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Shardenfreude ist die schönste Freude
von Tobias "TobiH" Henke
01.10.2008

Passend zum Titel beginnen wir doch gleich mal mit dem inoffiziellen Errata der deutschen Karten:

Über-Setzungen

1) Ansteckende Heimsuchungen

Man erkennt es nicht zwingend auf den ersten Blick, aber beides ist die gleiche Karte. Nicht dieselbe wohlgemerkt, aber eben die gleiche. Erkennt man unter anderem an den gleichen Namen.

Nun, nicht so im Deutschen. Da heißt die Version aus O.nslaught nämlich „Anstecken“ und die Neuauflage aus Shards of Alara „Heimsuchung“.


2) Findet den Fehler!

Tja, der deutsche Magier ist leider nicht ganz so listig wie sein englisches Gegenstück, dafür aber umso vergesslicher! Und zwar wisst ihr vielleicht, wann Effekte auf den Stapel gehen, die „zu Beginn des Ziehsegments“ ausgelöst werden. Genau. Nach dem eigentlichen Ziehen.

Besäße die deutsche Version also Gültigkeit (das tut sie nicht!), dann bedeutete dies, dass man bei leerer Hand jeden Zug eine Karte zöge und sie gleich wieder abwürfe. Wer 1999 bereits Standard-Turniere gespielt hat, mag sich hier an den sogenannten „Masticore-Lock“ erinnert fühlen – nur eben ohne den Masticore.


3) Der Kasus macht mich lachen.

Offenbar geht es hier um einen Mann, der den Namen „Seele“ trägt. Falls ihr zufälligerweise solch einen Magic-Spieler kennt... dann hat der jetzt wohl eine neue Lieblingskarte, nicht wahr? Wenigstens gibt es keine Probleme beim Registrieren dieser Karte. Auf der deutschen Kartenliste, die bei Prereleases im ganzen Land ausgeteilt wurde, ist die Grün-Spalte schließlich eh unübersetzt geblieben.

Beim Engel hingegen steckt des Pudels Kern nicht im Pudel (da wo er hingehört!), sondern im Anekdotentext – immerhin ist seine Schwert der Verzweiflung die Bösen. Oder so ähnlich.

Disclaimer: Wer viel mit Text zu tun hat, insbesondere mit viel Text, der weiß natürlich, dass Fehler unvermeidbar sind. Der weiß aber wohl auch, dass die entsprechende Belustigung nie ausbleibt. Bei der fünfstelligen Anzahl Wörter, die Shards of Alara so hat, ist die Quote eigentlich noch ganz okay, denn mehr als die genannten konnte ich zumindest nicht finden.

Prerelease Bad Beats

Ich habe am Samstag Prerelease gespielt, einige Eindrücke gewonnen und auf ganzer Linie versagt. Allerdings hatte ich auch einen Versager-Pool. Ähnlich wie im Simpsons-Sammelkartenspiel scheint bei Shards of Alara nämlich in erster Linie Fett entscheidend zu sein. Mit zwei 5/4ern für dachte ich zwar zunächst noch, relativ gut bestückt zu sein, fühlte mich im weiteren Verlauf des Tages dann aber doch eher wie Magerquark nach der Liposuktion...

Ach ja, und Manafixing ist ebenfalls eine feine Sache. Das Panorama und der Obelisk von Grixis jeweils in zweifacher Ausführung helfen jedoch wenig, wenn man ein Naya-Deck aufgedrängt bekommt.



  • Und wenn man nach einem Mulligan erst im sechsten Zug seinen ersten Wald zieht und bis dahin zwar eine gegnerische Kreatur in den Friedhof geschickt hat, aber da erst seine erste Kreatur ausspielt...

  • Dann ist ein Cruel Ultimatum ganz genau das, was man auf gar keinen Fall auf der Gegenseite sehen will!

    Andererseits – genauso durfte ich feststellen, dass man Cruel Ultimatum auch in anderen Spielsituationen nicht, also im Grunde überhaupt niemals beim Gegner sehen will.



  • Ist zwar nicht mir selbst passiert, qualifiziert sich aber problemlos als Schlag in die Magengrube, den jeder auch aus der Ferne nachempfinden können sollte:

  • Ranger of Eos (die Invitational-Karte von Antoine Ruel) sucht im vierten Zug Wild Nacatl & Wild Nacatl, die bei passenden Standardländern gleich 3/3 sind. Klassischer Fall von Auweia!

    Über so eine Anwendung ließe sich sogar im Standard nachdenken, dort selbstverständlich mit einem Rampant Growth. vorweg, um das Ganze sowohl im dritten Zug als auch sicher mit drei verschiedenen Ländern hinzubekommen.



  • Gerüchten zufolge wurde ein Spiel dadurch entschieden, dass dieses Monster als Reaktion auf seine Comes-into-Play-Fähigkeit abgeschossen wurde. Dann werden nämlich zuerst alle Länder, die bereits entfernt wurden, zurück ins Spiel gebracht (also keine) und dann alle Länder entfernt. Sozusagen für immer.

  • Daher rührt auch der Spitzname, den das Biest umgehend abbekommen hat: Armageddodon!

    Wäre doch bloß Greater Gargadon. noch Standard-legal – damit ließe sich sicher etwas anfangen.

  • Und weiter im Takt: Godsire (nein, das englische Gegenstück zum „Göttervater“ heißt nicht „Godfather“...) ist eine extrem fiese Kreatur. Wer auch immer ihn ausspielt, hat es quasi nicht anders verdient, als dass der Gegner mit seiner eigenen Mythic Rare antwortet...

  • Am besten, wie am Samstag geschehen, mit Sarkhan Vol – Godsire übernehmen, angreifen, einen weiteren 8/8er produzieren... und das Ganze im nächsten Zug gleich noch einmal!

    Zusammengefasst: Timmy lässt grüßen! Fette Kreaturen und mächtige Spells dominierten, acht Mana waren durchaus nicht zu viel. Selbst Zweifarbigkeit mit Splash war extrem selten, stattdessen fing die Farbwahl bei drei an (dort überwiegend die äußerst erfolgreichen rot-grün-weißen Naya-Decks) und endete nur deshalb bei fünf, weil's Farbe Nummer 6 & 7 nun mal nicht gibt. Wenn überhaupt Tempo im Spiel war, dann meist aufgrund eines schnellen Naya-Starts, guten Removals oder einer ungewöhnlichen Häufung von Fliegern.

    Inwieweit dieses Bild des Sealed-Deck-Formats durch den dritten Booster, unzureichenden Durchblick und die geringe Stichprobe verzerrt ist, darüber lässt sich bloß spekulieren. Dass die Vielfarbigkeit abnimmt, steht allerdings zu vermuten und zumindest im Draft wird es wohl auch echte Aggrodecks geben. Darüber dann bei Gelegenheit mehr.

    Under Construction...

    An dieser Stelle werde ich mir einige Rosinen herauspicken, einige Karten, zu deren Chancen im Constructed es etwas Interessantes zu sagen gibt. Nur dass keine Missverständnisse entstehen, natürlich gibt es noch wesentlich mehr Constructed-Taugliches in Shards of Alara!

    Okay, zugegeben. Diese Karte wurde bereits gehypet. Allerdings ging man damals noch davon aus, dass sie bloß kosten würde.

    Mein Argument ist jetzt, dass man sie trotz der Preissteigerung nicht sofort ad acta legen sollte. Und dass man etwas weiter über den Tellerrand blicken sollte. Bisher habe ich im Zusammenhang mit dieser Karte nämlich immer nur von Shriekmaw, Tower Above. und dergleichen gelesen. Aber wo bitte gibt es in Wahrheit die größte Differenz zwischen gedruckten und gezahlten Manakosten?

    Nun, ich arbeite gerade an einem Affinitydeck, welches mit Chrome Mox. und. Springleaf Drum. versucht, die drei Mana bezahlbar zu machen. Denn dann geht's richtig ab: Frogmite, Thoughtcast, Myr Enforcer. – das sind mal eben locker lässig +16/+16 zum Vorzugspreis von nur einem blauen Mana, das, meine Damen und Herren, ist der wahre Grand Slam!

    Dass das Ganze bisher fürchterlich unkonstant ist, lässt sich vielleicht noch ändern, dass es anfällig ist, eher weniger, aber Potenzial... Potenzial für geradezu lächerlich brokene Dinge ist auf jeden Fall vorhanden!

    Über Umwege leidet diese Karte darunter, dass Sensei's Divining Top. im Extended gebannt ist. Denn der Top erhöhte bisweilen die Spielbarkeit von Trinket Mage; einmal, indem Letzerer, falls grad kein anderes Artefakt benötigt wurde, einfach immer den Top suchte (durchaus auch mehrmals denselben), außerdem, indem der Top einen davor bewahrte, nutzlose Silverbullets zu ziehen, und dann noch, indem er einen weiteren Mischeffekt mit sich brachte. Hinzu kommt, dass man im neuen Extended eindeutig weniger auf Pithing Needle. und Tormod's Crypt. angewiesen ist. (Ehemals im Einsatz gegen Pernicious Deed. und Dr.edge respektive.)

    Ansonsten wäre das hier nämlich ein klares One-of für Next Level Blue gewesen. Möglicherweise trotzdem für den Nachfolger. Immerhin kann die Karte in Kombination mit Academy Ruins. reihenweise gegnerische Tarmogoyf. exekutieren und das anders als Engineered Explosives, ohne die eigenen mit ins Grab zu reißen.

    Auch hier geht der Blick sehnsüchtig gen Extended. Schließlich ist dies dort potenziell eine Kreatur, die man im ersten Zug ausspielt! (Was sich notfalls noch forcieren lässt, indem man mehr als vier 0-Mana-Artefakt-Zaubersprüche spielt – zusätzlich zu den zahlreichen 0-Mana-Artefakt-Ländern.)

    Und anders als bei anderen „Wir investieren viel und wenn's schiefgeht, simma tot“-Strategien, gilt hier: Wer es einmal schafft, drei Artefakte ins Spiel zu bringen, schafft es vermutlich noch einmal. Trotzdem muss natürlich gesagt sein, dass man auf die Art Kataki, War's Wage. und Ancient Grudge. in die offenen Arme läuft – weniger freundliche Umarmung als vielmehr Würgegriff.

    Ein Mesmeric Fiend, der nicht (von beispielsweise Mogg Fanatic) totgepingt werden kann und sogar Kampfmindesgewicht auf die Waage bringt? Nur her damit!

    Ob sich im Standard eine Manabasis findet, die diesen Heimatlosen aufnimmt, ist zwar unsicher (im Block gab es immerhin Bestrebungen, ein Aggrodeck mit Nightsky Mimic. zu konstruieren), aber falls Extended-Zoo-Decks tatsächlich weiterhin Schwarz enthalten und falls sich gegnerische Combodecks tatsächlich auf Gaddock Teeg. einstellen, dann wäre dies durchaus eine nette SB-Ergänzung zusätzlich zu Thoughtseize.

    In der schönen neuen Welt bunter Manabasen ist es selbstverständlich denkbar, dass diese Karte demnächst in, sagen wir mal, Doran-Decks auftaucht. Aber auf den ersten Blick sieht mir das nach Quick'-n-Toast-Material aus.

    Und in diesem Zusammenhang lautet die Frage, die sich wie ein Portier in einem piekfeinen Hotel umgehend aufdrängt: Wird diese Karte Kitchen Finks. ergänzen oder gar ersetzen? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, lässt sich quasi in viele Mini-Fragen aufsplitten, deren Beantw.ortung hier zwar nicht erfolgt, die sich aber bereits formulieren lassen:

  • . Macht das Creature-Removal im neuen Standard überwiegend einen Unterschied zwischen Toughness 2 und 4 oder überwiegend nicht?

  • . Mit wie viel 4/4-Figure of Destiny. und Ashenmoor Gouger. darf gerechnet werden?

  • . Wenn man sein Firespout. spielt, wird der Gegner dann einen Mogg Fanatic. zur Hand haben?

  • . Wie schnell ist Aggro – nimmt man lieber den Spatz in der Hand (zweimal zwei Extraleben von den Finks) oder das Nashorn auf dem Dach (x-mal drei Leben vom Mönch)?

  • . Und wird man der folgenden Karte begegnen...?

  • Das wären nämlich schlechte Neuigkeiten für Kitchen Finks, die von dieser Karte geradewegs in den dritten Kreis der Hölle katapultiert würden. (Ihr habt ja alle eure Göttliche Komödie. gelesen, nicht wahr?)

    Dummerweise gibt es wenig andere Persist-Kreaturen und ob das Magma gemeinsame Sache mit einem anderen Burn-Spruch machen will, bloß um Demigod of Revenge. von einem Comeback abzuhalten, ist ebenso fraglich.

    Trotzalledem, wenn diese Karte beispielsweise im Block legal gewesen wäre, dürfte klar sein, dass sie da reichlich Verwendung gefunden hätte. Und die uralte Überzeugung, dass Burn Spieler anzielen können sollte, hat ja gerade erst Skred. eindrucksvoll widerlegt.

    Meiner Meinung nach klar das beste der Charms! Als einziges werden Hexereien und Verzauberungen (ja gut, und. Planeswalker) nicht belangt und ich habe zwar keine großangelegte Studie, aber ich würde schätzen, dass Kreaturen und Spontanzauber (ja gut, und. Länder) die am häufigsten verwendeten Kartentypen sind. Und die werden ja geradezu vorbildlich entsorgt!

    Speziell Kreaturen können sich weder durch hohe Widerstandskraft noch Unzerstörbarkeit noch Regeneration noch Persist noch Schutz vor Schwarz und / oder Rot wehren und selbst Demigods of Revenge. canceln ihre Reunion-Tournee. (Behaupte mal einer, dass das keine. Heavy-Metal-Band sei.) Dazu noch Instant-Speed und eine Casting Cost, die heutzutage absolut bezahlbar ist... Einer der besten Removal-Sprüche überhaupt und das in einer Farbkombination, die das bestimmt zu schätzen weiß.

    Ich hörte nun schon des Öfteren von einem neuen starken Goblin-Deck... (Genau, die Rede ist mal wieder von Extended.)

    Ich weiß zwar nicht, ob das eher in Richtung von „Dirty Kitty“ geht, jenes Combodecks, dessen Antrieb in Fecundity. und Skirk Prospector. begründet liegt, oder ob es sich um eine schwarz-rote Super-Beatdown-Variante handelt, in jedem Fall (aber durchaus in unterschiedlichen Abstufungen je nachdem) ist das eine Überlegung wert: Zwei 1/1-Goblins zum, nun ja, Preis von zwei 1/1-Goblins. Aber eben nur dem Mana nach.

    Schade übrigens, dass Wizards of the Coast davor zurückgeschreckt haben, diese Karte zum „Tribal Instant — Goblin“ zu machen. Ja, ich weiß, der ganze Tribal-Krams beschränkt sich reineweg auf den Lorwyn-Block, aber ich habe schon von mehreren Leuten gehört, dass das Fehlen des Kreaturentyps hier einfach fehl am Platz wirkt. Vielleicht hätte man im Sinne besserer Cross-Block-Synergien eine Ausnahme machen können...?



    Zum Abschluss gibt's heute noch etwas aus der Flavor- bzw. der Kunst-Ecke. Falls ihr euch dafür partout nicht interessiert, könnt ihr hier geradewegs zum Kommentar-Thread. wechseln. Allerdings verpasst ihr dann Karten, die unter Garantie wieder in Decks auftauchen werden...

    Standardländer

    Und zwar haben sich Wizards of the Coast hier etwas ganz besonders Feines einfallen lassen, um die Thematik der zersplitterten Welt und die Verbundenheit ihrer Bruchteile zu den einzelnen Farben darzustellen. Oft werden ja die Standardländer einer Farbe vom gleichen Künstler illustriert (also einer für Ebenen, einer für Inseln usw.) – nicht so diesmal.

    Für Shards of Alara wurden wieder fünf Künstler (in Wahrheit sechs, weil zwei davon fast immer als Duo arbeiten) beauftragt, die jedoch diesmal je zwei Länder der Hauptfarbe und je ein Land der beiden Nebenfarben eines Fragments auf die Leinwand gebannt haben.

    Das Ergebnis ist, dass unter den Ländern eines Fragments teilweise größere Ähnlichkeit besteht als unter ihresgleichen. MAZ ab:

    Bant (Michael Komarck)

    Esper (Chippy)

    Grixis (Mark Tedin)

    Jund (Aleksi Briclot)

    Naya (Zoltan Boros & Gabor Szikszai)

    Damit wäre der Alara-Rundgang fürs Erste beendet. Bis nächste Woche tappt für euch dann mal wieder im Dunkeln...

    TobiH
    #436




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