Während ihr diese Zeilen lest, gehen wahrscheinlich gerade die ersten von unzähligen Reviews zu den neuen Karten aus
Kinder der Götter online. Dem möchte ich mich wie immer direkt anschließen. Doch statt dass ihr auch bei mir lest, dass
Brimaz, King of Oreskos wohl eine gute Karte im weißen Kreaturendeck sein wird und die diversen neuen Tempel den entsprechenden Farbkombinationen weiterhelfen werden, möchte ich mal wieder auf gegenwärtige Karten des Standardmetagames zu sprechen kommen und herausarbeiten, welche Karten wir wohl mehr und welche wir in den kommenden Wochen und Monaten weniger zu Gesicht bekommen werden.
Gewinner
Ausgehend von diversen Faktoren (Blockmechaniken, Erfahrungen, Einzelkarten) kann man ein paar Tipps für Karten abgeben, die interessanter werden.
Mizzium Mortars – Und da fangen wir direkt mit einer indirekten Begründung an. Von den ganzen tollen Karten aus
Kinder der Götter ist dieses Kätzchen zumindest im Vorverkauf die allertollste:
Tatsächlich ist der Miezenkönig offensichtlich eine superstarke Kreatur – in letzter Zeit gehen Wizards da auch eher weniger subtil vor – und muss entsprechend zeitnah abgeräumt werden. Eine der effektivsten Antworten, wenn nicht gar
die effektivste Antwort, stellen
Mizzium Mortars dar. Netterweise gilt das genauso auch für eine zweite Kreatur, die durchaus Potenzial fürs Standardformat hat:
Witchstalker – Ich würde ziemlich viel darauf wetten, dass wir künftig mehr
Witchstalker sehen werden. Die Begründung ist gleich zweigeteilt: Zum einen dürfte
Bile Blight zum 2-Mana-Removal der Wahl für die schwarzen Decks aufsteigen – und dadurch
Devour Flesh zumindest teilweise ersetzen. Das wiederum kommt diesem Wolf schwer entgegen, da er mit dem neuen Removal klar besser fertig wird. Oder dieses nicht mit ihm, wie man das auch immer sehen will … Der zweite Grund liegt in den neuen Bestowkarten (und deren Unterstützung):
Zusammen mit
Boon Satyr,
Unflinching Courage und
Ethereal Armor hat man genug, um sich sein eigenes Pokémon zu bauen. Kann dieses nicht (oder nur mit viel Aufwand) entfernt werden, umso besser. Womit wir eben wieder bei
Witchstalker wären.
Geheimtipp in diesem Zusammenhang:
Auramancer.
Phalanx Leader – Da wir gerade beim Thema „Blockmechaniken“ sind, bietet sich dieser Kamerad an. Heroic ist eine sehr geradlinige Mechanik, das heißt, sie wird besser, je stärker das Deck auf sie ausgerichtet ist. Ein Problem der Meisterphalanx hierbei ist immer gewesen, dass er gerne viele Kreaturen pumpen würde, dies aber auf Kosten der Karten ging, die überhaupt erst seine heroische Fähigkeit auslösten. An dieser Stelle kommt erneut Brimaz ins Spiel, besser gesagt, sein Vanguard:
Der löst – auch gern zusammen mit seinem Chef – das Problem der Kreaturenarmut und dürfte deshalb genau die Karte sein, über die sich ein Heroic-Deck ungemein freut. Dass es zusätzlich weitere durchaus brauchbare Enabler in der Edition gibt (
Ephara's Enlightenment,
Reap What Is Sown), schadet vermutlich auch nicht.
Prophet of Kruphix – Die wirklich guten Karten in
Kinder der Götter sind nicht so wirklich zahlreich. Umso interessierter wird man gerade in den ersten Wochen auf die etwas schwieriger einzuschätzenden Karten schauen. Die Götter etwa oder die einsame Planeswalkerin:
Doch nicht nur Kiora, auch der schon angesprochene
Courser of Kruphix wollen eigentlich in einem Bant-Deck gespielt werden und dort ist die Prophetin bekanntlich superstark. Ich persönlich vermute ja, dass Kiora am Ende nicht in diesen Decks bleiben wird, sondern durch alte (
Jace, Architect of Thought) und neue (
Ephara, God of the Polis) Legenden ersetzt wird. Gerade Ephara arbeitet so herausragend mit
Prophet of Kruphix zusammen, dass ich eine grün-weiß-blaue Zukunft für die beiden sehe.
Fleecemane Lion, Spike Jester – Auch wenn beide Karten völlig unterschiedlich sind und auch in komplett verschiedene Decks gehören, stehen sie doch sinnbildlich für den jeweiligen Aufschwung ihrer schon ohne
Kinder der Götter durchaus beachtlichen Archetypen. Mit der neuen Edition erhalten sie die jeweils passenden Tempel, die eins der Hauptprobleme beider Decks lösen oder zumindest stark reduzieren.
Wer schon einmal Rot-Schwarz- beziehungsweise Grün-Weiß-Beatdown gespielt hat, weiß, wie es sich anfühlt, mit den Guildgates herumzuhampeln. Oder im späten Spiel von einer Manaflut ereilt zu werden. Die Tempel scheinen auf den ersten Blick nur geringfügige Upgrades zu den Toren zu sein, in Wirklichkeit sind sie aber so viel besser, dass einige Decks sogar Tempel ins einfarbige Deck packen.
Doch damit nicht genug, die genannten Kreaturen stehen auch sinnbildlich für eine neue Generation von götteraktivierenden Karten. Als Beispiel soll hier mal der Rakdos-Chef herhalten, weil ich den für bedeutenden relevanter halte als seinen grün-weißen Kollegen:
Ihren Nutzen haben die Götter ja schon gezeigt und in ihrer zweifarbigen Gestalt ermöglichen sie sich auch Decks, denen der Zugang zu einem solch brutalen Finisher bisher verweigert wurde, ganz einfach dadurch, dass sie zweifarbig sind.
Hidden Strings – Die letzte Karte, auf die ich eure Aufmerksamkeit lenken möchte, ist deutlich gewagter in der Prognose als die Vorgänger. Das liegt schlicht daran, dass die Fäden auf sich gestellt wenig bis nichts machen. Auf der anderen Seite sind sie aber eine der besten Optionen, um sowohl Heroic als auch Inspired auszulösen. Beide Fähigkeiten werden in den nächsten Wochen im Fokus stehen, da sie auf den neuen Karten überproportional repräsentiert sind. Und egal ob Heroic oder Inspired oder gar beides,
Hidden Strings werden in die engere Auswahl kommen. Ich glaube aufgrund ihrer eigenen Schwäche nicht, dass sie über diesen Status hinauskommen, ausschließen will ich es aber nicht.
Verlierer
Selesnya, Azorius & Rakdos Guildgate – Okay, das war einfach. Die gnadenlose Überlegenheit der passenden Tempel in aboslut jedem Deck (mit Ausnahme des
Maze's End-Decks), habe ich schon beschrieben, insofern sollte es niemanden überraschen, wenn nach und nach immer mehr Tore aus den Decks verschwinden.
Nylea, God of the Hunt & Heliod, God of the Sun – Zugegeben, beide sind jetzt nicht so die ganz großen Player im Standardformat, aber gerade Nylea hatte ihre Auftritte. Diese dürften jetzt endgültig der Vergangenheit angehören, da sie das direkte Duell gegen den Gott
Xenagos, God of Revels ebenso klar verlieren dürfte wie Heliod gegen Ephara.
Frontline Medic – Und ein dritter Fall von persönlicher Unterlegenheit.
Brimaz, King of Oreskos dürfte unseren Mediziner hier direkt aus dem Deck in den Tauschordner verbannen.
Pharika's Cure (Devour Flesh, Doom Blade) – Und zu guter Letzt in dieser Gruppe das beziehungsweise die Opfer von
Bile Blight. Die in Klammern Stehenden sehe ich übrigens längst noch nicht als verloren an, da sie allesamt Kreaturen wegbekommen, mit denen das neue Premiumremoval Probleme bekommt. Je nach Metagame könnten sie also durchaus wieder relevant werden.
Pack Rat – Bile Blight dürfte auch für einen spielerischen Wertverlust bei unseren Lieblingsratten sorgen, da sie einfach genau die elegante Antwort darstellen, auf die schwarze Decks so lange gewartet haben.
Imposing Sovereign – Interessanterweise sieht es so aus, als wäre das weiße Kreaturendeck jenes, welches die meisten Veränderungen durch
Kinder der Götter erfahren würde. Direkt durch Brimaz beziehungsweise das Ausnutzen der Heroic-Mechanik. Letzteres würde den Sovereign bereits den Kopf kosten. Alternativ sind besonders die neuen Removaloptionen anderer Decks relevant. Neben dem schon mehrfach angesprochenen
Bile Blight gibt es mit diesen beiden Karten hier …
… noch zwei weitere Neuzugänge, die in den jeweils passenden Deck zumindest sehr anständige Sideboardoptionen abgeben. So gute, dass sich die weißen Decks anpassen müssen. Eine Idee hierfür wäre die Zugabe einer weiteren Farbe auch für Kretauren. Grün beispielsweise böte mit
Fleecemane Lion und
Voice of Resurgence zwei Dudes, die gegen diese beiden Removalspells deutlich besser aussehen als die aktuellen Alternativen.
Fazit
Auf den ersten, zweiten und auch dritten Blick sieht
Kinder der Götter nicht so aus, als würde es das Standardformat massiv umwerfen. Spürbare Veränderungen dürften insbesondere die drei Tempel bringen, die im Alleingang ein paar Decks so deutlich verbessern, dass sie ernsthafte Kandidaten im neuen Format werden (GW, RB, aber ebenso dreifarbige Decks wie Bant oder BRW).
Ansonsten beschränken sich die Einzelkarten auf offensichtliche Verbesserungen schon bestehender Varianten, insbesondere im Bereich des Removals oder weißer 3-Mana-Kreaturen. Die Götter,
Kiora, the Crashing Wave und einige wenige andere Karten (
Courser of Kruphix) werden wohl hauptsächlich in bestehende Strategien integriert werden und – je nach Erfolg – dort verbleiben oder auch nicht.
Wirklich neue Ansätze wird es bestenfalls mit den weitergeführten Blockmechaniken (insbesondere Heroic, im Ansatz Bestow) geben. Den neuen wie Inspired oder dem Stamm der Minotauren fehlen meines Erachtens noch ein paar passende Mitspieler. Insofern würde sich das Metagame nicht grundlegend ändern. Allerdings erwarte ich einen gewissen Zuwachs an Mehrfarbigkeit, vor allem in den Tempelfarben.
In diesem Sinne wünsche ich euch ungemein viel Freude beim ersten Ausprobieren der nagelneuen Karten
beim Prerelease eurer Wahl!
Der MiDi