Wie schnell sich die Zeiten doch ändern können: War vor einigen Wochen der überzeugte Magier weißer Kreaturenhorden noch das Sinnbild für einen verzweifelten Budget-Spieler, gehört er jetzt zur elitären Gruppe der Metagame-Primusse. Für mich Grund genug, erst einmal die Finger von den Ebenen zu lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan, da die weißen Karten für erschreckend viele Decks verlockend erscheinen. Neben dem hochgradig flexiblen
Archangel Avacyn, der sowieso in eigentlich jedem Deck mitspielen will, gehört
Eldrazi Displacer zu den begehrtesten Mitspielern in den Midrange-Eldrazi-Konstrukten und das stärkste Removal,
Anguished Unmaking oder
Declaration in Stone, gibt es ebenfalls in Weiß. Selbst meine Versuche an einer Art Aristokraten-Deck führten über kurz oder lang fast immer zu
Pious Evangel und Compagnie.
Nun gut, genug gejammert. Am Ende blieben folgende drei Decks übrig:
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Zombies – Ich bin mir ziemlich sicher, dass denen noch mindestens zwei Vertreter ihrer Spezies fehlen, um ein ernsthaftes Standarddeck zu bauen. Relentless Dead mögen in der Theorie eine hervorragende Karte sein, in der Praxis hingegen waren sie eine einzige Enttäuschung. Das liegt ganz einfach daran, dass Magic eben nicht im Vakuum funktioniert und gerade eine Karte wie die mythisch raren Zombies zwingend anständige Mitspieler benötigt. Die gibt es aber leider gerade (noch) nicht. Alle anderen constructedtauglichen Zombies finden sich nämlich im 3-Mana-Slot. Wirklich alle: Nantuko Husk, Fleshbag Marauder, Prized Amalgam und Diregraf Colossus. Und da sprechen wir noch nicht einmal von Liliana, Heretical Healer, die zwar kein Zombie ist, aber offensichtlich ins gleiche Deck mit Friedhofsinteraktionen gehört. Manakurve, pah.
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2) |
Vampire – Vampire haben ein wenig besser funktioniert, aber immer noch nicht gut genug. Die Gründe dafür sind vielfältig, am Ende läuft es aber darauf hinaus, dass die weißen Menschen schlichtweg bessere Qualität bieten. Wie angedeutet, haben sie besseres Removal und bessere Kreaturen. Die Madness-Synergien könnten das teilweise ausgleichen, verlangen aber für die Zuverlässigkeit das Spielen ziemlich mäßiger Einzelkarten.
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3) |
Unser heutiges Deck:
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| 3 Languish 2 Silumgar's Command 3 Duress 1 Transgress the Mind 3 Sinister Concoction 1 Read the Bones 1 Flaying Tendrils 3 Crush of Tentacles 4 Demonic Pact 3 Oath of Jace 2 Dead Weight 3 Grasp of Darkness 3 Dark Petition 1 To the Slaughter 1 Compelling Deterrence
| | 4 Choked Estuary 4 Sunken Hollow 4 Submerged Boneyard 10 Swamp 4 Island
Sideboard:
1 Languish 1 Virulent Plague 1 Infinite Obliteration 1 Duress 1 Transgress the Mind 2 Dragonlord Silumgar 2 Negate 1 Kalitas, Traitor of Ghet 1 Read the Bones 2 Dispel 2 Ob Nixilis Reignited
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Okay, vermutlich ist auch das nicht so gut wie die Humans, aber besser, als es aussieht, auf jeden Fall.
Der offensichtliche Hauptgrund für das Spielen eines schwarzen Kontrolldecks ist
Languish.
Languish vernichtet so ziemlich jede Karte aus dem Menschendeck (und aus dem Bantdeck um
Collected Company gleich mit), abgesehen von einem aufgepumpten
Archangel Avacyn.
Languish ist also toll und deswegen auch in letzter Zeit recht häufig anzutreffen. Meist in Esper-Control-Listen mit jeder Menge Drachen, wie in der folgenden Liste von Ali Aintrazi:
| 2 Dragonlord Silumgar 4 Dragonlord Ojutai 4 Jace, Vryn's Prodigy (Jace, Telepath Unbound)
1 Ob Nixilis Reignited 1 Sorin, Grim Nemesis 2 Anguished Unmaking 2 Grasp of Darkness 2 Ojutai's Command 3 Foul-Tongue Invocation 4 Silumgar's Scorn 2 Languish 2 Transgress the Mind 4 Painful Truths
| | 1 Plains 3 Prairie Stream 3 Shambling Vent 3 Swamp 4 Choked Estuary 4 Evolving Wilds 4 Sunken Hollow 5 Island
Sideboard:
1 Ob Nixilis Reignited 1 Grasp of Darkness 1 Languish 2 Hangarback Walker 4 Pitiless Horde 1 Virulent Plague 2 Negate 1 Scatter to the Winds 1 Dark Petition 1 Ruinous Path
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So sieht das dann in etwa aus. Nett. Leider gibt es dabei zwei Interaktionen, die ich nicht mag:
Nun braucht man allerdings schon gute Argumente, um ein Deck mit Blauanteil ohne den kleinen Jace zu rechtfertigen. Meine heutigen starten mit dem Ausgangspunkt des Decks …
Demonic Pact ist einfach so eine schöne Karte für den inneren Timmy. Deswegen kehre ich auch ständig zu ihr zurück, obwohl die ganz großen Erfolge der Karte bisher eher ausgeblieben sind. Doch dank
Shadows over Innistrad gibt es jetzt vielleicht gleich mehrere neue Optionen, allen voran diese
Angelic Purge.
Womit wir wieder bei Weiß wären. Bäh. Wobei folgendes Deck wirklich witzig aussieht:
| 1 Sinister Concoction 1 Sorin, Grim Nemesis 3 Angelic Purge 1 Anguished Unmaking 3 Oath of Jace 4 Stasis Snare 4 Demonic Pact 3 Languish 3 Starfield of Nyx 3 Silkwrap 3 Silumgar's Command 2 Dead Weight 1 Disperse
3 Wasteland Strangler
| | 2 Prairie Stream 3 Sunken Hollow 4 Shambling Vent 3 Evolving Wilds 5 Swamp 1 Island 4 Plains 3 Caves of Koilos
Sideboard:
1 Sorin, Grim Nemesis 2 Infinite Obliteration 3 Blood-Cursed Knight 2 Virulent Plague 2 Narset Transcendent 2 Dead Weight 3 Dispel
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Starfield of Nyx ist eine ähnlich witzige Karte wie
Demonic Pact und im Stil nur schwer zu schlagen. Eventuell können wir es aber doch, und zwar mit
Crush of Tentacles. Bei meinem ersten Versuch hatte ich damit ja eher
weniger gute Erfahrungen gemacht, aber hier ist es anders. Versprochen.
Die beste der offensichtlich notwendigen Möglichkeiten, einen liegenden Pakt loszuwerden, besteht ganz eindeutig darin, diesen wieder auf die eigene Hand zurückzubringen. Dann kann man ihn nämlich einfach wieder ausspielen. Für diese Taktik gibt es verschiedene Optionen, die von ziemlich simpel und dafür kostengünstig (
Disperse beziehungsweise
Compelling Deterrence, da wir ja einen Kalitas im Sideboard haben, der alle hundert Jahre einen Zombie baut. #EpicValue) über ausgefuchst (
Silumgar's Command) bis hin zu ebendieser brachialen Methode mit
Crush of Tentacles reichen.
Crush of Tentacles erfordert natürlich selbst einen gewissen Aufwand, damit man das Ding für die Surge-Kosten spielen kann – denn das ist offensichtlich deutlich beeindruckender als ohne, auch wenn der so erhaltene Krakenspielstein weiterhin enttäuschend performt. Immerhin beantwortet
Declaration in Stone ihn einfach lächerlich gut. Trotzdem geschenkt vermutlich besser als kein Spielstein. Deshalb brauchen wir also möglichst viele, möglichst flexible (das heißt: jederzeit einsetzbare) und zugleich möglichst billige Surge-Enabler.
Gitaxian Probe,
Preordain,
Ponder et cetera wären allesamt super – leider gibt es nichts Vergleichbares.
Anticipate kommt diesen Karten vermutlich am nächsten, allerdings macht der Unterschied zwischen ein und zwei Mana hier eine Welt, da wir zusammen mit Crush von der Differenz zwischen sechs und sieben Mana sprechen, und die beträgt mathematisch gern mal mehrere Runden, selbst mit 26 Ländern. Trotzdem passt
Anticipate eigentlich hervorragend ins Deck, ich würde es liebend gern spielen, finde jedoch einfach keinen Platz. So benötigt man zunächst andere 1-Mana-Karten:
Das sind vermutlich die einzigen sinnvollen Optionen, die auch alle ins Deck wandern.
Duress ist natürlich nicht der ganz große Star in einem Kreaturenmetagame und sowohl die Menschen als auch Bant-Company spielen jeweils nur wenige Nicht-Kreaturen-Sprüche, die haben es aber in sich:
Always Watching,
Dromoka's Command oder eben
Collected Company. Trotzdem will man vermutlich nach dem ersten Exemplar keine weiteren Zwänge ziehen.
Die beiden anderen sind billige Removalspells mit allen Vor- und Nachteilen. Hauptnachteil ist vermutlich, dass sie in bestimmten Matchups nichts machen, sodass wir an dieser Stelle schon jede Menge Karten integrieren müssen, die nicht unbedingt zu den flexibelsten zählen. An dieser Stelle kommt der Oath ins Spiel:
Neben der angedeutet wichtigen Filterfunktion füllt der Oath den Friedhof (wichtig vor allem für
Dark Petition, manchmal auch für Delirium) und beschützt den Pakt vor
Dromoka's Command. Auf der Ersatzbank finden wir sogar Planeswalker, damit das Ding sogar noch etwas macht, wenn es einmal im Spiel ist.
Dank
Oath of Jace können wir somit noch jede Menge weiteres Removal spielen, ohne sofort zusammenschieben zu müssen, wenn es einmal nicht gegen Menschen geht.
Während Grasp und
Languish mit zum Besten gehört, was das Format in puncto Kreaturenvernichtung zu bieten hat, heben wir bei
Flaying Tendrils zumindest einmal kurz die Augenbraue.
Die Erklärung ist erneut einfach:
Dieser Tutor findet ja mehr und mehr Freunde, zumal er auch den Sideboard-Bau spürbar effektiver gestaltet. In diesem Deck läuft er zu Höchtsform auf:
| Optimales Removal für die jeweilige Situation finden.
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| Sicherstellen, dass man nicht am eigenen Pakt stirbt.
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| Im späteren Spiel für sensationelle Spielzüge mit Crush of Tentacles sorgen.
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| Diverse Einzelstücke im Sideboard erlauben, die in sehr ausgesuchten Momenten richtig gut sein können, die man aber aufgrund dieser Spezifität eigentlich nicht häufiger einbauen will, etwa Infinite Obliteration oder Virulent Plague.
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Abgesehen von
Flaying Tendrils hat man mit
To the Slaughter und
Read the Bones lediglich zwei weitere Karten, die es aus dem ausgesprochenen Grund der Suche mit
Dark Petition ins Deck geschafft haben – und trotzdem so flexibel sind, dass man sie auch gern mal zieht. Okay, vielleicht zählt auch das eine
Transgress the Mind noch dazu, das man im Gegensatz zu
Duress tatsächlich immer mal sucht.
Fassen wir noch einmal zusammen, warum das Deck tatsächlich spielbar ist:
| Unendliche Removal-Mengen, sowohl im gezielten Bereich als auch in der Massenvernichtung. In einem Metagame, das überlaufen ist von kleinen Kreaturen, ist das eine solide Überlebensmaßnahme.
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P |
| Trotzdem gibt es jede Menge Karten, die in den wenigen Matchups, die ruhiger zugehen, dafür sorgen, dass wir mitspielen können: Duress und Transgress als Disruption sowie Oath of Jace und Dark Petition für die Erhöhung der Qualität.
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P |
| Genau null eigene Kreaturen. Nimm das, gegnerisches Removal!
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P |
| Demonic Pact und Crush of Tentacles. In einem Deck.
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P |
| Es ist blau und es enthält keinen Jace, Vryn's Prodigy. Inwiefern das jetzt richtig ist, kann ich nicht genau beurteilen, aber das 0-Kreaturen-Argument ist schon nicht zu verachten.
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P |
| Stabile Manabasis. Für meinen Geschmack sogar zu stabil. Zu gern würde ich noch irgendein Value-Land integrieren. Die besten Möglichkeiten sind meines Erachtens Westvale Abbey oder Blighted Fen, die mich beide nicht so richtig glücklich gemacht haben.
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P |
| Ein wirklich gutes Sideboard.
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Weitere Karten, die ich mir in dem Deck vorstellen könnte: Neben dem angesprochenen
Anticipate sind es hauptsächlich Einzelkarten, die man mit
Dark Petition sucht,
Pick the Brain zum Beispiel oder
Virulent Plague im Maindeck.
Displacement Wave ist eine Art flexibleres
Crush of Tentacles,
Ruinous Path ein solides Hard Removal und
Ob Nixilis Reignited ein möglicher Endgegner. Dann wäre da natürlich noch die Möglichkeit, mit Weiß eine weitere Farbe ins Spiel zu bringen. Aber so weit waren wir ja schon.
Probleme hat das Deck in erster Linie mit Decks, die einen sehr spezifischen Spielplan verfolgen, der nicht vorsieht, dass man mit 2235 Kreaturen den Gegner totschlägt. Ramp oder dieses blau-rote Kontrolldeck mit
Pyromancer's Goggles. Das Sideboard hilft hier zwar ungemein, muss es allerdings auch, da man sehr oft mit 0
:
1 in Spiel 2 gehen wird. Aber irgendwas ist ja immer.
Damit sind wir auch schon wieder am Ende angekommen. Falls ihr also ein kontrollierendes Deck ohne Jace gesucht habt – hier ist es. Und wenn ihr doch ein Playset ausführen wollt, findet ihr bestimmt vier Slots, die ihr freimachen könnt. So oder so, viel Freude mit dem Deck. Bis zum nächsten Mal!
Der MiDi