!
Wollt ihr dem Ganzen anschließend noch eine persönliche Note verleihen, gibt es mindestens ein Dutzend Karten, die mehr oder weniger lange im Deck waren oder gern einmal drin sein wollten:
Wenn der Gegner da reinläuft, ist er moralisch GEBROCHEN. Davon abgesehen werden solche Karten natürlich ungleich besser, wenn das Format schnell ist, weil so wirklich jedes Mana zählt. Nachteil: Thalia.
… featuring
Flickerwisp,
Stonecloaker,
Restoration Angel. Zu viel Spielerei für meinen Geschmack. Zudem hat man einfach manchmal keine
Æther Vial (!) und dann ist der ganze Kram (zu) langsam und ineffektiv. Wird zwar ein wenig besser, wenn man zusätzlich noch
Blade Splicer mitmachen lässt, das Grundproblem bleibt aber.
Hiermit kann man die Gegner so richtig BESIEGEN. Wenn man also einen Finisher sucht, der keine Kreatur ist, liegt man da nicht falsch und erhält obendrein noch Moralpunkte. Ansonsten gilt auch hier: Spielerei.
… oder eine Vielzahl etlicher anderer fair bepreister Männer mit soliden Zusatzfähigkeiten. Davon gibt's so einige und je nach Metagame kann auch durchaus mal eine andere Zusammenstellung richtig sein.
Alleine oft weniger beeindruckend als
Hero of Bladehold und
Liliana of the Veil ist zwar ein Argument, allerdings kein gewichtiges, weil die im Idealfall gar nicht erst ins Spiel kommt.
Andere Decks, die versuchen mithilfe von Hatekreaturen das Metagame anzugehen, spielen gern noch mit einer zweiten Farbe, normalerweise Grün für Karten wie
Qasali Pridemage,
Gaddock Teeg und Co. Diese verzichten aber auf den Landzerstörungsaspekt und sind somit ein völlig anderer Ansatz.
… und so weiter. Im Sideboard könnte ich mir ebenfalls diverse Alternativen vorstellen. Gegenwärtig besetzte ich alle Slots – wenn möglich – mit passenden Kreaturen sowie
Brave the Elements, um sie sowohl vor Spot- als auch Massremoval schützen zu können.
Die Matchups:
1) |
Alle Decks mit Fetchlands: Hier ist unser Metagamedeck zumindest theoretisch in seinem Element. In der Praxis kann natürlich auch mal was schiefgehen, zum Beispiel wenn Deathrite Shaman involviert ist.
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2) |
Alle Decks ohne Fetchlands: Hier steht man vor dem Problem, dass all unsere eigentlich awesomenen AWESOME CARDS plötzlich ziemlich mäßig sind. Klar behält man potenziell noch einige Synergien und Kombinationsmöglichkeiten, die jedoch oft nicht so gut sind, dass sie das Spielen von Karten wie
rechtfertigen. Zum Glück sind die gegnerischen Decks auch meist nicht sonderlich gut (sonst würden sie ja Fetchlands spielen), sodass man spätestens nach dem Sideboarden einen Plan hat: Hero of Bladehold beziehungsweise (noch besser) Baneslayer Angel zum SIEG führen!
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So ungefähr sähe das also aus, wenn ich euch dieses Deck verkaufen wollte. Doch das würde ich selbstverständlich nie tun. Deshalb hier die ungeschönte Wahrheit: Das Deck kann einen beachtlichen Teil des Metagames wirklich gut stören. Einige relevante Decks (
Scapeshift) gewinnen quasi nie und selbst Jund hat ganz ordentlich zu kämpfen. Allerdings ist man immer darauf angewiesen, dass der Gegner das macht, was man erwartet: viele Fetchlands spielen. Selbst das ist aber immer noch kein Erfolgsgarant, ein einfacher Blitz kann manchmal schon ausreichen, um unsere herrliche Idee zunichte zu machen. Wirklich kritisch wird es dann – wie angedeutet –, wenn die Gegner einfach auf das Durchsuchen der Bibliothek verzichten. Dann spielt man nämlich plötzlich den absoluten Kackhaufen und es wird deutlich, wie schlecht ein Großteil der Karten in Wirklichkeit ist. Insofern empfehle ich dringend, die erste Runde eines jeden Turniers zu gewinnen.
Dann jedoch kann man tatsächlich eine Menge Freude und auch Erfolg mit dem Deck haben. Zumal der moralische Vorteil des Spielens von schlechten Karten immer auf der eigenen Seite sein dürfte.
In diesem Sinne werde ich jetzt moralisch gestärkt in die Weihnachtspause gehen. Euch allen wünsche ich ein paar erholsame Feiertage, erfolgreiche PTQ und einen erquicklichen Start ins neue Jahr!
Bis dahin
Der MiDi