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Nun denn will ich doch auch einmal einen Report schreiben, der einen PTQ behandelt, auf dem ich Erfolg hatte (nicht so wie mein letzter Report (PTQ Utrecht), der beschreibt, wie ich jämmerlich versage, danach aber weiß wie man es auf dem nächsten PTQ (Grevenbroich, den ich dann auch gewinne) besser machen kann .
Mirrodin-Darksteel Limited: In einigen Drafts hatte sich bis dahin (und seither nochmehr) bei mir der Eindruck entwickelt, dass Affinity der beste Draftarchetyp oder zumindest konstanteste ist. Wenig Rücksicht auf Farben muss man dabei walten lassen und problematisch ist's nur, wenn der rechte Nachbar auch gezielt Affinity draftet.
Während ich in der ersten (mono-)Mirrodin Limited PTQ season weder fürs Draften, noch fürs Sealed Deck einen vernünftigen Plan (und gut 200 Punkte verspielt) hatte, war mir nunmehr nicht nur eine klare Draft-Order gegeben, sondern auch eine Anleitung zum Sealed Deck-Bauen. In ungefähr 20 Test-Sealeds, die ich im Vorfeld über Apprentice probeweise gebaut hab, wurde nämlich meine These bestätigt, nach der man auch im Sealed Deck zumeist ein Affinity-Deck zusammenbekommt.
Üblicherweise werden bei meinem Deck-Bauen dann nur Artefakte, blaue, rote und schwarze Karten betrachtet. Häufig fällt dann auch eine von diesen Farben ganz weg. Artefakte erhalten generell den Vorzug.
Wieviele off color spellbombs oder gar Chromatic Sphere ich in der ersten Limited season aussortiert hab, möchte ich lieber gar nicht wissen. Das passiert mir aber nicht wieder. Jetzt wusste ich also, was zu tun war, und nun galt es einige Punkte zurückzuholen und so...
PTQ Bremen: Über 90 Spieler. Deck Registration, Deck swap und danach erstmal gespanntes Abwarten. Und dann geht's auch schon los:
Artefakte sehen gut aus, insbesondere 3 Myrs (2mal Mana, 1mal Enforcer). Rote Karten sind ziemlich broken und Blau liefert zumindest einen weiteren Myr Enforcer (= Quicksilver Behemoth). Schwarz enthält noch Echoing Decay und Murderous Spoils, die man leicht splashen könnte. Im Endeffekt läuft es dann auf die Entscheidung hinaus, ob ich die beiden schwarzen Karten oder Thoughtcast und Yotian Soldier spiele. Solemn Simulacrum und Darksteel Ingot machen den Splash zwar geradezu lächerlich einfach, andererseits will ich für Slith Firewalker und Oxidda Golem alle Mountains, die ich kriegen kann. Im Nachhinein hätte man womöglich eine Insel zum Swamp machen und die schwarzen Karten spielen können, ohne weitere Änderungen der Manabasis (obwohl ein weiterer Sumpf auch noch ganz gern dabei gewesen wäre), aber so wäre ich dann nur auf 16 Artefakte gekommen, was ich mit Behemoth, Enforcer und Vulshok War Boar nicht riskieren wollte. Außerdem hätte ich mich ohne Thoughtcast und 17tes Artefakt mit lediglich 15 Ländern etwas unwohl gefühlt. Insofern entschied ich mich letztendlich also dazu, das etwas konstantere Affinity-Deck zu bauen, zumal ich mit dem powerlevel des Decks auch so recht zufrieden war.
40 Karten, 15 Länder, 17 Artefakte. Sicherlich ein sehr schlechtes Beispiel für meine weiter entwickelten Sealed Konstruktionsskills, weil der Pool halt einfach so stark war, dass wohl jeder ein ähnlich respektables Deck daraus hätte bauen können.
1. Runde gegen Jim Herold mit U/G
Hier verschwimmt die Erinnerung ein wenig. Ich weiß nicht, ob er das erste Spiel gewinnt oder nicht, auf jeden Fall setzt er mich aber zunächst ziemlich unter Druck, indem er Tel-Jilad Chosen und andere Tel-Jilads (Outrider und Exile) ausspielt, die meine Artefaktkreaturenarmee nicht sinnvoll aufhalten kann. Zwischenzeitlich lege ich Viridian Longbow, der momentan zwar nicht sonderlich viel hergibt, aber so besteht wenigstens die Hoffnung, irgendwann einmal eine nicht-Artefaktkreatur zu ziehen und dann mit dem Bogen Outrider und Chosen zu töten. Bevor es dazu kommt wird der feige Bogen aber abtrünnig und schlägt sich via Carry Away auf die Seite des vermeintlichen Siegers, wo er direkt einen Myr von mir abschiesst. Zusätzlich bin ich ein wenig flooded, so dass ich insgesamt 9 Länder gezogen hab. Der Manareichtum kommt mir aber zugute als ich Savage Beating ziehe. Einen Turn bevor ich sterbe eröffnet sich mir dann die Möglichkeit: Ich hab Goblin Drigible, Wizard Replica, er hat als Flieger lediglich einen Spire Golem, seine Tel-Jilads sind mehrheitlich getappt (bis auf Exile), dafür ist er aber noch komplett auf 20 Leben und meine Armee besteht ansonsten nur aus 2 2/2ern. Ein wenig Gerechne ergibt dann aber doch recht schnell das schlüssige Ergebnis, dass ein Vervierfachen der Stärke aller meiner Kreaturen durchaus ausreichend ist.
Im nächsten Spiel habe ich mit Turn 3 Solemn Simulacrum einen sehr guten Start. Tel-Jilad Exile versetzt meiner Offensive aber zunächst einen Dämpfer bis ich Leonin Bola topdecke, die einem mittlerweile nutzlos gewordenen Silver Myr ein ganz neues Beschäftigungsfeld eröffnet. Ein entwineter Barbed Lightning entfernt dann irgendwann genau ausreichend Leben und Blocker für einen tödlichen Angriff.
2. Runde gegen Andreas Porten mit R/G
Im ersten Spiel legt er Turn 3 seinen Tanglewalker und ich bin gezwungen mein eines Artefaktland zu legen. Mein Draw kann leider weder den Tanglewalker besiegen, noch selbst genug Druck aufbauen, um gegenzuracen, da er noch irgendwelche Fatties dazulegt.
Ein Land. Mulligan. 5 Länder. Mulligan. Kein Land. Mulligan. Also fang ich das zweite Spiel mit 4 Karten an. Diese Hand ist dann auch tatsächlich die beste von allen vieren, die ich gerade durchprobiert hab. Vulshok Berserk, Cobalt Golem, Slith Firewalker, Mountain. Die Marschrichtung ist klar: Es geht ins Gebirge. Der most-lucky topdeck des Tages beschert mir dann auch tatsächlich einen Mountain. Turn 2 Slith ist dann auch schon zuviel für meinen überforderten Gegner, der in Runde 3 und 4 je eine Kreatur zum Chumpen auslegt, die zusammen in meinem 5ten Turn auch gegen den Slith hätten traden können. Während sich so allerdings ein Fatty (Fangren Hunter?) dem Slith in den Weg stellen kann, ziehe ich noch drei weitere Länder in Folge, entleere meine Hand von sonstigen Kreaturen, die allesamt auch einen Happen von den gegnerischen Leben abbekommen. Turn 6 gesellt sich noch ein Icy Manipulator dazu, der dann endgültig den Sieg herbeiführt.
Im dritten Spiel setzt sich die überlegene Qualität meines Decks wiederum gegen ein paar fragwürdige plays seinerseits durch.
3. Runde gegen Rosario Maij mit R/W
Er macht üble Sachen mit Equipments, ich glaube inklusive Spikeshot Goblin und Leonin Den-Guard. Meine plays sehen dagegen eher mager aus. Da ihm Flieger versagt bleiben, greift mein Goblin Dirigible einmal für 4 an. Den Turn danach gibt's zwar immer noch keine Blocker, das Dirigible entappt aber nur und greift nicht an. Im folgenden Zug kann es so nämlich einfach für die restlichen 16 Schaden mit Hilfe von Savage Beating attackieren.
Er fängt an mit Turn 2 Auriok Bladewarden. Dieser fängt sich blitzschnell einen Electrostatic Bolt und steht meinem Turn 2 Slith Firewalker nicht mehr im Weg. Sein Deck leistet danach auch noch ganze Arbeit, indem es ihm mindestens 3 Züge lang das dritte Land bzw. sinnvolle 2 Mana spells verweigert. (Ich sitz da zunächst und erwarte fast schon den rettenden Leonin Den-Guard, von dem ich ja weiß, dass er ihn hat.)
„4 Jan Broer Win“
Das ist leider alles, was das online match history dazu zu sagen hat. Eigene Erinnerungen hab ich irgendwie gar nicht.
5. Runde gegen Sascha Winter mit R/B (? Vielleicht gibt's hier eine Verwechslung.)
Mit reichlich Kreaturen auf beiden Seiten kommt unsere Partie schnell zum Stillstand. Besonders tut sich dabei sein Darksteel Brute hervor (der Tel-Jilad Exile des nicht-grünen Magiers). Irgendwann kann ich mittels Savage Beating dem Gestalle eigentlich ein Ende setzen, aber genau einen Zug vorher spielt er sein Grab the Reins, ich verliere mit Vulshok War Boar und Quicksilver Behemoth meine wichtigsten Kreaturen, somit auch auf Dauer die Möglichkeit, jemals wieder guten Nutzen aus Savage Beating zu ziehen, werde langsam aber bestimmt in die Defensive zurückgedrängt und verliere.
Im zweiten Spiel kommt (glaub ich) mein Grab the Reins zum Einsatz und auch die Leonin Bola...
Im entscheidenden Spiel gibt es wieder eine recht komplexe Boardkonstellation mit Darksteel Brute als Ultimativ-Blocker für meine eigentlich überlegenen Kreaturen. Irgendwann klärt sich die Situation dann aber doch soweit auf, dass eine Art Race stattfindet, in dem ich bedingt durch Darksteel Brute viel mehr Kreaturen einsetzen muss und auf bedenklich wenige Leben gehe. Im entscheidenden Zug kann ich seinen Angriff nur überleben, indem ich einen Blocker ausspiele, der all meines (Land-) Manas bedarf, und mein Iron Myr 2 Kreaturen aufhält, indem er einerseits halt blockt, andererseits aber noch einen Electrostatic Bolt spielt. Nach dieser letzten Verausgabung aller Ressourcen gewinn ich im Zug darauf.
5-0 kann sich bei 7 Runden sehen lassen. Hier wieder ein Auszug aus dem online match history: „6 Steffen Hagen Draw 7 Björn Müller Draw“
Nun also zum Draft: Seating erfolgt neuerdings völlig random und random seatings sind wie immer recht unfreundlich zu mir (bzw. MIR). In etlichen Drafts sind bislang TrashT und ich als Platznachbarn ausgelost worden, während wir bei schwächeren Draftern natürlich darauf hoffen, möglichst weit voneinander entfernt zu sitzen. Diesmal wäre ein Nebeneinander natürlich doppelt vorteilhaft, einerseits um im Draft selbst gut zu kooperieren (Signalsetzung durch vorher einstudierte Hust-Zeichen ) und andererseits um in den play-offs nicht gegeneinander spielen zu müssen. Es kommt selbstverständlich anders, sodass wir genau gegenüber sitzen und direkt im quarterfinal spielen. Sozusagen als Gegenleistung setzt das Schicksal aber Andreas Kruschel und Fabio Reinhardt neben mich, die sicherlich ansonsten die gefährlichsten Spieler in der Top8 sind.
First pick bei mir ist Thirst for Knowledge, die üblichen Verdächtigen für U/R folgen. Leider gibt's keinen Myr Enforcer oder Somber Hoverguard, sodass es mit Affinity zunächst nicht ganz so gut steht. Mit Rustmouth Ogre und Granite Shard hab ich aber wenigstens ein wenig quality und Mana-Myrs/Talismane kommen ebenfalls.
Im zweiten Booster nehm ich Loxodon Warhammer first. Danach kommt von Kruschel, obwohl dieser Schwarz ist, Terror, der dann auch direkt das splash department in meinem Deck eröffnet.
Darksteel fängt mit Leonin Bola und Quicksilver Behemoth (endlich Affinity) ganz gut an. Relativ spät gesellt sich noch ein Eater of Days dazu. Soweit alles prima, aber deutlich schlechter als mein Sealed Deck scheint es dennoch zu sein.
40 Karten, 15 Länder, 17 Artefakte (mal wieder). Ein paar weniger gute Karten haben leider den Weg in mein Deck gefunden. Yotian Soldier mit wenig Equipment, spellbomb mit wenig Affinity und vor allem Annul, eine Karte, die ich aufgrund ihres reaktiven Charakters zunehmend hasse.
8. Runde gegen Andre Müller mit MIR.dec (U/R/b)
Erstes Spiel ziehe ich verdammt viel Länder und noch mehr Manaquellen, während er mich mit Krark-Clan Grunt und Fliegern bearbeitet. Ich bekomme Artefaktremoval zu Gesicht und überlege schon Eater of Days auszuboarden, entscheide mich aber dagegen, weil sein Deck stärker zu sein scheint und ich folglich ganz gerne den Anekdotentext vom Eater befolge, um etwas mehr randomness ins Spiel zu bringen: TobiH „upped the stakes.“
Im zweiten Spiel wird ziemlich viel getrickst. Zuerst kommt da ein Needlebug. Granite Shard übernimmt ein paar andere Kreaturen, wiederum andere werden mit Leonin Bola bearbeitet. Irgendwann muss Andre halt irgendetwas topdecken, es kommt eine non-artifact creature, auf die ich schon so lange mit Terror in meiner Hand gewartet hab...
Turn 4 Eater of Days gibt's im dritten Spiel. Seine Extrazüge nutzt Andre um Kreaturen zu beschwören. Im letzten Extrazug wird dann aber nicht der antizipierte Artefaktremoval gespielt und TobiH atmet auf. Stattdessen greift Hoverguard Observer an, obwohl da noch der übermächtige 9/8er im Weg steht. Schaden nehmen will ich aber eigentlich nicht und ein spell allein reicht ja auch gar nicht aus, damit der Eater stirbt. Also wird geblockt und gegen Observer, Echoing Decay und Electrostatic Bolt abgetauscht. Kein schlechter Tausch, nicht etwa wegen Cardadvantage, denn den gibt's ja gar nicht (2 draws ausgelassen), sondern wegen ganz guter Qualität, die der TrashT da opfern musste. Außerdem ist Risikobereitschaft zwar gut, aber den angebotenen 3-1 Tausch auszuschlagen wäre trotzdem übertrieben gewesen eben wegen dem Risiko, dass doch noch ein Artefaktremoval gezogen wird.
So. Nach diesem Teil der Partie geht's relativ normal weiter, wobei unsere beiden draws zunächst jeglicher power beraubt sind. Auf seiner Seite sammeln sich nach weiterem Abtauschen irgendwann 2 Krark-Clan Grunt an, die mich ganz schön unter Druck setzen. Mein Yotian Soldier stoppt den Beatdown nicht, sondern tauscht nur gegen ein Artefaktland und einen Talisman, der allerdings jenes grüne Mana produziert hätte, was zwei Turns später mittels der von Andre getopdeckten Lifespark Spellbomb mein Tod gewesen wäre. So kann ich irgendwie erst den einen Grunt entsorgen und stoppe danach mit einem überlegenen Blocker auch weitere Angriffe des anderen. Während mein deck dann irgendwann sogar überlegene Angreifer bereitstellt, bekommt Andre hauptssächlich Land und verliert.
9. Runde gegen Sascha Winter mit U/G
Nun also um die Wurst. Sein Viertelfinale gewinnt er ebenfalls gegen U/G, was doch ziemlich merkwürdig anmutet. Wenigstens hat er mir somit die Molder Slug seines Gegners vom Hals geschafft. Die eigentlichen Spiele sind relativ ereignislos, einmal gewinn ich locker mit Eater of Days, der sich von Tel-Jilad Archers nicht aufhalten lässt, ein anderes Mal irgendwie. Vage Gedächtnisfragmente von Terror und Leonin Bola schwirren im Kopf herum, aber eigentlich gibt's an dieses Match kaum Erinnerungen. Das mag daran liegen, dass die Spiele dafür, dass sie ja schließlich gegen den „Endgegner“ sind, schrecklich unspektakulär sind.
Das wär's. Man sieht sich in San Diego.
TobiH
#MIR
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