Tschüss
M14, willkommen
Theros!
Grand Prix in Prag
Dort wurde eins der hübschesten Basissets der vergangenen Jahre würdig verabschiedet. 1508 Spieler waren angetreten, um sich zunächst im
M14-Sealedformat und dann im Draft zu messen. Es gewann der Russe Anatoly Chuhwichev, der es allein schon deshalb verdient hat, weil er so schön für die Kamera posiert.
Ansonsten waren die Top-Storylines:
Masse: Obwohl die Teilnehmerzahl bloß gut ein Drittel des Vegas-Turnouts betrug, griff zum ersten Mal in Europa die neue Regel, wonach sich alle Spieler mit 13 Siegen aus 15 Runden für die Pro Tour qualifizieren, selbst wenn sie es nicht in die Top 8 schaffen. Hier betraf es den neuntplatzierten Jan Brozek.
Klasse: Martin Jůza und Raphaël Lévy erreichten beide die Top 8. Ersterer hatte am Freitagabend nach dem zweiten Bier bereits prophezeit, dass er das Turnier gewinnen würde und lag letztlich nur vier Plätze daneben. Lévy wiederum hatte seine ganz eigene brillante Draftstrategie entwickelt, die speziell auf Karten basierte, die normalerweise niemand haben wollte. Man betrachte nur einmal sein zweites Draftdeck mit dreimal
Striking Sliver, dreimal
Fortify, drei
Hive Stirrings und drei Siegen:
Überhaupt schien es so, dass sich in der Top 8 überproportional viele Spieler trafen, die gelernt hatten, wie man aus dem ansonsten vielgeschmähten Weiß schlagkräftige Decks formte. Entsprechend gab es dort dann vier Weißdrafter, die konsequenterweise auch nur gegeneinander gewannen.
Neu: Nach lediglich einem Jahr
Magic-Spielen erzielte Amit Cohen seine erste Grand-Prix-Top 8. Da hatte irgendjemand offenbar einen sehr guten Lehrmeister. Besondere Glückwünsche nach Berlin!
Witzig: Brindle Boar ist anscheinend verflucht. Als er im Viertelfinale darauf erfolgreich
Act of Treason spielte, wunderte sich Kai Mokrusch noch, warum das Tier nicht in Reaktion geopfert wurde. Kaum war es auf seiner Seite, vergaß er dessen aktivierte Fähigkeit dann aber ebenfalls und nutzte sein letztes enttapptes Land und
Bubbling Cauldron, um es zu opfern. Man kann allerdings ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass ich nach anstrengenden sechs Runden und drei Drafts schon ganz andere Spielzüge gesehen habe. Sagt in Wahrheit nix über die Stärke der Spieler aus. Ist aber natürlich trotzdem immer wieder witzig.
Theros!
Am vergangenen Wochenende nahmen die Previews zum neuen Set volle Fahrt auf und jetzt stecken wir schon mitten in der Vorschauzeit. Haltet
die offizielle Kartenbildergalerie und
die inoffizielle Spoilerliste im Auge und schaut auch öfter mal bei
dailymtg.com vorbei, etwa um
die Promokarten zu bestaunen! Es lohnt sich, denn was man da zu sehen bekommt, sieht wirklich fein aus.
Mehr noch als
der Trailer triefen die Karten an sich vor Flavor; das Themengebiet der griechischen Mythologie erweist sich für Top-down-Designs als besonders ergiebig, ein gefundenes Fressen. Wenn eine Kreatur buchstäblich an einen Berg gekettet wird oder in die Unterwelt hinabsteigt, um zusammen mit einer anderen daraus zurückzukehren, ergibt das nicht nur schicke Kurzgeschichten, sondern äußerst spielbare Karten.
Gerade bei solch einem Set sollte man selbstverständlich annehmen, dass die Mechanismen weitestgehend selbsterklärend seien, dass man von der Kenntnis alter Konzepte intuitiv auf deren spieltechnische Umsetzung schließen könne. Weitestgehend stimmt das auch. Aus
dem Artikel über die neuen und alten Fähigkeiten tropft da jedoch etwas Wermut: Wenn man mit Bestow eine Verzauberungskreatur als Kreaturenverzauberung wirkt und die angezielte Kreatur vor der Verrechnung das Spiel verlässt, verwandelt sich die Kreaturenverzauberung bei ihrer Verrechnung nämlich auf wundersame Weise wieder in eine Verzauberungskreatur und betritt als solche das Spielfeld.
So viele Grundsatzregeln ohne Wenn und Aber sind in
Magic gar nicht mehr übrig. Musste man unbedingt auch noch eine Ausnahme hier schaffen? „Wann immer alle Ziele eines gezielten Zauberspruchs bei seiner Verrechnung illegal geworden sind, wird der Spruch neutralisiert und wandert ohne Effekt in den Friedhof.“
Für alle Zeiten darf man nun ergänzen, mit gequältem Augenrollen: „Außer bei Bestow …“
Dass Bestow ohne diesen Extrabonus zu schlecht wäre, erscheint mir jedenfalls keineswegs der Fall zu sein. Zu allem Überfluss fällt dadurch auch eine taktische Dimension weg, dass die Verzauberung nicht nur im Spiel, sondern ebenso auf dem Stapel vor Removal sicher ist. Diese Analogie war es wahrscheinlich, die Wizards herbeiführen wollten. Dass Letzteres im Gegensatz zu allem anderen, was man über Bestow wissen muss, keinen Platz im Remindertext gefunden hat, hätte einem aber zu denken geben können.
Das bringt mich übrigens auf eine Idee. Es existieren bereits Regeln, die besagen, dass Sprüche nur so viel machen, wie sie können, und dass Sprüche ihre illegal gewordenen Ziele nicht beeinflussen können. Benötigen wir „countered upon resolution“ da eigentlich überhaupt noch? Wäre es echt schlimm, wenn
Cryptic Command mit Modus 2 und 4 selbst bei geopfertem Ziel noch tappte? Wäre es nicht sogar sinnvoller, wenn
Faith's Shield mit zerstörtem Ziel noch seinen Fateful-Hour-Effekt hätte?
Wer zugibt, gegebenenfalls auch zähneknirschend, dass der Wegfall von „damage on stack“ alles in allem positiv war – mehr positiv für Einsteiger als negativ für alte Hasen –, der kann sich bestimmt genauso an den Wegfall von „countered upon resolution“ gewöhnen. Oder nicht? Über eine Diskussion dieser Frage im Forum würde ich mich sehr freuen.
Alternativ redet halt über die Grimassen von Anatoly Chuhwichev. Oder so.