Die
Kinder der Götter weilen unter uns und beglücken uns mit Geschenken aus dem Nyx. Aber nicht nur der Nachwuchs, sondern auch die Eltern zeigen sich demjenigen wohlgesonnen, der seine Hingabe zu ihnen ausreichend zeigt. Na gut, die Göttin, um die es heute geht, unterstützt uns auch, wenn wir ihr nicht Beine machen.
Als ich
Ephara, God of the Polis das erste Mal gesehen habe, war ich sofort hin und weg, erweckte sie doch meinen Urinstinkt wieder zum Leben, viel rumzudurdlen, also ein Spiel nicht zu einem bestimmten Ziel voranzutreiben, sondern möglichst elegant nichts zu tun (beispielsweise mit exzessiver Anwendung von Kartenziehsprüchen, Lebenspunktegenerierern und sonstigen Dingen, die den Gegner nicht unter Druck setzen). Interessanterweise bin ich nämlich jemand, der mit den Jahren ziemlich genau die umgekehrte Entwicklung zu den Präferenzen eines durchschnittlichen Spielers durchgemacht hat. Normalerweise fangen die meisten zu Beginn ihres
Magic-Lebens damit an, Decks mit schlagkräftigen Kreaturen zu spielen und bevorzugen mit mehr Erfahrung auf dem Buckel schließlich irgendwann Kontrolldecks, weil sie das Gefühl haben, diese gäben ihnen mehr Optionen, um ein Spiel zu gewinnen. Bei mir verhält es sich genau andersherum: Eine der ersten Karten, in die ich mich damals Hals über Kopf verliebt habe, war
Wrath of God. Dementsprechend konnte man mich auf jedem Turnier garantiert mit Ebenen, Inseln und jeder Menge Kontrollkarten anfinden. Doch wie uns ein weiser Mann namens Rolf Zuckowski lehrte, steht die Jahresuhr niemals still. Genau wie Wizards entdeckt hat, dass man Kreaturen in immer effektivere Formen pressen kann, habe ich ebenfalls meine Liebe zu aggressiven Ansätzen entdeckt. Heutzutage schätze ich am meisten an einem Deck, wenn es eine stringente Strategie mit möglichst viel frühem Druck verfolgt und diese schnörkel- und humorlos umsetzt. Wenn ihr also im Jahr 2014 einem Match zwischen Esper und Monorot beiwohnt, könnt ihr euch sicher sein, auf welcher Seite ich sitze. Wow, mit diesem Absatz habe ich ja jetzt doch ziemlich rumgedurdlet.
Glücklicherweise konnte mich Ephara aber nicht sirenenhaft in die Klippen alter Laster locken. Vielmehr schien sich ihre Weisheit und Ausgeglichenheit auf mich zu übertragen, sodass ich bei einer Commander-Liste gelandet bin, die mein altes und neues Ich gut zu vereinen scheinen. Bevor ich im Detail erkläre, was ich damit meine, erst einmal das Deck:
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| Scout's Warning Snapcaster Mage Deputy of Acquittals Aven Mindcensor Cackling Counterpart Pestermite Plumeveil Stonecloaker Vendilion Clique Restoration Angel Venser, Shaper Savant Angelic Favor Teferi, Mage of Zhalfir Draining Whelk Angel of Salvation
Wall of Omens Leonin Relic-Warder Mangara of Corondor Court Hussar Flickerwisp Sea Gate Oracle Trinket Mage Phyrexian Metamorph Solemn Simulacrum Mulldrifter Reveillark Riftwing Cloudskate Sphinx of Lost Truths Sun Titan Duplicant Frost Titan Luminate Primordial Sphinx of Uthuun Diluvian Primordial Chancellor of the Spires
| | Cloudshift Voyager Staff Strionic Resonator Mistmeadow Witch Momentary Blink Crystal Shard Ghostway Venser, the Sojourner
Mimic Vat Sacred Mesa Trading Post Akroan Horse Meloku the Clouded Mirror
Everflowing Chalice Sol Ring Azorius Signet Coalition Relic
Sensei's Divining Top Relic of Progenitus Swords to Plowshares Path to Exile Absorb Return to Dust Grand Arbiter Augustin IV Wrath of God Evacuation Kirtar's Wrath
| | Ancient Den Seat of the Synod Tundra Flooded Strand Mystic Gate Nimbus Maze Temple of the False God Temple of Enlightenment Seachrome Coast Hallowed Fountain Command Tower Academy Ruins Glacial Fortress Kor Haven 10 Plains 11 Island Moorland Haunt Kjeldoran Outpost
Kommandeur:
Ephara, God of the Polis
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Ephara verfügt über zwei Eigenschaften, denen ich einfach nicht widerstehen kann. Die eine ist, im Laufe eines Zugzyklus (sprecht das mal schnell mehrmals hintereinander: Zugzyklus, Zugzyklus, Zugzyklus) idealerweise mehrere Extrakarten zu ziehen. Die andere ist, dass sie mir einen Grund gibt, massiv auf die Ressource zurückzugreifen, von der ich in Commander mit Abstand am meisten Gebrauch mache, nämlich Kreaturen mit Enters-the-Battlefield-Effekten. Man könnte es als Guilty Pleasure bezeichnen, würde ich mich denn schuldig fühlen.
Der Effekt der blau-weißen Gottheit wird im Versorgungssegment jedes Spielers ausgelöst, also müssen wir für maximale Triggerauslastung einen Weg finden, in jedem Zug eine Kreatur ins Spiel zu bringen. Das habe ich mit diesem Deck versucht, ohne diesen Aspekt zu erzwingen. Damit meine ich, dass ich nicht
Zealous Guardian spielen werde, nur weil er eventuell eine Extrakarte zieht (so verliebt in
Elvish Visionary bin selbst ich nicht). Stattdessen habe ich zwar einen Fokus auf Kreaturen mit Aufblitzen gelegt, spiele aber nur diejenigen, die auch gut auf sich allein gestellt performen können.
Die Liste ist wieder nicht nach Kreaturen und Nichtkreaturen aufgeteilt, sondern besteht aus mehreren, jeweils nach Manakosten geordneten Kategorien, damit ihr besser nachvollziehen könnt, wie das Deck aufgebaut ist und einzelne Karten besser ihren Rollen im Deck zuordnen könnt. Natürlich ist eine solche Rollenverteilung oft nicht eindeutig; besonders diesmal verschwimmen die Grenzen ziemlich oft, aber der Übersicht wegen habe ich die Schubladisierung aufrechterhalten. Stellt euch einfach eine Kommode vor, in der die einzelnen Ebenen durch Treppen verbunden sind und die T-Shirts auch mal zu den Schlafanzügen wandern können. Ja, das ist eine logische Metapher.
Bevor wir mit den Kategorien beginnen, noch eine Anmerkung zu
Ephara, God of the Polis selbst. In meinem Artikel über die
Theros-Legenden hatte ich ja darüber gesprochen, dass manche Götter Kreaturen sein müssen und manche nicht, um volle Effizienz zu erreichen. Die meletische Schutzpatronin gehört eindeutig zur letzteren Kategorie. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ich sie möglichst nie aktiv haben möchte, um sie vor möglichst viel Removal zu schützen. Klar, sie ist unzerstörbar, aber das bedeutet im Commander viel weniger als in anderen Formaten. Sie kann immer noch von
Path to Exile,
Hallowed Burial, diversen Bouncesprüchen und ähnlichen Effekten gehandhabt werden. Im Verzauberungsmodus hingegen müssen die Antworten schon sehr speziell werden und in Richtung
Deglamer oder
Merciless Eviction gehen. Okay, dann arbeiten wir uns mal durch den Bezirk Ephara 99 (kleine Verbeugung vor meiner neuen Lieblingsserie).
Flash! Aha!
Wie schon eingangs erwähnt, wollen wir die Fülle an Karten, die
Ephara, God of the Polis uns anbietet, vollends ausnutzen. Wenn wir in unserem und im gegnerischen Zug eine Kreatur generieren, geht uns nie die Puste aus. Im Gegenteil, unser Lungenvolumen nimmt Ausmaße an, auf die Tiefseetaucher neidisch wären. Nichtsdestotrotz spiele ich keine supergünstigen Flashkreaturen, sondern eher die üblichen Verdächtigen, die man auch aus Modern kennt. Extremer zu werden, ist auch nicht nötig, denn Ephara selbst kostet ja schon vier Mana, also kann man eh erst ab fünf Mana aufwärts in den Ultraturbokartenziehkombinationsmodus gehen. Ein
Sea Gate Oracle und
Deputy of Acquittals beispielsweise sind realistische Ziele, die man ansteuern kann. Weil wir unsere Generalin nicht enttäuschen möchten, ist es wirklich eine Überlegung wert, sich
Wall of Omens oder ähnliche günstige Kreaturen aufzusparen, bis sie das Spiel betreten hat, wenn ihr nicht unter immensem Druck von außen steht.
Die spontanen Kreaturen, von denen die meisten über Enters-the-Battlefield-Effekte verfügen, erklären sich bis auf ein paar Ausnahmen von selbst. Eine Karte, die bisher wohl noch niemand gespielt hat, aber hier Synergieexplosionen verursacht, ist
Angelic Favor. Tappt euch in eurem Zug für eine Kreatur aus, werdet angegriffen, spielt
Angelic Favor für lau, Profit! Ähnlich verhält es sich mit
Angel of Salvation, der ja auch quasi umsonst ist (
Grillenzirpen). Nicht ganz so gemütlich im Deck sollte es sich allerdings
Scout's Warning machen. Irgendwie ist die Karte selten mehr als ein glorifizierter Cantrip und könnte sehr schnell rausfliegen, wenn ich Platz brauche. Es ermöglicht einem natürlich Späße wie die Aktivierung von
Mangara of Corondor mit anschließendem spontanen
Flickerwisp. Oder man könnte dafür einfach
Restoration Angel spielen. Ich bin mir nicht sicher, was simpler ist.
Mulllarkey!
Noch unspannender als die spontane Seite des Decks ist die der normalen Kreaturen (es hat seine Gründe, dass ich nicht in der Werbebranche arbeite). Alles, was in der CiP-Branche (übernommen von EtB) Rang und Namen hat, findet sich hier.
Mangara of Corondor ist wie schon erwähnt spaßig mit
Restoration Angel oder
Momentary Blink. Dieselben Karten helfen auch
Leonin Relic-Warder, nicht nur etwas temporär, sondern zusätzlich noch etwas für immer zu entfernen.
Ebenfalls in keinem blauen Deck, das ich baue, fehlen darf
Trinket Mage, den ich durch Artefaktländer und
Sol Ring zum Manaelfen umgeschult habe, der aber trotzdem auch noch als
Sensei top ist.
Mit vier oder fünf Kreaturen für sieben Mana, je nachdem wo ihr
Sphinx of Lost Truths ansiedelt, ist der hohe Teil der Manakurve hier gut gefüllt, was ein wenig übertrieben sein könnte. Ich habe allerdings gemerkt, dass eine meiner Schwächen als Commanderspieler mein Unwillen zu überteuerten Karten ist, ohne die man aber kaum in Mehrspielerpartien bestehen kann. Eventuell habe ich hier überkompensiert und kann eine Karte aus dem Sphingengemenge entfernen.
Play It Again, Sphinx
Ein grundmenschliches Verhalten ist, eine schöne Sache so oft zu wiederholen, bis sie einem zum Hals heraushängt. Alle Karten in dieser Kategorie nutzen die Enters-the-Battlefield-Effekte aus den letzten beiden Kategorien nochmals und das sogar noch spontan, worüber sich
Ephara, God of the Polis natürlich freut. Nur Venser ist vom Tempo her leicht bräsig, was aber auch nichts ausmacht. Dann spielt man halt in so einem Zug eine Kreatur mit Aufblitzen.
Neben ihrer Rolle als Wiederholungstäter schützen sogenannte Flicker-Effekte Kreaturen auch noch vor Removal, im Falle von
Ghostway sogar die ganze Armee vor einem feindlichen
Wrath of God.
Vom Speziellen …
So ein kreaturenbasiertes Valuedeck ist nicht die Neuerfindung des Rades, das gebe ich zu. Ein paar Karten sind aber dennoch sehr speziell auf Epharas Bedürfnisse zugeschnitten.
Akroan Horse zum Beispiel macht für umsonst Kreaturen im gegnerischen Zug, zieht also mit unser Kommandeurin im Spiel zwei Karten, wenn es gespielt wird, ist also quasi ein
Mulldrifter, also ein hölzerner Hippokamp.
Kjeldoran Outpost und
Moorland Haunt spucken
Elvish Visionary-Klone auf den Boden und in die Luft, während
Sacred Mesa,
Meloku the Clouded Mirror und
Trading Post Mist mit Kleinvieh anstellen.
Mimic Vat vereint währenddessen alle Kategorien, macht es doch spontan (check) Valuekreaturen (check) immer und immer wieder (check).
… ins Allgemeine
Abgerundet wird das Paket von einigen Karten, die respektive beschleunigen, beschützen oder bereinigen. Sehr schön ist dabei übrigens
Kirtar's Wrath, den Ephara nicht nur überlebt, sondern dessen erzeugte Spielsteine ihr sogar kein bisschen auf den Geist gehen. Ansonsten sind die Karten keiner großen Rede Wert, oder muss ich jemandem erklären, was
Path to Exile im Detail macht?
Viel interessanter als das, was ich spiele, ist sowieso, was ich nicht spiele. Wenn man von Flashkreaturen als Basis ausgeht, kann man nämlich noch einen ganz anderen Weg verfolgen, den ich hier weitgehend ignoriert habe. Spontane Kreaturen haben nämlich den Vorteil, zum letztmöglichen Zeitpunkt gespielt werden zu können. Dieser Umstand synergiert hervorragend mit Neutralisierungszaubern, weil ihr so auf jeden Fall euer Mana ausnutzen könnt, unabhängig davon, ob euer Gegner um einen Counterspell herumspielt oder nicht. Wenn ihr oft zu zweit Commander spielt, ist das ein großartiger Weg, um zu gewinnen. In Mehrspielerrunden bin ich allerdings kein Fan davon, übermäßig viel zu neutralisieren. Das liegt daran, dass man einfach nicht allein jeden Spieler damit aufhalten kann. Stattdessen spiele ich lieber nur wenige Exemplare davon und beschränke mich darauf, das zu verhindern, was mich wirklich stört.
Warum ich
Ephara, God of the Polis lieber ungern zur Kreatur mache, habe ich weiter oben ja schon erklärt. Das muss euch aber nicht davon abhalten, diesen Plan selbst zu verfolgen, wenn ihr beispielsweise auf die 21 Kommandeursschaden aus seid. In diesem Fall lege ich euch so ziemlich alle blau-weißen Planeswalker ans Herz, weil diese immer zwei Devotion geben. Vor allem die diversen Elspeths machen sich gut mit Ephara (Elspeth beschützt ja schließlich auch Theros in der Story), weil sie umsonst Spielsteine generieren und so Karten ziehen. Sowieso würde ich ein Deck, das Ephara zur Kreatur machen will, kontrolllastiger gestalten und mehr Massenvernichter spielen, die zerstören, also die Göttin selbst nicht belangen. Und
Future Sight! Spielt
Future Sight!
Solltet ihr Lust an diesem Decktyp haben, probiert einfach mal ein bisschen herum, welcher Spielstil euch am meisten steht. Wie immer ist nichts hier in Stein gemeißelt. Sowieso könnt ihr am meisten lernen, wenn ihr die Deckliste nicht eins zu eins übernehmt. Denn: Ephara macht klug!