Da sind wir wieder!
Heute steht im Grunde lediglich ein einziger äußerst umfangreicher und brillianter Spielzug auf dem Programm. Die Rede ist natürlich von der Auflösung des Rätsels von vorletzter Woche. Bevor wir jedoch dazu kommen, noch kurz zwei, drei Worte von mir zum...
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Magic-Magazin _
Nur dass ja keine Missverständnisse entstehen: Ihr, liebe Leser, seid fast alle nicht die primäre Zielgruppe dieser Publikation.
Die Rechnung ist recht einfach: Inhalte ins Internet zu stellen, ist viel (viiieeel) weniger Arbeitsaufwand als bei einer gedruckten Veröffentlichung – geringere Kosten, geringerer zeitlicher Vorlauf. Dadurch kann man hier wesentlicher aktueller sein, aber vor allem auch wesentlich spezialisierter.
Unter denjenigen, die sich regelmäßig auf Magic-Internetseiten herumtreiben, ist der Anteil der bereits recht gut informierten Spieler vergleichsweise hoch. Gratulation! In der Gesamtheit aller Magic-Spieler weltweit seid ihr – was die Expertise betrifft – bereits der Gipfel, die Krönung, die sprichwörtlichen "oberen Zehntausend" oder ganz schlicht die Elite.
Ich selbst habe zwar auch Probleme, diesen Gedanken zu verarbeiten, aber tatsächlich ist es wohl so, dass der Großteil aller Magic-Spieler keine Internetseiten besucht. Und an genau die wendet sich das Magazin. Es geht darum, Leute über Magic zu informieren und möglicherweise dafür zu begeistern, die sich nicht für das neueste Standarddeck interessieren, die mit Draftstrategien nichts anzufangen wissen und die überhaupt noch nicht einmal die Regeln richtig draufhaben. Zumindest anfangs! Tatsächlich ist das Magazin so aufgebaut, dass es die Leser nach und nach an immer komplexere Themen heranführen soll.
Es ist zwar hinter einem grauen Schleier in der hintersten Ecke einer Gedächtnisschublade verborgen, aber wenn ich versuche, mich an meine eigene Anfängerzeit zurückzuerinnern, dann denke ich, dass ich über eine derartige Publikation verdammt froh gewesen wäre. Und in der Tat! – mein Exemplar des Magazins befindet sich mittlerweile in den Händen eines neugierigen Familienangehörigen der entsprechenden Altersgruppe...
Also: Falls ihr nach der heutigen Auslosung solch ein Magazin bekommt, das euch selbst inhaltlich eher kalt lässt, dann gebt es doch jemandem, der sich schon immer fragte, was ihr eigentlich mit "diesen bunten Kärtchen" treibt. Als Mindestes bildet dies eine ordentliche Grundlage für weitergehende Erklärungen... Und neue Spieler kann man schließlich immer gebrauchen!
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Das Rätsel _
Kommen wir nun zum Rätsel. Ihr erinnert euch Ich erinnere euch am besten noch einmal an die Aufgabenstellung:
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Des Rätsels Lösung _
Im Folgenden werde ich euch an die Hand nehmen und gemeinsam mit euch den Zug durchspielen, und zwar sehr detailliert und ausführlich erklärt. Für die eine Hälfte von euch mag das sterbenslangweilig sein (ihr ignoriert bitte die eingeschobenen Kästen), die andere lernt aber vielleicht noch etwas, das auch außerhalb derart konstruierter Situationen hilfreich sein kann.
-Trick #1:
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| Scald hat eine so genannte "ausgelöste Fähigkeit" (triggered ability). Diese wird jeweils erst dann auf den "Stapel" (stack) gelegt, wenn ein Spieler "Vorrang" (priority) erhalten würde. Länder für Mana zu tappen, umgeht dies allerdings. Während man normalerweise erst eine Fähigkeit auf den Stapel legt und deren Kosten bezahlt und dann darüber (also zuoberst) die ausgelösten Fähigkeiten zu liegen kommen, benutzen Manafähigkeiten grundsätzlich nicht den Stapel, sondern werden umgehend bearbeitet.
Man kann sich also alles Mana der Welt aus seinen Inseln ziehen und dann auf die Fähigkeit von Scald mit allerlei Spontanzaubern und aktivierten Fähigkeiten (activated abilities) reagieren, die allesamt verrechnet (resolved) werden, bevor Scald auch nur einen einzigen Schadenspunkt verursacht...
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Auf diese Art ziehen wir uns also das Mana aus allen unseren Ländern bis auf zwei Inseln in den Pool. Danach spielen wir Thirst for Knowledge...
-Trick #2:
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| Zu Thirst for Knowledge gibt es in der Wizards-Kartendatenbank. genau eine offizielle Regelauslegung und die interessiert uns hier…
Official Rulings –
Thirst for Knowledge
01.12.2004 You can discard either one artifact card or two cards which may or may not be artifacts. If you really want to, you can discard two artifact cards.
"Wenn ihr unbedingt wollt, könnt ihr auch zwei Artefaktkarten abwerfen..."
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Demnach werfen wir für Thirst for Knowledge Bösium Strip und Onulet ab.
-Trick #3:
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| Planar Void hat ebenfalls eine ausgelöste Fähigkeit. Anders als beispielsweise Leyline of the Void entfernt Planar Void die Karten erst aus dem Friedhof, nachdem sie dort angekommen sind. Das heißt, man kann auf die Fähigkeit von Planar Void noch mit allerlei Spontanzaubern oder aktivierten Fähigkeiten reagieren, bevor die Karten ins Nirwana verschwinden.
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Bevor die abgeworfenen Karten und der Thirst selbst entfernt werden, spielen wir Corpse Dance, bezahlen die Buyback-Kosten und bringen Onulet ins Spiel. Jetzt aktivieren wir Goblin Welder mit den Zielen Onulet (im Spiel) und Bösium Strip (im Friedhof). Die beiden tauschen ihren Platz und zwei ausgelöste Fähigkeiten gehen ganz oben auf den Stapel – zum einen die des Onulets selbst und die von Planar Void. Die zwei Leben von Onulet nehmen wir natürlich dankbar an und in diesem speziellen Fall sind wir sogar froh darüber, dass Planar Void Onulet aus unserem Friedhof entfernt.
Denn als nächstes spielen wir die aktivierte Fähigkeit von Bösium Strip. Dafür ist es natürlich von höchster Bedeutung, dass die oberste Karte unseres Friedhofs nicht gerade eine Kreatur ist...
Tatsächlich spielen wir nun aber nicht etwa erneut Thirst for Knowledge, sondern zunächst einmal Gush von unserer Hand, und zwar über die alternativen Spruchkosten, indem wir zwei (getappte selbstverständlich) Inseln auf unsere Hand zurücknehmen. Danach ist Gush die oberste Karte unseres Friedhofs und wir spielen sie, die Fähigkeit des Bösium Strips nutzend, ein weiteres Mal.
-Trick #4:
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| Zugegebenermaßen ist das nicht sooo sonderlich trickreich, aber einige sind darauf nicht gekommen, dass man dieses Gush nicht verrechnen, sondern einfach auf dem Stapel belassen kann! (Nachdem man für die Kosten weitere zwei Inseln auf die Hand genommen hat.)
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Stattdessen machen wir weiter mit Thirst for Knowledge.
-Trick #5:
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| Und auch das war nicht jedem klar: Bösium Strip verleiht die Fähigkeit, Sprüche aus dem Friedhof zu spielen, bis zum Ende des Zuges! Wann immer in diesem Zeitraum die oberste Karte eine Hexerei oder ein Spontanzauber ist, kann man diesen spielen, als ob er sich auf der Hand befände. (Dann wird die Karte allerdings aus dem Spiel entfernt.)
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Dieses Thirst for Knowledge zieht uns die letzten drei Karten unserer Bibliothek, darunter Psychatog. Diesen und Riftstone Portal werfen wir ab. Thirst for Knowledge wird (durch Bösium Strip) ganz aus dem Spiel entfernt, ohne dass wir dagegen etwas tun könnten, aber bevor sich Planar Void um die abgeworfenen Karten kümmert, reagieren wir...
Als erstes, indem wir uns aus unseren beiden letzten ungetappten Inseln ziehen (möglich durch Riftstone Portal, welches zu diesem Zeitpunkt ja noch im Friedhof liegt). Das löst zwar wiederum Scald aus, aber darauf reagieren wir natürlich wie bisher auch.
Nun spielen wir Ray of Distortion – wahlweise auf Pithing Needle oder Ivory Mask. Bevor Ray of Distortion verrechnet wird, bringt uns allerdings Havoc auf drei Leben – gut, dass wir die zwei Extraleben vom Onulet eingesackt haben!
Dann spielen wir Ray of Distortion erneut – nicht über seine eigene Flashback-Eigenschaft, sondern mit Hilfe von Bösium Strip (remember Trick #5?). Das spart uns immerhin . Wir zerstören Nadel oder Maske, je nachdem was noch liegt, und gehen auf einen Lebenspunkt.
Außerdem spielen wir Corpse Dance mit Buyback, diesmal um Psychatog ins Spiel zu bekommen.
Zu diesem Zeitpunkt befindet sich von allen bisher erwähnten Karten lediglich noch Riftstone Portal in unserem Friedhof. Gush befindet sich weiterhin auf dem Stapel, Psychatog und Bösium Strip liegen im Spiel, Corpse Dance ist friedlich auf die Hand zurückgekehrt, Thirst for Knowledge und Ray of Distortion wurden durch Bösium Strip aus dem Spiel entfernt und Onulet wurde das Opfer von Planar Void.
Auf unserer Hand hingegen befinden sich die sieben unnützen Bibliothekskarten, insgesamt vier Inseln (von den beiden Gush), Street Wraith, Corpse Dance und Fling.
-Trick #6:
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| Wie anfangs beschrieben (s. Trick #1) interagieren aktivierte Fähigkeiten und ausgelöste Fähigkeiten folgendermaßen: Wir legen die Fähigkeit von Psychatog (Psychatog gets +1/+1...) auf den Stapel und bezahlen deren Kosten (discard a card); anschließend (also ganz oben auf dem Stapel) kommt die ausgelöste Fähigkeit von Planar Void (remove that card from the game) zu liegen.
Glücklicherweise hat Psychatog aber eine weitere Fähigkeit (remove two cards in your graveyard from the game: Psychatog gets +1/+1 until end of turn), die wir nutzen können, um jeweils zwei Friedhofskarten zu entfernen, bevor Planar Void ihrer habhaft werden könnte.
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Wir werfen also eine Karte für Psychatog ab, entfernen diese und das Riftstone Portal für Psychatog. Nun werfen wir zwei Karten ab und entfernen beide, dann werfen wir wieder zwei Karten ab und entfernen sie und so weiter... Diesen Vorgang wiederholen wir so lange, bis wir nur noch Fling als letzte Handkarte übrigbehalten.
Insgesamt haben wir bis dato 13 Handkarten und 14 Friedhofskarten an den Tog verfüttert, sodass dieser eine Stärke von 1+13+14/2=21 aufweist. Nun müssen wir bloß noch Fling spielen und haben gewonnen. Bevor Fling verrechnet wird, erhält unser Gegner zwar zwei Leben durch Warmth, aber 21 Schadenspunkte reichen so oder so aus.
Auf dem Stapel befinden sich am Ende des Spiels: etliche Planar Void-Trigger (die aber ohnehin wirkungslos verpufften, wenn sie an die Reihe kämen), außerdem 29 Triggered Abilities von Scald, unser eigenes Gush und die gegnerische Lava Axe, wovon uns jedes einzelne bereits töten würde – aber wer zuerst gewinnt, gewinnt eben!
Kleingedrucktes: Wann man seine Länder für Mana tappt, ist in Wahrheit relativ egal. Der obige Vorschlag ist lediglich am einfachsten. Auch der Zeitpunkt, an dem man Gush spielt, ist etwas variabel, an anderer Stelle aber komplizierter.
Noch kurz das Mana gezählt:
Insgesamt also 29 Mana, darunter und natürlich ganz viel – passt!
Soweit die eigentliche Lösung. Aber auch ein kleines Ärgernis will ich ansprechen...
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Fehler beim Kompilieren! _
SimonG und ich hatten bei der ursprünglichen Version leider einen Fehler eingebaut. Aus diesem Grund war zuerst von 20 gegnerischen Lebenspunkten die Rede, was ich später jedoch auf 19 korrigierte.
Unser Fehler: Wir hatten vor, Fling zunächst für Psychatog abzuwerfen und anschließend (via Bösium Strip) aus dem Friedhof zu spielen, um so einen Schadenspunkt mehr zu verursachen. Dummerweise pfuscht da dann ausnahmsweise tatsächlich Planar Void dazwischen. Spielt man die Karte, bevor Planar Void sie entfernt, ist der Tog schlicht und ergreifend noch nicht gepumpt. Denn nachdem man Fling abgeworfen hat, sind die obersten beiden Stapel-Einträge wie folgt:
remove that card from the game
Psychatog gets +1/+1 until end of turn
Keine Chance – die ausgelöste Fähigkeit kommt immer vor der aktivierten Fähigkeit (deren Kosten den Auslöser darstellen) an die Reihe.
Interessanterweise ergab sich aber ein Problem: Zumindest anfangs beschwerte sich niemand darüber, dass der Gegner 20 Lebenspunkte hat. Stattdessen beschwerten sich aber hinterher etliche über die Änderung! Und selbst jetzt haben rund 60% aller Einsender exakt den selben Fehler gemacht wie Simon und ich!
Blöde Situation: Ich habe mich dazu entschlossen, all diese Einsendungen als richtig zu werten. Im Grunde haben sie schließlich alle Spielzüge korrekt angegeben (insbesondere auch, dass man Fling aus dem Friedhof heraus spielt, bevor Planar Void ihn entfernt!) – lediglich bezüglich der Auswirkungen ihrer Aktionen haben sie sich geirrt. Zudem eben völlig unnötigerweise, da erst die falsche Aufgabenstellung diese Idee überhaupt ins Spiel brachte.
Ich denke, es ist für alle Seiten einseh- und annehmbar, in diesem einen Punkt dann nicht ganz so pingelig zu sein.
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Die Auslosung _
Es gab dementsprechend 41 richtige Einsendungen. Preise gibt es aber nur für 20 und zwar folgende:
Platz 1 – Ein Abonnement des Magic-Magazins auf Lebenszeit!
Plätze 2 bis 10 – Je eine Ausgabe des Magic-Magazins und ein Magic-Roman (nach Wahl aus dem Panini-Sortiment).
Plätze 11 bis 20 – Je eine Ausgabe des Magic-Magazins.
Nun, seid ihr schon genauso gespannt wie bei der Ziehung der Lottozahlen? Wunderbar! Ich habe hier nämlich auch eine Lostrommel, die sich bereits eifrig dreht. Sammelt euch, holt tief Luft und klickt dann darauf, um zu sehen, wer gewonnen hat:
Je ein Magazin geht an:
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Frank Gerolstein
Gunnar Geißler
Johannes Döllinger
Julius Alves
Marcel Pfaffhauser
Mathias Wigge
Michael Erlmann
Mihael Kodric
Ottmar Keil
Till Prozek
Je ein Magazin und ein Roman gehen an:
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Christian Garling
Christian Schudt
Jacob Schacht
Jan Tomasu
Patrick Schwarz
Sascha Thomsen
Simon Ritzka
Stefan Skowronek
Steffen Becker
Ein lebenslanges Abo des Magic-Magazins gewinnt:
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Markus Sterk
Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner!
Außerdem: Vielen Dank für die Teilnahme an alle die mitgemacht haben, und an Panini für den tollen Preis-Support!
Soweit die Schlussworte. Schaltet auch nächste Woche wieder ein, wenn unser Thema "Draft" heißt.
Bis dahin tappt für euch weiter im Dunkeln...
TobiH
#383
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