Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren Turnierbericht von mir. Seit meiner Top 8 beim
Standard-Grand-Prix in Verona bin ich fleißig weiter durch die Weltgeschichte gereist und nach Stopps in Utrecht, Straßburg, Portland, San Diego und Göteborg, von denen einige mehr und einige weniger erfolgreich waren, ging es am 13. Juni zu meinem zweiten Amerikatrip über Houston nach Las Vegas. Der erste Teil davon brachte mir einen erfreulichen 14. Platz beim dortigen Grand Prix ein, weshalb ich euch heute von jenem Turnier berichten will.
Obwohl ich den kompletten
Ravnica-Block vor dem Grand Prix in Houston schon zu einer hohen zweistelligen Anzahl gedraftet hatte, machte ich meine ersten Erfahrungen mit dem zugehörigen Sealed-Format erst circa zwei Wochen vor dem Turnier bei einem Pro Tour Qualifier auf
Magic Online. Nach alter Gewohnheit versuchte ich dort, ein möglichst konstantes Deck mit einer guten Kurve zu bauen, wurde aber sehr schnell belehrt, dass in diesem Format Gier der Weg zum Erfolg war. Es überraschte mich nicht mehr, dass das Gruul-Aggrodeck mich mit
Lavinia of the Tenth tötete, und so ging ich mit dieser Erkenntnis eine Woche später nach Göteborg, wo der erste Einzelspieler-Limited-Grand-Prix stattfand, bei dem ich Tag 2 erreichte und dies mit einer Top 64 abschließen konnte.
Genug jedoch zu meiner Vorbereitung und zurück zur Geschichte. Nach einer 28-stündigen Reise mit diversen Verspätungen, verpassten Anschlussflügen und Umbuchungen, kam ich Freitag früh vor dem Grand Prix ohne Gepäck im Hotel gegenüber des Convention-Centers an. Einen Happy-Hour-Trial für 20 Dollar später war ich nach einem 3
:
1 dann nicht nur 27 Booster, sondern auch um die Erfahrung reicher, dass die Gerüchte sich bewahrheiteten und der durchschnittliche Amerikaner signifikant schlechter spielte als der durchschnittliche Europäer. Nicht nur ich hatte diese Erfahrung gemacht, sondern jeder aus der Gruppe, mit der ich unterwegs war, und das waren stolze neun Leute. Dies erklärt in meinen Augen sehr gut, wie viele mmerikanische Profispieler es konstant schaffen, selbst mit schlechten Sealed-Pools den zweiten Tag ihrer Grand Prix zu erreichen. Das lies hoffen für den Folgetag.
Amerikaner – schon lustige Menschen. Ich zweifelte etwas an der Zurechnungsfähigkeit der Anwesenden, als sie es tatsächlich schafften, sich vor der Seatingboards in Schlangen aufzustellen. Das war nicht nur unglaublich komisch für Leute, die einfach daran vorbeiliefen, sich ihre Sitznummer anschauten und wieder gingen, sondern führte auch noch dazu, dass der Start des Turniers um wenigstens zehn Minuten verzögert wurde.
Doch dann hieß es endlich Booster aufreißen wie ein Geisteskranker. Wärend der Registrierungs- und Bauphase wurde mir von meinen Umsitzenden dann aber wirklich fast der Verstand genommen, da diese sich lautstark in einer Niveaulosigkeit unterhielten, die mir derart gegen den Strich ging, dass ich meinem direkten Nachbarn beim Poolswap das Gameloss dafür reindrückte, dass er den Pool vor der Weitergabe erst mal gut gemischt hat. An alle: Kommt
niemals auf die Idee, das zu tun. Das ist absolut unsportlich und kostet denjenigen, der das ausbaden darf, unglaublich viel Zeit. Was meinen eigenen Pool anging, dieser sah so aus:
|
|
| Angelic Edict Avenging Arrow Basilica Guards Boros Mastiff Concordia Pegasus Knightly Valor Righteous Charge Shielded Passage Zarichi Tiger
Crosstown Courier Downsize Keymaster Rogue Maze Glider 2 Metropolis Sprite Runner's Bane Spell Rupture Tower Drake Uncovered Clues
Annihilating Fire Batterhorn Bomber Corps Clear a Path Dynacharge Furious Resistance Legion Loyalist Massive Raid Maze Rusher Molten Primordial Rubblebelt Maaka Survey the Wreckage Weapon Surge
| | Assassin's Strike Bane Alley Blackguard Basilica Screecher Cremate Deviant Glee Fatal Fumes Smog Elemental Stab Wound Thrill-Kill Assassin Ubul Sar Gatekeepers
Archweaver Axebane Guardian Axebane Stag Burst of Strength Disciple of the Old Ways Oak Street Innkeeper Saruli Gatekeepers Serene Remembrance Thrashing Mossdog
Dimir Cluestone Orzhov Cluestone Razortip Whip Selesnya Cluestone Simic Cluestone Golgari Guildgate Orzhov Guildgate Rakdos Guildgate Rogue's Passage Simic Guildgate
| | Ascended Lawmage Detention Sphere Maw of the Obzedat Vizkopa Guildmage Wojekt Halberdiers Centaur Healer Common Bond Trostani's Summoner Unflinching Courage Deathcult Rogue Call of the Nightwing Goblin Electromancer Bioshift Beetleform Mage Species Gorger Master of Cruelties Rix Maadi Guildmage Spawn of Rix Maadi Drown in Filth Jarad's Orders Varolz, the Scar-Striped Ground Assault Primal Visitation Profit // Loss Protect // Serve
|
|
|
Viele Guildgates und Cluestones waren schon mal nach meinem Geschmack, da ich wie erwähnt ein gieriges Deck bauen wollte und gutes Manafixing die Grundlage dafür ist, viele Farben zu spielen. Da zwei der Guildgates Grün beinhalteten und ein weiterer
Axebane Guardian in dieser Farbe schlummerte, hatte ich gleich ein gewisses Interesse an Grün als Grundfarbe. Neben den monogrünen
Thrashing Mossdog und besonders
Saruli Gatekeepers brachten auch die mehrfarbigen Karten mit Grünanteil einiges an Spielstärke:
Unflinching Courage,
Centaur Healer,
Trostani's Summoner,
Varolz, the Scar-Striped und
Species Gorger für diverse Kombinationen mit den zuvor genannten.
Unter den drei Farben, in die sich diese mehrfarbigen Karten erstreckten, schienen Weiß und Schwarz die stärksten zu sein. Diese brachten eine Menge Removal in Form von
Stab Wound,
Avenging Arrow,
Fatal Fumes,
Ubul Sar Gatekeepers,
Angelic Edict und
Assassin's Strike ein. Darüber hinaus halte ich
Knightly Valor für eine sehr starke Karte und auch mit
Vizkopa Guildmage und
Basilica Screecher konnte noch etwas mehr Kraft für das späte Spiel gewonnen werden. Frühe Defensive fand man ebenfalls in
Concordia Pegasus,
Thrill-Kill Assassin und
Basilica Guards. Was Blau anging. entschied ich mich neben
Species Gorger auch noch für
Detention Sphere und
Ascended Lawmage zu splashen, sodass mein finales Deck wie folgt aussah:
| Concordia Pegasus Basilica Screecher Thrill-Kill Assassin Vizkopa Guildmage Basilica Guards Axebane Guardian Centaur Healer Varolz, the Scar-Striped Saruli Gatekeepers Thrashing Mossdog Ubul Sar Gatekeepers Ascended Lawmage Species Gorger Trostani's Summoner
Dimir Cluestone Simic Cluestone
| | Detention Sphere Unflinching Courage Stab Wound Fatal Fumes Angelic Edict Knightly Valor Assassin's Strike
Golgari Guildgate Orzhov Guildgate Rakdos Guildgate Simic Guildgate 5 Plains 4 Swamp 4 Forest
|
Zuerst einmal, was habe ich mich entschieden nicht zu spielen? Rot. Der Pool beinhaltete einige qualitativ hochwertige rote Karten mit
Annihilating Fire,
Master of Cruelties,
Rix Maadi Guildmage und
Ground Assault. Jedoch war Rot die Farbe, für die es fast kein Manafixing gab, was mich dazu brachte, bei den anderen vier Farben zu bleiben. In den Farben, die ich spielte, gab es darüber hinaus einige solide Karten, die es ebenfalls nicht ins Deck geschafft haben, da sie den generellen Gameplan nicht unterstützten.
Boros Mastiff,
Deathcult Rogue und
Beetleform Mage sind beispielsweise gut in aggressiven Decks, tun jedoch nicht viel, wenn man in der Defensive ist. Gerade Letzterer schaffte es außerdem nicht, da ich auch die Anzahl der blauen Karten minimal halten wollte. Aus demselben Grund haben es
Runner's Bane und
Call of the Nightwing nicht ins Deck geschafft. Der letzte Slot wurde zwischen
Arrows of Justice und
Fatal Fumes entschieden. Während beide relativ spezielle Anwendungsgebiete haben, wollte ich am Ende auch in der Lage sein, nichtangreifende Problemkreaturen wie Guildmages beseitigen zu können, und die Arrows sind nur im Sideboard gelandet.
Nachdem ich in den ersten Runden knappe Kämpfe gegen Burrito, Kaffee und Arizona Green Tea verlor, konnte ich mit 3
:
0 ins Turnier starten. Die ersten beiden Runden gingen an den durchschnittlichen amerikanischen Spieler, was leider dazu führte, dass die genauen Hergänge nicht in meinem Gedächtnis haften geblieben sind. Das Einzige, was blieb, war das Wissen, dass ich ohne große Gegenwehr zum 5
:
0 getragen wurde.
Im dritten Spiel von Runde 6 gab es die erste interessante Spielsituation. Nachdem mein Gegner mich in Spiel 1 mit
Ruric Thar, the Unbowed erledigt hatte und ich ihn Spiel 2 mit
Species Gorger/Gatekeeper-Kombinationen auskontrollieren konnte, startete unser drittes mit
Crocanura und
Knight of Obligation auf seiner Seite, wobei ich Letzteren mit einer
Stab Wound belegte und mit
Saruli Gatekeepers erst mal einen Boardstall hervorrief. Nach einigen Abnötigungen und entspannten 24 Leben, die meine
Stab Wound meinem Gegner bereits gesaugt hatte, befand sich dieser auf drei Leben und ich auf entspannten 20. Ich hatte einen getappten
Basilica Screecher im Spiel, einen
Centaur Healer und einen eben gespielten
Species Gorger. Meines Gegners
Crocanura war inzwischen 5/7 und ich wurde von diesem und einem
Ruination Wurm angegriffen. Nach langem Hin und Her stellte ich fest, dass alle Bloodrusher und Pumpspells entweder nur meinen
Species Gorger töten würden oder mich sowieso, und da ich meine Bouncekombo für den Kill im nächsten Zug behalten wollte, entschied ich mich, nicht zu blocken. Einen
Boros Charm und einen Extort-Trigger später war ich meine 20 Leben exakt los.
5
:
1
Runde 7 spielte ich gegen William „Huey“ Jensen. Dieser hatte an sich kein überragendes Deck und nachdem er im ersten Spiel etwas an seinem Mana eingegangen ist, war ich mir nach einer 1
:
0-Führung relativ siegessicher. Obwohl er in Spiel 2 und 3 multiple Trigger seiner
Stab Wound und
One Thousand Lashes vergaß, hatte er jedoch leider Trumpfkarten, die ihn mich ausgrinden ließen – dreimal
Woodlot Crawler! Gegen die musste ich mich geschlagen geben.
5
:
2
Ich war etwas enttäuscht nach dem problemlosen 5
:
0-Start auf 5
:
2 zurückzufallen, da ich das Deck für vergleichsweise stark hielt. In Runde 8 wurde ich allerdings wieder von dessen Stärke überzeugt, indem ich ein Spiel durch
Ascended Lawmage plus
Unflinching Courage und das zweite per
Species Gorger plus Gatekeeper gewann.
6
:
2
Turn 1:
Experiment One, Turn 2:
Call of the Conclave, Turn 3:
Battering Krasis, Turn 4: midcombat
Advent of the Wurm, um meinen blockenden
Axebane Guardian zu töten. Good Game. Das war verdammt schnell. So schnell, dass ich mich das erste Mal im Turnier freiwillig entschied anzufangen. Im zweiten Spiel konnte ich trotz ähnlich aggressiven Starts das gegnerische Team zurückhalten, als ich
Unflinching Courage auf meinen
Species Gorger spielte.
Spiel 3 war ein großes Hin und Her. Er startete nicht ganz so aggressiv, begann aber dann doch, seine Kreaturen zu evolven, und legte sogar
Advent of the Wurm dazu. Mein
Species Gorger wurde diesmal durch
Trostani's Judgment beantwortet, was meinem Gegner einen weiteren Wurmtoken bescherte. Zum Glück hatte ich
Detention Sphere bereit und schaffte es nachfolgend, mit
Trostani's Summoner auf zwölf Leben zu stabilisieren. Mein Gegner fügte weitere Bodenkreaturen hinzu, während ich mich damit begnügte, ein paar zusätzliche Länder zu ziehen. Irgendwann zog er
Urbis Protector und brachte einen 4/4-Flieger mit. Ich zog Land, ging auf acht. Ich zog Land, ging auf vier. Ich zog
Stab Wound, ging auf zwei. Ich zog
Angelic Edict und musste den angestochenen Engel endgültig beseitigen. Gott sei Dank, war das der einzige Flieger meines Gegners und ich konnte mit einem nachgezogenen
Vizkopa Guildmage genug Leben einstreichen, um das Spiel nach Hause zu bringen.
Es hat mich ungefähr zwei Stunden gekostet zu verdauen, dass ich dieses Spiel noch gewonnen hatte. Mit den anderen ließ ich den Abend bei entspannt bestellter Pizza in der Hotellobby ausklingen und nach ein paar Bahnen im Pool im 24. Stock des Hotels ging es dann in den wohlverdienten Erholungsschlaf für den nächsten Tag.
Hotellobby (hier ohne Pizza)
Dieser begann kurz vor neun mit einem Burrito direkt an der Site, bevor es in den ersten Draft ging. Mein Draftpod war relativ gut bestückt, saß doch ein paar Plätze links von mir Jacob Wilson, direkt zu meiner Rechten Sam Black und neben ihm Owen Turtenwald. Immerhin sollte das bedeuten, dass man einigermaßen ordentliche Signale innerhalb des Drafts bekommen und senden könnte, da diese Herren ja nicht das erste Mal einen Booster in der Hand hielten.
Im ersten Booster öffnete ich
Tajic, Blade of the Legion. Die Booster waren allgemein nicht sonderlich stark und wider Erwarten gab es in den ersten sechs Picks keine klaren Signale. Ich sammelte
Rubblebelt Maaka,
Punish the Enemy und
Steeple Roc ein und blieb, wenn auch unspektakulär, größtenteils in meinen Farben, bis ich mich mit einem siebten Pick
Viashino Firstblade belohnen durfte. Ab da war alles klar und ich erwartete, da ich nicht viel in den Farben weitergegeben hatte, einen ganz guten zweiten Booster.
Dieser fiel jedoch verhältnismäßig schwach aus und die einzigen Goldkarten in meinen Farben, die ich einsammeln durfte, waren einmal
Wojek Halberdiers und eine
Martial Glory, welche ich um den Tisch gehen sah. Ansonsten sorgte der Booster dafür, dass ich eine ganze Menge Schaden überraschend durchdrücken können würde, indem ich unter anderem
Act of Treason,
Scorchwalker und
Madcap Skills mitnahm. Der dritte Booster war nicht der schlechteste mit
Eyes in the Skies,
Seller of Songbirds und
Knightly Valor, aber am Ende konnte ich auch dort nicht wirklich frühe Kreaturen einsammeln, was das Deck ein wenig klobig machte. Was ich am Ende registrierte, war Folgendes:
| Wojek Halberdiers Bomber Corps Riot Piker Rakdos Shred-Freak Viashino Firstblade Seller of Songbirds Viashino Firstblade Tajic, Blade of tue Legion Cobblebrute Eyes in the Skies Rubblebelt Maaka Scorchwalker Steeple Roc Batterhorn Knight Watch
9 Mountains 8 Plains
| | Swift Justice Martial Glory Madcap Skills Protect // Serve Act of Treason Punish the Enemy Knightly Valor Trostani's Judgement
Sideboard:
Rootborn Defenses Etheral Armor Shattering Blow Vandal Blast Clean a Path Rapid Hybridization Runner's Bane Wind Drake Catch // Release …
|
Alles in allem etwas clunky, aber mit gutem Potenzial, überraschend noch Schaden durchzubringen. Die Kreaturenkurve war nicht die niedrigste und ich erwartete Draws, bei denen ich zu lange nichts machen und deshalb ins Hintertreffen geraten würde, aber ich hatte im gesamten Draft Probleme gehabt, überhaupt günstige Kreaturen zu finden.
In der ersten Runde des Drafts durfte ich gegen meinen rechten Nachbarn, Sam Black, ran und eröffnete direkt mit solch einem befürchteten Draw und ging klanglos gegen eine gute Kreaturenkurve gefolgt von einigem Removal unter. Sam stellte danach fest, dass ich den Draft ganz gut gelesen hätte, wenn ich in Boros gelandet war, da er selbst sich der verbleibenden drei Farben angenommen hatte. Die Spiele 2 und 3 sahen sich dann aber beide recht ähnlich. Hier legte ich tatsächlich auch frühe Kreaturen und tötete ihn mit Kombinationen von
Madcap Skills sowie
Act of Treason und
Scorchwalker überraschend von 12 beziehungsweise 14 Leben. Im letzten Spiel offenbarte ich ihm auch noch, dass ich zumindest einen gewissen Grundantrieb hatte, in Boros zu landen, als ich ihm
Tajic, Blade of the Legion zeigte, jedoch fing dieser sich sofort eine
Stab Wound und ward wieder verschwunden. Aber auch ohne ihn tat mein Deck, was es sollte.
8
:
2
Eine Runde und einen Nachbarn nach rechts weiter durfte ich gegen Owen Turtenwald ran. Ich wusste vom Kibitzen aus der vorherigen Runde schon, dass er ein blau-weiß-rotes Deck mit sehr gutem Late Game in Form von
Sphinx of the Chimes und
Foundry Champion gedraftet hatte. Der Plan war also, vorher so stark auf ihm herumzuprügeln, dass ich mich mit diesen 6-Drops nicht mehr auseinandersetzen musste. Erstaunlich problemlos ging dieser Plan auch auf und ich schaffte es zweimal, ihn relativ deutlich umzufahren, bevor er sein sechstes Land ins Spiel brachte.
9
:
2
Da auch in dieser Runde meine Spiele relativ zügig zu Ende gingen, hatte ich wieder genug Zeit, meinen Gegner für die letzte Runde dieses Draftpods auszuspähen. Dabei sah ich, wie Jacob Wilson von einem Naya-Rampdeck eingestampft wurde, gegen welches ich mich dann also in der letzten Runde zur Wehr setzen musste. Im ersten Spiel legte mein Gegner nie eine vierte Manaquelle und ich konnte ihn entspannt auf null bringen. Spiel 2 und 3 liefen auch hier relativ ähnlich. Ich hielt in beiden befürchtete Hände, die vor Turn 4 nicht wirklich am Spiel beteiligt waren und war jedes Mal zu langsam, sodass mein Gegner mich mit ein paar Removalspells auskontrollieren und dann mit dicken Tieren verhauen konnte. Gerade nach der Erfahrung aus Spiel 2 bin ich noch immer sehr unfroh darüber, im Entscheidungsspiel keinen Mulligan genommen zu haben. Denn mit einer aggressiveren Hand wäre es sicherlich möglich gewesen diesen Draft 3
:
0 abzuschließen.
9
:
3
Als ich am Pairingboard meinen zweiten Drafttisch sah, ging mein Blick zu Owen Turtenwald, den ich mit einem „You again!“ auch zum zweiten Draft begrüßen durfte. Ebenfalls am Tisch waren Orrin Beasley und Artur Villela, der dadurch bekannt wurde, dass er Jose Francisco da Silva im Finale von Grand Prix Rio den Sieg überließ, da dieser die beiden zusätzlichen Propunkte genau brauchte, um
Goldlevel zu erreichen [die Saison mit 21 Propunkten abzuschließen. Ja, das ergab überhaupt keinen Sinn. – Tobi].
An dieser Stelle hatte das Turnier eine zehnminütige Verzögerung, denn im Draftpod 1 fehlte Ben Stark. Mehrfach wurde er über die Hallenanlage ausgerufen, Leute versuchten, ihn auf dem Handy zu erreichen, aber er war verschwunden. Es stellte sich heraus, dass er auf der Suche nach etwas Essbarem falsch abgebogen war, sich verlaufen hatte und das Handy im Rucksack nicht hörte. An Tisch 1 gab es also ein Freilos. Bei Pick 3 des Drafts kam er dann in die Halle gelaufen, wurde aber nicht mehr mit an den Tisch gelassen.
Der Draft selbst lief ganz nach meinem Geschmack. Ich bin ein Freund von der klassischen Kurve mediokrer 2-Drops, gefolgt von Cluestone, gefolgt von Fettie, Fettie, Removal, Fettie. Am liebsten lebe ich das entweder in Grixis-Kontrolldecks aus, die hintenraus mehr Removal und weniger Fetties haben, oder in NayaRampdecks. Mein Draft startete zuerst mit
Gruul War Chant und
Zhur-Taa Druid gefolgt von einem
Selesnya Guildgate aus einem sehr mittelmäßigen dritten Booster. Dann jedoch erhielt ich als vierten Pick
Boros Battleshaper und meine Segel waren gesetzt. Ich verstehe bis heute nicht, wie Leute sowohl diesen als auch
Sire of Insanity nicht firstpicken können, aber meine Liebe zu Fetties in diesem Format ist vielleicht zu groß.
Dass ich dadurch so erfreut war, dass ich als fünften Pick erst mal einen Cluestone pickte, führte zu einer stolzen Anzahl von vier Stück solcher in meinen Farben, die ich im ersten Booster einsammelte, da sie natürlich so spät wie immer gingen. Mit
Aurelia's Fury enttäuschte mein zweiter Booster mich nicht, der darüber hinaus noch
Ghor-Clan Rampager,
Skyknight Legionnaire und
Boros Charm hergab. Abgerundet durch weitere solide Kreaturen und mehr Ramp und Fixing registrierte ich am Ende mein nachfolgendes Wunschdeck:
| Zhur-Taa Druid Brushstrider Frostburn Weird Gatecreeper Vine Axebane Guardian 2 Warmind Infantry Skyknight Legionnaire Ghor-Clan Rampager Viashino Shanktail 2 Batterhorn Rubbleback Rhino Ruination Wurm Boros Battleshaper
2 Boros Cluestone Selesnya Keyrune Boros Charm Gruul War Chant Annihilating Fire Knightly Valor Aurelia's Fury
| | Boros Guildgate Selesnya Guildgate Plains 7 Forest 7 Mountain
Sideboard:
Selesnya Cluestone Boros Cluestone Gruul Charm Giant Growth Battering Krasis Axebane Stag Bazar Krovod Weapon Surge Foundry Street Denizen Wear // Tear Clean a Path Hindervines Frenzied Tilling Racecourse Fury Undercity Plague Renounce the Guilds Skyblinder Staff Goblin Test Pilot
|
Auch wenn einige meiner Freunde dies auf den ersten Blick nicht sonderlich spannend fanden, war ich vom Powerlevel des Deckes überzeugt und ich hatte hohe Erwartungen. Gerade der 5-Mana-Slot ist relativ wichtig in diesem Decktyp, da man nach dem Ramp-Spruch im dritten Zug direkt nachlegen will. Auch wenn
Rubbleback Rhino und
Batterhorn nicht wahnsinnig beeindruckend aussehen, sind sie dies deutlich mehr, wenn sie in Zug 4 das Spiel betreten. Gerade Letzteres ist im kombinierten Block-Format öfter ein 2-for-1 als nicht.
Runde 1 dieses Drafts schaffte ich es noch, den bekannten Spielern auszuweichen und durfte gegen einen Dimir-Gegner ran. Nachdem ich diesen im ersten Spiel schwungvoll eingestampft hatte, zeigte er mir aber, dass er sich auch zu wehren wusste, und legte mir eine
Consuming Aberration vor, die mich im Alleingang abfertigte. Spiel 3 war es wieder diese, welche mir Turn 5 entgegensprang, jedoch schaffte ich es, in einem sehr knappen Race die Oberhand zu gewinnen, weil mein Gegner in einem Zug einen Spielstein von
Knightly Valor von mir übersah, der seine 15/15-Aberration chumpblocken konnte und mir damit den Sieg im Gegenzug bescherte.
10
:
3
„You again!“, hieß es jetzt wieder, denn in Runde 14 hieß mein Gegner Owen Turtenwald. Dieser hatte diesmal ein fünffarbiges Deck mit allerlei Gates und Gatekeepern. Jedoch fand ich gerade seine multiplen roten Gatekeeper mäßig spannend, auch wenn er es einmal schaffte, meinen
Frostburn Weird zu übernehmen, mich mit diesem für vier zu schlagen und dann ein weiteres Land zu legen, um diesen auf 5/0 zu pumpen. In einem Spiel bedeutete
Aurelia's Fury recht früh „eine Runde aussetzen“, welches mir den entscheidenen Vorteil gab, im zweiten Spiel hatte ich einfach genug Zeit und konnte entspannt mit
Boros Battleshaper das Spiel übernehmen. Der
Batterhorn-Killcount nach diesem Match: ein
Armored Transport, ein
Izzet Cluestone (inklusive nachfolgendem Colorscrew).
11
:
3
Vor der letzten Runde war ich 16. nach Standings und mein Gegner Artur Villela 23. Das hieß für mich, dass ein Draw für mich nutzlos war, da ich mit Niederlage immer noch Top 32 sein würde und mit Sieg sicher Top 16 mit Chance auf Top 12. Im ersten Spiel schlug ich ihn durch
Gruul War Chant auf neun runter, wo er aber mit konsequent gelegten Kreaturen stabilisierte und weitere Angriffe von mir verhinderte. Als er seine fünf Kreaturen seitwärts drehte, konnte ich nur so blocken, dass mein
Frostburn Weird als Einziger überlebte und ich bloß auf ein Leben ging, sollte er nichts weiter haben. Dies war auch der Fall und er tappte sich für zwei weitere Kreaturen aus, sodass ich nicht einmal sinnvoll angreifen konnte. Mein Board bestand aus
Frostburn Weird,
Gruul War Chant,
Selesnya Guildgate, drei Gebirgen, zwei Wäldern. Meine Hand war
Boros Charm, mein Gegner stand bei neun Leben mit Kreaturen mit summierter Toughness 5. Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass selbst
Aurelia's Fury an dieser Stelle nicht mehr ausreichte, zog meine Karte, griff mit
Frostburn Weird an, pumpte einmal, verlieh diesem Doppelschlag … und nach einem
Ghor-Clan Rampager ging ich mit Führung ins zweite Spiel. Dieses war deutlich unspektakulärer, da ein
Boros Battleshaper im fünften Zug nicht nur den Kampf, sondern auch das Spiel zu meinen Gunsten formte.
Zu meiner Freude schaffte es auch mein Gegner trotzdem noch in die Top 32. Ich hingegen verfehlte zwar die Top 12, konnte aber mit einem 14. Platz sehr zufrieden über drei Propunkte ein bisschen Taschengeld sein.
Las Vegas eine Woche später bedeutet den dritten Tag 2 innerhalb von drei Wochen für mich, den ich jedoch nicht in einen weiteren Preisrang verwandeln konnte. Alles in allem war der gesamte Amerikatrip ein riesiger Spaß und ich möchte meinen Mitreisenden sehr für die geile Zeit danken, die ich mit ihnen verbringen durfte. Euch, hoffe ich, hat dieser Artikel gefallen, und ich wäre froh, wenn ich mich alsbald wieder mit positiven Ergebnissen bei euch melden könnte.
Max Schultze