
Grün hat in diesem Format ein schwerwiegendes Problem, und zwar seine Unverträglichkeit mit der stärksten Farbe des Sets: Blau.
Wie oft habe ich schon Drafts mit zwei bis drei blauen Karten begonnen, nur um dann am vierten Pick zu verzweifeln, da die mit Abstand stärkste Karte Cloudcrown Oak war! Diesmal muss man sich also leider entscheiden: Und zwar entweder für solide Karten, die jedes Limited-Deck zum Laufen bringen, in Form von Manafixern, -beschleunigung und soliden Bodenkreaturen gewürzt mit dem einen oder anderen Combat Trick in Grün; oder für Karten, die uns das Spiel durch Karten- oder Tempovorteil oder durch Evasion gewinnen.
In vergangenen Formaten ging oft beides gleichzeitig und man erhielt extrem starke Decks, die völlig ohne Removal 3-0 gehen konnten, konnte man sich doch zur Not auf Bounce und Counter oder sogar auf Persuasion-ähnliches verlassen, um diesen Nachteil zu kompensieren. Heute muss allerdings fair gespielt werden: Entweder die solide Basis, oder die mächtigen Limited-Accessoires.
Glücklicherweise hat Grün im Schnitt die besten Changelings. So sind wir zumindest für einige Rassen offen. Aber wie sieht es mit den Klassen aus? Blenden wir doch noch einmal unsere berüchtigte Übersicht ein:
Lorwyn:
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1 Changeling
7 Warrior
3 Shaman
1 Soldier
2 Sonstige (2 Druid)
|
Morningtide[:
|
1 Changeling
3 Warrior
2 Shaman
2 Sonstige (1 Archer)
|
_ RG-Warrior _
Ein unerwartetes Ergebnis: Die Warriors sind auch hier in der Überzahl. Irgendwer hätte sich doch eigentlich auf Shamans spezialisieren müssen! Uns ist das natürlich gerade recht. Ein RG-Warriordeck hat zwar nur wenige Klassensynergien, die dafür aber zur Höchstform auflaufen – immerhin gelingt es uns leicht, ungefähr 100% Warrior in unserem Deck zu spielen. Dieses von Natur aus aggressive Deck draftet (oh ja, das Deck draftet selbst ) in Lorwyn:
Battlewand Oak (mit Schwerpunkt auf Grün)
Cloudcrown Oak
Elvish Handservant
Fistful of Force (nicht hoch picken – Earthbrawn ist bevorzugt und zu viele Combat Tricks verderben den Brei)
Gilt-Leaf Ambush (nur mit Synergie)
Kithkin Daggerdare (kann man schon spielen)
Lys Alana Huntmaster
Nath's Elite (Ende der Manakurve)
Warren-Scourge Elf (Sideboard)
Woodland Changeling
Spring Cleaning (Sideboard)
_ RG-Klobo _
Ein alternatives RG-Deck spielt viel Manabeschleunigung, um früh Klobos ausspielen zu können. Das Deck draftet sich (diesmal nicht selbst ) sehr straight forward: Ihr braucht Manabeschleunigung und Klobos. Removal sind natürlich immer mit von der Partie, aber auf unnötigen Schnickschnack müsst ihr verzichten, um oft genug den guten Draw mit einigen schnellen Fatties hinzubekommen. Man nehme:
Battlewand Oak (falls sich Stinkdrinker Daredevil nicht lohnt)
Bog-Strider Ash
Cloudcrown Oak
Fertile Ground (gut für Splashes, sonst nicht so wichtig)
Leaf Gilder
Lignify (dank Banneret sogar noch günstiger)
Oakgnarl Warrior
Spring Cleaning (Sideboard)
_ GB-Treefolk _
Recht ähnlich kann ein GB-Deck aussehen. Hier liegt der Schwerpunkt allerdings eindeutig auf Treefolk. Manabeschleunigung ist auch hier nicht zu verachten, rückt aber zugunsten einer normaleren Manakurve etwas in den Hintergrund. Überhaupt beschleunigt man am liebsten mit Bosk Banneret. Der grüne Teil des Lorwyn-Gerüsts sieht so aus:
Battlewand Oak
Bog-Strider Ash (kann man rausboarden)
Cloudcrown Oak
Fertile Ground (falls man noch was gesplasht hat)
Leaf Gilder (als Aushilfskraft)
Lignify
Oakgnarl Warrior (ein 7-Drop muss reichen)
Rootgrapple (Sideboard)
Woodland Changeling
_ BG-Elves _
Die Betonung im vorherigen Absatz liegt auf kann. In Grün-Schwarz fühlen sich nämlich auch die Elfen heimisch. Überhaupt kann es daher passieren, dass man gar kein reinrassiges (im wahrsten Sinne des Wortes) Treefolk- oder Elfendeck bekommt, sondern beide Stämme integrieren muss. Wünschenswert ist das aber nicht. Viel lieber hätte man doch eine reine Elfenarmee, mit Karten wie:
Elvish Branchbender
Fistful of Force (siehe Warriors)
Gilt-Leaf Ambush
Gilt-Leaf Seer (der All-Star mit Kinship, sonst eher mau)
Leaf Gilder
Lignify
Lys Alana Huntmaster
Nath's Elite
Spring Cleaning (Sideboard)
Warren-Scourge Elf (Sideboard)
Woodland Changeling
_ GWb-Good Stuff _
Zu guter Letzt ermöglicht die oben erwähnte hohe Qualität der Changelings wie gehabt ein GWb-Good Stuff-Deck. Man vereint die besten Synergien der verschiedenen Rassen und Klassen in einem Deck und schustert das Ganze mit Changelings zusammen. Heraus kommt ein Midrange-Deck, das den Gegner mit seiner hohen Kartenqualität übermannt – zum Beispiel mit:
Battlewand Oak
Bog-Strider Ash (Leben gainen nicht vergessen)
Cloudcrown Oak
Elvish Handservant
Fertile Ground (nur für den Splash)
Lys Alana Huntmaster
Rootgrapple (Sideboard)
Woodland Changeling
Die meisten Karten sind gut in fast jedem Deck. Trotzdem sollte man aufpassen, dass man keine widersprüchlichen Karten draftet und besonders während der späteren Picks gut aufpasst. Wie gewohnt ist der Trick, sich zum genau richtigen Zeitpunkt zu entscheiden. Man erkennt diesen daran, dass der spezifische Pick in einem Booster viel stärker ist als die flexible Alternative – oder natürlich daran, dass es einfach keine flexible Alternative gibt. Trotzdem sollte man sich nicht durch mangelnde Auswahl allein in einen bestimmten Decktypen drängen lassen.
Manchmal ist es besser, lieber eine Sideboardkarte zu nehmen, die Rare für Tix zu draften oder sogar einen Hatepick zu veranstalten, um danach ungerührt weiterzusurfen. Bis zum Ende der Lorwyn-Booster wird man dies freilich nicht durchhalten können. Mit klaren Vorstellungen betreten wir also das unentdeckte Land. Um den perfekten Ort für seine Siedlung zu ermitteln, wäre eine kleine Übersicht des Territoriums natürlich nicht schlecht! Schreiten wir also zur Tat.
_ Common _
Ambassador Oak
Auch die klobigere Version des Mogg War Marshal liefert einen Haufen Material für wenig Geld. Ein Treefolk und ein Elf – das sollte irgendwie in jedes Deck passen. Zumal sie auch noch beide Warriors sind!
Der 4-Mana-Slot ist häufig überlastet, aber für den Ambassador sollte sich noch ein Platz finden lassen. Besonders gut im Klobodeck, um nicht doch noch von der frühen Offensive überrannt zu werden, aber auch exzellent im Warriordeck. Fast schon ein Changeling und dementsprechend auch im GWb-Good Stuff gut dabei.
Darüber hinaus darf er zumindest mitmachen: Synergetischere Kreaturen wie Lys Alana Huntmaster werden ihm vorgezogen, aber es müsste schon nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn der Ambassador am Ende im Sideboard landet, bietet er immerhin kombinierte vier Power für vier Mana.
Bosk Banneret
Wie soll ein Treefolk-Deck verlieren, wenn das Banneret in Turn 2 kommt? Ohne Evasion ist schon ab dem zweiten Zug kein Durchkommen mehr und selbst diese kann mit vergünstigten Bodenbongos locker geracet werden.
Ohne Treefolk ihr Geld nicht wert, abgesehen vom RG-Klobodeck. Hier vergünstigt man gern auch den einen oder anderen Shaman, hat zudem mit Sicherheit irgendein Treefolk im Deck und ist überhaupt für einen 1/3er für zwei Mana dankbar.
Deglamer
Derlei Effekte gibt es schon genug. Fürs Sideboard reicht einer dieser Sorte. Bevorzugt natürlich einer, der dem Gegner nicht die Chance gibt, das entsprechende Ziel gleich wieder zu topdecken. Allerdings ist er billiger als Rootgrapple und kann im Gegensatz zu Spring Cleaning auch eines der neuen Equipments „vernichten“.
Aber da gibt es nicht viel zu diskutieren: Sobald ihr diese Karte draften würdet, wird wohl keine andere Karte in euren Farben im Booster sein.
Earthbrawn
Viel zu oft werden Riesenwuchs-ähnliche Sprüche verwendet, um einen Abtausch zu verhindern oder um mit einem 2/2er den gegnerischen 2/3er (oder so ähnlich) zu überwinden. Earthbrawn funktioniert ziemlich genau wie eine Giant Growth/Battlegrowth-Splitkarte und hinterlässt uns eine Kleinigkeit, falls wir nur geringe Unterstützung brauchen, um ein Scharmützel zu unseren Gunsten ausgehen zu lassen.
Durch dicke Blocker angreifen oder dem Gegner die fehlenden drei Schadenspunkte in einem Angriff zuzufügen funktioniert desweiteren wie gehabt. Einer der besten Combat Tricks – womit wir schon beim Thema wären: Ein Trick ohne Kreatur im Spiel ist eine tote Karte.
Dementsprechend sollten wir nicht nur genug Kreaturen spielen (ungefähr zwölf Kreaturen mehr als Tricks) sondern auch früh genug eine im Spiel haben. Für Klobodecks also uninteressant, zumal ihre Kreaturen ohnehin groß genug sein sollten. Einen Oakgnarl Warrior in Response auf ein Consuming Bonfire zum 6/8er pimpen zu können ist zwar eine anregende Vorstellung, aber wie sollen wir die zwei Mana für diese reaktive Anwendung noch offen haben?
Elvish Warrior
Der Name sagt alles aus: Er ist ein Elf und er ist ein Warrior. Falls man an einem von beiden Freude hat, kann man nicht viel falschmachen – vorausgesetzt, man hat genug grünes Mana im Deck. Ungefähr zehn Quellen sollten es schon sein, damit man ihn zuverlässig im zweiten Zug legen kann.
Dann erhält man einen der effizientesten Deals, die in diesem Format möglich sind. Viel mehr lässt sich zu dieser Vanilla-Kreatur nicht sagen: Einfach nur gute Kampfwerte im Tausch für ein anspruchsvolles Mana Requirement.
Everbark Shaman
Nette Spielerei für ein Treefolk-Deck. Die Bibliothek wird ordentlich ausgedünnt, für die nachgezogenen Sprüche habt ihr alles grüne Mana der Welt zur Verfügung und nebenbei wird Battlewand Oak ordentlich aufgepumpt. Vor allem im Klobodeck kann die resultierende Manabeschleunigung sogar relevant werden, falls man es hinbekommt, ihn in Turn 6 zu aktivieren.
Falls nicht, bleibt immer noch ein solider 3/5er, durch den so schnell nichts mehr angreifen kann. Leider macht diese Karte kaum etwas besonderes und selbst das ist nicht unmittelbar spürbar. Meist habt ihr in diesem Manaslot bessere Karten für euer Deck. Aber falls nicht, dann nicht verzagen: Der Everbark Shaman macht gern die Runde, um dann doch noch bei euch mitzuspielen.
Fertilid
Kommt nur in fetten Klobodecks so richtig zur Geltung. Turn 3 ausspielen, Turn 4 blocken und Explosive Vegetation simulieren. Ab Turn 5 dann die richtig fetten Bongos ausspielen. Ein etwaiger Splash ist als angenehmer Nebeneffekt gleich mit ermöglicht.
Natürlich muss es dafür optimal laufen. Wenn ihr mit vier Mana und Fertilid den Zug abgebt, wird euer Gegner möglicherweise einfach nicht angreifen. Ihr könnt es euch aber nicht leisten, den Turn ungenutzt verstreichen zu lassen und müsst trotzdem beschleunigen. Dadurch habt ihr virtuell in Turn 3 nichts ausgespielt, dafür aber einige Lebenspunkte gespart, was gegen Beatdown reichen müsste. Für andere Anwendungen zu unbeeindruckend, arbeitslos und der falschen Rasse angehörig.
Game-Trail Changeling
Sehr gute Karte für jedes Deck. Wird im Klobodeck von jedem Vergünstiger unterstützt und macht überhaupt alles mit, egal was man braucht. Alle Rassen, alle Klassen und 4/4 Trample für fünf Mana – das ist für kein Deck zu teuer.
Besonders gut im RG und im GWb, aber das ist kaum relevant: In den anderen Decks ist er fast genauso stark. Immer rein damit.
Luminescent Rain
Eine Karte nur für Lebenspunkte einzutauschen ist fast immer Verschwendung. Gut ist das nur, wenn man wirklich massiv viele Lebenspunkte bekommt. In einem Elfendeck könnte man dies natürlich erreichen. Das bedeutet aber zwangsläufig, dass man schon viele Kreaturen im Spiel hat. Die Lebenspunkte sollte man also kaum brauchen.
Einen Haufen Leben will man eigentlich immer nur dann gainen, wenn man sich gerade im Damage Race befindet (was bei vollem Tisch nur gegen Evasion-Kreaturen möglich ist) oder man arg in Bedrängnis ist, sich durch die zusätzlichen Lebenspunkte aber noch zusätzliche Züge erkauft. Auch das kann mit vollem Tisch eigentlich nur gegen Evasion-Kreaturen der Fall sein. Gegen UW-Airforce also eine annehmbare Sideboardkarte. Ansonsten unbrauchbar.
Lys Alana Bowmaster
Wo wir schon von UW-Airforce sprechen: Diese Karte ist dagegen einfach der König. Selbst im Good Stuff-Deck wird man einige Elfen oder Changelings am Start haben – genug, um den Bowmaster FLAK spielen zu lassen. Selbst falls man keinen ziehen kann, kann man dank Reach auch einfach blocken. Im Testing haben wir schnell herausgefunden, dass UB-Faeries eines der besten Decks ist – und dass es gegen einen aktiven Bowmaster einen sehr schweren Stand hat.
Die meisten anderen Decks zeigen sich von dieser Karte völlig unbeeindruckt. Zum Glück ist der Effekt optional, so dass man nicht seine eigenen Flieger abschießen muss. Gute Sideboardkarte, die ins Maindeck wandern könnte, falls eine beliebige Elfenkreatur irgendwelche Synergien ermöglichen würde. Selbst dann sollte man sie nur aufgrund ihres Potentials maindecken und nach dem Sideboarden gegebenfalls für etwas wie Gilt-Leaf Seer austauschen.
Reins of the Vinesteed
Nur gut in Decks mit vielen kleinen Kooperateuren. Am ehesten käme mir da das Elfendeck in den Sinn, aber auch ein RG-Warriors kann diese Karte durchaus unterstützen. Solide spielbar ist sie allemal, bloß schaffen es im Draft nur die besten ~23 ins Deck.
Zu oft liegen die Reins in der unteren Hälfte eurer gedrafteten Karten oder passen nicht gut ins Deckkonzept. Aber falls ihr sie doch mal spielt, werdet ihr überrascht sein, wie stark sie sein kann. Wenn die verzauberte Kreatur stirbt, müsst ihr nämlich kein neues Ziel für die Reins bestimmen: Wenn der Trigger resolvt, legt ihr sie einfach irgendwem an. Zum Responden ist es dann schon zu spät und der Gegner muss sich erneut mit der nun größeren Bedrohung herumschlagen.
Natürlich könnte er einfach versuchen, alle Kreaturen mit gleichem Typ umzubringen. In diesem Fall könnt ihr wenigstens dank des „may“ beruhigt sein – ihr müsst die Reins nicht an eine gegnerische Kreatur anlegen. 
Falls ihr diese Karte einsetzen wollt, bedenkt aber, dass sie sich wie ein Combat Trick verhält: Im vierten Zug sollte man sicher eine Kreatur im Spiel haben. Für Decks mit wenigen und/oder sehr teuren Kreaturen stellt das eine zu große Herausforderung dar. Und falls die Kreatur gebouncet oder in Response getötet wird, haben die Reins das Nachsehen und gehen direkt in den Graveyard, ohne vorher über Los zu gehen.
Winnower Patrol
Sehr schöne Karte für euer Elfen- oder Warriordeck. Was als solider 3/2er beginnt, gerät recht schnell außer Rand und Band und nötigt dem Gegner harte Antworten – oder das Duell – ab. Im Changeling-Deck kann man es mal versuchen, aber meist hat man zu viele bessere Karten und zu wenige Elfen und Warrior.
Acht Blutsbrüder mögen sich zwar schon ordentlich anhören, aber Kinship wird somit immer noch nur zu 20% ausgelöst. Selbst bei 20 Artgenossen vergrößert er sich nur auf 50%. Aber das ist genug: Wenn er alle zwei bis drei Runden wächst, wird er für das aktuelle Spielgeschehen stets groß genug sein.
Wenn man sich aber nur alle fünf Runden auf einen Bonus freuen kann, sollte man ihn eher als Vanillakreatur betrachten. Lasst aber die Varianz nicht außer Acht: Magic ist ein glücksabhängiges Spiel. Wenn man also nur mit Glück gewinnen kann, weil das Draftdeck einfach nicht mehr hergibt und die Opposition zu versiert ist, so setzt eure Hoffnung auf das Luckout. Besser, sich irgendwie durchzulucken als überhaupt nicht gewinnen können. Mein anstehender Pro Tour Report wird das verdeutlichen. 
_ Uncommon _
Bramblewood Paragon
Wer aufmerksam die bisher besprochenen roten und grünen Commons verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass Warriors die wenigsten Synergien aufweisen. Ein Banneret hier und ein bisschen Kinship da und das war es auch schon. Aber sobald wir in die selteneren Regionen vorstoßen, sieht das schon wieder ganz anders aus.
Der Bramblewood Paragon ist wieder einmal eine Kreatur, die strikt besser ist als Grizzly Bears. Das allein ist für uns ein Zeichen, einmal genauer hinzuschauen – immerhin hätten die Bären historisch betrachtet in vielen Decktypen ihren Platz gefunden. Nicht viel anders verhält sich das mit dem Paragon: Für unser Klobodeck ist er zu unklobig und muss außen vor bleiben. Aaaber: In jedem anderen Deck hat man genug Warriors am Start!
Egal ob Elfen oder Treefolk, die meisten Kreaturen sind Warriors. Was ja auch zu erwarten war: Spellcaster-Klassen wie Schamanen, Kleriker oder Zauberer bestreiten den physischen Kampf eher nicht. Dann schon eher Krieger und Soldaten. Letztere finden sich in der „wilden“ Farbe Grün kaum.
Rot ist militärisch ähnlich unstrukturiert und damit die perfekte Komplementärfarbe für unser grünes Warriordeck, in dem der Paragon so richtig glänzt. Der beste Opener im Testing inszenierte diese Kreatur in einer Hauptrolle: Markus Seine spielte Heritage Druid in Turn 1, Bramblewood Paragon in Turn 2 und in Turn 3 dann doppel Gilt-Leaf Ambush und Wren's Run Vanquisher. Der eine Punkt Mana Burn konnte ihm den Tag auch nicht mehr verderben – mit 15 Power in Turn 3. 
P.S.: Ist auch super im Good Stuff-Deck!
Heritage Druid
Sorgt für sehr explosive Starts. Doch nicht immer explodiert es so krass wie bei Markus – manchmal lässt nämlich auch Melissa De Tora derlei Spielereien raus. Aber Spaß beiseite: Wie schon beim Drag Race geht ein explosiver Start immer mit einem sich rapide leerenden Tank einher. Wenn der Gegner also nicht sehr bald besiegt ist, kommt die wahre Kümmerlichkeit dieses 1/1ers zum Tragen, der ohne Karten, in die man   investieren könnte, zur Vanilla-Kreatur verkommt.
In Elfendecks mag sich sein Body noch synergetisch genug verhalten, aber selbst dort verzichtet man zugunsten von etwas mehr Mid- bis Lategame-Power lieber.
Hunting Triad
Super Karte mit flexiblen Anwendungsmöglichkeiten. Wird man gerade von einer Weenie-Horde in Bedrängnis gebracht, kommen die drei Elfen und halten das Fort. Ist man hingegen selbst in der Offensive, spielt sich diese Karte eher wie ein klobigerer Giant Growth – nur ohne das „until end of turn“!
So oder so nimmt das Spiel eine drastische Wendung. Reinforce 1 ist eine schicke Sache, Reinforce 2 oft schon spielentscheidend – aber Reinforce 3 ist ein wahres Monster. Draften, (richtig) spielen und glücklich sein.
Orchard Warden
Sobald er das Spiel betritt, gehören Damage Races der Vergangenheit an. Selbst wenn eure Hand in Turn 6 schon ziemlich leergespielt ist, dürfte man doch noch ein bis zwei Treefolk nachlegen können, was in Anbetracht ihrer fetten Ärsche durchaus einem zweistelligen Lebenspunktegewinn gleichkommt – und das ohne Investition einer Karte.
Das Spiel artet mit Auftritt des Wardens in eine Materialschlacht aus, in welcher so ein 4/6er selbst keine unbedeutende Rolle spielt. Von einem Gastauftritt ist abzuraten, aber in einem Treefolk-Deck kann man es kaum besser treffen – egal ob von einem GB-Treefolk oder von einem RG-Klobodeck mit Baumvolk-Fokus die Rede ist.
Recross the Paths
Nicht gerade Mana Fixing, da man irgendein beliebiges Land bekommt. In Turn 3 nichts zu legen und stattdessen auf fünf Mana in Turn 4 zu beschleunigen ist außerdem nicht besonders lohnenswert – und selbst wenn: Sobald man das einmal geschafft hat, ist auch relativ egal, ob man diese Karte wieder zurück auf die Hand bekommt.
Der nominelle Kartenvorteil schlägt durch den erhöhten Floodfaktor meistens sogar in Kartenqualitätsnachteil um. Selbst ein verzweifeltes Klobodeck sollte genug 4-Drops haben, um den entsprechenden Zug nicht überspringen zu müssen. Ein einfaches Basic Land tut es also auch- und die finden sich bekanntermaßen unbegrenzt und kostenlos an der Land Station und müssen nicht extra gedraftet werden wie diese Karte hier.
Walker of the Grove
Sehr nett für das RG-Klobodeck. Evoke wird von Brighthearth Banneret ebenfalls vergünstigt, so dass der 4/4er locker schon in Turn 4 das Spiel betreten kann. Und so sollte man diese Karte auch sehen: Entgegen der aufgedruckten Casting Cost ist es ein generischer 4/4er für fünf Mana mit „Kicker“, also extra Lategame-Bonus.
Ein solches Lategame sollte man also erwarten, wenn nicht sogar einplanen, bevor man diese Karte draftet. Besonders für Elfendecks ist sie zu langsam und der Kreaturentyp sorgt oft dafür, dass sie auch im Treefolk-Deck keinen Platz findet. Am besten wäre sie im Elemental-Deck – schade nur, dass das UR ist.
Geht oft um den Tisch, bis es dann vom RG-Klobodeck eingesammelt wird, das diese Karte gut spielen kann, aber nicht muss.
Wolf-Skull Shaman
Da man in Grün eher kein Schamanendeck zustande bekommt, passt diese Karte am Besten in ein Elfendeck. Wieder einmal erhalten wir für  mehr als nur einen Vanilla 2/2er. Ausnahmsweise ist dieses „mehr“ diesmal aber eher quantitativ als qualitativ zu verstehen. 
Selbst das Good Stuff-Deck integriert diese Karte, da es schon reicht, wenn das Kinship einmal zugeschlagen hat. Im Elfendeck artet es natürlich zu einer richtigen Tokenfabrik aus – dass die Token Wölfe sind, haut abgesehen vom Wren's Run Packmaster zwar niemanden um, aber mit multiplen kostenlosen 2/2ern lässt sich immer etwas anfangen.
Am Besten setzt man den Gilt-Leaf Seer ein und generiert jede Runde einen Token: Im Upkeep das Kinship resolven lassen und dann den entsprechenden Elfen mit dem Seer an die zweitoberste Stelle manövrieren, bevor ihr in euren Draw Step geht.
_ Rare _
Chameleon Colossus
Hier zitiere ich am besten Mark Rosewater, der in einer Partie mit von dieser Karte massiv in Bedrängnis gebracht wurde. Denn als er endlich das zweite schwarze Mana zog und den Colossus triumphierend mit seinem Weed Strangle entsorgen wollte, bekam er nur zu hören: „... sorry, R&D added Protection black“, woraufhin ihm nichts besseres einfiel als „They did what?!“
Verständlich: Einen 4/4er für   spiele ich alle Tage. Er ist ein Changeling? Wunderbar, dann harmoniert er perfekt mit jedem möglichen Draftdeck. Schutz vor Schwarz kann natürlich nicht schaden. Aber dann kann er für vier Mana seine Kampfwerte quasi verdoppeln, so dass man ihn nicht totblocken kann – aber auch nicht durchlassen, da man sonst einfach selbst tot ist?
Wenn man so einer Karte drei Fähigkeiten aufdruckt, muss davon einfach eine ein Nachteil sein. Ansonsten passiert so etwas wie das hier: Der beste First Pick für jedes grüne Deck. Selbst für ein Mana mehr wäre er das noch!
Cream of the Crop
Selbst wenn man dazu neigt, diesen Effekt zu vergessen, kann man immer noch multiple Pro Touren gewinnen, es in die Hall of Fame schaffen und die norwegische Staatsbürgerschaft erlangen. Nico Null machte diesem Spitznamen in der letzten Pro-Tour-Top-8 wieder einmal alle Ehre.
Wie es abläuft, wenn man den Effekt nie vergisst, kann sich jeder vorstellen: Man zieht von jetzt an so gut wie jede Runde eine gute Karte – bevorzugt weitere Kreaturen, die den Effekt wiederum auslösen und so weiter. Mit derartiger Kartenselektion kann selbst Gustav Gans auf Dauer nicht mithalten.
Der wahre Spoiler ist diese Karte in einem Midrange-Deck wie Elfen, Treefolk oder GWb-Good Stuff. Ein aggressives Warriordeck plant nicht unbedingt ein, das Spiel in die Länge zu ziehen, bis der Vorteil dieser Karte so richtig greifen kann. Das Klobodeck auf der anderen Seite hat schon genug Lategame-Qualität und würde in Turn 2 lieber einen Manabeschleuniger legen.
Firstpicken würden sie diese Karte nicht unbedingt – wohl aber trotzdem spielen, verursacht sie doch so großen Kartenqualitätsvorteil, dass sie herkömmliche Kartenzieher in den Schatten stellt.
Gilt-Leaf Archdruid
Nur um das vorab klarzustellen: Die gegnerischen Länder wird man im Leben nicht klauen können – es sei denn, eure Elfentoken bekommen etwas Unterstützung von Shields of Velis Vel. Viel eher wird man diese Karte benutzen, um alle Changelings zu Cantrips mutieren zu lassen. Druiden gibt es natürlich auch noch einige:
Sobald man fünf oder mehr davon im Deck hat, kann man den Archdruid im Elfendeck implementieren und die eine oder andere Karte Gewinn machen. Im Good Stuff-Deck geht es mit dem Archdruid hingegen so richtig rund; hier zählt er meist schon als Spoiler. Zählt aber den Booster gut ab: Vielleicht müsst ihr doch erst noch den Game-Trail Changeling nehmen und könnt den Archdruid noch rumgamblen.
Greatbow Doyen
Und ein weiterer Chef der unterrepräsentierten Klassen. Warum hat er nur selbst kein Reach? Naja, das scheint bei den Archern heute im Trend zu liegen. Welche gibt es da überhaupt alle?
Allesamt haben den netten Nebeneffekt, für einen Haufen Schaden schießen zu können – Schaden, der sich auf euren Gegner überträgt. Ihr werdet diesen Typen trotzdem kaum in eurem Elfendeck spielen und schon gar nicht in euer Merfolkdeck einsplashen.
Stattdessen ist auch er wie gemacht für das Good Stuff-Deck. Schonmal einen 8/8 Changeling Titan gesehen, der dem Gegner jede Runde acht Schadenspunkte einpresst, ungeachtet seiner Blockversuche? Das, meine Damen (die Hoffnung stirbt zuletzt ) und Herren, ist Greatbow Doyen.
Vergesst nur nicht, dass der Zusatzschaden erst mit dem Resolven einer Triggered Ability kommt – also lange, nachdem etwaiger tödlicher Kampfschaden auf euch schon resolvet ist. Tödlicher Kampfschaden auf den Doyen macht indes keinen Unterschied: Der Combat Damage ist schon ausgeteilt, also wird auch weitergeballert.
Leaf-Crowned Elder
Sein Kinship erfolgreich auszulösen ist ein Genuss, den ihr euch keinesfalls entgehen lassen dürft. Versuchen könnt ihr das in jedem Nicht-Elfendeck: Es überhaupt nur einmal zu schaffen sorgt direkt für Karten- und Tempovorteil. Auf der PT kam beispielsweise direkt die Thorntooth Witch, gefolgt von einer Nameless Inversion auf das gesamte gegnerische Board.
So gut läuft es nicht immer, aber es ist eigentlich ziemlich egal, was kommt: Zu einem kostenlosen Woodland Changeling sagt man schließlich auch nicht Nein. Darüber hinaus ist er – als wäre diese Fähigkeit nicht schon nett genug, um einer unterdurchschnittlichen Kreatur aufgedruckt zu sein – auch noch ein sehr solider 3/5er für nur vier Mana!
Besser kann es euer Trefolk-Deck nicht treffen... oder euer RG-Klobodeck... oder das GWb Good-Stuff…
Reach of Branches
Ein 2/5er für fünf Mana ist zwar ein netter Verteidiger, alles in allem aber nichts Besonderes. Der zweite hingegen schon – und es hört ja nicht auf! Die Blockerarmee verzögert den Spielverlauf, was dafür sorgt, dass ihr weitere Wälder nachziehen könnt und so weiter. Quasi die Ein-Mann-Armee – wahre HipHop-Freunde werden sich an Azad erinnert fühlen. 
Nichts für aggressive Decks, aber jedes Deck, das gerne 5-Drops ausspielt, wird an dieser Karte seine helle Wonne haben. Denkt nur daran, zuerst möglichst viele Non-Forests auszuspielen und die entsprechenden Landdrops für die Post-Reach-Ära zu reservieren. Und schminkt euch Combo-Anwendungen mit Everbark Shaman ab: Zwar triggert der Reach im Graveyard zweimal, aber wenn ihr ihn in Response auf den zweiten Trigger ausspielt, landet er als neues Objekt im Friedhof und kehrt nicht erneut auf eure Hand zurück.
Davon abgesehen dürft ihr von seiner spontanen Natur natürlich Gebrauch machen, um gegnerische Kreaturen so richtig auflaufen zu lassen.
Rhys the Exiled
Ist dank seiner Regeneration ein hervorragender Blocker, aber aufgrund des massiven Life Swings ein gleich viel besserer Angreifer. Gegen Rhys im Elfendeck bleibt dem Gegner nur noch die Hoffnung, bald eine Kreatur mit vier oder mehr Toughness im Spiel halten zu können, um die Angriffe einzudämmen.
Genug Opfer für die Regeneration dürftet ihr im Elfendeck ja haben. Im entsprechenden Deck eine Maschine, aber auch im Good Stuff noch recht nett, wenn man sich ein wenig Mühe gibt: Mit ihm und einem Changeling blocken und den Changeling nach gestacktem Damage opfern und BAM – 2-1 Kartenvorteil. (Mit etwas Glück jedenfalls.)
Scapeshift
Dünnt massiv aus und sorgt für die perfekte Manabasis, macht aber leider auch Kartennachteil und kostet euch vermutlich einen gesamten Turn. Nett, falls man sich Mutavault raussuchen kann, aber ansonsten doch nur eher was für Constructed-Formate.
Ein splashfreudiges Midrange-Deck, das sich den Kartenqualitätsvorteil über viele Züge verteilt, nun ja, reinziehen mag, kann gerade noch darüber nachdenken. Aber sicher ist sicher – spielt lieber etwas anderes.
Unstoppable Ash
Wirklich unaufhaltbar – und zwar nicht nur er, sondern eure gesamte Armee! Mit +5 Toughness werden eure Kreaturen nicht mehr totzublocken sein. Gleichzeitig sorgt der 5/5 Trampler für vier Mana für große Schmerzen beim Gegner. Perfekt im Warrior-Deck.
Treefolk-Decks haben nicht unbedingt genug billige Kreaturen, um ihn gefahrlos in Turn 4 ausspielen zu können – aber auch später ist es ihnen noch recht. Im Elfen- oder Good Stuff-Deck abhängig davon, wieviele Treefolk/Warrior ihr habt. Acht und mehr wären eine sehr solide Anzahl für diese Beatdownmaschine.
_ Abschließend… _
Damit schließt die Limited-Analyse natürlich noch nicht. Seit Rot wisst ihr, welche möglichen Decktypen es gibt und nun haben wir auch schon so gut wie alle Karten analysiert, aber es fehlen noch die Artefakte und Länder. Bis ich in wenigen Tagen dazu übergehe, habt ihr das Format allerdings schon so gut wie komplett verstanden und könnt das Gelernte auf den baldigen Magic Online-Events und FNMs in die Tat umsetzen – und je nachdem wann die DM stattfinden wird, sogar dort.
In Grün gilt es ab und an zwischen Treefolk und Elfen zu entscheiden, aber manchmal spielt man einfach beides oder dank Changelings sogar alles. Ihr kommt in den Genuss des stabilsten Fundamentes, müsst euch aber für Extravagantes stärker bemühen als andere Farben. Zum Glück können grüne Decks stets besser splashen als andere (wobei Merfolk dem nahekommt) und ihr habt entsprechend die Chance, Removal oder ähnliche Tolle Sachen (TM) zu annektieren.
Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen: Bis die Tage, und dass ihr immer den Dicksten haben mögt! 
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