Es hat nicht sonderlich lange gedauert, bis
Reflector Mage das Standardformat dominieren konnte …
Die Karte ist nicht nur supergut – besonders in Kombination mit einer anderen beeindruckenden Karte in Form von
Collected Company –, sondern auch ziemlich unspaßig. Wobei diese beide Dinge oft miteinander zusammenhängen, wenn man auf der Gegenseite sitzt. Nun habe ich mir die einfache Frage gestellt, welche Kreaturen denn eigentlich gut gegen den Reflexionsmagier sind, und bin auf folgende Antwortmöglichkeiten gestoßen:
1) | Hexproof-Kreaturen: Allerdings gibt es von denen aktuell keine wirklich relevanten, wenn man von Lumbering Falls einmal absieht.
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2) | Kreaturen mit beim Spielbetritt ausgelösten Fähigkeiten.
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3) | Keine Kreaturen: Das war mein persönlicher Favorit, bis ich auf Punkt 4 gestoßen bin.
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4) | Goblin Piledriver.
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Ja, der ist tatsächlich standardlegal. Seine – vorsichtig formuliert – ausbaufähigen Erfolge im Format lassen sich zu 95
% auf fehlende Mitstreiter schieben, zu 5
% ist das Metagame schuld, das mit jeder Menge
Shock-Effekten aufwartet. Und die sind blöd. Auf jeden Fall habe ich „Schutz vor Blau“ als ausreichend relevant erkannt, um gleich mal wieder die vorhandenen Goblins näher zu betrachten – mit Erfolg: Da hat
Eid der Wächter doch tatsächlich eine mehr als leckere Addition gebracht:
Reckless Bushwhacker!
Das ist ein Goblin nach meinem Geschmack: Ein Grinsen, was das halbe Bild einnimmt, ein Name, für den der Schriftfont um ein paar Pixel verkleinert werden muss und extrem stark im offensiven Deck. Das Leckerste ist jedoch die Kombination mit den anderen relevanten Goblinkarten:
Die Tokenproduzenten sind offensichtlich gut mit einem Massenpumpeffekt, wie ihn der Buschguerillero mitbringt, aber auch dieser Piledriver profitiert ungemein, hauptsächlich von der verliehenen Eile. Ich meine, alleine die beiden zusammen sind schon einmal sechs Schadenspunkte aufs leere Board. Ein Outburst zuvor gespielt und wir bewegen uns im Bereich des letalen Angriffs: 2+2+2+2+10=18. Nett. Auf diese Weise erhält man ein Deck, welches erstaunlich konstant sehr schnell tötet – wenn es nicht unterbrochen wird.
Das ist natürlich eine nicht zu unterschätzende Einschränkung, aber abgesehen von
Kozilek's Return gibt es quasi keine im Maindeck gespielte Karte, die uns wirklich extrem einschränkt. All das Spotremoval des Formats ist zwar gut gegen Mr. Piledriver (mit der erwähnenswerten Ausnahme von
Reflector Mage), nicht jedoch gegen Goblin Token 1, 2 oder 3, produziert von nur einer Karte.
So weit die positiven Aspekte. Kommen wir zu den Problemchen: Aktuell sind wir bei immerhin vier verschiedenen Karten, aber selbst wenn wir die jeweils im Playset spielen, macht das noch nicht einmal ein halbes Deck. Leider nimmt die Qualität der standardlegalen Goblins rapide ab und ein paar brauchen wir noch, damit sich der Piledriver nicht einsam fühlt:
Das sind sie, wenn man nicht die gefürchtete Kombination aus
Zada, Hedron Grinder und
Titan's Strength (
Become Immense!) an den Start bringen möchte. Die mit großen Abstand beste Einzelkarte sind natürlich die Dark-Dwellers, die jedoch nicht so richtig in das Deck passen. Fünf Mana ist halt ganz schön viel, wenn wir im vierten Zug schon gewonnen haben wollen. Mit ähnlicher Argumentation ist der sicherste Kandidat vermutlich
Goblin Glory Chaser, da der als Alleinstellungsmerkmal die Kosten von einer Flamme hat und man dafür auch keine völlig furchtbare Karte erhält.
Nächste Addition ist der
Goblin-Fersenschlitzer. Neben Bonuspunkten für den Namen qualifiziert er sich hauptsächlich durch die Aussicht auf Eile – immer nützlich – sowie die Eliminierung eines Blockers. Letzteres ist besonders wichtig, da die roten Decks mit den dicken Hintern des Formats durchaus ihre Probleme haben. Allerdings muss man sicher auch die Zahl der Heelcutter stark begrenzen, weil er alles andere als preisgünstig ist. Immerhin spielt Dash sehr schön mit dem Surge vom Buschguerillero zusammen, da man so sicherstellen kann, immer eine andere Karte auf der Hand zu halten, um ebendiese Fähigkeit auch einsetzen zu können. Diese Aussicht hatte zunächst auch
Mardu Scout ins Deck gehoben, bis er von einem anderen Kandidaten verdrängt wurde:
Ja, alleine ist
Subterranean Scout jetzt nicht so der Held, aber er ist zumindest billig und greift für zwei an. Manchmal kann er darüber hinaus sogar seine Fähigkeit sinnvoll einsetzen, bevorzugt für
Goblin Glory Chaser oder eben den Piledriver. Der hat ja nur eine „1“ vorne, bis er angreift. Welche Zahl auch immer dann seine Power einnimmt – unblockbar ist er für diesen Zug trotzdem. Ähnliches gilt für jeden anderen Kameraden, der im Kampf die eine oder andere
Titan's Strength (oder womit auch immer wir unsere Goblins verstärken – Spoileralarm!) erhält. Der Rest wird dann mehr oder weniger mit den üblichen roten Karten aufgefüllt, wobei
Outnumber den Slot 5 und 6 des 1-Mana-Brandspruchs einnimmt (in dem Deck oft sogar besser als
Fiery Impulse). Und fertig ist das Deck …
Moment! Einen habe ich noch, und zwar
Stoneforge Masterwork. Diese Ausrüstung kam ja schon letzte Woche zum Einsatz, heute ist sie sogar noch besser, da in einem noch aggressiveren Deck. Am Ende habe ich eigentlich nur nach einem weiteren Grund gesucht, warum ich jetzt all diese schimmligen Goblins spielen soll und nicht die guten
Monastery Swiftspear,
Zurgo Bellstriker und
Abbot of Keral Keep.
Goblin Piledriver ist einer und
Stoneforge Masterwork der andere. Wem das nicht ausreicht, der kann ja das offensichtliche Bushwhacker-Deck in die Hand nehmen:
| 1 Forest 2 Cinder Glade 2 Windswept Heath 4 Bloodstained Mire 4 Wooded Foothills 8 Mountain
1 Temur Battle Rage 2 Fiery Impulse 3 Become Immense 3 Wild Slash 4 Atarka's Command 4 Titan's Strength 4 Dragon Fodder 4 Hordeling Outburst
| | 3 Reckless Bushwhacker 3 Zurgo Bellstriker 4 Abbot of Keral Keep 4 Monastery Swiftspear
Sideboard:
1 Fiery Impulse 1 Temur Battle Rage 1 Act of Treason 2 Arc Lightning 1 Den Protector 2 Flamewake Phoenix 1 Hooting Mandrills 1 Roast 4 Self-Inflicted Wound 1 Smoldering Marsh
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Neben den offensichtlichen Gründen, warum das nie richtig sein kann (null
Goblin Piledrivers), können wir auch noch mit einem anderen, ziemlich unschlagbaren Argument aufwarten: Wir sparen in der Erwerbung ungefähr eine Monatsmiete. Viel billiger geht es nämlich wirklich nicht im Standard: sieben Rares, wobei drei weniger kosten als manche Common und die anderen vier
Goblin Piledrivers sind, die vermutlich nie wieder so wenig wert sein werden wie jetzt.
| 22 Mountain
4 Reckless Bushwhacker 4 Goblin Piledriver 3 Subterranean Scout 2 Goblin Heelcutter 4 Goblin Glory Chaser
| | 2 Outnumber 4 Dragon Fodder 4 Fiery Impulse 4 Hordeling Outburst 4 Titan's Strength 3 Stoneforge Masterwork
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Für ein 10-Euro-Deck kommt man damit wirklich ganz schön weit. Klar verliert man immer mal gegen größere Kartenqualität oder auch blöde Einzelkarten. (
Kozilek's Return habe ich ja schon angesprochen, vergleichbare Effekte funktionieren auch, wobei man da dank Bushwhacker erstaunlich viel besser aussieht.) Aber das Deck ist ziemlich konstant in dem, was es tut, und dabei gar nicht hoffnungslos unterlegen. Den überaus möglichen Turn-4-Kill, für den man gegen den Goldfisch eigentlich nicht viel mehr braucht als vier Gebirge und einen Bushwhacker (irgendetwas wird man Zug 2 und 3 schon gemacht haben), habe ich schon erwähnt, aber mit den eiligen Goblins hat man auch erstaunlich viel Reichweite. Darüber hinaus benötigt der Gegner oft recht spezifische Antworten, um unsere aus wenigen Karten groß aufgebaute Armee zu beherrschen. Immer Removal eins zu eins gegen einen Goblin abzutauschen, funktioniert bei
Hordeling Outburst halt nur in einem bestimmten Maß. Hinzu kommt, dass sich die meisten Decks noch immer jede Menge Schaden selbst zufügen, was so einem hochgradig aggressiven Ansatz natürlich entgegenkommt. Gegenüber den traditionellen Atarka-Red-Decks um die Interaktion von
Become Immense und
Temur Battle Rage hat man zudem den Vorteil, aktuell besser ins Metagame zu passen, weil es für viele Decks leichter ist, den einen Mega-Angreifer herauszunehmen als so einen Kreaturenschwarm.
Natürlich werden die Spiele 2 und gegebenenfalls 3 trotzdem schwerer, weil die angesprochenen spezifischen Antworten deutlich wahrscheinlicher werden. Wir können darauf theoretisch reagieren, indem wir unsere Bedrohungen ein wenig in die Dicke ziehen, um so nicht direkt gegen die
Kozilek's Returns oder was auch immer dann beim Gegner mitspielt zusammenzuschieben. Typischerweise geschieht dies um
Outpost Siege herum, was den riesengroßen Vorteil hat, dass eine Verzauberung den Gegner an völlig anderer Stelle angreift als kleine Goblins. Der nächste Schritt wären dann dicke Drachen (
Thunderbreak Regent) und Planeswalker (
Chandra, Flamecaller) und die Hoffnung, dass man die billigen Karten auf der Starthand hat und anschließend bloß noch Sideboard-Klopse von oben zieht. Klappt in der Realität leider nie so, deshalb rate ich davon ab. Auch, weil 4–6-Mana-Karten nur schlecht mit 22 Ländern zusammenarbeiten. Das gilt leider ebenso für
Goblin Dark-Dwellers, die ich nun wirklich mag und die aufgrund ihres Kreaturentypes echt gern dabei wären.
Nein, meine Idee ist eine andere, und zwar
Impact Tremors. Mehr Enchantments!
Im Ernst: Die Karte ist für sich genommen natürlich grauenhaft. Zusammen mit der Token-Armee und vor allem
Outpost Siege (das kann nämlich auf der Drachenseite noch was anderes als Kartenziehen!) erhält man einen komplett neuen Plan, den kontrollierenden Gegner mit seinen zwölftausend Removalspells auszubrennen. Einfach die kreaturenabhängigen Karten raus (
Titan's Strength und
Stoneforge Masterwork), da die sowieso nicht mehr zuverlässig funktionieren, und dafür die acht Verzauberungen (plus ein Land, das muss einfach sein) hinein. Auch die Brandkarten lassen sich je nach Matchup noch perfektionieren: Dicke gegnerische Kreaturen bekommen
Roast ab, Kleinvieh
Arc Lightning.
Somit kommt man dann auf folgendes Sideboard:
| Sideboard:
1 Mountain 4 Roast 2 Arc Lightning 4 Impact Tremors 4 Outpost Siege
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Spielerisch ist es für ein Goblindeck übrigens durchaus fordernd. Das liegt hauptsächlich an diesem Bushwhacker, der ziemlich absurde Züge generiert, wobei man aber im Vorfeld abschätzen muss, wie sehr man vorher das Spielfeld besetzt und wann dann entsprechend der richtige Zeitpunkt für die grandiose Attacke gekommen ist. Diese ist abseits von Kontermagie übrigens auch echt schwer abzuwehren.
Mal sehen, vielleicht spiele ich das Deck ja am Wochenende beim RPTQ, schon allein um den Blick der Gegner zu sehen, die gerade auf ihre Hand mit zwei
Reflector Mages schauen.
Was aber macht man nun, wenn man zu viel Geld hat und es gern in
Magic-Karten stecken möchte? Wahrscheinlich ein völlig anderes Deck spielen. Es gibt ja nun mehr als genug Decks im Format, die mit vier Farben und 30 Mythics aufwarten. Falls ihr tatsächlich Goblins spielen wollt und kein Budget wie in Budget-Deck benötigt, schlage ich zuerst den Grünsplash für
Atarka's Command vor. Das dürfte
Stoneforge Masterwork erstklassig ersetzen, weil es natürlich die viel bessere und flexiblere Einzelkarte ist. Dafür müssen dann natürlich noch so zehn Gebirge aus dem Deck und durch die acht roten Fetchlands sowie die eine der andere
Cinder Glade ersetzt werden. Ansonsten kann man dann anfangen die mäßigen Goblins durch die guten roten Kreaturen zu ersetzen – und landet ziemlich genau beim Deck oben. Das ist vielleicht besser, mit Sicherheit aber nicht viel. Und mal ehrlich, wiegt das die Freude auf, endlich mal wieder Goblin-Rudeltreiber eintüten zu dürfen …?
Dachte ich mir doch.
Bis zur nächsten Woche
Der MiDi