Heute Weiß-Grün.
Scherz beiseite und herzlich willkommen zur zweiten Runde der Ravnica-Limitedanalyse. Du fragst dich, warum TrashT plötzlich rote Haare, Bart, und eine intakte Brille hat? Auf meine Ankündigung hin, euch hier mit exemplarischen Ravnica-Draftanalysen versorgen zu wollen, ist Andre auf mich zugekommen, um, wie traditionell üblich, einen Mitschreiber für seine Artikelreihe (Teil 1: Ravnica Limited 1: BOROS) zu gewinnen. Das ist ihm gelungen. Ein paar wenig strategische Kommentare vorweg:
Früher war alles besser. Vielleicht auch nicht. Zumindest kamen die Limitedartikel früher. Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht Trashs Terminkalender haben möchte, haben sich die Umstände geändert. Während in den guten alten Zeiten mit dem Erscheinen der Standalone eine PTQ-Saison eingeläutet wurde, ist das Format für nicht-Pros erst ab 2006 interessant, wo man dann schon mit Guildpact draften wird. Ich bin der Meinung, dass MSBD (Mono Standalone Booster Draft) dennoch unverzichtbare Vorbereitung auf die kommenden Limited-Herausforderungen ist, gleichzeitig der Hoffnung, dass Andre und ich über den späten Zeitpunkt unserer Analyse durch eine differenzierte und fundierte Präsentation der Archetypen und deren gildeninterne Ausrichtungen mehr als hinweg trösten können. Denn machen wir uns nichts vor: Ravnica Limited ist eine komplexe Angelegenheit.
Schon in der Vergangenheit ist den Spielern immer wieder Neues zugemutet worden, aber die Gildenstruktur lässt sogar Invasion und Mirrodin relativ harmlos aussehen. Signalversand und -empfang sind entscheidend, um sich nicht mit dem Nachbarn um eine Gilde zu streiten. Als Gewinner gehen letztendlich diejenigen hervor, die wissen, was ihr Deck wirklich braucht, und von welchen durchaus verlockenden Karten man trotzdem die Finger lassen muss, weil sie für den angepeilten Archetypen ihren hohen Pick nicht wert sind. Was unsere Artikel also zu (er-)klären versuchen, ist die Frage der möglichen Routen zwischen verschiedenen Gilden, aber auch innerhalb einer Gilde, und die damit verbundene unterschiedliche Bewertung einzelner Karten.
Eine letzte Bemerkung bevor wir zum praktischen Teil kommen: Offensichtlicher- und glücklicherweise bin ich nicht TrashT, in Folge dessen unterscheiden sich unsere Artikel stilistisch etwas, wie ihr vielleicht gemerkt habt. Insbesondere habe ich mir vorgenommen, auf Scherze über “Maraks Mudda” zu verzichten, obwohl diese doch sehr beliebt zu sein scheint. Vor allen Dingen aber werdet ihr bei mir keine statische "Power-Toughness" Bewertung wie im letzten Artikel vorfinden. Die notwendige Ausgeglichenheit, die ein Selesnya-Deck besitzen muss, lässt sich sowieso nicht an irgendwelchen Tabellen ablesen.
Drafting Selesnya
Die Fragen:
- Welche Strategie verfolge ich? Wie gewinne ich meine Spiele?
- Wie werde ich zum Selesnya-Drafter? Welche goldenen Karten stehen auf meiner Wunschliste?
- Welche weißen Karten möchte ich haben, um welche davon muss ich mit Boros streiten?
- Welche grünen Karten möchte ich haben, um welche davon muss ich mit Golgari streiten?
- Was sind nützliche Artefakte, wie sieht ein möglicher Splash und dessen Realisierung aus?
Fangen wir direkt bei unserer Gewinnstrategie an. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir unseren Gegner millen oder auf andere unfaire Mittel zurückgreifen können, ist ziemlich gering. Damit bleibt uns, wie es sich für Weiß-Grün ziemt, nur der "faire" Kreaturenkampf übrig. Leider hat den Löwenanteil der weißen Flieger das Boros-Deck abbekommen, weshalb wir uns auf den leider noch faireren Bodenkampf verlassen müssen. Immerhin ist Selesnya auf diesem Gebiet in der Favoritenrolle, sowohl was die Quantität als auch die Qualität der Bodenkreaturen angeht. Wir unterscheiden im Folgenden zwischen zwei möglichen Ausrichtungen des Selesnya-Decks:
Der Schwarm
Saprolinge, Spirits, Zerglinge, und mehr Saprolinge - je mehr desto besser. Die kommunistischere der beiden Strategien baut darauf, so viele Kreaturen ins Spiel zu bekommen wie möglich, und den Gegner die Wut der Massen spüren zu lassen. Das geht leider nur unter dem nötigen Schutz der eigenen Kreaturen aber auch der eigenen Lebenspunkte, die sonst in der Anfangsphase des Spiels von gegnerischer Evasion schnell auf Null reduziert werden. Außerdem braucht man die nötigen fett krassen Spells, die aus der Bande von 1/1ern ernstzunehmendere Angreifer macht.
Man made Monsters
Anstatt sich auf seine kleinen Kreaturen zu verlassen, hat man dank Convoke die Möglichkeit, diese dazu zu nutzen, möglichst schnell nahezu unstoppbare Würmer und Elementare zu beschwören. Im Gegensatz zum defensiven early game des Schwarms kann man auf diese Weise sehr gut racen und muss sich weniger Gedanken um die eigene Defensive machen. Aber auch hier gilt sprichwörtlich: Hinter jedem starken Mann stehen ein paar starke Saprolings - ohne die nötige Kreaturenbasis versauern die teuren Convokespells nämlich auf der Hand.
Die obigen Charakterisierungen sollen grob skizzieren, in welche Richtung sich ein Selesnya-Deck entwickeln kann. Beide Strategien benötigen verschiedene Karten um optimal zu funktionieren, und liefern somit eine gute Diskussionsgrundlage für unterschiedliche Kartenbewertungen. Was aber jedem klar sein sollte ist, dass es sich hierbei nur um ein stark vereinfachtes Modell handelt - natürlich gebe ich zu, dass man mit vielen Saprolings auch gerne mal einen Guardian of Vitu-Ghazi beschwört, oder sich nicht beschwert, wenn man zusätzlich zu seinen günstigen Monstern auch einen Selesnya Evangel vorzuweisen hat. Beim Draften kommt es aber immer darauf an, (re-)evaluieren zu können, wo das eigene halbfertige Deck einzuordnen ist, und in welche Richtung man gehen sollte, um das Meiste aus seinen Karten zu machen. Einzelkarten gewinnen nur in Einzelfällen Limitedpartien, und das ist auch gut so - ein Ravnica-Limited Deck steht und fällt mit seiner Synergie, insbesondere eines der weiß-grünen Kategorie.
Angepasst an die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Archetypen unterscheiden sich unsere Unterteilungen der draftbaren Karten. Während sich z.B. die Boros-Tempodecks entscheidend durch ihre Manakurve, combat tricks und removal auszeichnen, sind diese Aspekte zwar auch für Selesnya wichtig, sollten aber nicht das Hauptaugenmerk beanspruchen. Um so wichtiger ist die Funktion und Relevanz der Keykomponenten.
1. Die grüne Armee
Fangen wir mit der Tokenproduktion an. Ein Wort der Warnung zu Saproling-Token: Die Rechnung "drei 1/1er entsprechen einem 3/3er" stimmt leider so nicht. In der Defensive können sich unsere Token zwar verbünden um gegnerische X/Y Kreaturen totzublocken, dabei gehen aber zwingendermaßen immer X unserer Viecher verloren. In der Offensive sieht es noch kläglicher aus, zwar wird durch eine Überzahl an eigenen Kreaturen Schaden auf den Gegner garantiert, dafür ist die Überlebensquote der geblockten Kreaturen entsprechend gering.
Selesnya Guildmage
Wenn man keine Scheu hat, sich mit dem ersten Pick auf WG festzulegen, ist der Guildmage eine sehr gute Wahl. Glänzt so richtig im Schwarm-Deck als Tokenproduzent und Massenpumper in einem. Zusammen mit den Convoke-Monstern hingegen ist die Pump-Ability meist als Abschreckung ausreichend, um sie selten wirklich einsetzen zu müssen, was es einem ermöglicht, mehr Threats nachzulegen.
Scatter the Seeds
Ein Tokenmacher der in zweiter Instanz auch noch als Combattrick fungieren kann. Golgari-Drafter picken Scatter the Seeds auch gerne, um den ein oder anderen Siege Wurm zu casten, können damit aber deutlich weniger anfangen als unser Selesnya-Deck. Wer jetzt meint, das Verstreuen der Samen lohnt sich nur im Schwarm-Build, täuscht sich gewaltig. Da sind es zwar drei weitere Spielsteine, aber viel mehr auch nicht. Mit jeder Convoke-Kreatur wird das Scatter the Seeds besser und wichtiger, da man sich im darauffolgenden Zug fast jede Convoke-Karte leisten kann (Autochthon Wurm anyone?).
Selesnya Evangel
Selesnya Evangel ist für das Schwarm-Deck der beste 2-Drop im Commonbereich, dicht gefolgt von Veteran Armorer. Die wiederkehrende Tokenproduktion ist der Schlüssel zum Sieg, man braucht aber auch die globale Verstärkung durch den Armorer. Obwohl die Evangelistin durch ihre Zweifarbigkeit in weniger Decks passt als der Armorer, und man auch gerne mehr als einen Armorer hat, würde ich mich nicht darauf verlassen, dass man noch viele Evangels unter den späteren Picks sieht. Eine legitime Strategie ist es, aus Flexibilitätsgründen den Draft mit dem einfarbigen Veteran Armorer zu beginnen, und dann erst in der Rückrunde bei Goldkarten wie dem Selesnya Evangel zuzuschlagen, weil man die linken Nachbarn erfolgreich vom WG-Draften abgehalten hat.
Für das eher tempoorientiere Convokemonster-Deck ist jeder 2-Drop gern gesehen, man gibt sich aber auch gerne mit späteren Picks wie Transluminant ab, da man nur ungern den Kartenvorteil des Evangels mit dem einhergehenden Tempoverlust bezahlen möchte. Für die Convokestrategie eignen sich also Karten wie Scatter the Seeds viel besser als Selesnya Evangel.
Twilight Drover
Während der Twilight Drover es im Boros-Deck nur manchmal ins Maindeck schafft, tut er das im Selesnya-Archetyp immer. Sollte der Gegner keine der vielzähligen Möglichkeiten haben, die 1-Toughness-Kreatur auszuschalten, dominiert sie schnell das Spielgeschehen, wie es sich für eine Toprare gehört. Natürlich noch deutlich besser im Schwarm-Deck als bei den "Man made Monsters". Mehr muss ich hierzu hoffentlich nicht sagen - vor allem da es sich um eine Rare handelt, dazu noch um eine so offensichtlich gute.
Vitu-Ghazi, the City-Tree
Während tokenausspuckende Länder an anderer Stelle Nostalgie über längst vergessene Constructed-Zeiten hervorrufen, ist Vitu-Ghazi im Limited zwar weniger nervig, aber immer noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Mit den gleichen Argumenten wie beim Selesnya Evangel kann man den meisten Nutzen aus dem Stadtbaum in einem Deck ziehen, das im early game defensiv eine große Armee rekrutieren möchte und weniger tempoorientiert ist. Als Land kommt er natürlich unabhängig davon immer ins Deck. Nach Sunhome, Fortress of the Legion das beste der Gildenländer.
Fists of Ironwood
Teil des Schwarms oder Monster-Enabler? Wenn du bis hierhin aufmerksam bei der Sache warst, wird dir die Antwort nicht schwer fallen. Trampelnde Evangels sind zwar nett, hauen den Gegner aber nicht vom Hocker. Außerdem können eben diese selber gut für die Critter-Produktion sorgen, so dass man nicht auf die Fists angewiesen sein sollte. Ganz anders sieht das bei unseren Convoke-Kreaturen aus. Hier lohnt sich das Trampeln erst richtig, zum Beispiel auf einem Guardian of Vitu-Ghazi oder auch einer der frühen Tempokreaturen. Natürlich sind die Fists kein Scatter, dafür kann man sie auch dementsprechend später picken. Und Fists of Ironwood sind die einzige Möglichkeit, ohne 1- und 2-Drop ein Turn 3 Scatter the Seeds casten zu können, was z.B. einen Turn 4 Guardian möglich macht. Genau wie bei den anderen CIP-Auren gilt gerade hier: Keine Hemmungen, im zweiten Zug die gegnerische Kreatur zu verzaubern.
Pollenbright Wings
Mit 4GW ein teurer situationsabhängiger Spaß, der meiner Meinung nach etwas überbewertet ist. Trotzdem bei erfolgreichem Anbringen schnell ein Gamewinner - unser Monsterdeck nimmt aufgrund einer Vielzahl an geeigneten Targets gerne eine davon mit, das Schwarm-Deck verzichtet lieber zu Gunsten von Karten mit besserer Synergie. Gerade bei dieser Aura gilt: Vorsicht vor Instantremoval wie dem heimtückischen Devouring Light, aber auch Disenchanteffekte oder Bounce können die eigenen Pläne einfach vereiteln.
Seed Spark
Wo wir gerade bei Disenchanteffekten sind: Seed Spark ist dank des inherenten Kartenvorteils die Nummer Eins wenn es um Maindecktauglichkeit geht. Keine Auto-Inklusion, aber der Überraschungseffekt macht für die Situationen wett, in denen man es nicht anwenden kann. Auch auf eigene Enchantments wie Fists of Ironwood spielbar, die ihren Dienst schon getan haben.
2. Maßnahmen zum Schutz unseres Volkes
Die folgenden Karten kann und manche davon sollte das Schwarm-Deck nutzen, damit die eigenen Saprolings nicht von den gegnerischen Kreaturen überrannt werden. Auch wenn ein paar der Karten in jedem Selesnya-Deck eine gute Figur machen, während sich andere nur mit ausreichend Token lohnen, kann und muss man für das Monsterdeck üblicherweise bessere Karten über die folgenden picken.
Veteran Armorer, Oathsworn Giant und Crown of Convergence
Vorhin haben wir uns überlegt, wie drei Saprolings gegen einen 3/3er aussehen. Sobald der Veteran Armorer die Spielfläche betritt, hat es der gegnerische Mossdog schon deutlich schwerer. Außerdem schützt dieser Toughnessboost unseren Schwarm vor vielen ansonsten gefährlichen roten Karten, insbesondere Viashino Fangtail und Wojek Embermage, aber auch geboardetem Massremoval im Sinne von Rain of Embers. Zu sehr sollte man sich aber darauf nicht verlassen, ansonsten wird ein Removalspruch des Gegners zum günstigen Plague Wind. Oathsworn Giant ist für 4WW zwar teuer, aber zu dem Zeitpunkt, an dem man ihn casten kann, sollte man genug Token erzeugt haben, um jetzt eine formidable Armee aus besseren Silkenfist Fightern zu haben.
Wojek Siren und Bathe in Light
Ich bin kein großer Fan des Bathe in Light, und auch auf Wojek Siren kann man in Anbetracht der Qualität von Seeds of Strength und Gather Courage verzichten. Wenn man aber ansonsten ganz ohne Massenpump dastünde, ist die Wojek Siren eine legitime Wahl.
Caregiver und Wojek Apothecary
Auch wenn auf Wojek Apothecary in großen Buchstaben "Tokenbeschützer" steht, ist er im Gegensatz zum Veteran Armorer ein 1/1er für vier Mana, der seinen Job auch noch schlechter macht. Caregiver passt zwar ins kommunistische Decktheme, ihn zu spielen ist aber Eingeständnis des völligen Versagens, beim Draften die wirklich wichtigen early drops aufgesammelt zu haben.
3. Monster AG
Wie euch vielleicht aufgefallen ist, hat in obigem Film jedes große mächtige Monster einen Partner, der, politisch korrekt ausgedrückt, weniger Glück bei der Genverteilung hatte. Wie nutzen wir also die durch Scatter the Seeds erzeugten Saprolings am besten (aus)? Wir beschwören die fettesten Monster die uns dieses Limitedformat zu bieten hat. Unverzichtbar für unseren "Man made Monsters"-Archetyp, aber auch gerne gesehene Unterstützung für den Schwarm.
Conclave Equenaut
Der Equenaut, um den man sich nicht nur mit den Boros-Draftern streiten muss, sondern den man auch gerne gegen sie und ihre 2/2 Flieger legen möchte, ist nicht nur in der Defensive, sondern auch als Angreifer die Top-Kreatur. Für fünf Mana ein sehr guter 3/3er, mit der notwendigen Unterstützung für vier Mana einfach nur noch unschlagbar.
Root-Kin Ally
Root-Kin Ally ist offensichtlich das beste Convokemonster, wenn in deinem Schwarm-Deck noch ein Platz frei ist. Im anderen Archetyp auch keine schlechte Karte, aber nichts was die anderen Kreaturen dermaßen in den Schatten stellt.
Siege Wurm
Wie der Conclave Equenaut eine Karte, die auch gerne von Golgari-Draftern gepickt wird, die aufgrund ihrer "Ich blocke Bramble Elemental und lebe" Power/Toughness aber ebenso gut gegen sie einsetzbar ist. Zu Kreaturen ohne Abilities fällt es schwer, viel mehr zu schreiben, außer dass jeder Fattie die Doppelblockwahrscheinlichkeit erhöht, wodurch jeder Pumpspruch potentiell Kartenvorteil machen kann.
Guardian of Vitu-Ghazi
Die acht-Mana-Hürde ist nicht immer einfach zu nehmen, und beim Guardian ist die Gefahr am größten, dass er untätig auf der Hand sitzen bleibt. Da man außerdem als einzige Gilde wirklichen Nutzen aus dem zweifarbigen Monster ziehen kann, muss man ihn nicht so hoch picken, wie die obigen einfarbigen Kreaturen.
Autochthon Wurm
Mit einer ausreichenden Menge an Evangels und frühen Scatter the Seeds ist die 15-Mana-Grenze schon fast in Reichweite... Just kidding.
4. Schluss mit Lustig
Auch wenn das Selesnya-Symbol gewisse Löwenzahn-Ähnlichkeit besitzt, geht es jetzt um die Finisher. Während die Kombination aus Tempo und Fatties für das Monsterdeck oft ausreicht, um einen Sieg zu gewährleisten, braucht vor allem das Schwarm-Deck die nötige Unterstützung durch Spells, die ein bisschen mehr bewirken als Wojek Siren.
Hour of Reckoning
4WWW stellen gar kein Problem dar, wenn man bedenkt, dass man für eine Sorcery bezahlt, die den Gegner ohne Kreaturen gegen eine Horde Saprolings im Regen stehen lässt. Als Wrath-Effekt mit dem Hang zur Einseitigkeit im Limited ein gerechtfertigter first pick.
Overwhelm
Im Gegensatz zu Overrun leider keine Karte, die automatisch die Spiele gewinnt, in denen man sie castet. Gerade deshalb bekommt man Overwhelm im Draft aber auch viel später als die Tempest-Sorcery. Vor allem im Schwarm-Archetyp ein notwendiger und sehr starker Finisher.
Concerted Effort
Nachdem der Effort schon einige Diskussionen ausgelöst hat, gebe ich auch noch meinen Senf dazu. Mit Selesnya kann man davon ausgehen, dass zumeist flying und trample die einzigen Abilities sind, die man seinen Kreaturen unter Umständen geben kann. Leider ist beides sehr abhängig davon, welche Kreaturen man im Spiel hat, worauf der Gegner leider auch noch Einfluss hat. Für eine situationsabhängige Levitation bin ich nicht bereit, einen frühen Pick zu investieren, wenn mein Deck aber zu einem späteren Zeitpunkt zufällig mit vielen Abilities gespickt ist, nehme ich den Effort gerne mit.
5. Was fehlt?
Für ein erfolgreiches Deck braucht man natürlich mehr Karten als die oben aufgelisteten Schlüsselkomponenten. Ich habe zum Abschluss eine Liste dieser Karten erstellt, und sie in verschiedene Kategorien eingeteilt. Ein paar Rares sind dabei, aber hauptsächlich habe ich mich auf Commons und Uncommons beschränkt. Um den Rahmen des Artikels nicht zu sprengen, ist nicht jede Karte dabei, noch ist jede ausführlich kommentiert. Nötige Diskussionen kann man aber auch gerne unter dem Artikel nachholen.
Fangen wir an mit den Karten, die für jedes Selesnya-Deck gut und wichtig sind:
Das Removal.
Devouring Light
Faith's Fetters
Elvish Skysweeper
Trophy Hunter
Leider ist die Auswahl sehr limitiert, deshalb muss man, wie schon angedeutet, Pumpspells soweit möglich als Ersatzremoval einsetzen. Das traditionelle Problem weiß-grüner Decks lässt sich durch den Splash einer der removalreichen Nachbarfarben Rot oder Schwarz ausgleichen, weshalb man auch gerne Boros- und Golgari-Signets und Tapländer anstatt der Selesnya-Äquivalente mitnimmt, wenn man die Chance dazu hat.
Außer dem Removal gibt es neben Twilight Drover und Hour of Reckoning natürlich auch gute Rares und Top-Uncommons, die man unabhängig vom Archetyp gerne in seinem Booster sieht. Ich hoffe, dass ich mir hier alle Kommentare über die Qualität der Karten sparen kann.
Vinelasher Kudzu
Watchwolf
Scion of the Wild
Hunted Lammasu
Loxodon Hierarch
Divebomber Griffin
Ursapine
Primordial Sage
Tolsimir Wolfblood
Moldervine Cloak
Glare of Subdual
Interessanter als die offensichtlichen Topkarten sind die subtil guten Karten, die in einem bestimmten Archetypen erst so richtig scheinen. Die folgende Einteilung bedeutet nicht, dass die jeweilige Karte im anderen Decktyp unspielbar ist, sondern soll eine grobe Richtlinie für strategisch motivierte Draftentscheidungen liefern.
- Unterbewertete und archetypspezifische Karten für das Schwarm-Deck:
Sandsower
Conclave Phalanx
Nullmage Shepherd
Benevolent Ancestor, Carven Caryatid, Phytohydra, Selesnya Sagittars und andere eher defensiv ausgerichtete Kreaturen.
- Unterbewertete und archetypspezifische Karten für das "Man made Monsters"-Deck:
Ivy Dancer (kein Scherz)
Congregation at Dawn
Gather Courage
Seeds of Strength
Greater Mossdog sowie andere eher offensiv ausgerichtete Kreaturen, von denen es leider weniger als Mauern zu geben scheint.
Abschließen möchte ich die Kartenevaluation mit einer Liste an Karten, die man lieber nicht in seinem Deck haben möchte - nicht weil sie zwangsweise schlecht sind, sondern weil man einfach bessere Optionen hat. Solltet ihr mir soweit zugestimmt haben, hat jetzt jeder die Möglichkeit, etwas zu finden, was euch zum Widersprechen und Kommentieren animiert. Ich würde mich über rege Diskussion freuen.
Lieber nicht: |
Besser: |
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Elves of Deep Shadow |
Wenn man nicht gerade Schwarz splashen möchte habe ich die Elves lieber nicht in meinem Deck. Ein Mangel an 1/1 Kreaturen sollte nicht bestehen, und wenn man darauf achtet genug 2-Drops inklusive Fists of Ironwood mitzunehmen, kann man sich das lebende Painland auch sparen. |
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Farseek / Civic Wayfinder |
Dank Convoke ist jede Kreatur ein adäquater Ersatz für die Mana Acceleration des Farseeks. Auch sind 4-Mana-Spells (abgesehen von Scatter the Seeds, in das Farseek nicht accelerated) für Selesnya weniger entscheidend als für andere Gilden. Wenn man dazu bedenkt, dass man nur Plains aus dem Deck holen kann, ist beinahe jedes Signet schlicht besser. Für dreifarbige Decks sind natürlich sowohl Farseek als auch Wayfinder legitimes Manafixing. |
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Golgari Brownscale |
Wie ich diese Kreatur hasse. hasse. hasse. Sorry. Besser richtige Mauern oder vernünftige Angreifer, je nach Ausrichtung des Decks. |
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Screeching Griffin |
Für vier Mana bekommt man einen 2/2 Flieger, der weder die Flugabwehr für das Schwarm-Deck noch die Aggression für das Monsterdeck zustande bringt. Ich überlasse wenn möglich den Griffin den Boros und nehme besser passende Karten. |
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Bramble Elemental |
Bramble Elemental? Zugegeben etwas streng von mir, aber genau wie bei den anderen Karten in dieser Liste gibt es deutlich bessere Optionen, in diesem Fall natürlich die Convoke-Kreaturen. Ich will nicht behaupten, dass es der Bramble Elemental nicht in mein Maindeck schafft, aber ich bin auch nicht traurig, wenn ich anstatt dessen Karten bekommen konnte, die besser ins Gesamtbild passen. |
Als Bonus bekommt ihr hier noch mein erstes Magic Online Ravnica-Draftdeck zu sehen:
Ich würde euch natürlich gerne erzählen, wie toll dieses Deck ist und abgeschnitten hat, aber ich musste mich mit einer mehr oder weniger verdienten 0-2 Niederlage gegen ein aggressives Boros Deck mit Sunhome, Fortress of the Legion, Hammerfist Giant und Char zufrieden geben. Auch wenn mein Deck eine Fülle an guten Karten besitzt, ist nicht wirklich erkennbar auf welche Weise ich gewinnen kann. Wenn meine Flieger nicht zufällig den Gegner umhauen, muss ich mich auf die Tokenproduktion der Evangel verlassen und mit Overwhelm gewinnen.
Die Kreaturenbasis zwang mich leider dazu, Courier Hawk, Elves of Deep Shadow und DREI Golgari Brownscale zu spielen, die gegen die gegnerischen Skynight Legionnaires und Ordruun Commandos leider ziemlich alt aussahen. Was dem Deck fehlt ist primär Scatter the Seeds, was sowohl mit den Armorern als auch für die hier zu teuren Guardians sehr gut gewesen wäre. Ein paar zusätzliche Fatties hätten die Pollenbright Wings auch noch einmal deutlich besser gemacht. Alles in allem hat das Deck weder eine vertrauenserweckende Defensive, noch reicht das Tempo um irgendeinen Gegner wirklich unter Druck setzen zu können. Eine deutlichere Tendenz zu einem der vorgestellten Archetypen hätte also sicherlich nicht geschadet, womit wir ein höchst pädagogisches Ende für diesen Artikel gefunden hätten.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Draften,
SimonG
(sim0n84 auf Magic Online)
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