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Limited
Der Tag der schwarzen Sonne
Prerelease in Hanau
von Sascha Berneaud
03.02.2007

Kurz eine kleine Vorstellung meiner Person: Mein Name ist Sascha, ich bin 28 und Magic-Spieler seit Fallen Empires. Um genau zu sein: eigentlich von Fallen Empires bis Ice Age, und wieder seit Coldsnap, mein Schicksal scheint damit untrennbar mit dem Ice-Age-Block (vergessene Edition, schon klar) verbunden zu sein… Wie kam es dazu?

Nun, begonnen hat alles mit Battle Tech Tabletop. Im Laden „Welt der Spiele“ (Gott hab ihn selig) in Frankfurt am Main kam ich dann in Berührung mit komischen Menschen (und ja, die waren komisch!), die Karten nach rechts gedreht haben. Wie aus Neugier Leidenschaft wird, muss ich dem geneigten Publikum hier ja nicht erzählen. Da Ice Age und mein Abitur ziemlich zeitgleich erschienen und sich danach die Wege der Menschen bekanntermaßen trennen, kühlte auch das Magicfieber mangels Spielpartnern merklich ab.

Doch drehen wir Uhr und Kalender etwas vor in den Herbst 2006. Eine neue Liebe (weiblich, 26) erweckt eine alte (eckig, flach, 13) zu neuem Leben. Um dem neuen, alten Hobby wieder nachgehen zu können, müssen ein paar frische Karten her! Also flugs das Internet nach Händlern in der Umgebung abgesucht und einen hier nicht ganz unbekannten in Hanau gefunden… und da beginnt die Geschichte!

Trotz chronischer Erfolglosigkeit seit dem Time-Spiral-Releaseturnier und einem DCI-Rating in der Nähe der Jahreszahl der Entdeckung Amerikas ließ ich mir das Prerelease am 20. Januar bei JK-Entertainment in Hanau nicht entgehen. Anmeldung war ab 11 Uhr, um halb zwölf waren dann doch schon zehn Leute da und JensK „freute“ sich, dass die Leute immer so früh auftauchen… Bei vielen „local players“ mag das daran gelegen haben, dass nach dem FNM um Punkt 0.00 Uhr die Planar-Chaos-Boosterdrafts begannen und erst um 6.00 Uhr endeten. Davon hatte ich mich zwecks Matratzenhorchdienstes nach einem soliden 1-0-Drop um zwei Uhr morgens verabschiedet – auch wenn „24 Stunden durchdraften“ proklamiert worden war, die Jugend von heute ist eben auch nicht mehr das, was sie mal war.

Dann ging es jedoch Schlag auf Schlag. Der extra um Bierzeltgarnituren erweiterte Laden füllte sich mit am Ende 40 Spielwütigen, darunter auch hessische Größen wie Christian „Hütti“ Hüttenberger, Aaron Brackmann und Felix Fromm, was erste „komm, wir fahren noch schnell ins Lokki, da sind die Siegchancen besser“-Äußerungen provozierte. Mit der Magic-üblichen Verspätung wurden dann die Plätze eingenommen und die Karten ausgegeben. Ich öffnete einen Pool, dessen klare Spoiler Akroma (die gute alte!), und der Zeitzeller (Chronozoa – Verdopplung alle drei Runden) sind, den Rest trage ich eher mechanisch ein, um mich hinterher nicht zu sehr zu ärgern.

Was natürlich nicht gelang, da ich einen wunderbar spoilerfreien Pool bekomme, der mich in ein rot-blaues Deck ohne jegliche Rares zwingt. Beim Blick über den Tisch (zwei goldene Drachen) und nach links (ebenfalls zwei goldene Drachen) beschlich mich ein leicht ungutes Gefühl, auch weil scheinbar jeder wenigstens eine der Akroma-Zwillinge hatte. Es wurde kolportiert, einer habe sogar beide. Na ja, viel Feind, viel Ehr', also bastelte ich was zusammen, was auf Suspend (für die Manakurve) und Burn (für den Gegner) fußt. Das Ergebnis war zwar nicht sonderlich befriedigend für mich, aber ich bin ja nun auch Kummer gewöhnt. So sah es dann aus:
 
lands (17):
9Mountain
8Island

spells (10):
1Empty the Warrens
1Brute Force
1Pyrohemia
1Grapeshot
2Dust Corona
1Fury Charm
2Dead // Gone
1Piracy Charm

creatures (13):
1Firemaw Kavu
1Blood Knight
1Needlepeak Spider
1Simian Spirit Guide
1Dreamscape Artist
1Shaper Parasite
1Veiling Oddity
1Stormcloud Djinn
1Looter il-Kor
1Primal Plasma
1Crookclaw Transmuter
1Viscerid Deepwalker
1Keldon Halberdier

40 cards
 
Mit dem Gedanken „lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen“ wurde noch schnell eine gezubelt (Tabakgenuss) bis jemand „Pairings“ durch den Raum schallen ließ. Also ging ich für Runde eins zur Liste, lächelte und war froh… und es kam schlimmer! Man hofft ja gerade als Spieler auf dem Weg zur Mittelmäßigkeit wenigstens auf Losglück, was ich jedoch hinter meinem Namen las, war „Aaron Brackmann“, Nummer 5 in Hessen. Ich wurde ihm als zweites Frühstück zugelost!!! Ein kurzes Händeschütteln nebst Vorstellung, er packte den Pro-Tour-Block zum Mitschreiben aus – wenig beeindruckend, ich wusste eh, wer da vor mir sitzt – und es ging los.

Würfelwurf, er gewinnt (eh klar), legt erstmal nur Land, ich starte mit Suspend Keldon Halberdier und Looter, was ihm ein „du bist ja ganz schön schnell“ entlockt. Lob aus hohem Munde! Ich krieg ihn bis auf 13 Lebenspunkte runter, bevor wir uns gegenseitig massiv das Board abschießen und er mir mit dem schwarzen Totem den Garaus macht. Im zweiten Spiel bin ich massiv flooded und zieh nix Gescheites, so dass er am Ende locker 2-0 gewinnt. Er ist damit um einen Sieg und ich um eine Erfahrung reicher: So einen Hochkaräter hat man nicht alle Tage vor sich!

Also ab ins Loser-Bracket für Runde zwei, was nicht nur spielerisch unangenehm war, sondern auch bedeutete, auf einem Bierzelttisch spielen zu müssen. Es konnte eh nur besser werden, also frisch ans Werk: Der Würfelwurf geht an mich (nanu?) und ich ziehe eine unheimlich gute Starthand! Mountain, zwei Island, Keldon Halberdier, Viscerid Deepwalker, und die Verschleierte Sonderbarkeit! Seine Miene verfinstert sich, als ich erste Runde Halberdier, zweite Deepwalker und dritte Sonderbarkeit suspende. Zusammen mit dem Looter und dem Firemaw Kavu bedeutet das unblockbares Hauen für 13 in Runde sieben, wovon sich der schwarz-grüne Mann mir gegenüber nicht mehr erholen sollte. Spiel zwei läuft ähnlich (Sonderbarkeit für den Sieg!), dazu kommt noch Empty The Warrens für sechs Tokens, so dass ich 1-1 stehe. Immerhin, ein Achtungserfolg für mich!

Runde drei gegen FNM-Bekannten Christopher Diel, der mich dank Mulligan mit folgendem Mana-Screw im ersten Spiel, dem roten Timmy als Antwort auf den suspendeten Halberdier im zweiten sowie seines ohnehin besseren Decks 2-0 wegputzt. In Runde vier steht ein 1-2 zu Buche: Ich bin flooded im ersten Spiel, gewinne das zweite wieder mit Halberdier und Sonderbarkeit und verliere im dritten knapp. Mit 1-3 droppe ich, um mich den Sideevents zu widmen.

Hier beginne ich dann mit sieben Gleichgesinnten einen Triple-Planar-Chaos-Boosterdraft, unter uns ein extra aus Gießen angereister Spieler, der in seinem näheren Einzugsgebiet nichts gefunden hatte. Hier sollte es dann besser laufen: Firstpick ist ein Rücksichtsloser Wurm, dann kommt Jodah's Rächer von rechts und meine Farben scheinen festzustehen. Als sich nach und nach noch Magus der Arena, die erwähnte unheimlich gute Sonderbarkeit sowie zweimal Aufmischen // Hinfallen dazu gesellen und ich schließlich noch einen Zeitzeller geschoben bekomme, weiß ich, dass meine Farbwahl die richtige war. Heraus kam dabei folgendes Deck:
 
lands (17):
9Mountain
8Island

spells (12):
2Piracy Charm
1Pongify
2Rough // Tumble
1Dead // Gone
1Dust Corona
1Fatal Frenzy
1Shivan Meteor
2Brute Force
1Fury Charm

40 cards
creatures (11):
1Chronozoa
1Jodah's Avenger
1Veiling Oddity
2Primal Plasma
1Reckless Wurm
1Magus of the Arena
1Skirk Shaman
1Simian Spirit Guide
1Stingscourger
1Psychic Membrane

 
[Psychic Membrane = Æther Membrane, f***ing AE]

Mit diesem Deck mehr als zufrieden gehe ich in Runde eins. Es ist zwar wieder rot-blau, aber es gefällt mir deutlich besser. Mein Gegner M***** (Name zensiert, er schämt sich, glaub ich, verloren zu haben) legt in Spiel eins eine Menge Kreaturen mit CiP-Effekten, speziell den Citanul-Holzleser und das gleich dreimal(!) – mit Kicker, um zwei Karten zu ziehen, so dass sich die Bouncemauer (Äthermembran) als klassisches Eigentor erweist und Spiel eins daher zu seinen Gunsten ausgeht.

In Spiel zwei lege ich die Mauer mangels Alternativen in Runde vier und spiele in Response auf sein diabolisches Grinsen die Veraffung (Pongify – die Karte, die neben Todlose Moorleiche endgültig beweist, dass man immer noch Übersetzer bei WotC werden kann, wenn man bei IKEA nicht ins Kreativteam aufgenommen wird wegen zu kruder Namensideen…). So ersetzt eine solide 3/3-Kreatur die Eigentormauer (klingt irgendwie nach abgefälschtem Freistoß). Das Spiel gestaltet sich langwieriger als das erste, unter anderem räumt Aufmischen // Hinfallen das Board komplett leer. Schließlich gewinne ich mit einem Zug, für den mein Gegner mich wohl hasst. Ich spiele Staubkorona (+2/+0) auf Jodah's Rächer, gebe ihm Shadow (damit ist er 5/3) und spiele Tödliche Kampfeslust (verdoppelt seine Power auf 10/3), um M***** seine letzten 10 Lebenspunkte abzuknöpfen. Spiel drei gewinne ich wieder mit Jodah's Rächer, nachdem ich gegen seine Drachenlegende den Shivanischen Meteor topdecke. Ich muss mich zwar mehrfach als Lucker bezeichnen lassen, aber egal, ich stehe 1-0.

Runde zwei gegen Lars, einer der auffallend vielen Langhaarigen auf dem Turnier: In Spiel eins räumt Aufmischen // Hinfallen seine Seite des Boards auf, während mein verdoppelter Zeitzeller und ein veraffter Skirk-Schamane überleben und hauen gehen. In Spiel zwei macht ein fliegendes Ursprüngliches Plasma mit Staubkorona sieben Schaden, das dank Roher Gewalt ein Tot // Weg überlebt. Angesichts eines Rücksichtslosen Wurms und offenbar mangels getopdeckter Alternative schiebt er zusammen, ich stehe 2-0 und zwischen mir und dem Preisbooster steht in Runde drei nur noch Marius, meine FNM-Nemesis, der Freund der schwarzen Magie. Es kommt wie es kommen muss: Er hat scheinbar zehn Von der Wiege ins Grab gepickt und lässt meine Kreaturen sterben wie Eintagsfliegen an Tag zwei, um mir dann mit Crovax und seinen Freunden das Lebenslicht auszupusten.

Er boardet vor Spiel zwei, ich frage: „Boardest du, weil ich dich immerhin auf 18 Leben runtergehauen habe?“ Als Antwort erhalte ich ein Grinsen, irgendwo zwischen süffisant und dreist, packe drei Wehmütige Gedanken ins Deck (zieh zwei, wirf vier ab), aber das hält ihn aber auch nicht davon ab, mich böse zu verhauen. Also gehe ich als Zweiter aus dem Sideevent und bekomme doch noch einen Anerkennungs- (oder Trost-?)Booster zugestanden. Ich lasse Marius wählen, welchen er haben möchte, Ehre dem Sieger eben und sage: „Mach Du die Damnation auf, ich nehme den Torchling!“ Er zieht dann einen Benalish Commander aus der Packung – Kommentar: „Schon wieder! Und das am Tag des Prereleases!“. Daraufhin öffne ich mein Booster und gegen 21 Uhr lacht die schwarze Sonne nochmal über Hanau!
Oh, lucky me!

Obwohl im Vorfeld der Hype um Damnation (und eingeschränkt Extirpate) groß war und fast niemand über andere Karten sprach, bietet Planar Chaos meiner Meinung nach viele weitere spielbare Karten und trotz des Recyclings einige neue Ideen, zum Beispiel diverse Effekte bei Suspend- und Vanishing-Karten. Auch sind einige Kreaturen mit sehr nützlichen Fähigkeiten ausgestattet. Die Möglichkeit, etwas sinnvolles zu ziehen, steigt halt jedes Mal, wenn man für Kickerkosten Karten zieht oder gleich zwei(!) Länder pro Aktivierung aus seiner Bibliothek zieht, auch wenn eines davon geopfert werden muss.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Hütti das Turnier und 24 Booster gewinnt. Bemerkenswert: Felix S., Hanauer Local, als 16. noch mit genau einem Booster bedacht, zieht ganz skilled eine Damnation, ungefähr die Zehnte insgesamt! Die Plätze 17-40 bekommen immerhin noch einen Unhinged-Booster als Trostpreis, was mir einen Tausch später eine weitere textlose Insel für mein Dragonstorm-Deck beschert. Alles in allem ein für meine Verhältnisse erfolgreicher Tag und ein gut organisiertes Event, dem noch ein weiteres Prerelease und natürlich das Release folgen werden. Freuen wir uns also auf einen Foil-Hedge Troll

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