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Extended
PTQ Nürnberg *1st*
von Simon Görtzen
17.01.2008

Hallo liebe Leser! Wer mich kennt, weiß, dass ich ein relativ vernünftiger Mensch und Magic-Spieler bin. Entfernung, Slotanzahl und persönliche Vorbereitung sind ausschlaggebend dafür, ob ich mich aus Aachen aufmache, um mich für eine Pro Tour zu qualifizieren.

Spätestens seit mein Diplom immer näher rückt und Wizards die Level-3-Vergütung abgeschafft hat, gibt es noch weniger Anreiz, sich mal wieder aufzuraffen. Die Ankündigung von elf 1-Slot-PTQs in ganz Deutschland, von denen aber nur einer in NRW ist, und fehlende Zeit während GP Wien und der holländischen 2-Slotter hatten mich sogar schon fast soweit gebracht, diese Qualifikationssaison komplett aussetzen zu wollen.

Nun muss ich aber zugeben, dass ein gewisser Tai Scharfe einen ziemlich schlechten Einfluss auf mich hat. Eben dieser hatte sich in den Kopf gesetzt, von Essen aus so viele PTQs anzusteuern wie eben möglich. Dazu gehörten natürlich auch Nürnberg am letzten Samstag und Hamburg einen Tag später. Das sind über anderthalbtausend Kilometer an einem Wochenende! Was dafür sprach, war die Tatsache, dass wir durch unsere Teilnahme an der Pro Tour Valencia einen gewissen Wissens- und Erfahrungsvorsprung besaßen, und die Teilnehmer an den ersten und sehr frühen deutschen PTQs der Saison noch nicht viel Zeit hatten, sich mit dem Format zu beschäftigen. Dagegen sprach so ziemlich alles andere...

Wie ihr euch denken könnt, saß ich Freitag im Zug, um am nächsten Morgen mit Tobias Henke, Christian Wagner und Tai Scharfe nach Nürnberg zu fahren – am Sonntag wollte HaJo Höh statt Tobi mitfahren, was bedeutete, das wir Samstagnacht zwingend nach Essen zurück mussten.

Im Gepäck hatte ich das beste Deck des Extendedformats: Dredge. Und das, obwohl es noch nicht einmal in der Top 8 aus Valencia auftaucht. Die Pro Tour hat nämlich leider gekonnt verschleiert, dass das jetzige Extended ein per Definition brokenes Format ist. Wie ihr vielleicht wisst, habe ich bei der Entstehung des Enduring Ideal-Decks mitgewirkt, das viele Deutsche in Spanien gespielt haben. Erinnert ihr euch an das Sideboard?

Es wurde schon an diversen Stellen erwähnt, aber ich wiederhole es gerne noch einmal: Wenn man nicht schon im Maindeck spezifische Karten gegen Dredge hat, am besten gekoppelt mit einer schnellen Clock, reichen drei oder vier Sideboardkarten einfach nicht aus, um das Matchup zu gewinnen. Wir haben nicht ohne Grund die sieben besten Karten gegen Dredge sowie ein Target für unsere vier Burning Wish im Sideboard gespielt.

Trotzdem kann ich natürlich diejenigen verstehen, die als erstes aus den Pro-Tour-Listen den Dredgehate gekürzt oder gecuttet haben – immerhin lohnen sich die Sideboardkarten nur, wenn das Deck gespielt wird, und selbst dann will man eigentlich nicht nur für ein Matchup sein halbes Sideboard aufgeben. Da man auch nicht der Dumme sein will, der zwar die Dredgedecks aufhält, aber dann in mehreren anderen Matchups schlecht dasteht, ist die logische und richtige Entscheidung, auf Karten, die fast nur gegen Dredge gedacht sind, zu verzichten, und dafür mit vielseitigeren Karten wie Mogg Fanatic oder Gaddock Teeg das Matchup zu verbessern, oder über Trinket Mage auf Tormod's Crypt oder Living Wish auf Yixlid Jailer eine Silverbulletstrategie zu fahren.

Dementsprechend sahen auch die Listen aus, die in den Staaten erfolgreich waren: Mono-Blau, BGW Tarmofolk und Next Level Blue waren alle primär darauf ausgelegt, Tarmogoyf, Doran, Vedalken Shackles und Counterbalance auszunutzen und gleichzeitig die populären Decks besiegen zu können. Dredge hatte man zwar noch im Hinterkopf, aber es gab immer weniger Leyline of the Void und selten mehr als ein oder zwei Tormod's Crypt. Eine Ausnahme stellte natürlich Affinity dar, das nicht nur den mächtigen Arcbound Ravager im Maindeck sowie Tormod's Crypt im Sideboard spielte, sondern durch Springleaf Drum auch noch ein bisschen gefährlicher wurde. Zu guter Letzt hat Zoo zwar durch Mogg Fanatics und Instantburn diverse Möglichkeiten, gegnerische Bridges abzuarbeiten, aber wenn es um Sideboardkarten gegen Dredge geht, blieb es meist bei Gaddock Teeg und dem vereinzelten Yixlid Jailer.

Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf entwarf ich nach einem Testabend mit Alex Fanghaenel das Sideboard für die Dredgeversion, die ich spielen wollte, übernommen von Mike Ward, der das Deck beim PTQ in Roanoke in die Top-4 pilotierte.


4 Golgari Grave-Troll
4 Stinkweed Imp
1 Golgari Thug
2 Darkblast

4 Putrid Imp
3 Cabal Therapy
4 Careful Study
4 Breakthrough
2 Tolarian Winds

3 Ichorid
3 Dread Return
4 Narcomoeba
4 Bridge from Below
1 Akroma, Angel of Wrath
1 Cephalid Sage
1 Flame-Kin Zealot

3 Flooded Strand
3 Polluted Delta
4 Watery Grave
1 Island
4 Cephalid Coliseum

4 Chain of Vapor
4 Pithing Needle
4 Hurkyl's Recall
2 Darkblast
1 Crippling Fatigue

Das Maindeck spielt extrem viele Dredgekarten und nur die nötigsten Dread Return-Targets, um ganz viele Slots für die Carddrawspells zu haben, die das Deck so degeneriert machen. Abgesehen von der Akroma, von deren Nutzen ich nicht komplett überzeugt war, gefiel mir diese Liste sehr gut, vor allem die Darkblasts und Tolarian Winds im Maindeck. Sich auf Breakthrough zu verlassen, wird mit zunehmender Popularität von Gaddock Teeg schließlich immer riskanter.

Auch der zufällig erscheinende Golgari Thug war beim Testen praktisch, um drei Kreaturen für Dread Return zusammenzubekommen – legt man mit ihm Narcomoeba auf die Bibliothek, bekommt man im darauffolgenden Zug gleich zwei Kreaturen.

Das Sideboard ist einzig und allein darauf ausgelegt, die Antworten der Gegner zu beantworten. Getreu meiner eigenen Überlegungen verzichte ich selbst ebenfalls komplett auf Dredgehate, obwohl Leyline of the Void natürlich auch verhindern kann, dass die eigenen Brücken aus dem Spiel entfernt werden. Das Problem liegt aber darin, dass man ohnehin nur schwer viele Karten boarden kann, gleichzeitig aber so viele braucht, dass man eine realistische Chance hat, diese auch auf der Starthand zu haben. Sonst muss man nämlich im schlimmsten Fall den Drawstep regulär nutzen, und das entspricht nahezu einem Time Walk für den Gegner. Wichtigstes Gebot ist daher, in jedem Matchup die besten Karten gegen alle Bedrohungen des gegnerischen Sideboards einzuboarden – dank immer weniger Leylines und immer mehr Gaddock Teegs ist es inzwischen auch nicht mehr ganz so schwer zu erraten, was der Gegner boarden wird.



Pithing Needle

  • Tormod's Crypt
  • Arcbound Ravager
  • (Mogg Fanatic)
  • (Pernicious Deed)



  • Darkblast

  • Mogg Fanatic
  • Skirk Prospector
  • Yixlid Jailer
  • (Gaddock Teeg)



  • Crippling Fatigue

  • Gaddock Teeg
  • (Meddling Mage)



  • Hurkyl's Recall

  • Tormod's Crypt
  • Arcbound Ravager
  • und die restlichen Permanents des Affinity-Magiers



  • Chain of Vapor

  • Leyline of the Void
  • Gaddock Teeg
  • und alles andere

  • Chain of Vapor ist die Universallösung, die man zwingend braucht, sobald der Gegner Leyline of the Void legt. Auch gegen Gaddock ist sie die Karte der Wahl, weswegen man die Chain bevorzugt gegen BGW Doran hereinboardet, wogegen sie außerdem ab und zu ein Pernicious Deed oder ähnliches bouncen kann. Zwar kann man damit auch so ziemlich jede andere Problemkarte für mindestens einen Zug entsorgen, dafür gibt es aber eigentlich immer bessere Karten. Gegen eine oder mehrere Tormod's Crypt hilft Pithing Needle, die meisten Kreaturen werden von Darkblast gehandlet. Und gegen Affinity, welches dank Ravager, Shrapnel Blast und Crypt, manchmal auch noch Mogg Fanatic, eines der schlechteren Matchups darstellt, hat man Hurkyl's Recall, der erst einmal die gegnerische Seite des Boards auf die Hand zurückbringt – leider für ziemlich teure zwei Mana..

    Samstagmorgen standen wir um 5 Uhr auf, holten Tobi ab und fuhren nach Nürnberg. Fünf Stunden später kamen wir dort an, besorgten uns die fehlenden Karten, und warteten auf den Turnierbeginn, nachdem wir mit Klaus Jöns, Jörg Unfried und Dennis Grudowski schon Draftpläne im Falle eines frühen Ausscheidens gefasst hatten. Ich entschied mich dafür, die Akroma im Deck zu behalten, um auch ohne Bridges ein gutes Dread Return-Target zu haben, vor allem gegen Goblins, Zoo und Tarmofolk. Bei knapp 100 Spielern wurde mir und uns so langsam bewusst, wie bescheuert dieser Trip eigentlich war, ganz zu Schweigen von der geplanten Fahrt nach Hamburg.

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    Runde 1 gegen Markus mit Zoo
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    Ich gewinne den Würfelwurf, und kurz darauf Spiel 1 im dritten Zug, nachdem mein Gegner keinen wirklichen Widerstand leistet.

    Trotzdem bin ich relativ chancenlos gegen seinen guten Start, und schaffe es nicht, gleichzeitig seine Kreaturen zu handlen und vernünftig die Dredge-Engine anschmeißen zu können. Spiel 3 ist dann eine Wiederholung von Spiel 1, nach einem Mulligan und keinem Turn 1-Play gibt Markus auf, als ich mehrere große Trolle reanimiere.

    Matches: 1-0, Games: 2-1

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    Runde 2 gegen Marcus Reissenberger mit Faeries
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    Marcus war sehr nett und hatte außerdem Geburtstag, war aber augenscheinlich nicht besonders erfreut, gegen mich spielen zu müssen. Nach einem Mulligan bei ihm und zweien bei mir beginnt er mit zwei Snow-Covered Islands, muss dann aber schnell gegen meine Tolarian Winds am Ende seines dritten Zuges aufgeben.


      Da ich denke, gegen Mono-Blau zu spielen, boarde ich Pithing Needle gegen mögliche Crypts herein, heraus nehme ich Akroma, Ichorid und zwei weitere Karten, die mir leider entfallen sind.

    In Spiel 2 zeigt sein Deck dann sein wahres Gesicht, und ich werde von lauter Feen, angeführt von Scion of Oona, sowie Ninja of the Deep Hours verhauen, während Marcus auch noch einen Spruch von mir Memory Lapset. Das Problem ist, dass ich trotz Unmengen von Carddrawspells noch keine einzige Dredgekarte gefunden und das ganze Spiel noch nichts gemacht habe! Im Zug vor meinem sicheren Tod habe ich schließlich Breakthrough, Putrid Imp und Pithing Needle auf der Hand, und muss dringend eine Dredgekarte ziehen. Mein Drawstep liefert mir einen Stinkweed Imp, der es gegen die 17 Leben beim Gegner richten muss. Marcus hat drei Handkarten und drei Länder offen, darunter sowohl Minamo als auch Faerie Conclave.

    Um also einen möglichen Counter zu ziehen, spiele ich erst meine Pithing Needle aus, die Marcus netterweise mit Disrupting Shoal für eins countert. Daraufhin kann ich Putrid Imp spielen, Stinkweed Imp discarden, Breakthrough spielen und genug Narcomoeba dredgen, um mit Dread Return auf Flame-Kin Zealot für 21 Schaden anzugreifen, von denen Marcus nur drei verhindern kann.

    Matches: 2-0, Games: 4-1

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    Runde 3 gegen Wadim Reimche mit Tarmofolk
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    Wadim kannte ich schon aus Valencia, wo wir in Runde 1 aufeinandertrafen. Damals spielte er Affinity, heute ist er mit BGW Tarmofolk unterwegs. In Spiel 1 sieht es nach einer Careful Study gut für mich aus, weil ich mit einem Breakthrough im nächsten Zug fast sicher gewinnen kann. Leider habe ich nur ein Land, und ein Birds of Paradise beschleunigt Wadim in Vindicate, so dass ich ohne Mana für mein Breakthrough dastehe. Ich habe jetzt zwei Optionen: Entweder fange ich an, jede Runde eine Karte zu dredgen, und spiele das Spiel ohne Mana weiter, oder ich warte bis ich ein weiteres Land ziehe, und dredge dann direkt massenweise. Da ein einziges Breakthrough schon vier Drawsteps wert ist, entscheide ich mich, auf Land zu warten. Glücklicherweise ist schon die erste Karte, die ich ziehe, meine Insel und kurze Zeit später ist auch dieses Spiel gewonnen. Da kann auch ein Smother von Wadim auf seine eigene Kreatur sein Schicksal nur hinauszögern.

    In Spiel 2 beginnt Wadim mit Therapy auf Putrid Imp, und ich mache in meinem Zug Careful Study, nach der ich Dredgekarten im Friedhof und zwei Breakthrough auf der Hand habe. Leider spielt Wadim noch eine Therapy auf die Chain auf meiner Hand, und legt noch einen Bird aus, der meine Breakthroughs wegnimmt. Unsere Ressourcen sind jetzt schon ziemlich erschöpft, und ich entscheide mich dafür, jetzt einfach jede Runde zu dredgen. Wadim legt zwar noch einen Gaddock Teeg, aber da ich ohnehin auf Ichorid-Zombie-Beatdown umgestiegen bin, stört dieser mich gar nicht. Statt Gaddock mit Darkblast zu erledigen spiele ich sogar Darkblast auf meinen eigenen Ichorid, nachdem dieser vom Gaddock geblockt wurde, um mehr Zombies zu bekommen und meine Brücken nicht zu verlieren. Einen Drawstep später gibt Wadim auf.

    Matches: 3-0, Games: 6-1

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    Runde 4 gegen Michael mit BGW
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    Michael nimmt einen Mulligan, und legt zu Beginn erst einmal Treetop Village. Da ich den Würfelwurf gewonnen habe kann ich aber ein paar Careful Studies später schon mit Flame-Kin Zealot töten, eine Therapy von mir zeigt mir unter anderem Deed, Vindicate, Witness und Hierarch, die aber alle viel zu langsam waren. Augenscheinlich habe ich es mit einem klassischen Rockdeck zu tun, zumindest ist von Dorans nicht viel zu sehen.


    ...und schaue meinem Gegner erst einmal beim Mulligannehmen zu, während sich auf meiner Hand zwei Narcomoebas, Chain of Vapor, Watery Grave, Putrid Imp und zwei Carddrawspells befinden, aber keine Dredgekarte. Wenn mein Gegner nicht so viele Mulligans genommen hätte, hätte ich die Hand gemulligant, weil die beiden Moeben auf der Hand schon fast wertlos sind. Nachdem mein Gegner aber erst mit vier Karten zufrieden ist, gibt es zwei Gründe, diese Hand zu behalten.

    Einerseits sollte mir seine geringe Handkartenanzahl genug Zeit geben, eine Dredgekarte zu finden, andererseits, und das ist viel wichtiger, ist sein aggressives Mulligan nehmen ein Warnzeichen dafür, dass er sich eine Leyline of the Void gesucht haben könnte. Das wertet die Chain of Vapor auf meiner Hand entscheidend auf. Ich entscheide mich also, meine Hand zu halten. Prompt legt Michael seine Leyline auf den Tisch, die ich zum richtigen Zeitpunkt bounce, und kurze Zeit später gewinne, da er ansonsten keinen Widerstand leistet.

    Matches: 4-0, Games: 8-1

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    Runde 5 gegen Alexander Rosenberger mit Affinity
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    In Runde 5 geht es schon um die Wurst, wer hier gewinnt, kann sich sicher in die Top 8 drawen. Leider spielt Alexander Affinity, was mir nicht ganz so lieb ist. Nichtsdestotrotz gewinne ich Spiel 1 problemlos, da ich den Würfelwurf für mich entscheide und Alexander keinen Ravager hat. Ich kann zu diesem Spiel leider nicht viel mehr schreiben, weil auch nicht viel mehr passiert ist. Hat man im ersten Zug Careful Study oder Putrid Imp und kann eine Dredgekarte abwerfen, sind im zweiten Zug Breakthrough oder Cephalid Coliseum schon schnell der Sieg, lediglich manchmal dauert es auch einen Zug länger.


      Für Spiel 2 boarde ich etwas halbherzig nur 4 Recall und eine oder zwei Needles herein, da ich nicht weiß, was mich erwartet.

    Nachdem Alexander aber sowohl Tormod's Crypt als auch Arcbound Ravager ausspielt, und ich in den paar Zügen, die mir bleiben, keinen Recall finde, geht dieses Spiel an Alexander.

    In Spiel 3 beginne ich, und halte eine Hand mit Darkblast und Tolarian Winds. Den Arcbound Worker von Alexander darkblaste ich, und in meinem Zug entscheide ich mich, mit Tolarian Winds auf den Kill zu spielen. Ich finde zwei Moeben, aber leider keine Therapy, sonst hätte ich in diesem Zug gewinnen können. Ein paar Ichoriden und zwei Bridges in meinem Graveyard stimmen aber optimistisch. Leider spielt Alexander sein zweites Land, und nicht nur Arcbound Ravager, sondern auch noch Tormod's Crypt aus.

    Ich weiß nicht ob er sie nachgezogen hat, aber wenn er sie nicht direkt ausgespielt haben sollte, hätte er deswegen fast das Spiel verloren – das würde mich aber wundern. Er entfernt meinen Friedhof und ich stehe mit nicht viel mehr als zwei Narcomoebas da, auf der Hand sind Länder und ein Stinkweed Imp. Ich bringe Alexander damit insgesamt auf 11, muss dann aber in die Defensive gehen, was mit zwei Imps sowie Nadeln auf Ravager und Plating ganz gut funktioniert. Im fünften Extrazug hat Alexander dann noch die Chance, Shrapnel Blast für den Sieg zu ziehen, schafft dies aber nicht.

    Matches: 4-0-1, Games: 9-2-1

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    Runde 6 gegen Sebastian
    Abresch mit Tarmofolk

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    Das Entscheidungsspiel um die Top 8 wurde also um eine Runde vertagt, und ich muss gegen Sebastian Abresch spielen, den ich sonst nur als Coveragemitarbeiter kenne. Er steht 4-1 und ist mit einer Niederlage nicht mehr im Rennen, aber leider brauche ich auch noch einen Sieg in den nächsten beiden Runden.

    Glücklicherweise spielt Sebastian wie so viele das BGW Doran-Deck, wogegen ich ein hervorragendes Matchup habe. Das erkennt man gut daran, dass er zwar beide Spiele anfängt, aber in beiden relativ chancenlos eingeht.

    Auch er hat keine Leylines, sondern hat meiner Erinnerung nach Gaddocks und vielleicht Deeds geboardet, die mich nicht aufhalten können. In mindestens einem Spiel ist hier Akroma wertvoll, die ich als Antwort auf seinen Doran ins Spiel bringe und für Sebastian nicht aufzuhalten ist.

    Matches: 5-0-1, Games: 11-2-1

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    Runde 7 gegen Johannes Aldinger mit Tarmofolk
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    In der Newsmeldung steht, dass Johannes Tarmofolk gespielt hat, wenn ich mich aber richtig erinnere spielte Johannes mit Blau für Counterbalance, da kann ich mich aber auch täuschen, immerhin haben wir gar nicht gegeneinander gespielt. Wir drawen sicher in die Top 8.

    Matches: 5-0-2, Games: 11-2-1

    Leider muss ich während Runde 7 zusehen, wie Tai beim Stand von 5-1 heruntergelost wird und gegen Lukas Tajak mit seinem Affinitydeck verliert, trotz eines ziemlich guten Matchups. Nichtsdestotrotz eine starke Leistung von Tai, der diese in Hamburg noch einmal toppen konnte, als er den PTQ-Sieg nur um ein Match verpasste – und das nach einer Deutschlandreise und zwei Tagen ohne Schlaf! Macht euch schon mal darauf gefasst, dass er auch beim PTQ in eurer Nähe auftauchen wird, koste es was es wolle...

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    Viertelfinale gegen Simon Luposchainsky mit Tarmofolk
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    Noch ein Doran-Spieler! Naja, ich beschwere mich nicht. Im Viertelfinale gegen meinen Namensvetter passiert es das erste Mal, dass ich fast Spiel 1 verliere. Simon startet mit Birds und Confidant, während ich ein bisschen dredge. Im Spiel habe ich Watery Grave und Cephalid Coliseum, und ich brauche das Coliseum zwingend, um nächste Runde einen großen Dredge starten zu können. Leider hat mein Gegner ein Vindicate auf der Hand, was diesen Plan vereiteln kann. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als Simon lieber Doran legt als mir das Land zu zerstören, und ich kann im nächsten Zug Akroma reanimieren, die das Spiel stabilisiert und in zwei Zügen gewinnt.

    Da wir die Decklisten ausgehändigt bekamen, weiß ich, dass Simon drei Living Wish hat, die einen Yixlid Jailer oder Gaddock Teeg tutorn können. Außerdem kann er die restlichen Gaddocks sowie Pernicious Deeds hereinboarden, was mich aber nicht gravierend stört. Etwas mehr Sorgen machen mir die Thoughtseizes und Cabal Therapies, die je nachdem durchaus mal einen Draw von mir zerstören können, wenn man mir den Carddrawspell nimmt. Ich glaube, dass Simon auch mit Thoughtseize in Spiel 2 startet, aber da ich das Spiel auf 17 Leben gewinne, habe ich hier wohl trotzdem wieder ganz schnell gewonnen.

    Matches: 6-0-2, Games: 13-2-1

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    Halbfinale gegen Sven „Real-Silas“ Johnson mit Goblins
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    Sven hat netterweise seine Crypts aus dem Sideboard genommen, er kann jetzt zwar Magus of the Moon oder von mir aus Boil hereinboarden, aber das ist alles viel zu teuer. Am sinnvollsten ist noch die Pithing Needle, die immerhin Putrid Imp und Cephalid Coliseum abstellen kann. Ansonsten muss er sich auf seine acht Sac-Goblins verlassen, Mogg Fanatic und Skirk Prospector. Mich stört zwar, dass ich den Prospector nicht needlen kann, aber dafür habe ich ja vier Darkblast nach dem Boarden und er entfernt ja auch nur ein paar Brücken, und nicht den gesamten Friedhof.

    In den Top 8 hat mein Deck einfach super performt und das sah man auch in Spiel 1 wieder: Ich beginne mit Careful Study oder Putrid Imp, und Sven legt einen Mountain. Nur einen Mountain, keinen Goblin. Ich mache noch einen Carddrawspell und das Spiel ist vorbei.

      Ich boarde nur die beiden Darkblats und eine Needle für Thug, Therapy und Cephalid Sage.

    Spiel 2 ist immerhin interaktiver als das erste, aber irgendwie bin ich auch zu keiner Zeit in Gefahr. Nachdem alle 1/1er abgestellt sind und Sven nur noch einen Warchief im Spiel hat, überrenne ich ihn mit Ichoriden und Zombies.

    Matches: 7-0-2, Games: 15-2-1

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    Finale gegen Lukas Tajak mit Affinity
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    Lukas hat nicht nur Tai besiegt, sondern auch in der Top 8 ganz gut abgeräumt. Als erstes musste Johannes dran glauben, und danach besiegte er Marcus' Faeriedeck, mit dem dieser im Swiss nur gegen mich verloren hatte! In Lukas' Deck erwartete mich natürlich wieder der Ravager und Shrapnel Blast, außerdem Tormod's Crypt im Board. Trotzdem war ich fest entschlossen, zu gewinnen, wobei ich dabei mehr von der Fahrt nach Hamburg abgeschreckt als von der PT-Qualifikation angespornt wurde. (Glaubt mir, das Hochgefühl einer Qualifikation nutzt leider viel zu schnell ab.) Mit diesen Hintergedanken und einer ganzen Menge Zuschauern versammeln wir uns also zum finalen Duell zweier Decks, die jedes für sich einen Developmentfehler von Wizards auf extremste Weise auszunutzen wissen.

    Von einem verlorenen Würfelwurf lasse ich mich nicht demotivieren, genauso wie mir klar ist, dass der Mulligan meines Gegners gar nichts auszusagen hat. Meine ersten beiden Starthände sind unhaltbar, und ich gehe auf fünf Karten herunter, irgendeine Kombination aus zwei Ländern, Bridge from Below, Putrid Imp und einer weiteren Karte, die weder Karten zieht noch Dredge hat.

    Manche Spieler sind schnell geneigt, so eine Hand zu halten, und auf die passenden Karten von oben zu hoffen, aber in diesem Format und bei diesem Powerlevel kann man sich so etwas einfach nicht erlauben. Ich mulligane also auf vier, wozu Lukas noch kommentiert, dass bei vier Karten ja immer noch degenerierte Sachen passieren können. Ich nehme meine Hand auf und erblicke zwei Länder, Golgari Grave-Troll und Breakthrough. Das richtige Play in dieser Situation ist es, auf ein Discardoutlet (Therapy, Imp, Study) zu warten, und dann mit Breakthrough hinterher zu gewinnen – zieht man Tolarian Winds, braucht man noch nicht einmal das. Lukas spielt in Runde zwei keinen Ravager, sondern nur andere Kreaturen aus. Mein Drawstep im zweiten Zug beschert mir einen Putrid Imp, den ich ausspiele, den Troll abwerfe, und ein Breakthrough folgen lasse. Auf diese Weise dredge ich genug relevante Karten, um Lukas im zweiten Zug zu einer Aufgabe zu bewegen.

    Nach meinem Spiel gegen Alexander hatte ich genug Zeit, um mir eine bessere Boardingstrategie gegen Affinity auszudenken, und ich entschied mich dafür, die kompletten acht Karten hereinzuboarden, weil mir nur das ermöglicht, auch mal realistisch auf sie warten zu können, ohne direkt das Spiel zu verlieren. Nun ist es aber so, dass man nicht ohne Weiteres acht Karten aus dem Dredgedeck herausboarden kann, ohne den Kern des Decks zu verletzen...


    Ich gebe zu, dass das reichlich random aussieht, und ich behaupte auch gar nicht, die optimale Lösung gefunden zu haben. Mehr als eine Dredgekarte kann man aber nicht herausnehmen, und die Carddrawspells machen das Deck erst so gut, vor allem suchen sie ja bei Bedarf zusätzlich noch die hereingeboardeten Karten.

    In Spiel 2 nimmt Lukas diesmal Mulligan auf fünf, und ich bleibe bei sechs oder sieben Karten. Nach einer Careful Study spiele ich Cephalid Coliseum, und warte seinen End-of-turn ab, um zu wissen, ob er Ravager oder Crypt hat. Nachdem er weder die eine noch die andere Karte zeigt, aktiviere ich zunächst Coliseum, um anschließend in meinem Zug erst noch eine Sicherheitsnadel auf Crypt, gefolgt von einen Breakthrough zu spielen, nachdem nahezu mein komplettes Deck im Friedhof liegt. Gewinnen ist danach nur noch eine Formalität. Als ich gerade überlege, wie ich es am besten anstelle, erkennt Lukas die Aussichtslosigkeit seiner Lage und reicht mir die Hand zur Aufgabe.

    Matches: 8-0-2, Games: 17-2-1


    Ich muss zugeben, dass ich das ein oder andere Mal sehr gute Dredges hingelegt habe, aber alles in allem hatte ich das ganze Turnier über das Gefühl, ein so viel besseres und oftmals auch konstanteres Deck als meine Gegner zu pilotieren, dass ich nur schwer verlieren konnte. Könnt ihr euch vorstellen, ein Turnier zu spielen, bei dem man jedes Match mit 1-0 startet? Ungefähr so ist es mir mit Dredge gegangen, ich habe alle neun ersten Spiele gewonnen, auch die fünf, in denen meine Gegner begonnen haben – und knapp war es nie, unter 14 Lebenspunkte hat mich kein Gegner bekommen, und davon habe ich mir den meisten Schaden selbst zugefügt.

    Leider macht es gerade diese Degeneriertheit nicht so einfach, Spielberichte zu verfassen, da die Spiele so komprimiert ablaufen, und man eigentlich jede Karte auf der Hand und im Friedhof kennen müsste, um das Spiel wirklich mitverfolgen zu können. Auch das Nehmen von Mulligans und das Sideboarden sind entscheidend für den Erfolg mit Dredge, aber gerade beim Boarden muss man gleichzeitig immer Kompromisse eingehen und richtig antizipieren, was der Gegner auffährt. Daher kann leicht der Eindruck entstehen, ich hätte nur ein paar zufällige Karten aus meinem Deck genommen, was definitiv nicht der Fall war..

    Auch muss ich sagen, dass das Metagame natürlich perfekt für mich war, und Dredgedecks mit meines Wissens gerade mal zwei Spielern deutlich unterrepräsentiert waren. Diese Lücke im Metagame wollte ich ausnutzen, und ich denke, das ist mir ganz gut gelungen – wenn dieser Bericht zumindest eines bei euch hinterlässt, ist es hoffentlich gebührender Respekt vor dem mit Abstand besten Deck im Extended.

    Vielen Dank an alle, die mich in irgendeiner Weise unterstützt haben, mich ständig motivieren und es mir überhaupt möglich machen, diese Ergebnisse zu erzielen: Tai, Alex und Claudia sowieso, Jörg „Ihr habt so dicke Eier!“ Unfried sowie alle anderen Teilnehmer in Nürnberg, und nicht zuletzt euch, immerhin lebt jedes Erlebnis davon, mit wie vielen Menschen man es teilen kann.

    Naja, zumindest die meisten..

    Mit freundlichem G,
    Simon




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