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The forgotten Lore
Werbung für Typ 1.5
von Heiko "Onisama" Schmidt
18.08.2004

Type 1 (auch bekannt als "Classic"), Type 1.X ("Extended"), Type 2 ("Standard"), Limited und Block Constructed - das sind die wohl bekanntesten und am häufigsten gespielten Formate, über welche man sich auch ausreichend im Netz informieren kann. Es gibt allerdings noch andere Möglichkeiten, Magic als Turnier zu spielen. Da wäre zum Beispiel das immer beliebter werdende 5-Color-Magic oder die Variationen der oben genannten Arten in Form von Team-Events. Ein Format, das viele kennen aber nur selten gespielt wird, ist zum Beispiel auch Type 1.5, welches eine Sonderform von Type 1 darstellt: Alle Karten der Type 1 Restricted-Liste sind in Type 1.5 gebannt. Zu einer Zeit, als Extended noch fast den selben Karten-Pool hatte, wurde dieses meist bevorzugt, da mehr Menschen es spielten und es von den Wizards auch besser unterstützt wurde. Die Ähnlichkeit des Pools hat sich aufgrund der Extended-Rotation nun geändert und trotzdem finden viele Spieler nicht den Weg zu Type 1.5. Es wird als Casual-Format oder als "Type 1 für Arme" verschrieen und dementsprechend finden kaum Turniere statt, welche von offizieller Seite auch praktisch nicht unterstützt werden. Das ist eigentlich schade, denn ich empfinde diese fast vergessene Möglichkeit des sogenannten "Competitive Magic" als eine sehr angenehme und weitaus weniger kosten- und zeitintensive Alternative zu allen anderen Formaten und spiele es auch regelmäßig gerne. Deshalb möchte ich einmal versuchen, sowohl den Turnierspielern aller Richtungen als auch denen, die bisher noch nicht professionell tätig waren, diese Art des Magic-Spielens näher zu bringen.

Noch eine Warnung im Voraus: Vor allem bei der Erwähnung der aktuellen Zustände in Type 1 und 2 neige ich gerne zu Übertreibungen, vielleicht, um auch deren Schwächen, bzw. um den Vorteil von 1.5 dadurch darzustellen. Nehmt das also nicht zu ernst (Oder schiebt es auf mein mangelndes Verständnis der Formate, wenn's euch lieber ist. )


I. Die Kostenfrage
Classic- und Standard-Spieler streiten schon seit Ewigkeiten darüber, welches Format denn nun das günstigere sei. Die P9*, bzw. Big Blue* kosten in der Tat ein halbes Vermögen und sind gerade für jüngere Spieler kaum erschwinglich. Ebenso sind Deck-bestimmende Karten wie Mishra's Workshop oder Bazaar of Baghdad kaum unter 100€ pro Stück zu bekommen, womit ein Playset auf einem ähnlichen Niveau rangiert wie ein Mox. Wenn man diese wichtigen Karten aber einmal besitzt, so das Hauptargument der Type 1-Community, muss man kaum weitere Investitionen tätigen und hat praktisch einen ewig nutzbaren Karten-Pool zur Verfügung. Type 2 hingegen verlangt eine gänzlich andere Art der Investition. Aufgrund der jährlichen Rotation der legalen Sets, müssen regelmäßig neue Karten angeschafft werden, damit die Decks überhaupt spielbar bleiben. Und wenn die Karten einmal aus dem Format verschwinden, verlieren die meisten Karten - bis auf die in Type 1 oder Extended spielbaren (solche wie z.B. Fact or Fiction oder Cunning Wish) - ihren Wert, womit die komplette Investition von etwa 90€ pro Display und 5€ bis 10€ pro Einzelkarte (im Schnitt wohlgemerkt) umsonst war und man auf einem Haufen Pappmüll sitzen bleibt. Dabei sind die einmaligen Ausgaben aber bei weitem nicht so hoch wie im Vergleich die horrenden Preise für eine Power-Karte, was von den Standard-Spielern als wichtigster Grund gesehen wird.
Kommen wir nun aber zu den Umständen in Type 1.5: Hier gilt es weder die wirklich wertvollen Karten der Type 1-Restricted-Liste zu erwerben, da sie schlicht und einfach gebannt sind. Und ebenso wenig muss man regelmäßig neue Karten kaufen, da keine Rotation des Pools vorhanden ist und man somit über eine lange Zeit hinweg die gleichen, alten Karten nutzen. Das Format ist aus finanzieller Sicht also eine Kombination der Vorteile von Type 1 und 2. Man kann im Prinzip mitspielen, ohne jemals wieder Karten zu erwerben und kann gleichzeitig einen alten aber auch recht billigen Bestand an Karten nutzen.


II. Der Karten-Pool

Mit diesem recht großen Pool kann man dann auch wirklich gute und logischerweise auch vielfältige Decks bauen. Dabei ist weder die sogenannte "Brokeness" des alten noch die Redundanz des aktuellen Formates vorhanden. Turn 1-Kills sind ebenso unwahrscheinlich wie ein drei Monate lang stagnierendes Metagame mit einer Vielzahl von vielleicht vier oder fünf siegesfähigen Decks. Außerdem kann man hier auch noch das klassische "Stein-Schere-Papier-Prinzip benutzen, welches meiner Meinung nach mit seiner Anwendbarkeit von einer durchaus gesunden Spiel-Umgebung zeugt. Für jeden Deck-Typ bieten die Editionen von Alpha bis heute ausgezeichnete Möglichkeiten: Der Control-Spieler kann sich zum Beispiel zwischen dem starken Standstill, der Hymn to Tourach oder dem Klassiker Armageddon entscheiden, während der Aggro-Deckbauer liebend gerne Kird Ape, Jackal Pup, Rancor und die Cursed Scroll spielen wird. Und auch dem notorischen Einzelgänger (also Combo-Spieler) bleiben ebenfalls ausreichende (und humane Möglichkeiten) in Form von DragonCombo, Food Chain Goblins (beide bekannt aus T1) oder High Tide. Und das alles wohlgemerkt nicht in einer Umgebung, wo das Deck sich kaum noch selbst entwickeln kann, da man entweder aus lauter Angst for First-Turn-Kills schnelle Disruption einpacken muss oder einen bestimmten Deck-Typ extrem haten kann um sich dann durch das Turnier zu lucken, sondern einem Metagame, wo auch die anderen Decks ihr Ziel verfolgen und es so zu deutlich angenehmeren Spielen kommt als in anderen Formaten. Das ist es, was Magic meiner Meinung nach ausmacht. Es kommt in der Tat auf Deckbau-Skills und auf ein Verständnis der allgemeinen und speziellen Deckbau-Regeln an. Dazu gehört nämlich zum Beispiel auch, die Schwächen des eigenen Decks zu kennen und demnach ein vielseitiges Sideboard aufzubauen.
Da ich die ganze Zeit von alten Karten rede, soll auch folgendes noch erwähnt werden: In Type 1.5. könnt Ihr Eure Dualländer spielen! Ebenfalls ein enormer Bonus, wie ich finde.


III. Wie hoch ist der Anspruch wirklich?

Aber weiter beim eigentlichen Thema: Eben habe ich das Wort "Skill" angesprochen. Die meisten werden sich wohl fragen, ob ich überhaupt noch weiß, wovon ich rede, wenn ich dieses in Bezug auf ein metagameloses, anfängerüberflutetes und verachtetes Turnierformat benutze. Seht es doch einmal so: Ist es nicht viel anspruchsvoller (und vielleicht sogar unterhaltsamer) ein noch nicht bestehendes Metagame zu kreieren und nach und nach zu festigen - und vielleicht sogar mit der Zeit neue Ideen in eine voranschreitende Entwicklung fließen zu lassen? Ich habe mittlerweile viele verschiedene Decks gesehen und selbst gespielt und wurde auf den hier regelmäßig stattfindenden 1.5-Turnieren immer wieder mit neuen und auch konkurrenzfähigen Sachen überrascht. Besonders überrascht hat mich dabei vor allem auch, dass ich mit einem aus dem Netz gefischten Type One Suicide Black (Ohne Power und abstrusem Zeug à la Yawgmoth's Will, versteht sich) kaum eine Chance hatte. Das zeigt meiner Meinung nach, wie sehr die Decks der Elite heutzutage vom Metagame geformt werden - damit will ich nicht sagen, dass das nicht auch Skill verlangt, aber ein Quasi-Allround-Deck zu bauen und zu spielen, erfordert meines Erachtens sowohl eine gute Kenntnis des Pools als auch entsprechendes Talent in allen Bereichen. Zumal es wirklich kaum möglich ist, Listen aus dem Internet zu ziehen, eben aufgrund des niedrigen Bekanntheitsgrades. Im Grunde ist es also - ähnlich wie Limited - eine interessante Variante zu all den vielgespielten Constructed-Formaten und kann dem Verständnis eines Spielers wohl nur dienlich sein.


IV. Optionen

Nun bin ich fast am Ende meiner Lobeshymne angelangt. Manche von euch werden sich wohl gerade fragen, was für einen Mist ich da geschrieben habe, bevor sie sich heute Nacht mit ihrem Beta-Mox oder (je nachdem) Affinity-Deck zu Bette begeben. Vielleicht habe ich es aber auch tatsächlich geschafft, ein paar von euch zu überzeugen, dass es noch andere Dinge außerhalb des Tellerrandes gibt - wenn das der Fall ist, bin ich schon glücklich. Nun gilt es wohl noch zu klären, was ein an dem Format Interessierter tun könnte. Über die Vielzahl der Decks habe ich zwar schon ein paar Worte verloren, vermutlich würden die meisten von euch aber trotzdem auf ein erprobtes T1-Deck zurückgreifen wollen - also Landstill, Workshop, Dragon, oder was es da alles geben mag. In Bezug darauf möchte ich euch aber erst einmal auf einen Folgeartikel vertrösten, da ich zum einen der Meinung bin, dass eine nähere Erläuterung wohl den Rahmen sprengen oder in stupides Decklisten schreiben ausarten würde, zum einen fände ich diesen Aufwand nur sinnvoll, wenn auch ausreichendes Interesse dafür vorhanden ist - sagt mir also, was ihr darüber denkt, was ihr wissen wollt - und ob euch überhaupt irgendwas interessiert.
Zum anderen bleibt noch das Ausfindigmachen der Turniere. Dass das ein nicht gerade einfaches Unterfangen ist, weiß ich aus eigener Erfahrung, ich kann euch aber wohl versprechen, dass Manuel Klingel, welcher hier für Rheinland-Pfalz zuständig ist, euch auf dem Laufenden halten wird, wenn bei uns mal wieder was stattfindet. Alles Andere bleibt vorerst euch überlassen, denn bis zum nächsten Mal ist sicher noch ein wenig Zeit - vielleicht kann ich dann auch schon Ergebnisse meiner Suche präsentieren.


Bis dahin danke ich allen für Ihre Aufmerksamkeit.
Heiko Schmidt.


*) Black Lotus, Mox Sapphire, Mox Jet, Mox Ruby, Mox Pearl, Mox Emerald, Ancestral Recall, Time Walk, Timetwister

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