Seit dem Erscheinen von
Dragon's Maze versuchen einige namhafte Spieler, uns zu erklären, dass demnächst folgendes Deck in irgendeiner Form zum dominanten Archetyp des Standardformats werden wird:
Matt Costa – Bant-Control, SCG-Open Somerset
| 2 Augur of Bolas 2 Restoration Angel 4 Snapcaster Mage
4 Advent of the Wurm 4 Azorius Charm 1 Dissipate 2 Rewind 2 Selesnya Charm 3 Sphinx's Revelation 2 Supreme Verdict 1 Syncopate 2 Think Twice 3 Thought Scour 3 Unsummon
| | 4 Breeding Pool 1 Forest 1 Ghost Quarter 4 Glacial Fortress 4 Hallowed Fountain 4 Hinterland Harbor 1 Island 3 Sunpetal Grove 3 Temple Garden
Sideboard:
2 Clone 2 Dispel 1 Dissipate 1 Psychic Spiral 2 Renounce the Guilds 1 Silklash Spider 1 Supreme Verdict 1 Trostani, Selesnya's Voice 4 Voice of Resurgence
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Man nehme ein funktionierendes Deck der Pre-
Labyrinth-Ära (UWR), werfe eine Farbe (Rot) raus und packe dafür eine andere (Grün) rein. Dadurch gewinnt man neben zwei der besten neuen Karten (
Advent of the Wurm und
Voice of Resurgence) auch gleich noch eine elegante Antwort (
Selesnya Charm) für das aktuellste Problemkind,
Sire of Insanity. So einfach scheint Deckbau anno 2013 zu sein. Ist er irgendwie auch und dann eben doch nicht. Zur Erklärung:
Dieses Bant-Deck hat keinen Plan.
Gut, das war vielleicht ein wenig überspitzt formuliert, soll aber andeuten, dass unser heutiges Konstrukt in die immer länger werdende Reihe der „Good Stuff Decks“ gehört, die ihre Stärke eher aus Einzelkarten denn aus Synergien ziehen. Es sei denn, man möchte
Snapcaster Mage plus random Zauberspruch schon als solche sehen.
Dies macht sich insbesondere in Karten wie
Unsummon bemerkbar. Der gute alte Rückruf gilt ja eigentlich als Tempokarte schlechthin, nur wird das vom restlischen Deck nicht unterstützt, zumindest nicht im klassischen Sinn. Kein
Delver of Secrets, der Druck macht und auch keine spielentscheidende Kombination, auf die man hinarbeitet. Abgesehen natürlich von der aus
Sphinx's Revelation und Ländern, womit wir wieder bei Einzelkarten wären.
Neben der Stärke ebendieser muss man diesem Flash-Bant noch eine zweite zugestehen, die der Name schon suggeriert: Abgesehen von den beiden Auguren und dem exotisch anmutenden
Supreme Verdict lassen sich alle Karten auch im gegnerischen Zug wirken. Das ist natürlich ein unbezahlbarer Vorteil gegenüber ähnlichen Ansätzen, da man beim Duell der brokenen Sprüche immer zuletzt aufdecken darf. Klingt so weit alles plausibel und vielversprechend, leider haben meine realen Ergebnisse nicht so ganz mithalten können. Das Deck hat noch einige Schwierigkeiten, durchaus auch mit Einzelkarten. Der Turn-2-Kill sieht zum Beispiel gern so aus:
Gerade on the draw muss ich auch gegen so etwas wie …
… ganz schön meine Phantasie anstrengen, um noch zu erkennen, wie man nicht einfach kaputt ist. Sehr als Gegner zu vermeiden gelten überdies
Thalia, Guardian of Thraben,
Blood Artist oder
Boros Reckoner, letztendlich vergleichbar mit den Problemkindern von Reanimator, da man ganz ähnlich keine verlässlichen und gleichzeitig dauerhaften Antworten spielt. Die Lösung heißt dann oft Racen, was allerdings aufgrund der fehlenden Bedrohungen (es soll auch Spiele geben, in denen im vierten Zug
kein Wurm das Spielfeld betritt) nicht immer ganz einfach ist.
Problem erkannt, Problem gebannt, würde ich jetzt gern schreiben, allerdings wäre das eine Lüge. Und so werdet ihr heute keine finale Deckliste bekommen, um damit den nächsten PTQ zu stürmen, sondern lediglich eine Auflistung meiner Versuche – und Erklärungsansätze für ihr Scheitern. Klingt unbefriedigend, ich weiß, aber auch aus Fehlschlägen lernt man und wenn ich sie schon gemacht habe, können sie euch vielleicht erspart bleiben.
Mein erster Ansatz versuchte ganz einfach, echtes Removal zu spielen, weil viele der angesprochenen Probleme schließlich Kreaturen waren, genauer solche, die auch Schaden anrichten, ohne jemals angreifen zu müssen (denn dann wäre ja
Azorius Charm eine Lösung). Leider gibt es in dieser Farbkombination kaum anständige Kreaturenvernichtung, insbesondere wenn man dann noch
Oblivion Ring und
Detention Sphere ausklammert. Das wiederum ist eine gewisse Notwendigkeit, da man eigentlich weder Männer noch Sprüche kürzen kann, weil die sich gegenseitig bedingen. Soll heißen, die Kombination aus Snapcaster, Augur und
Restoration Angel, die gefühlt seit Äonen kennzeichnend für diese Art von Deck ist (und das nicht ohne Grund, wie gerade erst mein geschätzter Kollege Denis Sinner
wieder festgestellt hat), benötigt nun einmal den einen oder anderen Zauberspruch und zwar so, dass am Ende wenigstens (!) 20+ im Deck sind. Ein weiterer Nachteil dieser Enchantments ist, dass sie „unflashy“ sind, also einen der wichtigsten Punkte des Decks – Flash – nicht unterstützen. Das wiederum ist dramatischer, als es im ersten Moment klingt, aber gerade diese Kombination aus Antworten, Bedrohungen und Kontermagie mit Instantgeschwindigkeit erlaubt ja die so angestrebte Flexibilität, um in jeder Situation das Richtige zu tun. Mehr
Supreme Verdict wäre natürlich eine Option, allerdings ist das letztendlich auch nur in bestimmten Matchups wirklich gut, da doch extrem viele Gegner auf diese Zorneffekte vorbereitet sind.
Eine interessante Option habe ich dann doch noch gefunden und zwar diese hier:
Mit zwei Mana billig, dazu spontan und obendrein gegen einige Problemfälle beeindruckend effektiv. Ich habe zwei davon gespielt und mir oft mehr gewünscht, allerdings auch manchmal deutlich weniger. Superschlecht ist das Ding mittlerweile eigentlich nur im Mirror sowie – und das ist schon ein Brocken – gegen Reanimator. Alle anderen bieten zumindest irgendwelche Ziele, auch wenn man gegen die wirklich aggressiven Decks oft mit
Burning-Tree Emissary vorliebnehmen muss. In anderen Matchups etwa gegen Aristokraten, Hexproof-Bant oder dieses BRW-Reanimations-Kontroll-Etwas glänzt das Ding ungemein und selbst UWR hat mit
Ral Zarek und
Boros Reckoner zwar wenige, dafür aber umso leckere Opfer. Für den Moment kann ich den Maindeck-Einsatz aufgrund der Reanimator-Schwäche noch nicht guten Gewissens empfehlen, aber sollten die Erfolge von
Angel of Serenity und Co. weiter zurückgehen, könnte man hiermit die optimale Antwort auf diverse Schwierigkeiten finden.
Der zweite meiner Versuche beschäftigte sich mit dem Feind selbst, ganz nach dem Motto: „If you can't beat them, join them!“ Daher wanderte direkt das Playset
Voice of Resurgence ins Deck. Die Stimme ist schon ein beachtliches Kaliber und in einigen Matchups extrem stark – weswegen sie vermutlich auch im Sideboard der Ausgangsliste zu finden ist. Richtig überzeugend ist sie aber trotzdem nicht und zwar ganz einfach, weil sie aufgrund mangelnder Unterstützung ständig eine glorifizierte
Safehold Elite simuliert. Ersetzt man nämlich – was zunächst logisch erscheint – die Auguren, hat das Deck noch ungefähr 16 Kreaturen – und da sind sämtliche Ritter von
Selesnya Charm schon mitgezählt. Ohne Gesellschaft ist aber wiederum das gepflegte Elementarwesen bestenfalls kümmerlich und damit auch die Karte selbst weniger beeindruckend. Hinzu kommt, dass unser geschätzter
Restoration Angel ohne seinen BFF
Augur of Bolas einiges von seiner IMBAness einbüßt. Logische Folge wäre also, statt des Augurs einfach etwas anderes zu kürzen, am besten Sprüche, um eben mehr Kreaturen mitmachen zu lassen, welche wiederum
Voice of Resurgence optimieren …
… diejenigen von euch, die von Anfang an aufmerksam mitlesen, sollten jetzt aber richtig bemerken, dass wir vor ungefähr zwölf Absätzen erkannt haben, dass Augur und Snapcaster unbedingt viele Sprüche benötigen. Blöd.
Dieses Bant'sche Paradoxon hatte vor einigen Wochen auch schon den
Cloudfin Raptor ereilt, der ansonsten als Ergänzung zu
Delver of Secrets ein Tag-Team an blauen Billigfliegern aufgebaut hätte, für das sich Tempokarten aber mal so richtig lohnen würden. Offensichtlich passen Raptor und Delver jedoch aus genau den gleichen Gründen nicht zusammen wie
Voice of Resurgence und
Augur of Bolas, wahrscheinlich sogar noch weniger.
Trotzdem gibt es aber ein Tier 3–4 Deck, welches genau diese beiden kombiniert und zwar hauptsächlich hiermit:
Ein guter Mann, der gleichzeitig ein Spruch ist. Clever. Das Deck sieht dann ungefähr so aus:
8cAlfaMonza – Bant Aggro, Online-PTQ
| 3 Cloudfin Raptor 4 Delver of Secrets (Insectile Aberration) 4 Geist of Saint Traft 3 Snapcaster Mage
4 Call of the Conclave 1 Druid's Deliverance 1 Faith's Shield 3 Rootborn Defenses 4 Selesnya Charm 4 Simic Charm 2 Spell Rupture 1 Syncopate 4 Unsummon
| | 4 Breeding Pool 4 Glacial Fortress 4 Hallowed Fountain 3 Hinterland Harbor 3 Sunpetal Grove 4 Temple Garden
Sideboard:
1 Aetherize 1 Blustersquall 1 Detention Sphere 2 Dispel 3 Druid's Deliverance 3 Loxodon Smiter 1 Negate 1 Purify the Grave 1 Rootborn Defenses 1 Syncopate
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Das Problem bei diesem Plan (und dessen Fortführung in Voice,
Advent of the Wurm und so weiter) liegt – wie so oft – oben rechts. Turn-1-Delver/Raptor gefolgt von Call/Charm/Voice ist in jedem Format ohne Fetchländer eine Herausforderung. Das aktuelle Standard kommt einem solchen zwar erschreckend nahe, erreicht es aber nicht und so benötigt man eben neben der passenden 1-Mana-Kreatur auch noch zielsicher entweder
Breeding Pool oder
Hallowed Fountain (plus natürlich ein passendes Land für Zug 2). Da muss man dem Managott schon ganz schön huldigen und vertrauen, um tatsächlich darauf den eigenen Gameplan aufzubauen.
Immerhin habe ich eine Karte wiederentdeckt, die massiv vom Einsatz der Stimme profitiert:
Die traditionellen Blowouts, wo man sein ganzes Mana ins Ausrüsten steckt und dann vom Removal des Gegners hergenommen wird, werden zumindest deutlich weniger schmerzhaft, wenn auf der eigenen Seite zu diesem Zeitpunkt die eine oder andere Voice liegt. Im Gegenzug zwingt man so eine Karte ins Deck die weder Kreatur, noch Spruch ist …
Fassen wir die drei Probleme eines Bant-Flash-Decks noch einmal zusammen:
1) |
Nur unflexibles oder temporäres Removal.
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2) |
Viele Karten, die man – gerade in einem Tempoansatz – gerne spielen wollen würde, werden deutlich aufgewertet, wenn man zahlreiche Kreaturen hat. Dies widerspricht allerdings zahlreichen anderen Karten, die wiederum unbedingt viele Sprüche im Deck benötigen.
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3) |
Die einzige Lösung für dieses Paradoxon scheitert am Mana.
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Trotzdem werden wir (gute) Spieler mit diesem Archetyp (gewinnen) sehen. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Was ich an dieser Stelle nicht sehe, ist ein Weg, die drei Probleme in den Griff zu bekommen. Die einfachste Lösung wäre vermutlich, mehr auf Kontrolle zu setzen, die Frage ist, wie lange man dann noch das Flash in Bant-Flash behält.
Beachtet bitte, dass sich all diese Überlegungen auf das momentan beobachtete Metagame stützen. Verschwindet zum Beispiel Reanimator – warum auch immer – als Faktor, wird
Renounce the Guilds plötzlich zu einer relevanten Karte und löst diverse Probleme. Gibt es einen Einbruch der Midrangedecks, sodass
Voice of Resurgence ihr schwächstes Matchup verliert, lohnt es sich möglicherweise, die Umstände, die ihre Inklusion für das Maindeck mitbringen, zu überwinden. Oder aber ich übersehe irgendetwas Entscheidendes. Dann dürft ihr mich gern darauf hinweisen oder einfach die entsprechenden Ergebnisse abliefern.
So oder so würde ich auch gern mal wieder etwas Funktionierendes präsentieren, was ein wenig außergewöhnlicher ist. Leider funktioniert das Format gerade so, dass dies quasi nicht möglich ist, da man im Prinzip immer irgendwann wieder bei den üblichen Einzelkarten ankommt, die man mal so und mal so kombiniert.
Deshalb schauen wir uns doch am Wochenende einmal die an, die das Spiel können. Und zwar im Blockformat. Vielleicht kommt dort doch eine Idee auf, die sich ins Standard übertragen lässt – und wenn nicht, kann man ja jetzt auch den Frühling genießen!
Der MiDi